"Cast Away" (2000; Regie: Robert Zemeckis) oder: Warum Tom Hanks der gekrönte König von Hollywood ist... (TEIL 1 von 3 - EINLEITUNG)

 

DETECTIVE

 Haben Sie das in einem Buch gelesen?

 

 

 DETECTIVE SCOTT TURNER (Tom Hanks)

 

 Ja. Ja, ich hab das in einem Buch gelesen. Es war ein ziemlich großes, schwieriges Buch. Aber ich glaube, Ihnen hätte es gefallen. Es waren nämlich viele Bilder drinnen.

 

 (Aus Roger Spottiswoodes Film Turner & Hooch/dt.: Scott und Huutsch von 1989)

 

 

 

Schätzen Sie auch so intelligente Filmstars wie Tom Hanks?

 

Wenn etwa ein Mark Wahlberg tatsächlich sagt, mit ihm an Bord hätte es auf den 9/11-Todesflügen anders ausgesehen, sprich: er wäre mit den Terroristen schon irgendwie fertiggeworden, dann schätzt man nämlich wieder einen Schauspieler wie Tom Hanks umso mehr, den das Variety-Magazine, dessen Hollywood Power-List er im Jahr 1997 angeführt hatte, einst „Mr. Congeniality“ und „The new Jimmy Stewart“ nannte und von dem es derartige oder anders geartete idiotische Wortspenden schlicht und einfach nicht gibt und auch nie gegeben hat.

 

Vergessen Sie jetzt mal kurz Leute wie Tom Cruise, Mel Gibson, Kevin Costner oder Harrison Ford, denn in diesem Artikel geht es um den eigentlichen, den wirklichen König von Hollywood, den „back to back“-Oscar-Mann und nach außen hin ultimativen „Hollywood-Anti-Freak“ Tom Hanks, der bereits 2002, im Alter von nur 46 Jahren, also so früh wie noch keiner vor ihm, vom American Film Institute (AFI) den Life Achievement Award erhalten hat.

 

Es gibt Momente in Filmen, die Stars machen oder die zumindest erahnen lassen, dass aus jemanden einmal ein großer Star werden könnte. So ein filmischer Moment, der einen Star gemacht hat, war zum Beispiel jener Moment in John Fords klassischem Western Stagecoach (Ringo) aus dem Jahr 1939, in dem John Wayne erstmals in dem Film auftaucht. Die Postkutsche, die im Zentrum der Geschichte steht und die sich sozusagen mühevoll ihren Weg durch den Wilden Westen bahnen muss, wird kurz angehalten. Schnitt auf Wayne, der mitten auf dem staubigen Weg steht und „Hold it!“ ruft, wobei die Kamera sich langsam nach vorne und in eine Großaufnahme von Waynes Gesicht bewegt. Eine denkwürdige Szene, nicht weil sie spektakulär ist, sondern eben nicht mehr und nicht weniger als die Geburtsstunde einer der größten amerikanischen Leinwand-Ikonen.

Ein weiteres Beispiel für eine Szene, die das Star-Potential eines Schauspielers hat erahnen lassen, ist die Szene aus dem Film Risky Business (1983; Lockere Geschäfte; Regie: Paul Brickman), in der der damals 21-jährige Tom Cruise (so viel zum Thema Vergessen Sie jetzt mal kurz Leute wie Tom Cruise etc. :-)) zu Bob Segers Song Old Time Rock and Roll (1978) eine „unexpected dance scene“ hinlegt, und das nur bekleidet mit einer Unterhose, einem Hemd und weißen Socken. Dass diese Tanz- und Playback-Gesangs-Szene irgendwie einen dauerhaften Eindruck in der Populärkultur hinterlassen hat, das beweist auch die Tatsache, dass sogar in der 80er-Jahre Sitcom ALF (1986-1990), nämlich in der 3. Folge der ersten Staffel, die mit Looking for Lucky (dt. Titel: Katzenjammer) betitelt ist, die „Alien Life Form“ Alf, bekleidet mit einem Hemd, zu demselben Bob Seger-Song Playback singt wie Tom Cruise in Risky Business, mit dem Unterschied, dass Alf eine Gurke als Mikrofon-Ersatz verwendet :-).

