Ausschnitt aus "SIX MOVIES TO BE MURDERED BY - DAS KINO DES ALFRED HITCHCOCK": "DER UNSICHTBARE DRITTE / NORTH BY NORTHWEST" (Teile 1.1 - 1.7)

 

DER UNSICHTBARE DRITTE (1959)

(Originaltitel: NORTH BY NORTHWEST)

 

 

I admire your courage, Miss…“

Trench. Sylvia Trench

I admire your luck, Mr…“

Bond. James Bond

&

„[N]icht zu vergessen die James-Bond-Serie, die eindeutig eine grobe und plumpe Karikatur des hitchcockschen Werks, vor allem seines `North by Northwest` darstellt

&

Nichts in diesem Film ist dem Zufall überlassen

Ein Kinoheld, wenn der Film gut gemacht ist, wird zu [einem] Bruder oder [einem] Feind

 

(ZITAT 1: aus: James Bond – 007 jagt Dr. No; Original-Dialog beim „Kartenspiel“ im „Le Cercle Les Ambassadeurs London“-„Gambling Club“ zwischen „James Bond 007Sean Connery, der hier mit der erstmals verwendeten „Bond’schen Vorstellungsformel“ Filmgeschichte schreibt, und dem allerersten Bond-Girl „Sylvia Trench“ Eunice Gayson im 007-Debüt von 1962; // ZITAT 2: Filmkünstler François Truffaut „snobt“ in „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ gleich einmal die Bond-Serie ab, deren „Langzeitwirkung & Haltbarkeitsdauer“ er noch nicht absehen konnte; nichtsdestotrotz sieht er die Bond-Filme in Nachfolge von Hitchcock’s Verfolgungs- & Agenten-Thriller Der unsichtbare Dritte; // ZITATE 3 & 4: Alfred Hitchcock (zu Truffaut) über seinen „perfekt durchgeplanten Thriller“ Der unsichtbare Dritte sowie über den Status, den eine „Kino-Figur“, egal ob „gut“ oder „böse“, „auf der Basis eines gut gemachten Films“ bei der cinema audience“ erreichen kann)

 

 

 

Und dann Cary Grant. Für den hab ich eine große Schwäche

&

Setzen Sie sich doch bitte wieder den kleinen reizenden Hut auf von neulich auf der Reise, ja?

Ja, gern

&

Ich habe doch nur den Arm um Sie gelegt, weil ich Ihr Haar ordnen wollte

Wieso, ist mein Haar nicht in Ordnung?

„[…] [I]hr Haar ist falsch gelegt. Wenn ich andererseits so wunderbare Möglichkeiten sehe, dann erwacht in mir der Künstler. Dann komm ich mir vor, wie ein verhinderter Modekönig oder sowas

&

Ängstlich?

Vor Frauen habe ich schon immer Angst gehabt

&

You want a leg or a breast? // Wollen Sie Keule oder Brust?

You make the choice // Das überlass ich Ihnen

&

The cat has a new kitten. When do we start? // Die Katze hat ein neues Kätzchen. Wann fangen wir an?

&

Sie sind einfach zu wenig amerikanisch, als dass man es Ihnen glaubt

 

 

(ZITAT 1: Joan Chandler gerät während der „Party“ in Hitchcock’s Cocktail für eine Leiche ins Schwärmen über den Schauspieler Cary Grant (mit dem „Hitch“ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Rope“, also 1948, bereits Verdacht (1941) & Berüchtigt (1946) gedreht hatte); // ZITATE 2 & 3: Dialoge zwischen dem späteren Ehepaar „Johnnie Aysgarth“ Cary Grant & „Lina McLaidlaw“ Joan Fontaine in „Suspicion“, bei denen wiederum Hitchcock’s „Styling-Motiv“, das er 17 Jahre später in „Vertigo“ auf die Spitze getrieben hat, zum Tragen kommt; Dialog Nr. 1 findet statt, als Grant, in Begleitung mehrerer anderer Frauen, Joan Fontaine dazu einlädt, mit in die Kirche zu kommen – wo sie aber nie ankommen, weil er sie im Endeffekt „abzieht“, um mit ihr allein einen Spaziergang zu machen, bei dem er versucht, sie zu küssen, was dann unter anderem auch zu Dialog Nr. 2 führt; Anmerkung: Alfred Hitchcock’s augenscheinliche Schwäche für „Fashion & Styling“ wird oft auch mit dem Umstand in Verbindung gebracht, dass diese Tendenz quasi „in der Familie“ lag, denn seine ältere Schwester Ellen Kathleen Hitchcock (1892 - 1979), genannt „Nellie“, arbeitete sogar eine Zeit lang als „Mannequin“ in einem Shop in der Oxford Street in London; // ZITATE 4: Dialog zwischen einem Liebespaar, nämlich zwischen „der Tochter eines verurteilten Nazi-Spions Alicia Huberman“ Ingrid Bergman & „dem amerikanischen Geheimdienstmann T. R. Devlin“ Cary Grant in Hitchcock’s „Notorious“, der in einem Café in Rio de Janeiro stattfindet, bevor Bergman ihren Auftrag antritt, sich mit „Alexander Sebastian“ Claude Rains einzulassen, um eine Agentenzentrale der Nazis in Südamerika auffliegen zu lassen; // ZITATE 5 & 6: aus der dritten Grant-Hitchcock-Zusammenarbeit Über den Dächern von Nizza und aus den „(für die damalige Zeit) gewagten & vor allem zweideutigen Dialogen“ innerhalb jener Szene, in welcher der (Ex-)Juwelen-Dieb „John `Die Katze / The Cat` Robie“ Cary Grant & „Frances Stevens“ Grace Kelly auf einer „Anhöhe über Nizza“ ein Picknick machen und Hühnchen essen und Kelly sozusagen versucht, „One of the world’s cleverest jewel thieves, known as `the cat`“ für sich zu begeistern; // ZITAT 7: Grace Kelly zu Cary Grant – wiederum in „To Catch a Thief“ von 1955; wie Hitchcock war „Cary Grant“ (1904 – 1986) nicht von Geburt an US-Amerikaner, denn: Grant, der eigentlich Archibald Alec Leach hieß, stammte ursprünglich aus der Stadt Bristol im Südwesten von England)

 

 

 

Mein Name ist Eve Kendall. Ich bin 26 Jahre und unverheiratet. Jetzt wissen Sie alles über mich

&

Roger O. Thornhill. Was hat eigentlich das `O` zu bedeuten?

Gar nichts

 

(aus: DER UNSICHTBARE DRITTE; ZITAT 1: die „Agentin mit Herz Eve Kendall“ Eva Marie Saint zu dem „Werbefachmann mit aufgezwungener Identität Roger O. Thornhill / `George Kaplan`“ Cary Grant während einer Unterhaltung im Speisewagen eines Zuges; // ZITATE 2: Frage im Rahmen der Speisewagen-Unterhaltung von Eva Marie Saint und schließlich answer“ von Cary Grant, welche die „Identitätssuche“ in dem Hitchcock-Film, und dies sogar beim „real name“ der Hauptfigur, noch einmal zusätzlich unterstreichen)

 

 

 

Wer sind Sie? Was wollen Sie denn hier?

Klaus Hergersheimer, Sektion G. Ich, äh, überprüfe die Strahlungsplaketten

 

(aus der Kategorie „Ein echter `Secret Agent Man` gibt vor, jemand anderer zu sein“ - „Dialogue“ zwischen „Dr. Metz“ Joseph Fürst und „James Bond 007Sean Connery in Diamantenfieber, Connery’s 71er-„farewell performance“ innerhalb der (offiziellen) Bond-Serie)

 

 

 

Vor seinem „Das passiert mit bösen & bösartigen kleinen Jungs, wenn sie weder ihr Verhältnis zur eigenen Mutter noch zu den Frauen im Allgemeinen klären können“-Thrillermeisterwerk von 1960 hat Hitchcock eines seiner Lieblingsthemen, nämlich „die verlorene Identität“, in einer etwas anderen Form als in Psycho behandelt, wenngleich der Umstand, dass es in Der unsichtbare Dritte zu „einer Verwechslung mit einer rein fiktiven Person“ kommt, in gewisser Weise eine „Vertiefung“ & eine „Steigerung“ des „Lost Identity“-Themas bedeutet, das in zahlreichen Hitchcock-Filmen (und wenn nicht ganz offensichtlich, so doch zumindest „latent“) eine Rolle spielt.

North by Northwest“ verfügt, wie schon mehrmals erwähnt, sicherlich auch über eine gewisse Dosis Humor, aber Cary Grant’s Versuch, seine „own Identity“ zu beweisen, ist in erster Linie ein spannendes Kriminal-Drama, das in entscheidenden Sequenzen auch etwas „Alptraumhaftes“ an sich hat.

Ins Gedächtnis des Publikums haben sich dabei natürlich vor allem zwei Action-Szenen des Films von 59 gebrannt, nämlich zum einen natürlich jene Szene, in der „Roger Thornhill“ Cary Grant auf einem öden & weiten Feld vor einem Flugzeug flüchten muss, das versucht, ihn „tödlich zu attackieren“, und zum anderen die fantastische Schluss-Szene am Mount Rushmore in South Dakota, wo es, vor den in den Berg eingemeißelten Köpfen der US-Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt & Lincoln, zum finalen Kampf von Grant & Saint mit den feindlichen Agenten rund um „Philip Vandamm“ James Mason kommt.

 

 

 

Der Inhalt von Der unsichtbare Dritte:

Nach dem Vorspann [Anmerkung: Der typische „Saul Bass-Touch“ ist diesmal dadurch zu erkennen, dass der Vorspann zunächst mit einer „gezeichneten“ Skyscraper-Fassade beginnt, die dann bald zu einer realen Hochhaus-Fassade wird, auf der in der Folge sozusagen die „zentralen Mitwirkenden“ vor & hinter der Kamera genannt werden – bereits dieser „Skyscraper-Vorspann“ besitzt die „visuelle Schönheit“, die dem „North by Northwest“-Drehbuchautor Ernest Lehman in Zusammenhang mit dem Beginn des Films grundsätzlich vorschwebte: „NEW YORK CITY – DAY / A visually beautiful HIGH ANGLE SHOT of midtown Manhattan towards the end of an early October afternoon“ (Drehbuch-Ausschnitt)] folgen einige „Impressionen“ vom Treiben auf der Madison Avenue in New York, wobei inmitten des Treibens auch „ein älterer Herr“ versucht, noch im letzten Moment einen Bus zu erreichen, der ihm aber, nachdem er sogar noch mit seinen Handflächen die Vordertür des Busses berührt hat, „gnadenlos“ davonfährt [Anmerkung: Hitchcock absolviert hier, wiederum zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Film, nämlich: ganz kurz nach der „Directed by ALFRED HITCHCOCK“-Einblendung, seinen obligatorischen Gastauftritt; diese Gastauftritte des Regisseurs, die eben im Laufe der Jahre zu einem „Hitch“-Markenzeichen geworden sind und beim Betrachten einen „Da ist er ja!“-Effekt auslösen, haben im Übrigen schon in England und in der Stummfilmzeit des Regisseurs begonnen; // eigentlich wollte Hitchcock Der unsichtbare Dritte nicht in der Madison Avenue in Manhattan beginnen lassen, sondern gleich bei der (nun später im Film vorkommenden) UNO; dort, im UNO-Gebäude, sollte, so schwebte Hitchcock vor, „ein Delegierter aus Peru“, nachdem ein Saaldiener diesem auf die Schulter geklopft hatte, „tot vom Stuhl fallen“ – „Ich wollte schon immer mal eine Szene machen, wo jemand vor der UNO spricht und sagt: `Ich werde nicht weiterreden, bis der Delegierte von Peru aufwacht`“ (Hitchcock zu Ernest Lehman in der Drehbuch-Phase)].

Der Werbefachmann Roger Thornhill verlässt währenddessen mit seiner Sekretärin Maggie [gespielt von Doreen Lang (1915 – 1999) – hatte bei Hitchcock auch Rollen in Der falsche Mann & Die Vögel] sein Büro in der besagten Avenue und will zum Plaza Hotel, um dort drei Geschäftspartner/Kunden zu treffen [aus dem zugehörigen Dialog: ROGER: „Kommen Sie, begleiten Sie mich bis zum Plaza“ / MAGGIE: „Aber ich hab doch keinen Mantel an“ / ROGER: „Nehmen Sie doch dafür Ihr jugendliches Feuer“].

Die beiden schnappen einem Passanten ein Taxi vor der Nase weg und führen ihre Unterhaltung darin fort, wobei Thornhill dabei sowohl gewisse „Job-bezogene“ Aussagen von sich gibt [ROGER: „Ah, Maggie, in der Welt der Werbung ist das Wort `Lüge` ein für alle Mal gestrichen. Es gibt nur die zweckmäßige Übertreibung, das sollten Sie wissen“] als auch der Sekretärin diverse Angelegenheiten diktiert und „in Auftrag gibt“ [einige spezifische Momente: ROGER: „Was glauben Sie, hab ich eigentlich zugenommen?“ / MAGGIE – angesichts der „Absurdität“ in Anbetracht von Cary Grant’s „Dressman-Figur“, die ihn zu einem der elegantesten „Anzugträger“ der Filmgeschichte macht: „Was?!“ / ROGER: „Zu wenig Bewegung. Besorgen Sie mir bitte gleich morgen früh Schlankheitsdragees“]. Schließlich weist er der Sekretärin an, seiner Mutter Clara telefonisch Bescheid zu geben, dass er Theaterkarten hat und um 7 Uhr abends mit ihr „im Club“ Essen gehen will [aus dem Dialog über „Mutter“: ROGER: „Bestellen Sie ihr, dass ich dann schon zwei Martinis getrunken habe, sodass sie dann nicht erst meinen Atem kontrollieren muss“ / MAGGIE: „Aber das tut sie doch nicht“ / ROGER: „Natürlich tut sie das, wie ein Bluthund“].

Beim Plaza Hotel angekommen [Anmerkung: Hitchcock hielt, wenig überraschend, nichts von der New Yorker Polizei und bezeichnete sie als „New York’s Worst“, in Anspielung darauf, dass sich die New Yorker „Police Officers“ gerne als „New York’s Finest / New York’s Beste“ bezeichnen – und tatsächlich musste sich Hitchcock bei den „North by Northwest“-Dreharbeiten darüber ärgern, dass keinerlei Polizeischutz für Cary Grant & Co vor dem Plaza Hotel in der Nähe des Central Parks zur Verfügung stand], durchquert Thornhill die Hotellobby und betritt den „Oak Room“, wo seine drei Geschäftsfreunde/Kunden auf ihn warten [Anmerkung: Das Filmteam war seinerzeit verwundert darüber, dass „Hitch“ Cary Grant bei dessen „Gang durch die Hotellobby des Plaza Hotels“ nicht eine einzige Regie-Anweisung zurief, was daran lag, dass Hitchcock diese für „überflüssig & unangebracht“ hielt, da Grant seit Jahren ein „Apartment“ in dem Hotel gemietet hatte, in das er sich im Übrigen auch während der Drehpausen zurückzog - „Hitch“ konnte also davon ausgehen, dass Grant „wusste, was er in der Lobby des `Iconic Luxury Hotel on Central Park South` tat“; // ab hier, ab der „Cary Grant betritt den `Oak Room` / die `Oak Bar`“-Szene, löst Hitchcock dann auf jeden Fall seine „promises“ ein, die er in einem der „Original-Trailer“ zu Der unsichtbare Dritte, in dem er persönlich auftrat, quasi dem Publikum in Hinblick auf „seinen neuen Film `North by Northwest`“ gemacht hat: „Haben Sie schon Ihren Urlaub geplant? Sie haben die Wahl zwischen Sand und Sonnenbrand oder Bergsteigen und Wadenkrämpfen. Mir ist das alles zu aufreibend, und doch sollte man Urlaub machen. Ich schlage daher eine ruhige kleine Tour vor, sagen wir 2000 Meilen. Ich habe gerade einen Film gedreht, `North by Northwest`, um Ihnen einige dieser Vergnügungen nahezubringen. Ich verspreche reine Unterhaltung, einen Urlaub von all Ihren Problemen, was der Film auch für mich war“ (Hitchcock im Kino-Trailer zu einer „potential audience“)].

Thornhill wirkt „nervous“ auf die drei Männer, da er, wie er ihnen erzählt, vergessen hat, seiner Sekretärin, die mit dem Taxi wieder zurück ins Büro gefahren ist, mitzuteilen, dass seine Mutter gar nicht zuhause und somit nicht erreichbar ist [ROGER: „Inzwischen ist mir eingefallen, dass sie bei einer alten Freundin Bridge spielt“].

Ist das gegenüber den drei „verständnisvollen“ Herren geklärt, ruft er nach dem „Boy“, der in der „Oak Bar“ gerade zur exakt selben Zeit nach einem „Herrn George Kaplan“ sucht [BOY – im Original: „Mister George Kaplan!?“]. Dem „Boy“ will er ein Telegramm diktieren, das dieser dann telefonisch weitergeben soll – was aber für „Plaza“-Angestellte nicht erlaubt ist. Zeugen dieses Vorgangs sind währenddessen „2 Guys“, die Thornhill anscheinend beobachten [Anmerkung: Die „Two Guys“ namens „Valerian“ & „Licht“ werden von Adam Williams & Robert Ellenstein verkörpert – Ellenstein war z. B. auch in der exzellenten Columbo-Folge „Wein ist dicker als Blut“ von 1973 zu sehen, in der „Lieutenant Columbo“ es mit dem „mörderischen Winzer Adrian Carsini“ Donald Pleasence zu tun bekommt] und diesen jetzt, nachdem Thornhill scheinbar als Einziger auf die „Mister George Kaplan!“-Rufe des „Boys“ reagiert hat, für den besagten „Herrn Kaplan“ halten [LICHT – in Richtung Thornhill blickend: „Kaplan“].

Als der „Boy“ Thornhill die Telefonzellen gezeigt hat, von denen aus er sein Telefonat selbst erledigen muss, und der „Boy“ sich wieder in die „Oak Bar“ verabschiedet hat, wird Roger „von Licht‘s Hand auf seiner Schulter“ zurückgehalten [Reaktion von ROGER: „Was wollen Sie von mir, gefällt Ihnen der Anzug nicht?“ / Antwort von VALERIAN: „Das Auto wartet draußen. Sie kommen mit uns, und zwar ohne jedes Aufsehen“]. Kurz darauf wird der „ratlos-empörte“ Thornhill mit einer Schusswaffe bedroht [ROGER: „Wer sind Sie denn?“ / VALERIAN: „Wir handeln nur im Auftrag, allerdings tragen wir Waffen. Seine zum Beispiel ist auf Ihr Herz gerichtet. Also bitte, machen Sie keinen Fehler und kommen Sie sofort mit uns“]. Thornhill glaubt an einen „Scherz“ [LICHT: „Ja, ein Scherz, wir werden im Auto darüber lachen“], bevor er von den „2 Guys“ aus dem Plaza hinaus und zu einem Auto geführt wird [ROGER: „Aber das ist doch irrsinnig!“].

Im „Car“ sagen die beiden „Entführer“ kein Wort mehr [ROGER – sarkastisch: „Sagen Sie mir nicht, wohin wir fahren, ich möchte überrascht werden“] und Thornhill will, als der Wagen kurz aus „verkehrstechnischen Gründen“ anhält, aus diesem flüchten…doch die Tür ist verschlossen [Nachsatz von ROGER: „Sehr vorsichtig“]. Der Wagen mit Thornhill & den „Kidnappern“ nähert sich dann dem Anwesen eines gewissen Townsend – wie man auf einem großen „Namensschild, das auf dem Rasen steht“ erkennen kann [Anmerkung: Die Glen Cove – Long Island-Area, in der die Außenaufnahmen zum „Townsend“-Anwesen gedreht wurden, hielt Hitchcock schlichtweg für ideal, um „lange Straßen, auf denen sich ein Auto bewegt“ zu filmen].

Nachdem das Haus betreten wurde, werden Thornhill’s Begleiter von einer Angestellten davon informiert, dass noch „Gäste erwartet“ werden. Dann will Valerian, dass der Hausherr wissen soll, dass „die gewünschte Person“ eingetroffen ist [VALERIAN – zur Hausangestellten: „Sag ihm nur: Kaplan“]. Anschließend wird Roger in die Bibliothek gebracht, wo er zunächst alleingelassen wird [ROGER – zu VALERIAN, bevor dieser die Bibliothek verlässt: „Sie brauchen sich nicht zu beeilen. Ich hab ja genug zum Lesen hier“]. Auf einem Tisch findet Thornhill dann an den Hausherren „Mr. Lester Townsend“ adressierte Post – „169 Baywood, Glen Cove, N. Y.“.

