NO PULP IN THE FICTION: "2"                               Kapitel "DEATH PROOF - TODSICHER" (TEILE 1.2.1-1.2.3) [EXPLICIT CONTENT]

 

Vor dem „Guero’s“ – Dämmerung. Shanna & Julia gehen in das Restaurant, während Arlene noch eine raucht. Dabei fällt ihr der schwarze Wagen auf, der zunächst langsam die Straße in der Nähe des „Guero’s“ entlangfährt, und sie betrachtet diesen mit einem „investigative gaze“ [Quelle: Skript; Anm.: Tarantino hat „Arlene’s Blick“ in seinem Drehbuch näher erläutert und dabei sozusagen auf das Slasher-Film-Genre verwiesen: „Like `the final girl` in a slasher film, her look says: `Something‘s not right. But that´s just silly“]. Nachdem das „badass vehicle“ [Quelle: QT-Skript] aber urplötzlich beschleunigt hat und davongerast ist [„[…] it hauls ass down the road“; Skript], geht auch Arlene zu ihren Freundinnen in das Lokal.

„[…] post dinner, the dirty dishes have been taken away, but the table still shows the mess the girls made“ [QT-Skript-Passage; mess: Chaos, Unordnung] – Jungle Julia gesteht Arlene, im Beisein von Shanna sowie Marcy, einer weiteren gemeinsamen Freundin [„MARCY“ wird von Marcy Harriell gespielt], dass sie „today“ in ihrer Radiosendung über sie gesprochen hat, und als Arlene nachfragt, was sie denn gesagt hat, betont Julia zunächst, dass sie im Radio nicht Arlene’s echten Namen benutzt hat, sondern lediglich einen „code name“ [Quellen: Skript], und zwar „Butterfly“.

Julia erläutert kurz, was sie über Arlene quasi „on air“ losgelassen hat [JUNGLE JULIA: „Ich hab nur gesagt, dass ich `ne sexy Freundin namens Butterfly habe, die übers Wochenende zu Besuch ist. Und dass wir heute Abend irgendwo in Austin ausgehen, und dass es durchaus sein könnte, dass man uns begegnet. Dann hab ich dich beschrieben und gesagt, dass, wenn die Jungs etwas Bestimmtes für dich tun, du auch was Bestimmtes für sie tun würdest“ / QT-Skript-Fassung des letzten Teils: „[…] if they’d do something, you’d do something“], bevor die „Anmach-Situation“, unter Arlene’s Protest [ARLENE – laut Skript: „Oh my God, what did you say?“], nachgespielt wird, und zwar mit Marcy in der Rolle von „Barry“, eines „Typen, der Arlene in einer Bar anmacht und ihr einen Drink spendiert“.

Schließlich, nachdem Marcy einige Zeit als „Barry“ agiert hat, erklärt Jungle Julia ARLENE noch, wie sie sich „den weiteren Verlauf“ der ganzen Situation vorstellt, und stellt auch klar, welche „Konsequenz“ für Arlene am Ende folgen muss [JUNGLE JULIA: „Und nachdem sie[„die Typen“] dir `nen Drink spendiert haben, erheben sie das Glas, um anzustoßen. Dann starren sie dir in die Augen und rezitieren folgendes Gedicht: `Wie tief und dunkel ist der Tann, doch mich treibt ein Versprechen an, und Meilen noch, bevor ich endlich schlafen kann`. […] Und dann, wenn sie dir das sagen, dann musst du...`n Lapdance machen“; Anm.: Bei dem „poem“ handelt es sich um einen Auszug aus Robert Frost’s in US-Filmen & US-TV-Serien durchaus beliebtem & gerne verwendetem „Stopping by Woods on a Snowy Evening“/dt. Titel: „Halte am Walde im Abendschnee“ aus 1923 – Originalfassung des Frost-Gedichts gemäß Tarantino-Skript: „The woods are lovely / dark and deep / And I have promises to keep / And miles to go before I sleep“].

Am Ende der „Guero’s“-Szenen erläutert Jungle Julia, die zwischenzeitlich auch ein paar Beleidigungen mit Arlene ausgetauscht hat [ARLENE – laut Skript & zu SHANNA über JULIA: „[…] she’s just got a big ass“ // JUNGLE JULIA – laut Skript & zu ARLENE: „[…] skinny-bitch […]“ / dt. Synchro: „[…] du dürres Klappergestell“], noch die „Vorteile“, die ihr Radio-Sager für Arlene haben könnte, da ja schließlich irgendwann, nachdem sicherlich auch die eine oder andere „Lusche“ [JUNGLE JULIA; laut Skript: „geek“] sein Glück bei ihr versucht hat, ein „[…] süßer oder scharfer oder sexy oder wenigstens tierisch komischer, aber nicht komisch aussehender, Typ […]“ [JUNGLE JULIA – gemäß dt. Synchro; QT-Skript-Fassung: „[…] then some kinda cute, kinda hot, kinda sexy, hysterically funny, but not funny-looking guy comes up and says it“] auftauchen könnte, um das Gedicht zu rezitieren & um ihr einen Drink zu spendieren – für den sie sich dann immer noch überlegen kann, tatsächlich den besagten „lap dance“ zu performen.

