Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): Kapitel "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" - TEIL 2[von 2] des Kapitels

 

ELEKTRA KING

Ihre Mitarbeiter lassen Sie hier elend verrecken. Die tun so wenig wie ihr damals. Sie und mein Vater.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „Elektra King“ Sophie Marceau ruft „M“ Judi Dench, die in der Gefängniszelle im Istanbuler Jungfrauenturm sitzt, in Erinnerung, dass sie einst nicht unbedingt eine rühmliche Rolle im Zusammenhang mit ihrer Entführung durch Renard gespielt hat; in der Originalfassung sagt Sophie Marceau: „Your people will leave you here to rot just like you left me. You and my father.“)

 

 

RENARD

Sie wollen mich töten? Ich bin doch schon tot.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „Renard“ Robert Carlyle zu „007“ Pierce Brosnan in der unterirdischen Nuklear-Testbasis in Kasachstan; in der Originalfassung sagt Robert Carlyle: „You can’t kill me. I’m already dead.“)

 

 

Many men, many, many, many, many men/Wish death ‘pon me“ (Copyright: 50 Cent – aus dem Song Many Men (Wish Death) vom Get Rich or Die Tryin‘-Album aus 2003) - Irgendwie trachten in Die Welt ist nicht genug eine ganze Menge „Villains“, aber eben nicht nur männliche, nach Bond’s Leben.

In der Elektra King-Geschichte (Anmerkung: Der Name „Elektra“ ist natürlich nicht zufällig gewählt und weist schon im Vorhinein auf eine der populärsten Frauenfiguren der griechischen Mythologie hin, nämlich auf Agamemnon’s Blutrache betreibende Tochter) innerhalb von Die Welt ist nicht genug wird ein entscheidendes Motiv in die Bond-Serie eingeführt, das später dann in dem Mega-Blockbuster Skyfall eine dominante Rolle spielen wird, nämlich jenes, dass „M“ Judi Dench eine „Sünde der Vergangenheit“ einholt.

So wie für den von Javier Bardem verkörperten Ex-MI6-Agenten „Raoul Silva“ in Skyfall eine Entscheidung von „M“ einst schwerwiegende Konsequenzen hatte, die zu einem blutigen Rachefeldzug seinerseits führen (der dort letztendlich auch dem „female M“ Judi Dench bekanntlich das Leben kostet), so tut dies, nämlich: einen blutigen Rachefeldzug herbeiführen aufgrund einer folgenschweren Entscheidung von „M“ in der Vergangenheit, in Die Welt ist nicht genug der Umstand, dass „M“ in der „Entführungssache Elektra King“ deren Vater offenbar davon abgehalten hat, einer Lösegeldforderung nachzukommen, aus dem gleichsam „professionellen Grund“ heraus, den Terroristen Renard damit aus dem Versteck zu locken.

Das „vermeintliche Bond-Girl“ Elektra King, das nicht nur zu einem „bösen Bond-Girl“, sondern gleich zum „main villain“ mutiert („With Elektra, Bond thinks he has found Tracy[„Tracy Bond“ – Bond’s ermordete Kurzzeit-Ehefrau], but he’s already found Blofeld“ – Copyright: Barbara Broccoli), wird von der französischen Schauspielerin Sophie Marceau dargestellt, die ihren Durchbruch, und das als erst 13-Jährige, in den frühen 80ern mit den beiden in Frankreich entstandenen Kult-Teenagerkomödien La Boum – Die Fete (1980; La Boum; Regie: Claude Pinoteau) und La Boum 2 – Die Fete geht weiter (1982; La Boum 2; Regie: Claude Pinoteau) feierte.

Marceau, die vor Die Welt ist nicht genug auch in einem weiteren internationalen Großerfolg zu sehen war, nämlich als „Prinzessin Isabelle“ in Mel Gibson’s multi-Oscar-gekröntem Historien-Film Braveheart (1995), gibt eine überzeugende Hauptbösewichtin ab, eine Art „mörderische Femme Fatale“, zu deren „Powers & Skills“ zweifellos „genius intellect“, „sexual seduction“ und „manipulation“ gehören.

