Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): Kapitel "James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie" - TEIL 2[von 2] des Kapitels

 

ELLIOT CARVER

There’s no news like bad news.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; (letztendlich etwas klischeehafte) Aussage des Medien-Moguls und „main villain“ „Elliot Carver“; in der deutschen Synchro sagt Jonathan Pryce: „Denn schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten.“)

 

 

 

ELLIOT CARVER

Ich glaube, wir sollten für meine Frau einen Termin bei unserem Doktor vereinbaren.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „Elliot Carver“ möchte von „Henry Gupta“, gespielt von Ricky Jay, dass dieser den Profikiller „Dr. Kaufman“, verkörpert von Vincent Schiavelli, auf seine Frau Paris ansetzt; in der Originalfassung sagt Jonathan Pryce: „I think we should set an appointment for my wife with the doctor.“)

 

 

 

RICHARD STAMPER

Wenn sie auch nur blinzelt, tötet ihr sie!

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „Stamper“ Götz Otto gibt seinen Handlangern auf dem Stealth-Boot Anweisungen, wie sie mit „Wai Lin“ Michelle Yeoh verfahren sollen; in der Originalfassung sagt Götz Otto: „If she blinks, kill her!“)

 

  

 

Eigentlich hätte Anthony Hopkins die Rolle des Haupt-Bösewichts „Elliot Carver“ in Der Morgen stirbt nie übernehmen sollen, doch dieser bevorzugte es, unter der Regie von GoldenEye-Regisseur Martin Campbell, in die Maske des „Ur-Zorros“ „Don Diego de la Vega“ zu schlüpfen, und das eben in dem Film Die Maske des Zorro (The Mask of Zorro), der dann 1998 den Weg in die Kinos fand.

Die Rolle des psychopathischen „media mogul“ Elliot Carver, der plant einen Krieg zwischen Großbritannien und China zu provozieren, letztendlich nur, um exklusive Broadcasting-Rechte im Reich der Mitte zu erhalten, ging dann schließlich an den britischen Charakterdarsteller Jonathan Pryce.

Pryce trat in den 80ern und 90ern in Filmen auf, die jeweils zu den „heimlichen Meisterwerken“ der gesamten Film-Dekade gezählt werden können: Die Rede ist von Terry Gilliam’s mit kafkaesken Elementen angereicherter schwarzer Komödie Brazil von 1985 (Co-Stars: Robert De Niro & Bob Hoskins) und der genialen David Mamet-Adaption Glengarry Glen Ross aus 1992 (Regie: James Foley; basiert auf Mamet’s Theaterstück „Hanglage Meerblick“), in der Pryce Teil eines wahrlich spektakulären Schauspieler-Ensembles rund um Jack Lemmon und Al Pacino ist. Seine populärsten Leinwandauftritte in jüngerer Vergangenheit hatte Pryce aber definitiv als Film-Vater von „Elisabeth Swann“ Keira Knightley in den ersten drei Teilen der Fluch der Karibik-Reihe (2003; 2006; 2007; Regie: Gore Verbinski).

„Elliot Carver“ ist letztendlich kein überzeugender Bond-Bösewicht geworden, denn die Figur wirkt, selbst gemessen an den Standards der Bond-Serie, gnadenlos überzeichnet und wie die Karikatur eines „Macht- und Medien-Psychopathen“. Pryce’s schauspielerisches Potential wurde tatsächlich gewissermaßen vergeudet und der Wunsch des Darstellers nach einem „re-write“ des Drehbuchs scheint mehr als verständlich.

I’m big, I’m bad, and I’m German“ – Das waren die Worte, die der deutsche Schauspieler Götz Otto angeblich zu Bond-Produzentin Barbara Broccoli gesagt hat, die ihm beim Casting nur ganze 20 Sekunden Zeit gegeben hatte sich vorzustellen. Der wahrlich hünenhafte Otto (Größe: 1,98 Meter) brauchte für seine Aussage aber nur 5 Sekunden und meinte dann zu Broccoli, sie solle den „Rest“ (der Zeit) behalten.

