Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) - Staffel 5 und 6 (Farbstaffeln) mit Diana Rigg (Steed und Peel im Farbenrausch!)

Zahlreiche Recherchen auf YouTube bezüglich einzelner Szenen aus den Farbstaffeln, fast schon kindliche Vorfreude auf deren Erscheinen, wiederholtes Ansehen des Trailers und eine Vorbestellung bei Amazon, die wirklich schon monatelang im Voraus getätigt wurde!

Das ist, kurz zusammengefasst, der zugegebenermaßen wirklich, wie oben schon angedeutet, etwas "kindliche" Zustand (ich war damals schließlich schon 32 Jahre alt), in den mich 2009 das angekündigte Erscheinen der Emma Peel-Farbstaffeln von "Mit Schirm, Charme und Melone", welches für Ende August vorgesehen war, versetzt hat.

Und als ich die Box dann im Handel gesehen habe, noch bevor die Amazon-Bestellung bei mir eingetroffen war, hätte ich mir das Teil fast auf der Stelle gekauft, so nach dem Motto: "Na und, hab ich halt zwei davon! Kann auch nicht schaden!"

Nun, ich hab dann doch davon abgesehen mir eine zweite Box zu kaufen, was mir eigentlich nicht unbedingt ähnlich sieht :-), und das Wochenende über brav, aber ungeduldig, auf das Eintreffen des "Objekts der Begierde" gewartet!

 

Zunächst eines vorweg: Was "Kinowelt" mit diesen DVDs 2009 abgeliefert hat, sucht bildtechnisch, bei so einer alten Serie, seinesgleichen, denn die DVD-Bilder von damals hatten fast schon Blu-ray-Qualität - man hat also bei der technischen Überarbeitung wirklich ganze Arbeit geleistet!

Wie "Mit Schirm, Charme und Melone" jetzt wirklich auf Blu-ray daherkommt, davon kann man sich ja seit heuer, genauer: seit Februar 2016, überzeugen.

 

Als die "Mit Schirm, Charme und Melone-Farb-Folgen" der 5. und 6. Staffel, um die es in diesem Artikel gehen soll, in den 60er-Jahren ausgestrahlt wurden, erreichten die "Avengers" den Höhepunkt ihrer Popularität und wurden mehr als erfolgreich in bereits 74 Ländern der Erde ausgestrahlt. Diana Rigg und Patrick Macnee hatten somit den Status weltweit gefeierter Stars erreicht!

 

Der Umstieg von Schwarzweiß auf Farbe, der schlichtweg auch dem damaligen TV-Trend folgte, brachte für die Serie auch ein paar andere Änderungen mit sich.

 

So wurden etwa der Vorspann sowie der Nachspann völlig neu gestaltet und, meiner Meinung nach, sogar zu kleinen Kunstwerken gemacht.

Wenn man sich kurz in Erinnerung ruft, wie ausgefeilt in der jüngeren Vergangenheit der Vorspann diverser Spitzenserien gestaltet war und ist, ich denke da spontan an den kultigen Vorspann von "Dexter" oder an die mit großartiger Musik (z.B. von Leonard Cohen bei Staffel 2) untermalten Vorspänne der beiden "True Detective"-Staffeln, so wage ich zu behaupten, dass der regelrecht süchtig machende "Mit Schirm, Charme und Melone"-Farb-Vorspann von 1967 sich da selbst heute noch nicht wirklich zu verstecken braucht! 

Wie "armselig" und "ideenlos" da so mancher Serienvorspann aus den 70ern, 80ern oder 90ern doch wirkt!

Zum genauen Ablauf dieses Vorspanns, aber auch des nicht minder eindrucksvollen Nachspanns, dann später mehr.

 

Was jetzt die inhaltliche Ebene betrifft, so setzten die Hauptautoren, wie Brian Clemens und Philip Levene, immer wieder auch auf Science Fiction-Elemente.

Die unter diesem Einfluss entstandenen Folgen (z.B.: "Einmal Venus - Hin und zurück"/"From Venus With Love" oder "Fahrkarten in die Vergangenheit"/"Escape In Time") gefallen mir jetzt nicht immer am allerbesten, sind aber nun einmal Teil der neuen "Avengers"-Farbwelt.

 

Trotz des beträchtlichen Erfolges, den "Mit Schirm, Charme und Melone" in den ausgehenden 60er-Jahren für sich verbuchen konnte, drohte der Serie bald ihre größte Ikone abhanden zu kommen, denn Diana Rigg hatte es offensichtlich satt Emma Peel zu spielen oder ausschließlich mit dieser Rolle identifiziert zu werden.

