Ausschnitt aus dem Buch "EIN QUANTUM BOND" (2020; NEUAUFLAGE): Kapitel "Sag niemals nie"

 

Sag niemals nie (1983)

 (Originaltitel: Never Say Never Again; Regie: Irvin Kershner)

 

 

 „[…] there was never a Beatles reunion...but here, my god, is Sean Connery as Sir James Bond. Good work, 007.

 

 (Ausschnitt aus einer 1983 in der Chicago Sun-Times erschienenen Sag niemals nie-Kritik des 2013 verstorbenen Pulitzer-Preisträgers Roger Ebert, dem einst bedeutendsten Filmkritiker der USA)

 

 

„[…] even past his prime, Connery proves that nobody does it better.“

 

(Ausschnitt aus einem Entertainment Weekly-Artikel über das Feuerball-Remake Sag niemals nie von Michael Sauter aus dem Jahr 1995 mit dem Titel Playing The Bond Market; der Teil mit „nobody does it better“ ist natürlich eine Anspielung auf den berühmten Titelsong Nobody Does It Better von Carly Simon zu dem Roger Moore-Highlight Der Spion, der mich liebte von 1977)

 

 

 To get mixed up with a man who says never

 May be big trouble, but then

 I just could be the woman to take you

 And make you never say never again

 Never, never say never again

 

 (Ausschnitt aus dem Titelsong zu Sag niemals nie, betitelt eben mit Never Say Never Again, gesungen von Lani Hall, Musik von Michel Legrand, Text von Alan & Marilyn Bergman; ursprünglich hätte Bonnie Tyler den Song singen sollen, diese mochte ihn jedoch nicht; da John Barry, den Connery gefragt hatte, ob er die Musik zu Sag niemals nie schreiben möchte, eine Beteiligung an dem Film aus Loyalität zu Albert R. Broccoli ablehnte, wurde Michel Legrand engagiert, dem nur etwa eineinhalb Monate Zeit zur Verfügung stand, einen Soundtrack abzuliefern; Legrand hatte, wiederum zusammen mit den Textern Alan & Marilyn Bergman, für den Song The Windmills of Your Mind aus dem Steve McQueen-Klassiker Thomas Crown ist nicht zu fassen, 1968 einen Oscar gewonnen; die für Sag niemals nie entstandene Musik-Mixtur aus Tango, Jazzklängen und karibischen Rhythmen gilt für viele jedoch als „the most disappointing feature of the film“, so wie es Raymond Benson in seinem The James Bond Bedside Companion ausgedrückt hat; es existiert übrigens auch ein von der R&B-Sängerin Phyllis Hyman gesungener Titelsong Never Say Never Again, dessen Einsatz aber Legrand, der die Titelsong-Rechte besaß, verhinderte – schließlich erschien Hyman’s Song, nachdem die Geschichte 2008 publik geworden ist, dann doch noch 13 Jahre nach dem Tod der Sängerin)

 

 

 M

 Ich rede von den vielen Giften, die Ihren Körper und Ihren Verstand zerstören. Sie essen zu viel rohes Fleisch, zu viel Weißbrot und Sie trinken zu viele trockene Martinis.

 

 JAMES BOND

 Dann werde ich das Weißbrot weglassen, Sir.

 

 (aus: Sag niemals nie; Dialog zwischen „James Bond“ Sean Connery und seinem Vorgesetzten „M“, in Sag niemals nie gespielt von Edward Fox, über Bond’s angeblich ungesunde Lebensgewohnheiten; in der Originalfassung ist statt von „Giften“ amüsanterweise von „free radicals“ die Rede, also von sogenannten „freien Radikalen“; Anmerkung: Die Freie-Radikale-Theorie, englisch: Free Radical Theory of Aging, ist ein Erklärungsmodell für das Altern von Organismen)

 

 

 MONEYPENNY

 Have you got an assignment, James?

 

 JAMES BOND

 Yes, yes, Moneypenny. I’m to eliminate all free radicals.

 

 MONEYPENNY

 Oh. Do be careful.

 

 (aus: Sag niemals nie; Weiterführung des amüsanten „free radicals“-Aspekts aus der Unterhaltung mit „M“; der Aspekt wird allerdings in der deutschen Synchronisation unterschlagen und Connery sagt auf die Frage von „Moneypenny“ Pamela Salem, ob er denn einen Auftrag erhalten habe, lediglich: „Ich soll meine ungezügelte Lebensweise ausmerzen“, was natürlich dem ganzen Dialog viel von seinem Witz und seiner Mehrdeutigkeit nimmt, denn man könnte den Begriff „free radicals“, so wie das eben Moneypenny tut, auch als Synonym für „alle da draußen herumlaufenden Radikalen“ verstehen, die Bond eliminieren soll)

 

 

 LARGO

 Dann schneid ich dir die Kehle durch.