Gewissermaßen trifft das „Casting-Statement“ des Deutschen auch genau den Kern jener Figur, die er spielen sollte, nämlich „Richard Stamper“, Carver‘s „right hand man“ und „head of security“, der auch, dank seines Mentors „Dr. Kaufman“, mit den Methoden der sogenannten Chakra-Folter vertraut sein soll (Elliot Carver zu Bond und Wai Lin während der Szene im Carver Tower in Ho-Chi-Minh-Stadt: „Mr. Stamper ist Schüler des verstorbenen Dr. Kaufman, der ihm die alte Kunst der Chakra-Folter gelehrt hat“; Chakra-Folter: Durch diverse Folterinstrumente werden die 7 Chakra-Punkte, gemeint sind damit „Energiepunkte“ wie Herz und Genitalien, gleichsam „sondiert“ (Copyright: „Elliot Carver“) – das Ziel ist es, wie Carver ausführt, größtmöglichen Schmerz zuzufügen und das Opfer dabei so lange wie möglich am Leben zu halten; der Begriff „Chakra“ kommt grundsätzlich aus dem tantrischen Hinduismus und aus dem Yoga).

Obwohl der Neben-Bösewicht „Richard Stamper“ in gewisser Weise eine ebenso überzeichnete sowie nicht restlos gelungene Figur ist wie „Elliot Carver“, so macht dieser doch weit mehr her als sein Chef und stellt „James Bond“ Pierce Brosnan im Film, so wie „Oddjob“ Harold Sakata einst Sean Connery in Goldfinger oder „Der Beißer“ Richard Kiel einst Roger Moore in Der Spion, der mich liebte und Moonraker, gewissermaßen auch vor eine ernstzunehmende „physische Herausforderung“.

Götz Otto sammelte schon vor Der Morgen stirbt nie internationale Erfahrung im Filmgeschäft und spielte beispielsweise 1996 in Tom Mankiewicz’s TV-Film Hart aber herzlich – Operation Jennifer (Til Death Do Us Heart) mit, der zu den „Reunion“-Filmen des 80er-Jahre-Serienklassikers mit Robert Wagner, Stefanie Powers und Lionel Stander gehörte. In den letzten Jahren konnte man Götz Otto, abgesehen von einem Kino-Auftritt in der Literaturverfilmung Cloud Atlas (2012; Regie: Tom Tykwer, Andrew & Lana Wachowski; literarische Vorlage: David Mitchell), vor allem in einzelnen Episoden deutscher Fernsehserien sehen, darunter auch als internen Ermittler „Falk Schröter“ in der Episode Alles Verräter der mittlerweile beinahe zum „TV-classic“ avancierten Serie Der letzte Bulle (2010-2014) mit Henning Baum.

Auf jeden Fall den besten Bösewicht in Der Morgen stirbt nie gibt der bereits angesprochene „Nebenerwerbs-Auftragskiller“ „Dr. Kaufman“ ab – „Der Doktor“, so wie ihn sein Boss Carver nennt, ist zwar „a professor of forensic medicine“, agiert aber auch als „professional assassin“ (Aussage Dr. Kaufman: „Und meine Spezialität ist übrigens der berühmte Goldene Schuss“/“I am especially good at the celebrity overdose“), der Carver’s Frau Paris tötet und auch Bond eliminieren will. Das Duell der beiden „Profis“ Bond und Kaufman gehört zu den Highlights des 18. Bond-Films und erinnert beinahe an die glorreichen Zeiten eines Sean Connery. Bevor „007“ Pierce Brosnan „Dr. Kaufman“ Vincent Schiavelli mit dessen Heckler & Koch P7 erschießt, kommt es noch zu folgendem, äußerst gelungenem, kurzen Dialog zwischen den beiden:

 

 

DR. KAUFMAN

Wait, I’m just a professional doing a job.

