In dem Garten [Beschreibung des betont artifiziellen „japanischen Gartens“ im QT-Skript: „A WHITE WINTER WONDERLAND, set against a Jet Black sky. […] Snow falls from the sky (Slightly artificial, not phony[unecht] – but Operatic[opernhaft]/Theatrical)“] wird „Die Braut“ bereits von der „Queen of the Tokyo Underworld“ [Skript] erwartet.
Nachdem O-Ren die „Braut“ auf ihr bemerkenswertes Schwert angesprochen hat [O-REN: „Deine Klinge ist beeindruckend. Wo wurde sie gefertigt?“ / THE BRIDE: „Okinawa“ / O-REN: „Wer in Okinawa hat dir dieses Schwert gemacht?“ / THE BRIDE: „Das ist ein Hattori Hanzo-Schwert“ / O-REN: „Du lügst!“ – der Großteil der Dialoge zwischen den beiden wird bei diesem „final battle“ auf Japanisch gesprochen] und die Herkunft schließlich geklärt ist, und das nicht zuletzt dadurch, weil die „Braut“ O-Ren das „Hanzo-Zeichen“ (eine Art Löwenkopf) auf der Klinge zeigt, meint O-Ren nur: „Schwerter werden allerdings niemals müde. Ich hoffe nur, du hast deine Kräfte geschont. Denn falls nicht, wirst du keine fünf Minuten mehr überstehen. Doch dein letzter Blick auf die Welt hätte schlimmer sein können“.
Der Kampf zwischen den beiden beginnt, wobei O-Ren zunächst sowohl mit dem Schaft als auch mit dem Schwert kämpft [„[…] when her Sword is fully unsheathed, the Japanese combat artist holds both arms straight out at her sides, Sword in one hand – Wood sheath in the other, like a bird…“; Skript].
„They SWING – CLASH – DANCE – SEPARATE…CIRCLE…SWING – CLASH – DANCE – SEPARATE…“ [„Kampfbeschreibung“ im QT-Skript] – O-Ren verletzt die „Braut“ schließlich mit einem Schwerthieb am Rücken und diese fällt auf den schneebedeckten Boden [O-REN - zu der am Boden liegenden BRIDE: „Unser lächerliches kleines Girlie spielt gern mit Samurai-Schwertern. Du kämpfst zwar nicht wie ein Samurai, aber du könntest wenigstens wie einer sterben“].
„Die Braut“ richtet sich daraufhin langsam auf und meint: „Greif mich an, mit allem, was du hast“.
Die Schwerter der beiden treffen sich abermals [„With all the quickness and skill at their command, they clash in a superb display[im Sinne von „in einem hervorragenden Ausdruck von“] of Samurai Swordplay“; Skript], doch diesmal verletzt die „Braut“ O-Ren, und zwar am rechten Bein. O-Ren entschuldigt sich dann sozusagen bei der „Braut“, dass sie sie vorhin verspottet hat [O-REN: „Dafür, dass ich dich vorhin verspottet habe, möchte ich mich entschuldigen“] – „The Bride“ akzeptiert die Entschuldigung [THE BRIDE: „Entschuldigung angenommen“], doch eines scheint klar & spürbar zu sein: Die nächste Attacke gegeneinander wird auch die letzte sein [QT-Skript: „As they both drink the harsh cold air into their lungs, leaving red blood stains in the white snow, the two females have the same thought. The next clash will be their last“].
Die „Braut“ fragt „Bist du bereit?“ und O-Ren antwortet daraufhin mit „Los“.
Das erneute Kreuzen der Schwerter führt zu einem Blutstreifen im Schnee - und man kann zunächst nicht sagen, wer hier wen getroffen hat, doch dann sieht man „einen Skalp mit langem, schwarzem Haar dran“ durch die Luft fliegen [„A SCALP OF LONG, BLACK HAIR FLIES THROUGH THE AIR, landing in the white snow“; Skript]. Anschließend lässt O-Ren’s Hand das Schwert fallen.
Eine Großaufnahme präsentiert in der Folge das Gesicht von O-Ren Ishii, die meint: „Es war wirklich ein Hattori Hanzo-Schwert...“.
Unmittelbar danach enthüllt die Kamera dann, dass O-Ren von der „Braut“ tatsächlich so etwas wie skalpiert wurde [zugehörige Passage im Drehbuch, die dem O-Ren-Satz „That really was a Hattori Hanzo sword…“ vorausgeht: „CU[Close-up] O-REN ISHII facing away from the Bride. […] We see she doesn’t have the TOP OF HER HEAD ON. A touch of her BRAIN is exposed. […] The Queen of the Tokyo Underworld, who’s regime has just ended with one swing, stares off into space“].
Zu den Klängen des Songs „The Flower of Carnage (Shura No Hana)“ von Meiko Kaji [Anmerkung: Die -wunderschöne- japanische Ballade war schon so etwas wie der „title- & end-credits-song“ des 1973er-Samurai- & Revenge-Movies Lady Snowblood von Toshiya Fujita, der als eine der zentralen Inspirationsquellen für Kill Bill gilt – mehr dazu im nächsten Abschnitt des Kapitels; die Interpretin des Songs, Meiko Kaji, war gleichzeitig auch die Hauptdarstellerin von Lady Snowblood, der, dank Tarantino, mittlerweile Kultstatus genießt] setzt sich „Die Braut“ in dem Garten dann auf eine kleine Bank und lässt ihr Hanzo-Schwert in den Schnee fallen – eine Großaufnahme zeigt schließlich, wie der auf Papier geschriebene Name „O-Ren Ishii“ von einem schwarzen Filzstift durchgestrichen wird.