 

 (aus: Sag niemals nie; wenig vielversprechende Antwort von Bösewicht „Maximillian Largo“ Klaus Maria Brandauer auf die Frage von „Domino Petachi“ Kim Basinger, was er denn tue, wenn sie ihn verlassen würde)

 

 

There’s a man who leads a life of danger

To everyone he meets he stays a stranger

With every move he makes as one more chance he takes

 Odds are he won’t live to see tomorrow

 

 Secret agent man, secret agent man

They’ve given you a number and taken away your name

 

 (Ausschnitt aus den Lyrics von Bruce Willis‘ Song Secret Agent Man/James Bond Is Back aus dessen Album The Return of Bruno von 1987; der von Steve Barri und P.F. Sloan geschriebene Song ist eine 80er-Hommage an 007, die aber musikalisch auch mit Elementen des James Bond Theme von Monty Norman und John Barry spielt)

 

 

Never Say Never Again“ – das waren die Worte von Micheline Roquebrune, der Ehefrau von Sean Connery, als dieser nach der Diamantenfieber-Zeit verkündete, dass er „nie wieder“ den Doppel-Null-Agenten James Bond spielen würde. Insofern kann Roquebrune, mit der Connery seit 1975 verheiratet ist, als die eigentliche Erfinderin des populären Film-Titels gelten, auf den in der letzten Szene des Werks so wunderbar amüsant angespielt wird, als der von Mr. Bean- und Johnny English-Star Rowan Atkinson verkörperte MI6-Kontaktmann Nigel Small-Fawcett zu „007“ Sean Connery, der am Ende von Sag niemals nie vom aktiven Dienst zurücktritt, meint „M sagt, wenn Sie nicht bei der Familie bleiben, fürchtet er um die Sicherheit der freien, zivilisierten Welt“ und dieser darauf mit einem „Nein. Nie wieder“ antwortet (in der Originalfassung mit einem „Never again“). In der Folge meint Bond-Girl „Domino Petachi“ Kim Basinger zu Connery „Niemals?“ (im Original: „Never?“), woraufhin der Schauspieler dann direkt in die von Star-Kameramann Douglas Slocombe (1967: Tanz der Vampire; 1981: Jäger des verlorenen Schatzes) geführte Kamera blickt und mit einem Auge gleichsam dem Publikum selbstironisch zuzwinkert.

 

Aber der Reihe nach: Dem 1971, nach Diamantenfieber, scheinbar endgültig als James Bond 007 in den Vor-Ruhestand getretenen Schotten Connery war in den 70ern, abseits der Bond-Serie eben, kein einziger Kassenhit gelungen, in dem er selbst quasi als alleiniger „Leading Man“ agierte. Nur als Teil eines größeren Star-Ensembles, wie in Sidney Lumet’s formidabler Agatha Christie-Verfilmung Mord im Orient-Express (1974; Originaltitel: Murder on the Orient Express) oder in Richard Attenborough’s epischem Weltkrieg II-Film Die Brücke von Arnheim (1978; Originaltitel: A Bridge Too Far) konnte Connery Erfolge verbuchen, die aber natürlich nicht unbedingt ihm allein zugeschrieben wurden, sondern ganz allgemein auch der attraktiven Besetzung beider Werke, zu der, unter anderem, Robert Redford (in Die Brücke von Arnheim) oder auch Ingrid Bergman und Lauren Bacall (beide in Mord im Orient-Express) gehörten.

Andere 70er-Jahre-Filme mit Connery, so wie der prätentiöse Science Fiction-Film Zardoz (1974; Regie: John Boorman) oder der durchaus spannende Sidney Lumet-Gangster-Film Der Anderson-Clan (Originaltitel: The Anderson Tapes) oder John Huston’s anspruchsvoll-depressiver Abenteuerfilm Der Mann, der König sein wollte (1975; Originaltitel: The Man Who Would Be King; literarische Vorlage: Rudyard Kipling) oder der völlig misslungene Katastrophen-Film Meteor (1979; Regie: Ronald Neame), hatten sich unterm Strich als finanzielle Enttäuschungen erwiesen.

1978 jedoch war Connery von dem US-Produzenten Jack Schwartzman gefragt worden, ob er nicht Teil des James Bond of the Secret Service-Projekts sein wolle, das er und Kevin McClory, der bekanntlich die Rechte am Feuerball-Stoff besaß, gerade entwickelten. Über die Rechtstreitigkeiten im Zusammenhang mit Ian Fleming‘s Roman Aktion Feuerball (1961) zwischen Fleming und den dabei als Co-Autoren genannten Jack Whittingham und Kevin McClory sowie über die sich daraus ergebenden Rechtslagen wurde bereits eingehender im Kapitel über Terence Young’s Feuerball von 1965 berichtet.

McClory wollte schon in den 60ern, bevor er schließlich von den Feuerball-Produzenten Broccoli und Saltzman notwendigerweise für deren Projekt an Bord geholt wurde, eine Aktion Feuerball-Verfilmung mit Richard Burton als James Bond auf die Beine stellen. In den 70ern, nachdem die Zehnjahresfrist vorüber war, in der McClory laut Vertrag keine Neuverfilmung des Fleming-Romans in Angriff nehmen durfte, entwickelte dieser das sogenannte Warhead-Projekt, das sogar Orson Welles als Blofeld, Trevor Howard (sicherlich bekannteste Rolle: der sadistische Captain Bligh an der Seite von „Fletcher Christian“ Marlon Brando in Lewis Milestone’s Meuterei auf der Bounty von 1962) als „M“ und Richard Attenborough als möglichen Regisseur vorsah. Aber der Dauerrechtsstreit zwischen McClory und Broccoli’s Eon Productions sollte sich noch ein paar weitere Jahre hinziehen, bis es ein Gerichtsurteil Kevin McClory schließlich tatsächlich erlaubte, ein Feuerball-Remake zu drehen, allerdings nur unter der Auflage, dass man sich dabei möglichst eng an Fleming‘s Buchvorlage halten müsste.

