Ausschnitt aus dem Buch "EIN QUANTUM BOND" (2020; NEUAUFLAGE): Kapitel "James Bond 007 - Feuerball"

 

James Bond 007 – Feuerball (1965)

 (Originaltitel: Thunderball; Regie: Terence Young)

 

 

 On you everything looks good.

 

 (aus: Feuerball; „Felix Leiter“ Rik Van Nutter zu „James Bond“ Sean Connery, bevor sich dieser in Taucherausrüstung in den epischen Unterwasserkampf am Ende des Films stürzt; der Satz wurde in der deutschen Synchronisation leider unterschlagen)

 

 

 "Grausamkeit, Sex und technische Superlative"

 (laut einer Feuerball-Kritik des Evangelischen Filmbeobachters aus 1965 die „üblichen Bond-Zutaten“; Nachsatz in der damaligen Kritik: „Unsere grundsätzlichen Einwände [gegen die Bond-Serie] […] bleiben bestehen.“)

 

 

 

 He always runs while others walk

He acts while other men just talk

He looks at this world and wants it all

 So he strikes like Thunderball

 

 He knows the meaning of success

His needs are more so he gives less

 They call him the winner who takes all

 

And he strikes like Thunderball

 

 Any woman he wants, he’ll get

He will break any heart without regret

His days of asking are all gone

His fight goes on and on and on

But he thinks that the fight is worth it all

 So he strikes like Thunderball

 

  (vollständige Lyrics des Titelsongs Thunderball, gesungen von Tom Jones, komponiert von John Barry, Text von Don Black; Thunderball war der erste Bond-Song, der gleichsam auf Bond selbst und auf dessen „Persönlichkeitsstruktur“ referiert hat; ursprünglich hätte man Johnny Cash im Vorspann zu Feuerball hören sollen - der letztendlich nicht verwendete Song von Cash setzte sich eher mit dem Inhalt von Feuerball auseinander; das zunächst für die Titelsequenz favorisierte Mr. Kiss Kiss Bang Bang, komponiert von John Barry, Text von Leslie Bricusse, kommt im Film dann in der „Club Kiss Kiss“-Szene vor)

 

 

 JAMES BOND

 Mein lieber Colonel Bouvar. Sie sollten keine Pfennigabsätze tragen bei Ihren Plattfüßen.

 

 (aus: Feuerball; Worte von Bond an den als „trauernde Witwe“ verkleideten PHANTOM-Agenten Jacques Bouvar, gespielt vom Stuntman Bob Simmons, nachdem er ihm einen wuchtigen Faustschlag ins Gesicht verpasst hat; in der Originalfassung sagt Connery, nachdem er zugeschlagen hat, aber etwas völlig anderes, nämlich: „My dear Colonel Bouvar, you shouldn’t have opened that car door by yourself.“)

 

 

 PATRICIA FEARING

 Sag mal, was arbeitest du eigentlich?

 

 JAMES BOND

 Ich bin so eine Art Feuerlöscher. Immer da, wo’s brennt.

 

 (aus: Feuerball; aus der „Abschiedsszene“ vor dem Sanatorium zwischen Bond und der Krankenschwester Patricia Fearing, gespielt von Molly Peters; in der Originalfassung lautet Bond’s Antwort: „I travel. A sort of a licensed trouble-shooter.“)

 

 

 JAMES BOND

 Also, Ihr Phantom gegen das meine.

 

 (aus: Feuerball; Bond zu „Largo“ Adolfo Celi während der Baccara-Partie im Casino; Bond eröffnet damit quasi offiziell das Duell zwischen den beiden, das letztendlich im Zentrum des Films steht; in der Originalfassung sagt Connery: „It’s your spectre against mine.“)

 

 

 JAMES BOND

 Oh nein.

 

 (aus: Feuerball; Reaktion von Bond auf das Eintreffen von „Q“ Desmond Llewelyn in Nassau)

 

 

Wie bereits in dem Kapitel über James Bond – 007 jagt Dr. No erwähnt, muss man im Zusammenhang mit der Entstehung von Feuerball, des vierten und in der Tat wirklich megaerfolgreichen Bond-Films, den langwierigen Rechtsstreit erwähnen, der sowohl das Original von 1965 als auch das nicht von Eon Productions produzierte Remake Sag niemals nie von 1983 begleitet hat.

Die Verfilmungsrechte an Ian Fleming’s neuntem Bond-Roman Aktion Feuerball von 1961 lagen deshalb so lange Zeit bei dem Produzenten und Drehbuchautor Kevin McClory, weil dieser grundsätzlich als Mitautor des Romans gilt, der ursprünglich auf einem gemeinsam zum Zwecke eines Pilotfilms für eine James Bond-TV-Serie verfassten Drehbuch von Fleming, McClory und Jack Whittingham basierte. Da McClory und Whittingham Klage gegen Fleming einbrachten, bestätigte ein gerichtliches Urteil die Co-Autorenschaft McClorys und Whittinghams, wenngleich Fleming auch weiterhin als Hauptautor von Aktion Feuerball genannt wurde und natürlich wird. McClory erhielt zusätzlich jedoch auch die Filmrechte an dem Roman zugesprochen. Nach dem riesigen Erfolg der ersten drei Bond-Filme einigten sich Harry Saltzman und Albert R. Broccoli mit McClory bezüglich einer Verfilmung von Aktion Feuerball. McClory wurde nicht nur in den Produktionsprozess von Feuerball mit einbezogen, er wird in der Titelsequenz des Films sogar dezidiert als Produzent genannt, sondern erhielt auch eine satte Gewinnbeteiligung, aber nur unter der Klausel, dass er zehn Jahre lang keine Neuverfilmung des Romans in Angriff nehmen darf.