Kurz darauf betritt ein Mann die Bibliothek [MANN: „Guten Abend“], von dem Thornhill glaubt, er wäre der besagte „Mr. Townsend“. Der Mann zieht den Vorhang vors Fenster zur Bibliothek und knippst dann nacheinander zwei große Stehlampen an [Anmerkung: Wiederum „visually beautiful“ und äußerst elegant ist hier die Art, wie Hitchcock diesen Auftritt von „`Mr. Townsend` / Vandamm“ James Mason gestaltet, genauer: wie sich die Lichtverhältnisse im Raum durch das Zuziehen des Vorhangs und durch das Einschalten der Lampen verändern; für einige Zeit steht James Mason dann sogar unmittelbar vor der ersten eingeschalteten Lampe und erscheint dabei wie ein „mysteriöser Schatten(-mann)“; bereits in seinem „`North by Northwest`-verwandten“ Film Saboteure hatte „Hitch“ in den 40er-Jahren ein ähnliches „Aufeinandertreffen“ eines „innocent man“ (in der Gestalt von Robert Cummings) und eines „`Geschäftsmannes` & Strippenziehers namens Charles Tobin“ (in der Gestalt von Otto Kruger) inszeniert, das vor dem Hintergrund eines „Ball-artigen Empfangs / einer Gesellschaftsfeier“ in New York stattfindet, bei dem/der sich führende Mitglieder der „Sabotage-Geheimorganisation“ treffen, die die „United States of America“ zu einer „faschistischen Diktatur“ umfunktionieren wollen – aus dem Dialog Kruger & Cummings: CHARLES TOBIN: „[…] Die Kraft einer totalitären Regierung kann mehr leisten als eine demokratische und erreicht deshalb ihr Ziel“ / BARRY KANE: „Ja. Ja, sie erreicht ihr Ziel. Zerbombte Städte, gesunkene Schiffe, Folter und Mord. Nur damit Leute wie Sie ein gutes Leben führen können. Eine feine Philosophie“ / CHARLES TOBIN: „Ich möchte weder gefoltert noch ermordet werden. Deshalb will ich ja auch abreisen. Es ist möglich, dass die Entwicklung nicht in Ihrem Sinne weitergeht, dass wir uns durchsetzen. Und dann komme ich zurück. Dann bekomme ich vielleicht, was ich wünscheMacht, Mr. Kane. Ja, genauso wie Sie für sich Bequemlichkeit wünschen oder Arbeit oder dieses Mädchen[„Patricia Martin“ Priscilla Lane]. Unsere Wunschträume sind ziemlich verschieden, aber um die meinen zu verwirklichen, bin ich zu allem entschlossen“ / BARRY KANE: „Es ist nicht so harmlos, wie Sie es darstellen. Es ist viel gefährlicher. Ich kenne die Folgen der Macht, die Sie haben wollen. Sie hat meinen Freund getötet und unzählige andere. Das gehört mit zu Ihrem Plan. Das Leid anderer Menschen ist Ihnen gleichgültig, weil Sie im Grunde alle Menschen verabscheuen“].

Nachdem „der falsche Mr. Townsend“ „Kaplan’s Erscheinungsbild“ bewertet hat [„MR. TOWNSEND“: „Doch anders, als ich erwartet habe. Ein bisschen größer und ein bisschen gepflegter als die anderen“], bringt der Werbefachmann seine „Empörung über das Kidnapping“ zum Ausdruck [ROGER: „Was zum Teufel soll das alles bedeuten? Warum hat man mich hierher gebracht?“], was den „wrong Townsend“ dazu bringt, Thornhill zu sagen, dass er das „Theaterspielen“ bleiben lassen kann [Antwort von ROGER: „Nicht, dass ich hin und wieder etwas gegen eine amüsante Entführung hätte, aber ich habe Karten fürs Theater heute Abend. Ein Stück, auf das ich mich sehr gefreut habe. Ich werde sehr leicht unliebenswürdig, wenn man mich daran hindert“].

Dann betritt ein weiterer Mann den Raum [„MR. TOWNSEND“: „Ah, Leonard, kennen Sie schon unseren erlauchten Gast?“], der wiederum von „Kaplan’s Eleganz“ überrascht ist [LEONARD: „Er lässt beim besten Schneider arbeiten, nicht wahr?“; // Anmerkung: „Dieses Band wird sich in fünf Sekunden selbst vernichten“ & „Viel Glück, Jim“ (Aufschriften auf meiner Gesamtausgabe der TV-Serie Kobra, übernehmen Sie / OT: Mission: Impossible (1966-1973)) - Martin Landau (1928 – 2017), der hier in Der unsichtbare Dritte als „Leonard“ zu sehen ist, war ab den 60s dann 3 Staffeln lang Teil der „Kult-Agenten aus dem Kalten Krieg“ rund um „Daniel Briggs“ Steven Hill & vor allem „Jim Phelps“ Peter Graves und spielte in insgesamt 76 Folgen den Agenten „Rollin Hand“; Landau, der Alfred Hitchcock’s Art zu sprechen übrigens glänzend imitieren konnte, erhielt das Angebot in „North by Northwest“ mitzuspielen, als er gerade am Broadway mit Schauspiel-Legende Edward G. Robinson in dem Stück „Middle of the Night“ von Paddy Chayefsky (schrieb das Drehbuch zu der genialen Medien-Satire Network von 1976) zugegen war; großartige Film-Auftritte hatte Landau aber auch als „Augenarzt, der mit einem (Auftrags-)Mord an seiner Geliebten davonkommt“ in Woody Allen’s Verbrechen und andere Kleinigkeiten / OT: Crimes and Misdemeanors (1989) sowie vor allem als „drogensüchtiger Ex-Dracula-Darsteller Bela Lugosi“ in Tim Burton’s berührender Edward D. Wood Jr.-S/W-Hommage Ed Wood (1994) mit Johnny Depp, die für mich, obwohl es darin um den angeblich „schlechtesten Filmregisseur aller Zeiten“ geht, zu den besten Filmen der 90er-Jahre zählt; für die Rolle des auf „österreichisch-ungarischem Boden“ geborenen Lugosi (1882 – 1956) hat Landau mehr als verdient den Oscar als „Bester Nebendarsteller“ erhalten].

An der „Verwechslung“ scheint kein Weg mehr vorbeizuführen, denn „der Gastgeber & sein Sekretär“ [„MR. TOWNSEND“: „Mein Sekretär ist ein großer Bewunderer Ihrer ausgewählten Methoden, Herr Kaplan […]“] „bestehen“ gleichsam darauf, dass Roger Thornhill, der den beiden versucht klarzumachen, dass sie „das falsche Paket“ erwischt haben, eben ein gewisser „George Kaplan“ ist [aus den Grant-Mason-Dialogen: ROGER: „Moment mal, warten Sie! Wie nennen Sie mich? Kaplan?“ / „MR. TOWNSEND“: „Oh, ich weiß, Sie sind ein Mann mit vielen Namen, aber ich bin vollkommen bereit, ihre jetzige Wahl zu akzeptieren“ / ROGER: „Mein Name ist Thornhill. Roger Thornhill. Ich hab nie einen anderen gehabt“ / „MR. TOWNSEND“ – mild sarkastisch: „Natürlich…“].

In der Folge taucht kurz „Mrs. Townsend“ auf [gespielt von Josephine Hutchinson – war z. B. neben Steve McQueen & Karl Malden in dem Henry Hathaway-Western Nevada Smith (1966) zu sehen] und teilt mit, dass „die Gäste da sind“. „The Wrong Mr. Townsend“ verspricht ihr, „in ein paar Minuten“ nachzukommen, und als die Frau wieder verschwunden ist, will er mit Thornhill „das Geschäftliche“ besprechen [„MR. TOWNSEND“: „Ich möchte ganz einfach, dass Sie uns erzählen, was und wie viel Sie über unsere Tätigkeit wissen und natürlich, wie Sie zu diesen Informationen gekommen sind“], obwohl er, wie er eingesteht, ohnehin „kein Ja zum Vorschlag“ erwartet [„MR. TOWNSEND“: „Aber das Wenigste, was ich tun kann, ist Ihnen die Möglichkeit zu geben, diesen Abend zu überleben“].

Thornhill glaubt, sich verhört zu haben [ROGER: „Was zum Teufel soll das jetzt nun wieder bedeuten?“], doch „Townsend“ gibt ihm zu verstehen, dass er & Leonard ohnehin wissen, was er „vorhat“ [Reaktion von ROGER: „Gut, dass Sie mich erinnern. Ich will nämlich ins Wintergarten-Theater* in New York und ich glaube, es ist besser, ich gehe jetzt“; *Winter Garden Theatre: Theater in Manhattan], woraufhin Roger endlich den Raum verlassen will…doch vor der Tür zur Bibliothek stehen die beiden Handlanger Valerian & Licht.

„Townsend“ will daraufhin eine schnelle „Einigung“ mit „Kaplan“ [ROGER: „Ich bin nicht Herr Kaplan!“], und Leonard macht Thornhill’s Verwirrung komplett [LEONARD: „Wir kennen sogar Ihren Verbindungsmann in Pittsburgh, nachdem Jason Selbstmord begangen hat“; // Anmerkung: Auch der „Roger Thornhill“-Darsteller Cary Grant gab sich während der Dreharbeiten in Bezug auf die „Niemand ist mehr der, der er ist“-Story des Films ab und an „etwas ratlos“ und hatte sogar Zweifel an der Qualität von Lehman’s Drehbuch, so wie Hitchcock seinem französischen Interviewpartner einst offenbarte: „[…] Im ersten Teil widerfahren dem Helden mit einer unglaublichen Schnelligkeit alle möglichen Dinge, und er versteht überhaupt nichts mehr. Eines Tages kam Cary Grant zu mir und sagte: `Ich glaube, das ist ein fürchterliches Drehbuch. Wir haben jetzt schon ein Drittel des Films abgedreht, es passiert alles Mögliche, und ich weiß noch immer nicht, worum es geht`“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Von einer Liste liest „The Wrong Townsend“ dann Roger Thornhill die Hotelaufenthalte von „George Kaplan“ vor, der unlängst offenbar quer durch die USA „eingecheckt“ hat, momentan jedoch, so wie „Townsend“ festhält, im „Zimmer 796 im Plaza als `George Kaplan aus Detroit`“ wohnt, bald aber schon in Chicago sowie „Rapid City, South Dakota“ erwartet wird. Nachdem auch klargestellt wurde, dass „das Vorzeigen von Legitimationsdokumenten“ von Seiten Thornhills sinnlos ist, stellt ihm „Townsend“, der von „exzellent gemachten Ausweisen unter welchem Namen auch immer“ ausgeht, eine klare „Ja oder Nein“-Frage in puncto Zusammenarbeit [Antwort von ROGER: „Die Antwort ist nein. Aus dem einfachen Grund, weil ich überhaupt nicht weiß, wovon Sie sprechen!“].

Da „Townsend“ zu seinen Gästen muss, gibt er Leonard Anweisungen, wie mit „Kaplan“ weiter zu verfahren ist [„MR. TOWNSEND“ – beim Weg hinaus aus der Bibliothek: „Geben Sie ihm etwas zu trinken, Leonard. Angenehme Reise, Herr Kaplan“]. Als „der Chef“ draußen ist, kommen Valerian & Licht in den Raum und Leonard bietet Thornhill aus der Haus-Bar etwas zu trinken an, nämlich „eine kleine Erfrischung“ mit Bourbon, bevor er „Kaplan“ eine „arrangierte Rückkehr in die Stadt“ ankündigt. Roger, dem bei dem „Drink“ die Wahl zwischen „Freiwilligkeit“ oder „Zwang“ gegeben wird, will flüchten, wird aber von den zwei Handlangern festgehalten und von diesen schließlich unsanft auf einer „Sitzgelegenheit innerhalb der Bibliothek“ platziert. Unmittelbar vor den Augen des festgehaltenen Thornhill füllt Leonard dann ein Glas voll mit einer absurden Menge an Bourbon [LEONARD: „Auf gute Gesundheit“], die man „Kaplan“ einflößen wird [Anmerkung: Hier vollzieht Hitchcock ganz offensichtlich den Der unsichtbare Dritte beherrschenden Wechsel zwischen „erfrischender Komik“, die sich z. T. in den Cary Grant-„Roger Thornhill“-Aussagen findet, und „tödlicher Spannung“, denn: die (Todes-)Angst des einen führt zum Nervenkitzel des anderen/des Zuschauers – was ja irgendwie für das gesamte Werk Hitchcocks repräsentativ ist].

Ortswechsel – es ist mittlerweile dunkel und Valerian & Licht haben Thornhill zu einer Küstenstraße gebracht, auf der „Kaplan’s Rückfahrgelegenheit“ steht, nämlich ein Mercedes-Benz-Cabriolet. Der von dem „Zwangs-Bourbon“ völlig betrunkene & desorientierte Thornhill wird vom Handlanger-Auto aus zu dem Mercedes geschleppt und hinters Steuer gesetzt [ROGER – nachdem er zuvor noch etwas mit „unverständlichem“ Text gesungen hat & im Original: „Don’t worry about me, I’ll take the bus“].

Anschließend steigt Valerian mit in den Wagen, startet ihn und steuert diesen vom Beifahrersitz aus [zur mitreißenden „fast-paced suspenseful instrumental music“ von Bernard Herrmann] in Richtung „Küstenstraßenrand“ und somit in Richtung Abgrund. Roger scheint im letzten Moment zu merken, dass man ihn auf diese Weise töten will…und befördert Valerian aus dem Wagen…und verhindert, ebenfalls „at the last Moment“, dass das Cabriolet ins Meer stürzt, obwohl einer der Autoreifen schon „frei“ über dem Abgrund „platziert“ war [Anmerkung: „LINA“ – JOAN FONTAINE: „Ah, lass mich los! Geh weg! Lass mich!“ / „JOHNNIE“ – CARY GRANT: „Zum Donnerwetter, wirst du hierbleiben! Mir reicht es, ich mach das Theater nicht mehr mit! Was ist mit dir los?! Ich darf nicht in dein Zimmer, du willst zu deiner Mutter, und jetzt tust du so, als ob du Angst vor mir hättest. Du bist meine Frau, Lina!“ / „LINA“ – JOAN FONTAINE: „Aber ich dachte...“ / „JOHNNIE“ – CARY GRANT: „Wir wären beinahe da runter gesaust. Wie kannst du dich von mir losreißen, wo ich dich doch nur halten will, damit du nicht aus dem Wagen fällst? […]“ - bereits in der ersten Zusammenarbeit zwischen „Hitch“ & Cary Grant, „Suspicion“, steuert der von seiner Frau „permanent des Mordversuchs an ihr verdächtigte“ Grant, der Joan Fontaine ein paar Szenen davor schon das wohl berühmteste vermeintlich vergiftete sowie `strahlende` Glas Milch der Filmgeschichte serviert hat („Ich hatte eine Lampe in das Milchglas getan. […] Weil es wirklich strahlend erscheinen musste. Cary Grant geht die Treppe hinauf, und man muss wirklich nur auf das Glas schauen“ – Hitchcock zu Truffaut), einen Wagen/ein Cabriolet „an den Abgrund“, nur glaubt Joan Fontaine eben abermals, dass dies „ein Mordversuch“ ihres Gatten sei, was sich, dem „Happy End“ entsprechend, das man Hitchcock seinerzeit aufgezwungen hat und aus dem die zitierten Dialog-Ausschnitte stammen, aber als „Hirngespinst“ herausstellt; in Verdacht und in Der unsichtbare Dritte sitzt Grant selbst hinterm Steuer, in Über den Dächern von Nizza jedoch wird Grant, wie berichtet, zum „Opfer“ der „rasenden“ Grace Kelly, aber bereits in „Notorious“ hatte Hitchcock Grant zum „Beifahrer“ einer betrunken hinterm Steuer sitzenden Ingrid Bergman gemacht, die nach einer „Party-Nacht“ mit dem mysteriösen Partygast Grant in einem Cabriolet eine Straße entlangrast, was Hitchcock zum Anlass nimmt, die subjektive Kamera so zu verwenden, dass der Eindruck entsteht, dass Bergman durch den Fahrtwind das eigene Haar im Gesicht hat und deshalb nichts sehen kann – „ALICIA HUBERMAN“ - INGRID BERGMAN: „Dieser Nebel ist ja furchtbar“ / „DEVLIN“ - CARY GRANT: „Das sind nur die Haare vor Ihren Augen“].

Thornhill rast mit dem Mercedes, der schließlich wieder festen Boden unter sämtlichen Reifen hat, davon - und Valerian & Licht verfolgen ihn mit ihrem Wagen. Roger’s „wilde betrunkene Fahrt“, auf der er diversen anderen Fahrzeugen ausweichen muss, führt ihn irgendwann an einem „GLEN COVE POLICE CAR“ vorbei, das ihm dann ebenfalls „hinterherrast“. Als Thornhill wegen eines Radfahrers abbremst, fährt das Polizeiauto auf sein Cabriolet auf und der „Glen-Cove-Polizeiwagen“ gerät kurz darauf sogar in ein „Sandwich“, denn ein dritter Wagen touchiert wiederum das „Hinterteil“ des „Police Car“. „Die Augenzeugen“ Valerian & Licht, das Duo hat den Vorgang aus der Entfernung beobachtet, verlassen schleunigst den „Unfallort“. Zwei „Policemen“ steigen aus und gehen zu „Thornhill’s Car“.

Die Glen-Cove-Polizeistation. Thornhill wird durch die Eingangstür hindurch von den zwei Polizisten, die ihren Wagen an seinem zu Schrott gefahren haben, vor einen dritten Beamten im „Empfangsbereich“ geschleppt [ROGER: „Danke fürs Mitnehmen, Jungs“], wobei seine „Erzählungen über das ihm widerfahrene Verbrechen“ als Auswirkungen der „enormen Trunkenheit“ interpretiert werden [aus den Wortmeldungen von ROGER: „[…] Ja, sehen Sie, die wollten mich umbringen. […] In einem großen Haus, die wollten mich umbringen. […] Jemand soll die Polizei anrufen“].

Wenig später legt er sich im „Verhandlungsraum“ der „Police Station“ auf eine Holzbank und sein unmittelbarer „Begleiter“, ein jüngerer Sergeant, wird darüber informiert, dass der Mercedes als gestohlen gemeldet ist und einer „Frau Babson oben an der Twining Road“ gehört. Daraufhin will Thornhill telefonieren, und da er das Recht auf einen Anruf hat, wählt der Sergeant für ihn die gewünschte Nummer, nämlich „Butterfield 8-1-0-9-8“ – und am anderen Ende der Leitung meldet sich Roger’s Mutter [ROGER – ins Telefon: „Hallo, Mutter? Mutter, hier ist dein Sohn, Roger Thornhill“ / Stimme am Telefon von CLARA THORNHILL: „Roger, wo bist du denn?“ / ROGER – auf Nachfrage beim `Wachtmeister` hin & ins Telefon: „Glen-Cove-Polizeistation. […] Nein, Mutter, ich bin durchaus nicht betrunken“].

Nachdem er „Mother“ von den „Männern mit dem Bourbon“ erzählt hat, will er, dass sie seinen Anwalt verständigt, der aber erst, wie der Sergeant klarstellt, „morgen Früh“ dort aufschlagen kann, woraufhin Thornhill’s Mutter nachfragt, wer das soeben „bestimmt“ hat [ROGER: „Sie möchte wissen, wer das gesagt hat“ / POLICEMAN: „Sergeant Orpheus Klinger“ / ROGER – ins Telefon zu „Mother“ & sich dann über den `exaltierten` Vornamen des Polizisten wundernd: „Sergeant OrpheusOrpheus??...Sergeant Orpheus Klinger...Nein, geglaubt hab ich’s auch nicht“; // Anmerkung: So lustig der Vorname von „Sgt. Klinger“, der von dem späteren „General Hospital-Langzeit-Seifenoper-Arzt“ John Beradino gespielt wird, auch ist, es handelt sich um eine „Erfindung“ der deutschen Synchronisation, denn im Original hat es Grant mit „Sgt. Emile Klinger“ zu tun; als „Clara Thornhill“ hört man am Telefon und sieht man wenig später im „Gerichtssaal auf der Polizeistation“ dann Jessie Royce Landis (1896 – 1972), die in Wahrheit eben nur 8 Jahre älter als ihr „Film-Sohn“ Cary Grant war, womit die beiden dem „Vater-Sohn“-Duo Sean Connery & Harrison Ford in Spielberg’s Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) Konkurrenz machen, das nur 12 Jahre trennte; Hitchcock hatte Royce Landis, die beispielsweise auch in der recht guten Columbo-Folge „Schritte aus dem Schatten“ / OT: „Lady in Waiting“ (1971) mit Susan Clark & Leslie `Die nackte Kanone` Nielsen zu sehen ist, bereits in Über den Dächern von Nizza als „Jessie Stevens“, der Mutter von „Frances Stevens“ Grace Kelly, besetzt, die sich, nachdem Kelly „Die Katze“ des Diebstahls der Juwelen ihrer Mutter bezichtigt hat, demonstrativ auf die Seite Grants schlägt: „Er heißt Mr. Robie und ist für meinen Geschmack ein richtiger Mann. Keiner von den Himbeer-Bubis, für die du schwärmst!“ (Royce Landis zu Grace Kelly im Beisein von Grant)].

