"Insomnia" (2002)/"The Dark Knight"-Trilogie (2005; 2008; 2012) oder: Warum Christopher Nolan mittlerweile ein berühmter Filmregisseur ist... (TEIL 2 - ERSTER HAUPTTEIL)

 

 Und jetzt geht’s los.

(And here we go.)

 

 (Der Joker Heath Ledger in Christopher Nolan’s Batman-Film The Dark Knight aus 2008)

 

 

V

 

 JOKER

 Ich glaube, alles, was einen nicht tötet, macht einen...komischer.

 (I believe whatever doesn’t kill you simply makes you…stranger.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

 JOKER

 Oh, hee-hee, aha. Ha, ooh, hee, ha-ha, ha-ha.

 Und ich dachte, meine Witze wären schlecht.

 (And I thought my jokes were bad.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

 JOKER

 Ich erkenne Verräter, wenn ich sie sehe.

 (I know the squealers when I see them.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

 

Also, immer wenn ich das Bedürfnis verspüre, und dieses Bedürfnis verspüre ich so ungefähr alle zwei oder drei Jahre :-), mir Christopher Nolan’s The Dark Knight anzusehen, wäre ich anfangs fast immer geneigt, mir ausschließlich nur die Szenen reinzuziehen, in denen der Joker Heath Ledger vorkommt, so großartig ausgearbeitet und gespielt empfinde ich diese Figur in dem Film. Natürlich sehe ich mir dann doch immer den ganzen Film an, denn sich nur die Szenen mit Ledger anzusehen, hieße auch, eines der großen filmischen Meisterwerke der letzten zehn Jahre irgendwie nicht ausreichend zu würdigen :-).

Nolan hat mit The Dark Knight innerhalb seiner Batman-Trilogie, nach dem, im Vergleich zu Teil 2 und 3 eben, etwas schwächeren Batman Begins, wahrlich die Kurve gekriegt und so etwas wie einen Film-Klassiker geschaffen, der nicht nur Golden Globe-prämiert (2009: Bester Nebendarsteller Heath Ledger – posthum) und Oscar-prämiert (2009: Bester Nebendarsteller Heath Ledger – posthum/Bester Tonschnitt Richard King) wurde, sondern dazu auch noch weltweit über eine Milliarde Dollar an den Kinokassen lukriert hat.

 

Wie oben schon angedeutet, sind sämtliche Szenen des Films, in denen der Joker vorkommt, gleichzeitig seine Höhepunkte, denn Heath Ledger (1979-2008) dominiert Nolan’s Film förmlich und übertrifft mit seiner abgründigen und wunderbar irren Joker-Performance sogar Jack Nicholson’s Joker-Darstellung in Tim Burton’s Batman aus 1989 (rein objektiv gesehen, meine ich – de facto bleibt aber natürlich Jack Nicholson für michJoker-Nummer 1“ :-)).

Ledger’s tragischer früher Tod (offizielle Todesursache: „[...] acute intoxication by the combined effects of oxycodone, hydrocodone, diazepam, temazepam, alprazolam and doxylamine“ – so, laut Associated Press-News, der New York City Medical Examiner) mit nur 27 Jahren hat Hollywood einen seiner besten so genannten „Jungschauspieler“ oder „Jungstars“ genommen, der, wie es Mel Gibson (spielte 2000 Ledger’s Vater in Roland Emmerich’s historischem Kriegsfilm The Patriot/dt. Titel: Der Patriot) nach Ledger’s Tod einmal so ähnlich ausgedrückt hat, gerade erst begonnen hatte, wirklich berühmt zu werden.

