Ausschnitt aus "NO PULP IN THE FICTION"              (Buch; 2020): Kapitel "KILL BILL - Volume 1" (Teil 2[von 4])

 

ENTER THE WU-TANG (36 CHAMBERS)

 

(Titel eines der besten Hip-Hop-Alben überhaupt; der Soundtrack zu Kill Bill wurde von Wu-Tang Clan-Mastermind & Starproduzent RZA produziert - und das auf Wunsch von QT hin nach dem Vorbild der Wu-Tang Clan-Alben, in denen auch explizit immer wieder mit der „Mythologie“ von Kung Fu-Filmen operiert wird; der Kung Fu-Film-Fan RZA komponierte für den Kill Bill-Soundtrack sogar einige Originalstücke und sorgte damit eben für ein Novum in Tarantino-Movies; der „Johnny Mo“- & „Pai Mei“-Darsteller Gordon Liu spielte 1978 in dem Genre-Klassiker Die 36 Kammern der Shaolin mit, worauf sich eben der Titel des wohl bekanntesten Wu-Tang Clan-Albums, erschienen 1993, mitunter auch bezieht)

 

 

 

„[…] ich mache nicht gerade Filme, die das Publikum zusammenbringen. […] Ich mache Filme, an denen sich die Geister scheiden

&

Kritiker konzentrieren sich auf die Gewalt, vergessen aber die Poesie der Sprache und die leidenschaftliche Menschlichkeit darin

 

(Zitat 1: QT über die Wirkung seiner Filme auf Kritik & Publikum; Quelle: 1994er-Filmfestspiele Cannes-Dankesrede von QT anlässlich des Erhalts der Goldenen Palme für Pulp Fiction [die Aussage ist quasi eine direkte Reaktion auf die „Skandal!-Skandal!-Verdammte Scheiße!“-Schreie einer Frau im Publikum – vgl. dazu das Kapitel über Pulp Fiction]; Zitat 2: Der US-Filmkritiker & Co-Gründer der Wochenzeitung „The Austin ChronicleLouis Black über die oftmals eindimensionale Rezeption von QT-Movies – aus der 2019er-Doku Tarantino - The Bloody Genius/OT: QT8 – The First Eight von Tara Wood)

 

 

 

Darin waren wir am besten: Im Erzählen von guten Geschichten. Europa stand für Charakterfilme oder Stimmungsfilme. In Amerika erzählten wir Stories. Jetzt sind wir ganz schlecht darin. Wir erzählen Situationen. […] Bei der Mehrheit der Filme, die rauskommen, weiß man genau, schon nach den ersten 20 Minuten, was kommt. Das ist keine Story. Eine Story entfaltet sich ständig. Ich spreche nicht von schnellen Wendungen oder Überraschungen, ich spreche davon, wie sie sich entfaltet

 

(QT in der Charlie Rose-Show 1994 über die amerikanische Tradition des Geschichtenerzählens im Kino – auch die beiden Kill Bill-Filme entfalten, wie fast alle Tarantino-Filme, nach und nach eine große Story)

 

 

 

Wir hatten mehrere Übersetzer am Set. Es gab die Japanisch-Englisch-Übersetzer, die Chinesisch-Englisch-Übersetzer und auch die Japanisch-Chinesisch-Übersetzer. Es ging ziemlich wild zu

 

(aus der Kill Bill Volume 1-Making-of-Doku „Die Ästhetik der Rache“; Statement von Uma Thurman zur Mehrsprachigkeit auf Tarantino’s Kill Bill-Set)

 

 

 

Grundsätzlich spielen die beiden Kill Bill-Filme mit einem ganz sicher nicht „good movie / bad movie“ oder dergleichen, obwohl „Volume 1“, vor allem wegen des „Showdowns im Haus der blauen Blätter“, der auf jeden Fall zu den „greatest & most exciting sequences in the history of cinema“ zählt, zumindest aus meiner Sicht im leichten Vorteil scheint (Anmerkung: Kill Bill wurde „geplant & produziert“ als ein Film, doch die Verantwortlichen bei Miramax schlugen QT im Juli 2003 vor, aus dem „epischen 4-Stünder“, den sein Skript nun mal ergeben hatte, zwei Teile zu machen, was dazu führte, dass Tarantino großartige Szenen, wie beispielsweise die Anime-Sequenz, im Film belassen konnte – QT: „Some of the best scenes in the movie stayed in the movie“).

