Ausschnitt aus "SIX MOVIES TO BE MURDERED BY - DAS KINO DES ALFRED HITCHCOCK": "VERTIGO - AUS DEM REICH DER TOTEN / VERTIGO" (Teile 1.1 - 1.8.2)

 

VERTIGO – AUS DEM REICH DER TOTEN (1958) 

(Originaltitel: VERTIGO)

 

 

 

Gestern Nacht träumte ich, ich wär wieder in Manderley. Ich stand vor dem eisernen Gitter der Einfahrt. Erst konnte ich nicht hineingelangen, denn der Weg war mir versperrt. Dann aber besaß ich plötzlich, wie alle Träumenden, übernatürliche Kräfte, und wie ein körperloses Wesen ging ich durch das Hindernis hindurch. […] Wir kommen nie wieder nach Manderley zurück, das ist gewiss. Aber im Traum zieht es mich immer wieder dorthin, zurück zu diesen seltsamen Tagen meines Lebens, die damals in Südfrankreich begannen

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Letzte Nacht hatte ich wieder einen Monica Bellucci-Traum. Ich war in Paris wegen eines Falls. Monica rief an, sie hat mich um ein Treffen in einem bestimmten Café gebeten. Sie sagte, sie müsse mit mir reden. […] Monica war wirklich charmant. Sie hatte Freunde mitgebracht, wir tranken alle Kaffee. Und dann sagte sie diese uralten Worte: `Wir sind wie der Träumer, der träumt und dann in seinem Traum lebt`. Ich sagte ihr, dass ich verstehe. Und dann sagte sie: `Aber wer ist der Träumer?` Mich überkam ein mächtiges, unbehagliches Gefühl

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This magic moment / So different and so new / Until I met you / And then it happened / You took me by surprise / I knew that you felt it too / I could see it by the look in your eyes / Sweeter than wine / Softer than a summer’s night

 

(ZITAT 1: aus Alfred Hitchcock’s Rebekka, der „picturization of DAPHNE DU MAURIERS celebrated novel“, wie es im „Rebecca“-Vorspann heißt; bei der Passage handelt es sich um ein Voiceover von Joan Fontaine ganz zu Beginn des Films - bevor sozusagen die angesprochene „Vorgeschichte in Südfrankreich“ einsetzt und Fontaine ihren zukünftigen Ehemann, den „suicidal“ / lebensmüden „Maxim de Winter“ Laurence Olivier, davor bewahrt, sich im Urlaub in Monte Carlo von einer Klippe hinunter ins Meer zu stürzen; in der Folge wird sie dann auch zu „Mrs. de Winter“ und zieht auf sein Anwesen Manderley, einem „prachtvoll-düsteren Gemäuer“, in dem aber de Winter’s verstorbene Ehefrau „Rebecca“ noch allgegenwärtig zu sein scheint; // ZITAT 2: der „Jimmy Stewart from Mars“, David Lynch, erzählt, als hochrangiger FBI-Mann „Gordon Cole“, einigen FBI-Leuten in der 14. Folge der TV-Serie Twin Peaks: A Limited Event Series (2017), betitelt mit „WE ARE LIKE THE DREAMER“, einen „Monica Bellucci-Traum“, der ihn nach Paris geführt hat und bei dem ihm „unbehaglich“ geworden ist – für Hitchcock war das kosmopolitische San Francisco, das die Kulisse für „Vertigo“ bildet, so etwas wie „das Paris Amerikas“; // ZITAT 3: aus den Lyrics von Lou Reed’s „This Magic Moment“, einem Soundtrack-Beitrag zu Lynch’s Lost Highway (1997), einem Film, in dem unter anderem auch mit Motiven von „Vertigo“ gespielt wird; // Hitchcock’s legendärer „YOU WANT TO MAKE HER SUICIDE BLONDE“ (Copyright: INXS)-Thriller Vertigo – Aus dem Reich der Toten, einer der geheimnisvollsten & faszinierendsten Filme, die je gedreht wurden, hat, wie mitunter auch „Rebecca“ von 1940, durchgehend etwas Traumähnliches & Hypnotisches an sich, wobei das Werk teilweise so „unbehaglich & düster“ daherkommt, dass „Hitch’s“ Psycho dagegen fast als „ein durchaus heiterer Film“ erscheint; David Lynch hat sich ja in seinem Werk, sowohl in der Twin Peaks-TV-Serie (1990 – 1991; 2017) als auch in Lost Highway und in Mulholland Drive - Straße der Finsternis (2001), letzterer Film wurde von critics“ sogar als „Vertigo on Valium“ bezeichnet, des Öfteren auch als „obsessiver Haarfarben-Wechsler“ erwiesen, denn: Schauspielerinnen wie Twin Peaks-Ikone & Laura Palmer-Darstellerin Sheryl Lee oder Patricia Arquette wurden von „Blondinen“ zu „Schwarzhaarigen“ oder von „Schwarzhaarigen“ zu „Blondinen“ – man denke eben nur an jene Szene in Lost Highway, in der Arquette, zuvor im Film noch „schwarzhaarig & verstorben“, zu den Klängen des oben zitierten Lou Reed-Songs „This Magic Moment“ plötzlich als „Blondine“ aus einem Auto aussteigt und ihrem Co-Star Balthazar Getty damit einen „Magischen Moment“ beschert)

 

 

 

Ach, was ist das überhaupt für ein alberner Name, C. K. Dexter Haven?

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„VERTIGO: […] a feeling of dizziness

a swimming in the head

figuratively a state in which all things seem to be engulfed in a whirlpool of terror

[„Ein Schwindelgefühl, ein Drehen im Kopf…

ein Zustand, in dem ein Strudel des Terrors alles zu verschlingen scheint“]

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Die Geschichte einer Liebe, so stark, dass sie alle Barrieren bezwang, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Liebe und Tod, dem Goldmädchen im dunklen Turm und dem aufgedonnerten Rotschopf, der sich zu ihrem Ebenbild wandeln sollte

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„ONLY HITCHCOCK COULD WEAVE THIS TANGLED WEB OF TERROR“

 

(ZITAT 1: „What kind of a name is that anyway? C. K. Dexter Haven“ – Satz, den der Reporter „Macauly `Mike` Connor“ James Stewart in einem der besten Werke des „ganz klassischen Hollywoods“ sagt, nämlich in Die Nacht vor der Hochzeit / OT: The Philadelphia Story (1940) von George Cukor, in dem Stewart an der Seite von Katharine Hepburn zu sehen ist; allerdings: der besagte „C. K. Dexter Haven“ wird von dem zweiten großen „Leading Man“ Hitchcocks, nämlich von Cary Grant, verkörpert, der den Ex-Mann von „Tracy Lord“ Katharine Hepburn spielt – was den Cukor-Klassiker, der für gewöhnlich, und das völlig zurecht, zu den „bedeutendsten amerikanischen Filmen überhaupt“ gezählt wird, zu einem Werk macht, in dem gleich „drei der `biggest Hollywood-Stars of all time`“ miteinander auf der Leinwand zu sehen waren; Jimmy Stewart hat für seine Reporter-Rolle in „Philadelphia Story“ 1941 den „Best Actor-Oscar“ erhalten, seinen einzigen in dieser Kategorie – und stach damit auch Laurence Olivier aus, der für Hitchcock’s „Rebecca“ nominiert war; // ZITATE 2 - 4: „Nur Hitchcock konnte ein solches Netz des Schreckens weben“ – drei Voiceovers aus dem originalenVertigo“-Trailer von 1958, der dem Publikum auch einen „James Stewart AS YOU NEVER SEEN HIM BEFORE“ versprach; die angeführte „Drehschwindel“-Definition wird zu Beginn des Trailers quasi tatsächlich aus einem im Bild gezeigten & aufgeblätterten „Dictionary“ entnommen; das „Geschichte einer Liebe“-Zitat bezieht die im Film vorkommende „obsessive Rückverwandlung“ der „derben Madeleine-Reinkarnation Judy Barton“ in das Idealbild der „seltsamen & unnahbaren Madeleine Elster“ mit ein)

 

 

 

Was ist das hier für ein komisches Ding?

Das ist ein Büstenhalter. Du kennst doch solche Sachen, du bist doch kein kleiner Junge mehr

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Siehst du, ist doch kinderleichtIch schaue raufIch schaue runterIch schaue raufIch schaue runter

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Ich hab dich so geliebt, Madeleine

 

(drei Zitate aus: Vertigo – Aus dem Reich der Toten; ZITAT 1: Dialog zwischen „Scottie Ferguson“ James Stewart und „Midge Wood“ Barbara Bel Geddes, die im Film in ihrer Wohnung zumeist zeichnend oder malend gezeigt wird und auch einige „interessante Ausstellungsstücke / Kunstwerke / Erfindungen“ herumstehen hat wie einen „innovativen BH“, der Stewart’s Aufmerksamkeit erregt; // ZITAT 2: der „acrophobic detective“ James Stewart versucht in „Midge’s“ Wohnung seine Höhenangst zu überwinden, indem er auf einen „Sessel mit Treppen“ steigt – was zunächst „erfolgreich“ scheint, aber letztendlich nur damit endet, dass er kurz darauf auf dem Sessel von einer „Akrophobie-Attacke“ heimgesucht wird und in „Midge’s“ Armen landet; // ZITAT 3: „I loved you so, Madeleine“ – James Stewart zu Kim Novak, als Stewart mit „Judy / Madeleine“ am Ende noch einmal den Glocken-Turm der San Juan Bautista-Mission in „Northern California“ und somit die „Crime Scene“ aufsucht)

 

 

Do you think the dead come back and watch the living?“ („Mrs. Danvers“ Judith Anderson zu „Mrs. de Winter“ Joan Fontaine in Rebekka) – abgesehen davon, dass man sich ohnehin fragen muss, ob es je einen anderen Filmemacher gab, der so „great“ wie Hitchcock war, muss man festhalten, dass er zumindest der größte aller Filmemacher war, wenn es darum ging, „echte Unterhaltung“ mit „philosophischer Tiefe“ zu verbinden oder, wie im Fall von „Vertigo“, nicht nur mit „philosophischer Tiefe“, sondern auch mit „psychologischer Komplexität“.

Aber: Wenn man, so wie ich, ein wenig „Obsessed with Hitchcock-Movies“ und dementsprechend auch „Obsessed with Vertigo“ ist, dann sticht bei dem Thriller, der zumeist sogar zu den „10 besten Filmen aller Zeiten“ gezählt wird, vor allem wiederum „Hitch’s vielbejubeltes visuelles Genie“ ins Auge, denn mal abgesehen von Jacques Tati’s bahnbrechender & „absolut liebenswerter“ „Monsieur Hulot im Kampf gegen das technisierte Zeitalter“-Komödie Mein Onkel (1958; OT: Mon oncle) gibt es keinen anderen Film der 1950er-Jahre, der eine derart bemerkenswerte Farbgebung & Farbdramaturgie besitzt wie „Vertigo“.

 

 

 

Der Inhalt von Vertigo – Aus dem Reich der Toten:

Nach dem Vorspann [Anmerkung: Die angesprochene „psychologische Komplexität“ von „Vertigo“ zeigt sich bereits in dem von Saul Bass (1920 – 1996) gestalteten Vorspann; Bass hatte in den 50s „die Kunst des Titeldesigns“ förmlich revolutioniert – und ein wenig ist das so, als ob Hitchcock’s „Ideen in Bezug auf `Vertigo`“ in dem Vorspann quasi nach und nach zu „reinen Formen“ werden: Zunächst sieht man einen Frauenmund, dann werden beide Augen der Frau gezeigt, schließlich wird nur mehr ein Auge gezeigt, aus dem sich in der Folge diverse Spiralen zu drehen beginnen; die Titelsequenz bekommt auf diese Weise „eine abstrakte Note“ und das Spiral-Motiv stellt dann, wenn man so will, „eine psychologische Spirale des Schwindelgefühls“ dar, wobei man bei den Spiralen auch an Treppen denken könnte, die in vielen Hitchcock-Filmen, nicht nur in „Vertigo“, eine Rolle spielen – die Treppe des Glockenturms, in dem James Stewart „versagt“, gerät ihm im Laufe des Films zu so etwas wie dem „Haupt-Symbol seiner Angst“; Saul Bass hat am Ende seiner Karriere dann auch noch für einen weiteren „Großmeister des Kinos“ gearbeitet, nämlich für Martin Scorsese, für den er die Titelsequenzen zu „Goodfellas“ (1990), „Cape Fear“ (1991), „The Age of Innocence“ (1993) & „Casino“ (1995) kreiert hat, wobei der Vorspann zu Casino, der wie alle für „Scorsese Pictures“ entstandenen Vorspanne als „Created by Elaine & Saul Bass“ gilt, besonders gelungen ist, da hier, nachdem in der kurzen „Vortitelsequenz“ Robert De Niro’s Auto explodiert ist, der durch die Explosion quasi „in die Luft katapultierte De Niro“ im Vorspann dann ab und an durchs Bild „schwebt“; die „Bezüge auf den Inhalt durch abstrakte Formen“-Titelsequenzen von Bass, der außerdem bei Der unsichtbare Dritte & Psycho für Hitchcock tätig war, haben auch so manchen TV-Serien-Vorspann aus jüngerer Vergangenheit beeinflusst, wie z. B. jenen zur ersten Staffel der Anthologie-Serie True Detective (2014 – 2015; 2019)] wird man Zeuge einer Verfolgungsjagd über diverse Hausdächer von San Francisco, in die drei Personen verwickelt sind, der gejagte „Criminal“ sowie ein Polizist in Uniform und „ein Polizist in Zivil“, nämlich John `Scottie` Ferguson.

