"Insomnia" (2002)/"The Dark Knight"-Trilogie (2005; 2008; 2012) oder: Warum Christopher Nolan mittlerweile ein berühmter Filmregisseur ist... (TEIL 1 - EINLEITUNG)

 

I

 

Früher dachte ich, wirklich berühmt sind die Leute erst, wenn sie sogar meine Mutter kennt bzw. wenn sogar meine Mutter einem berühmten Namen auch sofort ein Gesicht zuordnen kann :-). Das war sozusagen der ultimative Test, ob es jemand in der Welt da draußen wirklich geschafft hatte :-).

Aber bei Filmregisseuren ist das mit der Berühmtheit von jeher ohnehin so eine Sache. Ich persönlich denke oder habe das Gefühl, dass der „US-Brite“ (Mutter Amerikanerin/Vater Brite) Christopher Nolan, nach Erfolgsfilmen wie The Dark Knight (2008), Inception (2010), The Dark Knight Rises (2012) oder Interstellar (2014),  mittlerweile ein weltberühmter Regisseur ist, aber wenn ich ihn in einer Konversation erwähne, sehe ich im Zusammenhang mit diesem Namen meist mehr Fragezeichen als sonst etwas.

 

Hey, seht mal! Da drüben geht Christopher Nolan! Wow!

Das spielt sich wohl weder im Zusammenhang mit Nolan, noch mit irgendeinem anderen erfolgreichen „Regisseur mit eindeutig zuordbarem Gesicht“ (davon gab es immer und gibt es weiterhin ohnehin reichlich wenige :-)), sei es mit Quentin Tarantino, mit Tim Burton, mit Martin Scorsese oder mit Steven Spielberg, obwohl Letzterer, was die Popularität und den Erkanntheits-Grad betrifft, in den 1980ern und 1990ern sicherlich der eines Star-Schauspielers am allernächsten gekommen ist.  Und ob den kleinen, dicken, glatzköpfigen Engländer, der sicherlich eines der größten Regie-Genies der Filmgeschichte war und der es geliebt hat, in seinen Filmen stets einen kleinen „Gastauftritt“ hinzulegen, gemeint ist natürlich Alfred Hitchcock, in den 50ern, 60ern oder 70ern des letzten Jahrhunderts irgendwo auf der Straße jemand wirklich erkannt hat - na diese Frage bleibt auch offen...

Als Robert Redford in den 70ern, gleichsam auf dem Höhepunkt seines Erfolges, einfach einmal an der Wall Street vorbeigeschaut hat, nur aus dem Grund, sich die ganze Sache dort mal anzusehen, sozusagen als „normaler“ und nicht vorangekündigter Besucher, hat er einen Massenauflauf verursacht und das Arbeitsleben förmlich zum Erliegen gebracht. Redford selbst hat in Interviews immer wieder betont, dass ihn dieser Vorfall damals irgendwie traurig gemacht hat und er erkennen hat müssen, dass er tatsächlich „nicht einfach mehr irgendwo hingehen könne“.

 

Nun, wie gesagt, das kann einem Filmregisseur nicht passieren :-) (also bleibt dieser Profession wohl nur das Gefühl, einen privilegierten Job auszuüben sowie das ganze Geld zu genießen, das sich im Erfolgsfall eventuell über einem ausschüttet :-)).

 

 

 II

 

Was Nolan’s Filme betrifft, so muss man sagen: Die meisten davon sind großartig! Es sind wirklich tolle und beeindruckende Filme, aber zumindest die Science Fiction-Kracher Inception und Interstellar sind „kleine Alpträume“, wenn es darum geht, sie irgendwie näher zu beschreiben oder über sie zu schreiben :-). Beide Filme sind visuell überwältigend und gleichzeitig ungeheuer intelligent, wobei ich persönlich, nennen Sie mich von mir aus einen „Kulturbanausen“ :-), nach der Betrachtung von Inception oder Interstellar stets das Bedürfnis habe, mir, gleichsam als kleines „Gegengift“, irgendeinen Steven Seagal-Schwachsinn, wie Above the Law (1988; Nico; Regie: Andrew Davis), Hard to Kill (1990; Regie: Bruce Malmuth) oder am besten gleich Marked for Death (1990; Zum Töten freigegeben; Regie: Dwight H. Little), reinzuziehen - ein seltsamer Impuls, ich weiß, aber er ist halt definitiv vorhanden :-).