Die vier Pierce Brosnan-Bonds sind, genauso wie die meisten Bond-Filme mit Roger Moore, tendenziell eher „Comic-Thriller“ – deshalb ist es nur konsequent, dass der zweite Bond’sche „main antagonist“ in Die Welt ist nicht genug, der Terrorist „Viktor Zokas“ alias „Renard, the anarchist“, etwas von der „Tragik“ eines Bösewichts in einem Superhelden-Epos an sich hat. Gespielt wird „der Mann ohne Sinne und Schmerzempfinden“, mit dem Elektra King, nicht zuletzt wegen ihres „Stockholm-Syndroms“ (Erklärung siehe im Abschnitt „Der Inhalt von Die Welt ist nicht genug“), kollaboriert und der eben, durch die Kugel von 009, die sich noch immer in seinem Körper befindet, ohnehin einen langsamen Tod erleidet, von dem Schotten Robert Carlyle.

Carlyle, der die Renard-Rolle übrigens bekam, weil Musik-Legende Meat Loaf diese ablehnte, war in den 90ern in zwei britischen „Cult Movies“ zu sehen, nämlich in Danny Boyle’s „black comedy crime film“ Trainspotting – Neue Helden (1996; Trainspotting; literarische Vorlage: Irvine Welsh; Co-Stars: Ewan McGregor & Jonny Lee Miller; Carlyle, McGregor & Miller sind auch gemeinsam in der 2017er-Fortsetzung T2 Trainspotting zu sehen) und in der sozialkritischen Sheffielder Arbeitslose starten plötzlich mit Chippendales-Show durch-Komödie Ganz oder gar nicht (1997; The Full Monty; Regie: Peter Cattaneo). 2003 spielte Carlyle dann Adolf Hitler in der vielbeachteten Filmbiografie Hitler – Aufstieg des Bösen (Hitler: The Rise of Evil; Regie: Christian Duguay), die in den USA entstanden ist.

Als Neben-Bösewichtin, die manchmal auch als „böses Bond-Girl“ tituliert wird, obwohl sie mit 007 keinerlei „sexual contact“ hat, gilt das sogenannte „Cigar Girl“, das im Rahmen der Vortitel-Sequenz(en) von Die Welt ist nicht genug gleich zweimal vorkommt, einmal in den Bilbao-Szenen, wo sie dem Banker Mr. Lachaise ein Messer in den Nacken jagt, und dann natürlich als „Auftragskillerin im roten Leder-Body-Suit“ vor dem MI6-Gebäude, mit der sich Bond die spektakuläre Bootsverfolgungsjagd quer durch London liefert. Dargestellt wird „the assassin under the employ of the terrorist Renard“, die im Grunde „Giulietta Da Vinci“ heißen soll (Anmerkung: Der Name kommt im Film nicht vor – die Bezeichnung „Cigar Girl“, die auch im Abspann angeführt wird, stammt daher, dass „Giulietta Da Vinci“ zunächst als Assistentin des Bank-Direktors auftritt und diesem und Bond Zigarren anbietet), von der Italienerin Maria Grazia Cucinotta, die in zahlreichen Kino- und Fernseh-Filmen mitgewirkt hat, darunter auch in Michael Radford’s melancholischem „Männerfreundschafts-Film“ Der Postmann (1994; Il Postino; Hauptdarsteller: Philippe Noiret & Massimo Troisi) sowie in einer Episode (Titel: „Die schöne Isabella“ – Episode 1.12) der US-TV-Serie Die Sopranos (1999-2007; Originaltitel: The Sopranos; als „Tony Soprano“: James Gandolfini). Maria Grazia Cucinotta soll im Übrigen auch für die Rolle der Elektra King vorgesprochen haben.