Was jetzt Tom Hanks anbelangt, so bin ich persönlich der Meinung, dass bereits eine kurze Sequenz aus der Slapstick-Liebeskomödie Bachelor Party (Bachelor Party – Die wüste Fete; Regie: Neal Israel) aus 1984, in der Hanks den Schulbusfahrer Rick Gassko spielt, der seine Freundin Debbie Thomson (gespielt von Tawny Kitaen) heiraten will, vorher aber noch mit seinen Freunden einen ausgelassenen Junggesellenabschied feiern möchte, zeigt, dass Hanks einerseits über beträchtliches Leinwand-Charisma und andererseits über außergewöhnliche schauspielerische Fähigkeiten verfügt. Ganz genau meine ich hier jene Szene, in der sich „Rick“ Tom Hanks von „Debbie“ Tawny Kitaen vor der besagten Party verabschiedet und ihr hinterherblickt. Dieser von schlechtem Gewissen und Schuld dominierte Blick, den Hanks da, hinter dem Steuer seines bereits mit seinen Kumpanen gefüllten Schulbusses, aufsetzt, hat eine derartige Intensität und Tiefe, die fast völlig deplatziert in diesem Film wirkt, der voll von deftigem Holzhammerhumor und zweideutigen Witzen ist, was einen nicht wundern mag, wenn man bedenkt, dass Pat Proft am Drehbuch beteiligt war. Proft hat nämlich mit Bachelor Party einen Film im Geiste des legendären ZAZ-Teams geschrieben, gemeint sind damit das Filmemacher-Trio David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker, mit denen Proft gemeinsam auch das Drehbuch zu dem von David Zucker inszenierten Komödien-Hit The Naked Gun: From the Files of Police Squad! (1988; Die nackte Kanone) mit Leslie Nielsen geschrieben hat, einem der lustigsten Filme aller Zeiten. Man muss den nicht gerade subtilen Humor des ZAZ-Teams mögen, aber wenn man sich darauf einlassen kann, dann empfindet man Werke wie The Kentucky Fried Movie (1977; Regie: John Landis; Drehbuch: David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker) oder Airplane! (1980; Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug; Regie: David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker) oder Top Secret! (1984; Regie: David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker) mit Val Kilmer oder Ruthless People (1986; Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone; Regie: David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker) mit Danny DeVito und Bette Midler einfach nur als unglaublich komisch und immer wieder sehenswert.

Die 80er-Jahre-Brachialkomödie Bachelor Party, die voll von wahrlich schrägen Einfällen und Szenen ist, funktioniert aber auch als Zeitdokument, denn sie verstößt so ziemlich gegen alles, was die „political correctness“ oder gar die „sexual correctness“ heutzutage vorgeben würden (der Gipfel ist natürlich jene Szene, in der der auf die Party mitgebrachte Esel ein paar Linien Kokain schnüffelt und dann stirbt :-)), aber gerade das macht den Film zu einem „heimlichen Klassiker“.

 

