Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): Kapitel "James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie" - TEIL 1[von 2] des Kapitels

 

James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie (1997)

(Originaltitel: Tomorrow Never Dies; Regie: Roger Spottiswoode)

  

 

Der Unterschied zwischen Wahnsinn und Genie definiert sich lediglich aus dem Erfolg

 

(Aussage von „Elliot Carver“, des von Jonathan Pryce gespielten Hauptbösewichts von Der Morgen stirbt nie – Originalfassung: „The distance between insanity and genius is measured only by success“; tatsächlich war auch Brosnan’s zweiter Auftritt als James Bond, im Rahmen des 18. Films der Serie, ein großer Erfolg an den Kinokassen und spielte insgesamt (inflationsbereinigte) $478,946,402 ein)

 

  

 

Bond...James Bond.

Do you expect me to talk?

No, Mr. Bond. I expect you to die.

Bond...James Bond.

 

(sämtliche Dialog-Teile beziehungsweise Dialog-Samples aus Moby’s "Re-Version" des James Bond Theme von Monty Norman; der Track, exakter Titel: James Bond Theme (Moby’s Re-Version), war auf dem Soundtrack-Album zu Der Morgen stirbt nie enthalten; die „James Bond-Vorstellungsformel“ wird dabei von Pierce Brosnan gesprochen, der das aber exklusiv für den Track gemacht hat, der „sampled dialogue“ ist einer der berühmtesten Dialoge der Bond-Geschichte und stammt aus Goldfinger – zu hören sind Sean Connery & Gert Fröbe)

 

  

 

It’s so deadly, my dear

The power of having you near

Until the day

Until the world falls away

Until you say there’ll be no more goodbyes

I see it in your eyes

Tomorrow never dies

 

(Ausschnitt aus den Lyrics von Sheryl Crow’s Titelsong „Tomorrow Never Dies“, geschrieben von Sheryl Crow und Mitchell Froom; eigentlich hatte die kanadische Country- & Pop-Sängerin k.d. lang schon einen Song namens „Surrender“, Musik: David Arnold & David McAlmont – Text: Don Black, als Titelsong für Der Morgen stirbt nie eingespielt, doch die Produzenten waren der Meinung, dass die US-Sängerin Crow international den größeren Bekanntheitsgrad besitzt als lang; k.d. lang’s Song, der bereits in den Soundtrack integriert war, wurde daraufhin aber im Abspann verwendet; bevor der k.d. lang-Song entstanden war, hatten die Bond-Produzenten aber auch schon bei der britischen „alternative rock bandPulp angefragt, einen Titelsong abzuliefern – das daraufhin komponierte „Tomorrow Never Lies“ (der ursprüngliche Arbeitstitel des Films) wurde später dann als „B-Side“ zu „Help The Aged“, einer Single aus dem Pulp-Album This Is Hardcore von 1998, veröffentlicht; Sheryl Crow’s „Tomorrow Never Dies“ drang bis auf Platz 12 der UK-Charts vor und erreichte in Ländern wie Polen und Finnland sogar den 5. Platz der Hitparaden; obwohl „Tomorrow Never Dies“ mit einer Golden Globe- sowie mit einer Grammy-Nominierung bedacht wurde, und zwar jeweils in der Kategorie „Best Original Song“ (die Auszeichnungen gingen jedoch in beiden Fällen an Celine Dion’s „My Heart Will Go On“ aus Titanic), fand der Song bei Musikkritikern überwiegend keinen großen Anklang – so sprach Christian Clemmensen auf der Website Filmtracks.com von einer „lazy performance“ von Sheryl Crow und nannte den Song „a disgrace for the film“; wie der gesamte Film thematisiert auch die wiederum von Daniel Kleinman gestaltete Titel-Sequenz von Der Morgen stirbt nie, die mit dem Sheryl Crow-Song unterlegt ist, die Macht der Massenmedien in der modernen Welt: „menschenähnliche“ weibliche Silhouetten entpuppen sich dabei in Wahrheit als technische Objekte, die einer digitalisierten Welt entspringen – einzelne Röntgenaufnahmen erlauben dann gleichsam den Blick in das Innere der technischen Objekte; die Tatsache, dass in der Der Morgen stirbt nie-Titel-Sequenz dann auch Diamanten zu im All kreisenden Objekten werden, wurde natürlich als Reminiszenz an den 71er-Connery-Bond Diamantenfieber gewertet; was den Score von Der Morgen stirbt nie betrifft, so sah es zunächst danach aus, dass John Barry, nach über einem Jahrzehnt, wieder als „Composer“ zur Film-Serie zurückkehren würde, was aber letztendlich eine fehlende Einigung bezüglich Barry’s Gage verhinderte; Barbara Broccoli entschied sich schließlich, einer Empfehlung von Barry folgend, für David Arnold, der es, und das ebenfalls 1997, mit seinem von ihm produzierten Compilation-Album Shaken and Stirred: The David Arnold James Bond Project, auf dem bekannte Künstler wie Iggy Pop Cover-Versionen von James Bond-Titelsongs interpretierten, sogar auf Platz 11 der UK-Album-Charts schaffte; Arnold kombiniert in Der Morgen stirbt nie, gemäß seines eigenen Ziels „a classic sound […] [with] a modern approach“ abzuliefern, Techno-Elemente mit „John Barry-inspirierten“ Klängen, was von der Film- und Musikkritik überwiegend als „an excellent tribute to the entire series of Bond score“ (Copyright: Filmtracks.com) gewertet wurde)