Die Verfolgungsjagd „über den Dächern von San Francisco“ endet damit, dass Ferguson, als er von Dach zu Dach springt, fast abstürzt und nur mehr an einer Dachrinne über dem Abgrund hängt. Der uniformierte Polizist eilt ihm zu Hilfe [POLICEMAN: „Geben Sie mir Ihre Hand!“] und stürzt dabei in die Tiefe – während Ferguson eine „erste Höhenangst-Attacke“ erleidet [Anmerkung: Für nahezu jeden Film, an dem „Hitch“ arbeitete, gab es Storyboards, darauf legte er großen Wert; die Storyboard-Zeichnung für die wahrlich „alptraumartige“ Szene in „Vertigo“, in der der Polizist abstürzt, und allein der Schrei des „falling Policeman“ ist wahrlich „markerschütternd“, war übrigens mit „Storyboard 13 POLICEMAN FALLING THRU SPACE“ betitelt].

Szenenwechsel. Ferguson befindet sich in der Wohnung seiner Ex-Verlobten Midge Wood, die offenbar so etwas wie eine Modezeichnerin/Modedesignerin ist und gerade an einer dementsprechenden Skizze arbeitet [Anmerkung: Die „actress“ Barbara Bel Geddes wurde Jahre später durch die TV-Serie Dallas (1978 – 1991), in der sie „Miss Ellie“, die Mutter von „J. R. Ewing“ Larry Hagman verkörperte, weltweit bekannt]. Er berichtet ihr zunächst davon, dass er das Korsett, das er tragen muss, bald loswird [SCOTTIE: „Midge, meinst du, dass viele Männer ein Korsett tragen?“ / MIDGE: „Mehr als du denkst“], und dann noch davon, dass er den Polizeidienst quittiert hat [Reaktion von MIDGE: „[…] Du warst ein brillanter junger Anwalt, der sich vorgenommen hatte, Polizeichef zu werden“ / Antwort von SCOTTIE: „Ich, ich musste das alles aufgeben. […] Es ist wegen dieser Höhenangst, die ich habe, dieser Akrophobie. Ich wache nachts auf und sehe diesen Mann vom Dach fallen und versuche, die Hand nach ihm auszustrecken und ich weiß nicht, ich…“] und von hartnäckigen Schwindelanfällen gequält wird, bei denen „sich alles dreht“.

Nachdem sich Midge, die offenbar noch immer in Ferguson verliebt ist, besorgt gegeben [Reaktion von SCOTTIE, kurz darauf: „Oh Midge, sei nicht so mütterlich“] und Ferguson gefragt hat, was er denn beabsichtige in Zukunft zu tun [Antwort von SCOTTIE: „Oh, ich werde eine Weile lang überhaupt nichts tun. Vergiss nicht, dass ich über Mittel verfüge, die mich sozusagen unabhängig machen. Ziemlich unabhängig“], wendet sich der Ex-Polizist einem „revolutionierenden Büstenhalter ohne Achselträger und Rückenbänder“ zu, der in Midge’s Wohnung herumsteht und offenbar von einem „Flugzeugingenieur aus Florida“ entworfen worden ist [MIDGE, den „Grundgedanken hinter dem BH erklärend“: „Funktioniert nach dem Prinzip einer freitragenden Brücke“; // Anmerkung: Es wurde in verschiedenen durchaus „psychoanalytisch ausgerichteten“ Vertigo-Interpretationsansätzen darauf hingewiesen, dass sich in Szenen wie jener mit dem BH, in deren Rahmen James Stewart sich dann auch noch nach dem Liebesleben von Barbara Bel Geddes erkundigt („Wie steht’s mit deinem Liebesleben, Midge?“ - Antwort: „Normal“), gleichsam die „Höhenangst“ auch mit „sexueller Angst“ verbindet].

Anschließend erzählt er ihr, dass er später am Tag noch einen alten Bekannten namens Gavin Elster im Hafenviertel treffen will, den es offenbar wieder nach San Francisco verschlagen hat. Bevor er aber geht, kommt er nochmals auf seine Höhenangst zu sprechen und darauf, dass es wohl wenig Hoffnung gibt, diese jemals wieder loszuwerden [Antwort von MIDGE: „Nun, ich habe meinen Arzt gefragt. Er hat gesagt, dass nur ein anderer emotionaler Schock sowas beheben kann, vermutlich aber nicht. Ich hoffe, du springst nicht gleich von einem Dach, um es herauszufinden“].

Ferguson präsentiert Midge in der Folge „eine Theorie der kleinen Schritte in Bezug auf Höhenangst“, die umfasst, dass er sich nach und nach an größere Höhen gewöhnen will, „schrittweise & immer ein kleines bisschen mehr“. Dann steigt er auf einen nicht allzu großen Schemel/Hocker...und die Übung scheint zu gelingen [SCOTTIE: „So, und jetzt, jetzt schau ich nach oben, jetzt schau ich runter, ich schaue rauf…“], doch danach will Wood, dass er sich an einem etwas höheren „Sessel mit Treppe“ versucht, und Ferguson erleidet darauf dann eine Höhenangst-Attacke und „stürzt ab“ und landet in Midge’s Armen [MIDGE – Ferguson in ihren Armen haltend: „Oh, Johnny, Johnny…“].

Im Hafenviertel besucht Ferguson dann seinen Bekannten Gavin Elster in dessen Werft [Anmerkung: Hitchcock absolviert hier seinen Cameo-Auftritt – er geht, bevor James Stewart dann von rechts ins Bild marschiert, vor Elster’s Firmengebäude von links nach rechts durchs Bild und trägt etwas in seiner Hand, was ein „Instrumentenkoffer für Trompete oder Flügelhorn“ sein könnte; „Gavin Elster“ wird von dem in London geborenen Schauspieler Tom Helmore (1904 – 1995) verkörpert, der eigentlich ein „Hitchcock-Veteran“ ist, da er bereits 1927 in dessen Stummfilm „The Ring“ zu sehen war und später dann auch in „Hitch’s“ Spionage-Thriller „Secret Agent“ / dt. Titel: Geheimagent von 1936, in dem der legendäre britische „Theater- & Shakespeare-Gigant“ Sir John Gielgud die Hauptrolle spielte, dem Peter Greenaway 1991 dann mit seiner „William Shakespeare-Der Sturm“-Verfilmung Prosperos Bücher ein, drücken wir’s mal vorsichtig aus, „erstaunlich manieriertes Alters-Denkmal“ gesetzt hat] – und Elster stellt bei der Unterhaltung im Büro klar, dass er „seit einem Jahr“ wieder in San Francisco ist.

Im Laufe des „Small Talks“ spricht Elster Ferguson dann auf den quittierten Polizeidienst sowie auf die Höhenangst an [GAVIN ELSTER: „Ist das übrigens ein vorübergehender Zustand, diese Akrophobie?“ / SCOTTIE: „Ich, äh, ich weiß nicht, es bedeutet nur, dass ich keine zu hohen Treppen steigen kann und keine zu großen Höhen vertrage. Zum Beispiel oben die Bar im Mark Hopkins[Mark Hopkins Hotel] ist nichts mehr für mich. Aber es gibt ja eine Menge Bars auf Straßenebene in der Stadt“], bevor er ihn um einen „Gefallen“ bittet, der gleichzeitig so etwas wie einen „Beschattungs-Auftrag“ darstellt, der „Mrs. Elster“ betrifft [GAVIN ELSTER: „Ich möchte, dass du meine Frau beschattest“], von der aber nicht, wie Ferguson zunächst annimmt, „ein Liebhaber Besitz ergriffen hat“, sondern offenbar „eine Tote“ [GAVIN ELSTER: „[…] Ich fürchte, es könnte ihr etwas zustoßen. Ich befürchte, durch eine Tote. […] Scottie, glaubst du, dass jemand aus der Vergangenheit, eine Tote, von einem lebenden Menschen Besitz ergreift?“ / SCOTTIE: „Nein“; // Anmerkung: Hitchcock lässt James Stewart an der Stelle den Toten sozusagen noch ihre „Macht“ absprechen, aber der gesamte Film handelt dann quasi genau vom Gegenteil].

Elster nimmt Ferguson’s Skepsis zum Anlass, so zu tun, als wäre er ohnehin nicht der Richtige für den Auftrag, erzählt ihm aber dann weitere Einzelheiten über die „immer häufiger werdenden“ seltsamen Gemütszustände seiner Frau [GAVIN ELSTER: „Ich hab es mir nicht ausgedacht, ich wüsste gar nicht wie. Sie unterhält sich über irgendwas mit mir und plötzlich verfällt sie in Schweigen. Ein Schleier legt sich über ihre Augen und sie werden ausdruckslos. Sie ist irgendwo anders, weit weg, bei jemandem, den ich nicht kenne“] und teilt ihm mit, dass er gerne wissen würde, wohin es seine Frau verschlägt, wenn sie „in der Gegend herumfährt“ und dabei bis zu „94 Meilen an Distanz“ zurücklegt [GAVIN ELSTER: „Aber wo ist sie gewesen? Ich muss es wissen, Scottie, wohin sie fährt und was sie tut, bevor ich mich mit Ärzten einlasse“].

Der Ex-Polizist schlägt Elster, der im Übrigen in das Schiffbau-Geschäft „eingeheiratet“ hat, in der Folge vor, ihm eine Privat-Detektei zu besorgen – aber Elster bleibt hartnäckig [GAVIN ELSTER: „Mach du es“], obwohl Ferguson ihn an seine „Kündigung bei der Polizei“ erinnert [SCOTTIE: „[…] Ich habe meinen Beruf an den Nagel gehängt. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben“].

Schließlich erzählt ihm Elster, dass er und seine Frau „heute Abend“ vorhaben, eine Opern-Premiere zu besuchen, vorher aber noch „at Ernie’s“ etwas essen wollen, was eine Gelegenheit für Ferguson bieten würde, „Mrs. Elster“ aus der Nähe zu betrachten [GAVIN ELSTER: „Da könntest du sie sehen“].

Am Abend sitzt Ferguson dann tatsächlich an der Bar von „Ernie’s Restaurant“ und beobachtet „Mr. & Mrs. Elster“, die an einem Tisch sitzen. Als die beiden dann aufstehen und in Richtung Bar und schließlich in Richtung Ausgang gehen, kann „Scottie“ Elster’s attraktive Ehefrau „aus nächster Nähe“ betrachten [Anmerkung: „Vera packt nicht die Chance ihres Lebens beim Schopf, sondern sie hat sich schwängern lassen. Sie wäre mit diesem Film zu einem leibhaftigen Star geworden, aber sie konnte nicht ihrem Tarzan von Ehemann, Gordon Scott, widerstehen. Sie hätte eine Medizin gegen Dschungelkrankheit nehmen sollen!“ – eigentlich hätte nicht Kim Novak sondern Vera Miles, welche Hitchcock 1956 für seinen „fast schon kafkaesken & teilweise fast schon dem italienischen Neorealismus zugewandten“ S/W-Misserfolg „The Wrong Man“ verpflichtet hatte, die Rolle der „Madeleine“ spielen sollen, und Hitchcock soll, als er erfahren hat, dass Miles nicht verfügbar ist, die oben zitierten Sätze herumgeschrien haben, frustriert über Miles‘ „Undankbarkeit“ und darüber, dass er unmittelbar vor der Realisation seines Films plötzlich ohne Hauptdarstellerin dastand; der Schauspieler Gordon Scott war tatsächlich Tarzan-Darsteller und das gleich in mehreren Filmen; „Hitch“ hat Vera Miles dann bekanntlich wieder für sein übernächstes Werk, nämlich Psycho, engagiert – als „Lila Crane“, der Schwester des Duschmord-Opfers „Marion Crane“].