Danach verabschieden sich „die Thornhills“ voneinander [ROGER – zu SGT. KLINGER, nachdem er aufgelegt hat: „Das war Mutter“] und Roger wird zum Gespräch mit einem Arzt verdonnert, der ihm „akute Betrunkenheit“ attestiert und eine „Blutprobe“ in Aussicht stellt [DOCTOR: „Herr Thornhill, nach meiner Meinung haben Sie mehr Alkohol als Blut im Körper...und ich muss Sie jetzt...ich muss Sie jetzt leider bitten, eine Blutprobe machen zu dürfen“ / ROGER: „Wie ekelhaft“; // Anmerkung: Für Hitchcock bot „Körperliches“ oder boten „Körperfunktionen“ stets Anlass zu „Witzen“ oder zu „Formen des schwarzen Humors“ in seinen Filmen, aber im echten Leben war Hitchcock in gewisser Weise tatsächlich „angeekelt“ und hatte Schwierigkeiten, über Körperliches zu sprechen, oder, nur als Beispiel, auch eine öffentliche Toilette aufzusuchen, wo es irgendwelche „Zeugen & Zuschauer“ gab], bevor er ihm noch mit „Führerschein-Entzug“ droht.

„The next Day“ steht Thornhill, vor den Augen seiner Mutter, in der „Police Station“ vor dem Richter und sein Anwalt versucht dem „Judge“ klarzumachen, gleichsam der „Erzählung/Version“ von Roger folgend, dass sein Mandant, der grundsätzlich „ein vernünftiger Mensch“ sei [CLARA THORNHILL – als das Thema „ihr Sohn & Vernunft“ aufkommt, mit einer „abfälligen“ Note: „Tss…“ / Reaktion von ROGER: „Mutter!“], „einem Verbrechen entkommen“ sei und dabei „so gut gefahren sei, wie es ihm eben möglich gewesen wäre“. Der Richter stellt die Frage nach der „Glaubwürdigkeit der Story“ und ordnet an, dass die „Kriminalpolizei“ hinzugezogen wird, um festzustellen, ob Thornhill’s „Erzählung“ irgendwie auf Tatsachen beruht [Reaktion von ROGER: „Sie zweifeln an meinen Worten? Ich glaube, wenn ich hier als Leiche hereingebracht worden wäre, würden Sie… […] …Nun, ich meine, Sie können doch nicht von mir annehmen, dass ich solch eine Geschichte erfinden würde!“; // Anmerkung: „Roger Thornhill’s“/Cary Grant’s Ringen um Identität angesichts einer plötzlich „aufgezwungenen“ Identität („George Kaplan“) beherrscht den gesamten Film – und in der „Verhandlungsszene“, in der selbst die eigene Mutter seine Geschichte anzuzweifeln scheint, wird das „Hitchcock-Prinzip“ abermals schlagend, dass jemandem in einer bürgerlichen Umgebung durch diverse „Coincidences“ & „Mix-ups“ gleichsam der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann und „das Chaos“ die Oberhand gewinnt].

Nach der Verhandlung tauchen Thornhill & seine Mutter in der Begleitung von drei „Kriminalbeamten“ beim Townsend-Anwesen auf – und Roger versucht gleich von der Hausangestellten, die die Tür aufmacht, seine „Story“, die jeder anzweifelt, bestätigen zu lassen [ROGER: „Erkennen Sie mich?“ / HAUSANGESTELLTE: „Ja, natürlich“; // Anmerkung: Wenn man Cary Grant im echten Leben irgendwo „erkannte“ und vielleicht ein Autogramm von ihm haben wollte, verlangte er dafür (glaubt man, was den Betrag betrifft, seiner Filmpartnerin Eva Marie Saint) 15 Cent; aber auch über diese „Ich will 15 Cent pro Autogramm“-Geschichte hinaus galt Grant in Hollywood als „guter Geschäftsmann“, der, als Hitchcock den Drehplan für Der unsichtbare Dritte zu überziehen begann, pro überzogenem Drehtag die Summe von 5000$ kassierte (im Vergleich dazu: Eva Marie Saint wurde mit 2000$ pro überzogenem Drehtag „abgespeist“)].

Die Hausangestellte behauptet dann gegenüber den Kriminalbeamten, dass „Mr. Townsend, der Hausherr, schon den ganzen Tag über nicht da sei“. Daraufhin wird von ihr, nachdem alle den „Tatort“, die Bibliothek, betreten haben, „Mrs. Townsend“ herbeigeholt, während Thornhill „erfolglos“ den Polizisten die „Bourbon-Flecken“ auf dem Sofa zeigen will, die aber schlichtweg nicht mehr vorhanden sind [aus den Wortmeldungen von ROGER: „Und hier ist das Sofa, wo sie mich festgehalten haben. […] Irgendwer muss sie entfernt haben“]. Nachdem er auch bei der „Haus-Bar im Schrank innerhalb der Bibliothek“ erfolglos gewesen ist, denn statt „Scotch, Gin, Bourbon & Wodka“ befinden sich darin nur Bücher [Kommentar von CLARA THORNHILL, angesichts des „Bücher statt Whiskey“-Szenarios: „Soweit ich unterrichtet bin, wird [Whiskey] in Flaschen geliefert“], taucht „Mrs. Townsend“ auf, die einen „unpassend freundschaftlichen Ton“ gegenüber „Roger“ anschlägt [„MRS. TOWNSEND“: „Roger! Meine Güte, du weißt ja gar nicht, wie schrecklich wir in Sorge um dich waren. Bist du gestern Abend gut nach Hause gekommen? […] Lass dich anschauennaja, ein bisschen glasige Augen, aber sonst bist du in Ordnung. Es war eine langweilige Party, du hast gar nichts versäumt“ / ROGER: „Ich kenne diese Frau erst seit gestern Abend und sie hat nicht das Recht, so mit mir zu sprechen!“].

Die „Kriminalpolizei“, allen voran Lieutenant Harding [gespielt von Stanley Adams – hatte Auftritte in Stanley Kramer’s „Ensemble-Film mit Oskar Werner & Heinz Rühmann“ Das Narrenschiff (1965) oder in der Woody Allen-„Sexualkunde“-Satire Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten (1972)], konfrontiert die Frau dann mit der Geschichte/den Vorwürfen Thornhills, was wiederum dazu führt, dass sie behauptet, dass „Roger“ sowohl mit einem Taxi gekommen sei als auch eines für die Fahrt zurück nach Hause hätte nehmen wollen [„MRS. TOWNSEND“ – darauf Bezug nehmend, dass Thornhill mit dem „gestohlenen Wagen einer Nachbarin“ erwischt worden ist: „Roger, du hast doch gesagt, du würdest ein Taxi nehmen. […]“]. Außerdem behauptet die „konstant fröhlich agierende und freundlich bleibende“ Hausherrin, dass ihr der Name „George Kaplan“ völlig unbekannt sei. Daraufhin will der Lieutenant wissen, ob man „Mr. Townsend“ irgendwo erreichen kann – und die Antwort der Frau beendet in der Folge jegliches „Questioning“ von Seiten der Polizei [„MRS. TOWNSEND“: „Bei den Vereinten Nationen“ / ROGER: „Bei den Vereinten…“ / „MRS. TOWNSEND“: „Er spricht heute Nachmittag vor der Generalversammlung“ / ROGER – mit einem Versuch der „Relativierung“: „Also gut, dann spricht er halt vor der Generalversammlung…“].

Beim Hinausgehen, denn die „Kriminalpolizei“ hält ein Gespräch mit „Mr. Townsend“ nach der „United Nations-Info“ für überflüssig, fragt Thornhill nach, ob die Beamten „in dieser Sache nun nichts mehr unternehmen wollen“, was dazu führt, dass Thornhill‘s „Mother“ Clara ein „Machtwort“ spricht und meint, dass er die „ihm aufgebrummte Strafe“ doch einfach bezahlen soll [CLARA THORNHILL: „Roger, bezahl die 2 Dollar...“]. Nachdem das Auto mit den „five Visitors“ wieder weggefahren ist, rückt der Gärtner, der gerade eine Art Hecke schneidet, in den Fokus [von Hitchcock’s Kamera], und bei dem „Garten-Experten“ handelt es sich…um den „Thornhill-Kidnapper“ Valerian!

Später am Tag statten Roger & seine Mutter dem „Plaza Hotel“ einen Besuch ab, wo ja der ominöse „George Kaplan“ im Zimmer 796 wohnen soll [Ausschnitt aus dem Dialog „Roger / Mutter“, nachdem das Duo mit dem Taxi beim Hotel angekommen ist: CLARA THORNHILL: „Also ich versteh nicht, warum ich eigentlich mitkommen soll“ / ROGER: „Du verbreitest eine gewisse Art Respekt“]. In der Hotellobby fragt Thornhill telefonisch nach „George Kaplan“ und lässt sich mit Zimmer 796 verbinden…wo, wie er von der Dame am Telefon erfährt, Kaplan „seit 2 Tagen“ den Hörer nicht mehr abgehoben hat.

Danach bietet Roger seiner Mutter Geld an, damit sie „ihr süßes, unschuldiges Gesicht, das ihr so gut steht“ aufsetzt und den Schlüssel für „Kaplan’s Room“ holt – und nachdem er die Summe erhöht hat, stimmt sie letztendlich zu [ROGER: „10 Dollar“ / CLARA THORNHILL: „Nicht für alles Geld der Welt“ / ROGER: „50“ / CLARA THORNHILL – bevor sie das Geld dann nimmt: „Roger, du bist wie immer ungezogen!“] und macht sich auf den Weg zur Rezeption.

Mit dem Schlüssel ausgestattet treffen sie vor dem „George Kaplan Room“ ein Zimmermädchen, welches Roger für den Bewohner des Zimmers hält und ihn deshalb fragt, ob sie das Bettzeug wechseln soll, obwohl es doch anscheinend „unbenutzt“ ist. Nachdem das abgelehnt wurde [ROGER – kurz darauf im Kaplan-Zimmer: „Sie schien mich auch für Kaplan zu halten. Ich muss eine tolle Ähnlichkeit haben“], durchsuchen Thornhill & seine Mutter den „Hotel Room“ und finden ein Foto, auf dem sich jener „Mr. Townsend“ [also: James Mason] befindet, der scheinbar „heute Nachmittag vor der Generalversammlung spricht“. Roger drückt einen Knopf, mit dem man das Zimmermädchen „anfordern“ kann, und wenig später befragt er „Else“ [im Original: „Elsie“], von der er wissen will, wann sie ihn, die sich nur auf Grund der Zimmernummer sicher zu sein scheint, dass er „George Kaplan“ ist, überhaupt „das erste Mal“ gesehen hat [Antwort von ELSE: „Grade eben draußen vor der Tür“].

Als die „Chambermaid“ wieder weg ist, die außerdem gegenüber Roger Wert auf die Feststellung gelegt hat, dass man ihr nur schwer etwas vorwerfen kann, da er, also: „George Kaplan“, ohnehin „nie da“ zu sein scheint, klopft es an der Tür und ein Hotel-Angestellter bringt einen Anzug [HOTEL-ANGESTELLTER: „Soll ich ihn gleich in den Schrank hängen, Herr Kaplan?“], der, im Rahmen eines Auftrags, den „George Kaplan“ „gestern Abend um 6“ telefonisch durchgegeben haben soll, gereinigt worden ist [ROGER – zu seiner Mutter, nachdem der Hotel-Angestellte wieder weg ist: „Ist das nicht sehr merkwürdig? Ich glaube, dass in diesem ganzen Hotel kein Mensch George Kaplan kennt“].

Nachdem Thornhill bei einer Anzug-Anprobe feststellen musste, dass ihm der Anzug viel zu klein ist [Kommentar von CLARA THORNHILL: „Ich hab dir immer gesagt, du hast zu lange Arme“], läutet das Telefon und es meldet sich einer der beiden Handlanger, die ihn am Tag zuvor aus dem Plaza entführt haben und dann mit dem Cabriolet ins Jenseits befördern wollten [ROGER – ins Telefon: „[…] [I]ch bin nicht Herr Kaplan!“ / STIMME am Telefon: „Natürlich nicht. Sie beantworten sein Telefon und wohnen in seinem Hotelzimmer, und trotzdem sind Sie nicht Herr Kaplan. Nichtsdestoweniger freut es uns, Sie dort anzutreffen“].

Kurz darauf treten „Roger & `Mother`“, samt Foto, auf dem „Mr. Townsend“ zu sehen ist, die Flucht an, denn eine Nachfrage bei der Vermittlung hat ergeben, dass der Anruf „aus der Lobby des Hotels“ gekommen ist [CLARA THORNHILL: „Schade, dass du schon gehen willst. Mörder trifft man nicht alle Tage“].

Im Fahrstuhl nach unten treffen sie auf „Valerian & Licht“ – und um das Handlanger-Duo „auszubremsen“, lassen sich Mutter & Sohn etwas einfallen. Clara bezichtigt die beiden zunächst lautstark vor den zahlreichen anderen Fahrstuhl-Passagieren der „Intention“, einen Mord verüben zu wollen [CLARA THORNHILL: „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, meine Herren. Sie wollen wirklich meinen Sohn ermorden?!“; // Anmerkung: Hitchcock liebte es übrigens selbst, in Fahrstühlen seinen Companions „blutige Geschichten“ zu erzählen, wenn auch sonst noch, zufälligerweise, ausreichend Publikum in dem „elevator“ vorhanden war; so hat der Regisseur & Hitchcock-Fan & -Interviewer Peter Bogdanovich einmal davon berichtet, dass Hitchcock ihm, in der Zeit, als Marnie veröffentlicht wurde, während einer Fahrt eine solche „Fahrstuhl-Story“ erzählt hat, und das „Fahrstuhl-Publikum“, das wusste, dass es sich bei dem „Erzähler“ um den „famous“ Alfred Hitchcock handelt, wollte, in der Ziel-Etage angekommen, laut Bogdanovich zunächst gar nicht aussteigen, weil der „Master of Suspense“ noch nicht fertig mit seiner „blutrünstigen Crime Story“ war].

Valerian & Licht beginnen, um den „Vorwurf“ abzuschwächen, zu lachen, was dazu führt, dass bald der ganze Fahrstuhl lauthals lacht, alle außer Roger, der, als man in der Lobby angekommen ist, mit einem „Damen zuerst“-Sager den Effekt erreicht, dass Valerian & Licht quasi von den restlichen Passagieren „abgedrängt“ werden und er selbst einen Vorsprung herausholt [CLARA THORNHILL – ihm in der Lobby hinterherrufend: „Roger! Roger, kommst du zum Abendbrot nach Haus?!“]. Vor dem Plaza schnappt Thornhill einem Ehepaar ein Taxi weg, woraufhin das Ehepaar zum nächsten geht, in das dann aber wiederum Valerian & Licht springen, um „Kaplan“ zu folgen [ROGER – in seinem Taxi zum Fahrer: „Fahren Sie mich zu den Vereinten Nationen. Und zwar da, wo die Generalversammlung abgehalten wird“; // Anmerkung: In dem bereits weiter oben erwähnten Tim Burton-Film Ed Wood trifft in einer Szene gegen Ende des Films ein von diversen „Schikanen & Einmischungen beim Filmemachen“ frustrierter „schlechtester Filmregisseur aller Zeiten Edward D. Wood Jr.“ Johnny Depp in einer Bar auf sein Idol Orson Welles (verkörpert von Vincent D’Onofrio) und klagt diesem sein „Leid“, wobei der Dialog mit folgenden Aussagen der beiden endet: ED WOOD: „Mr. Welles, lohnt sich unsere Mühe?“ / ORSON WELLES: „Ja, manchmal schon. Bei einem Film hat mir niemand reingeredet, das war `Citizen Kane`. Die Studiobosse fanden ihn schrecklich, aber sie durften nicht die kleinste Kleinigkeit verändern. […] Ed, wenn man eine Vision hat, dann muss man dafür kämpfen. Wer will schon ein Leben lang die Träume anderer verwirklichen?“ / ED WOOD: „DankeOrson“ – nun, auch Hitchcock, der, wie Orson Welles, bei Film-Director-Rankings klarerweise, im Gegensatz zu Wood (1924 – 1978), stets zu den allerbesten Regisseuren gezählt wird, waren Einmischungen & Schikanen beim Filmemachen absolut nicht fremd, und was Der unsichtbare Dritte betrifft, so musste „Hitch“ zum Beispiel verhindern, dass einige für das Verständnis & vor allem für die Atmosphäre des Films zentrale Szenen der Schere zum Opfer fielen, nur weil diversen „MGM-Leuten“ dies „ganz urplötzlich“ in den Sinn gekommen war; für seine „vision“ in Bezug auf „North by Northwest“ kämpfen musste Hitchcock aber, darüber hinaus, auch wegen der Tatsache, dass der damalige Generalsekretär der UNO, nämlich der Kurt Waldheim-Vor-Vorgänger Dag Hammarskjöld, Aufnahmen für Spielfilme im UNO-Gebäude untersagt hatte („Dag Hammarskjöld hatte nach einem Film, der hieß `The Glass Wall`, alle Aufnahmen für Spielfilme in dem UNO-Gebäude verboten“ – Hitchcock zu Truffaut); die Aufnahmen im UNO-Gebäude, die im Film zu sehen sind, wurden dementsprechend in Dekors gedreht, die exakte Kopien des „Innenlebens“ des originalen UNO-Gebäudes boten, denn Hitchcock ließ, der Authentizität von Dekors & Möbeln willen, immer, wenn er nicht an Originalschauplätzen drehen konnte, eine möglichst vollständige fotografische Dokumentation anlegen – und im Falle der UNO ging „Hitch“ persönlich mit einem Fotografen in das Gebäude und ließ zahlreiche Farbfotos schießen; um die „Hammarskjöld-Vorgabe“ zu umgehen und um zumindest Aufnahmen davon zu bekommen, wie Grant das UNO-Gebäude betritt, wurde quasi, vom Auto einer Reinigungsfirma aus, mit „versteckter Kamera“ gefilmt – „Wir sind trotzdem vor das UNO-Gebäude gegangen, und während der Wächter unsere Ausrüstung in Augenschein nahm, haben wir mit einer versteckten Kamera eine Einstellung gefilmt: Wie Cary Grant in das Gebäude hineingeht“ (Hitchcock zu Truffaut); die „versteckte Kamera“ wird in der Szene dadurch deutlich, dass man, wenn man ganz genau darauf achtet, einen „Anzugträger von der UNO“ sieht, der in die Richtung von Cary Grant blickt, als dieser den besagten Eingangsbereich passiert – und der „Anzugträger“, der selbst gerade on the way out ist, scheint kurz darüber nachzudenken, ob da nicht soeben jemand an ihm vorbeimarschiert ist, der ihm „bekannt“ vorkommt].

Im UNO-Gebäude fragt Thornhill sofort eine Angestellte im Empfangsbereich nach „Herrn Lester Townsend“ [ROGER: „Wo kann ich hier Herrn Lester Townsend finden?“] und behauptet, dass er mit diesem verabredet sei und von ihm erwartet werde. Auf Nachfrage der „Secretary“ hin gibt Roger dann „die ihm mittlerweile aufgezwungene Identität“ als Name an, nämlich „George Kaplan“.