Da Sag niemals nie eben nicht als Werk der „offiziellen Bond-Produktionsfirma“ Eon Productions gilt, durften in diesem „inoffiziellen“ Bond-Film keine Original-Logos vorkommen, genauso wenig wie populäre Filmmusik-Elemente wie das James Bond Theme oder das 007 Theme. Auch auf den ikonischen Pistolenlauf-Vorspann musste verzichtet werden, stattdessen ist die Leinwand zu Beginn von Sag niemals nie voller 007-Symbole, die aber sofort in die Eröffnungsszene überleiten, denn auch eine Vortitel-Sequenz im Stil der offiziellen Bond-Serie gibt es darin nicht.

Die fehlende Zugehörigkeit zur Serie wurde auch stets dadurch betont, dass Metro-Goldwyn-Mayer Sag niemals nie in keiner einzigen ihrer James Bond-DVD-/Blu-ray-Gesamt-Ausgaben berücksichtigt hat, und dies, obwohl Metro-Goldwyn-Mayer der Eon Productions Ltd. durch den Kauf von Orion-Pictures sogar automatisch die Vertriebsrechte von Sag niemals nie zugespielt hat.

 

Die Handlung von Sag niemals nie:

Nachdem MI6-Agent James Bond 007 aus der Sicht seines Chefs „M“ bei einer Routine-Trainings-Übung versagt hat, wird er von diesem in ein Sanatorium außerhalb von London geschickt, um wieder in Form zu kommen. Dort vergnügt sich Bond zunächst mit der Krankenschwester Patricia Fearing, beobachtet aber eines Abends dann, wie die mysteriöse Krankenschwester Fatima Blush einem Patienten Schläge verpasst, was aber auch wiederum Teil eines masochistisch anmutenden Rituals zwischen Blush und dem Patienten zu sein scheint. Eine Gesichtshälfte des Mannes ist bandagiert und als Blush aufgehört hat ihn zu schlagen, benutzt dieser umgehend ein Gerät, mit dem er bei seinem offenbar operierten Auge einen Retinascan durchführen kann. Bond wird von Fatima Blush entdeckt und schickt am nächsten Tag einen Killer, Lippe, um den Agenten im Trainingsraum des Sanatoriums zu töten. Doch 007 kann den Angreifer Lippe nach einem längeren Kampf [Anmerkung: Für die Action-Choreographie war der spätere B-Movie-Action-Star Steven Seagal[!] verantwortlich], der die beiden gleichsam quer durchs Sanatorium führt, töten.

Blush und ihr vermeintlicher Patient, der United States Air Force-Pilot Jack Petachi, sind in Wahrheit Agenten der von Ernst Stavro Blofeld geführten Verbrecherorganisation SPECTRE. Petachi hat sich einer Operation am rechten Auge unterzogen, um dasselbe Retina-Muster wie der US-Präsident zu besitzen, welches er dann schließlich dazu benutzt, um das Iris-Erkennungs-Sicherheitssystem auf einer US-Militärbasis in England hintergehen zu können. Als das gelingt, ersetzt Petachi die nichtnuklearen Sprengköpfe zweier Cruise Missiles durch echte nukleare Sprengköpfe. SPECTRE gelingt es schließlich, die Nuklearwaffen zu stehlen. Kurz darauf meldet sich Blofeld mit einer Videobotschaft bei den Vertretern der NATO-Staaten und will von diesen mit der Drohung, die Nuklearwaffen einzusetzen, Milliarden erpressen. Blush ermordet in der Zwischenzeit Petachi, indem sie ihm eine Schlange in sein fahrendes Auto wirf, das dann von der Straße abkommt. Nachdem sie die Schlange wieder aus dem Auto geholt hat, sprengt Blush dieses zusätzlich noch in die Luft, damit keinerlei Spuren von Petachi zu SPECTRE führen.

Aufgrund der Ereignisse wird die Doppel-Null-Abteilung des MI6 wieder aktiviert und Bond von „M“ damit beauftragt, die gestohlenen Nuklearwaffen zu finden. 007 folgt Domino Petachi, der Schwester des Piloten, und deren Liebhaber Maximillian Largo, SPECTRE’s höchstrangigem Agenten [Anmerkung: Largo, der in Feuerball noch den Vornamen "Emilio" getragen hat, wird in Sag niemals nie als „SPECTRE Nr. 1“ bezeichnet, so wie davor eigentlich stets Ernst Stavro Blofeld], schließlich auf die Bahamas. Dort trifft Bond zunächst auf Fatima Blush, die den Auftrag hat 007 zu töten, die aber vorher noch mit ihm im Bett landet, bevor sie Bond dann bei einem Tauchausflug einen Spezialsender an der Sauerstoffflasche verpasst, der sozusagen die Haie auf den Plan ruft, denen der Agent aber knapp entkommen kann. Ein weiterer Anschlag auf Bond’s Leben misslingt, weil sich Bond mit einer Frau [im Abspann nur als „Lady in Bahamas“ bezeichnet und gespielt von Valerie Leon, die schon eine kleine Rolle in Der Spion, der mich liebte hatte], die ihn, nach den Hai-Attacken, gleichsam im Meer aufgelesen hat, in deren Hotelzimmer vergnügt, während Blush einen Sprengsatz in Bond’s Hotelzimmer explodieren lässt.