Ab 1975, also nach Ablauf der Zehn-Jahres-Frist, versuchte McClory dann eine Neuverfilmung des Feuerball-Stoffes auf die Beine zu stellen. Bis 1983, bis zur Veröffentlichung von Sag niemals nie, eines Films, in dem eben wieder Sean Connery als James Bond zu sehen ist und der seinerzeit sogar an den Kinokassen beinahe den im selben Jahr veröffentlichten „offiziellen“ Roger Moore-Bond Octopussy (Regie: John Glen) übertrumpft hätte, kam es zu weiteren Rechtsstreitigkeiten zwischen McClory, der Eon Productions Ltd. und United Artists. Weitere Pläne McClorys, der 2006 verstarb, eine erneute Verfilmung von Aktion Feuerball vor Gericht zu erkämpfen, zerschlugen sich.

Aber zurück in die 60er-Jahre: Nachdem der erste längere Rechtsstreit um Feuerball eine Klärung gefunden hatte (Anmerkung: Auf die aktuelle Rechtslage im Zusammenhang mit der Geschichte von und den Figuren aus Aktion Feuerball werde ich dann im Kapitel über Spectre näher eingehen), stand den Dreharbeiten zu einem der größten und perfektesten Unterhaltungsfilme aller Zeiten, denn das ist nun mal Terence Young’s dritte Bond-Regie-Arbeit, auch nichts mehr im Wege.

In Feuerball geben alle 60er-Jahre-Hauptakteure des ganzen Bond-Universums, vor und hinter der Kamera, noch einmal ihr Bestes und das Ergebnis war nicht nur einer der größten Filmerfolge der 60er-Jahre, sondern, bei einem damaligen weltweiten Einspielergebnis von sagenhaften 140 Millionen US-Dollar (Produktionskosten: circa 9 Millionen US-Dollar), auch für sehr lange Zeit der erfolgreichste aller Bond-Filme, bis zum Auftauchen von Skyfall im Jahr 2012. Dass Feuerball zu seiner Zeit tatsächlich, wirft man einen „inflationsbereinigten“ Blick auf das Einspielergebnis, ein Kino-Hit im Ausmaß von Skyfall war, der Craig-Bond lukrierte weltweit über 1,1 Milliarden US-Dollar, ist unterm Strich nicht wirklich verwunderlich, denn Feuerball, der als Film etwas Großes, Weltumspannendes, „Glamouröses“ an sich hat, ist letztendlich Blockbuster-Kino in Vollendung, lange bevor dieser Begriff überhaupt so wirklich existent war, denn immerhin befinden wir uns 1965 noch ein gutes Jahrzehnt vor dem Kino der Hollywood-Wunderkinder Steven Spielberg und George Lucas.

 

Die Handlung von Feuerball (Anmerkung: „Thunderball“ lautet im Film der Name der Mission zur Wiederauffindung der Nuklearsprengköpfe):

Zu Beginn des Films enttarnt und tötet 007 den als trauernde Witwe verkleideten Jacques Bouvar in dessen Villa. Bei Bouvar handelt es sich in Wahrheit um einen Agenten von PHANTOM [im Original wiederum: S.P.E.C.T.R.E.], der seine eigene Beerdigung vorgetäuscht hat, weil der französische Geheimdienst offenbar einen Anschlag auf sein Leben verübt hat. Anschließend flüchtet Bond vor Bouvar’s Schergen mithilfe eines Raketenrucksacks und seines Aston Martin DB5.

In Paris versammelt PHANTOM-Chef Ernst Stavro Blofeld die führenden Mitglieder seiner Organisation im Hauptquartier. Die Verbrecherorganisation beabsichtig, von den Vereinten Nationen die Summe von 280 Millionen US-Dollar (100 Millionen Pfund) zu erpressen.

Das PHANTOM-Mitglied Graf Lippe hat sich, um den Plan der PHANTOM-Führungsmitglieder auszuführen, in einem Sanatorium in Südengland einquartiert, ganz in der Nähe eines NATO-Stützpunktes. Durch Zufall befindet sich auch Bond in diesem Sanatorium zur Erholung. Graf Lippe versucht in der Folge Bond zu töten, indem er ein Gerät auf dessen höchste Stufe stellt, welches die Intensität einer Dehnungsbank reguliert, auf die Bond von der Krankenschwester Patricia Fearing, mit der er ein Verhältnis hat, zu medizinischen Zwecken angebunden worden ist. Bond wird bewusstlos, überlebt den Anschlag aber, da Fearing nach Bond sieht und das Gerät noch rechtzeitig abstellt.