Draußen vor der UNO fährt währenddessen das Taxi mit Valerian & Licht vor und Valerian betritt in der Folge solo das Gebäude, während Licht, so wie sein Partner es will, in der „47th Street“ auf ihn wartet. Im Gebäude hat „die Dame beim Empfang“ in der Zwischenzeit herumtelefoniert und schickt „Kaplan“ schließlich nach oben in den ersten Stock zur „Vermittlungsstelle“, wo man „Mr. Townsend“ ausrufen wird. Als der Ausruf durch eine weitere „Secretary“ geschehen ist, taucht auch Thornhill’s Verfolger im ersten Stock auf und zieht sich plötzlich Handschuhe über, die „eine mörderische Absicht“ ankündigen.

Der ausgerufene Lester Townsend erscheint, und dieser Mann ist Roger, der sich ihm wiederum als „George Kaplan“ vorstellt, …völlig unbekannt [ROGER – zur SECRETARY: „Das ist doch nicht Lester Townsend...“]. Angesichts der Tatsache, dass der United Nations-Mann nicht derjenige ist, mit dem er auf dem Anwesen in Glen Cove gesprochen hat, beginnt Thornhill dem „UN Diplomat“ Fragen nach dessen „Long Island-Wohnsitz“ und nach „Mrs. Townsend“ zu stellen [ROGER: „Waren Sie gestern Abend zu Hause, Herr Townsend? […] Wie ist das mit Ihrer Frau, wenn ich fragen darf?“], und die Antworten sind mehr als überraschend [MR. TOWNSEND: „Nein, ich bin seit einem Monat nicht mehr dort gewesen, ich habe hier eine Stadtwohnung. Da bin ich immer, wenn wir hier Sitzung haben. […] Meine Frau ist leider schon seit vielen Jahren tot“].

Nach einer „Mr. Kaplan, what’s this all about?“-Frage von Townsend stellt ihm Roger eine „Gegenfrage“ nach den „Leuten in seinem Haus“ [aus der Antwort von MR. TOWNSEND: „Was für Leute? Das Haus ist im Augenblick nicht bewohnt“]. Der mittlerweile leicht genervte UN-Vertreter will daraufhin endlich „Kaplan’s Anliegen“ wissen und Thornhill zeigt ihm das aus dem Hotel-Zimmer mitgenommene Foto mit dem offenbar „falschen Townsend“ [ROGER: „Eine Frage, kennen Sie diesen Mann?“; // Anmerkung: Was jetzt die private Beziehung zwischen dem „well known Film Director“ Hitchcock und dem „well known Actor“ Cary Grant anbelangt, so muss man festhalten, dass Hitchcock & Grant sicherlich Respekt füreinander empfanden, jedoch nicht befreundet waren oder gar des Öfteren privat Zeit miteinander verbrachten; das lag sicherlich daran, dass sich auf dem Set eines „Hitchcock-Movies“ nicht alles um den „Superstar“ Cary Grant drehte, so wie der Schauspieler das sicherlich gewohnt war, denn Grant war für „Hitch“ sozusagen vor allem „Teil des visuellen Konzepts seines jeweiligen Films“ und nicht „das alleinige Zentrum“, aber auch daran, dass Hitchcock zwar schätzte, was „male stars“ wie Cary Grant, James Stewart oder Sean Connery für ihn „vor der Kamera“ tun konnten , sie jedoch im Grunde für ihr „gutes Aussehen“ verachtete, also dafür, dass sie das besaßen, was ihm ganz offensichtlich fehlte; aber Hitchcock, so hat sein Mitarbeiter Herbert Coleman einmal festgehalten, der bei Der unsichtbare Dritte als „Associate Producer“ fungierte und die Zusammenarbeit mit dem Regisseur nach dem Film beendete, tat sich ohnehin schwer, so etwas wie „Freundschaften“ zu begründen und zu pflegen: „Ich glaube, Hitch hat nie lang anhaltende Freundschaften begründet. Er hatte Angst, wenn er das täte, müsste er etwas von sich selbst geben, und er wusste einfach nicht, wie er das machen sollte – außer in einem Film“ (Herbert Coleman on Alfred Hitchcock)].

In dem Moment landet ein Messer in Townsend’s Rücken…und „the dead Townsend“ landet in Thornhill’s Armen, während sich der „Messerwerfer“, nämlich Valerian, der sich in einiger Entfernung zu den beiden aufgehalten hat, davonmacht. Einem Reflex folgend zieht Roger das Messer aus dem Rücken des UN-Mannes [ROGER – mit dem Messer in der Hand: „Sehen Sie!“] und die Aufmerksamkeit aller gehört nun „dem Mann mit dem Messer“ - und der Fotograf, der bereits die ganze Zeit über im Hintergrund „eine Delegation aus Schwarzafrika“ fotografiert hat, fotografiert nun Thornhill [ROGER: „Ich bitte Sie, meine Herrschaften, ich habe nichts damit zu tun!“]. Als Rufe nach der Polizei laut werden und „ein `Mob` bestehend aus UN-Diplomaten“ ihn allmählich beginnt einzukreisen, wirft Roger das Messer weg und flüchtet aus dem Gebäude, wo er schnurstracks zu einem Taxi läuft [Anmerkung: Die Stelle, an der hier Cary Grant wieder aus dem UNO-Gebäude hinausläuft und sich zu dem Taxi flüchtet, bietet eines der atemberaubendsten & schönsten Bilder in Hitchcock‘s gesamtem Œuvre, denn „Hitch“ & Kameramann Robert Burks zeigen den Vorgang in einer „extremen“ Totalen von oben, wobei man rechts einen Teil der Skyscraper-Fassade des UN-Gebäudes sieht und „ganz weit unten“ auf einem schmalen Weg sieht man Cary Grant, wie er, gleichsam auf die Größe einer Ameise geschrumpft, zu dem „Yellow Cab“ läuft].

Ortswechsel nach Washington D.C., wo in der „UNITED STATES INTELLIGENCE AGENCY“ (in dessen „Firmenschild“ sich offenbar das Kapitol spiegelt) vier Männer und eine Frau an einem Tisch sitzen und gerade das Titelblatt des „Evening Star“ besprechen, wo von einem „Diplomat Slain at U.N.“ die Rede und Roger Thornhill mit dem Messer abgebildet ist [GEHEIMDIENSTMANN NR. 1– die Zeitung in Händen haltend: „Das Foto ist übrigens identifiziert worden als das von Roger Thornhill, einem Manhattan-Werbefachmann, was darauf hinweist, dass der Name George Kaplan, den er der Sekretärin bei der UN angab, falsch ist […]“].

Nachdem kurz „das vermutete Motiv“ für den Mord besprochen wurde, nämlich, dass, und diese Annahme ist eben aus der Glen-Cove-Polizeistation-Aussage von Roger abgeleitet, „the Murder Victim“ in der Nacht zuvor versucht haben soll, Thornhill/„Kaplan“ umzubringen, spricht ein weiterer Geheimdienstmann die offensichtliche „Verwechslung“ an, die dem „armen Mann“ passiert ist [GEHEIMDIENSTMANN NR. 2 – im Original: „Apparently, the poor sucker got mistaken for George Kaplan“], bevor alle wollen, dass sich „der Chef“ zu Wort meldet, nämlich jener Mann, der nur „The Professor“ genannt wird [Anmerkung: Hitchcock’s Tochter Pat hat einmal behauptet, Leo G. Carroll (1886 – 1972), also jener Schauspieler, der hier als Geheimdienstchef „Professor“ zu sehen ist, habe ohnehin „in so gut wie jedem Hitchcock-Film“ mitgespielt; nun, „the truth“ ist, dass ihr „Daddy“, der „Hochspannungskünstler“ Hitchcock, ganze sechs Mal auf die „Nebenrollen-Dienste“ von Carroll zurückgegriffen hat und dieser, abseits von „North by Northwest“, in Rebekka (als „Dr. Baker“), in Verdacht (als „Captain Melbeck“), in Der Fall Paradin (als „Sir Joseph Farrell“), in Der Fremde im Zug (als „Senator Morton“) sowie in Ich kämpfe um dich aus 1945 zu sehen war, wobei der letztgenannte Film, im dem Carroll den von einem Nervenzusammenbruch niedergestreckten Irrenanstalts-Leiter „Dr. Murchison“ spielt, ebenfalls ein bemerkenswertes Hitchcock-Werk ist, da in diesem frühen „psychological thriller“ so ziemlich das erste Mal in der Filmgeschichte die psychoanalytischen Theorien von Sigmund Freud ganz offensichtlich „miteingearbeitet“ wurden und Luis Buñuel’s „Un chien andalou“-Compagnon, die Surrealismus-Ikone Salvador Dali, für die darin vorkommenden Traumsequenzen(!) zuständig war].

Der „Professor“ wirft aber, im Gegensatz zu den anderen im Raum, die mehr „Empathie“ für das Schicksal von Thornhill zeigen, einen reichlich „pragmatischen“ Blick auf die Situation und erteilt einem Eingreifen zugunsten von Roger eine Absage [PROFESSOR: „Wir unternehmen nichts“], da er den Umstand, dass Thornhill für den Lockvogel „George Kaplan“ gehalten wird, als eine Art „glücklichen Zufall“ betrachtet [PROFESSOR: „[…] Unser nicht existierender Lockvogel George Kaplan, der erfunden worden ist, um den Verdacht von unserem tatsächlichen Agenten abzuwenden, ist zufälligerweise ein lebendiger Lockvogel geworden“]. Als die „Intelligence Agency Woman“ nachfragt, wie lange Thornhill aus der Sicht des „Professors“ wohl noch am Leben bleiben kann, sieht er das allein als „Thornhill’s Problem“ an und stellt klar, dass er den „erfolgreichen Agenten, der bereits in Vandamm’s Nähe arbeitet und dessen Enttarnung für den besagten Agenten tödlich wäre“ nicht wegen Roger opfern wird [PROFESSOR: „[…] Selbst auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, wir haben George Kaplan eigens zu dem Zweck erfunden, um Vandamm glauben zu machen, dass Kaplan unser Agent sei, der ihm bereits auf der Spur ist“] – woraufhin die „Geheimdienstfrau“ Roger von ihrem Sessel in Washington D.C. aus gleichsam „alles Gute“ wünscht [GEHEIMDIENSTFRAU: „Auf ein Wiedersehen, Herr Thornhill, wo immer Sie auch sein mögen…“].

Der Film kehrt zurück zu Roger Thornhill, der auf der New Yorker „Grand Central Station“, die eine deutliche „Polizeipräsenz“ aufweist, in einer Telefonzelle mit seiner Mutter Clara telefoniert, welcher er mitteilt, dass „George Kaplan“ sich offenbar im „Ambassador East Hotel“ in Chicago aufhält und er ihn finden will, „da Kaplan der Einzige ist, der weiß, worum es geht, und er sonst keine Chance sieht, aus der Sache wieder rauszukommen“. Anschließend will Roger, der, wie er auf dem Bahnhof bemerkt, in den Zeitungen „allgegenwärtig“ ist (so titelt eine „Newspaper“, die gerade von einem Mann gelesen wird, mit „MANHUNT FOR U.N. KILLER“), ein Ticket nach Chicago lösen und sucht mit einer Sonnenbrille im Gesicht einen Schalter auf [Anmerkung: Dank Audrey Hepburn gibt es auch in dem Film Charade (1963) „Great Sunglasses Moments“, in dem sie an der Seite von Hitchcock‘s „North by Northwest“-Star Cary Grant zu sehen ist; das Werk, inszeniert von Stanley Donen, wurde oftmals auch als „bester Hitchcock-Film, der nicht von Hitchcock selbst inszeniert worden ist“ bezeichnet, denn in der gelungenen Mixtur aus Thriller, Agentenfilm & Komödie wird die in Der unsichtbare Dritte „vorgelebte“ „Identitäten-Vielfalt“ gleichsam „to the extreme“ getrieben, da Grant, der sich letztendlich als „Schatzamtsmitarbeiter“ entpuppt, welcher dem von dem verstorbenen Ex-Mann von Hepburn vor seinen einstigen Komplizen versteckten Erlös aus einem Gold-Raub im Zweiten Weltkrieg hinterherjagt, darin gleich unter „vier Identitäten“ agiert, nämlich als „Peter Joshua“, „Alexander Dyle“, „Adam Canfield“ und schließlich „Brian Cruikshank“, wobei der letzte Name die „True Identity“ Grants darstellt; amüsant in dem zu einem großen Teil in Paris spielenden Film, in welchem die Hepburn sich ständig fragen muss „Wer sind die Guten und wer die Bösen, und wem kann ich vertrauen?“, ist aber auch Walther Matthau als „falscher CIA-Mann Hamilton Bartholomew“, der in Wahrheit aber „Carson Dyle“ heißt und einer der einstigen „World-War-II-Goldräuber“ ist].

Roger fragt nach einem freien Schlafwagen im „Chicago Express“ und will, dass der „Zugticket-Verkäufer“, der ihn wegen der „Sunglasses“ von Anfang an misstrauisch „beäugt“ [aus dem zugehörigen Dialog: ZUGTICKETVERKÄUFER: „Irgendwas nicht in Ordnung mit Ihren Augen?“ / ROGER: „Ja, sie sind sehr empfindlich gegen allzu große Neugier. […]“], noch einmal nachfragt, ob nicht „im letzten Moment“ doch noch etwas frei geworden ist. Der „Ticketverkäufer“ wirft, als ob er einen ohnehin vorhandenen Verdacht bestätigen möchte, einen Blick auf ein Bild, das er in seiner Nähe im Schalterbereich stehen hat und das „Roger im UNO-Gebäude mit dem Messer“ abbildet. Nachdem der Mann Thornhill kurz allein gelassen [ZUGTICKETVERKÄUFER – als er „nach hinten“ zum Telefon geht: „Gehen Sie nicht weg…“] und ein Telefonat geführt hat, allerdings nicht wegen des Schlafwagens, sondern mit der Polizei, will er Thornhill bis zum Eintreffen der Polizei „hinhalten“ [ZUGTICKETVERKÄUFER – als der vordere „Kundenbereich“ des Schalters wieder in sein Blickfeld gerät: „Sie haben Glück, junger Mann, es ist…“], doch Roger ist mittlerweile...verschwunden.

Verfolgt von der „Police“ flüchtet sich Thornhill in den „Chicago Express“ und läuft im Zug auf den schmalen Gängen einer blonden Frau über den Weg [aus den Grant-Saint-Dialogen, als die beiden im Zug „nicht aneinander vorbeikommen“: ROGER: „Oh, es tut mir leid. Entschuldigen Sie bitte“ / EVE: „Mein Fehler. Verzeihen Sie“].

Als die Polizei den Zug betritt, flüchtet sich Roger in ein leeres Abteil, während die blonde Frau den zwei Polizisten „Falschinformationen“ liefert [EVE: „Ich hab gesehen, wie er da lang ging. Ich glaube, er ist ausgestiegen“]. Thornhill bedankt sich anschließend bei der Frau [ROGER: „Ich danke Ihnen“ / EVE: „Nichts zu danken“ / ROGER: „Ich hatte nämlich meinen Wagen falsch geparkt“ / EVE – ironisch: „Oh…“], die dann ihren Weg innerhalb des Zuges fortsetzt [Anmerkung: „So here I was, starring as a sexy spy lady opposite Cary Grant in a romantic thriller directed by Alfred Hitchcock. Believe me, it wasn’t all bad“ (Copyright: Eva Marie Saint) – laut Eva Marie Saint gab ihr Hitchcock von Anfang an das Gefühl, „die richtige Person“ für die Rolle zu sein (Pat Hitchcock über ihren Vater & Eva Marie Saint: „Er sah etwas in Leuten, was anderen entging. Er erkannte Klasse. Er sah ihre Persönlichkeit, statt der Rolle, die sie spielte“), und sie erhielt im Grunde nur drei „Basic Directions“ von dem Regisseur, nämlich „Senke deine Stimme!“, „Halte die Hände ruhig!“ und „Sieh Cary immer direkt in die Augen!“ – was ein Unterschied zu der Arbeit mit Elia Kazan bei der „Marlon Brando-Sternstunde“ Die Faust im Nacken / OT: On the Waterfront (1954) war, wo Kazan ihr die Regieanweisungen oftmals ins Ohr flüsterte].

Nach einem Zeitsprung hat der Zug Fahrt aufgenommen und ist unterwegs nach Chicago [Anmerkung: François Truffaut hat in „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ den Umstand angesprochen, dass „Monsieur Hitchcock“, wenn es darum ging, den Zug, in dem Grant & Saint reisen, von außen zu zeigen, die Kamera förmlich „an den Zug gebunden & von ihm `abhängig` gemacht hat“, also die Kamera „[…] nicht irgendwo draußen in der Landschaft […]“ platziert hat, was „Hitch“ seinerzeit zu folgender Antwort bewogen hat: „Die Kamera, die irgendwo in der Landschaft steht und einen vorbeifahrenden Zug aufnimmt, würde nur die bekannte Perspektive einer Kuh auf der Weide wiedergeben, die einen Zug vorbeifahren sieht. Ich habe mich bemüht, das Publikum im Zug zu halten, beim Zug, und alle Totalen des Zugs sind gefilmt wie aus einem Fenster, wenn der Zug in eine Kurve fährt. Wir haben drei Kameras auf die hintere Plattform des Zuges der Twentieth Century Limited gestellt und genau zu der Zeit, in der die Handlung spielt, genau diese Fahrt gemacht. Eine Kamera hatte die Totalen vom Zug in den Kurven aufzunehmen, die beiden anderen das Material für die Hintergründe“]. Roger, „the Victim of Mistaken Identity“, spielt im „20th Century Limited Train“ Versteck mit den „Kontrolleuren“. Als er den zwei „Schaffnern“ abermals entkommen ist, betritt er, mit seinen „Sunglasses on“, den Speisewagen, wo der Kellner, den er um einen Tisch bittet, ihn auf Anhieb zu jenem der „kühlen, mysteriösen Blonden“ bringt [Anmerkung: „THORNHILL’S A WANTED MAN: ENEMY AGENTS WANT HIM DEAD, THE POLICE WANT HIM ARRESTED, AND A COOL, MYSTERIOUS BLONDE [EVA MARIE SAINT] JUST PLAIN WANTS HIM“ (Text auf der Rückseite einer UK-DVD-Ausgabe von „North by Northwest“) – Hitchcock’s Der unsichtbare Dritte ist eine „masterful“ Melange aus Suspense & „Romance“, und die „Dining Car Scene“ mit „Roger Thornhill“ & „Eve Kendall“ zählt sicherlich, wie übrigens auch die „Schlafwagen-Szene“ wenig später im Film, zu den „Höhepunkten abseits der Action-Szenen“ in „One of Hitchcock‘s most entertaining American thrillers“, so wie die US-Filmkritikerin Pauline Kael das Werk einmal bezeichnet hat].

Thornhill bestellt sich einen „Martini“ und spricht gegenüber der von Beginn an irgendwie betont „flirty“ agierenden Frau den „Zufall“ an, der hier beide „an einen Tisch“ bringt, bevor er nachfragt, was er zum Essen bestellen soll [ROGER: „Können Sie mir irgendwas empfehlen?“ / EVE: „Wie wär’s mit einem Sauerbraten? Ein bisschen sauer, aber ganz schmackhaft“]. Roger folgt der Empfehlung und ordert einen „Sauerbraten mit Kartoffeln“, anschließend fragt er seine „Dining Car“-Tischgenossin, ob er ihr „irgendwie bekannt“ vorkommt [Antwort von EVE: „Ja“] – und die Tatsache, dass sie das bejaht, lässt Thornhill eine „Theorie über seine Wirkung auf Menschen“ aufstellen [ROGER – also ob er über die Wirkung des „Filmstars Cary Grant“ sprechen würde: „Was ich doch für eine Wirkung auf die Menschen habe. Es ist etwas an meinem Gesicht, das…“ / EVE: „Es ist ein nettes Gesicht“ / ROGER: „Finden Sie?“ / EVE: „Wenn es nicht so wäre, würde ich es nicht sagen“]. Anschließend teilt er ihr mit, dass sie, aufgrund ihrer Antworten, wohl zum „ehrlichen Typ Frau“ gehört [Reaktion von EVE: „Täuschen Sie sich nicht“], und dieser „Typ Frau“, der ehrliche, so Thornhill weiter, ist jener Typ, vor dem er angeblich „erschreckt & Angst hat“, weil er sich diesem gegenüber „im Nachteil“ fühlt [aus den zugehörigen Dialogen gegen Ende des Themenbereichs „Thornhill & die Frauen“: ROGER: „Ich muss Ihnen etwas sagen. Immer, wenn ich einer attraktiven Frau begegne, fang ich automatisch an, ihr vorzumachen, dass ich kein Interesse dran habe, mich mit ihr einzulassen“ / EVE: „Und weshalb verbergen Sie das so geschickt?“ / ROGER: „Ich bin mir noch nicht ganz klar darüber, wie Sie reagieren“ / EVE: „Vielleicht nicht ganz so negativ, wie Sie glauben“].