Bevor ich aber zu Insomnia (Insomnia – Schlaflos) aus 2002 komme, zu meinem „Lieblings-Christopher Nolan-Film“, den man aber, im Gegensatz etwa zu anderen, hoch budgetierten, Nolan-Werken, wie beispielsweise der Dark Knight-Trilogie (2005; 2008; 2012) oder dem 2017er Weltkrieg II-Film Dunkirk (in dem Nolan’s Regie-Leistung ja fast an die „eiskalte Regie-Präzision“ eines Stanley Kubrick erinnert; wobei Dunkirk, wie das zum Beispiel auch bei den allermeisten Kubrick-Filmen [außer, Jack Nicholson sei Dank :-), bei The Shining/dt. Titel: Shining von 1980] der Fall ist, keinerlei wirkliche Identifikationsfigur hat, was den eindrucksvollen Kriegs-Film letztendlich etwas „zäh“ zu konsumieren macht), eher einen US-Independent-Film mit wahrlich großartiger Besetzung (Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swank, Martin Donovan, Maura Tierney) nennen könnte, möchte ich aber natürlich auch auf andere Filme dieses außergewöhnlichen Regisseurs, und hier speziell auf die drei, die die spektakuläre Dark Knight-Trilogie bilden, eingehen.

 

 

 

 III

 

 I fall in bed/ with a bottle of meds/ and a Heath Ledger bobble head

  (aus: EMINEM’s Song My Mom vom 2009er Relapse-Album)

 

 

Das ganze Genre der Batman-Filme gehört zweifellos den Schurkenfiguren, wie etwa dem „Joker“, wie „Bane“ oder „Catwoman“ oder dem „Riddler“. Dieser Trend, nämlich, dass die „Batmänner“ in den Filmen nur die zweite oder gar dritte Geige spielen und stets im Schatten der Bösewichte stehen, hat sich bereits 1966, in Leslie H. Martinson’s Batman (Batman hält die Welt in Atem) abgezeichnet, in dem es „Batman“/„Bruce Wayne“ Adam West und „Robin“/„Dick Grayson“ Burt Ward mit einer ganzen Reihe von exzellent dargestellten Schurken zu tun bekommen, nämlich mit dem unvermeidlichen Joker (gespielt von Cesar Romero), mit dem Pinguin (gespielt von Burgess Meredith – vor allem bekannt durch seine Rolle des „Mickey Goldmill“, des Trainers von Sylvester Stallone in den Rocky-Filmen!), mit Catwoman (gespielt von Lee Meriwether) und dem Riddler (gespielt von Frank Gorshin). Der Film, der ursprünglich als Pilotfilm zu der gleichnamigen Fernsehserie (lief von 1966-1968) geplant war, aber dann als Kinofilm zwischen Staffel 1 und Staffel 2 der erfolgreichen Serie veröffentlicht wurde, ist herrlich infantil, aber bewusst infantil und auch bewusst naiv, was auch letztendlich seinen Charme ausmacht. Und die ganzen eingeblendeten comichaften „Pows“, „Bangs“ und „Splashs“ während der Schlägereien sind sowieso absoluter Kult! Wer allerdings so eine ernsthaft-düstere Atmosphäre erwartet, wie sie in Nolan’s Dark Knight-Trilogie vorherrscht, der wird diese „bunte 60’s Trash-Komödie“, wie es Leslie H. Martinson’s Film nun einmal ist, wahrlich hassen und sie nach nur wenigen Minuten garantiert abschalten :-).