 

 

JAMES BOND

Me too.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; in der Originalfassung sagt Schiavelli „Warten Sie, ich bin nur ein Profi, der seine Arbeit erledigt“ und Brosnan „Ich ebenfalls“)

 

 

 

Gespielt wird der „Arzt & Profikiller“ Dr. Kaufman von „Nebenrollen-KönigVincent Schiavelli (1948-2005), der zwar in zahlreichen äußerst populären Filmen mitgewirkt hat (zum Beispiel: 1975: Einer flog über das Kuckucksnest; 1984: Amadeus; 1990: Ghost – Nachricht von Sam), dessen Name aber dann unterm Strich einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt war – eine Tatsache, die den US-Star-Kritiker Roger Ebert einmal dazu bewog, zu meinen: „Schiavelli had a way of slipping into films without people knowing his name, but they remembered his great performances as unique characters“.

Den dritten und letzten „Carver-henchman“ mit tragender Rolle stellt noch der „American techno-terrorist“ „Henry Gupta“ dar, der für Carver den Cheffrier-Computer besorgt, in dessen Auftrag auch Dr. Kaufman auf Paris Carver und Bond ansetzt und ganz grundsätzlich für „technische Fragen und Aspekte“ im Umfeld von Carver zuständig ist.

Gupta wird porträtiert von dem US-Amerikaner Ricky Jay, der Zeit seines Lebens (Jay verstarb 2018) nicht nur Schauspieler war, sondern auch Schriftsteller und Bühnen-Magier. Zu Jay’s eindrucksvoller Filmographie zählen einige cineastische Meisterwerke, so zum Beispiel die beiden Paul Thomas Anderson-Epen Boogie Nights (1997; Hauptdarsteller: Mark Wahlberg) und Magnolia (1999; in einer Nebenrolle: Tom Cruise) sowie auch Christopher Nolan’s Duell der Magier-Film Prestige – Die Meister der Magie (2006; The Prestige) mit Hugh Jackman und Christian Bale.

 

 

 

 

 

WAI LIN

Mit dem wär ich allein fertig geworden.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „Wai Lin“ Michelle Yeoh zu „007“ Pierce Brosnan (der gerade einen „potentiellen Gegner“ von ihr außer Gefecht gesetzt hat) während der Kampfszenen im „Chinese Intelligence Hauptquartier“ in Ho-Chi-Minh-Stadt; in der Originalfassung sagt Michelle Yeoh: „I could have taken care of him.“)

 

 

 

JAMES BOND

Sie haben den richtigen, dekadenten, korrupten, westlichen Agenten als Partner.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „James Bond“ Pierce Brosnan zu „Wai Lin“ Michelle Yeoh im Rahmen ihrer Stealth-Boot-Suche im Südchinesischen Meer; der Satz, Originalfassung: „You’ve found the right decadent corrupt Western agent as a partner“, fällt während eines kurzen „Werte-Streits“ zwischen dem Briten Bond und der Chinesin Wai Lin)

 

 

 

PARIS CARVER

Was war der Grund, James? Hast du dich eingeengt gefühlt? Bin ich dir einfach zu nahe gekommen?

 

 

JAMES BOND

Ja.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; Dialog zwischen „Paris Carver“ Teri Hatcher und „James Bond“ Pierce Brosnan, in dem auf ihre einstige Affäre und deren Ende angespielt wird; in der Originalfassung sagt Teri Hatcher: „What was it, James? Did I get too close? Did I get too close for comfort?“)

 

 

 

Michelle Yeoh, die Darstellerin des Haupt-Bond-Girls in Der Morgen stirbt nie, „Wai Lin“ (ein „Chinese agent“ in Diensten der „Chinese Intelligence“), hat mit allen drei ganz großen Darstellern des asiatischen Action-Kinos Filme gedreht. Mit Jackie Chan war die malaysische Schauspielerin chinesischer Abstammung in Police Story 3 – Supercop (1992; Regie: Stanley Tong) zu sehen, mit Jet Li in Tai Chi (1993; Alternativtitel: Twin Warriors; Regie: Yuen Woo-Ping) und mit Ip Man-Star Donnie Yen in Wing Chun (1994; Regie: Yuen Woo-Ping).

