Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): SCHLUSSKAPITEL "James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag" - TEIL 2[von 3] des Kapitels

 

JAMES BOND

So you live to die another day.

 

(aus: Stirb an einem anderen Tag; „James Bond“ Pierce Brosnan erwähnt, als er „Gustav Graves/Colonel Moon“ Toby Stephens, um ihn zu eliminieren, in dessen Büro erwartet, gleich den Titel des gesamten Films; in der deutschen Fassung sagt Pierce Brosnan: „Sie leben also, um an einem anderen Tag zu sterben.“)

 

 

 

JAMES BOND

Wie schnell die Zeit vergeht.

 

(aus: Stirb an einem anderen Tag; „How time flies“ – „007“ Pierce Brosnan zu „Q“ John Cleese, nachdem dieser ihm seine „20.“ Armbanduhr überreicht hat; Stirb an einem anderen Tag ist nur so gespickt mit Hommagen & Reminiszenzen an frühere Bond-Filme)

 

 

 

JAMES BOND

Ich bin wegen der Vögel hier. Ornithologe.

 

(aus: Stirb an einem anderen Tag; „James Bond“ Pierce Brosnan begibt sich gleichsam auf eine Metaebene, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen, und gibt sich gegenüber „Jinx Johnson“ Halle Berry als sein „Namensgeber“ aus – als der US-Vogelforscher James Bond [vgl. hierzu auch das Kapitel über Die Welt ist nicht genug]; die Zweideutigkeit der Aussage, denn das Ganze ist in gewisser Weise auch eine „Anmache“ („bird“: im UK- & US-Slang „a young woman“), kommt in der Originalfassung sicherlich etwas deutlicher zum Ausdruck: „I’m just here for the birds. Ornithologist.“)

 

 

 

Nach „Licence to Kill“ und „Tomorrow Never Dies“ ist „Die Another Day“ der dritte Filmtitel, der keinerlei Bezug zu Fleming’s Leben und Werk herstellt.

Die Phrase „die another day“ entstammt aus dem Gedicht „The Day of Battle“ von A. E. Housman. Das Gedicht war in dessen 1896 erschienenem Gedichtband „A Shropshire Lad“ (deutscher Titel: Die „Shropshire Lad“-Gedichte) enthalten. In „The Day of Battle“ wird davon gesprochen, dass es einem vom Schlachtfeld fliehenden britischen Soldaten bestimmt ist, an einem anderen Tag zu sterben: „But since the man that runs away lives to die another day“.

Mit der Regie des Jubiläums-Bonds betraut wurde vom Produzentenduo Barbara Broccoli und Michael G. Wilson letztendlich der Neuseeländer Lee Tamahori, der somit den Vorzug gegenüber möglichen anderen Regie-Kandidaten, wie etwa Rush Hour-Regisseur Brett Ratner sowie Stuart Baird (zum Beispiel: 1996: Einsame Entscheidung mit Kurt Russel & Steven Seagal; 1998: Auf der Jagd mit Tommy Lee Jones & Wesley Snipes) oder Stephen Hopkins (1990: Predator 2; 1996: Der Geist und die Dunkelheit mit Michael Douglas & Val Kilmer), erhielt.

Tamahori hatte 1994 mit Die letzte Kriegerin (Once were Warriors; Hauptdarsteller: Temuera Morrison – der Kopfgeldjäger „Jango Fett“ aus der zweiten Star Wars-Trilogie; literarische Vorlage: Alan Duff) ein vor allem in seiner Heimat Neuseeland umstrittenes, aber auch überaus erfolgreiches Regie-Debüt vorgelegt, in dem schonungslos die Gewalt in einer Maori-Ehe dargestellt wurde. Mit Reservoir Dogs- & Kill Bill-Star Michael Madsen, dem Darsteller des „NSA Chief“ und somit Halle Berry-Chefs „Damian Falco“ in Stirb an einem anderen Tag, hatte Tamahori 1996 schon den US-Thriller Nach eigenen Regeln (Mulholland Falls; außerdem: Nick Nolte, Melanie Griffith & Chazz Palminteri) gedreht. 2005, drei Jahre nach dem Bond-Film, nahm Tamahori auch bei xXx 2 – The Next Level (xXx: State of the Union) mit Ice Cube und Willem Dafoe auf dem Regie-Stuhl Platz – allerdings geriet die Fortsetzung des Vin Diesel-Erfolgsfilms xXx – Triple X (xXx; Regie: Rob Cohen) aus 2002 zu einem der verlustträchtigsten Werke der Filmgeschichte!