Weitere Neben-Bösewicht-Rollen werden von Goldie und Ulrich Thomsen gespielt. Der britische DJ und Musikproduzent Goldie (eigentlich: Clifford Joseph Price), Gründer des Musiklabels Metalheadz Records, verkörpert „Mr. Bullion“, den „gold-toothed bodyguard“ von Valentin Zukovsky (Zukovsky über den Verräter Bullion, den er gegen Ende dann im Istanbuler Jungfrauenturm selbst eliminiert: „Gold-behängter Komiker“), der in Wahrheit aber ein Handlanger von Renard ist. Der Star zahlreicher dänischer Filmklassiker wie Nightwatch - Nachtwache (1994; Nattevagten; Regie: Ole Bornedal) oder Das Fest (1998; Festen; Regie: Thomas Vinterberg), Ulrich Thomsen, agiert ebenfalls als „Elektra King & Renard-henchman“. Bond nimmt den Platz von „Davidov“, so der Name der von dem Dänen gespielten Figur, im Flugzeug nach Kasachstan ein, nachdem er Elektra King’s „head of security“ vom Kofferraum eines Autos aus erschossen hat. Thomsen war in jüngerer Vergangenheit in Produktionen wie der amüsanten, aber letztendlich schwer gefloppten Johnny Depp-Gaunerkomödie Mortdecai – Der Teilzeitgauner (2015; Mortdecai; Regie: David Koepp) zu sehen sowie 2016 in zehn Episoden der TV-Serie The Blacklist (läuft seit 2013) an der Seite von James Spader und Megan Boone.

 

 

 

 

CHRISTMAS JONES

Wenn der gefährlichste Terrorist der Welt mit 6 Kilo waffenfähigem Plutonium herumläuft, kann das nicht gut sein. Ich muss es zurückholen, sonst kriegt man mich am Arsch.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „Dr. Christmas Jones“ zu „007“ Pierce Brosnan, nachdem beide dem „(Schein-)Anschlag“ auf die King’sche Öl-Pipeline entkommen sind; in der Originalfassung sagt Denise Richards: „But the world’s greatest terrorist carrying six kilos of plutonium can’t be good. I have to get it back or somebody’s gonna have my ass.“)

 

 

 

JAMES BOND

Whatever the doctor orders.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „James Bond“ Pierce Brosnan zu „Dr. Molly Warmflash“ Serena Scott Thomas, die, aufgrund der Schulterverletzung, den Gesundheitszustand und die Einsatzfähigkeit von 007 beurteilen soll; in der deutschen Fassung sagt Pierce Brosnan: „Was immer der Doktor verordnet.“)

 

 

Die Kritik war stets wenig gnädig mit der US-Amerikanerin Denise Richards, die in Die Welt ist nicht genug das Haupt-Bond-Girl „Dr. Christmas Jones“ spielt. Das Urteil von Entertainment Weekly aus 2008, Richards wäre „one of the worst Bond-Girls of all time“, ist nur stellvertretend für viele andere Negativ-Urteile.

Peter Debruge vom Variety-Magazin, der, wie bereits zu Beginn des Kapitels zitiert, Richards‘ „Christmas Jones“ als „die am wenigsten glaubwürdigste Nuklear-Physikerin in der Geschichte des Films“ bezeichnet hat, hat außerdem in seiner damaligen Die Welt ist nicht genug-Rezension gemeint, Richards wäre sogar noch schlechter als Elisabeth Shue (bekannt vor allem aus dem Oscar-gekrönten Trinker-Drama Leaving Las Vegas sowie aus der „Spätphase“ von CSI: Vegas) als „Elektrochemikerin Emma Russell“ an der Seite von „Simon Templar“ Val Kilmer im 1997er-The Saint-Remake The SaintDer Mann ohne Namen (Regie: Phillip Noyce).

Denise Richards selbst (absolutes Filmographie-Highlight abseits des Bond-Films: Paul Verhoeven’s brachialer Military-Science Fiction-Action-Film Starship Troopers aus 1997) gab sich im Vorfeld jedoch begeistert von ihrer Christmas Jones-Rolle, für die übrigens damals angeblich auch kurz Superstar Sharon Stone in Betracht gezogen wurde, und bezeichnete „Dr. Jones“ als „brainy“, „athletic“ und, im Gegensatz eben zu Bond-Girls früherer Jahrzehnte, ausgestattet mit „depth of character“[mit „Charakterstärke“].

Nun, Denise Richards bewegt sich in Die Welt ist nicht genug in der Tat schauspielerisch zumeist auf „Seifenoper-Niveau“ und viele Dialoge zwischen ihr und Pierce Brosnan verbreiten unfreiwillige Komik (James Bond: „Was brauche ich, um eine Atombombe zu entschärfen?“/Christmas Jones: „Mich“). Aber dass die Bond-Macher grundsätzlich nicht vorgehabt haben, aus Jones einen allzu ernsthaften oder glaubwürdigen „Character“ zu machen, davon mag die Tatsache zeugen, dass auch „Ginger Spice“ Geri Halliwell und der Beverly Hills, 90210-Star Tiffani Thiessen als „Dr. Christmas Jones“-Kandidatinnen gehandelt wurden. 