Endgültig den internationalen Durchbruch schaffte Yeoh aber nicht einmal so sehr mit ihrem Bond-Girl-Auftritt (der übrigens recht unspektakulär und regelrecht „keusch“ rüberkommt, denn zwischen ihr und Brosnan gibt es keine Liebesszenen - lediglich eine Kuss-Szene ganz am Ende des Films), sondern mit ihrer Rolle der „Yu Xiu Lian“ in Ang Lee‘s grandiosem sowie mehrfach Oscar-prämiertem Martial Arts-Kunstwerk Tiger & Dragon (Crouching Tiger, Hidden Dragon; Co-Stars: Chow Yun-Fat & Zhang Ziyi) aus 2000.

Michelle Yeoh wollte ihre Stunts, weil sie das gewissermaßen aus dem Hong Kong-Kino so gewohnt war, selbst durchführen, was aber natürlich von den Der Morgen stirbt nie-Machern als zu „too dangerous“ erachtet wurde. Dennoch wurden einige Martial Arts-Szenen in den Film eingefügt (so zum Beispiel jene Szene, in der Wai Lin und 007 in einer Art „Hauptquartier des Chinesischen Geheimdienstes“ in Ho-Chi-Minh-Stadt von einigen lokalen Carver-Handlangern attackiert werden), damit Yeoh ihre „Selbstverteidigungs-Skills“ präsentieren konnte.

Der Morgen stirbt nie ist ein Bond-Film geworden, in dem es keinEvil-Bond-Girl“ gibt, vielmehr ein Bond-Girl, wie beispielsweise 1989 auch „Lupe Lamora“ Talisa Soto im Dalton-Bond Lizenz zum Töten, das nicht selbst „böse“ ist, sondern einfach nur mit dem „Oberbösewicht“ liiert ist.

„Paris Carver“ wird von Teri Hatcher gespielt, die damals, zur Zeit der Entstehung von Der Morgen stirbt nie, aufgrund ihrer Rolle in der TV-Serie Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark (1993-1997; Lois & Clark: The New Adventures of Superman; Clark Kent/Superman: Dean Cain/Lois Lane: Teri Hatcher) , als „Sexiest Woman on Television“ galt. Hatcher, deren mit Abstand berühmteste Rolle natürlich die des „Desperate Housewife“ Susan Delfino in Marc Cherry‘s mittlerweile legendärer Dramedy-Serie Desperate Housewives (2004-2012; Co-Stars bekanntlich: Felicity Huffman, Marcia Cross & Eva Longoria) war, hat in Interviews stets betont, dass sie es bereut hat, die Rolle der Carver-Ehefrau und „Ex-Geliebten von Bond“ zu spielen. Als Grund dafür nannte sie den Umstand, dass „Paris Carver“ eine derart künstliche Figur sei, dass man als Schauspielerin keinerlei Befriedigung verspüre sie zu spielen!

Dennoch muss man anmerken, dass die Brosnan-Hatcher-Szenen und Brosnan-Hatcher-Dialoge (Aussage von Paris Carver: „Sag mal James, schläfst du immer noch mit einer Waffe unter dem Kopfkissen?“) dem Bond-Film, wenn man’s so ausdrücken will, eine gewisse „Würze“ verleihen sowie auch einen Schuss Erotik (der den Film, inmitten der „Materialschlachten“ und des „großkalibrigen Kugelhagels“, atmen lässt).