Am nächsten Tag verfolgt Ferguson dann die durch „die Straßen von San Francisco“ fahrende Madeleine Elster [Anmerkung: Wie ich bereits im Zusammenhang mit Das Fenster zum Hof angedeutet habe, ist diese „weitgehend stumme“ Verfolgungsjagd ein echtes Highlight des Films, weil es Hitchcock hier schafft, einer langsamen & nahezu „eleganten“ Verfolgungsjagd durch „The Streets of San Francisco“, die eben ganz ohne „Hektik“ auskommt, echte Spannung zu verpassen – oder besser gesagt: „echte innere Spannung“]. Nachdem Madeleine Elster in einem Laden einen Strauß Blumen erstanden hat, zieht es sie zur „Mission Dolores“, wo sie den Friedhof aufsucht – und Ferguson beobachtet, wie Elster eine Zeit lang vor einem Grab steht, das er wenig später als das Grab einer gewissen „CARLOTTA VALDES“ ausmacht, die, so verrät es der Grabstein, von 1831 bis 1857 gelebt haben soll [Anmerkung: Bei der Friedhofs-Szene von „Vertigo“ scheint sich ein „Schleier“ über das Kameraauge zu legen, der die Atmosphäre & die Abläufe & die Personen auf dem „Cemetery“ quasi „noch geheimnisvoller“ macht – „Erinnern Sie sich daran, dass im ersten Teil, wenn Stewart ihr auf den Friedhof folgt, die Einstellungen von ihr sehr geheimnisvoll wirken. Wir haben sie durch Nebelfilter fotografiert; das strahlende Sonnenlicht bekam dadurch einen Grünstich“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Anschließend zieht es die junge Frau in ein Museum, in dem sie, mit dem Blumenstrauß, vor einem ganz bestimmten Bildnis sitzt, wobei Ferguson sofort auffällt, dass der Blumenstrauß eine verblüffende Ähnlichkeit mit jenem auf dem Bild hat, und auch eine weitere Analogie sticht ihm ins Auge, denn die blonde Madeleine Elster trägt eine „schneckenförmige Frisur“ , genauso wie die Frau auf dem Bild [Anmerkung: Hitchcock hat die Szene im Museum so inszeniert, und das natürlich unter „Mithilfe“ seines Stars James Stewart, dass man hier, als Stewart Kim Novak’s Haar fixiert, an „Scottie’s Blick“ sofort erkennen kann, dass er sich von dem Haar angezogen fühlt, soll heißen: die gesamte Museums-Szene signalisiert dem Publikum „wortlos“: von der Frau geht für „Scottie Ferguson“ eine „erotische Anziehung“ aus].

Der Ex-Polizist erkundigt sich dann bei einem Museums-Angestellten danach, wer die Frau auf dem Bild ist [Antwort des MUSEUM EMPLOYEE: „Oh, das ist Carlotta. Sie finden es im Katalog. `Bildnis der Carlotta`“ // Anmerkung: Das „Bildnis der Carlotta“ ähnelt, irgendwie zumindest, Kim Novak; übrigens hatte Hitchcock so ein „Carlotta-Bildnis“ zuvor auch nach dem Vorbild von Vera Miles anfertigen lassen, bevor ihm diese dann eine Absage erteilen musste].

Elster’s nächste Station ist das „McKittrick Hotel“ und Ferguson sieht, wie Madeleine im Zimmer direkt über dem „McKittrick Hotel“-Schriftzug im Fenster erscheint und ihre Jacke ablegt [Anmerkung: Es wurde immer wieder im Zusammenhang mit diesem Kim Novak wird von Jimmy Stewart verfolgt-Abschnitt des Hitchcock-Klassikers erwähnt, dass „Hitch“ hier das Motiv des Voyeurismus aus „Rear Window“ wieder aufgegriffen hat und Stewart, statt als „Ermittler & Detektiv“, eher wie einen „Voyeur“ erscheinen lässt]. Kurz darauf betritt Ferguson das Hotel und fragt die eher betagte Rezeptionistin [gespielt von Ellen Corby, der späteren „Grandma Walton“ aus der legendary“ US-TV-Serie Die Waltons (1972 - 1981)], wer „das Eckzimmer in der 2. Etage“ bewohnt – er bekommt aber erst eine Auskunft, als er seinen alten Polizeiausweis vorzeigt [REZEPTIONISTIN: „Valdes. Miss Valdes. Spanisch, wissen Sie…“] und erfährt darüber hinaus, dass sich „Miss Valdes“ seit „14 Tagen“ in dem Hotel „so zwei- bis dreimal die Woche“ und ohne zu übernachten aufhält, wobei sich die Rezeptionistin ziemlich sicher ist, dass besagte „Miss Valdes“ momentan nicht in ihrem Zimmer weilt, da ihr Schlüssel „am Brett hängt“. Der diesbezüglich ungläubige Ferguson bittet die Rezeptionistin im „Hotel Room“ nachzusehen, was diese dann auch etwas widerwillig tut, mit dem Ergebnis, dass, wie sich der Ex-Polizist wenig später selbst überzeugen kann, das von Madeleine Elster gemietete Zimmer tatsächlich leer ist [Anmerkung: Die Treppe, die James Stewart hochsteigen muss, um hinauf zum Zimmer von Kim Novak zu gelangen, kommt einem Hitchcock-Fan „merkwürdig vertraut“ vor, denn diese Treppe ist im Grunde dieselbe, die dann in Psycho Verwendung findet und auf der „Detective Arbogast“ Martin Balsam von „Norman Bate’s Mutter“ mit einem Messer attackiert wird]. Darüber hinaus ist auch das vor dem Hotel abgestellte Auto von „Miss Valdes“ verschwunden, welches `Scottie` Ferguson später dann, samt des gekauften Blumenstraußes hinter der Windschutzscheibe, wieder vor jenem Gebäude auffindet, von dessen Parkplatz aus Madeleine Elster ihren „Trip through San Francisco“ begonnen hat.

Nachdem sich „Johnny“ von Midge Wood einen Tipp geholt hat, wo er jemand findet, der „ein Kenner der Geschichte von San Francisco“ ist [Nachsatz von SCOTTIE, um zu präzisieren, was für eine Art von Geschichten der „Geschichte-Kenner“ kennen sollte: „Ich meine die kleinen Histörchen über Leute, von denen man sonst nie etwas gehört hat“], und sie ihm den Buchhändler Pop Leibel empfohlen hat [Anmerkung: „Pop Leibel“ wird von Konstantin Shayne gespielt, der auch zur Cast von Orson Welles‘ sehenswertem „Flüchtige Nationalsozialisten in den Vereinigten Staaten“-Film Noir-Klassiker Die Spur des Fremden / OT: The Stranger (1946) gehörte, bei dem Welles durchaus auf „Suspense-Effekte“ im Hitchcock’schen Sinne und im Sinne von Hitchcock’s „inhaltlichem Konkurrenzprodukt“ Berüchtigt / OT: Notorious (1946; Starring: Ingrid Bergman & Cary Grant) zurückgegriffen hat; Shayne spielt darin einen „geläuterten Nationalsozialisten“, der aber dann von dem „einstmals hochrangigen Nazi-Wissenschaftler Franz Kindler“ Orson Welles, der nun in einem kleinen Ort in Connecticut einen Lehrstuhl als Geschichtsprofessor(!) innehat und sich „Charles Rankin“ nennt, ermordet wird], machen sich die beiden zu Leibel’s „Argosy Book Shop“ auf.

Als Ferguson sich bei dem Buchhändler danach erkundigt, was „das große alte Haus Ecke Eddy und Gough Street“ (das McKittrick Hotel) mit Carlotta Valdes zu tun hat, legt der Buchhändler los und stellt zunächst klar, dass das Haus Carlotta gehört hat, weil es für sie (von einem Mann, dessen Name der „Bookseller“ aber vergessen hat) einst erbaut worden ist, bevor er dann die „Geschichte von der schönen & traurigen Carlotta“ zum Besten gibt [„The almost full Story of Carlotta Valdes“ von POP LEIBEL: „Es ist keine so ungewöhnliche Geschichte. Sie kam aus irgendeinem kleinen Nest südlich von San Francisco. Manche meinten, aus einer Missions-Siedlung. Sie war jung, sehr jung. Sie trat als Sängerin in einem Kabarett[Nachtclub / Varieté] auf und dort hat sie dieser Mann entdeckt. Er nahm sie zu sich und baute für sie dieses große Haus im elegantesten Viertel. Und da war ein...ein Kind. […] Aber dann hat er sie fallen lassen. Er hatte nur dies eine Kind. Seine Frau konnte keine Kinder kriegen. Also hat er das Kind behalten und sie verlassen. Wissen Sie, damals konnten Männer so etwas machen. Sie hatten die Macht und die Freiheit. Und aus ihr wurde die traurige Carlotta. Sie lebte allein in dem großen Haus. Sie irrte allein durch die Straßen und ihre Kleider waren bald zerschlissen, alt und geflickt. Dann wurde aus ihr...die irre Carlotta, die die Leute auf der Straße anhielt und fragte: `Wo ist mein Kind? Haben Sie mein Kind gesehen?`“; Text gemäß der deutschen Vertigo-Ur-Synchro von 1958].

Am Ende stellt er noch fest, dass Valdes „durch eigene Hand“ gestorben ist [Nachsatz von POP LEIBEL zur Carlotta-Story: „Ja, es gibt viele solche Geschichten“]. Draußen vor dem „Book Shop“ will Midge Wood dann wissen, was hinter „Johnny’s“ Fragen steckt [MIDGE - scherzhaft: „Erzähl’s mir oder du kommst wieder in dein Korsett“], wobei Ferguson meint, dass es da „nichts weiter zu erzählen gibt“.

Später setzt Ferguson Midge Wood vor ihrer Wohnung ab und Midge macht deutlich, dass sie von der ganzen Madeleine Elster/Carlotta Valdes-Sache, die ihr Ferguson offenbar während der Fahrt dann doch erzählt hat, wenig hält [MIDGE: „Mit anderen Worten: Die schöne, irre Carlotta ist von den Toten auferstanden und hat von Elster’s Frau Besitz ergriffen. Ist doch lächerlich, Johnny, komm zu dir“; // Anmerkung: Der „Midge Wood-Character“ versucht James Stewart quasi an der Stelle des Films den „Beschiss“ mitzuteilen, dem er offensichtlich zum Opfer fällt, aber es wird auch die „Tendenz“ klar, die Stewart den Rest des Films über hat, denn: er bevorzugt nicht die „emanzipierte, `anpackende` & zeichnende/malende“ Bel Geddes, die von ihm nicht einmal ernsthaft wahrgenommen wird, sondern er tendiert sozusagen zu der vermeintlich „psychisch kranken Frau mit Todestrieb“, zu dem „seltsamen & `verhuschten`“ Frauenbild, das Novak im Film repräsentiert; Barbara Bel Geddes hat sich Jahrzehnte später in Interviews stets positiv über die Zusammenarbeit mit Hitchcock geäußert („Hitchcock war ein wundervoller Regisseur“) und erzählte auch davon, dass er ihr am Vertigo-Set sehr genaue Regie-Anweisungen in puncto „Blick-Richtungen“ gegeben hat, soll heißen: „Hitch“ hat ihr stets von seinem Regie-Stuhl aus zugerufen, wohin sie blicken soll, als Jimmy Stewart an einer bestimmten Stelle seines Textes war; die spätere „Dallas“-Ikone Bel Geddes hat unter Hitchcock’s Regie auch in „Lamb to the Slaughter“ gespielt, der 1958 von CBS ausgestrahlten 106. Folge von „Alfred Hitchcock Presents“, zu der Roald Dahl, basierend auf einer eigenen Geschichte, das Drehbuch verfasst hat]. Dann verabschiedet sich Wood mit der „geäußerten Absicht“, sich das Carlotta-Bild im Museum anzusehen, und als Midge das Auto verlassen hat, blättert Ferguson in dem Museums-Katalog herum und betrachtet darin das „PORTRAIT OF CARLOTTA“ von „ARTIST UNKNOWN“.