Roger spricht in der Folge das „Glück“ an, „diesen Platz am Tisch bekommen zu haben“, wobei die Frau gesteht, dass „Glück damit überhaupt nichts zu tun hatte“ [EVE: „[…] Ich hab den Steward mit 5 Dollar bestochen, damit er Ihnen diesen Platz hier anweist“], was Thornhill nachfragen lässt, ob das „ein Angebot“ ist [Antwort von EVE – im Original: „I never discuss love on an empty stomach“; // Anmerkung: Drehbuchautor Ernest Lehman hat darauf hingewiesen, und das kann man angeblich erkennen, wenn man den Ton in der Szene abdreht und sich im „Lippenlesen“ übt, dass Hitchcock Eva Marie Saint am Set zu Cary Grant eigentlich den Satz „I never make love on an empty stomach“ sagen hat lassen, was eine „line“ ist, die Lehman als „ahead of its time“ klassifizierte; in der deutschen Synchro wird aus der letztendlich in den Film eingefügten „I never discuss…“-Aussage ein „Wie kann man über die Liebe diskutieren mit nüchternem Magen?“ – und Grant sagt darauf „Ich denke, Sie haben schon gegessen“ und Saint antwortet ihm mit „Ja, aber Sie noch nicht“].

Als Thornhill anführt, dass es wohl Zeit wäre, sich offiziell „bekannt zu machen“, stellt sich die Frau ihm vor [EVE – im Original: „I’m Eve Kendall. I’m 26 and unmarried. Now you know everything“] und behauptet, beruflich ab und an als „Industrial Designer“ zu arbeiten, woraufhin Roger, der sich offensichtlich an „das Annehmen falscher Identitäten“ gewöhnt hat, sich ihr als „Jack Phillips“ vorstellt, einen „Verkaufsleiter der Westküste für Kühlschränke“. Eve entpuppt sich aber als „Roger Thornhill-Kennerin“ [EVE: „[…] Sie sind Roger Thornhill aus New York, und auf jeder Titelseite in Amerika steht, dass Sie wegen Mord gesucht werden. Seien Sie also nicht so bescheiden“] und verspricht ihm, „kein Wort zu sagen“. Der Möchtegern-„Jack Phillips“ will den Grund dafür wissen, und dieser liegt, laut Eve, nicht nur darin, dass Roger ein „nice face“ hat, sondern an „mangelnden literarischen Qualitäten“ [EVE: „[…] [I]ch denke auch an die lange Nacht. […] Und das Buch, das ich angefangen habe zu lesen, mag ich nicht so sehr“ / Antwort von ROGER: „Jetzt versteh ich genau, was Sie meinen“]. Die „Industriedesignerin“ greift zu einer Zigarette und Roger holt ein Streichholzpäckchen, das sein „R. O. T.“-Firmenzeichen trägt, hervor [ROGER: „Das ist mein Firmenzeichen. Ganz unpolitisch“; // Anmerkung: Hitchcock war grundsätzlich der Meinung, dass sich das Publikum im Kino nicht für Politik interessiert, obwohl er, wie er gegenüber Truffaut andeutete, durchaus Ideen für einen „politischen Suspense-Film“ hatte: „Dabei habe ich eine gute Idee für einen politischen Suspense-Film. Es geht dabei um den Kalten Krieg. Ein Amerikaner, der perfekt russisch spricht, wird über dem heutigen Russland mit einem Fallschirm abgesetzt, aber durch einen Zufall fällt der Mann, der ihn im Flugzeug betreute, mit hinaus, und die beiden Männer kommen in einem Fallschirm nach unten. Der eine hat einwandfreie Papiere, spricht perfekt russisch, man kann ihn für einen Russen halten. Aber bei ihm ist nun ein kleiner Amerikaner, der kein Wort russisch versteht und keine Papiere hat. Davon geht die Geschichte aus, in der jede Sekunde voll Suspense ist“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Nachdem geklärt ist, dass das „O.“ in Roger’s Name „gar nichts“ bedeutet und Kendall’s Zigarette angezündet ist, nimmt Eve seine Hand und bläst das brennende Streichholz aus. Um Thornhill‘s „Hide-and-Seek“ mit den „Kontrolleuren“ zu beenden, bietet sie ihm schließlich einen Platz in ihrem Schlafwagen an [EVE: „Schlafwagen E. Kabine 3902“]. Dann bleibt der Zug stehen und Eve meint zu Roger, dass er besser keinen „Nachtisch“ mehr bestellen soll [ROGER – Kendall zunächst „missverstehend“: „Ich habe verstanden“], denn „Two Policemen“, so wie sie aus dem Fenster erkennen kann, setzen dazu an, den Zug zu betreten. Kendall und Thornhill stehen vom Tisch auf und begeben sich „auf die Flucht“ in Richtung Eve’s Schlafwagen-Kabine.

In „Eve’s Sleeping Car“ – Kendall liegt auch dem „Couch-artigen“ Bett und liest das besagte Buch, während Thornhill, was ihm wenig behagt [Reaktion von EVE auf Thornhill’s `Unbehagen`: „Sie sind viel zu nervös, junger Mann“; // Anmerkung: In Wahrheit war Eva Marie Saint diejenige, die Schwierigkeiten mit der Enge des „Zug-Abteil-Sets“ hatte, denn Saint hatte Probleme, in engen Räumen zu agieren, allerdings, so hat sie später betont, hat ihr die Aufgabe, in diesen engen Räumen Cary Grant zu küssen, ein wenig darüber hinweggeholfen – „Ich kam darüber hinweg, wieder und wieder Cary Grant küssend“ (Eva Marie Saint)], in dem „zusätzlichen, ausklappbaren Bett über dem eigentlichen Bett“ eingeschlossen ist und somit für „ungebetene Besucher“ nicht sichtbar. Wenig später erscheinen die zwei „Statepolicemen“, die zwei „Staatspolizisten“, in dem Schlafwagen und sie fragen bei Eve nach, ob „der Herr vorhin im Dining Car“ ein „Freund“ von ihr ist, was sie natürlich verneint. Anschließend zeigt man ihr ein Foto von Thornhill und informiert die Frau über „Roger’s Crime“ [Dialog im Original: STATEPOLICEMAN: „He’s wanted for murder“ / EVE: „Good heavens, no!“]. Dann zeigt sie sich auch bezüglich des Namens „Thornhill“ überrascht und behauptet, dass sie mit diesem lediglich „eine belanglose Unterhaltung“ über „Essen“ und über das Thema „Train Travel versus Plane Travel“ geführt hat. Nachdem sich die „Staatspolizei“ etwas misstrauisch wieder verzogen hat, mit dem Hinweis, „am Ende des Zuges im Aufsichtswagen“ jederzeit bereitzustehen [Reaktion von EVE: „Es ist beruhigend, das zu wissen. Gute Nacht“], erkundigt sich Kendall nach Roger’s Befinden [EVE: „Hey, atmen Sie noch?“ / ROGER: „Ja, wenn Sie sich nicht sehr beeilen, werden Sie kaum noch etwas von mir haben“], bevor sie mit dem „Opener“ das „ausklappbare Zusatz-Bett“ öffnet und den eingesperrten Thornhill, dessen Sonnenbrille bei der ganzen Aktion kaputt gegangen ist, somit „befreit“.

„Later“ stehen die beiden eng bei einer Tür/Wand des Abteils – und Eve meint, dass es „nicht gut ist“, wenn Roger in Chicago nach „George Kaplan“ sucht, weil man ihn dabei in jedem Fall „aufgreifen“ würde, und sie schlägt ihm vor, dass er einfach in ihrem Hotelzimmer bleibt, während sie den besagten „Herrn Kaplan“ für ihn „auskundschaftet“ und zu ihm bringt. Thornhill hält den Vorschlag aber für „too dangerous“ [Reaktion von EVE: „Aber ich bin doch schon erwachsen“ / ROGER: „Ja, das kann man wohl sagen […]“]. Nachdem von Eve „kokett“ der Aspekt angesprochen wurde, dass Thornhill offenbar ein „Mörder“ ist, beginnen sich die beiden zu küssen [Anmerkung: In Hitchcock’s Werk, man denke da natürlich vor allem an „Vertigo“, aber auch an „Suspicion“, ist es „üblich“, dass die Kamera, als Stellvertreterin des Regisseurs & vor allem des Publikums und im Sinne einer „momentanen Ehe zu dritt“, „the two lovers“ förmlich umkreist; hier aber, bei der Kuss-Szene im Zugabteil, ist das aber quasi umgekehrt, denn hier, und das geschah aus den angesprochenen „Platzgründen“, beginnen sich Cary Grant & Eva Marie Saint während des Kusses zu drehen, damit der Effekt der Entrückung in einem intimen Moment, der „Hitch“ so wichtig gewesen ist, erhalten blieb; auch Truffaut hat „[…] Cary Grants und Eva Marie Saints Küsserei im Zugabteil in `North by Northwest` […]“ einmal zum Thema gemacht: Truffaut: „Sie lehnen gegen die Wand, sie küssen sich, ihre Körper drehen sich um sich selbst, während sie langsam an der Wand herabgleiten. Auf der Leinwand ist das perfekt, aber beim Drehen wird das ziemlich irreal ausgesehen haben“ / Hitchcock: „Ja, sie drehen sich vor der Wand. Immer dasselbe Prinzip: Das Paar darf sich nicht trennen“; wie ich bereits einmal im Zusammenhang mit James Stewart angedeutet habe, gibt es einen Unterschied zwischen Grant & Stewart, was die „Küsserei“ betrifft, denn im Vergleich zu den „kisses“ des „begnadeten Silver-Screen-Schmusers“ Jimmy Stewart, waren Grant’s Küsse von Hitchcock, der seit „Notorious“ nicht nur als „Suspense-Spezialist“, sondern auch als „Spezialist der physischen Liebe auf der Leinwand“ galt, stets „technischer“ bzw. „mit mehr technischem Aufwand“ inszeniert; so hat der Regisseur in Berüchtigt einst eine lange Kuss-Szene zwischen Grant & Ingrid Bergman gedreht, die damals den angeblich „längsten Kuss der Filmgeschichte“ aufbot und bei der die beiden Stars aus der Sicht Hitchcocks „absolut unzertrennlich“ bleiben mussten und die Umarmung nicht lösen durften, was, so wie er später zugeben musste, von Grant & Bergman als nicht sehr angenehm empfunden wurde, eine Tatsache, die ihm aber, und das entspricht wahrscheinlich in der Zeit von „Intimitätskoordinatoren & Intimitätskoordinatorinnen“ auf Filmsets nicht mehr unbedingt den heutigen Gepflogenheiten, völlig egal war: „Natürlich fanden die Schauspieler das entsetzlich. Sie fühlten sich ungeheuer geniert. Sie litten darunter, dass sie sich so aneinander klammern mussten. Ich sagte: `Ob ihr euch wohlfühlt oder nicht, das ist mir egal. Mich interessiert nur der Effekt auf der Leinwand`“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Während der „to kiss and cuddle“-Aktion an der Wand führen Thornhill & Kendall ihre Unterhaltung aber weiter [spezifische Momente: EVE: „Ich möchte noch viel mehr über dich wissen. […] Du verstehst dich gut anzuziehen und du verstehst gut zu essen“ / ROGER: „Und ich versteh was von Frauen, oder bist du da anderer Meinung?“ / EVE – Thornhill auf das „Werbefachmann-Dasein“ ansprechend: „Du verstehst doch sehr geschickt mit Worten umzugehen. Damit hast du wahrscheinlich deine größten Erfolge. Du verkaufst den Menschen Dinge, die sie nicht brauchen, und bringst Frauen, die dich nicht kennen, dazu, sich in dich zu verlieben“ / ROGER: „Wenn du noch weitersprichst, werde ich langsam größenwahnsinnig“], bis zu dem Zeitpunkt, an dem der „Porter“/der „Kofferträger“ auftaucht und das Bett im Schlafwagen machen will. Während der „Porter“ das tut, versteckt sich Thornhill im „Bathroom“ des Schlafwagens und beschäftigt sich mit dem „Mini-Rasierpinsel“ und dem „Mini-Rasierer“, die er dort vorfindet [und später auf dem Bahnhof in Chicago noch brauchen wird].

Als das Bett gemacht ist und die beiden wieder allein sind, umarmen sie sich – aber Eve’s Blick „hinter dem Rücken von Thornhill“ signalisiert…„something‘s not right“, soll heißen: er deutet „Verrat“ an.

Der „Porter“ übergibt währenddessen einem Mann in einem anderen Schlafwagen „eine Nachricht von der Dame aus 3902“. Bei dem Mann handelt es sich…um Leonard, und dieser übergibt die Nachricht seinem Chef Vandamm, dem einstmals „falschen Townsend“, der sich den Zettel ansieht. Darauf steht: „What do I do with him in the morning?“.

„The next Morning“ sind Eve & Roger auf der „LaSalle Street Station“ in Chicago angekommen – und die beiden verlassen den Zug, indem Roger, als Gepäckträger mit roter Kopfbedeckung verkleidet, das Gepäck von Eve trägt. Bald schon steuert die „Staatspolizei“ auf das Duo zu, doch der „Gepäckträger“ Thornhill geht, unerkannt, weiter, während Kendall abermals befragt wird [STATEPOLICEMAN: „Haben Sie irgendwas zu berichten, Fräulein Kendall?“ / EVE: „Ja, ich hab selten so gut geschlafen wie heute Nacht“] und behauptet, den gesuchten „Herrn Thornycroft“, so wie sie Roger’s Nachnamen bewusst „entstellt“, nicht gesehen zu haben.

Wieder beim „Luggage Carrier“ Thornhill angekommen, verspricht Eve ihm, in der Halle gleich „George Kaplan“ anzurufen, während er, so ihr Vorschlag, sich in der Zwischenzeit im „Men’s Room“ umziehen soll [Reaktion von ROGER – im Original: „You’re the smartest girl I ever spent the night with on a train“]. Als Eve merkt, dass, nicht weit entfernt von ihnen, auch Leonard & Vandamm auf der Bahnstation gemeinsam herumspazieren, bekommt Kendall’s Gesichtsausdruck eine „leicht bedrückte“ und irgendwie „bedauernde“ Note [Anmerkung: „TERRY MALLOY“ – MARLON BRANDO: „Ich will Ihnen nur schonend beibringen, wie hübsch Sie geworden sind“ / „EDIE DOYLE“ – EVA MARIE SAINT: „Danke“ (Dialog aus dem Marlon Brando & Eva Marie Saint gegen korrupte Gewerkschafter, die New Yorker Hafenarbeiter unterdrücken-Film „On The Waterfront“) - Eva Marie Saint (Jahrgang 1924), mittlerweile die älteste lebende Schauspielerin, die einen Oscar gewonnen hat, nämlich für ihre Nebenrolle der „Edie Doyle“ in Die Faust im Nacken, wurde bei den Dreharbeiten, weil er den „MGM-Vorschlägen“ für Eva Marie Saint’s „Wardrobe“ nichts abgewinnen konnte, von Hitchcock „neu eingekleidet“, und zu diesem Zweck nahm er Saint zu dem Luxuskaufhaus „Bergdorf Goodman“ in New York mit, wo er, ein wenig so wie Jimmy Stewart das mit Kim Novak in „Vertigo“ macht, Mannequins diverse Kleider vorführen ließ, von denen dann die „besten & passenden“ gekauft wurden, ein Umstand, der Saint später zu dem „joke“ bewogen hat, dass Hitchcock durch diese „Bergdorf Goodman-Einkaufstour“ während der „North by Northwest“-Dreharbeiten zum „ersten & einzigen `Sugardaddy` innerhalb ihres gesamten Lebens“ avanciert ist].

Eve & Roger erreichen langsam die Bahnhofshalle – und währenddessen hat „the Police“ einen Gepäckträger ohne zugehörige Uniform im Zug gefunden, der der Polizei mitteilt, dass Thornhill „da entlanggelaufen“ ist, woraufhin sich eine ganze Reihe an „Statepolicemen“ in Richtung Halle in Bewegung setzt, was dem „zurückgelassenen“ Gepäckträger die Möglichkeit gibt, das Geld zu zählen, das er offenbar von Kendall & Thornhill für die „Textil-Spende“ erhalten hat.

In der Folge werden sämtliche Gepäckträger, die allesamt die gleiche Art von Uniform tragen, von den Polizisten auf dem Bahnhof kontrolliert. Im „Men’s Room“ hat Thornhill aber mittlerweile sein Gesicht mit Rasierschaum und mit Hilfe des „Mini-Rasierpinsels“ aus dem Zug „unkenntlich“ gemacht und rasiert sich dann mit dem zugehörigen „Mini-Rasierer“. Die „Staatspolizisten“, die dem „Men’s Room“ ebenfalls kurz einen Besuch abstatten, erkennen ihn dadurch nicht. Eve hingegen telefoniert derweilen in einer Telefonzelle und wirkt, als ob sie irgendwelche „Instruktionen“ erhalten würde, und tatsächlich, vier Telefonzellen weiter rechts von ihrer Phone Box befindet sich Leonard, der nach dem Telefonat mit Eve wieder zu seinem Chef Vandamm zurückkehrt, der sich ebenfalls in der Bahnhofshalle aufhält [Anmerkung: „Hitch“ hatte seine Zweifel wegen der „LaSalle Street Station“-Telefonzellen-Szene, denn es erschien ihm nicht ganz schlüssig, woher Eva Marie Saint die Telefonnummer der Telefonzelle von Martin Landau oder eben umgekehrt kennen sollte; angeblich kamen die Dreharbeiten deswegen einen ganzen Tag zum Erliegen, weil Hitchcock sich davor fürchtete, dass man ihm diese „Unschlüssigkeit“ später vorwerfen würde – „Paranoia ist in Hinsicht auf Hitch ein passender Ausdruck“ (Ernest Lehman)].

Als Leonard & Vandamm verschwunden sind und Thornhill aus dem „Men’s Room“ wieder zurück und wieder zum „Anzugträger“ avanciert ist, teil Kendall ihm mit, dass „George Kaplan“ ihn „auf keinen Fall im Hotel“ treffen will, sondern „außerhalb der Stadt“, und Eve beantwortet sogleich auch die „Where? & When?“-Fragen von Roger, der von ihr sozusagen mit einem „öffentlichen Verkehrsmittel“, einem Bus, „der um 2:00 p.m. von Chicago in Richtung Minneapolis fährt“, zu einem Platz namens „Prairie Stop“ auf der „Autostraße 41“geschickt wird [ROGER – im Original: „Prairie Stop, Highway 41. Good“], welcher gute eineinhalb Stunden von Chicago entfernt ist. Dort soll Roger „auf der Straße warten“, wo „Kaplan“, der ihn ohnehin erkennen wird, weil Thornhill laut Eve „auch in den Chicagoer Zeitungen“ ein Thema ist, dann um 3:30 p.m. ankommen soll.

Thornhill bemerkt, dass Eve irgendwie „verändert“ wirkt, und die Verabschiedung gestaltet sich „kühler als erwartet“ [ROGER: „Wir werden uns bestimmt wiedersehen, nicht wahr?“ / EVE: „Irgendwann, ich glaube schon“ / ROGER: „Ich habe mich noch gar nicht richtig für alles bei dir bedankt“]. Da die Polizei abermals im Anmarsch ist [EVE: „Vorsicht, sie kommen“], verlässt Roger die Bahnhofshalle und auf Kendall’s Gesicht zeigt sich „ein Ausdruck des Bedauerns, in den man auch ein paar Schuldgefühle reininterpretieren könnte“.

Nie hat „ein Mann im Anzug“ irgendwo deplatzierter gewirkt [wie Cary Grant hier „in the Desert“] – Thornhill kommt mit dem Greyhound-Bus quasi „in der Wüste“ an. Als der Bus weggefahren ist, blickt sich Roger um, und in einiger Entfernung innerhalb der Einöde rund um den „Prairie Stop beim Highway 41“ sieht er ein kleines „Agrarflugzeug“, das seine Runden zieht. Dann wartet er auf „Kaplan“ [„Fast 8 Minuten lang tut sich gar nichts, aber die Spannung lässt nicht nach“ (Ernest Lehman über die fast „stumme“ „Waiting for Kaplan“-Sequenz)]. Nach und nach fahren zwei Autos vorbei, dann ein Lastwagen, der Thornhill beim Vorbeifahren ein wenig „in Staub hüllt“. Schließlich taucht, von abseits des Highways kommend, ein Wagen auf, der „einen Mann in Anzug & mit Hut“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite „zurücklässt“.