Auf jeden Fall ist mir der grundsätzlich alberne, infantile und auch irgendwie subversive Bachelor Party weit lieber als der zweite Film mit Tom Hanks, der 1984 in die Kinos gekommen ist, nämlich Splash (Splash – Eine Jungfrau am Haken) von Regisseur Ron Howard, mit dem Hanks in der Folge bekanntlich noch oft zusammenarbeiten sollte, so geschehen in dem Houston, we have a problem-Weltraumfilm-Apollo 13 (1995) oder in den drei Dan Brown-Verfilmungen The Da Vinci Code (2006; The Da Vinci Code - Sakrileg), Angels & Demons (2009; Illuminati) und Inferno (2016). Splash, dieses moderne Märchen, in dem Hanks die Meerjungfrau Daryl Hannah liebt und umgekehrt, empfinde ich, genauso wie im Übrigen die von Kritik und Publikum gleichermaßen geliebte und gefeierte Fantasy-Komödie Big (1988; Regie: Penny Marshall), in der Hanks von einem Jahrmarktsautomaten den Wunsch erfüllt bekommt, über Nacht erwachsen zu werden und dann als „Kind im Manne“ herumläuft, irgendwie als Zelluloid gewordene filmische Albträume, die mich sofort dazu führen, über weitaus bessere Werke zu sprechen, die Hanks in den 80ern gemacht hat.

Und das bringt mich gleich zu meinem Tom Hanks-Geheimtipp, nämlich Volunteers, im deutschsprachigen Raum eher bekannt als Alles hört auf mein Kommando. Diese 1985 erschienene und größtenteils in Mexiko gedrehte Amerikanischer Upperclass Snob in einem Friedenskorps in Thailand-Komödie, die von The Day After (1983; The Day After – Der Tag danach)- Regisseur Nicholas Meyer inszeniert wurde und in der Hanks zusammen mit seiner späteren und Noch-immer-Ehefrau Rita Wilson sowie wiederum mit seinem Partner aus Splash, dem unvergessenen John Candy (1950-1994), spielt, hat irgendetwas faszinierend Düsteres und leicht Abgründiges an sich. Sie macht sich auch glänzend als etwas zynische Parodie, die auf Film-Klassiker wie The Bridge on the River Kwai (1957; Die Brücke am Kwai; Regie: David Lean), Apocalypse Now (1979; Regie: Francis Ford Coppola), Indiana Jones and the Temple of Doom (1984; Indiana Jones und der Tempel des Todes; Regie: Steven Spielberg) oder Casablanca (1942; Regie: Michael Curtiz) anspielt, und ist eigentlich voller sexistischer und rassistischer Klischees, die aber tatsächlich durch Hanks „gewinnenden Charme“, wie seinerzeit die Londoner Zeitschrift Time Out bemerkte, irgendwie entschärft werden. Ganz anders hat das allerdings der prominente US-Filmkritiker Gene Siskel empfunden, der in Zusammenhang mit Volunteers in der Chicago Tribune vor allem die „two lame performances by its leading actors“, also Hanks und Candy, geißelte. Wie gesagt, mich persönlich spricht der Film, der seit 2018 endlich auch im deutschsprachigen Raum in einer vernünftigen DVD- und Blu-ray-Version verfügbar ist, irgendwie an, wahrscheinlich in letzter Konsequenz gerade deshalb, weil ich den zynisch-abgründigen und sogar leicht unangenehmen Unterton mag, den Nicholas Meyer, der zum Beispiel auch das Drehbuch zu dem ungewöhnlichen Sherlock Holmes-Film The Seven-Per-Cent Solution (1976; Kein Koks für Sherlock Holmes; Regie: Herbert Ross) verfasst hat, da in sein Werk gepackt hat.

 