Nun, die Idee zu einem „QT-Revenge-Movie“ war keine ganz neue, denn QT & Uma Thurman hatten den Character der „Bride“ tatsächlich schon während der Dreharbeiten zu Pulp Fiction konzipiert, also gut acht/neun Jahre, bevor Kill Bill dann definitiv in Produktion ging (QT: „Mir kam die Idee, einen Rachefilm mit Uma zu drehen. Einen von diesen extremen Filmen, in dem sie eine Killerin, eine der tödlichsten Frauen der Welt, spielen sollte.[…] So wurde die `Braut` geboren“; Uma Thurman: „Es ist ein Film über Gerechtigkeit und Abrechnung“), wobei die Eröffnungssequenz, oder besser: das Anfangsbild, von „Volume 1“, als „Die Braut“ auf dem Boden der „Wedding Chapel“ in El Paso liegt, Thurman’s Idee war – die „Erfindung“ der „Braut“-Figur wird folglich im Abspann von Kill Bill explizit „Q & U“, also „Quentin & Uma“, zugeschrieben.

Tarantino hatte sich nach Jackie Brown eigentlich der Entwicklung eines „Kriegsfilms“ gewidmet, ließ das Projekt, aus dem später natürlich Inglourious Basterds (2009) wurde, erst mal für das „Rache-Epos mit Uma Thurman“ beiseite und zog 2000/2001 sogar für eineinhalb Jahre nach New York, um dort das Drehbuch zu schreiben und um Zeit mit Thurman und deren Tochter Maya zu verbringen (Anmerkung: Maya Thurman-Hawke, geboren 1998, ist das erste gemeinsame Kind von Uma Thurman & Ethan Hawke – das Schauspielerehepaar, das von 1998 bis 2004 verheiratet war, hatte sich 1997 am Set des Science Fiction-Films Gattaca kennengelernt).

Diese „reunion“ von Tarantino mit seinem Pulp Fiction-Star bedeutete aber auch, dass QT auf eine „more mature actress & a mother“ traf, was auch den Schreibprozess & den „Bride-Character“ beeinflusste.

Die Entscheidung, dass die Tochter der „Bride“ noch am Leben ist, fällte Tarantino erst die letzten vier bis fünf Monate, bevor er das Drehbuch (der QT-Freund Scott Spiegel zum Kill Bill-Drehbuch: „Es war so dick wie ein Telefonbuch“ / die „O-Ren“-Darstellerin Lucy Liu bezüglich des Skripts: „Es las sich wie ein Roman. Es war witzig und hatte viel Action. Und man konnte es nicht weglegen“; Quelle – in beiden Fällen: Doku „Tarantino – The Bloody Genius“) beendete.

Die Rolle des Bill hatte QT ursprünglich übrigens für Warren Beatty (Highlights u. a.: 1967: Bonnie und Clyde von Arthur Penn mit Faye Dunaway; 1991: Bugsy von Barry Levinson mit Annette Bening) geschrieben, aber als immer klarer wurde, dass die Rolle mehr „Leinwandzeit“ als ursprünglich gedacht sowie auch ein gewisses Maß an Martial Arts-Training erfordern würde, war Beatty raus und Tarantino schrieb den Bill-Part für David Carradine (1936-2009) um, also für den berühmten „[Kwai Chang] Caine in `Kung Fu`“, der als solcher ja schon „Referenzobjekt“ einer Unterhaltung im „Hawthorne Grill“-Restaurant zwischen „Vincent Vega“ John Travolta & „Jules Winnfield“ Samuel L. Jackson in Pulp Fiction war („Budd“-Darsteller & QT-Veteran Michael Madsen in der Doku „Tarantino – The Bloody Genius“ über die Besetzung von TV- & Martial Arts-Legende David Carradine: „Er brachte ein gewisses Maß an Ehrlichkeit in den Film ein und einen gewissen Realismus, das ist nicht zu leugnen“; Anm.: Mehr zur Kultfigur David Carradine dann im nächsten Kapitel dieses Buchs, das von Kill Bill – Volume 2 handeln wird). 