 

 

Der „muscle car“-Driver [Anmerkung: „STUNTMAN MIKE“ Kurt Russell ist in dieser Sequenz noch nicht „in seiner vollen Pracht“ zu sehen, wenngleich QT „Stuntman Mike’s Erscheinungsbild“ schon weit früher im Skript sozusagen präzisiert: „the driver […] wears a silver satin jacket with an embroidered(gestickt) `ICY HOT` patch on the back, wears his hair in a greasy(schmierig), half-assed pompadour(englischer Ausdruck für einen bestimmten Männer-Hairstyle, bei dem das Haar vorne „auf-frisiert/auf-gegelt“ ist)“ – Stuntman Mike trägt also eine Art „schmierig-unseriöse Tolle“] beobachtet die drei Frauen von seinem Auto aus, als diese das „Guero’s“, und das schon etwas betrunken, verlassen. Eine der Frauen stolpert auf der Treppe beim Eingang und „plumpst“ dann mehr oder weniger auf den Boden, was den Fahrer umgehend zu einem Lachen animiert [Skript: „One of the girls trips a little bit on the steps going down, indicating they’ve polished off a few margaritas. We hear the Driver laugh off screen“].

Anschließend klappt er den Sonnenschutz auf der Fahrerseite im Innern seines Wagens runter, auf dem sich drei Polaroid-Bilder von Shanna, Arlene & Jungle Julia befinden [Anm.: An der Stelle im Film wird auch klar, dass die drei Frauen nicht „zufällig“ ausgewählt wurden, sondern offenbar schon länger gestalkt werden – was Tarantino in seinem Drehbuch auch explizit erwähnt: „We see, rubber-banded to the sun visor, a Polaroid of Jungle Julia, Shanna, and Arlene, wearing different clothes. This stalking is not random[wahllos, zufällig]. He didn’t just find them today. This is one part of a longer process“]. Er nimmt das mittlere Bild vom Sonnenschutz und betrachtet sich im Spiegel, dann tropft er sich die Augen ein.

Two Hours later at Huck‘s“ [Skript; QT-Skript-Anmerkung zum „Huck’s“: [...] it sure as hell’s a dive, but in the words of Julia, `a fucking cool dive`; dive: Spelunke]. Jungle Julia tanzt gerade einen „very sexy dance“ zu einem „bluesey rock classic“, der aus der „extremely cool vintage jukebox“ [Quellen: Skript] des „Huck’s“ ertönt.

Nachdem sie ihren Tanz beendet hat, gesellt sie sich wieder zu Shanna & Arlene zurück an den Tisch, wo die drei mittlerweile Gesellschaft von „some stray sniffing dogs“ [Quelle: Skript; im Sinne von „streunenden Spürhunden“] namens Nate, Omar & Dov haben [„DOV“ wird von Tarantino’s Kollegen & Freund Eli Roth gespielt, dem Regisseur von, beispielsweise, Hostel (2005) oder dem 2018er-Remake des Charles Bronson-Klassikers Death Wish (1974), in dem Bruce Willis in der Rolle des „Mannes, der rot sieht Paul Kersey“ zu sehen ist].

Während Shanna mit Dov darüber diskutiert, dass sie „Shanna“ und nicht „Shauna“ heißt [SHANNA: „Also, es gibt eine einzige Sache auf der Welt, die alle Mädchen, die Shanna heißen, gemeinsam haben, und das ist: Wir hassen den Namen `Shauna` und wir hassen es noch mehr, so genannt zu werden. Denk dir einfach `Shanna Banana`, nicht `Shauna Banuna`“], ruft Jungle Julia zunächst eine Frau namens „Lanna-Frank“ [Quelle: Skript] an, die offenbar im „Huck’s“ bald „dazustoßen“ soll. Dann denkt sie an den Filmemacher Christian Simonson, der ja, „gemeinsam mit Jessie Letterman“ [Anm.: Laut Skript ist Letterman ein „Austin director“, der ein Werk namens „Potheads“, also „einen Film über Marihuana-Missbrauch“, inszeniert hat], ebenfalls erscheinen soll, aber immer noch nicht aufgetaucht ist, und schreibt ihm eine SMS, auf die sie später dann sogar eine Antwort erhält [JUNGLE JULIA‘s text message: „I CAN’T WAIT TO SEE YOU. HURRY!!!!“ / CHRIS SIMONSON’s Antwort-text message: „ME TOO!“ / JUNGLE JULIA’s Antwort auf die Simonson-Antwort: „XOXO JJ“ – XOXO ist „Chat-Slang“ und steht für „hugs and kisses“ – „Umarmungen & Küsschen“].