Lee Tamahori gilt gleichsam als „geistiger Vater“ der häufig, und das eben speziell wegen der darin zum Einsatz kommenden und in der Tat äußerst schwachen Computer Generated Imagery, kritisierten „Parasurfing-Szene“ in Stirb an einem anderen Tag, in der Pierce Brosnan mithilfe des Bremsfallschirms und eines Karosserie-Teils von Graves‘ Ice Dragster quasi über eine gigantische Welle „hinwegsurft“, die der Strahl des „Icarus“-Satelliten dadurch erzeugt hat, dass er zuvor eine riesige Eis-Klippe zum Einstürzen gebracht hat. Die Idee, das Finale des Films in ein Flugzeug zu verlegen, soll ebenfalls von Tamahori stammen.

 

Die Drehbuchautoren Neal Purvis und Rodert Wade bauten in ihr Skript, um das „40 Jahre James Bond“-Jubiläum gebührend zu feiern, eine ganze Menge an „references“ an alle 19 Vorgängerfilme ein.

Im Folgenden seien hier, um dies zu verdeutlichen, einige der zentralen Reminiszenzen und Hommagen in Stirb an einem anderen Tag an die Bond-Filme mit Sean Connery angeführt, da die sechs offiziellen Connery-Bonds sowie der eine „inoffizielle“ Connery-Bond (Sag niemals nie) sicherlich den prominentesten Input für das Brosnan-Finale geliefert haben: Wenn „Jinx Johnson“ Halle Berry in Kuba mit einem Bikini bekleidet aus dem Meer spaziert, mit einem „Dr.-No-Bikini“, also mit einem Bikini mit Gürtel um die Bikini-Hose, und dazu noch ein Taucher-Messer trägt, dann weckt das natürlich Erinnerungen an einen der ikonischsten Momente der gesamten Bond-Geschichte, nämlich an die Szene in Dr. No, in der eben „Honey Ryder“ Ursula Andress in ihrem cremefarbenen Bikini am Strand der Dr. No-Insel Crab Key auftaucht.

Im Rahmen der Gadget-Übergabe durch „Q“ John Cleese sieht man in „Q’s station laboratory“ den berühmten Schuh mit vergifteter Klinge, den „Rosa Klebb“ Lotte Lenya in Liebesgrüße aus Moskau gegen Bond als tödliche Waffe benutzen will. Darüber hinaus kommt in Stirb an einem anderen Tag an der Stelle auch der Aktenkoffer vor, den Bond von „Q“ im Klassiker von 1963 erhält – erkennen tut man eines der ersten Gadgets der Bond-Geschichte daran, dass das im Koffer versteckte Messer, mit dem sich „007“ Sean Connery einst gegen den von Robert Shaw gespielten Killer „Red Grant“ im epochalen Zug-Abteil-Fight zur Wehr setzte, an der Seite herausspringt. Zur schönsten „reference“ an Liebesgrüße aus Moskau kommt es aber im Rahmen der Kennenlernszene von Bond und Ciacinta „Jinx“ Johnson am Strand, wo Halle Berry sagt „My friends call me Jinx“ (synchronisiert mit: „Meine Freunde nennen mich Jinx“) und Brosnan antwortet „My friends call me James Bond“ (synchronisiert mit: „Meine Freunde nennen mich James Bond“) – in „Liebesgrüße“ sagt „Tatjana Romanova“ Daniela Bianchi „Meine Freunde nennen mich Tanja“ und Connery antwortet „Und meine nennen mich James Bond“. Die Tatsache, dass der anschließende Liebesakt im Hotelzimmerbett zwischen Bond und Romanova von Rosa Klebb und deren Handlangern von hinter einem präparierten Spiegel aus mitgefilmt wird, findet in Stirb an einem anderen Tag ebenfalls eine Entsprechung, nämlich, als „007“ Pierce Brosnan mit der sich als Masseuse ausgebenden chinesischen Agentin „Peaceful Fountains of Desire“ (in der deutschen Synchro: „Friedvolle Brunnen der Sehnsucht“ - gespielt von Rachel Grant) heimlich von „Mr. Chang“ Ho Yi in einem Hongkonger Hotelzimmer gefilmt wird.