Erwähnenswert im Zusammenhang mit der Besetzung der männlichen Rollen im ersten Kill Bill-Teil ist auch noch der kurze Auftritt von Michael Parks als Texas Ranger „Earl McGraw“, welcher das „Wedding Chapel Massacre“ mit „Sohn Nr. 1 Edgar McGraw“ (gespielt vom Michael Parks-Sohn James Parks, der später auch Rollen in Death Proof – Todsicher[ist darin wiederum als „Sohn Nr. 1 Edgar McGraw“ zu sehen], Django Unchained & The Hateful Eight hatte) untersucht – Parks erfüllt im filmischen Kosmos von QT nämlich wiederum genau das, wofür Tarantino, wie man beispielsweise im Kapitel über Pulp Fiction nachlesen kann, Romanciers beneidet, die diverse Figuren eben immer wieder in verschiedenen Romanen und gleichsam mit „unterschiedlicher Wichtigkeit in der Story“ auftreten lassen könnten, denn „Earl McGraw“ hat, und das eben konstant in der Gestalt von Michael Parks, auch Auftritte in Robert Rodriguez’ From Dusk Till Dawn von 1996 und in Tarantino’s Death Proof – Todsicher von 2007 (Anmerkung: Noch dazu ist Parks, wie auch der „Johnny Mo“- & „Pai Mei“-Darsteller Gordon Liu, in Kill Bill – Volume 1 & 2 in zwei völlig unterschiedlichen Rollen zu sehen, denn in Volume 2 spielt Parks dann den mexikanischen Zuhälter & Bill-Vertrauten „Esteban Vihaio“).

 

 

Die Dreharbeiten von Kill Bill (Anmerkung: Obwohl die Szenen -„QT-typisch“- wiederum „out of chronological order“ präsentiert werden, denn schließlich rechnet „Die Braut“ ja mit „O-Ren Ishii“ in Tokyo ab, bevor sie das mit „Vernita Green“ in Pasadena tut, wurden die Szenen quasi „in sequence“ gedreht, also „nacheinander und in der korrekten Reihenfolge“) mussten zunächst verschoben werden, denn: „Thurman became pregnant“ (mit ihrem Sohn Levon Roan Thurman-Hawke, der 2002 geboren wurde). 

QT wollte die Rolle der „Braut“ aber auf gar keinen Fall mit einer anderen Schauspielerin besetzen (Tarantino – in der Doku „Die Ästhetik der Rache“: „Aber keine andere hätte in die Rolle gepasst“ / QT – in einem BBC-Interview: „If Josef von Sternberg is getting ready to make `Morocco` and Marlene Dietrich gets pregnant, he waits for Dietrich“; Anm.: Sternberg & Dietrich drehten sieben Filme zusammen, darunter Der blaue Engel und Marokko, entstanden 1930 bzw. 1931) und entschied sich in der Folge dafür, auf Thurman gleichsam zu warten.

Nachdem seine „Bride“-Darstellerin sozusagen wieder verfügbar war, wurde schließlich an Orten wie Peking, Tokyo oder Hong Kong gedreht (Kill Bill-Produzent Lawrence Bender über QT’s „Personalpolitik“ bei den Dreharbeiten: „Er wollte mit den Einheimischen der jeweiligen Länder arbeiten“).

