CASINO ROYALE (1967; Regie: John Huston et al.) - TEIL 1.2.4

Evelyn Tremble/007 findet sich schließlich gefesselt auf einem Stuhl wieder [Anmerkung: Der „car chase“, der im Grunde nach der Szene mit dem Lotus folgen hätte müssen, musste ausgespart werden, weil Peter Sellers das Filmprojekt dann ganz urplötzlich verlassen hat – mehr dazu später im Abschnitt 2; in „Casino Royale – 2006“ liefert die Verfolgung des Autos, in dem sich Le Chiffre selbst & die entführte Vesper Lynd befinden, einen der Höhepunkte des Films, denn „James Bond“ Daniel Craig fährt dabei bekanntlich den Aston Martin DBS zu Schrott]. Sein Gegenspieler Le Chiffre sitzt nicht im selben Raum, sondern in einer Art „Kommandozentrale“, und beobachtet Tremble/„James Bond“ mit einem Periskop, wobei er bald klarstellt, dass er von dem Agenten das Geld zurückhaben möchte, das dieser im Casino Royale gewonnen hat [Le Chiffre: „Ich werde den Scheck von Ihnen bekommen, Mr. Bond. SMERSH macht sich allmählich Sorgen wegen des vielen Geldes“].

Anschließend fragt Tremble/007 noch, was Le Chiffre mit ihm vorhat [Evelyn Tremble/007: „Wollen Sie damit sagen, Sie foltern mich?“ / Le Chiffre: „Überreden, Mr. Bond. Nur überreden“], bevor ihm dieser schließlich jene „Mind-Torture“ erläutert, der er „007“ aussetzen will [Le Chiffre: „Seelische Folter. Die subtilste Folterung ist immer die Folterung des Geistes“].

Die „Mind-Torture“ startet und Le Chiffre versucht es bei dem Agenten zunächst mit „Visionen von einem Schönheitswettbewerb, bei dem 007 selbst die Gewinnerin aussuchen kann“. Als das, wider Erwarten, keinerlei Wirkung zeigt, beschert Le Chiffre Tremble/007 eine Vision, in der sich der „Neo-Bond“ inmitten zahlreicher schottischer Dudelsack-Pfeiffer wiederfindet, die gerade über einen nebeligen Untergrund marschieren. Einer der Dudelsack-Pfeiffer spricht Tremble/007, der selbst einen Schottenrock trägt, plötzlich an und es entsteht ein kurzer Dialog [Dudelsack-Pfeiffer: „Entschuldigung bitte, sind Sie Richard Burton?“ / Tremble/007: „Nein, ich bin Peter O’Toole“ / Dudelsack-Pfeiffer: „Dann sehen Sie aber bedeutend besser aus, als ich dachte“(die Originalfassung, die, im Gegensatz dazu, überhaupt nicht „despektierlich“ daherkommt, lautet: „Then you’re the finest man that ever breathed“); der Dudelsack-Pfeiffer, der Sellers anspricht, wird tatsächlich von Peter O’Toole selbst, der hier einen Cameo-Auftritt hat, gespielt].

Die „Bagpiper-Truppe“ beginnt schließlich, Tremble/007 zu attackieren, doch plötzlich taucht Vesper Lynd auf, die, ebenfalls ein „Dudelsack-Spielerin-Outfit“ tragend, sämtliche Dudelsack-Pfeiffer um den „Neo-Bond“ Tremble herum erschießt – und das noch dazu mit einer Art „Bagpipes-Machine-Gun“, einer als Dudelsack getarnten Maschinenpistole [Anmerkung: Der Brosnan-Bond Die Welt ist nicht genug von 1999 präsentiert einem dann auch eine „Gun-Bagpipe“, genauer: einen Dudelsack mit Schuss- & Flammenwerfer-Funktion – dieses „Hilfsmittel mit Lokalkolorit“ aus der Q-Abteilung wird „007“ Pierce Brosnan dort im schottischen MI6-Hauptquartier vorgeführt].

In der Folge jedoch, als Evelyn Tremble/007 quasi umgeben ist von „toten Dudelsack-Pfeiffern im Nebel“, offenbart sich Vesper Lynd als Verräterin [Vesper Lynd: „Mr. Tremble, vertrauen Sie nie einer reichen Spionin!“] – und erschießt dann tatsächlich auch den „Neo-007“ Tremble!

Aber auch Le Chiffre findet den Tod, denn dieser endet mit einer Kugel im Kopf, die ihm ein SMERSH-Agent verpasst [Anmerkung: Im Casino Royale-Film von 2006 „erledigt“ die Exekution von „Le Chiffre“ Mads Mikkelsen der von Jesper Christensen gespielte „Mr. White“, quasi der „spätere Schwiegervater“ von „James Bond“ Daniel Craig, da dieser eben der „Daddy“ von „James Bond’s Girlfriend Madeleine Swann“ ist, die in Spectre & No Time To Die vorkommt].

