Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): Kapitel "James Bond 007 - GoldenEye" - TEIL 2[von 3] des Kapitels

 

JAMES BOND

Ich bitte um Verzeihung. Hab vergessen anzuklopfen.

 

(aus: GoldenEye; „James Bond“ Pierce Brosnan, im Rahmen der Vortitel-Sequenz, zu einem russischen Soldaten  in der Chemiefabrik in Archangelsk – wenig später knockt er den Soldaten, der gerade auf einer Toilette sitzt, aus; es handelt sich um die ersten Textzeilen, die Pierce Brosnan als neuer „007“ spricht; in der Originalfassung sagt Brosnan: „Beg your pardon. Forgot to knock.“)

 

 

 

JACK WADE

Das darf doch nicht wahr sein! Schon wieder ein steif-ärschiger Brite mit Geheimcodes und Passwörtern!

 

(aus: GoldenEye; der CIA-Agent „Jack Wade“, gespielt von Joe Don Baker, zu „007“ Pierce Brosnan in Sankt Petersburg - Wade zerstört Bond bei ihrem ersten Treffen mit seinen „brachialen Aussagen“ den von Bond versuchten „verabredeten Dialog zwischen zwei Agenten“; in der Originalfassung sagt Joe Don Baker: „Another stiff-assed Brit with your secret codes and passwords.“)

 

 

 

VALENTIN ZUKOVSKY

Walther PPK, 7.65mm. Ich kenne nur drei Männer, die eine solche Kanone tragen. Ich glaube, zwei von denen hab ich getötet.

 

(aus: GoldenEye; „Valentin Zukovsky“ Robbie Coltrane zu „007“ Pierce Brosnan, der ihm gerade die angesprochene Walther PPK an den Kopf hält, bei ihrem „Wiedersehen“ in Sankt Petersburg – Bond hat dem Ex-KGB-Agenten Zukovsky einst ins Bein geschossen; in der Originalfassung sagt Robbie Coltrane: „Walther PPK, 7.65 Millimeter. Only three men I know use such a gun. I believe I’ve killed two of them.“)

 

 

Obwohl die Publikumsreaktionen auf den zweiten Timothy Dalton-Bond Lizenz zum Töten, der, im Nachhinein betrachtet, vor allem, was die darin gezeigte Gewalt betrifft, wie eine „1989er-Vorstudie“ zu den späteren Daniel Craig-Bonds wirkt, für James Bond-Verhältnisse eher „zurückhaltend“ waren, hatte man bereits im Frühjahr 1990 mit der Vorproduktion zu „Bond 17“ begonnen. Timothy Dalton hätte mit einem dritten 007-Auftritt seinen Vertrag erfüllt, der, wie einst der „Ur-Vertrag“ von Roger Moore, 3 James Bond-Filme umfasste - und bei den Filmfestspielen in Cannes hing 1990 dann sogar schon ein Poster des nächsten „Timothy Dalton-Bonds“.

„Künstlerische Differenzen“ sowie diverse Rechtsstreitigkeiten um internationale TV-Vertriebsrechte zwischen Broccoli’s Danjaq, LLC-Holding, die sich vor allem auch um ihren vertraglich zugesicherten Anteil beim weltweiten TV-Vertrieb der James Bond-Filme betrogen sah, sowie MGM und United Artists schickten „Bond 17“ aber in eine regelrechte „Entwicklungshölle“, die letztendlich zur längsten Pause führte, die jemals zwischen der Veröffentlichung von zwei aufeinanderfolgenden Bond-Filmen gemacht wurde, nämlich sechs Jahre.

 

Hier ein kurzer Abriss über weitere zentrale Ereignisse im Zusammenhang mit „Bond 17“: 1992 „verlangten“ MGM und United Artists nach einem neuen James Bond-Film mit einem neuen Hauptdarsteller, wogegen sich aber Broccoli stemmte, der unbedingt mit Dalton weitermachen wollte. Ein Jahr später war dann eine neue MGM-/United Artists-Konzernspitze dazu bereit, auf Broccoli’s Forderungen einzugehen, und im August 1993 gab Timothy Dalton in einem Interview mit der britischen Boulevard-Zeitung Daily Mail bekannt, dass Michael France das Drehbuch zum neuen Bond-Film schreiben und 1994 mit den Dreharbeiten endlich begonnen werde (Anmerkung: Bereits in den frühen 90ern stand fest, dass sowohl Bond-Langzeit-Drehbuchautor Richard Maibaum als auch der fünfmalige Bond-Regisseur John Glen am „Bond 17“-Projekt nicht mehr beteiligt sein würden. Als Kandidaten für den Regie-Stuhl galten zu diesem Zeitpunkt Rambo I-Regisseur Ted Kotcheff sowie Blues Brothers-Regisseur John Landis).