In Hong Kong zum Beispiel drehten QT & sein Team auch in den einst von Produzenten-Legende Run Run Shaw gegründeten berühmten Shaw Brothers-Studios, die Tarantino in den Kill Bill-Filmen gleich mit einer doppelten Hommage bedacht hat, denn in den „opening titles“ bekommt man das klassische „Shaw Brothers-Shaw Scope-Logo“ zu sehen und in den Filmen dann mehrmals einen „Shaw Brothers-Zoom“ präsentiert, also einen schnellen Zoom, der in einer Großaufnahme endet - dieser spezielle Zoom, mitunter auch als „Crashing Zoom“ bezeichnet, war in zahlreichen „kung fu movies“ der Shaw Brothers-Filmstudios quasi das visuelle Stil-Merkmal schlechthin (ein „Shaw Brothers-Zoom“-Beispiel aus dem QT-Skript – im Rahmen eines „Flashbacks“ der „Braut“ beim „Showdown im Haus der blauen Blätter“: „WE DO A QUICK SHAW BROTHERS ZOOM INTO HER EYES. A SPAGHETTI-WESTERN FLASHBACK of O-Ren beating the shit outta her at the wedding chapel […]“).

Am meisten Drehzeit beanspruchte natürlich die „House of Blue Leaves“-Sequenz, in der es die „Braut“ mit Dutzenden von „Yakuza soldiers“ zu tun bekommt (Anmerkung: Als Vorbild für das „Haus der blauen Blätter“, also für den Ort des „climactic battle[s]“ von Kill Bill – Volume 1, fungierte das Restaurant „Gonpachi Nishiazabu“ in Tokyo, das Tarantino in der Vorproduktionsphase des Films besucht hatte), denn die gesamte Sequenz benötigte 8 Wochen Drehzeit, 6 Wochen mehr als ursprünglich geplant.

Mit ein Grund für das Überziehen des Drehplans mag der Umstand gewesen sein, dass QT auf CGI[Computer-Generated Imagery]-Effekte vollständig verzichten und statt dessen auf „traditional practical effects used in 1970s Chinese cinema“ setzen wollte – das hatte zur Konsequenz, dass das Team äußerst einfallsreich agieren musste, um diverse Blutspritzer oder eben ganze „explosions of blood“ zu kreieren (angeblich soll Tarantino seiner Crew Folgendes gesagt haben: „How would you achieve this effect? Ingenuity[Einfallsreichtum] is important here!“).

Das „Action-lastige“ Kill Bill-Epos führte Tarantino also gleichsam auch in eine „new & different phase as a filmmaker“, denn erstmals stand er quasi -ernsthaft- im Ring mit anderen großen Action-Regisseuren (QT: „Für mich waren Action-Regisseure schon immer die größten Film-Regisseure der Welt. Wer gute Action schafft, ist der Größte“ / Uma Thurman: „Er machte sich selbst zum Action-Regisseur“; Quelle – in beiden Fällen: Doku „Die Ästhetik der Rache“) und wollte damit, laut Eigenaussage, durchaus auch „die Grenzen [seines] Talents austesten“.

 

  

„`Revenge is a dish best served cold` - Old Klingon Proverb -“ (QT-Skript) - Selbstverständlich ist das gesamte Kill Bill-Epos, das ganz grundsätzlich als „inspired“ vom „US-Grindhouse Cinema“ der 70er-Jahre [Grindhouse Cinema: Bezeichnung für Low-Budget-Splatter- & Horror- & Exploitation-Filme, die in „cheap theatres“ gelaufen sind] sowie natürlich vom „Hong Kong-Kino“ & vom „Italo-Spaghetti-Western“ gilt (QT: „Ich mache mich über niemanden lustig. Die Leute verstehen, was ich mit dem Genre mache“ / QT: „`Kill Bill` steht im gleichen Verhältnis zum amerikanischen Grindhouse-Genre der 70er wie `Jäger des verlorenen Schatzes` zu den Filmserien der 40er und 30er. […] Dieser Film ist also eine Mischung aus Yakuza-Film, Samurai-Film und Italo-Spaghetti-Western“; Quellen: Dokus „Tarantino – The Bloody Genius“ & „Die Ästhetik der Rache“), durchdrungen von zahlreichen „influences“ (Uma Thurman: „[Quentin] brachte all diese Elemente ein: Samurai-Kino, Hong Kong-Kino. Inspirationen, die Teil von ihm als Filmemacher waren“).