Obwohl Ledger in Hollywood in den 2000er-Jahren schon länger als absolut „heiße Aktie“ gegolten hatte und ihm das Publikum weltweit immer stärker gewogen schien, ist dieser Trend irgendwie, um ehrlich zu sein, etwas an mir persönlich vorbeigegangen, denn den angesprochenen The Patriot mit Mel Gibson habe ich erst viel später, nach Ledger’s Tod, gesehen. Genauso wie beispielsweise den schwachen Jung-Ritter-Film A Knight’s Tale (2001; Ritter aus Leidenschaft; Regie: Brian Helgeland), der sich darin gefällt, vermeintlich „hippe“ Anachronismen zu bieten, wie etwa die Tatsachen, dass in der Eingangssequenz die Tunier-Zuschauer zu We Will Rock You (1977) von Queen klatschen oder dass der im Film in den Tanzszenen dargebotene Tanzstil ebenfalls äußerst modern ist. Vor Ledger’s Tod habe ich lediglich zwei Filme mit ihm im Kino gesehen, die man, aus heutiger Sicht vielleicht noch stärker, als absolute Meisterwerke bezeichnen kann, nämlich Marc Forster’s bewegendes Drama Monster’s Ball (2001) und Ang Lee’s großartigen Liebesfilm Brokeback Mountain (2005). In Monster’s Ball ist Ledger in einer „wirklichen“ Nebenrolle (der Joker in The Dark Knight gilt zwar, auch „Oscar-technisch“, als Nebenrolle, ist es aber de facto nicht!) zu sehen und spielt den sensiblen „Sonny“, den Sohn von Billy Bob Thornton, der vor den Augen des Vaters schließlich Selbstmord begeht, weil er dem psychischen Druck, der bei seiner Aufgabe entsteht, Häftlinge auf ihrem Weg zur Hinrichtung zu begleiten, nicht standhält, eine Tatsache, die ihm sein Vater Hank, der Hinrichtungen in einem US-Südstaatengefängnis leitet, mehr als übel nimmt, was letztendlich den Selbstmord entscheidend mitverursacht. Heath Ledger’s richtiger Vater Kim hat einmal gemeint, dass in der Rolle des „Sonny Grotowski“ in Monster’s Ball vielleicht am allermeisten vom „echten Heath Ledger“ gesteckt hat – und in der Tat: Ledger’s relativ kurzer Auftritt in dem Film ist berührend und irgendwie auch unvergesslich, gerade weil man, speziell jetzt im Nachhinein, das Gefühl hat, dass irgendetwas vom realen Ledger in der Rolle mitschwingt!

Vielleicht, oder ganz sicher sogar, überhaupt der beste Film, in dem Ledger mitgespielt hat, ist Brokeback Mountain von Taiwan’s Regie-Genie Ang Lee (z. B.: 1993: The Wedding Banquet/dt.: Das Hochzeitsbankett; 1994: Eat Drink Man Woman; 1997: The Ice Storm/dt.: Der Eissturm; 2000: Crouching Tiger, Hidden Dragon/dt.: Tiger & Dragon), der nach einer literarischen Vorlage (die Kurzgeschichte Brokeback Mountain ist 1997 erschienen) der US-Schriftstellerin Annie Proulx entstanden ist. Der Film folgt der homosexuellen und unterm Strich tragischen Liebesbeziehung zweier (moderner) Cowboys über den Zeitraum von zwei Jahrzehnten, einer Liebesbeziehung also, die wie geschaffen ist dafür, unter dem „Terror der Moralaposteln“ zu leiden. Das eindringliche Werk gehört zweifellos zu den besten Liebesfilmen, die je gedreht worden sind und Ledger erreicht für mich, als „Ennis Del Mar“, ein schauspielerisches Leistungs-Level, das man vielleicht nur mit Marlon Brando’s frühen Auftritten in A Streetcar Named Desire (1951; Endstation Sehnsucht; Regie: Elia Kazan; literarische Vorlage: Tennessee Williams) oder in On The Waterfront (1954; Die Faust im Nacken; Regie: Elia Kazan) vergleichen kann. Aber man darf auch nicht Ledger’s Co-Star Jake Gyllenhaal vergessen, der als Del Mar’s Freund „Jack Twist“ ebenfalls eine hervorragende Leistung abliefert.