Bei einem Treffen mit Gavin Elster in einem Club [Anmerkung: Insgesamt wurde 16 Tage lang „on Location / vor Ort “ in San Francisco gedreht; so entstanden beispielsweise die Außen- & Innen-Aufnahmen für die „Museums-Besuche“ von Kim Novak & James Stewart im Palace of the Legion of Honor, der ein Teil des Palace of Fine Arts-Museums ist, aber: grundsätzlich galt Hitchcock als ein Regisseur, der keine „Außen-Drehs“ mochte, weil er „auf einem Set & im Studio“ das Licht und die Schauspielerinnen & Schauspieler besser kontrollieren konnte; für „Vertigo“ hat Set-Designer Henry Bumstead seinerzeit um die 50 individuelle und fabelhaft strukturierte Sets entworfen, wobei Hitchcock im Vorfeld der Dreharbeiten auch selbst diverse Bleistift-Skizzen angefertigt hatte, die seine Vorstellungen vom Aussehen diverser Innenräume dokumentierten, und so existierte auch ein „Hitchcock-Drawing“ von dem Club, in dem sich James Stewart & Tom Helmore hier miteinander unterhalten] teilt ihm dieser mit, dass seine Frau neuerdings sogar Schmuckstücke von Carlotta Valdes trägt, die sie geerbt hat, denn Madeleine’s Großmutter soll jenes Kind gewesen sein, das Carlotta Valdes einst weggenommen wurde – und bei dem „McKittrick Hotel“, so stellt Gavin Elster ebenfalls klar, handelt es sich um das alte „Valdes-Haus“. Dem Ex-Polizisten Ferguson kommt die ganze Sache nun „plausibler“ vor [SCOTTIE: „Nun, das ist eine plausible Erklärung, jeder kann von der Vergangenheit heimgesucht werden, bei einer solchen Familiengeschichte“], aber Elster „legt nach“ und behauptet, dass seine Frau „nie von Carlotta Valdes gehört“ hat und außerdem „nicht sie selbst ist“, wenn sie Orte wie den Friedhof, das Museum oder das Hotel aufsucht [GAVIN ELSTER: „Dann ist sie nicht mehr meine Frau“]. Außerdem erzählt er Ferguson noch, dass er selbst die ganze „Hintergrundgeschichte“ weiß, weil ihn „Madeleine’s Mother“ einst eingeweiht und er selbst einige „Nachforschungen“ betrieben hat. Außerdem sei, angesichts der Familiengeschichte, schlichtweg Angst der Grund, dass er seine Frau nicht „einweiht“ [GAVIN ELSTER: „Ihre Großmutter ist wahnsinnig geworden, hat Selbstmord begangen. Ihr Blut fließt in Madeleine’s Adern“].

Am nächsten Tag verfolgt Ferguson wiederum „die vom Geist der toten Carlotta in Besitz genommene Mrs. Elster“ durch San Francisco, wobei die Frau, nach einem Besuch beim Carlotta-Bild im Museum, dann zu einem Platz in der Nähe der Golden Gate Bridge fährt [Anmerkung: „Das ist für Filmfans geheiligter Boden. […] Hier sprang Jimmy Stewart in die Bucht von San Francisco, um Kim Novak in `Vertigo` zu retten“ (Copyright: Robert A. Harris & James C. Katz, die Hitchcock’s „Vertigo“ einst mit viel Aufwand einer über 1.000.000$ teuren Restauration unterzogen haben, die sich wahrlich sehen lassen kann und die das Ziel hatte, die „magnificent images“ eines „Master-Filmmakers“ aufleben zu lassen, mit anderen Worten: die „visuelle Beschaffenheit, die Hitchcock intendierte“ wiederherzustellen)]. Dort reißt Madeleine Teile aus dem Blumenstrauß und wirft die Blüten ins Wasser. Plötzlich springt sie jedoch selbst ins Wasser...und Ferguson, der alles beobachtet hat, hinterher.

Ferguson rettet Madeleine, holt sie aus dem Wasser und trägt sie zu ihrem Auto [SCOTTIE – als sie sich dann in ihrem Auto befindet und noch „benommen“ ist: „Madeleine, Madeleine...“; // Anmerkung: Für Hitchcock war „Vertigo“ nicht nur eine Auseinandersetzung mit den Themen „emotionale Fixierung“ & „Tod“, sondern auch mit seiner eigenen Tendenz, in seinen Werken „idealisierte Bilder von Frauen“ zu schaffen; so wollte „Hitch“ explizit eine „kühle & mysteriöse Madeleine“, weil sie für ihn „die Verkörperung einer romantischen Fantasie“ darstellte, und hier in der „Jimmy Stewart springt in der Nähe der Golden Gate Bridge in die Bucht von San Francisco“-Szene hat der Regisseur sozusagen eine „klassische romantische Rettungsfantasie“ verfilmt, deren emotionale Wirkung noch durch Bernard Herrmann’s „hypnotisch-romantischen“ Score verstärkt wird].

Szenenwechsel. Ferguson hat „Mrs. Elster“ zu sich nach Hause gebracht und diese liegt nun in seinem Bett und murmelt im Schlaf Dinge über „ihr verlorenes Kind“, wobei er Madeleine‘s Sachen, die von dem Ausflug in die Bucht von San Francisco nass geworden sind, feinsäuberlich zum Trocknen aufgehängt hat [Anmerkung: Der „Frenchman“ François Truffaut, der in seinen eigenen Werken, man denke etwa nur an den großartigen Die Frau nebenan / OT: La Femme d’à côté (1981) mit Fanny Ardant & Gerard Depardieu, mit dem Thema „Erotik“ stets einen recht subtilen Umgang hatte, geriet seinerzeit gegenüber „Monsieur Hitchcock“ in ihrer Vertigo-Interviewsitzung bezüglich des „erotischen Aspekts“ des Films ins Schwärmen: „Der ganze erotische Aspekt des Films ist hinreißend. Mir fällt […] eine […] Szene am Anfang ein, nachdem Stewart Kim Novak aus dem Wasser gefischt hat. Sie ist in Stewarts Wohnung, nackt in seinem Bett. Man sieht, wie sie zu sich kommt, und man kann folgern, ohne dass darüber gesprochen würde, dass er sie ausgezogen haben muss, dass er sie nackt gesehen hat“ (Truffaut zu Hitchcock)].

Als sie erwacht, gibt er der überrascht dreinblickenden Frau seinen Morgenmantel [SCOTTIE: „Wie fühlen Sie sich? Sie werden das hier brauchen“]. Wenig später, nachdem Ferguson den „Bedroom“ verlassen hat, tritt Madeleine mit dem roten Morgenmantel bekleidet aus dem Schlafzimmer und setzt sich, wie Ferguson ihr vorschlägt, zum Kamin [SCOTTIE: „Kommen Sie hier rüber zum Kamin, wo’s warm ist“; // Truffaut in „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ seiner Begeisterung in Bezug auf den „Kim Novak im roten Morgenmantel in Jimmy Stewart‘s Apartment“-Abschnitt von „Vertigo“ weiter Ausdruck verleihend: „[Auch] [d]er Rest der Szene ist großartig, wenn Kim Novak in Stewarts Morgenmantel herumgeht, wenn man ihre nackten Füße über den Teppich gehen sieht, wen sie sich vor den Kamin setzt und James Stewart immer wieder hinter ihr vorbeigeht“; Anmerkung: Der Hitchcock-Thriller ist eine eigentümliche Variation des klassischen Krimi- & Film Noir-Motivs vom Detektiv, der sich in die Frau verliebt, die er beschatten soll – und auch solche „Die Femme Fatale ist zu Gast in der Wohnung des Detektivs“-Szenen haben Krimi & Noir-Film-Tradition, wobei James Stewart’s Wohnung in „Vertigo“, wie eben alle Sets im Film, richtig was hermacht; eine der lustigsten „Femme Fatale zu Hause beim Ermittler“-Szenen bietet die in den 1940er-Jahren angesiedelte Woody Allen-Gangsterkomödie Im Bann des Jade Skorpions / OT: The Curse of the Jade Scorpion (2001), eine Art Raymond Chandler-„Philip Marlowe“-Hommage, die einen eben auch daran erinnert, dass man für so etwas, als Mann, vor allem die „richtige“ Wohnung braucht, was auch im Zentrum der folgenden Unterhaltung zwischen der „Femme Fatale Laura Kensington“ Charlize Theron und dem Versicherungsdetektiv „C. W. Briggs“ Woody Allen steht: KENSINGTON: „Es ist herrlich, wie Sie hier leben. Genauso hatt ich’s mir vorgestellt. Ein schäbiges kleines Rattenloch“ / BRIGGS: „Oh, danke sehr, werd’s meinem Innenarchitekten ausrichten. Die Wirkung wollten wir erreichen“ / KENSINGTON: „Das hier ist eine große Neuheit für mich. Ich bin an Penthäuser und Yachten gewöhnt, an hinreißende europäische Liebhaber, die mir Geschenke machen und mich im Sturm erobern. Aber ich finde es schon seltsam erregend, hier zu stehen, in dieser verlotterten Ritze, mit einem kurzsichtigen Versicherungsfritzen“ / BRIGGS: „Ich weiß, irgendwo verbirgt sich dahinter ein Kompliment, ich weiß nur nicht wo. Äh, wollen Sie den Mantel nicht ausziehen, denn es hat in dieser Wohnung seit 20 Jahren nicht geregnet“].

Der Ex-Polizist weiht die junge Frau in die „Ereignisse der letzten Stunden“ ein [MADELEINE: „Was tu ich hier? Was ist passiert?“ / SCOTTIE: „Sie sind in die Bucht von San Francisco gefallen. Und ich, ich, äh...habe versucht Ihr Haar zu trocknen so gut ich konnte. Ihre Sachen sind in der Küche. Sie werden bald trocken sein“ / MADELEINE: „Ich bin in die Bucht gefallen und Sie haben mich rausgefischt? […] Danke“], wobei sie betont, dass sie sich bewusst war, dass sie hinaus zu der Befestigungsanlage im Presidio-Park, also: zum „Old Ford Point, draußen am Presidio“, gefahren ist [SCOTTIE: „Warum...warum fahren Sie da hin?“ / MADELEINE: „Weilweil ich gern dort bin, es ist wunderschön da. Besonders bei Sonnenuntergang. […] Sie sind sehr direkt mit Ihren Fragen“].

Im Laufe des weiteren Gesprächs behauptet Ferguson dann, dass er, als er „heute Nachmittag“ ihren „Selbstmordversuch“ beobachtet hat, beim besagten „Old Ford Point“ zufällig spazieren gegangen ist, nachdem er zuvor noch „der Kunstgalerie im Palast der Ehrenlegion“ einen Besuch abgestattet hat, einem Ort, den „Madeleine Elster“, so wie sie sich ihm dann „ganz offiziell“ vorstellt, aber vorgibt nicht zu kennen [MADELEINE: „Oh ja, es ist eine zauberhafte Anlage. Ich war leider noch nie drin“]. Anschließend fragt ihn Madeleine, die ihr Haar jetzt „unfreiwillig offen“ trägt, nach ihren Haarspangen und beginnt, nachdem sie diese von „Scottie“, so wie sie ihn auf seinen Wunsch hin nun am besten nennen soll, erhalten hat, wieder „ihre alte Frisur“ herzustellen [aus dem zugehörigen Dialog: MADELEINE: „Ich hatte ein paar Spangen im Haar“ / SCOTTIE: „Oh, die Spangen, die sind da drin. Ich hol sie Ihnen gleich“]. Nachdem auch klargestellt ist, dass Madeleine, soweit sie weiß, „das erste Mal“ in die Bucht von San Francisco gefallen ist, erhält Ferguson einen Anruf von Gavin Elster, der sich nach seiner Frau erkundigt, wobei Ferguson, der zum Telefonieren in ein Nebenzimmer gegangen ist, ihm von ihrer „Ahnungslosigkeit“ berichtet [SCOTTIE: „Sie hat keine Ahnung, was passiert ist“], die aber für „Mr. Elster“ kein Argument darstellt [GAVIN ELSTER: „Scottie, Madeleine ist 26. Carlotta Valdes hat Selbstmord begangen, als sie 26 war“].