Am 12. April 1994 gab Timothy Dalton dann überraschend seinen Rücktritt als James Bond 007-Darsteller bekannt – die „offizielle Version“ lautete, dass Dalton tatsächlich nur für einen Film zurückkehren wollte und nicht für „4 or 5 more“, so wie Broccoli das dann angeblich von ihm verlangt habe.

Bald darauf galten Schauspieler wie Mel Gibson, Liam Neeson oder Hugh Grant (damals durch Mike Newell’s geniale Komödie Vier Hochzeiten und ein Todesfall von 1994 ein „Upcoming Superstar“) als 007-Kandidaten (Anmerkung: Kurzfristig wurden aber auch neue, gleichsam „innovative“, Varianten, wie ein „black 007“, in Erwägung gezogen, genauso wie übrigens auch eine Frau als 007).

First choice of the studio“ war aber tatsächlich Paul McGann (Filmographie-Highlight: David Fincher’s Alien 3 aus 1992), der die Rolle auch bekommen hätte, wenn Pierce Brosnan, der sich in der ersten Hälfte der 90er, mal abgesehen vielleicht von der Stephen King-Verfilmung Der Rasenmähermann (1992; The Lawnmower Man; Regie: Brett Leonard) und dem Robin Williams-Vehikel Mrs. Doubtfire (1993; Regie: Chris Columbus), zunächst fast nur in zweit- bis drittklassigen Action-Filmen wie Hydrotoxin – Die Bombe tickt in Dir (1992; Live Wire; Regie: Christian Duguay) oder Death Train (1993; Regie: David Jackson; literarische Vorlage: ein unvollendet gebliebener Roman von Alistair MacLean) tummelte, sie abgelehnt hätte!

Wie schon im Kapitel über den Moore-Bond In tödlicher Mission berichtet, hätte der gebürtige Ire Brosnan (Jahrgang 1953) die James Bond-Rolle schon 1987, in Der Hauch des Todes, spielen sollen, aber wegen des plötzlich neue entfachten Zuschauerinteresses an Remington Steele, denn alle wollten sozusagen den „neuen 007“ sehen, wurde die TV-Serie verlängert - Brosnan war vertraglich gebunden und somit unfreiwillig wieder aus dem Rennen.

Im Juni 1994, zwei Monate nach dem Dalton-Rücktritt, wurde dann von den Bond-Machern bekanntgegeben, dass Brosnan sich „bei Probeaufnahmen“ durchgesetzt hätte. Am 8. Juni 1994 wurde Pierce Brosnan, ausgestattet mit einem Vertrag über 3 Filme, dann der Weltöffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz im Regent Hotel in London offiziell als „new 007“ präsentiert (auf der Einladung von damals, Quelle: MI6-HQ.com, stand unter anderem: EON PRODUCTIONS LIMITED Cordially invites you to meet THE NEW JAMES BOND; cordially: herzlich).

 

 

Grundsätzlich muss man erwähnen, dass bereits ein „Ur-Skript“ zu „Bond 17“ existierte, welches in den frühen 90ern von Michael G. Wilson verfasst worden war und dann von dem Drehbuchautor und TV-Produzenten Alfonse Ruggiero Jr. (schrieb zum Beispiel auch einige Drehbücher zu zentralen Miami Vice-Episoden wie etwa „Calderone’s Rückkehr – Teil 2“ von 1984) überarbeitet wurde.

Nachdem, wie Timothy Dalton ja 1994 angekündigt hatte, doch Michael France (Anmerkung: Der US-Amerikaner France gilt auch als Co-Drehbuchautor der Vorlagen zu dem Stallone-Klassiker Cliffhanger – Nur die Starken überleben von 1993 sowie zu Ang Lee’s ambitionierter Comic-Verfilmung Hulk von 2003) engagiert wurde, ein „Bond 17“-Skript zu verfassen, wurde das von France schließlich vorgelegte Werk dann von Jeffrey Caine überarbeitet. Caine, der auch das Oscar-nominierte Drehbuch zu der John le Carré-Verfilmung Der ewige Gärtner (2005; The Constant Gardener; Regie: Fernando Meirelles; Hauptdarsteller: Der spätere „M“ Ralph Fiennes sowie Daniel Craig’s spätere Ehefrau Rachel Weisz) beisteuerte, fügte einige neue Sequenzen hinzu, wie etwa den „Prolog“ von GoldenEye, der neun Jahre vor der eigentlichen Handlung spielt.