Anschließend sieht man Sofie Fatale, „[m]inus an arm“ [Skript], im Kofferraum ihres Wagens liegen – „Die Braut“ hat sie gerade dort reingesteckt. Dann lädt sie Fatale vor dem „TOKYO GENERAL HOSPITAL“ ab, wo sie von Angestellten des Krankenhauses aufgelesen wird.
„CU[Close-up] SOFIE in a hospital environment[Umgebung]. Bill’s voice speaks to her OFF SCREEN“ [QT-Skript] – Bill, dessen Gesicht weiterhin unbekannt bleibt, besucht eine gequält dreinblickende Sofie Fatale im Krankenhaus [BILL – laut Skript: „Sofie, Sofie, my Sofie, I’m so sorry“], die ihn für ihren „Verrat“ um Verzeihung bittet. Bill gibt sich „empathisch“ und behauptet, entsetzt darüber zu sein, was „Die Braut“ mit seiner „beautiful and brilliant Sofie“ [BILL – im Original] gemacht hat.
Eine Art Rückblende zeigt dann „The Bride“ und die in den Kofferraum gesteckte Sofie [Skript: „The BRIDE now wearing a yellow, faceless motorcycle crash helmet on her head, stands FRAMED in a TRUNK SHOT“]. Fatale gibt sich zunächst „unkooperativ“ [SOFIE FATALE – auf Französisch: „Fahr zur Hölle, du dämliche Blondine. Von mir erfährst du nichts“; Text gemäß den deutschen Untertiteln], doch die „Braut“ droht ihr, den zweiten Arm auch noch abzuschneiden [THE BRIDE: „Gib mir den anderen Arm!“], wenn sie ihr nicht umgehend Informationen über die „Tödlichen Vipern“ liefert [THE BRIDE: „Ich will alle Informationen über die `Tödlichen Vipern`. Was sie getan haben und wo ich sie finde“].
Bill fragt Sofie im Krankenhaus nach dem möglichen Grund, warum die „Braut“ sie am Leben gelassen hat, und Fatale gibt an, dass diese ihr den Grund ohnehin genannt hat.
„BACK TO THE BRIDE AT THE TRUNK“ [Skript] – „Die Braut“ teilt Fatale mit, dass sie sie aus genau zwei Gründen am Leben lässt.
Der erste Grund ist, damit sie alles BILL erzählen kann [THE BRIDE – im Original: „So you can tell him, in person, everything that happened here tonight. […] I want you to tell him, all the information you just told me. I want him to know what I know. I want him to know I want him to know“ – der letzte Teil der Aussage, die quasi „Tarantino at its Best“ ist, wurde von der deutschen Synchro wie folgt übersetzt: „Ich möchte, dass er weiß, was ich weiß. Ich möchte, dass er weiß, dass ich möchte, dass er’s weiß“].
Der zweite Grund ist, dass alle noch verbliebenen „Tödlichen Vipern“ wissen sollen, was sie erwartet: „Und ich möchte, dass sie alle erfahren, dass sie bald genauso tot sind wie O-REN“ [Originalfassung der BRIDE-Aussage - laut Skript: „And I want them all to know, they’ll all soon be as dead as O-REN“].
Schließlich wird man noch mit einem Flugzeug konfrontiert, das sich in einem -betont- roten Himmel bewegt. Die „Braut“ gehört zu den Passagieren und sie schreibt gerade ihre „Death List Five“ – dann sieht man Hattori Hanzo bei der Schwertübergabe-Zeremonie seinerzeit in Okinawa. Hanzo spricht, wiederum auf Japanisch, über das Wesen der Rache: „Rache ist nie ein geradliniger Weg. Sie ist wie ein dichter Wald. Und in einem Wald kann man sich verirren. Man verirrt sich und weiß nicht, wie man hineingekommen ist“.
Als die „Bride“ den dritten, vierten & fünften Namen auf die „Death List Five“ schreibt (die ersten beiden Namen lauten bekanntlich O-Ren Ishii & Vernita Green), nämlich die Namen von „Budd aka Sidewinder“, „Elle Driver aka California Mountain Snake“ und von „Bill“, bekommt man drei „Ausblicke“ auf Kill Bill – Volume 2 präsentiert: In einer Szene sagt Budd den Satz „Diese Frau verdient ihre Rache und wir verdienen den Tod“, in einer weiteren sagt Elle Driver den Satz „Sie muss leiden, bis zu ihrem letzten Atemzug“. Eine dritte Szene zeigt „Die Braut“ in Großaufnahme und in Schwarzweiß – sie redet offenbar gerade mit Bill [THE BRIDE: „Wie hast du mich gefunden?“ / BILL: „Ich bin der Mann“ (Originalfassung: „I’m the man“ - im Sinne von: „Ich bin der Meister“)].
Der Film kehrt am Ende zu Sofie Fatale ins „Tokyo General Hospital“ zurück. Bei ihr befindet sich immer noch Bill - und er meint: „Eines muss ich noch wissen, Sofie. Weiß sie eigentlich, dass ihre Tochter noch lebt?“
(ENDE von TEIL 1.6 - Neu überarbeitete Fassung; Ur-Fassung: 19.06.2020)