Wie bereits weiter oben berichtet, war Hatcher, die übrigens gar nicht erste Wahl für die Neben-Bond-Girl-Rolle war (Anmerkung: CSI: NY-Star Sela Ward wurde in Betracht gezogen, dann aber als „too old“ befunden; die spätere „Spectre-Bond-Woman“ Monica Bellucci galt ebenfalls als „Paris Carver“-Kandidatin, wurde aber letztendlich auch nicht engagiert – Pierce Brosnan’s Statement zum Fall Bellucci: „[…] the fools said no“), bei den Dreharbeiten bereits mit ihrer Tochter Emerson schwanger, die mittlerweile ebenfalls Schauspielerin ist und den Nachnamen Tenney (Vater: Der The Closer- & Major Crimes-Star John Tenney) trägt.

Ein Neben-Neben-Bond-Girl, das nur eine gemeinsame Szene mit „007“ Pierce Brosnan hat, ist die von der Dänin Cecilie Thomsen dargestellte „Inga Bergstrom“, „an Oxford University Professor“, die mit Bond eine Affäre hat und ihm, offiziell zumindest, Dänisch beibringt. Der Nachname „Bergstrom“ ist tatsächlich eine Art „parody“ auf den Namen „Stromberg“, den ja der von Curd Jürgens dargestellte Bösewicht „Karl Stromberg“ in Der Spion, der mich liebte trägt. Cecilie Thomsen war, wie bereits in dem Zitat zu Beginn des Kapitels erwähnt, einst mit Musik-Ikone Bryan Adams liiert und trat auch in dessen Musikvideo (Regie: Anton Corbijn) zu dem Song „Have You Ever Really Loved a Woman?“ aus dem Film Don Juan DeMarco (1995; Regie: Jeremy Leven; Hauptrollen: Johnny Depp & Marlon Brando) auf.

 

 

 

 

 

JAMES BOND

Ah, die neue Walther. Ich habe „Q“ um so eine gebeten.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „007“ Pierce Brosnan gerät ins Schwärmen - als er die Walther P99 im „Chinese Intelligence Hauptquartier“ in Ho-Chi-Minh-Stadt, in dem er sich gerade mit „Wai Lin“ Michelle Yeoh aufhält, zufällig vorfindet; in der Originalfassung sagt Pierce Brosnan: „The new Walther. I asked „Q“ to get me one of these.“)

 

 

Q

Ich dachte, Sie würden vielleicht eher auf eine Frauenstimme hören.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „Q“ Desmond Llewelyn zu „007“ Pierce Brosnan – angesichts der Tatsache, dass das GPS-Navigationssystem des BMW eine Frauenstimme hat; in der Originalfassung sagt Desmond Llewelyn: „Thought you’d pay more attention to a female voice.“)

 

 

Im Gegensatz zu GoldenEye gibt es im 18. Bond-Film keine großen Konflikte oder offensichtliche „bad vibes“ zwischen „M“ Judi Dench und „007“ Piece Brosnan (Anmerkung: Als, wenn man so will, „M-Antipode“ agiert in ein paar Sequenzen eher der von Geoffrey Palmer gespielte starrköpfig-chauvinistische Royal Navy-Admiral „Roebuck“). Im Folge-Bond Die Welt ist nicht genug wird die „M“-Figur innerhalb des Bond-Universums dann das erste Mal so richtig in den Fokus rücken und eine ungleich „tragendere“ Rolle spielen, ähnlich wie später in Casino Royale, Ein Quantum Trost und natürlich Skyfall.

Der „Flirt-Faktor“ zwischen „Moneypenny“, wiederum gespielt von Samantha Bond, und 007 ist deutlich höher als noch in GoldenEye und die „flirty texts“ dementsprechend auch nicht mit Hinweisen auf „sexuelle Belästigung“ oder dergleichen versehen.

Grundsätzlich wurden Judi Dench und Samantha Bond von Regisseur Roger Spottiswoode eher mit einer Wir wissen ja wie Bond ist-Attitüde inszeniert.