Graf Lippe tötet zusammen mit zwei anderen Personen, die sich ebenfalls in Diensten von PHANTOM befinden, nämlich mit dem Söldner Angelo Palazzi sowie der Auftragskillerin Fiona Volpe, den NATO-Piloten Major Franҫois Derval. Sie stehlen Derval’s Ausweis, damit der Söldner Palazzi, dessen Aussehen zuvor dem Dervals durch kosmetische Operationen angeglichen worden ist, problemlos in den NATO-Stützpunkt gelangen kann. Dort besteigt er ein Flugzeug, das atomare Sprengköpfe an Bord hat und zu Übungszwecken abhebt. Der wie Major Derval aussehende Angelo Palazzi tötet die restlichen Besatzungsmitglieder und landet die Maschine [vom Typ Avro Vulcan] im karibischen Meer. Unter Wasser werden die Nuklearwaffen von Largo und seinen Tauchern geborgen und Largo selbst tötet Palazzi, da dieser bei der Ermordung Dervals gegenüber Fiona Volpe plötzlich ein höheres Honorar für seine Dienste gefordert hatte. Die Nuklearwaffen werden schließlich an Bord von Largo’s Yacht, der „Disco Volante“ [ins Englische übersetzt: „Flying Disc“ oder „Flying Saucer“], gebracht.

Bond beobachtet von seinem Zimmer aus, wie mehrere Personen mit einer Leiche das Sanatorium betreten. Er verfolgt die Personen und findet die Leiche, es ist Derval, dessen Gesicht man wie das von Palazzi einbandagiert hat, schließlich wenig später abgelegt auf einer Dehnungsbank in einem Raum des Sanatoriums. Dort wird 007 aus dem Hinterhalt von einem PHANTOM-Agenten attackiert, er kann den Angreifer aber überwältigen und löst danach den Feueralarm aus.

Am nächsten Morgen verlässt Bond das Sanatorium in Richtung MI6-Hauptquartier in London. Auf der Heimfahrt muss sich der Agent plötzlich eine Autoverfolgungsjagd mit Graf Lippe liefern, der aber, während er Bond verfolgt, plötzlich von Fiona Volpe mit deren Motorrad im Auftrag von Blofeld exekutiert wird, da dieser der Meinung ist, dass Lippe mit der Auswahl von Angelo Palazzi als Major Derval-Double die ganze Operation gefährdet hat. Durch Volpe’s Eingreifen bleibt Bond völlig unbeschadet und erfährt anschließend im Hauptquartier umgehend von den vermissten Nuklearraketen sowie von den Forderungen von PHANTOM, denn die Organisation droht, bei Nichterfüllung, eine Stadt im Vereinten Königreich oder in den Vereinigten Staaten mit den Raketen zu vernichten. 007 bittet „M“ darum, in Nassau tätig werden zu können, da er aufgrund seiner eigenen Recherchen der Meinung ist, dass dorthin die heißeste Spur im Zusammenhang mit den Nuklearraketen führt.

In Nassau folgt Bond einer Frau namens Dominique, genannt Domino, die Derval’s Schwester ist, beim Tauchen und nimmt mit ihr Kontakt auf. Am Abend trifft der Agent dann auf Largo und Domino, die Largo’s Geliebte ist, in einem Casino. Bond und Largo spielen eine Partie Baccara gegeneinander und Largo lädt 007 dazu ein, ihn in seinem Landhaus „Palmyra“ zu besuchen.

Auch „Q“ gesellt sich in Nassau zu dem kleinen Team um Bond und dessen CIA-Kollegen Felix Leiter. Er stattet 007 mit einer Art „Ortungspille“, einem als Uhr getarnten Geigerzähler, mit einer Infrarot-Unterwasserkamera, einer Leuchtpistole sowie mit Miniatur-Luftflaschen aus, die eine kaputt gegangene Sauerstoffflache für ein paar Minuten ersetzen können.

In der Nacht versucht Bond, Largo’s Schiff, die „Disco Volante“, auf Radioaktivität zu überprüfen und somit die Nuklearwaffen zu finden. Er scheitert aber und auf dem Rückweg wird er von Fiona Volpe aufgelesen, die ihn in ihrem Wagen zurück zu seinem Hotel bringt, in dem sie offenbar ebenfalls wohnt.

Leiter und Bond erkunden mittels Helikopter das Grundstück rund um Largo’s Landhaus und entdecken auch ein Haifischbecken mit sogenannten „Goldgrottenhaien“ [Anmerkung: In Wahrheit handelt es sich um Tiger-Haie, die Spezies „Goldgrottenhai“ existiert nicht]. Bond kommt in der Folge der Einladung Largos nach und besucht „Palmyra“. Währenddessen wird die Agentin Paula Caplan, die zu Bond’s Team gehört, aus Bond’s Hotelzimmer von Fiona Volpe und ihren Leuten entführt.

Im Schutz der Nacht kehrt Bond zurück und bricht in Largo’s Landhaus ein. Dort findet er auch die tote Caplan, die mithilfe einer Giftkapsel Selbstmord begangen hat, um sich dem Verhör zu entziehen. Bond wird aber entdeckt und während eines Zweikampfs stürzen er und einer von Largo’s Männern in einen Swimmingpool. Largo lässt den Pool mit einer elektrisch ausfahrbaren Plane gleichsam schließen und hetzt daraufhin die Haie aus dem Haifischbecken auf Bond und den Mann. Bond tötet den Mann mit einem Messer und flüchtet mithilfe einer Miniatur-Luftflasche durch einen Tunnel in das Haifischbecken, von wo aus er dann unbehelligt zurück an Land kommt.