 

Tim Burton’s Batman aus 1989, mit Jack Nicholson als Joker, Michael Keaton als Batman/Bruce Wayne und Kim Basinger als Reporterin Vicki Vale, der nicht nur ein internationaler Großerfolg war, sondern eben auch Burton’s Durchbruch als Regisseur darstellte, ist bis heute mein persönlicher Favorit unter allen bisherigen Batman-Filmen – und nicht mal Nolan’s grandioser The Dark Knight hat es, trotz Heath Ledger’s einmaliger und eben, durch Ledger’s frühen und Medikamenten-Überdosis-bedingten Tod (worauf natürlich auch das obige EMINEM-Zitat anspielt!), erst posthum Oscar-prämierter Joker-Performance, sozusagen geschafft, diesen Film, der irgendwie auch unauslöschlich zu meiner frühesten Jugend gehört, von der Spitzenposition meiner „persönlichen Batman-Film-Wertungsskala“ zu verdrängen :-).

Warum?

 

Ganz einfach: Wegen Jack Nicholson, Kim Basinger und auch wegen Michael Keaton! Nicholson und Basinger sind mir sowieso, allein schon „Filmfan-generationsbedingt“, grundsätzlich vertrauter als Heath Ledger oder Christian Bale. Und Michael Keaton, der vielleicht ein ein wenig „unter-trainierter“ Fledermauskostüm-Träger ist (vor allem im Vergleich zu dem durchtrainierten Christian Bale), habe ich immer als „sympathischen Batman“ empfunden, ganz im Gegensatz zu Bale, der ein sehr guter Schauspieler ist, aber, naja, aus meiner Sicht nicht unbedingt immer der Sympathischste (eine Tatsache, die ihn natürlich für die Rolle des Serienkillers Patrick Bateman in Mary Harron’s Bret Easton Ellis-Verfilmung American Psycho von 2000 mehr als qualifiziert hat :-) – Bale ist darin schlichtweg großartig!). Insofern habe ich mich sehr gefreut, dass Michael Keaton, der irgendwie nach seinen beiden Batman-Filmen mit Tim Burton lediglich durch seine Nebenrolle als ATF-Beamter „Ray Nicolette“ in Quentin Tarantino’s wirklich formidablem Jackie Brown (literarische Vorlage: Elmore Leonard’s Roman „Rum Punch“; vielleicht in Wahrheit sogar der beste Tarantino-Film!) aus 1997 aufgefallen war, 2014 mit der „black comedy“ Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance) (Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit); Regie: Alejandro Gonzales Inarritu) so etwas wie ein kleines (und Hauptrollen-Oscar-nominiertes) Comeback gelungen ist. Ein sehenswerter Film mit Michael Keaton ist im Übrigen auch die wunderbare Komödie The Dream Team (Das Traum-Team; Regie: Howard Zieff) aus 1989, in der Keaton einen von vier Psychiatrie-Patienten spielt, die, befreit von ihren Medikamenten, Ausgang haben und in New York in einen Mordfall verwickelt werden, den sie letztendlich lösen – ein echtes Komödien-Juwel, aber einem größeren Publikum leider eher unbekannt.

Ach ja: Der Vorspann zu Tim Burton’s Batman-Film von 1989, in dem zunächst der Eindruck erweckt wird, dass sich die Kamera durch eine Art Labyrinth bewegen würde, dann, am Vorspann-Ende, aber klar wird, dass es sich dabei um nichts weniger als um das Bat(man)-Symbol selbst gehandelt hat, das schließlich in einer Art Totalen zu sehen ist, ist der beste Vorspann aller bisherigen Batman-Filme geblieben!