Bond wird von Nigel Small-Fawcett, einem Repräsentanten der britischen Regierung auf den Bahamas, davon informiert, dass Largo mit seiner Yacht, genannt „The Flying Saucer“ [Anmerkung: Für Sag niemals nie hat man also den Namen Disco Volante, so wie Largo’s Yacht noch in Feuerball heißt, schlicht und einfach ins Englische übersetzt], nach Nizza reist. Vor Ort wird Bond von seinem CIA-Freund Felix Leiter und einer jungen französischen Agentin namens Nicole unterstützt. Bond besucht ein Gesundheits- und Schönheitscenter, wo er sich als Angestellter ausgibt und Domino Petachi eine Massage verpasst, die ihm dabei erzählt, dass Largo am Abend einen Charity-Event im Casino veranstaltet. Auf dem Event spielen der Agent und Largo dann ein 3D-Video-Game namens „Domination“, in dem der Verlierer eines Durchgangs einen Elektroschock erhält, der immer intensiver wird, desto höher der Geldbetrag ist, um den gespielt wird. Nachdem Bond ein paar Durchgänge, bei denen es stets darum geht, um ein bestimmtes Land zu kämpfen, verloren hat, spitzt sich die Situation zwischen Bond und Largo vor den Augen des Publikums und vor den Augen Dominos zu. Schließlich gewinnt 007 aber den finalen Video-Spiel-Kampf um „die gesamte Welt“. Während Bond anschließend mit Domino tanzt, informiert er sie darüber, dass Largo ihren Bruder hat töten lassen. Als Bond wieder zurück in die Villa kommt, die er, Felix Leiter und Nicole als Operationsbasis benutzen, findet Bond die Leiche von Nicole in einer Badewanne. Ihre Mörderin, Fatima Blush, flüchtet aus der Villa und Bond verfolgt sie mit einem Motorrad, das er von der Q-Abteilung bekommen hat. Nach einer wilden Verfolgungsjagd zwischen 007 und diversen SPECTRE-Handlangern, wird Bond von Fatima Blush gefangen. Blush gesteht 007, dass sie von ihm beeindruckt ist und will ihn dazu zwingen, ein handschriftliches Geständnis niederzuschreiben, dass sie gewissermaßen seine allerbeste Sexualpartnerin war. Bond tötet Blush schließlich, indem er beim Schreiben seinen ihm von der Q-Abteilung ausgehändigten Füllfederhalter mit Sprengrakete benutzt, die letztendlich in Blush explodiert.

Bond und Leiter versuchen in der Folge mittels Taucherausrüstung an Board der „Flying Saucer“ zu kommen, um die vermissten Nuklearwaffen zu finden. Aber letztendlich landet nur Bond auf der Yacht, wo er von Largo empfangen wird. Der Agent will seinen Widersacher in der Folge eifersüchtig machen, indem er Domino vor Largo's Augen, dieser sieht den beiden von hinter einem doppelten Spiegel aus zu, einen Kuss gibt. 007 nutzt daraufhin Largo’s Abgelenktheit und Zorn, um von der Yacht aus ein Funksignal an Leiter zu senden. Bond und Domino werden nach Nordafrika gebracht, wo Largo sie dann auf seinem Anwesen „Palmyra“ gefangen hält. Der SPECTRE-Agent bestraft Domino für ihren Verrat und lässt ein paar Araber um sie feilschen, doch Bond kann sich mittels seiner Laserarmbanduhr aus der Gefangenschaft befreien und rettet Domino.

Wenig später verfolgen Domino und Bond gemeinsam mit Leiter in einem U-Boot der United States Navy Largo zu einem Ort, der „Die Tränen von Allah“ [auch im Original: „The Tears of Allah“] genannt wird und der sich unter einer Oase nahe der äthiopischen Küste befindet. 007 und Leiter dringen in die Untergrund-Destination ein, in der schließlich noch eine Nuklearwaffe versteckt ist [Anmerkung: Der Aufenthaltsort der anderen Nuklearwaffe, nämlich Washington D.C., wurde Bond von Largo noch in „Palmyra“ mitgeteilt, weil dieser sozusagen nicht mehr damit rechnete, dass Bond fliehen kann; deren Sprengkopf gilt inzwischen als entschärft]. Wenig später entsteht dort ein Feuergefecht zwischen Leiter’s und Largo’s Männern, in dem es Largo gelingt, mit der verbliebenen Nuklearwaffe unter Wasser zu fliehen. Bond verfolgt Largo und die beiden kämpfen unter Wasser. Als Largo versucht, Bond mit einer Harpune zu töten, rettet Domino Bond, indem sie den SPECTRE-Mann mit einer Harpune erschießt und somit Rache für ihren Bruder nimmt.

Bond tritt vom aktiven Dienst zurück und verbringt Zeit mit Domino auf den Bahamas, wo ihn Small-Fawcett aufsucht, um ihn, im Auftrag von „M“, zu einer Rückkehr zum MI6 zu bewegen. Bond bekräftigt daraufhin, dass dies nie der Fall sein wird und blickt dabei zum Abschluss augenzwinkernd in die Kamera.

 

Wenn du gut in etwas bist, tu es niemals umsonst. Wie auch schon bei Diamantenfieber hatte sich Connery seine erneute Beteiligung an einem Bond-Film recht teuer abkaufen lassen, denn der damals 53-jährige Schauspieler erhielt 3 Millionen US-Dollar Gage (entspricht heutzutage etwa einem Betrag von 8 Millionen US-Dollar) sowie eine prozentuelle Beteiligung am Einspielergebnis und ein Mitspracherecht bei Skript- und Besetzungs-Fragen.