An dieser Stelle seien aber noch zwei Ledger-Filme erwähnt, die man jeweils auch ohne Zweifel in die Kategorie „Beste Filme über irgendwas“ einordnen kann, nämlich der stets zu Unrecht als „langweilig“ titulierte historische Abenteuerfilm The Four Feathers (2002; Die vier Federn; Regie: Shekhar Kapur; Kamera: Robert Richardson) und das großartige australische Junkie-Drama Candy (2006; Candy – Reise der Engel; Regie: Neil Armfield). So ist The Four Feathers, der auf dem bereits mehrfach verfilmten Roman (erschienen 1902) des britischen Autors A. E. W. Mason basiert, einer der besten Filme über Angst, die es gibt. Allein Ledger’s Blick, in dem plötzlich die pure Angst zu sehen und zu spüren ist, als er erfährt, dass er, als englischer Offizier „Harry Faversham“ im Viktorianischen Zeitalter, mit seiner Einheit in den Sudan gehen soll (Faversham entzieht sich in der Folge dem Militärdienst, gilt fortan aber für seine Familie, unter seinen Militär-Freunden und bei seiner Verlobten als „Feigling“; als Zeichen der „Ächtung“ seines Verhaltens erhält er vier Federn zugeschickt, die für seine „Feigheit“ stehen – dies bewegt ihn dazu, seinen ehemaligen Freunden in den Sudan hinterher zu reisen, wo er dann einen ganz eigenen „Horror-Trip“ erlebt), ist wiederum ganz große Schauspielkunst.

Candy hingegen, der auf Luke Davies‘ Roman Candy: A Novel of Love and Addiction (erschienen 1997) beruht, halte ich für einen der besten Junkie- & Drogen-Filme überhaupt. Und die Schlusssequenzen, in denen „Dan“ Heath Ledger seine mittlerweile cleane Freundin „Candy“ Abbie Cornish gehen lassen will/muss, weil er erkennt, dass das für sie nicht gut ist, wenn sie mit jemanden zusammen ist, der noch immer abhängig ist, sind schlichtweg berührend und ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass Ledger eben so etwas wie ein schauspielerisches Genie war, das leider viel zu früh verstorben ist.

Und wie gesagt: Auch ich habe Ledger, so wie wahrscheinlich viele Leute, erst so richtig nach seinem Tod und ausgehend von seiner Rolle des Jokers in dem Nolan-Film The Dark Knight „neu entdeckt“.

 

 

 VI

 

Kann man seinen Kodex, seine Werte und seine Integrität bewahren, wenn die Gegenseite, gegen die man in den Kampf ziehen muss, keinerlei Werte oder einen Kodex hat und schon gar nicht so etwas wie Integrität?

Das ist ein wenig die Grundfrage, die Grundproblematik, der sich „Batman“ Christian Bale in Christopher Nolan’s epischem Batman-Film The Dark Knight gegenübersieht, und dort natürlich personifiziert in der Figur des Jokers, der ein Schurke ist, „ein Mörder und Psychopath“, wie ihn Batman einmal im Film nennt, den der dunkle geflügelte Ritter nicht auf Anhieb versteht. Sein treuer Butler, Partner und Freund Alfred Pennyworth, wunderbar gespielt von dem großen Michael Caine, klärt ihn in einer Szene dann über die wahre Natur des Jokers auf, den er anscheinend, aufgrund eigener Kriegserfahrungen, besser versteht als sein „Arbeitgeber“ Bruce Wayne:

 

 ALFRED

 (zu „Bruce Wayne/Batman“ Christian Bale)

 Es gibt Menschen, die an logischen Dingen nicht interessiert sind. Zum Beispiel Geld. Man kann sie nicht kaufen, einschüchtern, sie zur Vernunft bringen oder mit ihnen verhandeln. Einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen.

 

 (aus: The Dark Knight)

 

Im Original heißt Caine’s letzter Satz Some men just wanna watch the world burn – und es gibt keine bessere Beschreibung dessen, was nicht nur den Kern der Joker-Figur ausmacht, sondern auch den Kern des weltweiten Terrorismus‘ überhaupt, denn, wie ich bereits in Teil 1 meines Artikels geschrieben habe, präsentiert uns Nolan in der Dark Knight-Trilogie, so ganz nebenbei, verpackt in „Batman- und Unterhaltungs-Filmen“, die Denk- und Operationsweisen des internationalen Terrorismus‘ und liefert somit gleichzeitig eine kluge Bestandsaufnahme der damaligen (2008) sowie der derzeitigen „Welt-Situation“.  Kein „Arthouse-Film“ hat das so gut hingekriegt wie Christopher Nolan in seinen drei „Dunkler Ritter-Filmen“!