 

Dass zu viele Schurken einem Film aber manchmal auch schaden können, davon kann man sich leider in Batman Returns (1992; Batmans Rückkehr) überzeugen, dem zweiten und letzten Batman-Film, den Tim Burton inszeniert hat. So steht Christopher Walken, Bösewicht Nummer 1, der in dem Film tatsächlich „Max Shreck“ heißt (eine Hommage an den berühmten Nosferatu-Darsteller Max Schreck, der 1922 die Titelrolle in Friedrich Wilhelm Murnau’s legendärem Stummfilm Nosferatu-Eine Symphonie des Grauens spielte!), irgendwie die ganze Zeit nur herum und wartet, dass etwas passiert :-). Michelle Pfeiffer hingegen, die „Catwoman“ Selina Kyle spielt, Bösewicht Nummer 2, kann sich den gesamten Film über nicht entscheiden, auf welcher Seite sie stehen soll, eher auf der Seite von Batman Michael Keaton oder doch eher auf der von Shreck, was sie zu so etwas wie einer leicht paralysierten Figur macht. Danny DeVito wiederum, Bösewicht Nummer 3, wird, als „Pinguin“ Oswald Cobblepot, ausgesprochen abstoßend und fast dämlich dargestellt, was ihn als ernstzunehmenden Bösewicht von vornherein disqualifiziert. Tja – da bleibt wirklich nicht viel übrig von den drei Schurkenfiguren, außer das Vergnügen, das ein alter Michelle Pfeiffer-Fan wie ich ohnehin hat, wenn Michelle Pfeiffer irgendwo mitspielt :-). Hätten sich die Batman Returns-Macher darauf besonnen, welchen starken und bleibenden Eindruck der Joker im Film von 89 hinterlassen hat, dann hätte man vielleicht die Chance gehabt, qualitativ ein wenig an den Vorgänger anzuschließen.

 

 

 Looks like Batman brought his own Robin

 

 (aus: EMINEM’s Song Business vom 2002er The Eminem Show-Album)

 

 

Die übliche „Joel Schumacher-Holzhammer-Behandlung“ haben auch seine beiden missglückten Batman-Filme Batman Forever (1995) und Batman & Robin (1997) erfahren, die maßgeblich mit daran schuld waren, dass die Batman-Reihe acht Jahre lang, bis eben zu Nolan’s Wiederbelebung durch Batman Begins im Jahr 2005, auf Eis gelegt wurde. Schon grundsätzlich muss man sagen, dass der Regisseur Joel Schumacher (z. B.: 1987: The Lost Boys; 1994: The Client/dt. Titel: Der Klient; 1999: 8mm/dt. Titel: 8mm – Acht Millimeter) nicht gerade der „Subtilste“ ist, er misstraut dem Zuschauer (oder der Intelligenz des Zuschauers!) förmlich und hat den Zwang, in seinen Werken stets alles zu erklären bzw. überzubetonen. Jede „Offensichtlichkeit“ wird bei Schumacher mindestens dreimal ausgesprochen (damit es sozusagen, aus seiner Sicht, auch der „Blödeste“ noch versteht :-)), was aber der Qualität seiner Werke oft sehr schadet (eine Ausnahme bildet hier hingegen der großartige Michael Douglas läuft Amok-Film Falling Down/dt. Titel: Falling Down – Ein ganz normaler Tag aus dem Jahr 1993, den man fast als genial bezeichnen könnte und der bei jedem Ansehen jedes Mal wieder von Neuem sehr großen Spaß macht. Aber selbst in diesem Schumacher-Film gibt es so einige Szenen und „Überbetonungen“… - aber lassen wir das besser :-)).

Schumacher’s Batman-Filme jedenfalls sind durch eine teilweise unerträgliche „Comic-Optik“ gekennzeichnet, die betont „farbenfroh“ rüberkommt und die reichlich wenig mit den düsteren Comic-Welten eines Tim Burton zu tun hat – und schon gar nichts mit dem eher realistisch dargestellten „Gotham City“ in Nolan’s Filmen.