Die erste Wahl Connerys für die Regie von Sag niemals nie wäre Richard Donner gewesen, der Regisseur des Horrorklassikers Das Omen (1976; Originaltitel: The Omen) sowie von Superman (1978) und der Lethal Weapon-Filmreihe (1987; 1989; 1992; 1998) mit Mel Gibson. Da Donner aber ablehnte, genauso wie (aus Loyalität gegenüber Broccoli) der Im Geheimdienst Ihrer Majestät-Regisseur Peter R. Hunt, erhielt Irvin Kershner den Zuschlag, der 1980 mit Star Wars: Episode V - Das Imperium schlägt zurück (Originaltitel: Star Wars: Episode V - The Empire Strikes Back) den bis heute aus der Sicht vieler vielleicht besten Star Wars-Film abgeliefert hatte. Böse Zungen behaupteten damals, dass Kershner der einzige wirkliche „A-List“-Regisseur war, der, bis zum damaligen Zeitpunkt versteht sich - lange vor Sam Mendes, einen Bond-Film inszeniert hat. Allerdings ist Kershner, der auch schon vor seinem Star Wars-Film mit dem Psychothriller Die Augen der Laura Mars (1978; Originaltitel: Eyes of Laura Mars; Hauptrolle: Faye Dunaway) einen Filmhit gelandet hatte, nach Sag niemals nie als Regisseur nur mehr dadurch aufgefallen, dass er eine durchschnittliche Fortsetzung von Paul Verhoeven’s, aufgrund der darin vorkommenden expliziten Gewaltdarstellung, umstrittenen Action-Klassiker RoboCop (1987) abgeliefert hat, schlicht betitelt mit RoboCop 2 (1990).

Etwas unzufrieden war Connery aber zunächst mit dem Drehbuch, das der Papillon- und Die drei Tage des Condor-Autor Lorenzo Semple Jr. abgeliefert hatte und das sicherlich einige 80er-Jahre-Zeitgeist-konforme Elemente enthält, was wiederum die Gegner des Films auf den Plan gerufen hat, um dessen Inhalt als „nicht rechtskonform“ zu bezeichnen. Connery wollte schließlich das aus seiner Sicht dringend notwendige Re-Writing in die Bond-Film-erfahrenen Hände von Tom Mankiewicz legen, der aber die dritte Person war, nach John Barry und Peter E. Hunt, die es aus Loyalität zu oder heimlicher Angst vor Albert R. Broccoli ablehnte, Teil eines „inoffiziellen“ Bond-Films zu werden. Schließlich engagierte Connery, der, aufgrund seines bemerkenswerten Vertrages, offenbar bald zur alleinigen treibenden Kraft hinter dem Projekt wurde, die britischen TV-Autoren Dick Clement und Ian La Frenais, um ein Drehbuch umzuschreiben, über dessen Endfassung der US-Kritiker James Berardinelli 1996 in seiner Sag niemals nie-Kritik sogar wenig schmeichelhaft meinte: „[It] is possibly the worst written Bond script of all“. Dem Autorenduo Clement und La Frenais ist aber durchaus zu verdanken, dass sich in Sag niemals nie zahlreiche gelungene Anspielungen auf einen „aging James Bond“ befinden, die gleichsam ironische Verweise auf Connery’s damals doch schon fortgeschrittenes „Doppel-Null-Agenten-Alter“ sind.

Dass es mitunter ein Problem sein kann, wenn ein alles überstrahlender Star mit weitreichenden Befugnissen auch noch auf einen Produzenten trifft, der eigentlich relativ unerfahren ist, so wie es de facto seinerzeit Jack Schwartzman war, zeigt die Tatsache, dass es bald zu Spannungen zwischen Connery und Schwartzman kam und der Schotte während der Dreharbeiten die ganze Produktion bei laufendem Mikrofon als „bloody Mickey Mouse operation“ bezeichnete, da ihm manches einfach zu unprofessionell gehandhabt erschien.

 

 

 

 DOMINO PETACHI

Du bist verrückt.

 

 LARGO

 Ja, das wär möglich.

 

 (aus: Sag niemals nie; Bond-Girl Kim Basinger’s späte Erkenntnis über die geistige Gesundheit von „Maximillian Largo“ Klaus Maria Brandauer; in der Originalfassung sagt Brandauer tatsächlich: „Ja, maybe.“)

 

 

 LARGO

 Do you imagine that I could lose a woman to an underpaid British agent? Ja?

 

FATIMA BLUSH

 Ja.

 

 (aus: Sag niemals nie; Dialog zwischen Klaus Maria Brandauer und dem „bösen Bond-Girl“ Barbara Carrera, in dem in der Originalfassung, die hier angeführt ist, tatsächlich das deutsche „Ja“ vorkommt; überhaupt hat Brandauer in der Originalfassung des Films einen starken deutschen Akzent beibehalten)

 

 

 FATIMA BLUSH

 Du bist ein richtiger Mann, Mr. James Bond. Und ich bin eine noch bessere Frau. Was glaubst du, wo dich die erste Kugel treffen wird...

 

 (aus: Sag niemals nie; natürlich zielt Blush mit ihrer Pistole in der Szene, kurz bevor ihr 007 mit einem Gadget, nämlich dem Füllfederhalter mit Sprengrakete, endgültig den Gar ausmacht, sozusagen auf Bond‘s edelste Teile; in der Originalfassung sagt Barbara Carrera: „You’re quite a man, Mr. James Bond. But I am a superior woman. Guess where you’ll get the first one...“)

 

 

 BLOFELD

 Bei allem, was den Tod betrifft, ist SPECTRE streng unparteiisch.