Ein Neben-Bond-Girl im klassischen Sinne ist noch die von Serena Scott Thomas dargestellte „Dr. Molly Warmflash“, die als Ärztin in Diensten des MI6 agiert und von 007 verführt wird, damit sie ihn, angesichts der Schulterverletzung, die er beim Sturz vom Heißluftballon hinunter auf den Millennium Dome davongetragen hat, wieder „fit for duty“ erklärt (Reaktion von „Moneypenny“ Samantha Bond auf das Gutachten von Dr. Warmflash bezüglich der „Einsatzfähigkeit“ von 007: „I’m sure she was touched by his dedication...to the job in hand“/deutsche Fassung: „Sie fand es sicher beeindruckend, wie James die Dinge anpackt, die vor ihm liegen“). Die Warmflash-Darstellerin Serena Scott Thomas, die übrigens die Schwester von Kristin Scott Thomas (bekannt vor allem aus Der englische Patient und Der Pferdeflüsterer, entstanden 1996 bzw. 1998) ist, war vor und nach ihrem Bond-Film-Auftritt vor allem in Gastrollen in diversen TV-Serien, wie zum Beispiel dem Don Johnson-Vehikel Nash Bridges (1996-2001), zu sehen. Kinoauftritte hatte die Britin in den letzten fünfzehn Jahren aber auch an der Seite von Bruce Willis in Hostage – Entführt (2005; Hostage; Regie: Florent Emilio Siri) oder in Paul Thomas Anderson’s Krimikomödie Inherent Vice – Natürliche Mängel (2014; Inherent Vice; literarische Vorlage: Thomas Pynchon).

 

 

 

 

JAMES BOND

Folgt nach „Q“ nicht automatisch „R“?

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; Pierce Brosnan zu „Langzeit-Q“ Desmond Llewelyn – in Anbetracht des neuen Quartiermeisters, der in der Gestalt von Ex-Monty Python-Star John Cleese daherkommt; in der Originalfassung sagt Brosnan: „If you’re Q, does that make him R?“)

 

 

Der „Langzeit-Q“ Desmond Llewelyn (1914-1999), der es in siebzehn Filmen mit fünf verschiedenen 007-Darstellern zu tun bekommen hat, fand stets nur lobende Worte für Pierce Brosnan und verglich diesen immer mit seinem persönlichen Lieblings-Bond Sean Connery. Obwohl es in Die Welt ist nicht genug zu so etwas wie einer „eindeutigen Abschiedsszene“ zwischen Bond und „Q“ kommt und mit „R“ John Cleese sozusagen ein Nachfolger in die Serie eingeführt wird, hat Llewelyn auch noch kurz vor seinem Unfalltod, er starb etwas über drei Wochen nach der UK-Premiere (26. November 1999) von Die Welt ist nicht genug bei einem Autounfall in der britischen Stadt Berwick in East Sussex, betont, dass er die Rolle des „Q“ so lange spielen werde, „so lange die Produzenten [ihn] wollen und der Allmächtige nicht“ (Anmerkung: Ob es wirklich noch zu einem weiteren Auftritt von „Q“ in der Gestalt von Llewelyn, beispielsweise als eine Art „Senior-Sidekick“ von „R“, gekommen wäre, bleibt, angesichts all der offensichtlichen „Weichenstellungen in Richtung Zukunft“ in Bond Nummer 19, natürlich dahingestellt).

Eines der absoluten Highlights von Die Welt ist nicht genug, ein veritabler Magic Moment, ist folglich der letzte Dialog zwischen einem Bond-Darsteller, in dem Fall eben Pierce Brosnan, und dem wohl populärsten Darsteller einer der sicherlich populärsten Nebenfiguren der Filmgeschichte Desmond Llewelyn. Der Dialog findet während der „Erörterung der Gadgets“ durch den Q-Nachfolger „R“ im „MI6 Headquarters“ in Schottland statt:

 

Q

Jetzt hören Sie mal, 007! Ich dachte, zwei Dinge hätten Sie von mir gelernt. Erstens: Niemals zeigen, dass Sie verwundbar sind.