Tatsächlich ist Gotham City, dem Nolan in The Dark Knight endgültig ein realistisches Antlitz verpasst hat (man hat beim Betrachten unweigerlich einfach ein „New York-Gefühl“ :-), obwohl der tatsächliche Drehort Chicago war; Batman’s Kurz-Trip nach Hong Kong im ersten Drittel des Films trägt natürlich auch dazu bei, den „Realismus-Faktor“ zusätzlich zu erhöhen), eine Stadt, die unter einer Art Terrorismus leidet, nämlich unter dem des Verbrechens, der Gangster. Und der Joker, der eigentlich den anderen „Gangstern mit Werten“ auch unheimlich ist (dennoch brauchen sie ihn, den „Freak“, wie ihn einmal ein Gangster im Film nennt, im Kampf gegen Batman und gegen den unerschrockenen Staatsanwalt Harvey Dent, der von Aaron Eckhart gespielt wird), sieht sich zwar in seinem Selbstverständnis ebenfalls als Anführer einer „Organisation“, aber man hat im Laufe des Films mehr und mehr das Gefühl, dass man es eher mit einer „terroristischen Vereinigung“ zu tun hat als beispielsweise mit einer „Mafia-Organisation“. Nachdem er einen ihm gegenüber „kritisch eingestellten“ farbigen Gangster erstochen hat, erwähnt der Joker dann seine noch kleine „Organisation“:

 

JOKER

 So. Unsere Organisation ist klein. Aber: Es gibt ein riesen Potential für aggressive Expansion.

 (Now. Our operation is small. But: There’s a lot of potential for aggressive expansion.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

 

Überhaupt zeigt sich der Joker eben auch gegenüber seinen „Kollegen“ aus der Verbrecher-Welt gnadenlos und gibt ihnen zu verstehen, dass er ihr „Werte-System“ für erbärmlich hält. Die folgende Aussage des Jokers kriegt ein tschetschenischer Mafiaboss zu hören, während im Hintergrund ein riesiger Haufen an Geld brennt, den der Joker selbst in Brand gesteckt hat:

 

 JOKER

 Alles, was euch interessiert, ist Geld. Diese Stadt verdient ein anderes Kaliber von Kriminellen. Und ich werde es ihr geben.

 (All you care about is money. This town deserves a better class of criminal. And I’m gonna give it to them.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

 

Gleich darauf macht der Joker aber dem tschetschenischen Mafiaboss, der es ablehnt, dass seine eigenen Gefolgsmänner künftig für den Joker arbeiten sollen, auch klar, was er mit ihm weiter vorhat:

 

 JOKER

 Schneiden wir dich doch in kleine Häppchen und verfüttern dich erst mal an deine Köter. Hm? Dann werden wir sehen, wie treu ein hungriger Hund wirklich ist.

 (Why don’t we cut you up into little pieces and feed you to your pooches? Hm? And then we’ll see how loyal a hungry dog really is.)

 

 (der Tschetschene wird von den Männern des Jokers weggebracht)

 

Es geht nicht um Geld, sondern darum, eine Botschaft zu senden. Alles brennt.

 (It’s not about money, it’s about sending a message. Everything burns.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

 

Dass einem Psychopathen wie dem Joker aber ohnehin nicht zu trauen ist, das kriegen auch seine eigenen, von ihm für einen Banküberfall engagierten, Männer zu Beginn des Films, in einer von den Drehbuchautoren Christopher Nolan und Jonathan Nolan (Christopher Nolan’s Bruder) genial ersonnenen Eröffnungsszene, zu spüren. Anscheinend hat nämlich der Joker jedem der Männer gesagt, er soll einen anderen aus der Gruppe nach erledigter Arbeit umbringen, damit das erbeutete Geld unter weniger Leuten aufgeteilt werden muss, was aber letztendlich, nach einer gegenseitigen Erschießungsorgie, aber nur dazu führt, dass der Joker am Ende alleine mit dem ganzen Geld und in einem Schulbus davonfährt – die ultimative Perfidie (und als solche eben Teil der mit Abstand besten Eingangsszene aller bisher gedrehten Batman-Filme!).