Eine weitere Überarbeitung des Drehbuchs geschah in der Folge durch Kevin Wade und Bruce Feirstein, die auch eine letzte große und irgendwie für die Zukunft der Bond-Serie entscheidende Änderung vornahmen: Sie machten den MI6-Chef „M“ zu einer Chefin und läuteten somit die „M“-Ära von Judi Dench ein!

Im Vorspann des Brosnan-Debüts verhielt sich die Sache dann so, dass Michael France nur die Story zugeschrieben wurde, Jeffrey Caine und Bruce Feirstein aber das Drehbuch. Kevin Wade blieb ungenannt – dafür wurde der im Film vorkommende CIA-Mann „Jack Wade“ nach ihm benannt.

Als Titel für „Bond 17“, der übrigens keinerlei „story elements from Ian Fleming“ beinhaltet und überhaupt der „erste James Bond-Film nach dem Kalten Krieg“ wurde, wählte man GoldenEye, was nichts anderes als eine Hommage an Fleming ist, denn dessen Domizil in Oracabessa auf Jamaika, in das sich der Autor jedes Jahr einige Monate zurückzog, um den neuen James Bond-Roman zu schreiben, trug den Namen „GoldenEye“ (Anmerkung: Ein beliebtes Touristenziel in Oracabessa ist heutzutage die „James Bond Beach“ - ein Strand, der im Bond-Debüt Dr. No zu sehen ist). Der Name „GoldenEye“ leitet sich davon ab, dass Fleming als Lieutenant Commander des britischen Marinenachrichtendienstes (British Naval Intelligence) im „Spanish Civil War“ (1936-1939) einst die „Operation GoldenEye“ leitete, in der es vor allem darum ging, einen Plan für den Fall einer Nazi-Invasion in Spanien zu entwerfen.

 

 

Für GoldenEye mussten sich die Bond-Produzenten, nachdem John Glen die ganzen 80er-Jahre hindurch als Regisseur „fix gesetzt“ war, das erste Mal seit den 70ern wieder nach einem geeigneten Regisseur umsehen.

Zunächst wurde bei der Hong Kong-Regie-Legende John Woo angefragt, der mit „Heroic Bloodshed“-Klassikern wie A Better Tomorrow (1986; Alternativtitel: City Wolf) und Hard Boiled (1992) nicht nur das Hong Kong-Kino revolutioniert hatte, sondern, und das gerade auch in der englischsprachigen Welt, als so etwas wie der „neue Gott des Action-Kinos“ galt. Woo zeigte sich geehrt, erteilte Broccoli und dessen Partnern aber eine Absage und drehte stattdessen lieber mit John Travolta und Christian Slater Operation: Broken Arrow (1996; Broken Arrow). Später lehnte Woo dann die stark stilisierte Autoverfolgungsjagd zwischen „Ethan Hunt“ Tom Cruise und „Nyah Nordoff-Hall“ Thandie Newton in Mission: Impossible II (2000) eindeutig an den „car chase“ zwischen Bond und Onatopp in GoldenEye an - und lieferte somit eine Art Reminiszenz an einen Film, den er hätte selbst inszenieren können.

Jener Mann, der GoldenEye dann tatsächlich inszenieren sollte, nämlich der Neuseeländer Martin Campbell, war jener, dem elf Jahre später, 2006, mit dem Daniel Craig-007-Debüt Casino Royale so etwas wie ein „James Bond-Jahrhundert-Film“ gelang, der der gesamten Serie den „Kulturphänomen-Status“ uneingeschränkt zurückbrachte. Pierce Brosnan empfand Campbell, zu dessen Regie-Werken beispielsweise auch die beiden Zorro-Filme mit Antonio Banderas und Catherine Zeta-Jones zählen (1998: Die Maske des Zorro; 2005: Die Legende des Zorro), bei den GoldenEye-Dreharbeiten als „warrior like“ und getragen von einer „huge passion“.