Die Zeichen standen also auf Abschied und Rigg ließ dementsprechend verlauten, ihren Vertrag auf keinen Fall mehr über die 6. Staffel hinaus verlängern zu wollen.

 

Man kennt solche Phänomene bei Schauspielerinnen und Schauspielern ja des Öfteren. Irgendwann kann man die Rolle,  die einen berühmt (und oft auch wohlhabend oder reich) gemacht hat,  nicht mehr ausstehen!

Was für den "Normalsterblichen" wie ein echtes "Luxusproblem" wirkt, ist in der Film- und Fernsehwelt nicht unbedingt eine Seltenheit. Man braucht da nur an Sean Connery in Zusammenhang mit James Bond zu denken, den er nach "Man lebt nur zweimal"/"You Only Live Twice" (1967) nur mehr bereit war für sehr viel Geld noch einmal in den 70ern (in "Diamantenfieber"/"Diamonds Are Forever") und dann nochmal in den 80ern (in "Sag niemals nie"/"Never Say Never Again") zu spielen.

 

An dieser Stelle muss natürlich auch kurz erwähnt werden, dass es  Rigg, nach ihrem Ausstieg bei den "Avengers" und Connerys erstem Ausstieg bei der Bond-Serie, 1969 Honor Blackman nachgetan hat, soll also heißen: selbst zum "Bond-Girl" wurde, ja sogar zu "Mrs. Bond", der, als solcher, bekanntlich kein langes Leben an George Lazenbys Seite beschieden war.

 

Ich werde mich hier nicht weiter über den damaligen Connery-Nachfolger Lazenby und über dessen Schauspiel- und Bond-Qualitäten auslassen, fest steht für mich nur, dass der Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät"/"On Her Majesty's Secret Service" an sich wahrlich kein schlechter der gesamten Bond-Serie wäre - und wenn man sich diverse Bond-Rankings heute ansieht, dann stehe ich mit dieser Meinung auch nicht alleine da.  

 

Und Diana Rigg? Na die macht ihre Sache als ein etwas anderes, leicht "gebrochenes", stets leicht melancholisches  sowie zu Beginn tatsächlich "lebensmüdes", sprich: selbstmordgefährdetes, "Bond-Girl", wie erwartet, ausgezeichnet!

Und die Schlussszene, als Bond, kurz nach der Hochzeit, plötzlich seine tote Frau in den  Armen halten muss, ist sowieso einer der berührendsten und besten Momente der gesamten Bond-Serie - überhaupt kein Zweifel!

 

Baldiger Rigg-Ausstieg bei "Mit Schirm, Charme und Melone" hin oder her - bevor es aber leider dann doch 1968 "Auf Wiedersehen, Emma" heißt, gibt es immerhin noch Staffel 5 und 6 zu genießen!

 

Nun, das berühmte Ledergewand ist (fast) verschwunden und kommt nur mehr in dem wunderbaren, aber komischerweise  stets irgendwie unterbewerteten "Sie wurden soeben ermordet"/"You Have Just Been Murdered" aus Staffel 6 vor.

Dafür ist Emma Peels Kleidung, designt von Alun Hughes, ganz die Möglichkeiten des Farbfernsehens nutzend, "bunt-spektakulär", würde ich sagen, und natürlich teilweise wieder definitiv dem "High Fashion"-Bereich zuzuordnen.

Am tollsten ist aber ein recht einfaches Kleidungsstück, das so etwas wie ihr neues "Kampfoutfit" darstellt: das Teil sieht eher aus wie ein Trainingsanzug und es kommt, wenn mich da jetzt nicht spontan meine Erinnerung täuscht, zumindest in Blau und in Orange vor.

Fast denkt man, der gute Bruce Lee hätte sich seinen berühmten gelben "Kampfanzug", auf den ja auch Quentin Tarantino in "Kill Bill Vol. 1 & 2" zurückgreift, hier ein wenig "abgekupfert".

Aber man darf an dieser Stelle, wenn es um die Mode geht, auch Patrick Macnee nicht vergessen, denn der trägt Anzüge, die von Pierre Cardin designt wurden. Edel, edel...kann man da nur sagen!