Auch die grundsätzlich eher harmlose Steven Spielberg-Produktion The Money Pit (1986; Geschenkt ist noch zu teuer; Regie: Richard Benjamin), in der Tom Hanks den Anwalt Walter Fielding Jr. spielt, der gemeinsam mit seiner Freundin Anna Crowley, gespielt von Shelley Long, ein altes Haus erwirbt, das sich, aufgrund diverser Schäden, als wahrlich unangenehmer „Gegner“ erweist, der die beiden fast in den Bankrott und an den Rande des Nervenzusammenbruchs treibt, hat so ihre Momente. So ein Moment ist zum Beispiel die Szene, in der Hanks die Treppen im Innern seines Alptraum-Hauses hinaufläuft und dabei Stufe um Stufe hinter ihm zusammenbricht, sodass er sich am Ende nur mehr irgendwie mühevoll an den Überresten des oberen Stockwerks festhalten kann, zu dem die Treppe geführt hat. Für Leute, die ein Haus bauen und für Leute, die gern renovieren, ist The Money Pit eben der ultimative Horror-Film, wobei natürlich der österreichische Film Hinterholz 8 von Harald Sicheritz aus dem Jahr 1998 da noch weitaus radikaler ist, aber insgesamt auch, wegen des rabiat satirischen Ansatzes, weit weniger unterhaltsam. Ein zusätzlich amüsanter Aspekt von The Money Pit ist die Tatsache, dass der spätere Die Hard (1988; Stirb langsam; Regie: John McTiernan)-Bösewicht Alexander Godunov darin einen selbstverliebten, egomanischen Dirigenten spielt, der mit seinen Allüren das Orchester ärgert, in dem seine Ex-Frau Shelley Long spielt. Godunovs „Max Beissart“ ist als Figur natürlich ein gelungener Seitenhieb auf den Dirigenten-Starkult, der speziell in den 80ern fast schon absurde Ausmaße angenommen hat und aus „künstlerisch Letztverantwortlichen“ so etwas wie „Götter mit Taktstock“ gemacht hat. Insgesamt muss man sagen, dass The Money Pit von der soliden schauspielerischen und vor allem komödiantischen Leistung von Tom Hanks lebt, der in der an sich ja sehr sympathischen Shelley Long aber leider keine allzu gut spielende Leinwand-Partnerin hat, denn Long wirkt irgendwie den ganzen Film über leicht überfordert und unnatürlich, was die Chemie zwischen „Walter Fielding Jr.“ und „Anna Crowley“ aus meiner Sicht empfindlich stört. 

Einer meiner Lieblings-80er-Jahre-Tom Hanks-Filme überhaupt ist hingegen Dragnet (Regie: Tom Mankiewicz) aus dem Jahr 1987, der den wahrlich denkwürdigen deutschen Verleihtitel Schlappe Bullen beißen nicht erhalten hat. Dan Aykroyd und Hanks spielen darin zwei charakterlich sehr unterschiedliche Polizisten aus Los Angeles, wobei der eine, Joe Friday (Aykroyd), zwanghaft überkorrekt ist und der andere, Pep Streebek (Hanks), unangepasst und chaotisch. Gemeinsam jedoch, wie das in solchen Filmen, die mehr oder weniger das „buddy cop film“-Muster abwandeln, der Fall ist, agieren sie dann im Endeffekt miteinander doch sehr effektiv und bringen die PAGAN (People Against Goodness And Normalcy)-Sekte zu Fall, die von einem mehr als skrupellosen und korrupten Reverend namens Jonathan Whirley (gespielt von Christopher Plummer) angeführt wird. Diese durchaus, vor allem in der englischsprachigen Originalfassung, stellenweise sogar messerscharfe Krimi-Parodie bietet nicht nur einen Haufen guter Gags, die Dan Aykroyd als einer von drei am Drehbuch beteiligten Autoren sogar miterfunden hat, sondern überhaupt eine sehr gut agierende Darstellerriege, wobei auch hier Aykroyd mit seiner wunderbar trockenen Art, die er schon in Filmen wie Ghostbusters (1984; Ghostbusters – Die Geisterjäger; Regie: Ivan Reitman) oder Spies Like Us (1985; Spione wie wir; Regie: John Landis)  kultiviert hatte, allen, einschließlich Hanks, die Show stiehlt. Ganz generell ist diese sehr gelungene „buddy cop film comedy“ mit Slapstick-Touch aber auch ein Werk, das das Sekten-Unwesen speziell amerikanischer Ausprägung, Heuchelei in Zusammenhang mit Religion und dem Lukrieren von Spendengeldern oder korrupte Seilschaften in der Politik thematisiert.