Neben Lizenz zum Töten, dessen Innenaufnahmen in den Estudios Churubusco nahe Mexiko City entstanden waren, ist GoldenEye der einzige James Bond-Film, der nicht in den Pinewood Studios in London gedreht wurde. Der Grund dafür ist ein amüsanter, denn die Pinewood Studios waren damals sozusagen ausgerechnet von Sean Connery besetzt, der dort gerade unter der Regie von Ghost-Nachricht von Sam-Regisseur Jerry Zucker und mit den Co-Stars Richard Gere und Julia Ormond Der 1. Ritter (1995; First Knight) drehte. Als Alternative dienten den GoldenEye-Machern dann die Leavesden Film Studios (heute: „Warner Bros. Studios, Leavesden“) 32 Kilometer nordwestlich von London, in denen später beispielsweise auch sämtliche Harry Potter-Filme sowie Teile von Christopher Nolan’s Batman-Film The Dark Knight (2008) entstanden.

 

 

Zwei Schauspieler, abseits des „MI6-Personals“, sind in GoldenEye mit von der Partie, die ihre Rolle dann in jeweils einem weiteren Brosnan-Bond der 90er noch einmal spielen durften.

Der Texaner Joe Don Baker mimt so eine Art „Felix Leiter-Ersatz“, nämlich Bond’s CIA-Sidekick „Jack Wade“. Die Jack Wade-Figur, die nicht sehr gelungen scheint und eher „laut“ und „nervig“ rüberkommt und die man vielleicht nur als gelungene Nebenfigur betrachten kann, wenn es eben die Absicht war, die Parodie auf einen „lauten und nervigen Texaner“ abzuliefern, kommt dann 1997 in Der Morgen stirbt nie wieder vor. Bemerkenswert ist, dass Joe Don Baker (Filmographie-Highlights: 1985: Fletch – Der Troublemaker mit Chevy Chase; 1991: Martin Scorsese’s Kap der Angst) 1987 im Timothy Dalton-Debüt Der Hauch des Todes in der Rolle eines „Bond villains“ zu sehen war, nämlich in der des größenwahnsinnigen Waffenhändlers „Brad Whitaker“.

Der ehemalige Stand-up-Comedian Robbie Coltrane, bekannt aus der britischen Erfolgsserie Für alle Fälle Fitz (1993-1996; Cracker) sowie aus zahlreichen Harry Potter-Filmen, verkörpert in GoldenEye „Valentin Zukovsky“, einen Ex-KGB-Agenten, der mittlerweile ein Mafia-Gangster ist, dem Bond mit dem Satz „Sicher muss es doch klar sein, dass es keine Kunst war, Ihr Knie zu treffen, sondern den Rest zu verfehlen“ vor Augen führt, dass er ihn zwar einst zum „Krüppel“ gemacht hat, jedoch sein Leben verschont hat. Die durchaus interessante Nebenfigur taucht dann 1999 wieder in Die Welt ist nicht genug auf, wo es dann aber ungleich mehr gemeinsame Szenen zwischen „Valentin Zukovsky“ Robbie Coltrane und „James Bond“ Pierce Brosnan gibt.

 

Da die James Bond-Titelsequenz-Legende Maurice Binder, der zwischen 1962 und 1989 sämtliche Titelsequenzen, außer jene von Liebesgrüße aus Moskau und Goldfinger, entworfen hatte, 1991 verstorben war, wurde Daniel Kleinman mit dem Titel-Design betraut. Kleinman, der sich vor allem durch seine Arbeit als Regisseur von Musikvideos (zum Beispiel auch für ZZ Top und Fleetwood Mac) einen Namen gemacht hatte, drehte 1989 auch das Video zu Gladys Knight’s Titelsong „Licence to Kill“.

In der Titelsequenz von GoldenEye lässt Kleinman gleichsam leichtbekleidete Frauen sowjetische und kommunistische Symbole zerstören, was auch die „zeitliche Lücke“ zwischen der Vortitel-Sequenz, die noch im „Cold War“ spielt, und der Haupthandlung, die nach dem Zerfall der Sowjetunion spielt, schließen sollte (Anmerkung: Die Tatsache, dass im GoldenEye-Vorspann kommunistische Symbole von „Frauen in kurzen Hosen“ zerstört werden, ist, wie sich vielleicht unschwer erahnen lässt, auch auf einige Kritik aus politischen, genauer: „ex-kommunistischen“, Kreisen gestoßen).