 

 (aus: Sag niemals nie; Ernst Stavro Blofeld wird in Sag niemals nie von der schwedischen Film-Legende Max von Sydow gespielt)

 

Die Idee, den österreichischen Schauspieler Klaus Maria Brandauer als Bösewicht und Bond-Hauptantagonisten Largo in Sag niemals nie zu besetzen, stammte von Sean Connery höchstpersönlich, denn dieser war von Brandauer’s Leistung in Istvan Szabo’s Mephisto (1981), ein Werk, das 1982 sogar den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten hatte, äußerst beeindruckt gewesen. Durch vielbeachtete Rollen in US-Produktionen wie Sidney Pollack’s Meisterwerk Jenseits von Afrika (1985; Originaltitel: Out of Africa; Co-Stars: Meryl Streep & Robert Redford; literarische Vorlage: Tania Blixen) war es Brandauer in den 1980er-Jahren gelungen, zu so etwas wie einer internationalen (Schauspieler-)Figur zu werden, so wie später natürlich auch der zweifache und ebenfalls (zumindest halb) aus Österreich stammende Nebenrollen-Oscar-Preisträger und Spectre-Bond-Bösewicht Christoph Waltz, der aber Hollywood nach seinen beiden von Quentin Tarantino inszenierten US-Oscar-Erfolgen (2009: Inglourious Basterds; 2012: Django Unchained) sozusagen kompromisslos treu geblieben ist, und das ist etwas, was Klaus Maria Brandauer, der noch einmal als Co-Star von Sean Connery zu sehen war, nämlich in Fred Schepisi’s John le Carré-Verfilmung Das Russland-Haus (1990; Originaltitel: The Russia House; weibliche Hauptrolle: Michelle Pfeiffer), in dieser Form nicht getan hat. Die internationale Kritik jedenfalls bejubelte einst Brandauer’s Leistung als Bösewicht in Sag niemals nie, denn der Österreicher spielt die von Ian Fleming kreierte Figur, die in Feuerball noch den Vornamen Emilio getragen hatte und von dem Italiener Adolfo Celi gespielt wurde, als eine Art narzisstisch-psychopathischen Neurotiker, was auch der Kritiker Richard Sickel im Time-Magazine anmerkte, der den „silly neurotic charme“ lobte, den Klaus Maria Brandauer in der Rolle versprühe. Als ganz spezielles Highlight des Films kann die Szene gelten, in der „James Bond“ Sean Connery von „Maximillian Largo“ Klaus Maria Brandauer auf seiner Yacht gefragt wird, was er denn trinken wolle, und Connery den obligatorischen "Wodka-Martini" ordert, woraufhin Brandauer im Original „Of course“ sagt und zu grinsen beginnt, genauso wie Connery – die ganze Szene wirkt tatsächlich wie ein potentieller Outtake-Kandidat (da beide auf „nicht-filmische“ Weise zu lachen beginnen), den man aber im fertigen Film belassen hat, weil die Szene auf diese Art und Weise irgendwie bemerkenswert ist und das Duell zweier großer Darsteller abrundet, das, trotz aller sonstiger Bond-Film-Zutaten, im Zentrum von Sag niemals nie steht. Übrigens: Die im Film verwendete Yacht, die sogenannte „Flying Saucer“, gehörte in Wirklichkeit dem prominenten Waffenhändler Adnan Khashoggi und hieß „Nabila“ – die Macher des Films dankten Khashoggi dafür mit einem „Thanks A. K.“ im Abspann.

Die schwedische Schauspiel-Ikone Max von Sydow, berühmt geworden durch zahlreiche Rollen in den Filmen von Meisterregisseur Ingmar Bergman, darunter solche Juwelen wie Das siebente Siegel (1957), Die Jungfrauenquelle (1960), Licht im Winter (1963) oder Die Stunde des Wolfs (1968), war 1983 der mittlerweile vierte Schauspieler, nach Donald Pleasence (in Man lebt nur zweimal), Telly Savalas (in Im Geheimdienst Ihrer Majestät) und Charles Gray (in Diamantenfieber), der dem SPECTRE-Chef Ernst Stavro Blofeld ein Antlitz verlieh. Nach Max von Sydow, den wiederum Connery an Bord geholt hatte, sollte es 22 Jahre dauern, bis der oben erwähnte Christoph Waltz der Blofeld-Figur zu einem Comeback verhalf, nämlich in Sam Mendes‘ Spectre aus 2015.

Wiederum Micheline Roquebrune war es zu verdanken, dass Kim Basinger, die Mitte der 80er, nach Adrian Lyne’s legendärem Erotik-Film 9 ½-Wochen (1986; Originaltitel: 9 ½ Weeks; Co-Star: Mickey Rourke), zu einem der weiblichen Sexsymbole und sicherlich auch Filmstars des Jahrzehnts wurde, das gute Bond-Girl Domino Petachi spielen durfte, denn Connery’s Ehefrau hatte sich mit Basinger unverbindlich getroffen, diese aber dann an Regisseur Irvin Kershner und ihren Mann als „Bond-Girl“ für das Sag niemals nie-Projekt weiterempfohlen.