Thornhill überquert kurz darauf die Straße und spricht „den Mann, der George Kaplan sein könnte“ an [spezifische Momente: ROGER: „Sind Sie vielleicht hier mit jemandem verabredet?“ / MANN – sich dann auf das „Agrarflugzeug“ in der Ferne konzentrierend: „Nein, ich warte auf den Bus. Jeden Augenblick fällig. Einige von diesen Piloten mit ihrem Insektenpulver machen viel Geld, wenn sie lange genug leben“ / ROGER: „Ja, dann ist Ihr Name wohl nicht George Kaplan?“ / MANN: „So hab ich noch nie geheißen, kann mich nicht erinnern“]. Als der besagte Bus dann „im Anmarsch“ ist, wundert sich „der Mann, der nicht George Kaplan ist“ noch einmal über das „Crop Duster Plane“, das anscheinend „unnötige Flugkilometer zurücklegt“ [MANN: „Das ist ja komisch“ / ROGER: „Was?“ / MANN: „Dass der Pilot da drüben sein Pulver verspritzt, wo schon abgeerntet ist“]. Nachdem der Mann in den Bus gestiegen und weggefahren ist…startet das Flugzeug einen Angriff auf Thornhill!

Thornhill wirft sich auf den Untergrund, während der Flieger unmittelbar über ihn hinweg manövriert wird… bei einer erneuten Attacke, die kurz darauf folgt, werden Schüsse auf Thornhill abgefeuert und beinahe wird er von den Machine-Gun-Salven getroffen… als ein Auto den Highway runterkommt, läuft Roger zu diesem hin, doch es fährt an ihm vorbei… das „Agrarflugzeug“ startet einen weiteren Angriff, und nachdem ihn die Schüsse abermals verfehlt haben, läuft Thornhill in ein vertrocknetes Maisfeld und geht dort in Deckung… wenig später überquert das Flugzeug das Maisfeld und sondert eine Ladung Insektenpulver ab, von der auch Thornhill „getroffen“ wird… Roger läuft aus dem Maisfeld, da sich ein Tankwagen nähert… er stellt sich auf die Straße vor den Tankwagen und dieser bremst noch rechtzeitig zusammen, sodass Thornhill unverletzt am Asphalt direkt unter der „Front“/der Stoßstange des Tankwagens zu liegen kommt… das tieffliegende Flugzeug kracht daraufhin in den Tankwagen, und dieser beginnt zu explodieren… die zwei Fahrer warnen den „Trottel“, der ihnen das eingebrockt hat, davor, dass auch der zweite Tank bald explodieren wird… und als das passiert, nämlich, dass hinter Thornhill der gesamte Tankwagen explodiert, haben sich bereits ein paar Schaulustige auf der Straße versammelt, die ihre Fahrzeuge abgestellt haben… und Roger stiehlt einen Wagen mit Ladefläche, auf der ein Kühlschrank befestigt ist, und als der Besitzer das merkt, läuft er schreiend seinem gestohlenen Vehikel auf dem Highway noch ein Stück hinterher [Anmerkung: Die wahrlich legendäre Attacke des „tieffliegenden Crop Duster Plane“ auf Cary Grant, die zweifellos immer noch „one of the greatest action-sequences ever filmed“ darstellt, wurde innerhalb von drei Tagen in der Nähe von East Bakersfield in Kalifornien gedreht, was, wegen der Hitze, auch die Möglichkeit bot, Alfred Hitchcock, der sonst stets in Anzug & mit Krawatte inszenierte, auf dem Set „kurzärmlig“ zu sehen; Cary Grant hat sich allerdings im Rahmen des Außen-Drehs, so wie es die Choreografie erforderte, nicht mehrmals auf den Boden geworfen, sondern ist dann sozusagen im Studio, während eine Projektion des Flugzeugs im Hintergrund lief, „in den Graben gesprungen“; das Maisfeld, in das sich Grant flüchtet, musste übrigens extra gepflanzt werden; der Hitchcock-Mitarbeiterin Peggy Robertson war bei der Vorbereitung auf jene Sequenz, in der Grant mit dem „völlig mit Staub & Insektenpulver bedeckten“ Anzug wieder aus dem Feld hinausläuft und zu dem Tankwagen gelangen will, ein Fehler unterlaufen, denn bei der ersten Aufnahme hatte man schlichtweg den Staub auf dem Anzug vergessen – Hitchcock musste die Szene deshalb wiederholen und Robertson soll wegen des Fauxpas in Tränen ausgebrochen sein; bei dem Tankwagen, der im Film als Tankwagen der „Magnum Oil Co.“ daherkommt, handelte es sich um einen Tankwagen jener Firma, für die der „husband“ von Hitchcock’s Tochter Patricia, der Geschäftsmann Joseph O’Connell, seinerzeit tatsächlich tätig war; // natürlich wollte auch Truffaut mit Hitchcock „[…] über die große Szene reden, wenn Cary Grant allein in der Wüste ist“ und hat vor allem „die gleichbleibende Länge der Einstellungen“ angesprochen, die er als „unkonventionell“ empfand: Bemerkung von Truffaut: „[…] Bei dieser Art von Drehbuch hätte man sich sonst vermutlich der beschleunigten Montage bedient, eine Sequenz aus immer kürzeren Einstellungen gemacht, während sie bei Ihnen immer gleich bleiben“ - Antwort von Hitchcock: „Ja, weil es in diesem Fall darum geht, nicht die Zeit zu gestalten, sondern den Raum. Die Dauer der Einstellungen dient dazu, die verschiedenen Entfernungen zu verdeutlichen, die Cary Grant zurücklegen muss, um sich zu verstecken, und zu zeigen, dass er es gar nicht schaffen kann. Eine Szene dieser Art könnte nie ganz subjektiv sein, weil alles viel zu schnell gehen müsste. Man muss das Näherkommen des Flugzeugs zeigen, noch bevor Cary Grant es sieht, denn wenn die Einstellung zu schnell wäre, würde das Flugzeug nicht lange genug im Bild sein, und dem Zuschauer würde nicht klar, was da passiert. […] Ich musste das Publikum jedes Mal auf den drohenden Sturzflug des Flugzeugs vorbereiten“].

Am Abend desselben Tages [KATHARINE HEPBURN: „You just had a bad day, that’s all“ / CARY GRANT: „Oh, that’s a masterpiece of understatement“ – Dialog aus dem Howard Hawks-Comedy-Klassiker Leoparden küsst man nicht von 1938 (Anm.)] taucht Thornhill, mit stark verschmutztem Anzug, im „Ambassador East Hotel“ in Chicago auf und fragt beim „Mann an der Rezeption“ nach der Zimmernummer von „George Kaplan“, und Roger erfährt, dass dieser „heute Morgen um 7:00 abgereist ist“ und sogar eine neue Adresse hinterlassen hat, nämlich: das „Hotel Sheraton-Johnson in Rapid City, South Dakota“.

Da Thornhill sich daran erinnert, dass er „um 9 Uhr“ eine Mitteilung von „Kaplan“ erhalten hat, wird er sich des „Verrats durch Eve“ bewusst, die er dann sogleich auch in der Hotellobby sichtet. Nachdem Kendall mit dem Fahrstuhl offenbar in den vierten Stock gefahren ist, fragt er den Rezeptionisten nochmals, und zwar nach Eve’s Zimmernummer [ROGER – im Original: „Miss Eve Kendall is expecting me. She’s in room four-something“].

Im vierten Stock klopft er dann an „Room Number 463“…und Kendall scheint überrascht und erleichtert zugleich zu sein [ROGER: „Guten Abend. Überrascht?“ / EVE: „Ja“ / ROGER: „Ich bin einfach nicht loszuwerden, nicht wahr?“]. Sie umarmt ihn, aber Thornhill zögert, die Umarmung zu erwidern, und ein Blick auf die im Zimmer herumliegende „Chicago Daily Sun-Times“ verrät ihm, dass er es sozusagen schon wieder auf die Titelseiten geschafft hat – „Two Die As Crop-Duster Plane Crashes And Burns“.

Als Eve ihm dann einen Drink mixt, fragt sie nach dem „heute Erlebten“ [EVE: „Was hast du heute alles erlebt?“] und Roger spricht die von ihr eingefädelte „Verabredung mit Kaplan“ an [Ausschnitte: ROGER: „Stell dir vor, er ist nicht gekommen“ / EVE: „Oh“], dessen Nicht-Erscheinen er als „komisch angesichts all dieser komplizierten und ausführlichen Anweisungen, die er ihr telefonisch durchgegeben haben soll“ bezeichnet, wobei andererseits, so wie er meint, auch kein Zweifel daran bestehe, dass er „an der richtigen Stelle“ gewartet habe. Da „George Kaplan“, wie er Kendall mitteilt, scheinbar „nach dem schönen Süd-Dakota“ abgereist sei, stellt sich Roger nun die Frage, was er jetzt als Nächstes unternehmen solle, und das ist gleichsam eine Frage, die er nur „in Abhängigkeit von Eve“ beantworten kann [ROGER – im Original: „You’re my little helper, aren’t you?“].

Die beiden stoßen an und Thornhill schlägt vor, dass sie nach einer Möglichkeit suchen, wie man ihre „Pläne“ mit seinen „Problemen“ verbinden könnte. Eve erhält aber plötzlich einen Anruf und sie schreibt sich im Laufe des Anrufs eine Adresse auf einen Notizblock der „Ambassador Hotels“ auf, der neben dem Telefon liegt. Kendall tut nach dem Anruf, wenig glaubwürdig, so, als ob es dabei um „Industrial Design Business“ gegangen wäre, und steckt sich den vom Block schließlich abgelösten Zettel mit der Adresse in ihre Handtasche, in der sich auch eine Pistole befindet.

Nachdem Roger ihr eine „All work and no play / Nur Arbeit und kein Vergnügen“-Attitude unterstellt hat, macht sie klar, dass sie „kein Dinner mit ihm heute Abend“ einnehmen werde und sie beide generell „keinerlei Zukunft“ miteinander hätten [EVE: „Ich möchte, dass du mir eineneinen großen Gefallen tust. Einen sehr großen“ / ROGER: „Was willst du?“ / EVE: „Ich möchte, dass du mich verlässt, und zwar sofort. Bleibe bei den Menschen deiner Sphäre und komm nie wieder in meine Nähe. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen“; // Anmerkung: Wirft man einen Blick auf Cary Grant‘s Filmographie, so ist normalerweise Grant, der in seinen Filmen, in denen er oftmals einen „hartnäckigen Junggesellen“ oder beinahe schon, wie in Leoparden küsst man nicht, eine Art „Nerd“ spielt, derjenige, der den Frauen zunächst „einen Korb“ gibt oder sich zumindest „nur sehr schwer einfangen lässt“, so wie Katharine Hepburn das eben in „Leoparden…“ erfahren muss oder auch Priscilla Lane in dem Frank Capra-„Dark Humor-Super-Classic“ Arsen und Spitzenhäubchen (1941 / Uraufführung: 1944), wo Grant zu Beginn des Films zunächst Zweifel an der Heirat mit ihr kommen, weil er das Junggesellentum im Rahmen einiger Bücher zum „Kult“ erhoben hat: „MORTIMER BREWSTER CARY GRANT – zu „ELAINE HARPER (spätere ELAINE BREWSTER) PRISCILLA LANE, in einer Telefonzelle in einem „Marriage License Bureau“ in New York: „Verstehst du nicht, wie kann ich dich heiraten? Ich, das Symbol des Junggesellen, der sich über alle Liebespaare der Welt lustig macht. Ich habe vier dicke Bücher gegen die Ehe geschrieben. Und jetzt soll ich mich von einer Pastorentochter einfangen lassen, und diese Pastorentochter kommt noch dazu aus Brooklyn, und das sieht man ihr auch an“ (aus: „Arsenic and Old Lace“)].

Thornhill stimmt der „Trennung“ zu, besteht allerdings darauf, dass dies „after Dinner“ passiert. Kendall, die einwilligt, ruft in der Folge den „Hoteldiener“ an, damit vor dem Abendessen wenigstens noch der „etwas mitgenommene“ Anzug gereinigt werden kann. Zum Zwecke der Reinigung, die nur „20 Minuten“ dauern soll, zieht Roger dann natürlich sein Jacquet aus, wobei Eve dem „Big Boy Now“, der sich früher als Kind nicht mal von seiner Mutter hat „entkleiden“ lassen, „assistiert“ [ROGER: „Als ich noch ein kleiner Junge war, erlaubte ich nicht mal meiner Mutter mich auszuziehen“; // Anmerkung: In der Beziehung Kendall/Thornhill wird klar, was bei Hitchcock stets im Zusammenhang mit Geschlechterbeziehungen deutlich hervortritt: „Hitch“ setzt wenig auf das Verständnis zwischen den Geschlechtern, und wenn „Roger“ nur kurze Zeit später „Eve“ die „Tell me, how does a girl like you get to be a girl like you?“-Frage stellt, muss er erkennen, dass er, dessen Leben quasi zu Beginn des Films noch von seiner „Mother“ dominiert wird, sie nicht „beherrschen“ kann; dass der „Reifeprozess“ innerhalb des in Hitchcock-Filmen stets hervorgehobenen Spannungsfeldes aus einem „Beherrscht-Werden“ und dem Wunsch, „selbst zu (be-)herrschen“ & „erwachsen zu werden“, auch gewaltig „schiefgehen“ kann, davon erzählt dann eben der entscheidende Wendepunkt/Einschnitt in Hitchcock’s Gesamtwerk, nämlich Psycho].

Im Rahmen der „Anzug-Auszieh-Aktion“ deutet Roger langsam sein Misstrauen gegenüber Kendall an, und nachdem er wirklich nur eine „Andeutung“ von sich gegeben hat [ROGER: „Sag mir, wie hast du’s nur angestellt, so zu werden, wie du bist? Das würd ich gerne wissen“] und sie im Zusammenhang mit der Frage nach ihrer „Personality“ von „Glück“ gesprochen hat, wird er „deutlicher“ und bezeichnet sie als „boshaft“ [ROGER: „Ich wette, du könntest ohne dich anzustrengen einen Mann ruinieren. Aber bitte lass mich aus dem Spiel, ja?“].

Mitten in Thornhill’s „naughty & wicked“-Vorwurf gegenüber Kendall hinein platzt dann der „Hoteldiener“ und holt Hose und Jacquet ab. Roger, der ins Badezimmer gegangen ist und von dort aus zuvor Eve seine Hose überreicht hat, gibt dann vor zu duschen und pfeift dabei die Melodie des Gene Kelly-Klassikers „Singin' in the Rain“, während er Kendall heimlich beobachtet, die ihrerseits wiederum einen Zettel aus einer Schublade nimmt, dann die mittlerweile zerknitterte Fotografie von „Mr. Townsend“ Philip Vandamm aus dem Hotelzimmer in New York betrachtet, die Roger immer noch mit sich herumträgt, und sich anschließend aus dem Hotelzimmer schleicht. 

Als Kendall weg ist, bearbeitet er mit einem Bleistift den „Ambassador Hotels“-Notizblock beim Telefon – und der „Abdruck“ der Adresse, die sich Eve zuvor notiert hat, wird dadurch sichtbar. Wenig später steigt Thornhill dann aus einem „Green Cab“ aus und geht in eine Kunst-Galerie, über deren Eingangstür die Nummer „1212“ steht.

„In the Gallery“ beobachtet Roger, dass ein Mann, es ist „der falsche Townsend aus Glen Cove“, mit seiner Hand „liebevoll, aber gleichzeitig irgendwie auch auf eine etwas zwiespältige Art & Weise“ Eve’s Nacken „festhält“. Zusammen mit Leonard ergeben die beiden im Endeffekt ein Trio, das der Versteigerung, die gerade im Gange ist, folgt [Anmerkung: Für Saint stellte die, wie sie’s ja selbst bezeichnet hat, „Sexy Spy“-Rolle in Der unsichtbare Dritte eine Art Imagewandel dar, denn sie war, sozusagen passend zu ihrem Nachnamen, seit ihrem Filmdebüt Die Faust im Nacken mehr oder weniger darauf festgelegt, in gewisser Weise stets „die Rolle einer Heiligen“ zu spielen, in welcher sie allerhöchstens ab und an in Tränen ausbrechen durfte – und insofern bringt diesen „sich abzeichnenden saint-Aspekt“ Marlon Brando in dem Elia Kazan-Film gleich auf den Punkt, wenn er zu „Edie Doyle“ sagt: „Sieh lieber zu, dass du so schnell wie möglich wieder auf deine Klosterschule kommst, statt dich verrückt zu machen und mich dazu […]“; Hitchcock hat gegenüber Saint den besagten Imagewandel, der die „Eve Kendall“-Rolle bedeutete, immer wieder hervorgehoben, indem er im Vorfeld und während der Dreharbeiten zu ihr Sätze gesagt hat wie „No more Saint-Parts for you“ & „Diesmal brauchst du nicht zu weinen, Eva Marie“].

Thornhill nähert sich dem Trio [ROGER: „Also, da seid ihr alle zusammen. Das ist ein Bild, das nur Picasso[im Original ist von dem US-Maler/Cartoonisten & „The Addams Family“-Erfinder Charles Addams, einem Meister des Makabren, die Rede] so malen könnte“], wobei „The Wrong Townsend“ Vandamm immer noch davon überzeugt ist, dass Roger „George Kaplan“ ist [VANDAMM: „Guten Abend, Herr Kaplan“].

„The Wrong Kaplan“ will, bevor, wie er meint, „die Hässlichkeiten losgehen“, vom „falschen Townsend“ wenigstens wissen, mit wem er hier überhaupt „das Vergnügen“ hat [Antwort von VANDAMM: „Ich muss sagen, Sie enttäuschen mich sehr“ / Reaktion von ROGER in Richtung EVE: „Dasselbe wollte ich Ihrer Begleiterin sagen“]. Der für Thornhill weiterhin „Unbekannte“ will schließlich wissen, ob es „Interesse an der Kunst“ sei, das ihn an diesen Ort bringe, woraufhin Roger „the Art of Survival“ / „die Kunst weiterzuleben“ in den Vordergrund stellt und als sein „primäres Interesse“ angibt. Danach schaltet sich Kendall ein [EVE: „Er ist mir vom Hotel hierher gefolgt“], und die Tatsache, dass „Kaplan“ in ihrem Zimmer war, versetzt Leonard in Erstaunen und bewegt den „Kunstsammler“ Vandamm dazu, sofort seine Hand, mit der er sie eigentlich ohne Unterbrechung die ganze Zeit über berührt hat, von ihr wegzunehmen [Kommentar von ROGER: „Ich wusste gar nicht, dass Sie Kunstsammler sind. Bisher hatte ich nur den Eindruck, dass Sie Leichen sammeln“].

Inmitten der „Conversation with Kaplan“ hätten der „Corpse Collector“ Vandamm & sein „Assistent“ Leonard beinahe vergessen, für eine Skulptur zu bieten, die sie offenbar unbedingt ersteigern wollen – und Leonard beteiligt sich umgehend mit einem angemessenen Betrag an der Auktion [Anmerkung: „Because I just went gay, all of a sudden!“ (Cary Grant in Leoparden küsst man nicht zur Tante von Katharine Hepburn, die ihn wegen seines „merkwürdigen Outfits“ anspricht) – einige Hitchcock-Exegeten wollen in der Beziehung zwischen „Leonard“ & „Philipp Vandamm“, und das wird bei „dem Streit zwischen den beiden Männern in Vandamm’s Haus“ später im Film angeblich noch deutlicher, eine „homoerotische Note“ entdeckt haben; übrigens: Cary Grant, der im echten Leben insgesamt fünfmal verheiratet war, hat, nach seiner ersten Scheidung, von Mitte der 30er-Jahre an bis zu seiner zweiten Ehe mit der Woolworth-Erbin Barbara Hutton, die dann 1942 geschlossen wurde, mit dem Schauspieler & B-Western-Star Randolph Scott zusammengelebt, wobei die „rein platonische Natur“ dieses Zusammenlebens der beiden Schauspieler auch von diversen Grant-Biografen durchaus „hinterfragt“ worden ist; aber auch der Regisseur von Leoparden küsst man nicht / OT: Bringing Up Baby, Howard Hawks, der Grant diesen durchaus als „selbstironisch“ auslegbaren & für die damalige Zeit wahrlich ungewöhnlichen „Weil ich ganz plötzlich schwul geworden bin!“-Satz hat sagen lassen, hat einige Zeit lang mit seinem Regie-Kollegen Victor ´Gone With the Wind` & `The Wizard of Oz` Fleming zusammengelebt – und sowohl Hawks als auch Fleming waren im Laufe ihres Lebens verheiratet].