Wieder in seinem Hotelzimmer angekommen, erwartet Bond dort bereits Fiona Volpe. Bevor sie Bond jedoch mit einer Waffe bedroht und ihn mithilfe von mehreren Männern, die plötzlich vor Bond’s Hotelzimmertür stehen, zu Largo bringen will, verbringen die beiden noch eine Liebesnacht miteinander. 007 kann aber schließlich aus dem Auto, in das zu steigen man ihn gezwungen hat, entkommen und will im Getümmel der Nassauer Karnevalsfeiern untertauchen. Er wird aber wenig später am Bein angeschossen. Bond’s Blutspur führt seine Verfolger in einen Nachtclub namens „Club Kiss Kiss“, in dem sie ihn, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, von einem Versteck aus erschießen wollen, während Fiona Volpe mit ihm tanzt. Die Kugel trifft aber nicht Bond, sondern Volpe tödlich, die den Agenten, der daraufhin erfolgreich flüchten kann, zuvor eben zum Tanz aufgefordert hatte.

Bond und Leiter entdecken das entführte Flugzeug, das sich gut getarnt auf dem Meeresboden in der Nähe von Largo’s Landhaus befindet. Bei seinem anschließenden Tauchgang nimmt 007 dem getöteten Angelo Palazzi Derval’s Erkennungsmarke und dessen Armbanduhr ab, als Beweise für Domino, dass ihr Bruder tot ist. Später konfrontiert Bond eine entsetzte Domino mit den Sachen ihres Bruders und fragt sie auch, ob sie etwas über den Verbleib der Nuklearwaffen weiß. Domino willigt ein, mit Bond gegen Largo zu arbeiten. Bei der Gelegenheit tötet 007 auch Vargas, einen von Largo’s Killern, der ihn und Domino am Strand beobachtet, mit einer Harpune.

In der Nacht gelingt es Bond, sich unter Largo’s Taucher zu mischen. Er wird jedoch unter Wasser beim Verladen der Bomben, die mittlerweile in einer Grotte versteckt sind, von Largo erkannt, der umgehend seine Männer auf ihn hetzt. Bond kann aber entkommen. Auf der „Disco Volante“ merkt Largo, dass sich Domino von ihm abgewandt hat. Er sperrt sie in ihre Kabine ein und will sie foltern, was der Wissenschaftler Ladislav Kutze, indem er Largo zum Scharfmachen der Nuklearraketen holt, gerade noch verhindert.

007 befindet sich derweil in einer Art Bucht, von wo aus das Signal der „Ortungspille“, die Bond geschluckt hat, von einem Hubschrauber, in dem sich auch Felix Leiter befindet, aufgefangen wird. Bond wird schließlich an Bord des Helikopters geholt.

Aus einem Flugzeug springen eine Reihe von Geheimdienstleuten in Taucherausrüstung, ausgestattet mit Harpunen und diversen anderen Waffen, ins Meer und liefern sich unter Wasser einen erbitterten Kampf mit Largo’s Männern, die die Bomben erneut vor der Küste von Miami umladen wollen. Bond springt aus dem Helikopter und greift ebenfalls in den Kampf ein, den die Männer um 007 letztendlich gewinnen. Largo hingegen konnte sich während des Unterwasser-Kampfs zurück auf seine Yacht flüchten.

Am Bord der „Disco Volante“ befreit Kutze Domino von ihren Fesseln. Zeitgleich gelangt auch Bond auf die Yacht und kämpft mit Largo. Das Boot rast dabei mit Höchstgeschwindigkeit auf einen Felsen zu. Bevor es Largo aber beinahe gelingt, Bond zu töten, jagt Domino Largo eine Harpune in den Rücken, sodass dieser stirbt. Bond, Domino und Kutze können noch rechtzeitig von Bord springen, bevor die „Disco Volante“ auf dem Felsen aufprallt und explodiert.

Ein Flugzeug wirft für Domino und 007, die sich nun auf dem offenen Meer befinden, ein Rettungsboot und ein Seil ab, das an einem Heliumballon fixiert ist. Die beiden machen sich an dem Seil fest und heben durch das Flugzeug, das das Seil mit dem Ballon auffängt, ab in die Luft.

 

 

 

 JAMES BOND

 Darf ich auch meine Freundin hierhersetzen? Sie belästigt Sie nicht. Sie ist nämlich tot.

 

 (aus: Feuerball; Bond zu einem an einem Tisch im „Club Kiss Kiss“ sitzenden Paar, während er die versehentlich von ihren eigenen Leuten getötete PHANTOM-Agentin Fiona Volpe auf einem Stuhl platziert)

 

 

 JAMES BOND

 Einer weniger von den Strolchen.