 

 

 VII

 

Nun, wie bereits angedeutet, zwingt der „Joker“ Heath Ledger in Christopher Nolan’s The Dark Knight „Batman“ Christian Bale dazu, dessen eigenen Kodex, dessen eigenes Wertesystem über den Haufen zu werfen, was aber wiederum eine Voraussetzung dafür ist, um einen „anarchistischen Psycho-Punk“ und Schwerverbrecher wie den Joker überhaupt bekämpfen zu können. Batman bewegt sich daher, ohnehin schon außerhalb des normalen Rechtssystems angesiedelt und letztendlich Vertreter der Selbstjustiz, auf einem schmalen Grat zwischen „Notwendigkeiten“ und grundsätzlich unethischem Vorgehen – eine Aufgabe, eine Grat-Wanderung, der sich im Übrigen auch jeder Staat, der sich der Bekämpfung von terroristischen Bedrohungen widmet, aussetzen muss! In diesem Zusammenhang ist auch Batman’s „Such- und Abhöraktion“ zu verstehen, die er mit Hilfe eines von Wayne Enterprises entwickelten Verfahrens zur Abhörung von Mobiltelefonen durchführt, um den Joker in Gotham City aufspüren zu können. Batman lässt das zwiespältige Überwachungsinstrument aber am Ende in den Händen von „Lucius Fox“ Morgan Freeman, der droht zu kündigen, wenn Batman dieses „unethische“ Instrument weiterhin verwenden will. Fox zerstört am Ende des Films, auf Batman’s Anleitung hin, dann die ganze Gerätschaft, die sozusagen ihren Zweck, nämlich einen Wahnsinnigen und Terroristen in einer Großstadt aufzuspüren, erfüllt hat.

Noch deutlicher von seinen „Grundwerten“ muss Batman dann in der grandiosen „Verhörszene“ abrücken, in der er den Joker mit körperlicher Gewalt, die einen, tja, an Folter erinnern könnte, dazu bringen will, die Aufenthaltsorte von Harvey Dent und Rachel Dawes (diesmal gespielt von Maggie Gyllenhaal, der Schwester von Jake Gyllenhaal, von der ich seit Steven Shainberg’s wunderbarer Erotik-Komödie Secretary aus dem Jahr 2002, in der Gyllenhaal an der Seite von James Spader zu sehen ist, irgendwie ein kleiner Fan bin; Katie Holmes war, aus den bekannten Gründen – Ehe mit Tom Cruise usw. :-) – nicht mehr verfügbar) preiszugeben, die der Joker hat entführen lassen. In dieser von allen Beteiligten großartig gespielten Szene wird auch klar, dass es etwas schwer ist, jemanden unter Druck zu setzen, der, erstens, keinerlei Werte hat und, zweitens, offenbar auch keine Angst davor hat zu sterben. Das macht der Joker Batman, der begonnen hat, im Verhörraum wild auf ihn einzuprügeln, auch unmissverständlich klar – und zwar mit folgenden Worten:

 

 JOKER

 Du hast absolut nichts, nichts, womit du mir drohen kannst.

 So viel Kraft und du kannst nichts damit anfangen.

 (You have nothing, nothing to threaten me with. Nothing to do with all your strengh.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

Die ganze Harvey Dent-/Rachel Dawes-Geschichte nimmt aber ohnehin dann einen tragischen Verlauf, denn obwohl der Joker Batman die Orte nennt, an denen die beiden gefangen gehalten werden, stirbt Rachel, die Harvey Dent’s Verlobte ist, durch eine Bombe, während der von Batman rechtzeitig gerettete Dent bei der Explosion der für ihn gedachten Bombe im Gesicht stark entstellt wird.

 

 

 VIII

 

 JOKER

 Du hast doch wohl nicht geglaubt, ich riskiere die Schlacht um Gotham’s Seele bei einem Faustkampf mit dir? Nein. Du brauchst ein Ass im Ärmel. Meins ist Harvey.

 (You didn’t think I’d risk losing the battle for Gotham’s soul in a fistfight with you? No. You need an ace in the hole. Mine’s Harvey.)