 

 

DER VORSPANN

 

Aber zurück zu dem von mir so gelobten stylischen Vorspann, der wirklich phantastisch gemacht ist. Das Ganze läuft wie folgt ab.

Zuerst wird darauf hingewiesen, dass man jetzt sozusagen in Farbe da ist: THE AVENGERS IN COLOR.

Hinter diesem Schriftzug befindet sich ein Colt, in dem eine rote Blume, eine Nelke, steckt.

Dann befinden wir uns in einem Raum, der vor allem in Blautönen gehalten und weitgehend leer ist, was dem Ganzen eine anregende Künstlichkeit verleiht. 

Nun haben wir den Blick durch zwei auf dem Boden stehende/liegende Sektgläser, die überdimensional wirken und somit zunächst fast surreal

Bald schon erkennt man im Hintergrund, durch die Gläser, einen alten Bekannten ins Bild gehen: John Steed!

Die Musik dazu ist noch relativ reduziert, aber sehr rhythmisch und eingängig, fast tranceartig (dieser Trance-Effekt stellt sich womöglich erst so richtig ein, wenn man sich mehrere Folgen hintereinander reinzieht :-) ). 

Eine Nahaufnahme verrät dann, dass Steed eigentlich aussieht wie immer und gerade dabei ist, mit den Händen eine Flasche Champagner zu öffnen.

Emma Peel erscheint, diesmal nicht in Leder gekleidet, sondern in Gelb und in Weiß, mit einem Colt und löst das "Champagner-Problem" damit, dass sie den Korken einfach wegschießt!

Steed scheint von der Aktion begeistert zu sein und schmunzelt, ein Schmunzeln, das Emma, mit der Waffe in der Hand, erwidert. Das alles hat, was die Blicke von Macnee und Rigg betrifft, viel Understatement und zweifellos auch etwas von einem Flirt zwischen den beiden Figuren.

Sie gehen dann auf einen altmodischen Tisch zu, der alleine im Raum zu stehen scheint und auf dem sich nun die zwei Champagner-Gläser befinden.

Anschließend stoßen sie, in Großaufnahme, mit den nun gefüllten Gläsern an.

Insofern wird dem in der Serie ohnehin üblichen ausgiebigen Alkoholkonsum hier gleich schon im Vorspann gefrönt :-).

 

Das Vorspiel zum Vorspann ist somit beendet und nun beginnt der eigentliche Vorspann.

Man sieht auf dem besagten Tisch arrangiert: eine Melone, einen Schirm, die zwei Gläser sowie Emmas Colt. Darüber befindet sich der Schriftzug: THE AVENGERS.

Die bekannte Titelmusik von Laurie Johnson setzt ein!

Dann sieht man die Beine von Steed und Peel, die sie lässig und entspannt auf dem Tisch platziert haben.

Steeds Kopf erscheint zunächst in Silhouette und er setzt sich, dann sozusagen wieder vollkommen als John Steed erkennbar, seine Melone auf.

Emma blickt anschließend, mit ihrem Colt, hinter einem mit rotem Stoff bezogenen altmodischen Stuhl hervor.

Steed zieht den berühmten Degen aus seinem Schirm und holt damit eine Nelke aus einer Glas-Vase. Die Blume wirft er, mit dem Degen, Emma zu. Diese fängt die Nelke natürlich und steckt sie ihm anschließend in sein Sakko.

Zum Schluss dieses ungewöhnlichen Vorspanns werden dann sowohl noch Emmas Karatekünste als auch Steeds Fähigkeiten mit seinem Regenschirm zu kämpfen kurz angedeutet, wobei das Agentenpaar abwechselnd in Silhouette und dann wieder "in voller Farbenpracht" erscheint.

Nachdem noch Albert Fennell und Brian Clemens als Produzenten und Julian Wintle als Executive Producer per großem Schriftzug gewürdigt wurden, sieht man Steed und Peel im Hintergrund nebeneinander stehen, wieder im Stil einer Silhouette.       

Damit ist der Vorspann zu Ende und es kann bald heißen: "Mrs. Peel. WE'RE NEEDED!"/"Mrs. Peel. WIR WERDEN GEBRAUCHT!"

 

DER ABSPANN

 

Die Brillanz des Vorspanns setzt sich im Abspann fort. Dieser wirkt nämlich tatsächlich wie die Fortsetzung des Vorspanns.

Wir befinden uns wieder in dem wunderbaren "leeren Raum", in dem blaue, grüne und bräunliche Töne vorherrschen.