 

Die schwarze Komödie The`Burbs (1989; Meine teuflischen Nachbarn), die von Gremlins (1984; Gremlins - Kleine Monster)-Regisseur Joe Dante inszeniert wurde, gehört zu jenen Filmen, von denen man, trotz der unbestreitbaren Evidenz, dass sie existieren, immer wieder von Neuem nicht glauben kann, dass sie wirklich jemals im kommerziellen US-Studiosystem produziert worden sind, einfach aus dem Grund, weil man sie irgendwie nur sehr schwer einordnen kann. So ein Was zum Teufel ist denn bitte das?-Gefühl befällt mich auch immer wieder dann, wenn ich mir den Roger Spottiswoode-Wir fliegen Flugzeuge für eine Tarnfirma des CIA in Vietnam-Film Air America (1990) ansehe, der mit Mel Gibson und Robert Downey Jr. zwar attraktiv besetzt ist, einen aber mehr mit einem Gefühl der Ratlosigkeit zurücklässt, weil man nicht weiß, was für eine Art von Film dieser seltsam undefinierbare und ganz und gar nicht gelungene Mix aus verschiedenen Genres eigentlich gewesen ist. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe nicht den Zwang, alles einordnen zu wollen oder alles schubladisieren zu müssen, aber Air America oder auch The`Burbs sind eben nicht Belle de Jour (1967; Belle de Jour - Schöne des Tages; Regie: Luis Bunuel; literarische Vorlage: Joseph Kessel) oder Otto e mezzo (1963; Achteinhalb; stilisiert auch als: 8 ½; Regie: Federico Fellini) :-).  

In The`Burbs befinden wir uns in einer Art „Spießbürgervorstadtstraße“, in der sich fast alle irgendwie zu langweilen scheinen, allen voran der gerade seinen Urlaub zu Hause absitzende „Ray Peterson“ Tom Hanks, der in dieser Straße, die übrigens viel später auch als Kulisse für die berühmte Wisteria Lane in der erfolgreichen TV-Serie Desperate Housewives (2004-2012) fungierte, gemeinsam mit seiner Frau Carol, die gespielt wird von Carrie Fisher, der Prinzessin Leia aus den Star Wars-Filmen, und seinem Sohn Dave (Cory Danziger) lebt. Aus dieser Langeweile heraus entsteht eine Fixierung auf die „seltsamen“ und „verdächtigen“ neuen Nachbarn, den Klopeks, denen Ray Peterson und seine Kumpanen, die gespielt werden von Bruce Dern und dem 2015 verstorbenen kanadischen Komiker Rick Ducommun, unterstellen, für das plötzliche Verschwinden eines Nachbarn, des Pensionärs Walter Seznick (gespielt von Gale Gordon), verantwortlich zu sein. Aufgrund einiger Indizien morbiderer Natur unterstellt das Trio Hanks, Dern und Ducommun den drei Klopeks in der Folge aber auch, „Ritualmörder“ oder „Teufelsanbeter“ zu sein. Nachdem sich die ganzen bösen Unterstellungen gegenüber den Klopeks, nach einem riesigen Wirrwarr und dem versehentlichen In-die-Luft-Jagen des Klopek-Hauses, dann als ungerechtfertigt herauszustellen scheinen, wendet sich das Geschehen noch einmal völlig und „Dr. Werner Klopek“ Henry Gibson, der tatsächlich ein Serienmörder ist, versucht den verletzten Tom Hanks in einem Rettungswagen zu töten, was natürlich misslingt und damit endet, dass man einen Haufen menschlicher Totenköpfe im Kofferraum des Autos des verrückten Arztes findet.