 

 BATMAN

Was hast du getan?

 (What did you do?)

 

 JOKER

 Ich habe Gotham’s „Weißen Ritter“ lediglich auf unser Niveau runtergebracht. Was nicht schwer war. Du weißt ja, mit Wahnsinn verhält es sich wie mit der Schwerkraft. Es reicht oft nur ein kleiner Schubser.

 (I took Gotham’s „White Knight“ and I brought him down to our level. It wasn’t hard. See, madness, as you know, is like gravity. All it takes is a little push.)

 

 (aus: The Dark Knight; diese Unterhaltung findet unmittelbar nach dem Schlusskampf zwischen dem Joker und Batman statt)

 

Der größte Coup, den der Joker in The Dark Knight landet, ist zweifellos die geschickte „Umfunktionierung“ des mutigen Bezirksstaatsanwalts und Batman-Mitstreiters Harvey Dent in den psychopathischen „Two-Face“, der die Angewohnheit hat, mittels eines Münzwurfes über das Leben und Sterben von Leuten zu entscheiden. Wie in dem obigen Zitat angedeutet wird, hat der Joker Dent’s „psychopathisches Potential“ erkannt und es, mit Hilfe der zusätzlichen Traumatisierung Dent’s durch Rachel’s Tod, geschafft, aus ihm, aus Gotham’s „Weißen Ritter“, aus einem „Hoffnungsträger“ für die Stadt (und aus einem „Hoffnungsträger“ auch für Batman, den „Dunklen Ritter“, der in Dent die Chance gesehen hat, sein Fledermauskostüm für immer an den Nagel zu hängen), ein mordendes Monster zu machen, das am Ende sogar die Ehefrau sowie die Kinder des mittlerweile zum „Commissioner“ ernannten „Jim Gordon“ Gary Oldman töten will, da er diesem irgendwie die Schuld daran gibt, dass Rachel Dawes letztendlich hat sterben müssen.

Großartig, so wie so ziemlich alle Joker-Aussagen in Nolan’s Meisterwerk, sind aber auch die Worte, die der Joker findet, um den entstellten und in einem Krankenhaus liegenden Dent schließlich endgültig „umzupolen“. Während er Dent zusätzlich sogar noch eine Schusswaffe, einen Revolver, in die Hand drückt, dessen Abzug Dent jederzeit betätigen könnte, um ihn zu erschießen, sagt er Folgendes:

 

 JOKER

 Nimm einen kleinen Schuss Anarchie. Bring die althergebrachte Ordnung aus dem Gleichgewicht. Und was entsteht? Chaos. Ich bin das Chaos. Oh, und weißt du, was Chaos eigentlich ist? Es ist fair.

 (Introduce a little anarchy. Upset the established order. And everything becomes chaos. I’m an agent of chaos. Oh, and you know the thing about chaos? It’s fair.)

 

 (aus: The Dark Knight)

 

Naja, „Chaos“ ist nach diesen Worten vor allem auch in Dent endgültig angerichtet, denn dieser will, sozusagen seiner Lieblingsalltagsgewohnheit folgend, eine Münze über das Schicksal des Jokers entscheiden lassen – mit dem Ergebnis, dass der Joker dann fröhlich aus dem aufgrund einer Bombendrohung seinerseits evakuierten Krankenhaus wieder rausmarschiert und dieses doch noch, ohne Dent darin, in die Luft jagt.

Dunkle Zeiten brauchen ein Symbol der Hoffnung - und keine "Dunklen Ritter". Deshalb entscheidet sich Batman am Ende von The Dark Knight auch dafür, dass die Öffentlichkeit nichts über „Harvey Two-Face“, der schließlich in einem Gerangel mit Batman ums Leben kommt, erfahren soll und nimmt Dent’s Morde auf sich, damit dieser eine „Lichtgestalt“ und ein „Retter mit Gesicht“ für Gotham bleiben kann, etwas nämlich, was Batman selbst in dieser Form nie sein kann.

 

(ENDE von TEIL 2 des Artikels – ERSTER HAUPTTEIL; Fassung vom 04.10.2018)