Batman Forever, in dem Val Kilmer seinen einzigen Auftritt als Batman hat (Anmerkung: Kilmer hat in der Branche immer als „extrem schwierig“ gegolten und so mancher Regisseur hat ihn nach Beendigung der Dreharbeiten mit Freuden vom Set gejagt – so auch Joel Schumacher :-)), ist grundsätzlich ein reichlich hysterisches Spektakel, das aber letztendlich dann wieder ausgerechnet von dem Schauspieler ein wenig gerettet wird, der im Zentrum der Hysterie steht, ja sie förmlich entscheidend mitentfacht, nämlich von Jim Carrey, der den „Riddler“ Edward Nygma spielt. Mit seiner gewohnt durchgeknallten Performance stiehlt Carrey, der mein absoluter Lieblingskomiker ist und dessen unterschätzten Film The Cable Guy (1996; Cable Guy – Die Nervensäge; Regie: Ben Stiller) ich für einen der besten Stalking-Filme überhaupt halte, ein wenig dem anderen Bösewicht im Film die Show, nämlich Tommy Lee Jones, der Harvey „Two-Face“ Dent spielt, den durch einen Säureangriff einseitig entstellten Ex-Generalstaatsanwalt von Gotham City, der Batman letztendlich für seine Entstellung verantwortlich macht. Im Gegensatz zu Burton verzichtet Schumacher aber auch nicht auf Batman’s Helfer und Sidekick „Robin“, der von Chris O‘ Donnell dargestellt wird. Die Figur von Batman’s „Juniorpartner“ Robin ist eine etwas problematische, weil sie irgendwie stets gefährdet ist, eine unfreiwillige Komik in das Ganze zu bringen und als „nerviges Anhängsel“ zu erscheinen, das kein Mensch so wirklich braucht :-). Nolan löst das „Robin-Problem“ in seinen drei Filmen dadurch, dass er diese Figur in Batman Begins und The Dark Knight überhaupt weglässt, in The Dark Knight Rises aber mit dem jungen Polizisten „John Robin Blake“, gespielt von Joseph Gordon-Levitt, eine etwas andere „Robin“-Figur präsentiert, die aber eher so etwas wie ein von Batman selbst auserkorener Nachfolger wird.

Batman & Robin, Schumacher’s zweiter und letzter Batman-Film, ist ohne Zweifel dann die absolute „Super-Gurke“ unter den Batman-Filmen. Nur der wahrlich bizarre Batman v Superman: Dawn of Justice aus 2016, inszeniert von Zack Snyder, mit „Batman“ Ben Affleck und „Superman“ Henry Cavill, eine Art Fortsetzung von Snyder’s Superman-Film Man of Steel (2013; Produzent: Christopher Nolan!) und ein „seelenloses Spektakel“ der Sonderklasse, kann sich mit Batman & Robin ein wenig messen :-).

Einen Mann wie Clooney, ich meine: einen Mann, der aussieht wie George Clooney, sollte man nicht in ein Batman-Kostüm stecken! Clooney mit Fledermausohren – einfach grauenhaft! Aber neben der unbestreitbaren Tatsache, dass George Clooney die wohl unglückseligste Fledermaus aller Zeiten abgibt :-), können auch die Haupt-Bösewichter „Mr. Freeze“ Arnold Schwarzenegger und „Poison Ivy“ Uma Thurman den Film nicht, wie gewohnt, ein wenig retten (genauso wenig wie Alicia Silverstone als, neben „Robin“ Chris O‘ Donnell, zweiter Batman-Sidekick Barbara „Batgirl“ Wilson – Silverstone hat für ihre Leistung 1998 eine Goldene Himbeere als „schlechteste Nebendarstellerin“ erhalten :-)). Eine Enttäuschung in Batman & Robin ist aber auch „Bane“ (gespielt von Jeep Swenson), eine Art Neben-Bösewicht in Schumacher’s Film, der aber lediglich eher als "dumpfer Schläger" dargestellt wird und nicht als der „brillante Stratege“, der er in den Comics ursprünglich ist oder in dem Nolan-Film The Dark Knight Rises, in dem Tom Hardy einen extrem unheimlichen, bedrohlichen, gleichzeitig aber vielschichtigen Bane präsentiert.