 

 (aus: Feuerball; Bond zu „Domino“ Claudine Auger in der Szene, in der sie gemeinsam am Strand sitzen, nachdem er Vargas, einem von Largo’s Männern, gespielt von Philip Locke, eine Harpune in den Oberkörper gejagt hat; in der Originalfassung sagt Bond jedoch „I think he got the point“, was weit subtiler daherkommt)

 

 

Im Zusammenhang mit Sean Connery’s Performance in Feuerball hat man, vergleicht man das mit seinen Performances in Man lebt nur zweimal (1967; Originaltitel: You Only Live Twice; Regie: Lewis Gilbert), in Diamantenfieber sowie eigentlich auch in Sag niemals nie, das Gefühl, dass er die Rolle des James Bond hier das letzte Mal gerne und ohne große und auf der Leinwand sogar sichtbare Vorbehalte spielt. Connery ist in Feuerball auf dem Höhepunkt angelangt, er ist -endgültig- James Bond, 007!

Den Coolness- und Effizienz-Faktor hat aber nicht nur der Schauspieler selbst mit seiner mehr als souveränen Performance in die Höhe geschraubt, sondern dieser Faktor wird auch durch eine Reihe inszenatorischer Details unterstützt, die viele Szenen in Feuerball noch unvergesslicher gemacht haben. So wirft etwa Bond noch einen im Raum herumstehenden Strauß Blumen auf den toten Colonel Bouvar, bevor er vor dessen Leuten ins Freie flüchtet, um dort mit seinem Raketenrucksack zu seinem Aston Martin zu fliegen. In einer Szene im Sanatorium, in der Bond das Zimmer von Graf Lippe durchsucht, nimmt er sich, obwohl er weiß, dass er vom Zimmer nebenan, in dem sich Angelo Palazzi befindet, belauscht wird, vor dem Verlassen des Zimmers noch eine Traube von einem Obst-Teller (in Stirb an einem anderen Tag gibt es sogar eine Hommage an diese Szene und Pierce Brosnan tut es Sean Connery nach und nimmt sich, mitten in einer gefährlichen Aktion, ebenfalls eine Traube von einem Obst-Teller). In einer weiteren Sanatoriums-Szene, als 007 die Leiche von Derval auf der Dehnungsbank findet und schließlich, während er telefonieren will, von einem PHANTOM-Agenten attackiert wird, wickelt er diesem, nachdem er ihn ausgeknockt hat, noch das Telefonkabel um den Hals, bevor er wiederum den Raum verlässt und den Feueralarm auslöst.

Aber ganz generell agiert die Bond-Figur in zahlreichen Szenen in Feuerball auch selbstironisch bis sarkastisch, wovon eine ganze Reihe von Dialogen zeugen, so wie auch der folgende zwischen Moneypenny und Bond, der stattfindet, als dieser, nach seinem mehr als turbulenten Sanatoriumsaufenthalt, endlich das MI6-Hauptquartier erreicht hat und wie gewohnt in M’s Büro gehen will:

 

 

MONEYPENNY

 Ah, ah. Zum Konferenzzimmer. Muss was vorgefallen sein. Alle europäischen Doppelnull-Agenten wurden schnellstens herbeordert. Der Innenminister ebenfalls.

 

 JAMES BOND

 Wahrscheinlich ist Frau Minister der Hund entlaufen.

 

 (aus: Feuerball)

 

 

Zu einem der Sexsymbole der 60er-Jahre wurde durch Feuerball das Model Molly Peters, die als eine Entdeckung von Terence Young gilt und die die Sanatoriums-Krankenschwester Patricia Fearing spielt, die sich um Bond kümmert und die mit ihm ein Verhältnis hat. Molly Peters war das erste Bond-Girl, das sich komplett vor der Kamera entkleidete, obwohl sie in der besagten Sex-Szene zwischen ihr und Connery, die in einer Dusche stattfindet, nur ganz kurz nackt zu sehen ist, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die explizite Szene auf Verlangen des British Board of Film Classification durch einige Schnitte entschärft worden ist, weil Feuerball sonst ein X-Rating gedroht hätte, also eine Einstufung des Films als „nicht für Jugendliche geeignet“ (Anmerkung: In Deutschland kam es 1965 sogar zu einem Verbot eines ganz bestimmten Feuerball-Filmplakats, auf dem Connery einen Gegner mit einer Harpune tötet, mit der Begründung, dass der Bikini des mit abgebildeten Bond-Girls darauf „zu klein“ ausgefallen sei). Molly Peters war 1965 dann auch in der November-Ausgabe des Playboys zu sehen und zwar in der von Bond-Drehbuch-Veteran (war unterm Strich, bis 1989, bis einschließlich Lizenz zum Töten, an zwölf Bond-Drehbüchern beteiligt) Richard Maibaum erstellten Bildserie „James Bond’s Girls“.

Die Figur der Patricia Fearing kann man getrost zu den allerbesten „Neben-Bond-Girls“ der gesamten Serie zählen, nur noch getoppt von „Sylvia Trench“ Eunice Gayson, die eben in James Bond – 007 jagt Dr. No und Liebesgrüße aus Moskau vorkommt. Die Dialoge zwischen Bond und Fearing gehören zu den amüsantesten des gesamten Films. Ein Beispiel für so einen amüsanten Bond-Fearing-Dialog ist der folgende, der in einer Szene vorkommt, in der Bond in seinem Hotelzimmer Fearing mit einem Nerzhandschuh über den entblößten Rücken streicht:

 

 

 JAMES BOND

 Nerz. Das beruhigt die Hormone.