Hier eine kleine Auswahl der wichtigsten Inspirationsquellen für Kill Bill: Das berühmte „alte klingonische Sprichwort“, also: „Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird“, das dem Film (und dem Drehbuch) vorangestellt ist, stammt aus dem Star Trek-Kinofilm Star Trek II – Der Zorn des Khan (1982; Star Trek II – The Wrath of Khan; Regie: Nicholas Meyer), in dem der „main antagonist“ von „Captain Kirk“ William Shatner & Co, nämlich „Khan“ (gespielt von Ricardo Montalban), dieses „Sprichwort“ während der Schlacht gegen die Enterprise sagt. Allerdings ist der Satz auch „zurück-verfolgbar“ zu Mario Puzo’s Weltbestseller „Der Pate“ (1969) sowie zu Eugéne Sue’s Roman „Mathilde“ von 1841.

Tarantino selbst hat in der Doku „Die Ästhetik der Rache“ des Weiteren „Giallo-Einflüsse“ [Giallo: italienisches Subgenre des Thrillers/Psychothrillers mit Höhepunkt in den 70ern] bestätigt sowie auch das Vorhandensein einer Art „Brian De Palma-Sequenz“ in Kill Bill – Volume 1 (QT: „Aber ich habe auch eine kleine italienische Giallo-Szene eingebaut. Und auch eine Brian De Palma-Sequenz als i-Tüpfelchen“ – Anm.: Gemeint ist, einerseits, jene Szene, in der die „Braut“ mit dem Pfleger „Buck“ abrechnet [durchaus „Giallo“-artig], sowie, andererseits, auch jene, in der „Elle Driver“ Daryl Hannah als Krankenschwester verkleidet im Split-Screen und mit der tödlichen Spritze den Krankenhausgang entlanggeht [in der Tat „De Palma“-artig]).

Als „main inspiration“ für die „Flashbacks“, die „Die Braut“ immer dann hat, wenn sie auf ein Mitglied der „Tödlichen Vipern“ trifft, gilt der 1965er-Spaghetti-Western [auch „Italo-Western“ genannt – Subgenre des Westerns, das eine „italienisch-europäische Sichtweise“ des Wildwest-Mythos präsentiert] Von Mann zu Mann (Da uomo a uomo; alternativer dt. Verleihtitel: Die Rechnung wird mit Blei bezahlt) von Giulio Petroni mit Lee Van Cleef und John Phillip Law, denn: Der von John Phillip Law gespielte Held „Bill“[!] hat als Kind ein Massaker an seiner Familie mitansehen müssen - und immer dann, wenn er auf ein Mitglied der Banditen-Bande von damals trifft, erscheint ein „flashing red screen with superimposed[überblendeten] `flashback footage`“.

Außerdem hat QT auch Ennio Morricone’s Filmmusik zu „Death Rides a Horse“ (englischer Verleihtitel von Von Mann zu Mann) verwendet und lässt dessen „Death Rides a Horse“-Theme erklingen, als „Die Braut“ dann O-Ren Ishii im „Haus der blauen Blätter“ gegenübersteht.

 

Die Leute sagen: Nicht weißer Schnee reinigt die Welt, sondern der rote Schnee der Rache“ („Weisheit“ aus dem japanischen Film Lady Snowblood) – Wie bereits in der Zusammenfassung angedeutet, existieren so einige „plot similarities“ zwischen Kill Bill und dem japanischen „A woman kills off the gang who murdered her family“-Film Lady Snowblood (QT über Toshiya Fujita’s Werk: „Ein fantastisches Samurai-Revenge-Movie“), dessen deutschsprachige Blu-ray-Ausgabe, die ich persönlich besitze, auch mit der „Vorbildwirkung“ für den QT-Film wirbt, denn auf der Hülle des Lady Snowblood-Blu-ray-Exemplars, das ich mir vor einiger Zeit aus der Schweiz besorgt habe, heißt es: „DIE INSPIRATION FÜR KILL BILL“.