 

 

 IV

 

 BRUCE WAYNE (alias „BATMAN“)

 Na ja. Also. Ein Kerl, der sich anzieht wie eine Fledermaus, hat eindeutig Schwierigkeiten.

 

 (Christian Bale in Christopher Nolan’s Batman Begins)

 

Ab 2005 ist dann also Christian Bale in das berühmte Fledermauskostüm geschlüpft und hauchte der einst von Bob Kane erfundenen und schließlich von Bill Finger weiterentwickelten Comic-Figur, die ihren Comic-Erstauftritt 1939 in der 27. Ausgabe der Detective Comics (Anmerkung: DC Comics zählt heute neben Marvel Comics zu den größten US-amerikanischen Comic-Verlagen) hatte, neues Leinwand-Leben ein. Bale und Nolan haben ja bekanntlich abseits der Dark Knight-Trilogie auch in dem genialen Krieg der Magier-Film The Prestige (2006; Prestige – Meister der Magie) zusammengearbeitet, einem der allerbesten Nolan-Filme, in dem sich die beiden „Magier“ Hugh Jackman und Christian Bale im London des 19. Jahrhunderts ein erbittertes Duell liefern. Noch dazu ist The Prestige, neben David Cronenberg’s phantastischem „psychological body horror drama“ Dead Ringers (1988; Die Unzertrennlichen) mit Jeremy Irons, so gut wie der einzige Film, in dem das reichlich beliebte Doppelgänger- oder Zwillings-Motiv (während Bale ohnehin sozusagen einen Zwilling im Film hat, der ihm beispielsweise, wie sich am Ende herausstellt, bei seinen verblüffenden „Verschwinde-Tricks“ geholfen hat, fertigt Jackman mittels einer Apparatur von Nikola Tesla, der im Übrigen von David Bowie gespielt wird, Klone von sich selbst an – und das ebenfalls zum Zwecke von Zaubertricks auf der Bühne!), das manchmal als allerletzte „Notfall-Krücke“ in Filmen herhalten muss, intelligent und absolut schlüssig eingesetzt ist. Außerdem: Mit David Bowie (1947-2016) als Erfinder Nikola Tesla hat das Werk natürlich ein Zusatz-Ass im trickreichen Ärmel :-).

Fast hätte Nolan allerdings mit Batman Begins einen kleinen Fehlstart seiner Trilogie hingelegt, denn der Film ist mit Abstand der schwächste von allen dreien. Allerdings: Batman Begins ist auch der einzige Batman-Film, der eigentlich fast der Batman-Figur alleine gehört, die, ganz im Sinne der Comic-Vorlage und angesichts des Batman’schen Ur-Antriebs, nämlich des Wunsches, den Tod der eigenen Eltern zu rächen und daher Gangster aller Art zu bekämpfen, als eine von Rachegedanken, Zorn und Hass getriebene Figur gezeigt wird, die aber dennoch auch ihre eigene Angst überwinden muss.

Das Problem an Batman Begins ist dementsprechend ganz sicher nicht Bale und sind auch ganz sicher nicht seine sympathischen Co-Stars Katie Holmes (als Staatsanwältin und Wayne’s Kindheitsfreundin „Rachel Dawes“), Michael Caine (als Wayne’s treuer Butler „Alfred Pennyworth“), Morgan Freeman (als gewiefter Entwickler „Lucius Fox“) oder Gary Oldman (als ehrlicher Police-Sergeant James Jim Gordon), sondern sind eher die schwachen Bösewicht-Figuren, die uns Nolan da präsentiert, allen voran natürlich Liam Neeson als Henri Ducard alias „Ra’s al Ghul“, ein Mann, der Wayne zu Anfang des Films zu einer Art „Ninja-Krieger“ ausbildet, sowie Cillian Murphy als verrückter Psychiater Dr. Jonathan Crane alias „Scarecrow“. Beide Bösewichter machen, ehrlich gesagt, nicht viel her und können mit dem Joker aus The Dark Knight oder mit Bane aus The Dark Knight Rises nicht im Mindesten mithalten.