 

 PATRICIA FEARING

 Meine nicht.

 

 (aus: Feuerball; in der Originalfassung sagt Connery "Mink. It reduces the tensions" und Peters meint "Not mine")

 

 

Ausdruck jener Bond’schen Selbstironie in Feuerball, von der weiter oben schon die Rede war, ist dann auch jener Dialog zwischen Bond und Fearing, zu dem es kommt, als 007 das Sanatorium in Richtung MI6-Hauptquartier verlässt und sich die beiden voneinander verabschieden. Angespielt wird darin auf Bond’s legendären und scheinbar unstillbaren sexuellen Appetit:

 

 

 JAMES BOND

 Wir sehen uns wieder.

 

 PATRICIA FEARING

 Wann du willst und wo du willst, James.

 

JAMES BOND

 Ich will eigentlich immer. Ich hab nur so wenig Zeit.

 

 (aus: Feuerball; Bond’s letzter Satz lautet in der Originalfassung aber „Another time, another place“, was eigentlich nicht so ganz der Übersetzung entspricht, die die deutsche Synchronisation hier präsentiert)

 

 

Ein völlig anderes Bond-Girl in Feuerball als die Krankenschwester Patricia Fearing, und, wenn man so will, ein böses Bond-Girl, ist die von der italienischen Schauspielerin Luciana Paluzzi dargestellte PHANTOM-/(SPECTRE-)Killerin Fiona Volpe. Die eiskalt und skrupellos agierende Volpe, Mitglied der, wie es im Film einmal der gesichtslos bleibende Blofeld (gespielt von Anthony Dawson/Stimme im englischen Original: Eric Pohlmann) sagt, „Exekutionsabteilung“ von PHANTOM, gehört aber auch nicht zu der Sorte von Bond-Girls, die zunächst sozusagen der Gegenseite angehören und dann durch Bond’s Charme gleichsam umgepolt werden und den Pfad der Tugend beschreiten, so wie Pussy Galore in Goldfinger. Im Gegenteil, Volpe kann, so wie zum Beispiel viel später auch in GoldenEye die fiese Killerin Xenia Onatopp (gespielt von Famke Janssen), nur dadurch gestoppt werden, dass man sie irgendwann und irgendwie ausschaltet. In Feuerball erledigt das mit dem Ausschalten allerdings nicht Bond selbst, sondern das erledigen, durch Zufall, Volpe’s eigene Leute, und zwar in der allein schon musikdramaturgisch genial choreographierten und exzellent geschnittenen Tanz-Szene zwischen Connery und Paluzzi im Nassauer „Club Kiss Kiss“. Luciana Paluzzi war ursprünglich auch für die Rolle der Domino im Gespräch gewesen, für die aber letztendlich die ehemalige „Miss World France 1958“ Claudine Auger den Vorzug bekam.

Hier noch ein Ausschnitt aus einem verbalen Schlagabtausch zwischen Bond und Volpe, der stattfindet, nachdem die beiden miteinander im Bett waren und nachdem Volpe sich 007 letztendlich als Mitglied von PHANTOM zu erkennen gegeben hat, was für den Agenten allerdings schon längst keine Überraschung mehr war, da Volpe denselben Ring mit Oktopus-Symbol („Octopus Ring“) trägt wie PHANTOM’s „Nr. 2“ Emilio Largo und alle anderen führenden Mitglieder von Blofeld’s PHANTOM-/(SPECTRE-)Organisation:

 

 

JAMES BOND

 Mein liebes Kind. Was ich heute Abend getan habe [er meint: mit ihr, mit Volpe, geschlafen zu haben], habe ich für König und Vaterland getan. Sie glauben doch nicht etwa, es hat mir Spaß gemacht?

 

 FIONA VOLPE

 Ich bitte um Verzeihung. Ich habe Ihre Arroganz vergessen, Mr. Bond. Der große James Bond braucht einer Frau nur in die Augen zu sehen und schon hört sie die Englein im Himmel singen.

 

 (aus: Feuerball)

 

Der Ring mit dem Kraken drauf, der „Octopus Ring“, sozusagen das offizielle SPECTRE-Symbol, das erstmals in Liebesgrüße aus Moskau zu sehen war, wurde innerhalb der Film-Serie, genauer: nach Diamantenfieber, lange Jahre auf Eis gelegt und erst wieder 2015 für Spectre gleichsam filmisch reanimiert. Das Symbol des Kraken könnte nicht besser gewählt sein, denn der Krake steht für um sich greifende organisierte Kriminalität. Im Italienischen etwa heißt „der Krake“, generell – jetzt nicht speziell auf die Bond-Serie bezogen, „La Piovra“ und La Piovra lautete zum Beispiel auch der Originaltitel des legendären italienischen 80er-Jahre-TV-Straßenfegers Allein gegen die Mafia (1984-2001), in dessen ersten vier Staffeln Michele Placido als „Kommissar Corrado Cattani“, der einen mutigen Kampf gegen das organisierte Verbrechen führt, der ihm letztendlich das Leben kostet, europäische Fernsehgeschichte geschrieben hat.