Thornhill nutzt den Vorgang für die Gelegenheit, die „Verräterin“ Kendall als „teure hübsche kleine Skulptur“ zu bezeichnen, die „ihr Geld wert“ sei [ROGER: „Sie ist bestimmt jeden Dollar wert. Ich darf Ihnen dazu gratulieren. Sie geht mit ganzem Herzen an die Arbeit. Sogar mit ihrem ganzen Körper“], wobei man Kendall anmerkt, dass es ihr mittlerweile schwerfällt, Thornhill nicht sofort „eine Ohrfeige“ zu verpassen, so wie sie dies nur wenig später dann auch tatsächlich versucht zu tun.

Als die „Skulptur des Begehrens“ dann um 700$ in den Besitz von Vandamm wandert und der Auktionator den Namen „Vandamm“ vor dem gesamten gut gefüllten Saal ausspricht, weiß nun auch Roger, wer ihn hier ständig „verwechselt“ [ROGER: „So, Ihr Name ist also Vandamm...“; // Anmerkung: James Mason’s vielleicht bedeutendste Rolle war 1962 die des einem „Lolita-Komplex“ anheimgefallenen Literaturwissenschaftlers „Humbert Humbert“, welche er in Stanley Kubrick’s großartiger Verfilmung von „Lolita“, „that book by Nabokov“ (so wie Sting darauf in dem Police-Song „Don’t Stand So Close to Me“ Bezug nimmt), gespielt hat].

Der „Enttarnte“ wirft Thornhill dann vor, dass dieser die „verschiedenen Rollen“, die er offenbar „spielt“, also „den Geschäftsmann aus N.Y.“, den „Kriminellen“ oder nun „den eifersüchtigen Liebhaber, der von seiner Geliebten verraten worden ist“, langsam „übertreibt“ und dass „the FBI“ ihn öfter auf eine „Schauspielschule“ hätte schicken sollen [Antwort von ROGER: „Es gibt für Sie nur eine Rolle, die ich gut spielen würde, und zwar die eines Toten“ / Entgegnung von VANDAMM: „Das wird Ihre nächste Rolle sein, und Sie werden sie prächtig gestalten, davon bin ich überzeugt“]. Eve steht von ihrem Sessel auf und will Roger „eine runterhauen“, da er auch noch den Kommentar von sich gegeben hat, ob Vandamm sie nicht bitten wolle, ihn „noch einmal zu küssen“, um ihn „anschließend in Ruhe zu vergiften“.

Schließlich wird klar, dass auch der „Geheimdienstchef“ „The Professor“ im Raum ist und sich die Vorgänge rund um Thornhill genau ansieht, der jetzt Vandamm mitteilt, dass er „eine lebensverlängernde Maßnahme setzen“ und zur Polizei gehen wird [„Abschiedsworte“ von ROGER an EVE: „Gute Nacht, Liebling, die Stunden mit dir waren bezaubernd“]. Allerdings sind sämtliche „Exits“ verstellt, denn bei einem Ausgang wartet Valerian auf Roger, bei einem anderen Leonard – während Vandamm & Eve die Auktion verlassen.

Thornhill versucht in der Folge aus der Galerie wegzukommen, indem er gezielt die Auktion stört und „blödsinnige Beträge“ für Kunst-Objekte bietet (z. B. nur „13$“ statt der bereits gebotenen „1300$“), die er auch als „Fälschungen“ oder „alte Schinken“ bezeichnet [empörter Kommentar einer OLD WOMAN: „Eines dürfte uns allen wohl klar sein. Sie sind keine Fälschung, Sie sind ein ganz echter Idiot“].

Als die Verantwortlichen für die Auktion die Polizei verständigt haben und diese eingetroffen ist, schlägt Roger auch noch einen „Gallery Manager“, der aufgebracht auf ihn „zugesteuert“ ist, nieder, was zu einer umgehenden Verhaftung Thornhills führt [ROGER zu den TWO POLICEMEN – im Original: „What took you so long?“].

Auf dem Weg nach draußen wird Roger an seinem „alten Bekannten“ Valerian vorbeigebracht [ROGER – zu VALERIAN: „Tut mir leid, junger Mann, vielleicht klappt‘s beim nächsten Mal“], wobei „Der Professor“ in der Lobby der Galerie gerade dazu ansetzt, in einer Telefonzelle einen Anruf zu tätigen.

Im „Police Car“ teilt der „Kunst-Galerie-Rüpel“ den beiden Polizisten mit, dass sie sich glücklich schätzen können, da sie gerade „einen ganz großen Fang“ gemacht haben, weil er nämlich der landesweit gesuchte & in Zeitungen abgebildete „`U.N.-Killer` Roger Thornhill“ ist [JAMIE LEE CURTIS: „Ich hab’s gewusst, Sie sind Archie Leash!“ / JOHN CLEESE: „Leach“ / JAMIE LEE CURTIS: „Richtig“ – Dialog aus der Komödie Ein Fisch namens Wanda von 1988, in der „der Anwalt“ John Cleese, der hier gerade Jamie Lee Curtis auf ihren Wunsch hin ein Autogramm gegeben hat, Cary Grant’s „real name“, „Archie Leach“, trägt (Anm.)].

Statt auf das „42ste Revier“ fahren die Polizisten, die die entsprechende Anweisung via Funk erhalten, mit dem „prominenten Fahrgast“ zum Flughafen, was unter Thornhill’s Protest geschieht, da das irgendwie an seiner „Intention“ vorbeigeht [ROGER: „[…] Ich will endlich zur Polizeistation gebracht werden. Ich bin nicht ganz zurechnungsfähig und ein gefährlicher Mörder, der überall gesucht wird“ / POLICEMAN, der das Auto fährt: „Sie sollten sich wirklich was schämen, so anzugeben“].

Auf dem „Airport“ [Anmerkung: Auf dem „Chicago Midway International Airport“ sind seinerzeit im Laufe der Dreharbeiten eine ganze Reihe amüsanter Presse-Fotos mit Hitchcock entstanden, die den Regisseur mit Flughafen-Angestellten etc. abbildeten, wobei ein Foto besonders erwähnenswert ist, auf dem Hitchcock in einer Art „Store, der offenbar alles Mögliche verkauft“ in der Gesellschaft von zumindest sieben Damen zu sehen ist und in der Nähe einer Ausgabe eines Magazins namens „U.S. News“ steht, auf dem sich die Schlagzeile „HOW TO PROTECT YOURSELF AGAINST INFLATION“ befindet – das Rampenlicht suchte „Hitch“ aber stets nur, um über seine Arbeit & über seine Filme zu sprechen, das Privatleben Hitchcocks jedoch spielte sich grundsätzlich abseits der Öffentlichkeit und jeglichem „limelight[s]“ ab] taucht bald „The Professor“, der Chef der Spionageabwehr, auf und teilt Roger, der ihm auch kurz „seine Geschichte“ erzählt, auf dem Flugfeld mit, dass sie nach „Rapid City in Süd-Dakota, wo sich auch der Mount Rushmore befindet“ fliegen, da Vandamm dort einen Bungalow besitzt [Anmerkung: Ein wenig in Anlehnung an den großen/legendären D. W. Griffith (1875 - 1948; z. B.: 1915: Die Geburt einer Nation; 1916: Intoleranz), der in seinen Stummfilmen nach dem ersten Drittel oftmals einen „langen erzählenden Titel“ einfügen ließ, damit für das Publikum alles noch einmal wiederholt & zusammengefasst wurde, was seit dem Beginn geschehen war, bietet auch Hitchcock hier am Flughafen eine kleine „Verschnaufpause“ und gleichzeitig eben eine Art „Zusammenfassung“ an: „[…] Die Szene hat zwei Funktionen. Zunächst klärt und resümiert sie die Handlung fürs Publikum. Und dann, wenn Cary Grant mit seiner Erzählung fertig ist, deckt ihm der Chef der Spionageabwehr den anderen Aspekt des Geheimnisses auf und erklärt ihm, weshalb die Polizei nichts tun kann, um ihm zu helfen“ (Hitchcock zu Truffaut)].

Anschließend beschreibt „Der Professor“ den „ziemlich unangenehmen Burschen“ Vandamm, den er, auf Roger’s Nachfrage hin, als „Importeur / Exporteur von Regierungsgeheimnissen“ bezeichnet, welchen man aber nicht verhaftet, weil man noch zu wenig über dessen „Organisation“ weiß. Der Spionageabwehr-Chef bittet Thornhill dann, „sein Gastspiel als George Kaplan um 24 Stunden zu verlängern“, weil Vandamm, der vorhat, „morgen Nacht“ das Land zu verlassen, wegen „Kaplan“, den es, wie der Werbefachmann an der Stelle nun erfährt, gar nicht gibt, „beruhigt“ werden muss.

Nachdem ihn der „Professor“, begleitet vom Lärm/Brummen eines Flugzeug-Motors [Anmerkung: Hitchcock vermeidet at this point, dass Leo G. Carroll Cary Grant noch einmal „laut“ erzählt, was das Publikum ohnehin schon aus der großen Washington D.C.-„Erläuterungsszene“ bezüglich „George Kaplan“ weiß, indem er das Motorengeräusch über die „Airfield“-Unterhaltung gelegt hat, wobei François Truffaut noch einen zweiten Vorteil des „Flugzeug-Brummens“ ausgemacht hat, nämlich, dass man dadurch „[…] den Sinn für die Dauer“ verliert: „In dreißig Sekunden erzählt der Chef der Spionageabwehr Cary Grant eine Sache, deren Darstellung in Wirklichkeit dreißig Minuten dauern würde“ (Truffaut zu Hitchcock, der die Szene ebenfalls als exemplarisch für ein „[…] Spiel mit der Dauer“ betrachtet hat, welches er in seinen Filmen immer wieder praktiziert hat)], in weitere Aspekte der ganzen Vandamm-Geschichte eingeweiht hat und klargestellt hat, dass der „Spezial-Agent“ in Vandamm’s Nähe nicht entdeckt werden darf, da sich durch Roger’s „tatkräftige Mithilfe“ bereits „Verdachtsmomente“ gebildet hätten, will Thornhill die „Mission“ nicht antreten [ROGER: „Vielleicht interessiert Sie meine Meinung. Ich bin nicht zum Helden geboren, mein Geschäft ist die Werbung. Ich habe einen anständigen Beruf, eine Sekretärin, eine Mutter, zwei geschiedene Frauen und noch ein paar Barmixer, die von mir abhängig sind. Und ich habe nicht die Absicht, sie vor den Kopf zu stoßen, indem ich mich so einfach töten lasse“].

Zum „Man on a Mission“, der in den Flieger nach „Rapid City/South Dakota, wo sich auch der Mount Rushmore befindet“ steigt, wird Roger erst, als ihm „Der Professor“ mitteilt, dass Eve Kendall die „Spezial-Agentin“ in Vandamm’s Nähe ist [Anmerkung: Ein berühmtes Foto zeigt Hitchcock, wie er vor einem gerahmten Bild steht, das die Präsidentenköpfe des US-Nationaldenkmals Mount Rushmore abbildet, vor dessen Hintergrund das Finale von „North by Northwest“ spielt – das entscheidende „Detail“ auf dem Bild ist jedoch, dass sich zwischen die Köpfe der Präsidenten ein „überaus britischer Kopf“ geschmuggelt hat, nämlich jener von Alfred Hitchcock!].

„Change of Location. In der Nähe des Mount Rushmore, bei einem Restaurant – Thornhill blickt durch ein „Fernrohr für `Visitors`“ und ist in Gesellschaft des „Professors“, wobei die beiden offenbar auf Vandamm, Eve Kendall & Leonard warten [Kommentar von ROGER zu dem „Präsidentenkopf“, den er sich durch das Fernrohr gerade genauer ansieht: „Ich mag die Art nicht besonders, wie Teddy Roosevelt mich anschaut“ / Antwort des PROFESSOR: „Vielleicht will er Ihnen eine letzte Warnung zukommen lassen, Herr Kaplan […]“; // Anmerkung: In der „Black Comedy“ Arsen und Spitzenhäubchen hat es Cary Grant auch mit „Teddy Roosevelt“ zu tun, allerdings durch den von John Alexander so wunderbar verkörperten „verrückten Bruder von Mortimer Brewster“, der sich für Roosevelt, den 26. Präsidenten der Vereinigten Staaten, welcher das Land von 1901 – 1909 regierte, hält und dementsprechend auch „`Teddy Roosevelt` Brewster“ genannt wird – „Er hält sich für Theodore Roosevelt. Na und, da hätt er sich einen viel Schlimmeren aussuchen können“ („Police Sgt. Brophy“ Edward McNamara zu „Police Officer O’Hara“ Jack Carson in „Arsenic and Old Lace“ zu Beginn des Films bei einem Besuch im Haus von „Abby & Martha Brewster“ Josephine Hull & Jean Adair, der „serienmordenden Tanten“ von Cary Grant, bei denen „Teddy“ wohnt)].

„The Professor“ wirft Roger abermals vor, dass das nunmehrige Problem im Zusammenhang mit Vandamm, nämlich dessen Misstrauen gegenüber Kendall, von ihm „mitverantwortet“ wurde [PROFESSOR: „Wenn Sie der Fräulein Kendall bloß nicht so verdammt attraktiv vorgekommen wären und sie sich nicht in Sie verliebt hätte...“ / ROGER: „…Von mir wollen wir gar nicht reden“], wobei er eben jetzt, so „Der Professor weiter, die Gelegenheit habe, „die gute Meinung Vandamms über Kendall“ wiederherzustellen.

Als das Trio Vandamm, Eve & Leonard bei dem Restaurant auftaucht, kommt es in diesem zu einer Unterredung zwischen Thornhill und Vandamm, allerdings besteht Roger darauf, dass Eve daran nicht teilnimmt [ROGER – zu VANDAMM, bevor Kendall dann den Tisch verlässt: „Und was ist mit ihr?“]. Der „Importeur / Exporteur von Staatsgeheimnissen“ gibt sich wenig überrascht, dass „Kaplan“ von der Polizei in Chicago offenbar umgehend wieder freigelassen worden ist und mit ihm Kontakt aufgenommen hat, allerdings fragt er sich, welches „Drama“ „Kaplan“, jetzt & hier, nun wieder veranstalten möchte [VANDAMM: „Welches kleine Drama wollen wir heute veranstalten?“].

Daraufhin teilt Roger Vandamm mit, dass er weiß, dass er das Land verlassen will, und nennt ihm einen „Preis“, welchen er verlangt, damit er ihn „nicht daran hindert“ [ROGER: „Ich will das Mädchen. […] Sie darf ihrer gerechten Strafe nicht entgehen“].

Vandamm, der überrascht ist, fragt Thornhill/„Kaplan“, wie er drauf komme, dass er ihm Eve Kendall „überlassen“ könnte, noch dazu „für das bisschen Freiheit“, das er ihm anzubieten habe [Entgegnung von ROGER: „Wenn Sie sich von Gefühlen leiten lassen, habe ich Sie unterschätzt“].

Kurz darauf kommt Eve zurück an den Tisch und teilt Vandamm mit, dass sie gehen möchte, woraufhin sie auch ansetzt, das Restaurant zu verlassen – und als Vandamm, Kendall sowie Leonard, der die ganze Zeit über in der Nähe des Thornhill-Vandamm-Tisches auf einem Sessel sitzend die beiden Männer beobachtet hat, schon fast beim Ausgang sind, beginnt Thornhill Eve zurückzuhalten und ein lautstarker Streit entsteht [spezifische Momente: EVE: „Kannst du mich nicht in Frieden lassen!? Geh weg! Geh endlich weg von mir! Lass mich los!“ // ROGER, als Kendall bereits die Schusswaffe gezückt hat: „Du bist wahnsinnig geworden!“], der damit endet, dass Eve ihre Schusswaffe aus der Handtasche nimmt und auf Thornhill zwei Schüsse abfeuert, die ihn „niederstrecken“ [Anmerkung: Wenn man bei der Streit-Szene mit Grant & Saint auf das Hintergrundgeschehen bei den Statisten & Statistinnen, die rund um die zahlreichen Tische sitzen, achtet, dann sieht man, dass ein kleiner Junge sich die Ohren bereits einige Zeit vor Eva Marie Saint’s „Schuss aus der Pistole“ zuhält – und auch Saint selbst konnte Jahrzehnte nach den Dreharbeiten zu Der unsichtbare Dritte lediglich Spekulationen darüber anstellen, warum der „Perfektionist“ Hitchcock ausgerechnet diesen Take in den Film übernommen hat, in dem „ein von den vielen Wiederholungen, die die Szene seinerzeit gebraucht hat, offensichtlich `müde gewordener Junge`“ sich die Ohren im völlig falschen Moment zuhält].

Nach den Schüssen auf Roger flüchtet Eve und verlässt den „Tatort“ mit dem Auto. Leonard hat Vandamm die ganze Zeit über zurückgehalten, weil dieser „in die Sache auf gar keinen Fall hineingezogen werden darf“. Der „Professor“ hingegen, der ebenfalls einen „Restaurant-Gast“ gemimt hat, eilt zu Thornhill und tut so, als ob „jede Hilfe zu spät“ kommen würde. Thornhill’s „Dead Body“ wird daraufhin in einem „Park Ranger“-Auto, in dem aber auch der Spionageabwehr-Chef mitfährt, wegtransportiert und zu einem Waldstück gebracht [Anmerkung: „ORSON WELLES“: „Diese Produzenten, die meisten von denen spucken doch nur große Töne. Und alle halten sich für Regisseure“ / „ED WOOD“: „Jaja, scheußlich. Können Sie sich vorstellen, dass mir sogar schon Filme umgeschnitten worden sind?“ / „ORSON WELLES“: „Das ist mir auch passiert“ (wiederum aus Tim Burton’s Ed Wood) – Hitchcock, der vor „North by Northwest“ noch nie für MGM gearbeitet hatte, musste sich, wie bereits erwähnt, am Ende „starkmachen“, damit man ihm nicht für die „Gesamtwirkung“ des Films unerlässliche Szenen einfach rauschneidet, und als diesbezügliche „MGM-Wunschkandidatin“ fürs Rausschneiden galt die Szene, in der sich Cary Grant & Eva Marie Saint nach dem „Schuss im Restaurant“ im Wald treffen und sich zunächst gleichsam „aussöhnen“; auch Truffaut gab sich „ein wenig empört“ darüber, dass man „Monsieur Hitchcock“ diese Szene, die im Übrigen ein echtes Juwel ist, streichen wollte, wovor „Hitch“ aber „eine Klausel im Vertrag“ im Endeffekt bewahrt hat: Truffaut: „[…] Aber die Szene ist doch unbedingt notwendig!“ / Hitchcock: „Unbedingt notwendig, weil es das erste Mal ist, dass sie zusammenkommen, er und sie, seit Cary Grant klargeworden ist, dass Eva Marie Saint die Geliebte von James Mason ist. Und in der Szene erfährt man, dass sie in Wirklichkeit für die Regierung arbeitet. Meinen Vertrag hatten die Vertreter der MCA* aufgesetzt, und als ich ihn noch einmal durchlas, merkte ich, dass mein Agent, ohne, dass ich es ihm gesagt hatte, so vorsichtig gewesen war, eine Klausel aufzunehmen, nach der ich die totale künstlerische Kontrolle über den Film hatte, egal wie viel er kosten würde, wie lange er dauerte und was auch passierte. Das erlaubte mir, den MGM-Leuten ganz höflich zu sagen: `Bedaure, aber diese Episode bleibt drin`“; *MCA: Music Corporation of America, ein Medienunternehmen, das aber nach Einführung des Tonfilms auch zahlreiche Filmleute gegenüber den Studios vertrat].

In dem besagten Waldstück feiert Roger, nach der „Theatervorstellung mit Platzpatronen“ im Restaurant, „Wiederauferstehung“ [PROFESSOR – als er ihn aus dem Auto lässt: „So, Herr Thornhill. Aber bleiben Sie nicht so lange“] und trifft auf Eve, die dort „in Gesellschaft“ ihres „Fluchtwagens“ vom Restaurant-Parkplatz ist [Ausschnitte: EVE: „Roger. […] Geht es dir gut?“ / ROGER: „Ja, ich glaube schon“ / EVE: „Ich bat den Professor, dich wiedersehen zu dürfen. […] Wir haben nicht viel Zeit“].