 

 

 

Sean wer?

 

(„Sean Who?“ - die US-Tageszeitung Palm Beach Post begeht in einer Der Morgen stirbt nie-Rezension 1997 quasi den „ultimativen Tabubruch“ und deutet an, dass Pierce Brosnan sogar Sean Connery vergessen macht)

 

 

 

M

Schon möglich. Aber dafür muss ich nicht dauernd mit dem, was mir fehlt, denken.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; Antwort von „M“ Judi Dench auf die Aussage des von Geoffrey Palmer gespielten starrköpfigen Admirals „Roebuck“: „Ich glaube, Ihnen fehlt das, was ein Mann hat für diesen Job“; in der Originalfassung lautet Dench’s Antwort „Perhaps. The advantage is I don’t have to think with them all the time“, folgend auf Palmer’s „Sometimes I don’t think you have the balls for this job“)

 

 

 

PARIS CARVER

Mr. Bond möchte einen Wodka-Martini. Geschüttelt, nicht gerührt.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; Bond’s alte Flamme „Paris Carver“, gespielt vom späteren „Desperate Housewife“ Teri Hatcher, hat offenbar nicht vergessen, was 007’s Lieblingsgetränk ist)

 

  

 

MONEYPENNY

Sie waren schon immer sehr zungenfertig, James.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; „Moneypenny“ Samantha Bond, in Anwesenheit von „M“ Judi Dench, zu „007“ Pierce Brosnan während eines Telefonats; die Zweideutigkeit bezieht sich darauf, dass Bond offenbar eine Affäre mit seiner Dänisch-Lehrerin, der Oxford-Professorin „Inga Bergstrom“, hat - diese wird von der Dänin Cecilie Thomsen gespielt, der damaligen Freundin von Musik-Star Bryan Adams; in der Originalfassung sagt Samantha Bond: „You always were a cunning linguist, James.“)

 

 

 

JAMES BOND

Rauchen ist ungesund.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; Kommentar von „James Bond“ Pierce Brosnan, nachdem er, im Rahmen der Vortitel-Sequenz, einen Russen, der gerade eine Zigarette raucht, ausgeknockt hat – kurz zuvor war er ihm noch mit seinem Feuerzeug behilflich diese anzuzünden; in der Originalfassung sagt Pierce Brosnan: „Filthy habit.“)

 

 

 

So viel Stress, nur um die Welt zu retten, Jimbo?“ („CIA-Mann Jack Wade“ Joe Don Baker zu „James Bond 007“ Pierce Brosnan in Der Morgen stirbt nie) – Nach dem riesigen Box Office-Erfolg von GoldenEye sowie dem Tod Albert R. „Cubby“ Broccolis, dieser verstarb am 27. Juni 1996, lastete ein gewisser Druck auf den beiden verbliebenen Bond-Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, möglichst schnell ein Nachfolgewerk abzuliefern, denn der Wunsch vor allem des neuen MGM-Bosses Kerkor „Kirk“ Kerkorian (Anmerkung: Der Multimilliardär Kerkorian, dessen Name, zugegeben, selbst wie erfunden oder wie der eines „Bond villain“ klingt, war tatsächlich einer der wichtigsten Investoren der Filmbranche und wurde auch „König von Las Vegas“ genannt, weil er dort zahlreiche Luxushotels besaß und erbauen ließ) war es, dass die Veröffentlichung des „new 007-film“ mit dem Börsengang von MGM zusammenfällt.