Das Geräusch eines Motors verrät dem Ex-Polizisten dann, dass Madeleine, während er telefoniert, offenbar seine Wohnung verlassen hat und mit ihrem Auto, das vor Ferguson’s Apartment abgestellt war, „geflüchtet“ ist – ein Blick auf die Wäscheleine in seiner Küche verrät ihm außerdem, dass sie das „wieder vollständig angezogen“ getan hat. Draußen vor Ferguson’s Apartment wird „Madeleine’s Flucht“ aber zufällig von Midge Wood beobachtet, die offenbar jetzt am Abend ihren Freund „Johnny“ besuchen wollte, dem sie nun aber ein „erotisches Abenteuer“ unterstellt [MIDGE – in ihrem Auto, „zu sich selbst“: „Na sieh mal, Johnny-O, war das etwa ein Geist? Gut amüsiert?“].

„The next day“ verfolgt Ferguson „Mrs. Elster“ ein weiteres Mal mit dem Auto durch die Stadt – und diesmal fährt, wie er bald erkennen muss, Madeleine…zu seiner eigenen Wohnung [Anmerkung: In Paul Verhoeven’s ebenfalls in San Francisco spielendem legendären Erotik-Thriller Basic Instinct von 1992 gibt es eine Art Hommage an die Szene, denn „Detective Nick Curran“ Michael Douglas fährt zunächst durch „The Streets of San Francisco“ und stellt dann fest, dass „Femme Fatale Chaterine Trammell“ Sharon Stone überraschenderweise vor seiner Wohnung auf ihn wartet (Stone wenig später zu Douglas: „Bald werde ich Sie besser kennen als Sie sich selbst“)]. Vor der Eingangstür, wo Elster einen Brief hinterlegt hat, kommt es dann zu einem Gespräch [SCOTTIE: „Ein Brief für mich?“ / MADELEINE: „Es ist ein förmlicher Dankesbrief, eine riesige Entschuldigung. […] Das Ganze muss sehr peinlich für Sie gewesen sein“ / SCOTTIE: „Keineswegs. Es hat mich gefreut...mich mit Ihnen zu unterhalten“], in dem der Ex-Polizist, nachdem er den Brief gelesen hat, dann den Wunsch äußert sie wiederzusehen [SCOTTIE – sich auf den Brief-Inhalt beziehend: „Hm, das hoffe ich auch, dass wir uns mal wiedersehen“ / MADELEINE: „Das haben wir gerade. Auf Wiedersehen“ / SCOTTIE: „Auf Wiedersehen“]. 

Als Elster bereits in ihrem Auto sitzt, geht ihr Ferguson nach und fragt sie nach ihrem Ziel, woraufhin sie meint, dass sie bloß „herumfahren“ möchte, was ja, so wie sie anmerkt, auch seine „Lieblingsbeschäftigung“ zu sein scheint [MADELEINE: „Einer allein fährt manchmal um ein Ziel herum. Zwei zusammen haben meistens ein Ziel“ / SCOTTIE: „Nein, ich glaube nicht, dass das unbedingt wahr ist“]. Schließlich machen sich die beiden gemeinsam nach Muir Woods in der Nähe von San Francisco auf, dem Schutzgebiet mit den riesigen Redwood-Bäumen.

Nachdem die beiden einige Zeit inmitten von „Redwood Forest“ zwischen den Baumriesen verbracht haben [aus den Dialogen: MADELEINE: „Wie alt sind diese Bäume?“ / SCOTTIE: „Oh, so an die 2000 Jahre und mehr“ / MADELEINE: „Die ältesten Bäume der Welt. […] Ich mag sie nicht, weil ich weiß, dass ich sterben muss“] und Madeleine sich plötzlich wieder „besessen von Carlotta“ gegeben hat und sich „ihrer eigenen Vergänglichkeit“ bewusst geworden ist und Ferguson sie mit diversen Fragen „gequält“ hat [SCOTTIE – als MADELEINE „abwesend wirkend“ an einen Baumstamm gelehnt steht: „Sind Sie hier schon mal gewesen? […] Sagen Sie mir, was los ist, was passiert mit Ihnen? Wohin treibt es Sie? […]“], verlassen der Ex-Polizist & „Mrs. Elster“ den Wald wieder [MADELEINE: „[…] Bitte fragen Sie mich nicht! Bringen Sie mich hier weg!“].

Ortswechsel. Bei einem felsigen Platz an der Küste hat das Duo haltgemacht und Madeleine steigt aus dem Auto und geht in Richtung eines kleinen Baumes, der dort einsam in der Küstenlandschaft steht [Anmerkung: Edith Head ist auch bei „Vertigo“ wieder Alfred Hitchcock’s Vorliebe für emotionssteigernde Farben nachgekommen; so musste Novak im Rahmen der ersten „Verfolgungsszenen“ ein graues Kostüm tragen, obwohl die Farbe Grau, so die Meinung von Edith Head & Hitchcock, gar nicht zu blond passt, aber genau das war sozusagen der „psychologische Aspekt“ daran; ganz anders verhält es sich etwa mit dem „spektakulären“ grün-schwarzen Kleid, das Novak bei „Ernie’s“ trägt, oder dem weißen Mantel, den die Schauspielerin anhat, als sie vor James Stewart’s Apartment auftaucht, denn die Farbe Weiß wurde von Hitchcock & seiner Kostümdesignerin Head als „zu einer blonden Frau perfekt passend“ empfunden; der schwarze Chiffon-Schal, den Kim Novak in den Szenen im Wald sowie bei der Szene hier an der Küste trägt, ist ebenfalls kein „Zufall“, sondern vielmehr ein weiterer Ausdruck davon, dass Hitchcock wie immer klare Vorstellungen in Bezug auf Kostüme & Farben sowie deren Wirkung hatte: „Hitch hatte klare Vorstellungen in Bezug auf Kostüme und Farben […]. Dazu gehört ein schwarzer Chiffon-Schal, der sich über ihre Schultern legt, und auch das hatte etwas Mysteriöses an sich, wenn er im Wind wehte und um sie herumtanzte. Das alles hatte einen gespenstischen Effekt, aber das macht Hitch’s Genie aus“ (Copyright: June Van Dyke, eine langjährige Assistentin von Edith Head); als weiteres Beispiel für den „effektiven Einsatz“ eines Schals bei Hitchcock kann man die Autoverfolgungsjagd-Szene in Über den Dächern von Nizza anführen, wo der Schal der „rasenden“ Grace Kelly im Fahrtwind „tanzt“, was sowohl Kelly als auch der gesamten Szene einen besonders „kühnen“ Touch verleiht].

Ferguson folgt ihr prompt, woraufhin er sein „auffälliges Verhalten“ erklärt [MADELEINE: „Warum sind Sie so gerannt?“ / SCOTTIE: „Ich bin jetzt für Sie verantwortlich. Wissen Sie, die Chinesen sagen, wenn man einmal einem Menschen das Leben gerettet hat, ist man für immer für sein Leben verantwortlich“] und anschließend von ihr verlangt, dass sie ihm „jetzt alles sagen“ muss, was sie weiß [Antwort von MADELEINE: „Ich weiß nur so wenig. Es ist, als ob ich einen langen Korridor entlanggehe, der einmal Spiegelwände hatte, und davon hängen immer noch Bruchstücke an den Wänden. Und wenn ich ankomme am Ende des Korridors, ist da nichts als Dunkelheit. Und ich weiß, wenn ich in die Dunkelheit gehe, sterbe ich. Aber ich bin nie ganz bis ans Ende gekommen. Etwas hat mich bisher immer davor bewahrt“]. Im Laufe ihres „Berichts“ erinnert sie sich auch an ein Grab [MADELEINE: „[…] Es ist ein offenes Grab und ich...ich stehe am Grabstein und schaue hinunter. Es ist mein Grab. […] Der Grabstein ist neu und wartet“] sowie in der Folge auch an einen „Turm mit Glocke“, der „irgendwo in einem Dorf in Spanien“ stehen soll.

Als „Scottie“ in seinem Kopf „den Schlüssel zu all dem“ finden will, bietet ihm „Mrs. Elster“ eine „naheliegende“ Erklärung an [MADELEINE: „Es gibt wahrscheinlich eine Erklärung. Dass ich wahnsinnig bin! Dass ich allmählich den Verstand verliere!“]. Dann läuft sie von Ferguson weg und hinunter in Richtung Meer. Kurz darauf hat er sie aber wieder eingeholt und hält sie in seinen Armen – und nachdem sie ihm mitgeteilt hat, dass sie Angst hat und nicht sterben möchte [MADELEINE: „Aber irgendetwas in mir sagt, ich muss sterben“], und er ihr versichert hat, dass er „sie nicht verlassen & bei ihr bleiben wird“, küssen sich die beiden und die Wellen treffen im Hintergrund mit voller Wucht auf die Klippen.

Später, es ist abends, ist Ferguson zu Gast bei seiner „Ex-Verlobten“ Midge Wood, die ihm offenbar einen Zettel bei seiner Wohnung hinterlegt hat, auf dem sie nachgefragt hat, „wo er in letzter Zeit abgeblieben ist“. Midge, die gerade an einem Bild malt, startet gleichsam „einen letzten Versuch, `Johnny` vor `Carlotta Valdes` zu retten“ und fragt ihn nach seinen Aktivitäten [MIDGE: „[F]ür einen Mann, der nicht viel zu tun hat, bist du wirklich furchtbar schwer zu erreichen. Wo treibst du dich eigentlich den ganzen Tag rum?/ SCOTTIE: „Überall und nirgends. Ich fahre einfach so in der Gegend rum“], bevor sie ihm dann einen gemeinsamen Kino-Besuch vorschlägt. Anschließend weist ihn Midge, die ja im Grunde „Ladies Underwear-Designerin“ ist, darauf hin, dass sie „zu ihrer ersten Liebe, der Malerei“ zurückgekehrt ist, was Ferguson goutiert [SCOTTIE: „Ich hab ja immer gesagt, du verschwendest deine Zeit mit dieser Damenunterwäsche“ / MIDGE: „Man kann davon leben“].

Dann sieht sich Ferguson das Bild an, an dem Wood gerade arbeitet…und er stellt fest, dass es sich um ein „Selbstporträt“ handelt, das sie, nach dem Vorbild des Porträts im Museum, als Carlotta zeigt [Anmerkung: „Was würdest du zu einem Glas Champagner sagen?“ / „`Guten Abend Champagner!`Sowas passiert, wenn ich witzig sein will“ (Dialog aus Cocktail für eine Leiche zwischen John Dall & Joan Chandler) – zum Thema „Humor“: „Vertigo“ ist ein Hitchcock-Film, der eine „kontemplative Ernsthaftigkeit“ besitzt und demensprechend relativ wenig Humor, ganz im Gegensatz etwa zu Der unsichtbare Dritte, jenem „`leichten` Verfolgungs-Thriller mit stark komödiantischen Zügen“, den „Hitch“ seinem „mit Ängsten & Obsessionen angefüllten“ dunkel-düsteren Meisterwerk von 1958 folgen ließ; aber wenn es einen wirklich amüsanten Moment in „Vertigo“ gibt, dann ist es jene Szene, in der man auf dem Bild Barbara Bel Geddes‘ Antlitz (inklusive Brille) anstelle des Antlitzes von „Carlotta Valdes“ sieht - was eben auch dafür steht, dass „Midge Wood“ hier noch einmal, mit einem „Scherz, der vielleicht gar nicht mal so komisch ist“, versucht „Johnny“ dazu zu bringen, endlich zwischen „Realität“ und „Traum(-Bild)“ zu unterscheiden].

Ferguson findet die Aktion ganz und gar nicht komisch [SCOTTIE: „Das ist nicht sehr komisch, Midge. Gehen wir ein anderes Mal ins Kino, ja?“] und verlässt daraufhin sofort die Wohnung. „Johnny’s“ Ex-Verlobten wird bewusst, dass sie genau das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigt hat, bewirkt hat, und „entstellt“ aus Frust & Zorn ihr „Carlotta-Selbstporträt“ mit einem Pinsel [aus MIDGE’s Reaktionen auf ihr „Scheitern“: „So was Blödes! So was Blödes!“].

In der Nacht sitzt Ferguson allein in seiner Wohnung. Dann klopft es an der Tür und…„Mrs. Elster“ steht „aufgewühlt“ davor und berichtet von einem erneuten „Very Bad Dream“ [MADELEINE: „Ich hatte den Traum, ich hatte den Traum wieder“ / aus den Reaktionen von SCOTTIE: „Es war nur ein Traum. Doch jetzt bist du wach“].