Zu Beginn stehen sich Steed und Peel, wieder in Großaufnahme und wieder als Silhouetten, gegenüber, blicken sich, vor einem grünen Hintergrund, an.

Anschließend kann man sich wieder einen Eindruck von den Kampfkünsten der beiden machen, denn abwechselnd sieht man, in Totalen, Steed, der mit seinem Regenschirm Schlagbewegungen durchführt, und Peel, die diverse Karate-Stellungen/Karate-Schläge durchexerziert. Beide erscheinen wieder als "dunkle, silhouettenartige" Figuren.

Gegen Ende des Abspanns stehen sie sich dann auch wieder gegenüber, nur diesmal in der Totalen.

 

Wie gesagt, ein wunderbarer und kunstvoller Abspann, absolut außergewöhnlich und hinreißend atmosphärisch! Steht dem, natürlich etwas längeren, Vorspann in absolut nichts nach, was die tolle und auch unvergessliche Wirkung betrifft.

 

Solche Dinge, dass Figuren in künstlichen, nicht näher definierbaren und fast leeren Räumen das Kämpfen üben, wurden später, in den 70er-Jahren, öfters mal als Vorspann in diversen Martial Arts-Filmen aus Hong Kong verwendet.

 

 

DER GEIST DES DUKE VON BENEDICT (THE LIVING DEAD) (Staffel 5/Folge 7)

 

Emma Peel, die "Kampfmaschine"!

So wenig subtil das klingen mag, fast wie eine 80er-Jahre Videothekenwerbung für eine sogenannte "Videopremiere", so trifft diese Aussage doch irgendwie genau Peels Vorgehen oder Verhalten in der durchaus legendären Folge "Der Geist des Duke von Benedict"/"The Living Dead".

Diana Rigg kämpft sich hier nämlich, besonders intensiv und tatsächlich teilweise fast wie in Bruce Lee-Manier, in dem am 25. Februar 1967 in Großbritannien erstmals ausgestrahlten Werk, mit Fäusten, Handkanten und schließlich sogar mit einem Maschinengewehr durch die, zugegeben, vielleicht etwas abstruse Geschichte.

Auch hier gilt wieder: NIEMAND, keine Frau, und schon gar nicht in den 60er-Jahren, kämpfte so wie Diana Rigg als Emma Peel in dieser Folge!

Wenn jemandem doch noch ein anderes Beispiel einfällt, wo eine Frau das in den 60er-Jahren im Film oder im Fernsehen getan hat, der möge sich bitte bei mir melden! Das würde mich nämlich echt interessieren...

 

Aber widmen wir uns dem Werk "Der Geist des Duke von Benedict"/"The Living Dead", geschrieben (wieder mal) von Brian Clemens und inszeniert von John Krish, doch von ganz vorne!  

 

Steed finds a mine of information

Emma goes underground

 

Steed findet viele Informationen

Emma geht in den Untergrund

 

In der 5. Staffel der "Avengers" werden zu Beginn jeder Episode zwei Sätze eingeblendet, die irgendwie einen kurzen Eindruck davon geben sollen, was die ZuseherInnen erwartet.

"Irgendwie" ist hier das richtige Wort, denn auch wenn der Effekt an sich ganz nett ist, so offenbart sich die Bedeutung der meist etwas kryptischen (soll heißen: schwer zu deutenden) Sätze natürlich erst im Laufe der jeweiligen Folge. So im Allgemeinen aber "tun sie nichts" für die Serie, würde ich meinen, und wären auch verzichtbar. Dieser Meinung waren wohl auch die Macher von "Mit Schirm, Charme und Melone" und haben die besagten zwei Sätze in Staffel 6 gleich wieder weggelassen :-).

Eine andere Neuerung in Staffel 5 jedoch hat etwas absolut Charmantes!

Diese Neuerung habe ich weiter oben schon einmal erwähnt, wenngleich ich den Kontext nicht erklärt habe. Ebenfalls in den ersten Minuten jeder Episode, wenn sich sozusagen der "Kriminalfall" bereits ein wenig "aufgetan" hat, wird Emma Peel von John Steed, immer auf sehr kreative Art und Weise, darauf hingewiesen, dass die beiden nun gebraucht werden: "Mrs. Peel. WE'RE NEEDED!"/"Mrs. Peel. WIR WERDEN GEBRAUCHT!"

Diese Worte tauchen an den verschiedensten Plätzen auf.