 

 

 

 DOMINO DERVAL

Woher wissen Sie, dass meine Freunde mich Domino nennen?

 

 JAMES BOND

 Das steht auf Ihrem Fußkettchen.

 

 DOMINO DERVAL

 So. Sie haben erstaunlich scharfe Augen.

 (geht von Bond weg und lässt ihn quasi demonstrativ zurück)

 

 JAMES BOND

 Warten Sie, bis Sie meine Zähne spüren.

 

 (aus: Feuerball; Unterhaltung zwischen Bond und Dominique „Domino“ Derval neben einem Swimmingpool)

 

 

  EMILIO LARGO

 Jeder hat doch irgendeine Leidenschaft. Meine ist das Fischen. Was ist Ihre, Mr. Bond?

 

 JAMES BOND

 Meine Leidenschaften unterscheiden sich etwas von den Ihren.

 (blickt in die Richtung von Domino)

 

 (aus: Feuerball; Dialog während Bond’s „offiziellem“ Besuch auf Largo’s Landgut „Palmyra“)

 

 

Zunächst wollten die Produzenten Saltzman und Broccoli Schauspielerinnen wie Julie Christie, Faye Dunaway oder Rachel Welch für die Rolle der Domino Derval besetzen. Julie Christie hatte speziell Broccoli in dem British New Wave-Klassiker Geliebter Spinner (1963; Originaltitel: Billy Liar; Regie: John Schlesinger) begeistert, sie erschien ihm aber dann doch für die Rolle als „Bond-Girl“ irgendwie ungeeignet. Rachel Welch wiederum war Broccoli 1964 als Cover-Star des Life-Magazins aufgefallen, sie entschied sich jedoch dafür, anstelle von Feuerball den Science Fiction-Film Die phantastische Reise (1966; Originaltitel: Fantastic Voyage; Regie: Richard Fleischer) zu drehen. Schließlich entschied sich dann auch noch Faye Dunaway für ein anderes Projekt. Am Ende erhielt die Französin Claudine Auger die Rolle des „Haupt-Bond-Girls“ in Feuerball, was zur Folge hatte, dass die Drehbuchautoren Richard Maibaum und John Hopkins der Figur der Domino eine französische Herkunft verpassen mussten, ursprünglich sollte Domino nämlich Italienerin sein. Nichtsdestotrotz wurde Auger für den fertigen Film von der Synchronsprecherin Nikki van der Zyl nachsynchronisiert, die nicht nur bei Goldfinger als Dialogcoach für Gert Fröbe agiert hatte, sondern bei insgesamt zehn Bond-Filmen (bis einschließlich Moonraker von 1979) für das Dubbing diverser weiblicher Filmfiguren verantwortlich war. In den Unterwasserszenen des Films agierte die deutsche Stuntfrau und spätere impressionistische Malerin Evelyne Boren als Auger-Double.

In Feuerball ebenfalls nachsynchronisiert, und zwar von dem „Voice-over“-Kapazunder Robert Rietti, wurde, wegen seines starken sizilianischen Akzents, der Italiener Adolfo Celi, der den Bösewicht Emilio Largo spielt, die „Nr. 2“ in der Hierarchie von PHANTOM/SPECTRE. Celi (Jahrgang 1922) trat bis zu seinem Tod im Jahr 1986 in fast 100 Filmen auf, darunter auch in Meisterwerken wie in Luis Buñuel’s surrealem Reigen Das Gespenst der Freiheit (1974; Originaltitel: Le Fȃntome de la liberté), und spielte darin überwiegend die Rolle eines Bösewichts.

Noch ein paar Worte zur Besetzung zweier Neben-Charaktere in Feuerball, die gleichsam als Bond-Helfer auf den Bahamas agieren: Rik Van Nutter, der von 1963-1975 im Übrigen der Ehemann von La Dolce Vita-Star Anita Ekberg war, war bereits der dritte Schauspieler, nach Jack Lord in James Bond – 007 jagt Dr. No und Cec Linder in Goldfinger, der in die Rolle von Bond’s Freund und US-Kollegen Felix Leiter schlüpfte.

Martine Beswick, die schon in Liebesgrüße aus Moskau einen Auftritt als eine gegen eine Rivalin (dargestellt von der „Miss Israel 1960“ Aliza Gur) kämpfende Zigeunerin hatte, spielt Bond’s Nassauer Assistentin Paula Caplan, die entführt wird und sich schließlich durch Gift dem Verhör durch Largo’s Männer entzieht. Beswick war dann in den 70ern und 80ern beliebter Gaststar in einzelnen Folgen zahlreicher populärer TV-Serien, wie Hart aber herzlich (1979-1984; Originaltitel: Hart to Hart), Ein Colt für alle Fälle (1981-1986; Originaltitel: The Fall Guy) oder Falcon Crest (1981-1990).

 

 

 

 Q

 Ihre Überheblichkeit hängt mir langsam zum Halse raus, 007.

 

 (aus: Feuerball; bei der Gadget-Übergabe in Nassau)

 

 

 JAMES BOND

 Alles, was Sie mir geben…

 

 Q

 …wird mit der gleichen Geringschätzigkeit behandelt. Ich weiß.