In Der Morgen stirbt nie kommt es auch zum ersten Auftritt der „neuen Walther“. Gemeint ist die Walther P99, die ab der Mitte des Films die wahrlich legendäre Walther PPK ablöst, die „James Bond“ Sean Connery 1962 in Dr. No von dem damaligen „Major Boothroyd“ (Peter Burton in seinem einzigen Auftritt als „Quartiermeister“) erhalten hatte und die dann in so gut wie jedem Bond-Film vorkam (außer in Moonraker, da 007 hier nicht „seen with a pistol“ ist!). Zu einem Comeback der klassischen Bond-Waffe, die die Walther PPK nun mal ist, kam es erst wieder 2008 in Ein Quantum Trost.

Obwohl Bond seiner Freude an der Walther P99 Ausdruck verleiht, verwendet er diese dann gar nicht so oft in Der Morgen stirbt nie, denn, wie im Einleitungsteil des Kapitels angedeutet, ballert Brosnan, und das vor allem im Finale auf dem Stealth-Boot, mit ziemlich vielen Großkalibern (unter anderem: Heckler & Koch MP5K, Calico M950A, Sterling Armalite AR-180 – Quelle: imfdb – Internet Movie Firearms Database) herum, als wolle er irgendwie den „Ein-Mann-Armeen“ „John McClane“ Bruce Willis (aus der „Die Hard-series“) und „John Rambo“ Sylvester Stallone Konkurrenz machen.

Brosnan-Bond Nummer zwei bietet darüber hinaus nicht nur einige der besten und „charmantesten“ Bond & Q-Dialoge (Beispiele: Bond: „Muss ich mich sonst noch vor irgendetwas schützen?“/„Q“: „Nur vor mir, wenn Sie das Fahrzeug nicht im tadellosen Zustand zurückbringen“; „Q“: „Ihr neues Telefon. Hier sprechen, hier hören.“/Bond: „Ich wusste doch, ich hab mich die ganzen Jahre geirrt“) seit den Zeiten von Connery in den 60er-Jahren, sondern durchaus auch spektakuläre Gadgets.

In seinem vorletzten Auftritt innerhalb der Serie gibt „Q“ Desmond Llewelyn 007 ein Sony Ericsson JB988-Handy, das, außer über die Fernsteuerung für Bond’s BMW 740iL, auch über einen Dietrich in der Antenne, über einen Fingerabdruckscanner und über eine Elektroschockverteidigung verfügt. Mit dem Dietrich öffnet Bond eine Tür in Carver’s Hamburger Medienzentrum und mit Hilfe des Fingerabdruckscanners vor Ort dann auch Gupta’s Safe, in dem sich der Cheffrier-Computer befindet. Die Elektroschockfunktion hilft Bond letztendlich, den Profikiller Dr. Kaufman loszuwerden.

Im Gegensatz zu GoldenEye kommen die Gadgets des Bond’schen Dienstwagens in Der Morgen stirbt nie massiv zum Einsatz. Der BMW 740iL verfügt grundsätzlich über eine Titan-Panzerung und über eine „Diebstahl-Sicherung“ (Elektroschock-Elektroden im Türgriff & Tränengas-Düsen). Des Weiteren über Raketen im Schiebedach und über selbstaufpumpende Reifen, die sich sozusagen, wenn sie platzen, sofort wieder regenerieren. Der Wagen kann außerdem „Krähenfüße“ (kleine, eiserne Stifte) verstreuen, damit den verfolgenden Autos die Reifen zerstört werden. Außerdem befindet sich auch noch ein Kabelschneider unter dem Hersteller-Signet.

In der Vortitel-Sequenz benutzt Bond ein Feuerzeug (ein Zippo), das gleichzeitig eine Handgranate ist. 

