JAMES BOND
Wer immer sie auch war. Sie hat bestimmt den Hauch des Todes verspürt.
(aus: Der Hauch des Todes; Aussage von „James Bond“ Timothy Dalton mit Bezug zum deutschen Verleihtitel des Films – auch im englischen Original existiert der Titelbezug: „Whoever she was. I must have scared the living daylights out of her“; angesprochen wird der Umstand, dass 007 in Bratislava die vermeintliche KGB-Scharfschützin Kara Milovy absichtlich mit seinem halbautomatischen Präzisionsgewehr verfehlt und ihr lediglich das „Arbeitsgerät“ kunstvoll aus der Hand geschossen hat)
LEONID PUSHKIN
Es ist das erste Mal, dass ich dankbar bin, dass James Bond ein guter Schütze ist.
(aus: Der Hauch des Todes; KGB-Chef „Leonid Pushkin“ John Rhys-Davies zu seiner Geliebten „Rubavitch“ [nicht zu verwechseln mit der einst von Eva Rueber-Staier verkörperten Gogol-Sekretärin & Geliebten „Rubelvitch“], gespielt von Virginia Hey, nachdem er ihr klargemacht hat, dass Bond und er seinen Tod nur gefakt haben; im Original sagt John Rhys-Davies: „It’s the first time I’ve ever been grateful that James Bond is a good shot.“)
Nachdem Im Angesicht des Todes (1985; A View to a Kill; Regie: John Glen) sich für die Bond-Macher in gewisser Weise zu einer finanziellen sowie auch „künstlerischen“ Enttäuschung entwickelt hatte und auch Roger Moore bekanntlich nicht mehr für einen weiteren, also: achten, Bond-Film zur Verfügung stand, begann eine intensive Suche, ein „massive search“, nach einem geeigneten 007-Darsteller.
Bei den diversen „James Bond auditions“ hatten sich in der Folge speziell drei Schauspieler durchgesetzt: Der Neuseeländer Sam Neill, der Ire Pierce Brosnan sowie der walisische Bühnen-Darsteller Timothy Dalton (Anmerkung: Weitere Schauspieler, die damals als Bond-Kandidaten ins Spiel gebracht wurden, waren „Highlander“ Christopher Lambert und „Mad Max“-Star Mel Gibson – Gibson soll sogar der Favorit von United Artists gewesen sein, wurde jedoch von Broccoli abgelehnt).
Michael G. Wilson, Barbara Broccoli und der Regisseur John Glen wollten zunächst tatsächlich Sam Neill (bekannt aus Filmen wie Jane Campion’s „masterpiece“ Das Piano von 1992 oder dem Steven Spielberg-Hit Jurassic Park von 1993) für die Rolle engagieren, aber Albert R. Broccoli hielt diesen nicht für den idealen Bond-Darsteller. Schließlich ging der James Bond-Part, nach einem weiteren „three-day screen-test“, an Pierce Brosnan.
Die Remington Steele-Produzenten verhinderten aber dann, dass Brosnan, dessen erfolgreiche 007-Ära bekanntlich erst mit GoldenEye (1995; Regie: Martin Campbell) beginnen sollte, die Rolle schon in Der Hauch des Todes spielen konnte, denn: Remington Steele, jene „police crime drama“-TV-Serie mit komödiantischen Elementen, in der Brosnan zusammen mit Stephanie Zimbalist von 1982-1987 vor der Kamera stand, wurde, nicht wie eigentlich vorgesehen, eingestellt, sondern, wegen des „new James Bond“ darin, verlängert - Brosnan war plötzlich wieder vertraglich gebunden und somit aus dem Rennen. Allerdings war Albert R. Broccoli zuvor schon das gestiegene Zuschauerinteresse an Remington Steele in gewisse Weise ein Dorn im Auge gewesen, da er nicht wollte, dass sein großer Kino-Held „James Bond 007“ mit irgendeiner US-TV-Serie assoziiert wird.
Nachdem bekannt geworden war, dass Brosnan nun doch nicht James Bond spielen würde, ließ auch das Publikumsinteresse an Remington Steele wieder schlagartig nach und die finale „Season 5“ der Serie bestand letztendlich nur mehr aus ganzen sechs Folgen. Wenig verwunderlich in diesem Zusammenhang mag der Umstand sein, dass sich Pierce Brosnan Der Hauch des Todes 1987 gar nicht ansehen wollte, weil ihm das Ganze, angesichts der für ihn wahrlich unerfreulichen Vorgeschichte, „too near to the bone“ ging.
Aber auch Brosnan’s langjährige Serien-Partnerin Stephanie Zimbalist hatte wegen der missglückten Remington Steele-Verlängerung ein wichtiges Kino-Engagement absagen müssen, denn Paul Verhoeven hatte ihr in seinem ultraharten Action-Kultklassiker RoboCop (1987) die Rolle der „Officer Anne Lewis“ angeboten, die letztendlich an die ehemalige Brian De Palma-Muse Nancy Allen ging.
Dana Broccoli, die Ehefrau von „Cubby“ Broccoli, war es schließlich gewesen, die sich entscheidend dafür einsetzte, dass Timothy Dalton nun die James Bond-Rolle erhielt, der dann auch am 6. August 1986 der Weltöffentlichkeit als „new 007“ vorgestellt wurde.