In der Folge berichtet sie ihm von ihrem „Alptraum“, in dem „eine Glocke“, „ein Turm“ und „das alte spanische Dorf“ vorgekommen sind, genauso wie „eine alte, weiß getünchte spanische Kirche mit Kloster“ sowie „ein Stallgebäude mit alten Kutschen“, wobei Ferguson die genannten Elemente plötzlich von sich aus mit der Beschreibung eines „Hotel California“ ergänzt, das auch in der Realität existieren soll [SCOTTIE: „…Und ein ganz altes Hotel aus den frühen Tagen Kaliforniens. Und ein Saloon mit niedriger Decke und alten Öllampen. […] Das existiert alles, das ist kein Traum“]. Nachdem Madeleine verneint hat, dass sie schon einmal an einem solchen Ort tatsächlich gewesen ist, berichtet ihr Ferguson von der alten spanischen Mission San Juan Bautista „100 Meilen südlich von San Francisco“ [SCOTTIE: „Man hat das ganze Kloster genau so erhalten, wie’s vor 100 Jahren war. Als Museum“].

Auf eine weitere „Scottie“-Frage hin, die darauf abgezielt hat, was sie in dem Traum am meisten geängstigt hat, berichtet „Mrs. Elster“, dass es die Tatsache war, dass sie allein auf dem Dorfplatz gestanden sei, dann langsam zur Kirche rübergegangen ist und dabei, kurz bevor sie aufgewacht ist, „in die Finsternis hineingezogen“ wurde. Ferguson kündigt daraufhin an, „heute Nachtmittag“ mit ihr zu der Mission zu fahren, mit dem Ziel, in ihr die Erinnerung wachzurufen, wann sie den Ort schon mal gesehen hat, und auf diese Weise den „Bad Dream“ ein für alle Mal zu beenden [SCOTTIE: „Und das wird deinen Traum beenden. Es wird ihn vernichten. Das versprech ich dir“].

Schließlich treffen die beiden am Nachmittag bei der [wie man auch auf einem Schild am Straßenrand sehen kann] „MISSION SAN JUAN BAUTISTA“ ein [Anmerkung: Hitchcock präsentierte in seinen Filmen gerne „vertraute Plätze & eine unerwartete Wendung hin zum Bösen“, aber nicht nur San Francisco war aus seiner Sicht „a good Location for a Murder Mystery“, sondern natürlich auch jener „Ort der Vergangenheit“, zu dem es Kim Novak hier zieht, wobei Hitchcock den Glockenturm der Mission für „Vertigo“ eigens „aus Gips & Farbe“ errichten ließ, da der originale „Bell Tower“ Jahre zuvor bei einem Brand vernichtet wurde].

Das Ringen um „Realität & Traum“ wird im Stall der Mission fortgesetzt, wo Ferguson von Madeleine erneut verlangt, sich zu erinnern, wann sie schon mal hier gewesen ist [MADELEINE – im „Carlotta-Modus“ sprechend: „Damals waren nicht so viele Kutschen hier. […] Hier waren wir immer am liebsten. Aber wir durften hier nicht spielen. Schwester Teresa hat uns dann gescholten“; // Anmerkung: Laut Kim Novak soll Hitchcock mit ihr vor allem auch am richtigen Sprachrhythmus gearbeitet haben, speziell an dem „zurückgenommenen“ „Carlotta-Sprach-Modus“, in dem Novak sich eben „Possessed by Carlotta Valdes“ geben musste – „Madeleine war voller Komplikationen, Aufregung und Energie. Nach außen hin hielt sie alles sehr zurück, […] was teilweise James Stewart’s Faszination für sie ausmachte“ (Kim Novak)].

Im Endeffekt kommt es zu einem Kuss & zu diversen Liebesbekundungen zwischen den beiden, bevor Madeleine andeutet, dass sie noch „etwas vorhat“ [MADELEINE: „Zu spät. Zu spät. […] Es ist zu spät. […] Da ist etwas, was ich tun muss“], eine Andeutung, die „Scottie“ zunächst nicht versteht [SCOTTIE: „[…] Es gibt nichts auf der Welt, was dich zu irgendetwas zwingen kann. Du bist bei mir in Sicherheit“]. Dann verlässt sie den Stall und spaziert über die Wiese hinüber zur Kirche, wobei sie Ferguson gegenüber, der ihr wiederum gefolgt ist, quasi eingesteht, dass, bei aller „Unausweichlichkeit des Geschehens“, hier etwas „nicht passieren hätte dürfen“ [MADELEINE: „Wir lieben uns, aber es ist zu spät. Das hätte uns nicht passieren dürfen. Das durfte uns nicht passieren. […] Wenn du mich verlierst, wirst du wissen, dass ich dich geliebt habe und immer bei dir bleiben wollte“; // Anmerkung: Alles speziell an der Stelle von „Vertigo“ Gesagte erhält im zweiten Abschnitt des Films dann eine völlig neue Bedeutung].

Danach läuft sie in die Kirche…aber Ferguson verfolgt sie erst, nachdem ihm ein Blick hinauf zum Glockenturm eine „Vorahnung“ beschert hat, was „Madeleine Elster / Carlotta Valdes“ jetzt vorhaben könnte.

In der Kirche merkt er, dass sie tatsächlich die Treppen des Glockenturms raufläuft – und er versucht ihr zu folgen [SCOTTIE: „Madeleine!“], was aber von heftigen Höhenangst-Attacken begleitet wird [Anmerkung: Im U2-Song „Vertigo“ von 2004 heißt es: „Hello, hello / I’m at a place called `Vertigo` / It’s everything I wish I didn’t know“ – und das zentrale Element der Glockenturm-Szene, die zu den berühmtesten Szenen der Filmgeschichte gehört, ist natürlich „die visuelle Umsetzung des Gefühls der Höhenangst“, das Jimmy Stewart beim Treppensteigen mehrfach befällt, wobei Alfred Hitchcock & François Truffaut in ihren Gesprächen natürlich auch auf diesen „Vertigo-Effekt“ zu sprechen gekommen sind: Hitchcock: „Wie fanden Sie den Verzerrungseffekt, wenn Stewart das Treppenhaus des Turms hinunterschaut? Wissen Sie, wie wir das gemacht haben?“ / Truffaut: „Ich nahm an, es sei eine Kamerafahrt zurück, kombiniert mit einem Zoom nach vorn, nein?“ / Hitchcock: „Ja, das ist richtig. Schon als ich `Rebecca` gedreht habe, wollte ich bei Joan Fontaines Ohnmachtsanfall zeigen, dass sie ein ganz eigenartiges Gefühl hat, dass, bevor sie fällt, alles von ihr zurückweicht. […] [A]ber ich habe es nicht geschafft. Und zwar ist das Problem folgendes. Der Ausgangspunkt muss fest bleiben und die Perspektive länger werden. Fünfzehn Jahre lang habe ich darüber nachgedacht. Als ich es für `Vertigo` wieder haben wollte, haben wir das Problem gelöst, indem wir gleichzeitig Dolly und Zoom benutzten“; diese horizontale Fahrt kombiniert mit Vorwärts-Zoom im Modell eines Treppenhauses hat, laut Hitchcock, seinerzeit dann um die 19.000$ gekostet; Hitchcock-Biograf Donald Spoto sah in dem visuellen Effekt sogar den „gleichzeitigen Wunsch nach Nähe und Distanz“ umgesetzt, den Stewart im Film hegt].

Letztendlich gelingt es ihm nicht, ihr bis nach ganz oben zu folgen. Er hört einen lauten Schrei…und sieht durch ein Turm-Fenster, dass „Mrs. Elster“ hinunter in den Tod stürzt. Ein Blick durch das Fenster verrät ihm dann, dass Madeleine’s Leiche auf dem Dach der Kirche liegt, und einige Nonnen sowie ein Priester eilen herbei, um die Leiche zu begutachten. Ferguson selbst steigt die Treppen zurück hinunter und verlässt den Ort des Geschehens.

Im darauffolgenden Prozess, der vor Ort stattfindet, also: in einem Gebäude der Mission, gibt der Richter Ferguson „direkt - indirekt“ die Schuld und hält zunächst fest, dass er als Aufpasser & Beschützer „eine unglückliche Wahl“ war, während er den Ehemann, der dem Prozess beiwohnt, als „schuldlos“ bezeichnet. Weiters wirft der „Judge“ dem Ex-Polizisten einen „Mangel an Initiative & Anstrengung“ vor, gerade angesichts dessen, dass er Kenntnis von den Selbstmordabsichten von „Mrs. Elster“ hatte. Zur Sprache kommt auch, dass Ferguson, wegen einer angeblichen „Bewusstseinsstörung“, die Kirche und das Missions-Gelände sofort verlassen hat und schließlich „daheim in seiner Wohnung“ anzutreffen war. Diesen „Zustand der Schwäche“ muss, so der Richter, Ferguson aber „mit seinem Gewissen“ ausmachen.

Nach dem Freispruch Fergusons durch die Jury, die ausschließlich „eine geistige Umnachtung Madeleine Elsters“ für den ganzen Vorfall verantwortlich macht, spricht ihn sozusagen auch Gavin Elster frei von Schuld und kündigt an, San Francisco für immer in Richtung Europa zu verlassen.

Kurz darauf wird deutlich, dass Ferguson von einer „Krankheit des Gemüts“ heimgesucht wird – und in diversen Alpträumen kommen sowohl das Gemälde & der Anhänger, den Carlotta auf dem Gemälde trägt, als auch ein offenes & leeres Grab vor, dem sich Ferguson auf dem Friedhof gegenübersieht. Bevor der „Bad Dream“ zu Ende ist, fällt er, in seinem Angst-Traum, noch „als Silhouette“ selbst vom Glockenturm hinunter aufs Kirchen-Dach.

Seine „Gemütskrankheit“ zwingt Ferguson zu einem Krankenhausaufenthalt, und dort, in der Klinik, erhält er Besuch von Midge [Anmerkung: Barbara Bel Geddes hat hier im Film ihren letzten Auftritt; in der bereits angesprochenen „Alfred Hitchcock Presents“-Folge & „Roald Dahl-Verfilmung“ Lamb to the Slaughter spielte die Schauspielerin eine Frau, die ihren Mann mit einer tiefgefrorenen Lammkeule erschlägt, weil er sich von ihr scheiden lassen will – die Lammkeule serviert sie dann im gebratenen Zustand den Polizisten, die nach der Mordwaffe suchen; das Fernsehspiel gehörte zu „Hitch’s“ persönlichen Favoriten und nimmt sogar diverse (visuelle) Elemente von Psycho vorweg; diese für Hitchcock stets interessante Verbindung zwischen „Lebensmitteln & gewaltsamen Tod“ haben auch andere Regisseure in ihren Werken für sich „genutzt“, so zum Beispiel der spanische Meisterregisseur Pedro Almodóvar in seinem Frühwerk Womit hab‘ ich das verdient? / OT: Qué he hecho yo para merecer esto? aus dem Jahr 1984, in dem eine von Carmen Maura gespielte Hausfrau ihren Mann mit einer Schinkenkeule erschlägt, weil er von ihr vor einem Treffen mit seiner Geliebten „ein gebügeltes Hemd“ verlangt].

Midge erklärt ihm den Nutzen der „Musik-Therapie“, denn auf dem Plattenteller im Zimmer läuft gerade Mozart [MIDGE: „Mozart, Wolfgang Amadeus. Ich hatte ein langes Gespräch mit der Ärztin in der Musik-Therapie. Sie sagt, Mozart ist genau das Richtige für dich. Genau das Richtige, um alle Spinngewebe wegzuwischen“].

Da „Johnny“ keinerlei Reaktion auf Midge’s Worte zeigt und „teilnahmslos“ wirkt, versucht sie ihn „in ihrer Machtlosigkeit“ zu einer Reaktion zu animieren [MIDGE: „Versuch‘s, Johnny. Du bist nicht verloren. Mutter ist hier“; // Anmerkung: Selten hat Hitchcock „offener“ (und, wenn man so will, auch „unsubtiler“) den ihn von jeher beschäftigenden „Konflikt zwischen zwei Frauen-Bildern“, nämlich dem der „Frau als Geliebter“ und dem der „Frau als Mutter“, ausgesprochen].