Kleinman modernisierte darüber hinaus das am längsten unverändert gebliebene grafische Element der James Bond-Filme, nämlich die Pistolenlauf-Sequenz, die, mal abgesehen natürlich von den darin vorkommenden Bond-Darstellern, über die Jahre hindurch stets gleich geblieben war. Mit der Hilfe von CGI („Computer Generated Imagery“ – 3D-Computergrafik) wurden der ikonischen „Gunbarrel-SequenceReflexionen und Bewegung hinzugefügt, was zu einem stärkeren „3D-Pistolenlauf-Effekt“ führte.

GoldenEye, denn das wird dann im Abspann augenscheinlich, ist dem langjährigen „Special Effects Supervisor“ Derek Meddings gewidmet („To the memory of DEREK MEDDINGS“), der 1995, nach dem Abschluss der Dreharbeiten, seinem Krebsleiden erlegen war. Wie im entsprechenden Kapitel erwähnt, hatte Meddings (Jahrgang 1931), der Mitte der 70er auch für die Band Pink Floyd die pyrotechnischen Effekte zu deren The Dark Side of the Moon-Bühnenshows kreierte, für seine beeindruckende Special Effects-Arbeit bei Moonraker eine Oscar-Nominierung erhalten.

 

 

 

 

 

ALEC TREVELYAN/“JANUS“

James Bond, der getreue Terrier Ihrer Majestät.

 

(aus: GoldenEye; Hauptbösewicht „Trevelyan“, gespielt von Sean Bean, zu „007“ Pierce Brosnan im Rahmen der „James Bond trifft erstmals auf Janus“-Szene in Sankt Petersburg; in der Originalfassung sagt Sean Bean: „James Bond. Her Majesty’s loyal terrier.“)

 

 

  

ALEC TREVELYAN/“JANUS“

Für England, James?

 

JAMES BOND

Nein. Für mich.

 

(aus: GoldenEye; finaler Dialog zwischen dem ehemaligen „006“ und „007“, kurz bevor Zweiterer Trevelyan von der Satelliten-Anlage in die Tiefe stürzen lässt; in der englischen Fassung fragt Sean Bean „For England, James?“ und Pierce Brosnan antwortet „No. For me“)

 

 

„M“

Er sieht sich selbst als "Der neue starke Mann Russlands".

 

(aus: GoldenEye; „M“ Judi Dench über den von Gottfried John gespielten Neben-Bösewicht „General Ourumov“; in der Originalfassung sagt Dench: „He sees himself as 'The New Iron Man of Russia‘.“)

 

 

Der Hauptbösewicht in GoldenEye, der (Ex-)MI6-Agent „006“ Alex Trevelyan, der nach seinem gefakten Tod plötzlich als „crime syndicate-leader“ Janus wieder auftaucht und, weil seine Eltern „Lienz Cossacks“ waren, die von den Briten verraten wurden, Rache am Empire nehmen will, wird von dem Der Herr der Ringe- und Game of Thrones-Star Sean Bean (weiteres Highlight: Die Tom Clancy-Verfilmung Die Stunde der Patrioten, in der Bean den Gegenspieler von „Jack Ryan“ Harrison Ford spielt) dargestellt, der mittlerweile auch dafür regelrecht berühmt ist, dass auffallend viele der von ihm verkörperten Film-Charaktere in den jeweiligen Werken den Tod finden.

Zahlreiche Aspekte der James Bond-Alec Trevelyan-Gegnerschaft sind grundsätzlich reizvoll, so zum Beispiel, dass Bond und Trevelyan aus der „Double-0-Section“-kommen, offenbar einst Freunde waren und ohne Eltern aufwachsen mussten.

Natürlich hat dieses „James Bond war einst ein Waisenkind“-Motiv in GoldenEye nicht jene „Tiefe“ oder „Ernsthaftigkeit“ wie später dann in Skyfall, denn dafür war in den 90ern weder die Zeit wirklich reif noch Pierce Brosnan wahrscheinlich der richtige James Bond-Darsteller.