Nun, dem Wunsch von MGM und Kerkorian wurde Folge geleistet – und das Ergebnis war ein Bond-Film, Der Morgen stirbt nie, dem einige, wie die London Times, unterstellt haben, dass er gleichsam den Glanz aus Pierce Brosnan’s Vorstellung in GoldenEye wieder herausnehme und „wegwerfe“, andere wiederum, wie Roger Ebert von der Chicago Sun-Times, dazu bewog, zu meinen, die Bond-Serie sei durch den Film erst „fit für das 21. Jahrhundert“ geworden.

Aber augenscheinlich in Der Morgen stirbt nie ist noch etwas ganz anderes, nämlich, dass Pierce Brosnan darin, und das zumeist mit großkalibrigen Waffen, herumballert wie noch kein „James Bond 007“ vor ihm!

 

 

Der Inhalt von Der Morgen stirbt nie:

Der MI6 beobachtet von London aus eine Art „Waffenbazar für Terroristen“ im russischen Grenzgebiet [Anmerkung: Als Location für den in der Vortitel-Sequenz gezeigten „Terrorist Arms Bazaar on the Russian Border“ diente der Peyresourde-Flughafen in Peyragudes in den französischen Pyrenäen – eine Gegend, die übrigens regelmäßig im Rahmen von Tour de France-Etappen angefahren wird; ein Großteil der Peyresourde-Aufnahmen - nämlich jene, in denen Pierce Brosnan nicht aus der Nähe zu sehen ist - entstanden unter der Aufsicht von Second Unit Director Vic Armstrong]. Vor Ort im Einsatz befindet sich auch der MI6-Agent James Bond 007. Während „M“ will, dass 007 die Aufklärungsarbeit fortführt, gibt der Royal Navy-Admiral Roebuck voreilig den Befehl, dass von der „HMS Chester“ [Anmerkung: Das „HMS“ wird stets vor die Namen der Schiffe der British Royal Navy gestellt und bedeutet „Her Majesty’s Ship“ bzw. „His Majesty’s Ship“] aus eine Rakete auf den Bazar abgefeuert wird. Bond entdeckt aber zwei Nuklear-Torpedos auf einem Kampf-Jet [ein L-39 Albatros], kämpft sich den Weg zum Jet frei und fliegt diesen gerade noch rechtzeitig aus dem Einschlags-Gebiet der britischen Rakete [Bond abschließend über Funk zum MI6: „I’ve evacuated the area. Ask the admiral where he’d like his bombs delivered“/deutsche Fassung: „Ich habe den Bereich evakuiert. Fragen Sie den Admiral, wohin er seine Bomben geliefert haben möchte“].

Der Zeitungs-Tycoon Elliot Carver, Besitzer der britischen Tageszeitung „Tomorrow“ sowie des deutschen Pendants „Morgen“, strebt eine Art „weltweites Informationsmonopol“ an. Um sein Ziel zu erreichen, will er Großbritannien und China in einen Krieg stürzen, der sich zu einem „World War III“ entwickeln könnte [Aussage des US-Agenten „Jack Wade“ Joe Don Baker – gerichtet an „James Bond“ Pierce Brosnan: „Wir haben kein Interesse an einem 3. Weltkrieg. Es sei denn, wir fangen ihn an“/in der Originalfassung: „We have no interest in seeing World War III – unless we start it“]. Carver lässt zunächst, durch sein von seinem Handlanger Stamper befehligtes Stealth-Boot [Anmerkung: Als Vorbild für Carver’s Stealth-Boot diente die Sea Shadow (IX-529), ein Versuchsboot der United States Navy in den 80ern; Stealth-Boot: „Tarnkappenschiff“, das schwer zu orten ist], eine Fregatte der Royal Navy namens „HMS Devonshire“ [Anmerkung: Als „HMS Devonshire seaman“ absolvierte hier der spätere Filmstar Gerald Butler, bekannt vor allem aus Zack Snyder’s 300 von 2006, einen seiner ersten, wenngleich auch sehr kurzen, Film-Auftritte!; in Wirklichkeit fungierte die HMS Westminster gleichsam als Stand-In für alle gezeigten „Type 23 Frigates“ im Film] versenken und anschließend dann einen Kampfjet der Chinesischen Luftwaffe abschießen – Carver verwendet dazu auch die Hilfe eines Cheffrier-Computers, den der Cyber-Terrorist Henry Gupta für ihn bei dem von Bond gecrashten Waffen-Bazar erstanden hat [Anmerkung: Der „Cheffrier-Computer“ wird in der Originalfassung als „Encoder“ bezeichnet – „MI6’s Deputy Chief of Staff Charles Robinson“, gespielt von Colin Salmon, erklärt im Rahmen der Vortitel-Sequenz, als der „Encoder“ einmal auf dem MI6-Bildschirm sichtbar ist, was dieser überhaupt ist: „Sieht aus wie ein amerikanischer Cheffrier-Computer. Damit kontrollieren sie ihre Navigationssatelliten. Sie verfügen über ein GPS-System“].