Nachdem auch das nichts gebracht hat, sucht sie den behandelnden Arzt in dessen Büro auf, der ihr seine Diagnose näherbringt [DOCTOR: „Er leidet an einer akuten Melancholie und noch dazu an einem Schuldkomplex“; // Anmerkung: Der Doktor, gespielt von Raymond Bailey, der zwischen 1955 und 1962 in beinahe einem Dutzend Folgen von „Alfred Hitchcock Presents“ zugegen war, gibt hier quasi ein weiteres Grundmotiv von Hitchcock‘s „Geisteswelt“ wieder, nämlich, dass „ein schwacher Mann“, der gleichzeitig im Innersten ein Romantiker ist, nach seinem „Versagen“ ein „von Melancholie geplagter traumatisierter & verstörter Romantiker“ wird], woraufhin Midge klarmacht, dass Ferguson „Madeleine“ geliebt hat und das ganz offensichtlich immer noch tut [MIDGE: „Und ich kann Ihnen eine weitere Komplikation nennen. Er liebt sie noch. Und darf ich Ihnen noch etwas sagen, Doktor? Ich glaube, Mozart hilft da überhaupt nicht“]. Anschließend verlässt Midge Wood durch einen langen & leeren Korridor [der dem Treppenschacht im Glockenturm sogar irgendwie ähnlichsieht - (Anm.)] die Klinik.

Nach einem Zeitsprung ist Ferguson wieder in den „Straßen von San Francisco“ unterwegs und besucht diverse Ort seiner „gemeinsamen Vergangenheit mit Madeleine“, so etwa das Wohnhaus, vor dem immer noch das (mittlerweile an eine andere blonde Frau verkaufte) Auto von „Mrs. Elster“ steht. Außerdem taucht er bei „Ernie’s“ auf und in dem Museum im Palast der Ehrenlegion – und überall scheint ihm eine blonde Frau zu begegnen, die „Madeleine“ auf den ersten Blick zu gleichen scheint [Anmerkung: Hitchcock gibt sich hier „alle filmische Mühe“ einem zu suggerieren: „Scottie Ferguson“ ist in eine Tote verliebt].

Dann, als er sich eines Tages vor dem Blumengeschäft, in dem Madeleine einst den Blumenstrauß gekauft hat, herumtreibt, erblickt er unter den „Pedestrians“ in der Umgebung eine brünette Frau, die mit ein paar Freundinnen plaudernd den Gehsteig entlangspaziert. Die Frau sieht Madeleine Elster „zum Verwechseln“ ähnlich.

Ferguson folgt der „Woman with Brown Hair“ zu einem Hotel, dem „Empire Hotel“, wo sie wieder, wie damals im „McKittrick Hotel“, in einem Fenster auf der Frontseite erscheint. Wenig später klopft er an ihre Zimmertür – und will ihr „ein paar Fragen“ stellen [SCOTTIE: „Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen? […] Mein Name ist John Ferguson“], woraufhin sie herauszufinden versucht, was er möchte und ob er „in diesem Hotel“ wohnt. Nachdem er das verneint hat [SCOTTIE: „Nein, ich habe Sie nur zufällig da reingehen sehen, und da dachte ich…“], will sie ihn loswerden [BROWN HAIRED WOMAN: „Hab ich mir doch gedacht, eine Anmache. Sie haben vielleicht Nerven, mir in mein Hotel nachzusteigen bis rauf zu meinem Zimmer. Verschwinden Sie!“], was dazu führt, dass der Ex-Polizist ein wenig konkreter wird [SCOTTIE: „Nein, bitte, hören Sie. Ich möchte mit Ihnen reden. […] Ich werden Ihnen nichts tun, wirklich nicht, das können Sie mir glauben. Bitte, ich möchte nur mit Ihnen reden. […] Sie erinnern mich an jemanden“].

Die Frau meint daraufhin, dass ihr der „Trick“ nicht unbekannt ist [BROWN HAIRED WOMAN – sarkastisch: „Ich erinnere Sie an eine, in die Sie wahnsinnig verliebt waren. Sie hat Ihnen den Laufpass gegeben und seitdem jagen Sie ihrem Ebenbild nach“ / Antwort von SCOTTIE: „Da liegen Sie nicht ganz falsch“], doch Ferguson lässt nicht locker und schlägt vor, dass sie die Tür offenlässt, während er „mit ihr nur reden“ will [aus den Bemerkungen der BROWN HAIRED WOMAN, bevor sie Ferguson in das Hotelzimmer lässt: „Aber ich warne Sie, ich kann verdammt laut schreien“ / „Na schön, wie Jack the Ripper sehen Sie nicht gerade aus“].

In der Folge stellt sich heraus, dass die Frau Judy Barton heißt, Verkäuferin bei „Magnin’s“ ist, seit drei Jahren in San Francisco wohnt und eigentlich aus „Salina, Kansas“ kommt. Danach, nachdem sie ihm auch noch ihren Führerschein „als Beweis“ gezeigt hat, bittet sie ihn abermals zu gehen, doch angesichts von „Ferguson’s sichtbarem Schmerz über einen Verlust“ scheint sie es sich anders zu überlegen [JUDY: „Oh Gott, es hat Sie schlimm erwischt, nicht wahr? Sah ich ihr wirklich so ähnlich? Sie...sie ist tot, nicht wahr?“].

Nach der Betrachtung einiger Familienfotos von Barton setzt Ferguson dazu an zu gehen, lädt sie aber schließlich zu einem Abendessen ein [JUDY - skeptisch: „Abendessen und was noch?“ / SCOTTIE: „Nur Abendessen“]. Sie stimmt zu und Ferguson will sie „in einer Stunde“ abholen.

Als er weg ist…erinnert sich Judy Barton, bei der es sich tatsächlich um Ferguson’s „Madeleine Elster“ handelt, an die Abläufe im Glockenturm – sie läuft die Treppen rauf, Ferguson kommt ihr nicht nach, oben wartet Gavin Elster mit der Leiche der echten Mrs. Elster, die eben völlig ident wie Judy gekleidet & gestylt ist, und wirft diese hinunter aufs Dach, was von einem [an der Stelle aber nicht hörbaren] Schrei Bartons begleitet wird, der dazu führt, dass ihr Elster den Mund zuhält [Anmerkung: Bis zu diesem Zeitpunkt ist „Vertigo“ aus der Sicht von „Scottie“ James Stewart erzählt, doch Hitchcock vollzieht hier einen überraschenden Perspektiven-Wechsel und bleibt bei „Judy“ Kim Novak im Hotelzimmer - und in einer Erinnerungsmontage erfährt man, was wirklich im Glockenturm passiert ist; mit dieser „Hitchcock-Info“ wird eine neue Stufe der Spannung & Suspense erreicht, die dazu führt, dass man ab diesem Zeitpunkt sowohl mit Stewart als auch mit Novak mitfiebert, wobei Hitchcock, der einen ja stets „in den Kopf“ seiner protagonists“ blicken lassen wollte, ohnehin in seinen Filmen dazu tendierte, das Publikum plötzlich mit dem villain“ mitfiebern zu lassen – „Ich sehe meine Mörder immer als Helden“ sagt einmal die betagte Kriminal-Schriftstellerin „Isobel Sedbusk“ in „Suspicion“ mit Cary Grant & Joan Fontaine und gibt an der Stelle sicherlich auch Hitchcock’s Credo wieder; gegenüber Truffaut hat Hitchcock erwähnt, dass diese unkonventionelle Lösung mit einer „vorzeitigen Erinnerungsmontage“ statt einer „Schlussüberraschung“, die eben vor allem „Suspense-Gründe“ hatte, seinerzeit in seinem Umfeld nicht unbedingt auf Verständnis gestoßen ist: „Wenn der zweite Teil beginnt, nachdem Stewart die Brünette getroffen hat, habe ich mich dafür entschieden, die Wahrheit sofort aufzudecken, aber nur für den Zuschauer. Judy gleicht Madeleine nicht nur, sie ist es selbst. Alle, mit denen ich zu tun hatte, waren gegen die Veränderung, sie meinten, das dürfe erst zum Schluss des Films aufgeklärt werden“ (Hitchcock zu Truffaut); das Motiv, nämlich: dass etwas wie Selbstmord aussehen soll und in Wahrheit Mord ist oder wäre, kommt auch schon in „Hitch’s“ Rebekka vor, und zwar in jener denkwürdigen Szene, in der die Haushälterin von Manderley, „Mrs. Danvers“ Judith Anderson, versucht, „Mrs. de Winter“, die von meiner persönlichen Lieblings-Hitchcock-Darstellerin Joan Fontaine verkörpert wird, „in einen Selbstmord hinein zu `quatschen`“, der aber in Wahrheit „das Ergebnis einer Art Anstiftung dazu“ oder eben Mord wäre: „Schauen Sie hinunter! Es ist doch ganz einfach, es tut gar nicht weh. Warum springen Sie nicht hinunter? Sie brauchen sich nicht zu fürchten, es geht ganz schnell. Kommen Sie, tun Sie’s, springen Sie hinunter!“ („Mrs. Danvers“ zu der sich zu diesem Zeitpunkt im Zustand der Verzweiflung befindenden „Mrs. de Winter“ in einem „höher gelegenen Zimmer“ auf Manderley); übrigens: „the lovely“ Joan Fontaine (1917 – 2013), die eine großartige (Original-)Sprechstimme hatte und die die jüngere Schwester von Schauspielerin Olivia de Havilland ist, ist die einzige Person(!), die jemals unter der Regie von Hitchcock einen Schauspiel-Oscar gewinnen konnte – sie erhielt ihn 1942 für die (Haupt-)Rolle der „Lina“ in „Suspicion“].

Nach dem „Moment der Erinnerung an ein Verbrechen“ holt Barton einen Koffer aus dem Schrank und will offenbar packen, doch zunächst legt sie in einem „Brief an Scottie“, in dem sie ihm sogar ihre aufrichtige Liebe gesteht, eine Art Geständnis ab. Darin berichtet sie unter anderem auch davon, dass Elster ihre Ähnlichkeit mit seiner Frau, die „auf dem Land lebte & nur selten in die Stadt kam“, ausgenutzt hat sowie auch das Wissen um Scottie’s Akrophobie [aus dem Voiceover von JUDY, während sie den Brief schreibt: „Jeder von uns beiden ist nur ein Werkzeug in Gavin Elster’s Plan, seine Frau zu ermorden. […] Er wusste von deiner Krankheit, er wusste, dass du es nicht schaffen würdest, die Treppe des Turms hinaufzukommen. Er hat alles ganz genau geplant, ihm ist kein einziger Fehler unterlaufen. Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe mich verliebt. Das gehörte nicht zu seinem Plan“]. 

Da Judy Barton aber letzten Endes sehen möchte, ob Ferguson sie, so wie sie‘s in dem Brief, den sie schlussendlich zerreißt, ebenfalls an einer Stelle geschrieben hat, „um ihrer selbst willen“ lieben kann, gibt sie ihren „Fluchtplan“ auf, stellt den Koffer wieder zurück und nimmt stattdessen ein Kleid für das Abendessen aus dem Schrank.

Es folgen eine Reihe von Szenen, die zeigen, dass Ferguson letztendlich nur an der Illusion interessiert ist und nicht „an dem wahren Ich von Judy Barton“ – so schweift Ferguson’s Blick bei dem gemeinsamen Abendessen „at Ernie’s“ sofort ab zu einer Blondine, die dasselbe graue Kostüm wie einst „Madeleine“ trägt.

Letztendlich will Scottie Judy Barton einem „Umstyling“ unterziehen und bei „Ransohoffs“ kleidet er die Frau nach ganz exakten Vorstellungen neu ein, was aber nicht ohne „Protest“ von Judy geschieht [aus den Dialogen während der „Modeschau für Judy“ bei „Ransohoffs“, während also diverse Models im Modeatelier diverse Kostüme vorführen: SCOTTIE: „Nein, nein, das ist nicht ganz das Richtige. […] Hören Sie, ich möchte nur ein klassisches, schlichtes, graues Kostüm“ / JUDY: „Aber es gefällt mir sehr gut, Scottie“ // VERKÄUFERIN: „Sie scheinen wirklich sehr genau zu wissen, was Sie wollen“].

Barton ist sich bewusst, dass sie gleichsam „mit einer Toten“ & „mit einem Traumbild“ konkurrieren muss, und wehrt sich dementsprechend dagegen [JUDY: „Du suchst das Kostüm, das sie getragen hat, nicht wahr!? Du willst, dass ich angezogen bin wie sie. […] Oh nein, nein, das mach ich nicht mit!“ / aus den Reaktionen von SCOTTIE: „Judy, es kann dir doch nichts ausmachen. […] Judy, tu’s mir zuliebe!“], doch bei der „Rückverwandlung“ geht Ferguson gleichsam „wie ein Fetischist & kompromisslos“ vor [JUDY – als endlich das richtige graue Kostüm vorgeführt wird: „Ich mag es nicht“ / SCOTTIE: „Wir nehmen es. […] Und jetzt hätten wir gern noch ein Cocktail-Kleid, ein […] Abendkleid, kurz, schwarz, mit langen Ärmeln und einem rechteckigen Ausschnitt“].