Ein durchaus gelungenes Motiv ist auch jenes, dass „007“ in gewisser Weise für die Entstellungen im Gesicht von „006“ verantwortlich ist, da Bond beim gemeinsamen Einsatz in Archangelsk die dortige Chemiewaffenfabrik schließlich schneller in die Luft jagt, als das zunächst vorgesehen war, was Trevelyan, der Bond seinen Tod vorgetäuscht hat, in die Explosion geraten ließ.

Ein echter Höhepunkt innerhalb der „Trevelyan-Bond-Dialoge“ sind folgende Trevelyan-Aussagen, die, getätigt im Satelliten-Kontrollzentrum auf Kuba, wie auch bestimmte Moneypenny- und „M“-Sager in GoldenEye, „Ansätze einer Problematisierung der James Bond-Figur“, soll heißen: eine Reflexion der moralischen Ambiguität der James Bond-Figur, suggerieren sollen:

 

ALEC TREVELYAN/“JANUS“

Ich könnte dich genauso gut fragen, ob all diese Wodka-Martinis die Schreie der Männer zum Verstummen bringen, die du getötet hast. Oder, ob du in den Armen all jener willigen Frauen Vergebung findest, für all die, die getötet wurden, weil sie sich dir anvertrauten. 

 

(aus: GoldenEye; in der englischen Fassung sagt Sean Bean: „I might as well ask if your vodka-martinis silence the screams of the men you killed. Or if you find forgiveness in the arms of all those willing women for all the dead ones you failed to protect.“)

 

 

 

Als Neben-Bösewicht an der Seite des Haupt-Bösewichts Trevelyan muss man „General Ourumov“ bezeichnen, der „commander of the Russian Space Division“ und gleichzeitig „member of the Janus Syndicate“ ist. „Ourumov“, der durchaus einen starken und irgendwie sogar glaubwürdigen „secondary antagonist“ abgibt, wurde von dem deutschen Schauspieler Gottfried John (1942-2014) zu „Leinwand-Leben“ erweckt.

John war nicht nur in zahlreichen deutschen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, so auch in den Rainer Werner Fassbinder-Meisterwerken In einem Jahr mit 13 Monden (1978), Die Ehe der Maria Braun (1979) und Berlin Alexanderplatz (1980; TV-Mehrteiler; literarische Vorlage: Alfred Döblin), sondern auch in internationalen Produktionen wie Fedora (1978; Hauptdarsteller: William Holden, Marthe Keller & Hildegard Knef) von Billy Wilder oder Taylor Hackford’s durchwachsenem Thriller-Drama Lebenszeichen – Proof of Life (2000; Proof of Life) mit Russell Crowe und Meg Ryan.

Da „Xenia Onatopp“ zwar wahrlich eine Bösewichtin ist, gleichzeitig, ähnlich wie übrigens auch Grace Jones in Im Angesicht des Todes, aber auch als „böses Bond-Girls“ bezeichnet werden könnte, kommt sie erst im „Bond-Girl-Teil“ dieses Kapitels vor.

Einen Neben-Neben-Bösewicht in GoldenEye stellt noch die Figur des „Russian computer technician at the GoldenEye control center in Siberia“ „Boris Grishenko“ dar, der ein Trevelyan-Handlanger ist und auch das Haupt-Bond-Girl „Natalja Semjonowa“ an das Janus-Syndikat verrät. Dargestellt wird Grishenko von dem Schotten Alan Cumming, der Mitglied der „Royal Shakespeare Company“ ist. Ein veritables Highlight in Cumming’s Karriere ist seine Darstellung des Anwalts und Politikberaters „Eli Gold“ in den sieben Staffeln der TV-Serie Good Wife (2009-2016; The Good Wife; „Titelrolle“: Julianna Margulies), die man getrost zu den besten TV-Serien der letzten zwanzig Jahre zählen kann.

Der Programmierer „Boris Grishenko“ jedoch ist eine klischeehafte Figur geworden, fast schon eine Karikatur, vor allem auch deswegen, weil Cumming ein „gnadenloses“ Overacting an den Tag legt, sodass der Zuschauer regelrecht „erleichtert“ ist, wenn Grishenko dann gegen Ende des Films, nachdem er noch einmal seinen Lieblingsspruch von sich gegeben hat („I am invincible!“/in der deutschen Fassung: „Ich bin unbesiegbar!“), durch flüssigen Stickstoff „schockgefroren“ wird.

 

 

(ENDE von TEIL 2[von 3] des Kapitels; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 07.09.2019)