Das böse Bond-Girl Fatima Blush, die natürlich der Figur der Fiona Volpe aus Feuerball nachempfunden ist, wird durchaus eindrucksvoll von Barbara Carrera gespielt, die dem Regisseur Irvin Kershner als Playboy-Cover-Girl aufgefallen war, die aber bereits in McQuade, der Wolf (1983; Originaltitel: Lone Wolf McQuade; Regie: Steve Carver), an der Seite von Chuck Norris, eine durchaus überzeugende schauspielerische Leistung gebracht hatte und nach Sag niemals nie beispielsweise auch eine Staffel lang als „Angelica Nero“ in der TV-Serie Dallas (1978-1991) zu sehen war. Carrera’s Fatima Blush, auch „SPECTRE Nr. 12“, steht, bei aller Überzeichnung, Brandauer’s psychopathisch-neurotischem Maximillian Largo in Nichts nach und die Golden Globe-Nominierung, die Carrera sogar damals für ihre Nebenrolle erhalten hat, war durchaus verdient – sie musste sich jedoch Cher geschlagen geben, die die Auszeichnung letztendlich für ihren Part in Silkwood (1983; Regie: Mike Nichols) erhielt.

 

 

 

 JAMES BOND

 Ein Mann versuchte mich umzubringen, Sir.

 

 M

 Er hat Sie wohl dabei erwischt, wie Sie seine Frau verführt haben.

 

 (aus: Sag niemals nie)

 

 

 JAMES BOND

 Seit Sie hier das Regiment führen, Sir, hatten Sie wenig Verwendung für die Doppel-Null-Agenten. Ich habe meine ganze Zeit mit Unterrichten vertrödelt. Ich war nie im Einsatz.

 

 (aus: Sag niemals nie; Beschwerde von 007 an seinen Vorgesetzten „M“, dass er nur mehr wenig Verwendung an der Front findet)

 

 

 Q

 Na, jetzt sind Sie ja wieder da. Ich hoffe, da tut sich auch auf dem sexuellen Sektor wieder was.

 

 

 JAMES BOND

 Um ehrlich zu sein, die Hoffnung hege ich auch.

 

 (aus: Sag niemals nie; der gefrustete „Q“ Alec McCowen freut sich darüber, dass 007 wieder in Aktion treten darf; in der Originalfassung geht die Freude von „Q“ sogar noch weiter und dieser meint: „Now you’re on this. I hope we’re going to have some gratuitous sex and violence.“)

 

 

In einem der besten und denkwürdigsten Thriller der 70er-Jahre, nämlich in Fred Zinnemann’s Frederick Forsyth-Verfilmung Der Schakal (1973; Originaltitel: The Day of the Jackal), lieferte sich der britische Schauspieler Edward Fox als Berufskiller „Schakal“ ein erbittertes Katz- und Maus-Spiel mit seinem Verfolger „Inspektor Claude Lebel“ Michael Lonsdale, einem Mimen, der 1979 in Moonraker dann der Gegenspieler von „007“ Roger Moore wurde (Anmerkung: Das 1997 entstandene, von Michael Caton-Jones inszenierte und sehr freie Remake des Zinnemann-Films, deutsch ebenfalls mit Der Schakal betitelt, mit Bruce Willis und Richard Gere gewissermaßen in den Rollen von Fox und Lonsdale, ist unterm Strich ein nicht viel weniger lohnendes Werk als das Original!). In Sag niemals nie spielt der durch Fred Zinnemann’s ambitioniertem Meisterstück zur Berühmtheit gelangte Edward Fox „M“, den Chef von 007, der aber, wie später auch Judi Dench in den Pierce Brosnan- und Daniel Craig-Ären, ein „neuer M“ ist, der mit Bond’s Charakterzügen und Allüren nicht sehr viel anfangen kann und der erst durch „Lord Ambrose“ Anthony Sharp gezwungen wird, die „Double-0-Section“ und somit Bond zu reaktivieren. Die Wortduelle zwischen Fox und Connery, die sich meist auf Bond’s Alter und dessen Lebensgewohnheiten beziehen, gehören zu den Highlights von Sag niemals nie abseits der „Connery-Brandauer-Conversations“.

Ganz dezidiert eine Besetzungsentscheidung Connerys war, dass Bond’s US-CIA-Sidekick Felix Leiter, laut Connery „a role never remembered by the audience“, von einem Farbigen gespielt wird. Die Wahl fiel letztendlich auf Bernie Casey, der somit eine Art Vorgänger zu dem farbigen Felix Leiter in Casino Royale und Ein Quantum Trost darstellt, der bekanntlich in beiden Filmen vom selben Darsteller, nämlich von Jeffrey Wright, verkörpert wird.

Auch die Figur des „Q“, gespielt von Alec McCowen, der zum Beispiel eine Rolle als „Chief Inspector“ in Alfred Hitchcock’s reichlich abgründigem Thriller Frenzy (1972) hatte oder an der Seite von Kenneth Branagh in dessen Regie-Arbeit Henry V. (1989; literarische Vorlage: William Shakespeare) zu sehen war, ist, genauso wie die Figur von „M“, etwas anders gelagert als in der offiziellen Bond-Serie. Im Gegensatz zu „Q“ Desmond Llewelyn freut sich „Q“ Alec McCowen über ein Wiedersehen mit 007, dem er auch gleichzeitig sein Leid bezüglich „Etatkürzungen“ und „Streiks“ klagt. Nichtsdestotrotz stattet er Bond natürlich mit diversen Gadgets aus, so wie einem Motorrad mit Raketenantrieb, mit dem der Agent Fatima Blush nach dem Mord an Nicole verfolgt, einem Füllfederhalter 149 von Montblanc inklusive Union Jack auf dem Korpus und inklusive Mini-Sprengrakete, mit dem er Blush schließlich zur Strecke bringt, und einer Laserarmbanduhr, mit deren Hilfe Bond die Ketten durchtrennt, mit denen er von Largo auf dessen Landsitz „Palmyra“ in Nordafrika festgehalten wird.

