In der „Mata Hari School of Dancing“ in Berlin [Anmerkung: Die „Dramaturgie des Zufalls“ lässt hier grüßen: Statt von der besagten Berliner SMERSH-Tarnorganisation „Internationale Mütterhilfe Ost-Berlin“ ist hier also plötzlich nur mehr von einer „Tanzschule“ die Rede, die noch dazu nach Mata Bond’s Mutter benannt ist; die „Berlin-Szenen“ von „Casino Royale – 67“ sind mitunter die „wirrsten“ & „überdrehtesten“ des gesamten Films, wobei „the only international school of espionage“, so wie sie die „Tanzschul-Leiterin“ & „ehemalige Tanzlehrerin von Mata Hari“ „Frau Hoffner“ (gespielt von Anna Quayle) nennt, zumindest was die Architektur betrifft so einiges zu bieten hat, denn diese ist einem der großen Klassiker des „German Expressionist Cinema“ nachempfunden, nämlich Robert Wiene’s „silent horror film“ Das Cabinet des Dr. Caligari von 1920] findet Mata Bond schließlich heraus, dass Le Chiffre „Gelder der Organisation“ verspielt hat [Polo, ein SMERSH-Agent, der angeblich bereits in Mata Hari verliebt war und nun auch ihre Tochter ganz ansprechend findet – zu Mata Bond & im Original: „Und he is using organisation funds for his gambling“].
Nachdem Mata Bond dann auch noch erfolgreich eine Art „Kunst-Auktion“ in der Berliner SMERSH-Zentrale „gecrasht“ hat, bei der kompromittierende Fotos diverser militärischer Führer (aus Ländern wie den USA, der UdSSR, China & Großbritannien) versteigert wurden, muss sich Le Chiffre, der vor Ort durch einen seiner Männer vertreten wird [gespielt von Vladek Sheybal, dem Schachmeister & „SPECTRE Nr. 5“ „Kronsteen“ aus Liebesgrüße aus Moskau; der von Sheybal verkörperte „Le Chiffre representative“ ist es auch, welcher, in einer Telefonzelle und am Ende der „Berlin-Szenen“, den Namen des SMERSH-Mastermind „Dr. Noah“ das erste Mal erwähnt], letztendlich auch von dieser Möglichkeit verabschieden, jene Summe zu „erwirtschaften“, die er von SMERSH veruntreut hat – die letzte Möglichkeit sieht er nur mehr in einem Bakkarat-Turnier im Casino Royale.
Der „Neo-007“ Evelyn Tremble trifft, um gegen Le Chiffre bei dem besagten Bakkarat-Turnier anzutreten, in Frankreich ein und wird dort von Inspector Mathis begrüßt [Mathis – zu Bond, gleichsam auf einer „Metaebene“ auf die seinerzeit offenbar nicht so große 007-Begeisterung der Franzosen anspielend: „Ich möchte Ihnen raten, sich auf keinen Fall in irgendetwas einzumischen. Und vergessen Sie nicht, Sie sind hier bei uns gar nicht so sehr beliebt“].
In seinem Hotelzimmer wird Evelyn Tremble/007 von Miss Goodthighs [thighs: Oberschenkel; in der deutschen Fassung als „Miss Langbein“ bezeichnet] empfangen, einer SMERSH-Agentin, der offenbar zunächst daran gelegen ist, Tremble/007 zu verführen [Miss Goodthighs: „Very sexy pants you’re wearing, James“ / Evelyn Tremble/007: „Yes, they’re the new double-O-fronts“ (dt. Synchro: „Ja, das ist die neue 00-Linie“)].
Miss Goodthighs‘ „Seductive Behavior“ zeigt schließlich seine Wirkung, aber als sich die beiden dann beginnen, im Hotelzimmerbett zu vergnügen [Miss Goodthighs: „Erzähl mir von dir, James...“ / Evelyn Tremble/007: „Ach weißt du, ich hab ein paar stürmische Sachen hinter mir“ - Originalfassung des Peter Sellers-Satzes: „Well, I’ve had some pretty wild times in my life“], versieht Goodthighs Tremble’s/Bond’s Champagner schließlich mit einer Giftpille – woraufhin Tremble/007 aber eine sogenannte „Antipille“ in sein Champagnerglas tut, um der drohenden Vergiftung zu entgehen.
Nichtsdestotrotz muss der „Neo-Bond“ kurz darauf in das Badezimmer verschwinden, wo er dennoch mit leichten „Vergiftungssymptomen“ zu kämpfen hat, die ihm aber allerdings eine Reihe von „erotischen Momenten“ mit Vesper Lynd bescheren, da er im Rahmen seines traumähnlichen Zustandes eben ausschließlich „Visionen von sich & Vesper“ hat.
Schließlich weckt ihn sein „Objekt der Begierde“, Vesper Lynd, aus dem „Giftpillen-bedingten Schlummerzustand“ und erteilt ihm umgehend eine ganze Reihe an „Ermahnungen“ [Vesper Lynd: „Konzentrieren Sie sich auf das Spiel!“ / „James Bond mit Brille. Das geht doch nicht“ (im Original: „James Bond doesn‘t wear glasses“) – Antwort von Tremble/007 auf den „Brillen-Vorwurf“: „Ja, aber ich möchte doch gern sehen, auf wen ich schieße“], bevor sie ihn, mit dem Hinweis, dass sie sich persönlich um Miss Goodthighs „gekümmert“ hat, unter die Dusche schickt [Anmerkung: Im Rahmen dieser Hotelzimmer-Szenen ergeben sich mitunter die größten „Analogien“ zu Daniel Craig’s 007-Debüt, denn auch in Casino Royale von 2006 wird Bond bekanntlich vergiftet und von Lynd gerettet. Außerdem gibt es auch in „Casino Royale – 2006“ eine Art „Duschszene“, in der sich Daniel Craig und „Vesper Lynd“ Eva Green nach der überstandenen Attacke von „Steven Obanno“ Isaac de Bankolé & dessen Handlanger näherkommen].