Albert R. Broccoli war im Vorfeld dennoch skeptisch bezüglich Dalton, da ihm dessen „lack of interest“, dessen über die Jahre in der Öffentlichkeit gezeigtes „mangelndes Interesse“ an der Bond-Rolle, natürlich nicht wirklich gefallen hatte, denn Dalton (Jahrgang 1946) war von Broccoli bereits 1969, als nur 23-Jähriger, sogar kurz als Connery-Nachfolger bei Im Geheimdienst Ihrer Majestät (On Her Majesty’s Secret Service; Regie: Peter R. Hunt) in Betracht gezogen worden (Anmerkung: Der junge Theater- und Fernsehschauspieler Timothy Dalton war den Bond-Machern 1968 in seinem Kino-Debüt Der Löwe im Winter positiv aufgefallen, wo Dalton, an der Seite der Hauptakteure Peter O’Toole und Katharine Hepburn, den französischen König „Phillip II.“ gespielt hatte).
Wie bereits in dem allerersten Zitat ganz oben angedeutet, hatte sich Dalton durchaus Zeit gelassen, endgültig „Yes“ zu den Broccolis und somit zu James Bond zu sagen und ein relativ lang andauernder „vertragsloser Zustand“ hatte angeblich sogar dazu geführt, dass man „Schein-Castings“ veranstaltete, um Dalton, der in den 80ern ansonsten in relativ bedeutungslosen Filmen zu sehen und als „Prinz Barin“ in dem erstaunlich schlechten Science Fiction-Abenteuer Flash Gordon (1980; Regie: Mike Hodges) sogar Teil eines riesigen Flops war, endlich dazu zu bewegen, die Rolle zu übernehmen.
Ursprünglich sollte Der Hauch des Todes, um nach der Ära Moore eine Art „Neustart“ hinzulegen, ein Prequel zur gesamten Film-Serie werden, das von Bond’s erstem Auftrag handelt und davon, wie dieser zum Geheimagenten wurde – ein Konzept, das man dann aber erst 19 Jahre später, im Daniel Craig-Debüt Casino Royale (2006; Regie: Martin Campbell), (teil-)realisierte.
Speziell Albert R. Broccoli hielt, Mitte der 80er, dann aber doch nichts von einem derartigen „Neustart“ und wies die beiden Drehbuchautoren Michael G. Wilson und Richard Maibaum dazu an, lieber den neuen Darsteller zu nutzen und mit diesem vor Augen einen „bodenständigeren“ und „ernsthafteren“ 007 zu kreieren, der weniger Gadgets einsetzt, weniger Witze reißt und dem vor allem möglichst nur ein Bond-Girl zur Seite steht.
Den Film-Titel borgte man sich von Ian Fleming’s Kurzgeschichte „The Living Daylights“, die im Februar 1962 im Magazin der London Sunday Times erschienen war, wobei die ersten Minuten des Films und vor allem das James Bond soll einen Scharfschützen liquidieren-Motiv auch tatsächlich an Fleming’s recht atmosphärischer „short story“ angelehnt sind – danach, also nach dem großartigen „ersten Akt“ von Der Hauch des Todes, entwickelten Wilson und Maibaum jedoch eine völlig eigenständige Geschichte.
Für die Bond-Veteranen Walter Gotell und Geoffrey Keen fiel 1987 bei Der Hauch des Todes gleichsam die letzte Bond-Klappe. Gotell und Keen waren ab 1977, ab Der Spion, der mich liebte (The Spy Who Loved Me; Regie: Lewis Gilbert), in sämtlichen Roger Moore-Bonds zu sehen gewesen, Gotell eben als KGB-Chef „General Anatol Gogol“, Keen als britischer Verteidigungsminister „Sir Frederick Gray“.
Da Walter Gotell (1924-1997) damals bereits mit schwereren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, die ein umfangreicheres Agieren auf der Leinwand verhinderten, entschloss man sich sozusagen, „General Gogol“ in den „diplomatischen Dienst“ zu entsenden und ihn lediglich am Ende des Films, nach Milovy’s Wien-Konzert, auftreten zu lassen. An die Stelle von Gogol als „Head of KGB“ rückte „General Leonid Pushkin“, der von dem Briten John Rhys-Davies verkörpert wird. Rhys-Davies, der seit Anfang der 70er in Film und Fernsehen weit über 1000(!) Auftritte hingelegt hat und somit zu den fleißigsten Darstellern überhaupt gehört, wurde 1981 mit der Rolle des Indiana Jones-Helfers „Sallah“ in Spielberg’s Jäger des verlorenen Schatzes (Raiders of the Lost Ark) weltbekannt. 1989 spielte er dann die Rolle des „Sallah“ noch einmal, diesmal neben Harrison Ford und Sean Connery, in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Indiana Jones and the Last Crusade).
Aber neben Timothy Dalton und Sean Connery kreuzte über die Jahre noch ein dritter 007-Darsteller Rhys-Davies‘ Wege, nämlich Pierce Brosnan, da Rhys-Davies 1988 auch Teil der TV-Mini-Serie Noble House (Regie: Gary Nelson; literarische Vorlage: James Clavell) war, in der Brosnan bekanntlich den Vorstandsvorsitzenden (aka „Tai-Pan“) eines großen Handelshauses in Hong Kong spielte.
(ENDE von TEIL 2[von 3]; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 23.01.2020)