Die betroffenen Länder China und Großbritannien bringen sich sofort militärisch in Stellung, sind aber gleichzeitig nicht ganz von dem „Szenario“ überzeugt, das sich ihnen da durch die „Angriffe“ geboten hat. Deshalb schickt der MI6 Bond und der Chinesische Geheimdienst die Agentin Wai Lin nach Hamburg, wo die beiden sich dann bei der Eröffnung eines Carver-Medienzentrums treffen. 007 trifft dort allerdings auch auf Paris Carver, die Ehefrau von Elliot Carver, mit der er vor Jahren eine Affäre hatte. Bond und Paris Carver verbringen anschließend eine Liebesnacht in Bond‘s Hotelzimmer [Anmerkung: „Bond’s Hotel Suite“ soll sich im Hotel Atlantic, heute: Hotel Atlantic Kempinski, in Hamburg befinden – die Liebesszenen zwischen Pierce Brosnan und Teri Hatcher wurden aber in einem Gebäude in Stoke Park gedreht, wo schon, wie im Kapitel über In tödlicher Mission berichtet, Teile von Goldfinger und eben von In tödlicher Mission entstanden sind]. Danach bricht der Agent in Carver’s Medienzentrum ein und stiehlt den besagten Cheffrier-Computer aus einem Safe – auch die chinesische Agentin Wai Lin ist vor Ort und kann, wie 007, vor Carver’s Leuten erfolgreich flüchten.

Als Bond in sein Hotelzimmer zurückkommt, findet er dort die tote Paris Carver – im Fernseher läuft bereits ein von Elliot Carver vorbereiteter TV-Beitrag zu Paris Carver‘s und 007’s Tod. Bond bekommt es in dem Hotelzimmer dann auch mit dem Profikiller Dr. Kaufman zu tun, den der Agent aber mit der Hilfe seines ihm von „Q“ bei der Ankunft in Hamburg ausgehändigten Mobiltelefons überwältigen kann, denn er überreicht dieses Dr. Kaufman und bringt diesen dazu darauf einen Knopf zu drücken, was umgehend einen 20.000-Volt-Stromstoß freisetzt – 007 kann Kaufman dadurch überwältigen und erschießt ihn. Anschließend gelingt ihm mit seinem gleichsam per Fernbedienung steuerbaren BMW aus dem Parkhaus des Hotels vor Carver’s Handlangern zu flüchten [Anmerkung: Die Dreharbeiten zu dem aufwändigen „car chase with the BMW 750iL“ dauerten 3 Wochen; der Brent Cross Car Park beim Brent Cross Shopping Centre in London hielt als „Hamburger Hotel-Parkdeck“ her – die finale Szene, nachdem Bond den Wagen gleichsam per Fernbedienung vom Parkdeck hinunter auf die Straße befördert hat, wurde allerdings „on location“ in Hamburg gedreht; die Musik zu der Szene komponierte David Arnold zusammen mit Alex Gifford von der britischen Big Beat-Band Propellerheads, die schon einen Beitrag zu Arnold’s Album Shaken & Stirred: The David Arnold James Bond Project abgeliefert hatte].