 

Und dennoch, vergleicht man jetzt Schumacher’s schwachen Batman & Robin mit Nolan’s Batman Begins, dann ist das unterm Strich trotzdem ein wenig so, als würde man, im Bereich des so genannten erotischen Films, Paul Verhoeven’s plakativ-unterhaltsames Basic Instinct (1992) mit Ingmar Bergman’s tiefgründigem Meisterwerk Das Schweigen (1963; schwedischer Originaltitel: Tystnaden) vergleichen :-).

 

 

BRUCE WAYNE

 (gerade in einer Zelle eines chinesischen Gefängnisses sitzend, in der Henri Ducard, der in Wahrheit selbst der besagte „Ra’s al Ghul“ ist [was Wayne aber erst gegen Ende des Films erfährt], plötzlich aufgetaucht ist)

 

Und welchen Weg hat Ra’s al Ghul anzubieten?

 

 

 HENRI DUCARD/RA’S AL GHUL

 Der eines Menschen, der seinen Hass auf das Böse mit anderen teilt. Und danach trachtet, wahrer Gerechtigkeit zu dienen. Den Weg der „Gesellschaft der Schatten“.

 

 (aus: Batman Begins)

 

 

Ein paar Worte zu dem „Ninja-Motiv“ in Batman Begins, denn „Ra’s al Ghul“ Liam Neeson führt ja bekanntlich die in dem Zitat erwähnte „Gesellschaft der Schatten“ („League of Shadows“), eine Art Ninja-Truppe, an, in der Wayne zunächst aufgenommen wird, welche sich aber dann bald als nichts weiter als eine Bande skrupelloser Mörder entpuppt, die Selbstjustiz üben möchte und schließlich sogar das aus ihrer Sicht „sündenhafte“ und „zutiefst korrupte“ Gotham City auslöschen will (ein Plan, gegen den Batman dann natürlich etwas hat und unternehmen muss :-)).

Ninjas („Ninja“ bedeutet so viel wie „Verborgener“), laut Wikipedia eben „besonders ausgebildete[] Kämpfer des vorindustriellen Japans, d[ie] als Kundschafter, Spion[e], Saboteur[e] oder Meuchelmörder eingesetzt wurde[n]“ :-), wären an sich sehr gute, lohnende oder zumindest brauchbare Figuren für das Action-Kino. Aber: Es gibt leider keinen einzigen wirklich ernstzunehmenden oder wirklich guten Ninja-Film! – außer vielleicht den amüsanten Ninja in the Dragon’s Den (1982; Ninja Kommando) von Corey Yuen mit Hiroyuki Sanada und Conan Lee.

Natürlich kann man sich auch einen Ninja-Film mit dem Japaner Sho Kosugi ansehen, wie etwa Revenge of the Ninja (1983; Die Rückkehr der Ninja) oder Nine Deaths of the Ninja (1985; Die neun Leben der Ninja), oder die American Ninja-/dt.: American Fighter-Reihe mit 80er-Jahre-B-Movie-Action-Star Michael Dudikoff, und hier vor allem American Ninja (1985; American Fighter; Regie: Sam Firstenberg) und American Ninja 2: The Confrontation (1987; American Fighter 2: Der Auftrag; Regie: Sam Firstenberg), aber so wirklich das Gefühl, hier die „Non-plus-Ultras“ des Action-Kinos zu sehen, wird man dabei ganz sicher nicht haben :-).