Im Casino Royale hat Le Chiffre währenddessen eine wahre Glückssträhne und präsentiert zur Belustigung des Casino-Publikums -zu allem Übermaß- auch noch Zauberkunststücke [Le Chiffre: „Ich zeige Ihnen die Levitation[das freie Schweben] der Prinzessin Ayisha. Diese Illusion zeigte mir ein alter Vegetarier in der Berghöhle von Tibet“].
Evelyn Tremble/007 & Vesper Lynd betreten das Casino und hinterlegen beim Empfang ihre 100.000 Pfund Sterling [Dialog zwischen Sellers & dem „Mann beim Empfang“, als der „Neo-007“ sich vorstellt: Tremble/007: „Bond...James Bond“ / Mann beim Empfang: „Darf ich fragen, ob Sie wohl die Freundlichkeit hätten, mir...mir ein Autogramm zu geben?“].
Bei der anschließenden Observation von Le Chiffre findet Tremble/007 heraus, dass es sich bei der Sonnenbrille, die Le Chiffre beim Spiel immer wieder aufsetzt, um eine Infrarotbrille handelt, mit deren Hilfe der Schatzmeister von SMERSH eben sämtliche Karten sofort erkennen kann. Lynd motiviert den „Neo-Bond“ nochmal, beim Bakkarat-Turnier sein Bestes zu geben [Vesper Lynd – im Original: „Let’s go down there and you play the game of your life!“] – dann setzt sich Tremble/007 an den Tisch zu Le Chiffre und stellt sich ihm als „James Bond“ vor [Kommentar dazu von Le Chiffre: „Sie kennt [ ] jeder, wenn auch nicht unbedingt als Bakkarat-Experten“].
„James Bond“ erwähnt dann auch, dass er nach der „Evelyn Tremble-Methode“ spielt, was Le Chiffre zu ein paar Bemerkungen animiert, die Tremble als „Bakkarat-Experten für Anfänger“ und als „Autor billiger Paperbacks“ abqualifizieren [Evelyn Tremble/007 – mit Bezug auf den Le Chiffre-Vorwurf, er schreibe nur für „Anfänger“: „Mag sein, aber nur für sehr fortgeschrittene Anfänger“].
Vesper Lynd nutzt inzwischen den verbalen Schlagabtausch zwischen den Bakkarat-Kontrahenten und entwendet unbemerkt Le Chiffre’s Infrarotbrille, sodass dieser beim Kartenspielen dann ausschließlich auf sein Können angewiesen ist.
Da Tremble/007 im Laufe des Spiels den Einsatz immer weiter in die Höhe treibt, spielen die beiden am Ende um 50 Millionen Franc – der „Neo-007“ gewinnt letztendlich das Turnier, was den geschlagenen Le Chiffre, der nun ernsthafte Konsequenzen von SMERSH zu befürchten hat, zu mehr oder weniger versteckten Drohungen an „Bond“ animiert [Dialog in Originalfassung: Evelyn Tremble/007: „Goodbye, Monsieur Le Chiffre. It was nice knowing you“ / Le Chiffre: „Let’s not say `goodbye`, Mr. Bond. Let’s just say `au revoir`“].
Nachdem Inspector Mathis [Anmerkung: Dieser kommt übrigens Tremble/007 ebenfalls irgendwie verdächtig vor, weil Mathis, dem schottischen Schauspieler Duncan Macrae sei eben Dank, ein „Franzose mit starkem schottischem Akzent“ ist; in „Casino Royale – 2006“ wird „Mathis“ Giancarlo Giannini dann ohnehin von Bond & dem MI6 des Verrats beschuldigt, und das, wie sich in Ein Quantum Trost von 2008 herausstellt, zu Unrecht] dem „Neo-007“ geraten hat, Frankreich schnellstmöglich wieder zu verlassen, und bevor Tremble/007 & Vesper Lynd ein geplantes gemeinsames Abendessen absolvieren können [Anmerkung: Zwischen Daniel Craig & Eva Green gibt es in „Casino Royale – 2006“ nach 007’s Sieg über Le Chiffre und vor Lynd’s Entführung bekanntlich sehr wohl eine Dinner-Szene], wird Vesper vor dem Casino Royale gekidnappt.
Der „Neo-Bond“ will umgehend die Verfolgung aufnehmen und trifft bei einem „einfach so in der Gegend herumstehenden“ Lotus Formula Three-Wagen auf Sterling Moss [Anmerkung: Der echte Stirling Moss, „the greatest Formula One racing-driver never to win the World Championship“, bei einem Gastauftritt!].
Tremble/007 befiehlt Moss, den Wagen mit der gekidnappten Vesper Lynd zu verfolgen, was Moss aber nur dazu bringt, dem Fahrzeug hinterherzulaufen, anstatt mit dem Lotus hinterherzurasen. Daraufhin meint Tremble/007, der sich dann selbst in den Wagen quetscht, [mit einem Seitenhieb auf den 5-fachen Formel 1-Weltmeister Juan Manuel Fangio] nur: „I’ll use Fangio next time. Idiot!“
(ENDE von TEIL 1.2.3; Fassung vom 24.11.2020)