Zu den Gadgets des Chinesischen Geheimdienstes, die quasi im „Chinese Intelligence Hauptquartier“ in Ho-Chi-Minh-Stadt vorgeführt werden (und das eher, weil Bond „zufällig“ auf die jeweiligen Funktionen stößt), gehören ein „feuerspeiender Drache“, ein Fächer, aus dem unvermittelt Stahlseile schießen sowie eine Armbanduhr mit integriertem Sprengsatz, die gleichsam als „chinesischer Nachbau“ der Omega Seamaster Professional (aus GoldenEye) gilt.

 

 

 

Die Premiere von Der Morgen stirbt nie fand am 9. Dezember 1997 im „Odeon Leicester Square“ in London statt. Das Werk spielte, bei einem Budget von etwa 110 Millionen US-Dollar, weltweit rund 460 Millionen US-Dollar wieder ein (inflationsbereinigtes Einspielergebnis: siehe Kapitel-Beginn) - 125 Millionen davon allein in den USA, wo der Film fast 27 Millionen Besucher in die Kinos lockte. Allerdings gilt Der Morgen stirbt nie als „only Pierce Brosnan-Bond not to open at Number 1 at Box Office“ – der Grund ist schlicht und einfach der, dass James Cameron’s Titanic damals bekanntlich zum bis dato erfolgreichsten Film der Kinogeschichte avancierte und weltweit natürlich uneinholbar die Nummer 1-Positionen in sämtlichen Kino-Charts innehatte.

Die Kritik jedenfalls reagierte durchaus mit „mixed reviews“. So schrieb Daily Mail, das „dieser [James Bond-Film] […] mehrere Schritte rückwärts [macht]“, der schottische Herald hingegen war der Meinung, dass Spottiswoode’s Film „die Fans entzücken“ wird. James Berardinelli nannte Der Morgen stirbt nie auf seiner Website sogar „the best Bond film in many years“ und lobte Pierce Brosnan dafür, dass er die Bond-Figur beinahe mit derselben „Confidence“, mit demselben Selbstbewusstsein, spiele wie einst Connery. Der Filmdienst aber sprach im Zusammenhang mit dem Werk von einer „Materialschlacht“, in der „das Charisma der Hauptfigur“ ab und an etwas leide.

Die gängigen Rankings sehen die „Brosnan-Halbzeit“ Der Morgen stirbt nie tendenziell nur als mittelmäßigen Beitrag zur Bond-Serie (Entertainment Weekly 2006: Platz 15; MI6-HQ.com 2011/12: Platz 13; 007-Magazine 2012: Platz 15; Rolling Stone 2012: Platz 21; „50 Jahre James Bond-Sonderheft des Stern 2012: 3 von 5 Sternen - „solide“).

 

 

Nun, Der Morgen stirbt nie hat sicherlich etwas von einer „kurzweiligen Materialschlacht mit einem charismatischen Hauptdarsteller“ an sich, aber Spottiswoode’s Werk ist auch ein Bond-Film, der, was den ganzen „Medien & Manipulation-Aspekt“ betrifft, gewiss seine visionären Qualitäten hat. Zum 20. Jahrestag der Veröffentlichung, also Ende 2017, meinte das Londoner Online-Magazin Den of Geek sogar im Zusammenhang mit Der Morgen stirbt nie, dass der Film, darüber hinaus, einen Blick in den „konfusen Zustand der britischen Psyche“ biete, der tatsächlich dabei helfe, das „Brexit-Phänomen“(!) zu erklären. Soll heißen: Der Morgen stirbt nie hilft einem zu verstehen, warum es in Großbritannien zu einem Zustand kam, den der ehemalige Tour de France-Sieger Bradley Wiggins als Co-Kommentator der 2019er-Tour mit folgenden Worten so treffend auf den Punkt brachte: „Boris is Prime Minister, oh dear!

 

 

 

(ENDE von TEIL 2[von 2] des Kapitels; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 25.09.2019)