Bond trifft sich mit seinem CIA-Kollegen Jack Wade auf einem US-Air Force-Stützpunkt im Südchinesischen Meer und übergibt den Cheffrier-Computer [Anmerkung: Die Szenen, die auf der „U.S. Air Base in the South China Sea“ spielen, wurden auf der Royal Air Force Station Lakenheath gedreht, kurz: RAF Lakenheath – diese befindet sich in der Nähe von Cambridge, in der Grafschaft Suffolk, und wird tatsächlich von der United States Air Force genutzt]. Um das Wrack der „HMS Devonshire“ zu untersuchen, absolviert 007 einen „HALO-Jump“ [Anmerkung: Bei „HALO“ handelt es sich um ein militärisches Fallschirmsprungverfahren - die Abkürzung steht für „High Altitude, Low Opening“, man springt, gleichsam wie Bond im Film, aus großer Höhe vom Absetzflugzeug ab und öffnet den Fallschirm dann manuell auf niedriger Höhe; die Der Morgen stirbt nie-Macher haben, um den Eindruck zu erwecken, dass der Fallschirm erst kurz über dem Meer geöffnet wird, einen extremen „upward-camera-angle“ verwendet, einen vertikalen Kamera-Winkel; zu den prominenten HALO-Jumps der Filmgeschichte zählt beispielsweise auch jener von Tom Cruise im 2018er-Mission: Impossible-Sequel Mission: Impossible – Fallout] und landet dabei aber in vietnamesischen Gewässern, in denen sich allerdings tatsächlich auch das Schiffswrack befindet. Beim Tauchgang zum Schiff trifft Bond wieder auf Wai Lin – die beiden finden heraus, dass auch eine der Cruise-Missiles gestohlen wurde [Anmerkung: Sämtliche Tauchszenen von Der Morgen stirbt nie wurden in einem riesigen Tank gedreht, den James Cameron bei den Dreharbeiten zu Titanic verwendet hat und der, zum Zwecke der Titanic-Dreharbeiten, in Rosarito, Baja California, in Mexiko errichtet wurde]. Wieder zurück an der Wasseroberfläche werden sie von Carver’s Handlangern rund um Stamper gefangengenommen und nach Ho-Chi-Minh-Stadt [früher: Saigon] gebracht [Anmerkung: Der ursprüngliche Plan war es auch tatsächlich, in Ho-Chi-Minh-Stadt zu drehen, und sogar die entsprechenden Visa waren bereits erteilt; die Visa wurden allerdings wieder zurückgenommen, weil die Vietnamesen plötzlich „unhappy“ über die Pyrotechnik waren, deren Verwendung in den entsprechenden Action-Szenen unerlässlich gewesen wäre – mit anderen Worten: Man hatte Angst davor, dass die Explosionen Erinnerungen an den Vietnam-Krieg heraufbeschwören würden; schließlich wurden die Szenen dann in Bangkok gedreht]. Bond und Wai Lin können aber aus dem CMGN-Building [steht für Carver Media Group Network-Building] fliehen, in dem Carver die beiden bereits erwartet, und nach einer spektakulären Flucht, im Rahmen derer sie auch mit einem Motorrad [vom Typ BMW R 1200 C] vor einem Helikopter fliehen, entscheiden die beiden Agenten sich endgültig zu einer Kollaboration. Sie informieren in der Folge auch die Royal Navy sowie die Luftwaffe der Volksrepublik China über Carver’s Plan: Der Medien-Mogul will einen Staatsstreich im Reich der Mitte organisieren. Zu diesem Zweck soll die gestohlene britische Cruise Missile auf Peking abgefeuert werden, was den Krieg endgültig entfachen würde – ein chinesischer General namens Chang [Anmerkung: Der „Chinese General“ Chang ist nur kurz im Carver-Building in Ho-Chi-Minh-Stadt zu sehen und wird von dem taiwanesischen Schauspieler Philip Kwok porträtiert, dem Star zahlreicher Shaw-Brothers-Produktionen wie etwa Chang Cheh’s Das Höllentor der Shaolin von 1978], der ein Carver-Gefolgsmann ist, soll den Krieg dann beenden und ihm die exklusiven Broadcasting-Rechte in China für die nächsten 50 Jahre übertragen.