Abgesehen davon, dass man meinen könnte, die Aussage von The`Burbs wäre diejenige, dass „Spießbürger“ ihre Nachbarn letztendlich doch ausspionieren sollen, weil sie eventuell mit ihren Verdächtigungen recht haben könnten :-), muss man sagen, dass Joe Dante in dem Film, der sich nicht entscheiden kann, ob er eine abgründige Komödie, ein Horrorfilm oder eine Parodie auf das Spießbürgertum sein will, eine Atmosphäre geschaffen hat, die mir persönlich fast zu schräg ist und die ich beim Betrachten zeitweilig als eher unangenehm empfinde, aber nicht als „positiv unangenehm“, so wie bei Volunteers. Das große Plus von The`Burbs bleibt natürlich das tolle Schauspielensemble, das von Hanks angeführt wird, wobei auch die simple Tatsache, dass Carrie Fisher (1956-2016) in dem Film mitspielt, ihren Reiz hat, weil das ein Beweis dafür ist, dass sie, außerhalb ihrer Star Wars-Filme und außerhalb von Woody Allens Meisterwerk Hannah and Her Sisters (1986; Hannah und ihre Schwestern), auch noch ein filmisches Leben hatte.

 

Wenn „Scott Turner“ Tom Hanks in Turner & Hooch (Scott und Huutsch; Regie: Roger Spottiswoode) dem Hund Hooch, gespielt sozusagen von „Beasley the Dog“ (1978-1992), vor dem finalen Einsatz hinterherblickt und bedeutungsschwer sagt „What a good dog“, was in der deutschen Synchronisation zu „Was für ein toller Hund“ wird, dann ahnt man schon nichts Gutes und weiß irgendwie, dass der traurige Abschied von Hooch bevorstehen könnte. Und tatsächlich haben die insgesamt fünf (!) Drehbuchautoren, die an dem Skript zu diesem an sich recht guten „buddy cop comedy film“ aus dem Jahr 1989 beteiligt waren, den Frevel begangen, den Hund am Ende durch eine Kugel sterben zu lassen, was den Zuschauer ehrlich gesagt emotional leicht verstört zurücklässt, und daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass Hooch mit der Hündin der Tierärztin Emily Carson (gespielt von Mare Winningham) offenbar Nachwuchs produziert hat, denn ganz am Ende wird uns sogar noch ein „Hooch Jr.“ präsentiert, der in der Tat wie sein tierischer Vater aussieht. Dieser unerwartet radikale, für Hollywood-Mainstream-Filme eher unorthodoxe Schluss (schließlich ist Turner & Hooch kein Roman Polanski-Film, bei denen es ohnehin so gut wie nie ein Happy End gibt :-)) mit dem Tod des Tieres ist vielleicht deswegen entstanden, weil man sich von dem unmittelbar zuvor erschienenen K-9 (1989; Mein Partner mit der kalten Schnauze; Regie: Rod Daniel) unterscheiden wollte, in dem James Belushis tierischer Freund und Diensthund „Jerry Lee“ im Laufe des Finales ebenfalls angeschossen wird, aber durch eine Not-OP in einem normalen Krankenhaus gerettet. Erwähnen sollte man noch die Tatsachen, dass Hanks in auffällig vielen Szenen des Films mit nacktem Oberkörper herumläuft, so als wolle er zeigen, dass er sich für die Rolle einmal so richtig in Form gebracht hat, und dass Pläne für ein Sequel des damals recht erfolgreichen Films nie verwirklicht wurden. Der Grund: Schlicht und einfach Hanks‘ rise to success, der nach 1989 stattfinden sollte. Ach ja – der ursprüngliche Regisseur des Projekts, Henry Winkler, wurde dreizehn Tage nach Drehbeginn wegen der berühmten „creative differences“ gefeuert. Sein Statement in der Howard Stern Show 2012 bezüglich seiner damaligen Entlassung lautete: „Let’s just say I got along better with Hooch than I did with Turner. 

 

(ENDE von TEIL 1 des Artikels; Fassung vom 20.06.2018)