Lady Snowblood hat nicht nur, wie Kill Bill, sozusagen eine Kapitelstruktur und eine non-lineare Erzählweise, sondern verwendet zwischendurch sogar Zeichnungen & Illustrationen, um „too expensive scenes“ mit Massenszenen etc. zu vermeiden (Anmerkung: Es wird Tarantino übrigens zuweilen auch „unterstellt“, dass er sich bei der „Japanese style animation“, die quasi die „Live-Action“ in Kill Bill – Volume 1 unterbricht, nicht nur von diversen „violent anime films“ aus Japan hat inspirieren lassen, wie etwa Osamu Dezaki’s Manga-Film Golgo 13: The Professional (1983), sondern auch von dem indischen Psycho-Thriller Aalavandhan [Alternativtitel: Abhay] von Suresh Krissna aus dem Jahr 2001, der ebenfalls ein „Live-Action“-Movie mit einer animierten Mordszene ist).

Die von der Sängerin & eben Schauspielerin Meiko Kaji gespielte „Yuki Kashima“ alias „Lady Snowblood“ wird als „Kind der Vergeltung“ bezeichnet, da es ihr einziges Ziel von Kindheit an ist, Rache an den Mitgliedern jener Bande zu nehmen, die ihren Vater getötet und ihre Mutter geschändet haben. Ausgebildet wird die in einem Frauengefängnis geborene „Yuki“ zu diesem Zweck von einem Priester namens „Dokei“, der im Grunde ähnliche „Weisheiten“ parat hat wie später „Hattori Hanzo“ oder „Pai Mei“ im Tarantino-Epos. Ein Kampf Yuki’s mit der Leibgarde eines weiblichen Bandenmitglieds hat eindeutig -gewisse- Ähnlichkeiten mit dem epischen „The Bride vs. The Crazy 88“-Fight in Kill Bill -Volume 1. Darüber hinaus gleicht Yuki’s Aussehen der einer „Geisha“ - und Lucy Liu’s spezifischer „O-Ren Ishii Geisha style“ erinnert einen sofort an „Yuki Kashima“ Meiko Kaji.

Natürlich spielt auch Schnee eine wichtige Rolle in Lady Snowblood und die im Film mitunter präsentierten artifiziellen Schneelandschaften ähneln dem „Snow-Covered Japanese Garden“, der als Schauplatz für den finalen Kampf zwischen der „Braut“ und O-Ren fungiert. 

Lady Snowblood mag vielleicht den wichtigsten Einfluss auf Plot & Struktur von Kill Bill – Volume 1 & 2 gehabt haben, doch ein weiterer Film, der „similarities“ zu Tarantino’s Klassiker aufweist, ist ein wahres Meisterstück des europäischen Kinos, nämlich Franҫois Truffaut’s Thriller Die Braut trug schwarz (La Mariée était en noir) aus dem Jahr 1968. In diesem rächt sich eine großartig aufspielende Jeanne Moreau an fünf Männern, die ihren Bräutigam am Tag der Hochzeit „aus Langeweile heraus“ mit einem Jagdgewehr erschossen haben, wobei „`Die Braut` Julie Kohler“ Jeanne Moreau in dem Truffaut-Film, wie „The Bride“ Uma Thurman in Kill Bill, auf ihrem Rachefeldzug einen Namen nach dem anderen von ihrer Liste streicht, nachdem sie die Täter ins Jenseits befördert hat.

 

 

 

(ENDE von TEIL 2 - Neu überarbeitete Fassung; Ur-Fassung: 24.06.2020)