Einen von zahlreichen Tiefpunkten des Genres „Ninja-Film“ stellt ohnehin der vierte Teil der American Ninja-Reihe dar, betitelt mit American Ninja 4: The Annihilation (1990; American Fighter 4: Die Vernichtung; Regie: Cedric Sundstrom), in dem Michael Dudikoff, nachdem er 1989 in Teil 3 (American Ninja 3: Blood Hunt/dt. Titel: American Fighter 3: Die blutige Jagd; Regie: Cedric Sundstrom) nicht mit von der Partie war, wieder in seiner Rolle des „American Ninjas“ Joe Armstrong zu sehen ist, allerdings nur in einer Nebenrolle neben dem neuen und bereits in Teil 3 eingeführten „American Ninja“ Sean Davidson, gespielt von David Bradley. In American Ninja 4: The Annihilation wird wirklich jegliche Seriosität im Zusammenhang mit Ninjas aufgegeben - und wer wissen will, warum ich dies meine, soll sich die Szene in dem Film anschauen, in der eine „Groß-Gruppe“ von bösen Ninjas mit gezückten Schwertern stumpfsinnig und wie Roboter immer in dieselbe Richtung ins Nirgendwo weitermarschiert, ohne sich jemals umzudrehen, obwohl, irgendwie deutlich sicht- und hörbar, hinter ihnen bereits wieder die Post abgeht bzw. sich die von ihnen intensiv gesuchten Hauptfiguren lautstark unterhalten – ein Meisterstück des Trashs und wieder einmal auch der unfreiwilligen filmischen Komik!

Nun, so einen inszenatorischen Quatsch im Zusammenhang mit Ninjas leistet sich das Regie-Genie Nolan in Batman Begins natürlich nicht, wenngleich auch er aus dem im Film ja schließlich dargebotenen Ninja-/„Gesellschaft der Schatten“-Motiv nicht allzu viel herausholen kann. Was bleibt ist, außer ein paar schlaue „Ra’s al Ghul-Sprüche“ über die „Kunst des Tarnens und Täuschens“, eben nur die Tatsache, dass Ra’s al Ghul’s Mitstreiter oft und gerne maskiert herumlaufen :-).

 

 

 

 RA’S AL GHUL

 Gentlemen. Es wird Zeit, die Botschaft zu verbreiten. Die Botschaft heißt: Panik!

 

 (aus: Batman Begins)

 

 

Wie dann später in The Dark Knight und The Dark Knight Rises auch, und dort noch weit stärker und sehr viel deutlicher, präsentiert uns Nolan in Batman Begins, wie aus dem obigen Zitat hervorgeht, auch ganz nebenbei die üblichen „Denk- und Operationsweisen“ des internationalen Terrorismus', der, ganz egal, welche grundsätzliche ideologische Ausrichtung er hat, unter dem Vorwand, gewisse Werte zu vertreten und zu verteidigen, letztendlich stets nur daran interessiert ist, ein Klima der Panik und des Schreckens zu kreieren. Aber wie gesagt: In Teil 2 und 3 von Nolan’s Batman-Trilogie wird das Ganze noch expliziter an- und auch ausgesprochen.

 

Tja – als ich im Juni 2005 in einem Grazer Kino saß und mir Batman Begins, sozusagen den neuen „Christopher Nolan-Film“ :-), ansah, also den neuen Film eines Regisseurs, der mich ein paar Jahre zuvor mit seinem Thriller Insomnia zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte, dachte ich in der Tat sofort: Nicht schlecht, aber irgendwas ist aber auch nicht gut an dem Film.

Heute denke ich eben, dass die eher schwachen Batman-Gegenspieler das Problem des Films waren und sind.

Aber: Der zweite Gedanke, den ich damals im Kino hatte, war: Na wenigstens bietet der neue Nolan ein Wiedersehen mit Rutger Hauer, den der spielt den „halbbösen“ Mr. Earle, den Vorstandsvorsitzenden von „Wayne Enterprises“, der am Ende von „Lucius Fox“ Morgan Freeman auf Wayne‘s Anordnung hin abgelöst wird.

 

(ENDE von TEIL 1 des Artikels - EINLEITUNG; Fassung vom 30.09.2018)