Kendall, so hält sie fest, möchte sich vor allem bei Thornhill entschuldigen, was dieser für „nicht nötig“ hält, weil wohl alles „im Rahmen ihrer Pflichten“ geschehen sei [Ausschnitte: EVE: „Ich hab dich sehr schlecht behandeln müssen“ / ROGER: „[…] Ich habe dich auch dafür gehasst. […] Ich habe dich mit sehr vielen Schimpfwörtern bedacht, das tut mir leid“ / EVE: „Sie haben sehr wehgetan“]. Anschließend lobt sie ihn für den „Auftritt“ von vorhin [Kommentar von ROGER: „Na, eine gewisse Eleganz kann man mir nicht abstreiten“], bevor sie ihn in ihre „Geschichte mit Vandamm“ einweiht und in den Umstand, dass eben irgendwann „The Professor & Co“ aufgetaucht wären, um ihr mitzuteilen, dass das Verhältnis mit Vandamm so etwas wie „Staatsverrat“ sei. Nun, so Kendall, habe sie „das erste Mal im Leben das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun“ [Dialog in Anschluss an den „Das-erste-Mal-etwas-Sinnvolles-Sager“ von Kendall: ROGER: „Ist dein Leben wirklich so oberflächlich gewesen? Was ist der Grund?“ / EVE: „Männer wie du. […] Sie haben Angst vor der Ehe“ / ROGER: „Ich bin schon zweimal verheiratet gewesen“ / EVE: „Siehst du, was ich meine...“].

Schließlich kommt es zu einem Kuss zwischen den beiden, nach welchem sich Kendall von Thornhill verabschiedet, weil sie wieder zurück zu „Vandamm’s House“ muss [EVE: „Auf Wiedersehen, Roger“], doch dann wird klar, dass „Der Professor“ Roger etwas verschwiegen hat, nämlich den Umstand, dass Kendall „heute Abend“ zusammen mit Vandamm das Land verlassen wird, was aus Vandamm’s Sicht „ein Muss“ nach dem „Kriminalfall“ im Restaurant ist, der jeglichen Verdacht von Kendall genommen hat [Kommentar des PROFESSOR: „Jeder Krieg ist die Hölle, Herr Thornhill, selbst wenn es ein kalter ist“; // Anmerkung: In „Torn Curtain“ & in „Topas“ ist der sogenannte „Cold War“ auch in das Zentrum von Hitchcock’s filmischem Interesse gerückt, wenngleich in dem eher misslungenen „Agenten-Epos mit einem ausnehmend schlechten Hauptdarsteller (Frederick Stafford) und einem für Hitchcock’s Verhältnisse auffällig `nachlässig, fast schlampig` inszenierten Ende“, nämlich Topaz, sich die Ehefrau (Dany Robin) des von Stafford verkörperten französischen Agenten „André Devereaux“ erleichtert über die Tatsache gibt, dass ihr Mann „als Franzose“ im Kalten Krieg zwischen den USA & Russland „eine neutrale Position“ einnehmen kann: NICOLE DEVEREAUX: „André, du bist Franzose, und deshalb nicht verpflichtet, diesen abscheulichen Kalten Krieg zwischen Amerikanern und Russen zu führen. Du bist neutral“ / ANDRÉ DEVEREAUX: „Niemand ist neutral“].

Als Roger wegen der „neu geschaffenen Tatsachen“ wütend wird, läuft Kendall zu ihrem Wagen und rast mit diesem davon, während Thornhill, der sie davon abhalten will, auf Anweisung des „Professors“ hin von einem Park Ranger k. o. geschlagen wird.

Ortswechsel – Thornhill befindet sich, und das anfänglich nur „mit einem Handtuch bekleidet“, in einem Zimmer wieder und lauscht dem Radio, wo eine „attractive blonde in her late twenties“ der Schüsse auf „einen Angestellten der Regierung namens George Kaplan“ beschuldigt wird. Wenig später erscheint der „Professor“ im Zimmer und bringt Roger seine Kleidung und teilt ihm mit, dass er „noch ein paar Tage hierbleiben müsse“, da er ja „als Erschossener schlecht spazieren gehen könne“. Als der Spionageabwehr-Chef erwähnt, dass Eve „in einer guten Stunde“ mit Vandamm das Land verlässt, tut Thornhill so, als hätte er bereits begonnen, „sie langsam zu vergessen“ [INGRID BERGMAN: „Das ist eine merkwürdige Liebesgeschichte“ / CARY GRANT: Und warum?“ / INGRID BERGMAN: „Zum Beispiel ist merkwürdig, dass du mich nicht liebst“ - Hotel-Room-„Liebes-Dialog“ zwischen einer „notorious woman of affairs“ und einem „adventurous man of the world“ aus der zweiten „Hitch“-Cary Grant-Kooperation Berüchtigt (Anm.)].

Dann beginnt er sich anzuziehen und gibt vor, „die erfolgreiche Mission“ mit einer Flasche Whiskey feiern zu wollen, woraufhin der „Professor“ einwilligt und eine solche besorgen geht. Da Roger’s Zimmertür verschlossen ist, klettert er [was wie eine „Selbsthommage“ Grants an „John `Die Katze` Robie“ aus „To Catch a Thief“ wirkt] aus dem Fenster und steigt durch das nächste Fenster nebenan in das Zimmer einer jüngeren Frau, die zu der nächtlichen Stunde bereits im Bett liegt und zunächst erschreckt [im Original: WOMAN IN BED: „Stop!“ / ROGER: „Oh, excuse me“], dann aber ihre „Hornbrille“ aufsetzt und plötzlich „begeistert“ von dem „nächtlichen Besucher“ ist [im Original: WOMAN IN BED – „als ob sie plötzlich Cary Grant vor sich sehen würde“ & sanft/„sexy“: „Stop...“].

Thornhill zieht es aber weiter und er fährt mit einem Taxi zu Vandamm’s Haus [Anmerkung: „Vandamm’s House“, das mit viel Glas ausgestattet ist, damit die Kamera praktisch überall „hineinsehen“ kann, wurde auf „Stage 5 on MGM“ errichtet], wo die zugehörige Landebahn für den erwarteten Flieger bereits beleuchtet ist. Dann beginnt Roger seine Beobachtungen, wobei er als Erstes seinen „alten Bekannten“ Valerian sieht, der Vandamm & Eve Kendall offenbar gerade aus der Stadt eine Zeitung mit den neuesten Nachrichten gebracht hat. Nachdem sich Eve „theatralisch“ bei Vandamm für „die Troubles im Zusammenhang mit George Kaplan“, die sie ihm beschert hat, entschuldigt hat, geht sie auf ihr Zimmer und es kommt zu einer Unterredung zwischen Leonard & seinem „Chef“, da Leonard irgendetwas auf dem Herzen zu haben scheint [VANDAMM: „Nun, Leonard, jetzt heißt es für mich Abschied nehmen von meiner rechten Hand“].

Währenddessen hat Thornhill durch die riesigen Glasfenster hindurch auch einen guten Blick auf „Eve’s Room“, und er beginnt Münzen nach oben auf den Balkon zu werfen, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, was „partiell“ gelingt, aber auch nicht in der Weise, dass sie ihn „entdeckt“. Im „Living Room“ jedoch geht die Unterhaltung zwischen Leonard, der kurz geglaubt hat, „da draußen etwas gehört zu haben“, und Vandamm weiter – und „der Sekretär“ meldet „Schatten von Zweifel“ bezüglich Eve Kendall’s „Fear & Anger-Story in Bezug auf Kaplan“ an, wobei er glaubt, dass Vandamm auch an ihr zweifelt, da dieser ihr letztendlich verschwiegen hat, dass „in dem kleinen Kunstwerk“ [also: in der Statue, die sie in Chicago unbedingt ersteigern wollten] „die ganzen Mikrofilme versteckt sind“.

Roger sieht von außen, dass Leonard während der „Conversation“, in der er versucht, Vandamm „All about Eve“ zu erzählen [Reaktion von VANDAMM – im Original: „I think you’re jealous“], eine kleine Schusswaffe hinter seinem Rücken versteckt, als ob er eine „Mordintension“ hätte. Als er die „Small Gun“ dann benutzt [Reaktion von VANDAMM: „…Leonard!“], verfehlen die „Blanks“, die Platzpatronen in der Waffe, ihre „Wirkung“ nicht [LEONARD – im Original: „The gun she shot Kaplan with“].

Leonard spricht im Zusammenhang mit dem „Kaplan-Shooting“ dann von einem alten „Erschieße einen von deinen Leuten, um zu beweisen, dass man nicht einer von ihnen ist-Gestapo-Trick“, den Kendall angewandt hat, aber halt mit Platzpatronen. Daraufhin verpasst ihm Vandamm aus Frust einen Faustschlag ins Gesicht, der Leonard auf eine „Sitzgelegenheit“ befördert. Eve kommt aus ihrem Zimmer und erkundigt sich daraufhin wegen des „Geräuschs“, das vorher zu hören gewesen ist, aber Vandamm weist sie nur darauf hin, dass sie sich beeilen soll, weil der Flieger jeden Moment auftauchen müsste. Wieder allein mit Leonard vertieft sich Vandamm in „Tötungsfantasien“ Kendall betreffend und er will sie „aus dem Flugzeug werfen“ [Nachsatz von VANDAMM: „…Über dem Meer“].

Roger verlässt seinen „Beobachter-Posten“ und klettert an der Fassade hinauf zu „Eve’s Room“, allerdings verlässt sie das Zimmer, bevor er eintrifft. Als er ein Taschentuch aus seinen Hosentaschen zieht, weil er sich beim „Fassadenklettern“ offenbar an der Hand verletzt hat und blutet, bemerkt er, dass er auch eines seiner „R. O. T.“-Streichholzpäckchen-Werbegeschenke dabeihat, und er benutzt dieses, um darauf für Eve eine Nachricht zu schreiben: „They’re on to you – I’m in your room“.

Kurz darauf verlässt er „Eve’s Room“ und wirft das Streichholzpäckchen vom oberen Stock, in dem er sich befindet, hinunter in Richtung Kendall, die mittlerweile auf einem Sofa sitzt – allerdings bemerkt sie das Päckchen, das auf dem Boden ganz in ihrer Nähe landet, nicht. Dann steuert Leonard auf sie zu…und „sichtet“ das Streichholzpäckchen mit Roger’s Initialen…und hebt es auf…und legt es vor Eve auf den Tisch, der er gleichzeitig „einen guten Flug“ wünscht. Jetzt, als Leonard sich wieder Vandamm zugewandt hat, bemerkt Kendall die Streichhölzer…und kurz darauf die Botschaft von Roger…und behauptet dann gegenüber „dem Duo, das aus dem Fenster blickt, um das Eintreffen des Fliegers zu beobachten“, dass sie in ihrem Zimmer ihre „Ohrklipps“ vergessen hätte [Anmerkung: Eine großartige Szene „full of Suspense“, bei der eine „message“ nicht so schnell entdeckt wird, bis sie dann endlich bei „Adressaten“ ankommt, gibt es auch in Hitchcock‘s „North by Northwest-Verwandtem“ Saboteure, denn dort schreibt die von der Sabotage-Organisation als Geisel genommene Priscilla Lane in einem New Yorker Hochhaus mit ihrem Lippenstift eine „Botschaft“ („Help in danger send police look up watch light flickers.“) auf einen Zettel, den sie dann aus dem Fenster befördert – allerdings ist sie in einem dermaßen hohen Stockwerk des Skyscrapers, dass der Zettel „einen sehr langen & hindernisreichen“ Weg nach unten hat, bei dem er zwischendurch auch auf der Wolkenkratzer-Fassade „hängen“ bleibt, bis er schließlich auf dem Dach eines Autos landet, auf dem ihn dann erst nach einiger Zeit die Taxifahrer entdecken, die unten auf dem Gehsteig stehen und sich unterhalten, wobei diese dann auch das „flackernde (Signal-)Licht“ im Hochhausfenster sehen, von dem in der „message“ die Rede ist].

Roger teilt Kendall [erste Reaktion von EVE: „Was machst du hier? Du wirst mit deinem Leichtsinn noch alles verderben!“] in ihrem „Room“ mit, dass er draußen ein „Fluchtauto“ habe, dass Vandamm & Leonard alles über das „Fake Shooting“ wüssten und sie nun umbringen wollten [ROGER – im Original: „They’ll kill you!“] und dass die Statue ein Versteck für Mikrofilme sei. Deshalb rät er ihr, als Leonard dann nach ihr ruft, unter keinen Umständen in das Flugzeug zu steigen.

Nachdem das Trio Vandamm, Leonard & Kendall das Haus verlassen hat, wird Thornhill von der Haushälterin Anna, die seine „Spiegelung“ durch Zufall im abgedrehten Fernseher gesehen hat, als er im Haus „herumschleichen“ wollte, mit einer Waffe bedroht - was ihn selbstredend davon abhält, Eve zu folgen. Beim gelandeten „Plane“ angekommen, gibt Vandamm unter anderem die Anweisung, dass seiner Schwester für ihre Rolle als „Mrs. Townsend in Glen Cove“ unbedingt durch Leonard noch gedankt werden müsse.

Ein Schuss ertönt…und kurz darauf sieht man Thornhill zu einem Wagen laufen, der beim Haus steht. Eve stiehlt die kleine Statue und springt in das „Fluchtauto“ von Roger, wo dieser ihr erklärt, dass es „5 Minuten“ gedauert habe, bis er draufgekommen sei, dass die Haushälterin ihn mit der mit „Blanks“ gefüllten Schusswaffe bedroht habe. Verfolgt von Leonard & Valerian landen die beiden mit dem Auto in einer „Sackgasse“ und stehen vor einem „verschlossenen Holztor“, das sich ganz in der Nähe des „Mount Rushmore National Monument“ befindet.

Eve & Roger bleibt nichts anderes übrig als „hinunterzuklettern“, und das tun sie zunächst zwischen den Köpfen von George Washington & Thomas Jefferson [Anmerkung: Das Mount Rushmore-Set bei MGM, das eine Höhe von 10 Metern sowie eine Breite von 45 Metern hatte, muss als Meisterwerk der Filmarchitektur bezeichnet werden und zählt sicherlich zu den schönsten Szenenbildern aller Zeiten – verantwortlich für die „Bauten“ in Der unsichtbare Dritte waren Henry Grace & Frank McKelvey, wobei eine zentrale Rolle bei der „optischen Wirkung“ des Films auch dem Produktionsdesigner/Art Director Robert Boyle zukam; eine echte bei den Dreharbeiten entstandene Verletzung von Eva Marie Saint wurde beim „Mount Rushmore Chase“ gleichsam „ausgenutzt“ und hat „die Verletzung von Eve Kendall“, die diese dabei abkriegt, sowie ihre „Schmerzen“ umso realistischer wirken lassen; die im Drehbuch vorgesehene Verfolgungsjagd über den Mount Rushmore führte seinerzeit aber zu einer „national controversy“, denn die damalige US-Regierung hatte etwas gegen „Morde auf dem Mount Rushmore“ und das Innenministerium verweigerte generell die Dreherlaubnis für den Park, obwohl ohnehin eigentlich keinerlei „Betretung der Präsidentengesichter“ vorgesehen war; diese „Mount Rushmore Controversy“ führte also dazu, dass „at MGM“ eine Miniatur des Nationalmonuments erbaut wurde, wobei einige US-Zeitungen dem Briten Hitchcock nahegelegt haben, nach England zurückzukehren, um dort zu filmen, „wie Leute irgendwo über das Gesicht von Königin Elisabeth krabbeln“].

Beim Hinunterklettern hängen die beiden dann ständig „über dem Abgrund“, was Roger, der auch die kleine Statue bei sich hat, dazu nutzt, um Eve einen Heiratsantrag zu machen [ROGER: „Also, wenn wir je wieder lebendig hier herauskommen, dann besteigen wir zusammen den Zug nach New York. Einverstanden?“ / EVE: „Soll das ein Angebot sein? […]“], wobei er, auf ihre Nachfrage hin, betont, dass seine zwei Ex-Frauen der Meinung waren, dass seine Lebensweise „zu langweilig“ gewesen sei [ROGER: „I think they said I led too dull a life“ – der Grant-Sager wurde bei diversen Ausgaben von Der unsichtbare Dritte als „zentraler Roger Thornhill-Satz“ mit auf das DVD- oder Blu-ray-Cover gepresst (Anm.)].

Bevor sie eindeutig „Ja“ sagen kann, stürzt sie ein Stück weiter auf der Felswand ab und verletzt sich. In the Meantime“ hat, auf der gegenüberliegenden Seite, Leonard beim Kopf von Abraham Lincoln so seine Schwierigkeiten, sich zu halten, und stürzt ebenfalls beinahe in die Tiefe. Thornhill klettert hinunter zu Eve und die beiden setzen ihren Weg „in der Nähe von Washington & Jefferson“ fort…bis plötzlich Valerian auftaucht, der „Messer-Werfer“ von der UNO…und mit seinem Messer Thornhill attackiert [EVE: „Roger!“].

Valerian stürzt tödlich ab, nachdem ihn Roger „von sich weggedrückt“ hat…doch dann attackiert Leonard, der sich seinen Weg ausgehend von Lincoln an Roosevelt, Jefferson & Washington vorbei gebahnt hat, Eve und entreißt ihr die Statue, die sie mittlerweile bei sich trägt, woraufhin Kendall abermals abstürzt und letztendlich endgültig „über einem letalen Abgrund“ hängt. Roger’s Hand erfasst im letzten Moment noch die von Eve und er bittet in der Folge sogar Leonard um Hilfe, der sich dann Thornhill’s zweiter Hand nähert…um auf diese draufzusteigen, damit das Duo abstürzt.

Doch „ein Schuss im Dunklen, ausgeführt von einem Sergeant der lokalen Polizei und angeordnet vom `Professor`, der Vandamm mittlerweile mit seinen Leuten verhaftet hat“ beendet Leonard’s Leben…und dieser lässt die Statue fallen, aus deren Scherben die ganzen Mikrofilme hervorkommen, bevor er dann, wie Valerian, einen „Skyfall“ hinlegt [Kommentar von VANDAMM, der beim Professor & dessen Leuten steht: „Ich finde das nicht sehr fair, richtige Patronen zu gebrauchen“].

Bleibt das Problem, dass Eve über dem Abgrund hängt und dass ihr allmählich die Kraft ausgeht und sie sich nicht mehr halten kann, wobei Roger sie „pusht“, nicht aufzugeben und seine Hand weiter festzuhalten [aus dem zugehörigen Dialog: EVE: „Ich werde es versuchen!“ / ROGER: „Du musst es nur richtig wollen!“].

Doch dann…zieht er sie mit den Worten „[…] Unsinn, Frau Thornhill“ [ROGER; im Original: „Come along, Mrs. Thornhill“] hoch…und die beiden werden durch einen Schnitt vom Mount Rushmore plötzlich ins obere Bett eines Schlafwagenabteils befördert, wo sie noch „herumschäkern“ [EVE: „Roger, wie bist du doch albern“ / ROGER: „Ja, aber auch ein bisschen sentimental“]…bevor sie sich küssen…und der Zug in den Tunnel fährt [Anmerkung: „Then I cut to the phallic train entering the tunnel“ (Copyright: TV-Interview Hitchcocks aus 1970) - Hitchcock, der zweifellos „Andeutungen subversiver & expliziter Natur“ mochte sowie eine Freude an der Provokation und an „Respektlosigkeiten“ hatte und sich im Zusammenhang mit seinen Filmen auch stets die Frage „How far can you go with nudity or sexual relations?“ gestellt hat, hat die „Und dann schneide ich um auf den phallischen Zug, der in den Tunnel fährt“-Schluss-Szene von Der unsichtbare Dritte gegenüber Truffaut einmal als „[…] impertinenteste Schlusseinstellung […]“, die er je gedreht hat, bezeichnet].

 

 

 

  

(Neu überarbeitete Fassung; // ENDE der TEILE 1.1 - 1.7; Ur-Fassungen vom 10.04.2022, 12.04.2022, 14.04.2022, 17.04.2022, 19.04.2022, 22.04.2022, 26.04.2022, 27.04.2022, 29.04.2022, 01.05.2022, 03.05.2022, 05.05.2022, 07.05.2022, 09.05.2022, 10.05.2022 & vom 13.05.2022)