Arlene verlässt den Innen-Bereich des „Huck’s“ und platziert sich auf der überdachten Veranda des Lokals, es regnet in Strömen [„Upon hitting the night air, Arlene immediately sees it’s fuckin‘ pissin‘ cats and dogs“; Skript].  Als sie beginnt, eine Zigarette zu rauchen, entdeckt sie plötzlich…„[...] the muscle car from earlier“ [QT-Skript], der auf dem Parkplatz steht, eine Tatsache, die Arlene abermals irgendwie zu beunruhigen scheint [„Her face shows she recognizes the car that seemed suspicious before. Something about this car makes her uneasy“; zugehörige Skript-Passage].

Plötzlich taucht eine Hand hinter ARLENE auf…die ihre Schulter berührt. Arlene schreckt auf.

 

 

Nach der „[…] touching her shoulder and making her jump“-Situation [Copyright: QT-Skript] mit der Hand ist klar: Die Hand des „Angreifers“ gehört zu NATE – „It’s Nate; he laughs at her reaction“ [Skript].

Arlene ist empört, aber Nate [gespielt von Omar Doom] fragt sie, ob sie nicht gemeinsam in seinem Auto „rummachen“ könnten [NATE – gemäß Skript: „I was thinkin‘ we could make out?“], da die drei Frauen ja bald zum „Lake L.B.J.“ [Quelle: Skript; Anm.: Der „Lake Lyndon B. Johnson“ liegt in Texas] aufbrechen, wo Shanna’s Vater, der sozusagen absolut keine „Männerbegleitung“ wünscht, ein Haus hat.

Nach einigem Hin und Her [ARLENE: „Hör auf rumzujammern. Das ist wahnsinnig unattraktiv“] stimmt Arlene den „I wanna make out“ [NATE – gemäß Skript]-Wünschen von Nate zu, vor allem auch deswegen, weil dieser sich gleichsam als „Gentleman“ gebärdet und einen Schirm aufspannt, damit Arlene auf dem Weg zum Auto nicht in den „Stark-Regen“ gerät [„He takes out an umbrella that opens on cue“; on cue: „auf Stichwort“; Skript].

BACK IN HUCK’S“ [Skript] – an der Bar isst ein Mann, und das mit sichtbarem Appetit [„[…] he’s eating it in a way that expresses his hearty appetite“; Skript], so etwas wie „Finger Food“, nämlich einen „Huck’s Huckin‘ Nacho Grande“-Teller [Quelle: QT-Skript]. Aufgrund der „Silber-Satin-Icy Hot“-Jacke erkennt man, dass es sich bei dem Gast um den Fahrer des „unheimlichen“ Wagens handeln muss, der draußen auf dem Parkplatz steht [Anmerkung: Tarantino beschreibt an der Stelle im Skript sowie anschließend dann in einer weiteren „Stuntman Mike“ & dessen Aussehen wiederum etwas näher: „He appears middle fifties, but actually might be older. His body is in good […] shape. […] His body language carries that certain breed of redneck elegance, that only rodeo riders and professional stuntmen have“; that certain breed of: „diese bestimmte Art von // […] He has a big scar on his face from what looks like a previous accident. But the scar doesn’t make him look grotesque. It makes him look kinda cool“].

Hey, Warren, kennst du vielleicht irgendjemanden, der mich nach Hause bringen würde?“ [PAM - zum Barkeeper & Huck’s-Chef WARREN] – Pam, deren Aussehen von Jungle Julia sowie von der mittlerweile wieder in die Bar zurückgekehrten Arlene im Laufe des Abends auch einmal „kommentiert“ wird [JUNGLE JULIA – über PAM & gemäß Skript: „[…] a skinny fake blonde bitch“ / ARLENE – über PAM & gemäß Skript: „[…] pretty girl“; Anm.: QT stellt „Pam“, gespielt von Rose McGowan, jener Schauspielerin also, die Jahre später den sogenannten Weinstein-Skandal entscheidend mit ins Rollen gebracht hat, in seinem Drehbuch wie folgt vor: „[…] this angelic-looking, blonde-haired, sassy[frech] little hippy chick is named PAM“], hat sich in der Nähe des „Nachos-essenden Mannes an der Bar“ platziert.

Plötzlich rutscht ein Autoschlüssel über den Tresen hinüber zu Pam [„The key to the muscle car […] is tossed onto the bar in front of her with a loud thud“; thud: Plumps; Skript], was von einer Einladung begleitet wird, sie nach Hause zu fahren [STUNTMAN MIKE: „Schöne Lady, Ihre Kutsche wartet“ / Skript-Version: „Fair lady, your chariot awaits].

 

 

 

(ENDE der TEILE 1.2.1 - 1.2.3; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung vom 27.12.2020)