Bond und seine Partnerin machen sich schließlich gezielt im Südchinesischen Meer auf die Suche nach Carver’s Stealth-Boot [Anmerkung: Als Drehort für die Bucht, in der „007“ Pierce Brosnan und „Wai Lin“ Michelle Yeoh nach Carver’s Stealth-Boot suchen, hielt die Phang Nga Bay in Thailand her, die schon im Moore-Bond Der Mann mit dem goldenen Colt zu sehen war]. Bei dem Versuch, Sprengsätze an der Außenfront des Boots anzubringen, wird 007 von Stamper vermeintlich erschossen und Wai Lin gefangengenommen. Der natürlich noch lebende sowie völlig unversehrte Bond dringt anschließend in das Boot ein, befreit Wai Lin und zündet eine ferngesteuerte Handgranate, die das Boot beschädigt, sodass es auf dem Radar nun sichtbar ist – Gupter, der die gestohlene Cruise Missile bereits aktiviert hat, wird vor der Explosion noch von Carver erschossen [Carver zuvor noch zu Gupta: „Vielen Dank, das war‘s dann. Sie haben ausgedient“]. Die Royal Navy beginnt das Stealth-Boot zu befeuern, dessen Besatzung, mit Ausnahme von Bond, Carver, Wai Lin und Stamper, springt ins Meer [Anmerkung: Als Drehort für die Außenaufnahmen, die von dem Royal Navy-Schiff gezeigt werden, fungierte die Hafenstadt Portsmouth an der englischen Südküste, wo auch ein Marinestützpunkt existiert; auf der HMS Bedford hat auch der spätere Downtown Abbey-Star Hugh Bonneville einen kurzen Auftritt als „Warfare Officer“ - als „Kriegsoffizier“].

Zunächst kommt es zu einem Fight zwischen 007 und Carver, den der Agent für sich entscheidet, weil Carver am Ende von der „Sea Drill“ [auch: „Sea-Vac Drill“ - eine Art „scary looking underwater saw“ mit mehreren Sägeblättern, die sich im Innern des Bootes befindet] zerfetzt wird [Bond zu Carver - kurz bevor dieser in die Sägeblätter gerät: „Sie haben Regel Nummer 1 für die Massenmedien vergessen: Man muss den Leuten das geben, was sie wollen!“/englische Fassung: „You forgot the first rule of mass media, Elliot: Get the people what they want!“]. Bond versucht dann die Cruise Missile, die sich auf einer Abschussrampe befindet, zu entschärfen. Er wird dabei aber von Stamper unterbrochen – dieser hat Wai Lin in der Zwischenzeit an eine Eisenkette gefesselt und ins Wasser befördert. Bevor sie von Stamper ins Wasser gestoßen wird, wirft sie Bond noch einige Zündvorrichtungen zu, die der Agent im Abgasstrahlbereich der Rakete anbringt. Im finalen Fight zwischen Bond und Stamper verletzt Bond Stamper mit einem Messer, was aber so gut wie wirkungslos scheint. Dann wird Stamper jedoch zwischen Abschussrampe und Rakete eingeklemmt und bewegungsunfähig [Stamper’s Reaktion darauf: „Nein!“; dieses „Nein!“ spricht Stamper-Darsteller Götz Otto auch in der Originalfassung auf Deutsch!]. Bond springt ins Wasser, rettet Wai Lin und verlässt mit ihr das Schiff. Schließlich zerstört der Abgasstrahl der startenden Cruise Missile die Zünder – es kommt zu einer Explosion und das Stealth-Boot fliegt, samt Stamper und der Cruise Missile, in die Luft.

Am Ende treiben Bond und Wai Lin auf einem riesigen Stealth-Boot-Wrackteil im Meer. Das Royal Navy-Schiff fährt an ihnen vorbei – anstatt um Hilfe zu rufen, küssen sich die beiden lieber [Dem Kuss vorausgehender Dialog: Wai Lin: „Die suchen uns, James“/Bond: „Wir sollten lieber in Deckung bleiben“].

 

 

 

 

Lay down all thoughts, surrender to the void

 

(Textzeile aus dem Beatles-Song „Tomorrow Never Knows“, dem Schluss-Song des Albums Revolver von 1966; der Song-Titel soll grundsätzlich die Inspiration für den Titel des 18. Bonds Tomorrow Never Dies geliefert haben)

 

  

 

In loving memory of ALBERT R. „CUBBY“ BROCCOLI

 

(eine zu Beginn des Abspanns eingeblendete Widmung an den legendären Langzeit-Produzenten der James Bond-Film-Serie Albert R. Broccoli (1909-1996); der US-Amerikaner, Mitinhaber der Eon Productions Ltd. sowie der Danjaq, LLC, rief die Film-Serie 1962 nicht nur ins Leben, sondern produzierte dann bekanntlich, ohne Unterbrechung, sämtliche Bond-Filme einschließlich GoldenEye)

 

 

 

JAMES BOND

Heutzutage drucken die auch wirklich alles.