 

Bond is once more played by a man with the right stuff“ – dieser Satz erschien 1983 im Time-Out-Magazine und ist irgendwie stellvertretend für die Reaktion der internationalen Kritik auf das Connery-Comeback Sag niemals nie, denn Connery galt unter Fans und Kritikern noch immer als „the best Bond in the business“, so wie auch Derek Malcom vom Guardian meinte. Heutzutage gilt Sag niemals nie, der in manchen Aspekten tatsächlich eher wie eine leicht flapsige Hommage an James Bond oder die Bond-Serie wirkt, eher als durchschnittlicher oder gar unterdurchschnittlicher Beitrag zur Serie, wobei dem Film, wie bereits erwähnt, von einigen die Zugehörigkeit zu dieser ohnehin abgesprochen wird.

Auch das 007-Magazine zeigte sich 2012 wenig nachhaltig beeindruckt von dem Werk, das im dortigen Poll auf dem 22. Platz landete, nur noch vor dem stets unbeliebten Brosnan-Finale Stirb an einem anderen Tag und der leicht konfusen Casino Royale-Parodie von 1967. Beim Rolling Stone-Poll von 2012 schnitt der Film aber besser ab und landete auf Platz 13. Im Sonderheft „50 Jahre James Bond“ der Zeitschrift Stern, erschienen natürlich ebenfalls 2012, wurde Kershner’s Werk mit 3 von 5 Sternen bewerten und somit als „solide“.

 

Die Weltpremiere von Sag niemals nie fand am 6. Oktober 1983 in Los Angeles statt, die London-Premiere dann am 14. Dezember desselben Jahres. An den Kinokassen kam es, da Broccoli’s Eon Productions im selben Jahr auch den „offiziellen“ Bond-Film Octopussy mit Roger Moore ins Rennen schickte, zu so etwas, was vielleicht im Nachhinein tatsächlich ein wenig wie ein „Krieg der Bond-Opas“ anmutet, in dem sich der 56-jährige Roger Moore noch einmal direkt mit seinem legendären Vorgänger, dem 53-jährigen Sean Connery, messen musste. Wobei Moore sogar finanziell leicht die Oberhand behielt, denn Octopussy spielte weltweit über 27 Millionen US-Dollar mehr ein als Sag niemals nie, der, bei 36 Millionen US-Dollar Produktionskosten, weltweit etwa 160 Millionen US-Dollar lukrierte und in Deutschland sogar wiederum, angesichts hoher Besucherzahlen, die „Goldene Leinwand“ erhielt. Beide Filme, Sag niemals nie und Octopussy, sind aber qualitativ gewiss besser als ihr Ruf und tragen, nebenbei erwähnt, als Werke der früheren 80er, eindeutig den Einfluss des Kinos von Spielberg und Lucas in sich (Anmerkung: Der ganze Indien-Teil in Octopussy ist in Wahrheit eine einzige Reminiszenz an den Indiana Jones-Film Jäger des verlorenen Schatzes, dessen Kameramann, Douglas Slocombe, wiederum auch Sag niemals nie ins rechte Bild rückte).

In den Jahren nach Sag niemals nie feierte Sean Connery in Hollywood so etwas wie den berühmten „zweiten Frühling“ und avancierte zu einem der begehrtesten „Elder Statesman“ der Filmgeschichte, der diverse filmische Werke an der Seite jüngerer Hauptdarsteller mit seiner Präsenz veredelte. Populärste Beispiele hierfür sind natürlich Highlander - Es kann nur einen geben (1986; Originaltitel: Highlander; Regie: Russel Mulcahy) mit Co-Star Christopher Lambert, The Untouchables – Die Unbestechlichen (1987; Originaltitel: The Untouchables; Regie: Brian De Palma) mit Co-Star Kevin Costner (Nebenrollen-Oscar für Connery!) und vor allem auch Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989; Originaltitel: Indiana Jones and the Last Crusade; Regie: Steven Spielberg), in dem Connery zusammen mit „Indiana Jones“ Harrison Ford sicherlich eines der unterhaltsamsten Vater-Sohn-Duos der gesamten Filmgeschichte abgibt. Aber auch der überaus erfolgreiche Michael Bay-Actionkracher The Rock - Fels der Entscheidung (1996; Originaltitel: The Rock), in dem Connery an der Seite von Nicolas Cage gegen Terroristen auf der Gefängnisinsel Alcatraz kämpft und in dem der Schotte, der darin einen alten und einst von der CIA weggesperrten MI6-Agenten mimt, mit zahlreichen selbstironischen Statements auf seine James Bond-Vergangenheit anspielt, ist ein Highlight in der Filmographie der im Jahr 2003 von der Schauspielerei zurückgetretenen James Bond-Legende, die 1989 vom People-Magazin zum Sexiest Man Alive und 1999 vom selben Magazin gar zum Sexiest Man Of The Century gewählt wurde.

 

 

 

(NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 19.01.2019)