(Now, pay attention, 007! I’ve always tried to teach you two things. First: Never let them see you bleed.)

 

 

JAMES BOND

Und zweitens?

(And the second?)

 

Q

Immer einen Fluchtweg offenhalten.

(Always have an escape plan.)

 

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; Nach dem Satz „Immer einen Fluchtweg offenhalten“ verschwindet „Q“, durch eine im Bild nicht sichtbare Vorrichtung, über den Fußboden des schottischen Schlosses aus Bond’s Blickfeld)

 

 

 

Der neue Quartiermeister „R“, der im Grunde nur in Die Welt ist nicht genug von 007 im Rahmen des weiter oben zitierten Scherzes „R“ genannt wird und in Stirb an einem anderen Tag dann ganz offiziell als der neue „Q“ gilt, wird von Monty Python-Legende John Cleese gespielt. Cleese, einer der populärsten Komiker, die Großbritannien je hervorgebracht hat, legt seinen Auftritt als „R“ betont „Monty Python-mäßig“ an, soll heißen: Cleese, der, abseits der drei großen Monty Python-Filme (1975: Die Ritter der Kokosnuss; 1979: Das Leben des Brian; 1983: Der Sinn des Lebens), beispielsweise auch Hauptdarsteller und Co-Autor einer der genialsten britischen Filmkomödien aller Zeiten, nämlich Ein Fisch namens Wanda (1988; A Fish Called Wanda; Regie: Charles Crichton; Co-Stars: Jamie Lee Curtis, Kevin Kline & Michael Palin), ist, spielt die „R“-Rolle mit all jenen „John Cleese’schen Manierismen“, die man von ihm sowohl aus dem Flying Circus (Sketch-Reihe; 1969-1974) als auch aus diversen anderen Werken wie etwa Wilde Kreaturen (1997; Fierce Creatures; Regie: Fred Schepisi & Robert Young) oder Rat Race – Der nackte Wahnsinn (2001; Rat Race; Regie: Jerry Zucker) kennt. 

Was die in Die Welt ist nicht genug verwendeten Gadgets betrifft, so benutzt Bond zunächst einmal, im Büro des Bank-Direktors Mr. Lachaise, eine Brille als Fernzündung für eine Bombe, die sich in seiner Walther P99 befindet, die er dort den Sicherheitsleuten übergeben muss und die dann auf dem Bürotisch von Lachaise liegt.

Besonders spektakulär ist natürlich das Rennboot, das 007 aus den Räumlichkeiten der „Q-Abteilung“ entwendet, welches aber „Q“ selbst gehört, und in dem er sich dann die Bootsverfolgungsjagd mit dem „Cigar Girl“ liefert. Das Boot, auch: Q-Boat, verfügt augenscheinlich über einige Waffensysteme, von denen aber nur die Torpedos zum Einsatz kommen, sowie über GPS. 

Bond’s Dienstwagen, diesmal, was wiederum dem im GoldenEye-Kapitel erwähnten „BMW-3-Picture-Deal“ geschuldet ist, ein BMW Z8. Der Z8, der über den Autoschlüssel ferngesteuert werden kann, verfügt über eine Titan-Panzerung, über eine Alarm-Anzeige, über Raketen und, wie „R“ 007 mitteilt, über gleich „sechs Getränkehalter“.

Im Rahmen einer fast Slapstick-artigen Sequenz führt „R“ John Cleese auch die Funktion der Jacke mit aufblasbarer Schutzhülle für zwei Personen vor, die Bond dann am Ende der „skiing chase sequence“ im Kaukasus verwendet, nachdem er und Elektra King unter Schneemassen begraben wurden.

Eher mehr als „gelungener Casino-Gag“, denn der Agent benutzt sie bei seinem Besuch in Zukovsky’s L’Or Noir Casino in Baku, fungiert dann die Röntgenbrille zur Waffenerkennung (auch: „X-Ray-Specs“), mit der Bond eben nicht nur Waffen unter Anzügen etc. erkennen kann, sondern natürlich auch die Unterwäsche von Männern und Frauen, die sozusagen in den Fokus der Röntgenbrille geraten.

Beim Einbruch in „Elektra’s Office“ in Aserbaidschan verwendet 007 eine Kreditkarte mit integriertem Dietrich.