Die Analogien zu Goldfinger sind in Stirb an einem anderen Tag ebenfalls mehr als deutlich. So will der „Graves-henchman“ Mr. Kil (gespielt von Lawrence Makoare) Jinx Johnson in einem „laboratory“ im Eispalast mit Laserstrahlen töten, wobei „Jinx“ Halle Berry dabei auf eine Metallvorrichtung geschnallt ist – das Vorbild für diese Szene ist klar und gehört ebenfalls zu den größten und legendärsten Momenten der Bond-Geschichte: Jene Szene in Goldfinger, in der „007“ Sean Connery, fixiert auf einer Metallplatte, beinahe von dem Laserstrahl in zwei Hälften geteilt wird, den „Auric Goldfinger“ Gert Fröbe auf ihn richten lässt.

Auch wenn der neue „Q“ John Cleese auf seinen Vorgänger Desmond Llewelyn verweist, indem er sagt, „I never joke about my work, 007“, ist das eine Reminiszenz an den ersten Bond-Megahit Goldfinger, in welchem auch „Q“ Desmond Llewelyn das erste Mal mehr Platz eingeräumt wurde und wo dieser zu Connery sagte: „Ich scherze nie, wenn es sich um meine Arbeit handelt, 007“.

Der „car chase“ zwischen „007“ Pierce Brosnan und „Zao“ Rick Yune in Stirb an einem anderen Tag bildet gleichsam eine auf die Spitze getriebene Essenz aller Autoverfolgungsjagden der James Bond-Geschichte. Dass Bond im 2002er-Film wieder einen mit zahlreichen Gadgets ausgestatteten Aston Martin fährt, war in gewisser Weise Pflicht, da der James Bond-Dienstwagen schlechthin natürlich der in Goldfinger präsentierte Aston Martin DB5 bleibt, der, wie der V12 Vanquish von Brosnan, bekanntlich auch eine Schleudersitzfunktion hatte.

Dem Blockbuster Feuerball, der im Grunde, wenn man die damaligen Einnahmen inflationsbereinigt betrachtet, noch immer, hinter Skyfall, der zweiterfolgreichste James Bond-Film ist, wird zunächst dadurch die Ehre erwiesen, dass Brosnan in Stirb an einem anderen Tag während der Eispalast-Szenen einmal unter Wasser einen Mini-Mundlufttank benutzt, genauso wie eben Connery 1965, als er durch Largo‘s Haifisch-Becken taucht. Der berühmte Raketenrucksack, der Bell Dextron Jet-Pack, den Connery nach der Eliminierung des SPECTRE-Mannes Jacques Bouvar in der Vortitel-Sequenz von Feuerball verwendet, findet sich in Stirb an einem anderen Tag, ebenso wie eben Klebb’s Schuh und der Aktenkoffer aus Liebesgrüße aus Moskau, in Q‘s unterirdischem Quartier. Ein wahres „reference highlight“, das das Herz jedes 007-Fans sofort höherschlagen lässt, ist jene Szene in der Gen-Therapie-Klinik auf Kuba, in der sich Bond, nachdem er ein Krankenzimmer durch ein Fenster betreten hat und kurz bevor er es durch die Tür wieder verlässt, eine Traube von einer Obst-Schale nimmt, genauso wie „James Bond“ Sean Connery 1965 im Zimmer des SPECTRE-Mannes Graf Lippe (gespielt von Guy Doleman) in dem südenglischen Sanatorium, in dem sich auch Bond zur Rekonvaleszenz befindet.