Ortswechsel – London: Sir James hat einen Termin beim britischen Premier in der Downing Street. Seine Tochter, Mata Bond, die ihn in seinem Bentley begleitet, soll sich währenddessen die „Wachablöse“ beim „Horse Guards-Parade-Platz“ beim Buckingham Palace ansehen, wo sie aber plötzlich von einer der reitenden Wachen entführt und in ein gigantisches UFO gebracht wird, das auf dem Trafalgar Square gelandet ist [Anmerkung: „OK then, back to spaceship, take both pills, fuck the Matrix“ (Copyright: Robbie Williams – aus dem Song „Rudebox“ von 2006) – Einer der Gründe für das schlechte Standing von „Casino Royale – 67“ ist sicherlich auch der Umstand, dass es so „geniale und durch was & durch welche Substanzen auch immer entstandene Ideen“ tatsächlich in den fertigen Film geschafft haben, so wie eben jene „Idee“, plötzlich eine „giant flying saucer“ mitten in London landen zu lassen, die die „Tochter von Sir James Bond & Mata Hari“ entführt].

Wenig später taucht im Büro von Sir James, der gemeinsam mit Moneypenny’s Tochter versucht, eine „UFO-Verfolgung“ durch die britische Luftwaffe zustande zu bringen, die mittlerweile zur Nonne gewordene „Ex-Lady Fiona McTarry“ Mimi auf. Diese gibt vor, eine Spendensammlung für „verstoßene Mädchen“ durchzuführen, drückt aber am Ende Sir James eine „Quittung“ in die Hand, auf der folgende Nachricht steht: „Sie entführen Ihre Tochter ins Casino Royale“.

Mata Bond, nun Gefangene von SMERSH, erfährt im riesigen SMERSH-Hauptquartier [Anmerkung: Sämtliche Sets wirken an der Stelle im Film ungeheuer teuer – und waren es auch], welches sich offenbar irgendwie im „hinteren Bereich“ des Casino Royales befindet, davon, dass fast alle ihre MI6-Kollegen (u. a. „007“ Coop(er) usw.) schon dort & in Gefangenschaft sind.

Sir James und Miss Moneypenny’s Tochter treffen derweilen im Casino ein und müssen sich dann einem Kampf im Büro des Managers stellen, wo Bond sich zunächst tapfer gegen ein paar „Scottish Strongmen“ zur Wehr setzt, bevor diese ihn mit Waffengewalt überwältigen. Letztendlich werden die beiden in einen Raum gebracht, in dem sie der „SMERSH-Leader“ Dr. Noah erwartet, der sich zunächst aber noch hinter einer monströsen Glasscheibe verbirgt, hinter der er nur als eine Art „Figur im Schatten“ zu sehen ist. Als es Sir James gelingt, eine Waffe in die Finger zu bekommen, schießt er mit dieser auf die Scheibe und…„Dr. Noah“ entpuppt sich als: Sir James‘ Neffe JIMMY BOND!!

Bond’s Neffe Jimmy alias Dr. Noah scheint aber kein Wort in der Gegenwart seines Onkels herauszubringen und versucht sich dementsprechend nonverbal zu verständigen, was eben Ausdruck einer alten „psychischen Blockade“ ist [Moneypenny’s Tochter: „He can’t speak!“ / Sir James Bond: „Never could in my presence. Psychological block he’s had since childhood, based on hero worship“/dt. Fassung des letzten Teils: „Psychologische Blockierung seit seiner Kindheit, basierend auf Heldenverehrung“; Anm.: Der Einfluss des „Jimmy Bond/Dr. Noah“-Darstellers Woody Allen auf das Drehbuch & die Dialoge, denn Allen war eben einer der zahlreichen Autoren, die am Skript mitgeschrieben haben, ist hier, im letzten Abschnitt des Films, mehr als deutlich, weil Allen wunderbar selbstironisch mit seinen „mangelnden Qualitäten“ als „Bond-Bösewicht“ spielt].

Nachdem Sir James seine Enttäuschung über die Tatsache zum Ausdruck gebracht hat, dass ausgerechnet Jimmy das Oberhaupt von SMERSH ist [Sir James: „Hat man mich deswegen aus meinem Privatleben herausgesprengt, um mich mit DIR abzugeben?“/Originalfassung: „I’ve been bombed, bullied and baited out of retirement to deal with YOU?“], beginnt dieser, vor seinem Onkel, mit der Hilfe einer „Stimme über Lautsprecher“, seine „Errungenschaften“ & „Pläne für die Welt“ vorzustellen.