 

(aus: Der Morgen stirbt nie; ironisch-böser Kommentar von „James Bond“ Pierce Brosnan – nachdem er einen der Handlanger des Medien-Moguls Elliot Carver in eine Druckerpresse befördert hat; in der Originalfassung sagt Brosnan: „They’ll print anything these days.“)

 

 

 

We had a script that was not functioning in certain areas“ – So lautete einst das Urteil von 007-Darsteller Pierce Brosnan über das Drehbuch zu Der Morgen stirbt nie, das tatsächlich erst eine Woche vor Drehbeginn fertig geworden ist.

Da es eben „no Ian Fleming novels or stories to adapt“ mehr gab, hatte Bond-Produzent Michael G. Wilson zusammen mit dem US-Krimi-Autor Donald E. Westlake (Anmerkung: Westlake schrieb, zum Beispiel, das Drehbuch zu Stephen Frears‘ heutzutage fast vergessenem Drama Grifters aus 1990 mit Angelica Houston und John Cusack; sein Roman „Jetzt sind wir quitt“ gilt als Vorlage für den John Boorman-Krimi-Klassiker Point Blank – Keiner darf überleben mit Lee Marvin aus 1967 sowie für das gelungene Remake Payback – Zahltag von 1999 mit Mel Gibson) im Vorfeld einige Story-Treatments ausgearbeitet. Diese handelten im Prinzip von einem Bösewicht, der plant Hong Kong zu zerstören, nämlich während des „transfer of sovereignity to China“ im Juli 1997. Das „Hong Kong Handover“, die Übergabe, oder besser: Rückgabe, Hong Kongs an China konnte jedoch nicht benutzt werden, da relativ klar war, dass der Film erst Ende 1997 in die Kinos kommen würde. Da aber selbst die Drehbuch-Ur-Version, die GoldenEye-Co-Autor Bruce Feirstein schließlich abgeliefert hatte, das Motiv der bevorstehenden Übergabe Hong Kongs von Großbritannien an China beinhaltete, wurde eine sofortige Überarbeitung des Drehbuchs notwendig.

Der Regisseur von Der Morgen stirbt nie, nämlich Roger Spottiswoode, der stets ein Garant für „solide inszenierte Unterhaltung mit Top-Stars“ war (Anmerkung: Spottiswoode inszenierte zum Beispiel Platoon-Star Tom Berenger und Sidney Poitier 1988 in Mörderischer Vorsprung, Tom Hanks 1989 in Scott & Huutsch sowie Mel Gibson und Robert Downey Jr. 1990 in Air America; grundsätzlich war Spottiswoode bereits in der Timothy Dalton-Ära als Regisseur in Betracht gezogen worden – den Regie-Stuhl bei Der Morgen stirbt nie bekam er allerdings erst, als GoldenEye-Regisseur Martin Campbell absagte, da dieser keine zwei James Bond-Filme hintereinander drehen wollte), trommelte daraufhin sieben Drehbuchautoren zu eine Art von „Brainstorming“ zusammen.

Das Ergebnis war, dass Spottiswoode den Autor und Regisseur Nicholas Meyer auswählte, gleichsam als „Script-Polisher“ zu fungieren (Anmerkung: Meyer, der auch Schöpfer der TV-Serie Die Medici – Herrscher von Florenz ist, die seit 2016 läuft, inszenierte 1983 unter anderem den Cold War-Atomkriegsklassiker The Day After – Der Tag danach sowie 1985 den Tom Hanks-Kult-Film Alles hört auf mein Kommando; als Drehbuchautor lieferte er 1993 beispielsweise die Vorlage zu dem Richard Gere-/Jodie Foster-Vehikel Sommersby ab). Meyer’s Version wurde dann schließlich den Händen eines weiteren „Script-Polishers“ übergeben, nämlich jenen von Daniel Petrie Jr., der Autor zahlreicher Filmklassiker wie Beverly Hills Cop – Ich lös‘ den Fall auf jeden Fall oder The Big Easy – Der große Leichtsinn (1987; The Big Easy; Regie: Jim McBride) ist, mit Spottiswoode aber auch bei Mörderischer Vorsprung (Shoot to Kill) sowie Scott & Huutsch (Turner & Hootch) zusammengearbeitet hatte.