Bond’s Armbanduhr, wiederum eine Omega Seamaster, verfügt über eine ausnehmend starke Mini-Seilwinde, mit der man sich, nachdem sie „abgefeuert“ wurde, mühelos irgendwo hochziehen kann. Der Agent setzt sie in der unterirdischen Nuklear-Testbasis während des Fights mit Renard und dessen Handlangern ein.

Bevor Bond im schottischen MI6-Hauptquartier seine Unterredung mit „Q“ und „R“ hat, wird er noch Zeuge davon, wie ein Mitarbeiter der Q-Abteilung eine „Gun-Bagpipe“, einen Dudelsack mit Schuss- und Flammenwerfer-Funktion, ausprobiert.

 

 

Die Weltpremiere von Die Welt ist nicht genug fand am 8. November 1999 im heutigen „Fox Village Theatre“ in Westwood, Los Angeles, statt. Unter den Anwesenden war auch Pierce Brosnan’s zukünftige Ehefrau, die Journalistin Keely Shaye Smith - das Paar heiratete 2001. Die Produktionsfirma MGM war zeitgleich eine Art „Marketing-Partnership“ mit dem Musiksender MTV eingegangen, um den „old-fashioned Secret Service agent“ James Bond der amerikanischen Jugend vorzustellen. Gesendet wurde auf MTV schließlich über 100 Stunden an „Bond-related program“, präsentiert von Denise Richards.

Der 19. Bond-Film spielte, bei Produktionskosten von circa 135 Millionen US-Dollar, weltweit etwa um die 361 Millionen US-Dollar wieder ein. Mit dem inflationsbereinigten Einspielergebnis von über 491 Millionen US-Dollar belegt Die Welt ist nicht genug mittlerweile Platz 16 der James Bond-Box Office-Rangliste.

Das Werk gilt heutzutage, innerhalb der wichtigsten Rankings, tendenziell eher als „unterdurchschnittlicher Beitrag“ zur Bond-Serie (Entertainment Weekly 2006: Platz 21; MI6-HQ.com 2011/12: Platz 16; 007-Magazine 2012: Platz 16; Rolling Stone 2012: Platz 20; „50 Jahre James Bond-Sonderheft des Stern 2012: 3 von 5 Sternen - „solide“ ), der aber 1999 dennoch einen prominenten Fürsprecher fand, nämlich den US-Star-Kritiker Roger Ebert, der den Film in der Chicago Sun-Times mit 3 ½ von 4 möglichen Sternen bedachte und meinte, Die Welt ist nicht genug sei ein „splendid comic thriller, exciting and graceful, endlessly inventive“.

  

Trotz wahrlich „exzessiver Action-Szenen“ (man denke nur an das Stunt-Show-artige Geschehen bei Zukovsky’s Kaviar-Fabrik!), die James Bond 007, so wie das in allen Brosnan-Bonds der Fall ist, automatisch wiederum zu einer Art Comic-Helden machen, ist Die Welt ist nicht genug der vielleicht beste und überzeugendste Auftritt von Pierce Brosnan als Doppel-Null-Agent, denn: Brosnan schafft es in seinem vorletzten Einsatz als „Geheimagent im Auftrag Ihrer Majestät“, die James Bond-Figur sogar als so etwas wie eine „conflicted persona“ zu spielen, die sich zwischen den mittlerweile „leicht abgedroschenen Mätzchen und Eskapaden“ der Roger Moore-Ära und der „grimmigen Ernsthaftigkeit“ der damals bevorstehenden Daniel Craig-Ära bewegt – und dabei ab und an sogar noch etwas von der Timothy Dalton-artigen „Toughness“ besitzt.

Aber, um ehrlich zu sein: Brosnan hatte 1999 noch einen zweiten, viel besseren, Film als den Bond-Film am Start, nämlich John McTiernan’s exzellentes Remake des Steve McQueen-Faye Dunaway-Klassikers Thomas Crown ist nicht zu fassen (1968; The Thomas Crown Affair; Regie: Norman Jewison). Und in Die Thomas Crown Affäre, so der deutsche Verleihtitel von 1999, lieferte Brosnan zusammen mit seiner Kollegin Rene Russo nichts weniger als eine der besten Liebesszenen der Filmgeschichte ab!

 

 

(ENDE von TEIL 2[von 2] des Kapitels; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 10.10.2019)