Den Anfang dabei macht „Dr. Noah’s Bazillus“, der „äußerst ansteckend“ ist, von SMERSH quasi in Kapselform angeboten wird und eine wahrlich ungewöhnliche Wirkung hat [Stimme über Lautsprecher: „Wenn dieser Keim in die Atmosphäre gerät, werden alle Frauen schön und alle Männer über 1,52 vernichtet“]. Sir James beginnt seinen Neffen vor Augen zu führen, dass lediglich dessen „Komplexe“ für sein Treiben verantwortlich sind [Drei Wortmeldungen von „Sir James“, in denen sich Woody Allen quasi irgendwie selbst auf Korn genommen hat: „Das ist also dein Plan: Eine Welt voller wunderschöner Frauen und alle Männer kleiner als du [...]“ / „Der ganze Wirbel nur wegen deiner sexuellen Minderwertigkeitskomplexe“ / „Ich glaube, du bist doch ein kleiner Neurotiker“].

Bond & Moneypenny’s Tochter werden schließlich zu den anderen Gefangenen gebracht, während Dr. Noah/Jimmy Bond sozusagen den Raum wechselt und sich der von ihm nackt auf einer Massagebank gefesselten MI6-Agentin „The Detainer“ [„Die Inhaftierte“ - gespielt von der israelischen Filmschauspielerin & Sängerin Daliah Lavi] zuwendet, die jetzt natürlich ebenfalls als „007“ bezeichnet wird.

„The Detainer“/007 ist es dann, die das Ende von Dr. Noah/Jimmy Bond einleitet [„The Detainer’s“ Meinung bezüglich des SMERSH-Leaders: „Sie sind ein armseliger, grotesker, lächerlicher, unterentwickelter Gartenzwerg“/Originalfassung: „You are a wretched, grotesque, ridiculous, insignificant little monster“].

Nachdem ihr Jimmy seinen „neuesten Plan“ mitgeteilt hat, nämlich, dass die Welt schon bald von „Doppelgängern führender Staatsmänner“ regiert werden wird, die allesamt unter seiner Kontrolle stehen, und ihr dann auch noch eine „Spezial-Pille“ vorgestellt hat, die jemanden nach der Einnahme zu einer Art „wandelnden menschlichen Atombombe“ macht (400 winzig kleine „Zeitpillen“ bewirken kleine Explosionen im Körper, die zu einer Kettenreaktion und schließlich zu einer Atomexplosion führen), beginnt „The Detainer“/007, dem SMERSH-Chef zu schmeicheln [„The Detainer“/007: „Ich frage mich, ob das wahre Genie der Familie Bond nicht in diesem Raum mit mir ist“].

Jimmy befreit sie daraufhin von ihren Fesseln und lässt sie wieder in ihr Kleid schlüpfen. Anschließend versieht sie aber sein Trinkglas mit einer seiner Spezial-Pillen, was ihn nun selbst zu einer „menschlichen Bombe“ macht – Dr. Noah/Jimmy Bond beginnt, von 400 rückwärts zu zählen, und läuft in der Folge inmitten des Chaos, das kurz darauf in der SMERSH-Zentrale & im Casino Royale entsteht, herum.

Die inhaftierten MI6-Leute, rund um Sir James, Mata Bond, Miss Moneypenny’s Tochter & Coop, brechen aus ihrer Zelle aus und geraten in den turbulenten Schlusskampf, der sich dann mitten im Casino abspielt [Anmerkung: Der spätere Darth Vader-Darsteller David Prowse hat hier, zwischen internationalen Stars wie George Raft (Scarface – 1932 / Manche mögen’s heiß), William Holden & Jean Paul Belmondo, die ebenfalls bei dem völlig überdrehten Finale auftauchen, einen kurzen Auftritt als Frankenstein – Anm.: Prowse lieh Darth Vader in den ersten drei Star Wars-Filmen sozusagen nur seine Statur, gesprochen wurde „Lord Vader“ von dem großen James Earl Jones].

Im Rahmen dieses Schlusskampfes taucht auch Vesper Lynd wieder auf, die Sir James Bond mit einer Waffe bedroht [Sir James Bond: „Teure Vesper, was Sie für Geld nicht alles machen“ / Vesper Lynd: „Diesmal ist es aus Liebe, Sir James“/Originalfassung: „This time it’s for love, Sir James“; Anm.: Was in der Daniel Craig-Ära in Casino Royale und auch noch in Ein Quantum Trost dann ein entscheidender Teil der ganzen Story ist, nämlich, dass Vesper Lynd aus Liebe zur Verräterin geworden ist, wird hier, 1967, quasi noch mit einem Satz abgehandelt; in Ein Quantum Trost wurde dann schließlich ein „Quantum-Mitglied“ namens „Yusef Kabira“ als Grund für Lynd’s Handeln präsentiert]. Als sie Sir James jedoch ins Büro des Casinos bringen will, explodiert der bei seiner „Rückwärtszählung von 400 auf 0“ bei „0“ angelangte Dr. Noah/Jimmy Bond – und mit ihm das Casino Royale.

 

 

 

(ENDE von TEIL 1.2.4; Fassung vom 27.11.2020)