 

 (aus: Feuerball; bei der Gadget-Übergabe in Nassau)

 

 

Zwei spektakuläre Gadgets aus der „Q-Abteilung“ überstrahlen sozusagen die anderen in Feuerball präsentierten.

Zunächst ist da natürlich der spektakuläre Bell Dextron Jet-Pack, der von 007 nach der Eliminierung von Colonel Bouvar verwendete Raketenrucksack, mit dem er in der Vortitel-Sequenz von Bouvar’s Grundstück flüchtet. Die zu Beginn der 60er-Jahre entwickelte tragbare Antriebseinheit basiert auf dem Rückstoßprinzip und ermöglicht es einer einzelnen Person, sich frei in der Luft zu bewegen. Für die überraschenden und für die damalige Zeit teilweise wirklich beeindruckenden visuellen Effekte in Feuerball gab es im Übrigen 1966 einen verdienten Oscar.

Bei dem filmisch bahnbrechenden, epischen sowie im Grunde äußert blutig inszenierten Unterwasser-Kampf zwischen den „Taucher-Armeen“ gegen Ende des Films zum Einsatz kommt dann eine Art Hightech-Presslufttank. Dank eines Schiffsschraubenantriebs und einer Harpunenfunktion wird Bond dadurch auch unter Wasser zu einer wahrlich tödlichen Bedrohung für die Taucher um Emilio Largo.

Weitere Gadgets in Feuerball sind die von „Q“ als „harmlos“ bezeichnete radioaktive Ortungspille sowie der Mini-Mundlufttank, die Armbanduhr mit inkludiertem Geigerzähler und die Spiegelreflexkamera mit Infrarotfilm und Unterwasser-Geigerzähler.

Aber auch der in Goldfinger so spektakulär in die Bond-Serie eingeführte Aston Martin DB5 kommt wieder zum Einsatz, und zwar schon in der Vortitel-Sequenz. Nachdem Bond seinen Raketenrucksack wieder abgelegt und im Kofferraum des Autos verstaut hat, lernen Bouvar’s Leute, seine Verfolger, eine ganz neue Funktion des Bond’schen „Dienstwagens“ kennen, nämlich den Heck-Wasserwerfer, dessen Wasser dann symbolisch gleichsam die Leinwand überschwemmt und in Maurice Binder’s Titelsequenz zu Feuerball überleitet.

 

Der unwiderstehliche und coole 60’s-Look von Feuerball, für die Kameraarbeit war wiederum Ted Moore verantwortlich, ist auch aus heutiger Sicht einmalig und hat immer wieder „filmische Nachahmungstäter“ animiert.

So hat etwa Guy Ritchie’s leider schwer gefloppter Agentenfilm Codename U.N.C.L.E. (Originaltitel: The Man from U.N.C.L.E.) aus 2015 mit Henry Cavill als "Napoleon Solo" und Armie Hammer als "Illya Kuryakin", ein Remake der Fernsehserie mit dem deutschen Titel Solo für O.N.C.E.L. (1964-1968), eine einnehmende und an Feuerball erinnernde „Retro-Optik“, die auch von Seiten der Kritik, die dem Film ohnehin größtenteils sehr positiv gegenübergestanden hat, immer wieder hervorgehoben wurde (beispielsweise nannte die deutsche Zeitschrift TV Spielfilm Ritchie’s Film „eine rasante Retrostilorgie“).

Aber auch Sam Mendes‘ zweiter Bond-Film Spectre hat so einige Momente, bildlicher und atmosphärischer Natur, in denen man sich an Terence Young’s letztendlich genialen Agententhriller Feuerball erinnert fühlt.

 

Für die eigentliche Uraufführung von Feuerball wählte man seinerzeit nicht London, sondern Tokyo, wo der Film am 9. Dezember 1965 das erste Mal gezeigt wurde. Als offizieller Tag der Feuerball-Uraufführung gilt jedoch der 21. Dezember 1965, an dem man das Werk im „Manhattan Paramount Theater“ in New York präsentierte. Die London-Premiere fand dann schließlich am 29. Dezember 1965 statt, wobei gleich eine „Doppel-Premiere“ daraus gemacht wurde, bei der die Kinos „Pavilion“ (am Piccadilly Circus) und „Rialto“ (in der Coventry Street) als Locations dienten.

Der nächste Bond-Film, der vorerst Connery’s letzter sein sollte, nämlich Man lebt nur zweimal, kam dann allerdings erst 1967 in die Kinos, was erstmals eine etwas längere Wartezeit für die Fans bedeutete, wobei Feuerball, nachdem eigentlich von Produzentenseite Im Geheimdienst Ihrer Majestät als der nächste Film der Reihe ankündigt war, an sich schon in seiner Vortitel-Sequenz einen Vorausblick auf ein entscheidendes Element von Man lebt nur zweimal gibt, der dann doch noch vor Im Geheimdienst Ihrer Majestät realisiert wurde, nämlich auf den Umstand, dass man sozusagen mit „James Bond’s Tod“ spielt. Feuerball erlaubt sich in der allerersten Szene nämlich den Witz, dass die Initialen auf dem gezeigten Sarg des vermeintlich getöteten Jacques Bouvar eben mit denen von James Bond übereinstimmen: JB.

 

 

 

(NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 22.12.2018)