Berichten zufolge soll Spottiswoode grundsätzlich eher die Drehbuch-Version von Daniel Petrie Jr. bevorzugt haben. Jonathan Pryce und Teri Hatcher waren aber unzufrieden mit ihren neuen Rollen, denn Petrie Jr.‘s Skript-Änderungen hatten offenbar vor allem das „Ehepaar Elliot & Paris Carver“ betroffen.

Als alleiniger Autor von Der Morgen stirbt nie galt dann aber letztendlich weiterhin der ehemalige Journalist Feirstein, der, nach eigenen Aussagen, eine Art „Nightmare of Reality“ kreieren wollte und die Figur des psychopathischen Medien-Moguls „Elliot Carver“ nicht, wie viele Kritiker annahmen, an den berühmten US-australischen Medien-Tycoon Rupert Murdoch, dem Gründer der „News Corporation“, eines der weltgrößten Medienkonglomerate, anlehnte, sondern an den britischen Verleger und Labour Party-Politiker Robert Maxwell. Der exzentrische Maxwell, Herausgeber des Daily Mirror, einer der auflagenstärksten Tageszeitungen Großbritanniens, kam 1991, unter mysteriösen Umständen, nahe Teneriffa, vermeintliche Todesursache: „falling overboard on his yacht“, ums Leben. Eine Analogie zwischen Carver und Maxwell wird in Der Morgen stirbt nie auch dadurch hergestellt, dass „M“ Judi Dench am Ende „Moneypenny“ Samantha Bond eine Pressemitteilung diktiert, in der davon die Rede ist, dass Carver mit seiner Luxus-Yacht im Südchinesischen Meer unterwegs war und ertrunken ist, was die Wahrscheinlichkeit eines „Selbstmordes“ nahelege.

Tomorrow Never Dies“ ist der zweite Film-Titel nach „Licence to Kill“, der keinerlei Bezug zu Bond-Erfinder Ian Fleming hat. Entstanden ist der Titel jedoch durch einen Fehler, denn der Arbeitstitel von Bond-Film Nummer 18 lautete ursprünglich „Tomorrow Never Lies“, was, wie im Zitat weiter oben bereits ausgeführt, in Anlehnung an den berühmten Beatles-Song „Tomorrow Never Knows“ geschah. Aus „Tomorrow Never Lies“ wurde deswegen „Tomorrow Never Dies“, weil MGM eine Faxübermittlung des Titels falsch wiedergegeben hatte. Der „neue“ Titel gefiel den Produzenten aber so gut, dass sie ihn beibehielten. Das im Titel vorkommende „Tomorrow“ kann natürlich auch als Bezug zu Carver’s Zeitung „Tomorrow“ gelesen werden.

Die Innenaufnahmen von Der Morgen stirbt nie entstanden diesmal nicht, wie zuvor bei GoldenEye, in den Leavesden-Studios, denn die nutzte damals gerade George Lucas für die Dreharbeiten zu seinem ersten Star Wars-Prequel Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999; Star Wars: Episode I – The Phantom Menace), sondern größtenteils wieder in der „007 Stage“ in den Londoner Pinewood Studios.

Sehr schnell war von einer „schlechten Stimmung“ und „mangelndem Teamwork“ am Set die Rede und vor allem Spottiswoode und Feirstein schienen in eine Art „kreativen Konflikt“ geraten zu sein. Pierce Brosnan bemühte sich hingegen, die Gerüchte abzuschwächen und sprach, darauf von Medienleuten angesprochen, in diesem Zusammenhang nur von „good old creative argy-bargy[Hickhack]“. Brosnan selbst war jedoch auch mit Teri Hatcher aneinandergeraten, weil diese an einem Tag zu spät zum Dreh kam – der 007-Darsteller entschuldigte sich jedoch, nachdem Hatcher ihm erzählt hatte, dass sie im dritten Monat schwanger sei.

 

 

(ENDE von TEIL 1[von 2] des Kapitels; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 21.09.2019)