Dass das bereits in Man lebt nur zweimal verwendete britische Kriegsschiff HMS Tenby in Stirb an einem anderen Tag ebenfalls eine Rolle spielt, wurde schon weiter oben, in der Zusammenfassung des Inhalts, erwähnt.

Auch die Hommagen an den finalen offiziellen Connery-Bond Diamantenfieber sind zahlreich. So geht es im gesamten Plot von Stirb an einem anderen Tag unter anderem eben auch um Diamanten und auf dem Cover des „High Life“-Magazins, das Bond im Flugzeug beim Landeanflug auf London liest und in dem ein Artikel über Gustav Graves steht, wird Graves mit den Worten „Diamonds are forever, but life isn’t“ zitiert, was auch den englischen Originaltitel des 71er-Bonds wiedergibt. Darüber hinaus erinnert die durch die Gen-Therapie hervorgerufene äußerliche Veränderung von Colonel Tan-Sun Moon hin zu Gustav Graves durchaus an die durch „plastic surgery“ entstandenen Blofeld-Doppelgänger in Diamantenfieber. Graves‘ „Icarus“-Satellit wirkt natürlich wie ein moderner Abkömmling des mit Diamanten bestückten Blofeld-Satelliten von 1971. Den Ausdruck „Bitch“, den „Jinx“ Halle Berry zu „Miranda Frost“ Rosamund Pike sagt, nachdem sie diese im finalen Kampf getötet hat, verwendet „007“ Sean Connery einmal gegenüber Bond-Girl „Tiffany Case“ Jill St. John auf Blofeld’s Ölbohrinsel in Diamantenfieber, was damals „the first strong curse word used in a Bond film“ war, also der erste starke in einem Bond-Film vorkommende Kraftausdruck.

Connery’s „Spät-Bond“, das Feuerball-Remake Sag niemals nie, das bekanntlich nicht von Eon produziert wurde, wird in Stirb an einem anderen Tag am ehesten bei dem Fechtkampf zwischen Bond und Graves im „Blades Club“ berücksichtigt, da Brosnan und Toby Stephens dabei den halben Club demolieren, ebenso wie Connery und „Lippe“ Pat Roach das halbe Hotel bei ihrem Mann gegen Mann-Fight im Film von 83. Eingeleitet wird der Fechtkampf zwischen Bond und Graves übrigens durch eine Art Goldfinger-Hommage, denn 007 fordert Graves in gewisser Weise mit einem Blutdiamanten aus dessen Mine heraus, genauso wie Connery „Auric Goldfinger“ Gert Fröbe 1964 mit einem Goldbarren beim Golf-Spielen.

Natürlich finden sich auch zahlreiche Anspielungen auf die sieben Bond-Filme mit Roger Moore, aber keine kann getoppt werden durch den Umstand, dass Roger Moore’s Tochter Deborah Moore in Stirb an einem anderen Tag einen Cameo-Auftritt als Stewardess hat und „James Bond“ Pierce Brosnan einen Wodka-Martini serviert, während er sich, untermalt von den Klängen des The Clash-Klassikers „London Calling“, beim Landeanflug auf London befindet.

 

 

(ENDE von TEIL 2[von 3] des SCHLUSSKAPITELS; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 21.10.2019)