Nachdem auch „The Right Shoes“ gekauft wurden, will Ferguson am Abend in seiner Wohnung die Illusion perfekt machen und spricht nun Judy‘s Haarfarbe an [SCOTTIE – im Original: „The color of your hair...“], die dann in einem Laden für „Hair & Make-up“ in Platinblond umgewandelt wird [SCOTTIE – zur HAIR & MAKE-UP-ARTISTIN: „Und Sie wissen Bescheid über die Haarfarbe? […] Und alles Übrige, das Make-up und so weiter?“; // Anmerkung: Hitchcock hat die diversen Umstyling-Szenen in „Vertigo“ sicherlich als „einseitiges Liebesspiel“, als „Szenen voll `sexueller Impulse` & voll `kranker Erotik`“, inszeniert, oder, so wie es manche Hitchcock-Exegeten ausgedrückt haben, als eine Art „umgekehrten Striptease“ – „Monsieur Hitchcock“, also der Meister selbst, hat im Gespräch mit François Truffaut dazu Folgendes gemeint: „Stewarts Anstrengungen, die Frau wieder auferstehen zu lassen, werden filmisch so gezeigt, als versuche er sie nicht an- sondern auszuziehen“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Als die „Madeleine-Doppelgängerin“ Barton dann zurück in ihr Hotelzimmer kommt, wo der Ex-Polizist auf sie gewartet hat, trägt sie die platinblonden Haare, zu Ferguson’s sofortigem Ärger, offen [SCOTTIE: „Es sollte nach hinten hochgekämmt sein und im Nacken zusammengesteckt. Ich habe es ihr[der Hair & Make-up-Artistin] gesagt und dir auch“]. Barton behauptet daraufhin, die alte Madeleine-Frisur wäre ihr „nicht gestanden“, aber Scottie „insistiert“ [SCOTTIE: „Bitte, Judy“], woraufhin sie im Badezimmer verschwindet und…als „perfekte Madeleine Elster“ zurückkehrt [Anmerkung: Hitchcock wiederholt an der Stelle den bereits angesprochenen „Horror Effect“ aus den Friedhofs-Szenen zu Beginn, wo er diesen aber mit der Hilfe eines Nebelfilters erzielt hat; hier, im „Empire Hotel“, hat er den „Grünstich“ im Bild einfach mit der grünen „Hotel Empire“-Neon-Reklame erreicht, die vor dem Hotel permanent aufblinkt – „So konnte ich, wenn das Mädchen aus dem Bad kommt, ohne besondere Tricks denselben Schauereffekt erzielen. Sie steht in dem grünen Neonlicht da, als käme sie wirklich aus der Totenwelt“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Es kommt schließlich zu einem „long & intense Kiss“ zwischen den beiden, bei dem sich das Hotelzimmer & der Stall der Mission im Hintergrund zu „vermischen“ scheinen [Anmerkung: Hitchcock hat in „Vertigo“ sicherlich einige der intensivsten Kuss-Szenen seiner Karriere gedreht, aber hier „vermischen“ sich bei dem Kuss von Stewart & Novak im „Empire Hotel in der Post Street“ nicht nur die Orte, das Hotelzimmer & der Stall der Mission, sondern eben auch die beiden Frauen, „Judy“ & „Madeleine“, sowie die Zeitebenen, Gegenwart & Vergangenheit; der Kuss scheint ja vor einer „drehenden Kamera“ stattzufinden, die den Eindruck erweckt, dass sich die Darsteller und der Hintergrund drehen – und „Hitch“ & sein Kameramann Robert Burks haben diesen Effekt, bei dem sich das Publikum förmlich „mitdreht“ und an einen für „Scottie“ & „Madeleine“ einst wichtigen Ort zurückversetzt wird, auf folgende Weise erreicht: Das Hotelzimmer & Teile der Stall-Dekoration sind als runde Dekoration gebaut worden und wurden schließlich mit einem 360-Grad-Schwenk gefilmt; das entstandene Material wurde in der Folge auf eine Leinwand projiziert, vor der Jimmy Stewart & Kim Novak dann auf einer Drehscheibe platziert und eben „herumgedreht“ wurden; // die Kuss-Szenen in „Vertigo“ haben, der Ernsthaftigkeit der Story entsprechend, allesamt einen ziemlich „melodramatischen Touch“ – meine absolute persönliche Lieblings-Kuss-Szene in Hitchcock’s Filmen ist aber nicht einmal sosehr die Szene mit dem „Slow-Motion-Kuss“ zwischen Grace Kelly & James Stewart in Das Fenster zum Hof, sondern jene zwischen Cary Grant & Joan Fontaine in Verdacht, die in einem von Cary Grant gefahrenen Auto stattfindet und die durch den witzigen „Begleit-Dialog“ und durch das komödiantische Talent beider Darsteller eine absolut amüsante Note bekommt (Ausschnitte aus dem Dialog vor dem Kuss: CARY GRANT/„JOHNNY“: „Have you ever been kissed in a car?“ - JOAN FONTAINE/„LINA“: „Never“ - CARY GRANT/„JOHNNY“: „Would you like to be?“ - JOAN FONTAINE/„LINA“: „Yes“)].

„La grande illusion“ hält aber nicht lange an und eines Abends planen Ferguson & die „Madeleine“-Doppelgängerin Barton wieder ein Abendessen bei „Ernie’s“. Als sie sich dafür zurechtmacht und sich vor einem Spiegel eine Halskette anlegt, merkt der Ex-Polizist, dass der Anhänger um Judy’s Hals…der „Carlotta-Anhänger“ ist, also: jene Art von Anhänger, den Valdes auf dem Porträt im Museum trägt [Anmerkung: „Versuchen Sie viele Spiegel zu verwenden“ soll Hitchcock damals zu seinem Art Director Henry Bumstead gesagt haben – und tatsächlich kommen Spiegel in „Vertigo“ an zentralen Punkten des Films vor, so etwa im Blumenladen „Podesta Baldocchi“, im Restaurant „Ernie’s“ sowie im Modeatelier von „Ransohoffs“ oder in Kim Novak’s „Hotel Room“ im „Empire Hotel“; Hitchcock-Biograf Donald Spoto sah in den Spiegeln in „Vertigo“ das Motiv „der doppelten und gespaltenen Bilder“ umgesetzt, welches dann in Psycho noch augenscheinlicher wird].

Diese „Information“ ändert alles für Ferguson und er ist nicht nur „böse“, sondern er will „eine Form von Rache“ - und fährt mit „Judy / Madeleine“, auf seinen Vorschlag hin, sozusagen „aus der Stadt & in Richtung Süden“, wobei die Frau ein Gefühl des Unbehagens befällt, als sie merkt, dass sie zu „einem bekannten Ort der Vergangenheit“ fahren, nämlich zur Mission San Juan Bautista [aus den Dialogen: JUDY/MADELEINE: „Wo fährst du hin?“ / SCOTTIE: „Noch eine letzte Sache, die ich erledigen muss. Dann bin ich befreit von der Vergangenheit“]. Dort angekommen tut „Judy / Madeleine“ kurz so, als ob sie nicht wüsste, dass dies der Ort ist, an dem „Madeleine Elster“ umgekommen ist, doch Ferguson beginnt mit seiner mittlerweile verängstigten Begleiterin eine Art „Rekonstruktion der Abläufe“ und will, dass sie für ihn dabei „Madeleine“ spielt [SCOTTIE: „Du musst jetzt eine Weile Madeleine sein, und wenn das vorbei ist, werden wir beide frei sein“].

Er betritt mit Barton die Kirche [JUDY/MADELEINE: „Ich will da nicht reingehen!“] und zwingt sie dann „die Treppen hinauf“ [aus den Dialogzeilen von „SCOTTIE“ James Stewart: „Sie lief den Turm hinauf. […] Und ich versuchte ihr zu folgen, aber ich schaffte es nicht bis oben. Ich habe es versucht, aber es war mir einfach nicht möglich. […] Du bist jetzt meine einzige Hoffnung. […] Du siehst jetzt wie Madeleine aus. Geh die Treppe rauf, Judy! Ich komme dir nach“], wobei er wiederholt von Höhenangst-Attacken [visuell wiederum umgesetzt mit „Hitch’s“ „Vertigo“-Effekt] heimgesucht wird, doch der „Drang zur Aufklärung & zur Vergangenheits-Befreiung“ scheint stärker zu sein und er agiert wieder als „Detective“, der die Betrügerin entlarvt hat [SCOTTIE: „Die Halskette, Madeleine. Das war dein großer Fehler. Ich habe mich an die Kette erinnert“ / JUDY/MADELEINE: „Lass mich gehen!“].

„Scottie“ will in der Folge in dem „Bell Tower“ bis ganz nach oben gelangen [JUDY/MADELEINE: „Aber das kannst du nicht, du hast Angst!“ / Antwort von SCOTTIE: „Das werden wir ja sehen. Das ist meine einzige Chance“], um den Tatort zu sehen, und er beginnt dabei die „gemeinsamen Machenschaften“ von „Judy / Madeleine“ & Gavin Elster aufzudecken [SCOTTIE: „Du warst die Kopie, du warst die Fälschung. […] Warum hast du [damals] geschrien?“ / JUDY/MADELEINE: „Ich wollte es verhindern!“].

Außerdem will er von Elster’s Komplizin wissen, warum ausgerechnet er „ausgesucht“ wurde [SCOTTIE: „Er hat dich umgewandelt, von Kopf bis Fuß, so wie ich dich umgewandelt habe, nur perfekter. […] Warum habt ihr mich ausgesucht!? Warum mich!?“], was natürlich „wegen des Unfalls mit dem abgestürzten Policeman & der daraus resultierenden Akrophobie“ der Fall gewesen ist [Reaktion von SCOTTIE: „Ich war das Werkzeug, der maßgeschneiderte Zeuge. Nur das Werkzeug...und weiter nichts“].

Ganz oben im Tower angekommen stellt „Scottie“ noch einmal Gavin Elster’s Beweggründe für den Mord klar und spricht den Umstand an, dass dieser danach auch Judy offenbar „fallen gelassen“ hat [SCOTTIE: „Du warst seine Freundin. […] Oh, Judy, mit dem vielen Geld seiner Frau und mit der ganzen Freiheit und Macht hat er dich fallen lassen“], welcher dann lediglich „nur etwas Geld“ und eben „Carlotta’s Halskette“ geblieben ist, die sie letztendlich „überführt“ hat [SCOTTIE: „Andenken an einen Mord hättest du nicht aufheben sollen. Du hättest eben nichtdu hättest eben nicht so sentimental sein dürfen. Ich hab dich so geliebt, Madeleine“]. Daraufhin drückt sich „Judy / Madeleine“ an Ferguson und versichert ihm, dass auch ihre Liebe real war & ist, doch Ferguson überkommt diesbezüglich ein „Shadow of a Doubt“ [SCOTTIE: „Es ist zu spät. Nichts kann sie zurückbringen“], der aber kurz von einer „letzten Möglichkeit der Versöhnung“ abgelöst wird, denn die beiden küssen sich erneut – bevor dann „eine Nonne, die Stimmen gehört hat“ im Glockenturm auftaucht, deren „schattenartige Erscheinung“ „Judy / Madeleine“ erschreckt [JUDY/MADELEINE: „Nein! Nein!“].

Ein Schrei durchdringt den Glockenturm…Ferguson’s Begleiterin ist abgestürzt [NONNE – sich bekreuzigend: „Gott erbarme sich ihrer!“]. Die Nonne beginnt sofort die „Totenglocke“ im Tower zu läuten…und Ferguson tritt hinaus aus dem Turm, bis er ganz nahe am Abgrund steht. The fear is gone but „Madeleine & Judy“ are dead.

 

 

  

(Neu überarbeitete Fassung; // ENDE der TEILE 1.1 - 1.8.2; Ur-Fassungen vom 20.01.2022, 23.01.2022, 24.01.2022, 25.01.2022, 27.01.2022, 28.01.2022, 31.01.2022, 01.02.2022, 03.02.2022, 04.02.2022, 07.02.2022, 09.02.2022, 11.02.2022 & 12.02.2022)