In der "Geist des Duke von Benedict" nähert sich Emma mit ihrem Cabrio einer Ampel, auf welcher dann die besagten Worte erscheinen. Nun: sehr kreativ und vor allem aufwändig, was Steed sich da immer einfallen lässt, um seine Partnerin zu informieren :-).

In der kurzen 6. Staffel wird allerdings auch diese Neuerung, dieses neue Ritual zwischen den beiden, dann weggelassen.

 

So: Jetzt aber wirklich zur Story der Episode, die hier besprochen werden soll.

In einer Kleinestadt spukt angeblich der "Geist des Duke von Benedict"!

Jedenfalls wird der besagte Duke gleich am Anfang von dem Säufer und Eremiten, den alle "Kermit" nennen, gesichtet, nämlich, als dieser blasse und in Weiß gekleidete Duke, auf dem gotischen Friedhof, aus der Gruft steigt, sich zur Kapelle bewegt und dort die Glocken läutet.

Es existierten im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Dukes aus dem Geschlecht der Benedicts. Bei dem "glockenläutenden Zombie" soll es sich um "Ralph von Benedict" handeln, der vor Jahren bei einem Grubenunglück, gemeinsam mit einer Reihe von Bergbauexperten, ums Leben gekommen sein soll.

 

Das ganze Spuk-Phänomen zieht sowohl "Geisterjäger" als auch "Skeptiker" an - und in der Tat hat das Ganze zu Beginn den Charakter einer Geisterjagd mit Skeptikern und "Gläubigen".

Steed und Peel gehören natürlich zu den Skeptikern und wollen der seltsamen Sache auf den Grund gehen.

 

Der Friedhof, auf dem es zu den Geister-Sichtungen kommt, hat im Übrigen ein wenig den Charakter von diversen Friedhöfen aus den berühmt-berüchtigten Hammer-Horrorfilmen, in denen uns, über Jahrzehnte hinweg, meist mit wenig Geld viel kultiger Horror beschert wurde (auch die legendären Dracula-Filme mit Christopher Lee stammen ja aus der Hammer-Filmproduktion; Lee spielt im Übrigen auch in einer Episode der 5. "Avengers"-Staffel mit, nämlich in dem vielleicht etwas langatmig geratenem "Duplikate gefällig?"/"Never, Never Say Die").

 

Das erste Verdächtige, Auffällige, was Steed dann vor Ort mitbekommt, ist, als er die Bekanntschaft des neuen Dukes macht, dass der aktuelle Duke von Benedict, ein eher einfältiger Charakter,  offensichtlich eine absurd hohe Anzahl von "Spezialöl für Sonnenbräune" (Sun Tan Lotion) bezieht.

Überhaupt scheint der Gutsverwalter des aktuellen Dukes, Masgard, gespielt von Julian Glover, eine mehr als verdächtige Figur zu sein (Glover ist ein alter Bekannter bei den "Avengers", da er über die Jahre in der Serie einige Rollen übernommen hat, und auch sonst ein bis ins höhere Alter vielbeschäftigter und populärer Nebendarsteller war, der sogar in Steven Spielbergs 89er-Geniestreich "Indiana Jones And The Last Crusade", also im "Ford-Connery-Indiana Jones", die Rolle des Oberbösewichts erhalten hat).

 

Währenddessen stirbt ein "ungläubiger" Geisterjäger, dem die Vorkommnisse im Dorf ebenfalls zu Ohren gekommen waren und der mit wissenschaftlichen Methoden und Instrumenten versucht hat den vermeintlichen Spuk zu entlarven, eines brutalen Todes und man findet ihn, mit einem Schwert im Rücken, hängend auf den Glockenseilen.

 

Emma macht sich, mit ihrem "blauen Kampfanzug" bekleidet und gemeinsam mit einer gewissen Mandy (gespielt von Pamela Ann Davy, ebenfalls einem "Avengers"-Stammgast!), einer "Gläubigen" sozusagen, die ebenfalls, wie Steed und Peel, in dem kleinen Dorf-Gasthaus wohnt, zu diesem Verbrechensszenario in die Kapelle auf.

Mandy kehrt aber ohne Mrs. Peel zurück und behauptet, "der Geist" habe diese entführt und also mitgenommen!

 

John Steed, der sich natürlich sofort auf die Suche nach Mrs.  Peel begibt, bekommt von "Kermit" den entscheidenden Hinweis, dass er es damit am besten im Bergwerk versuchen solle, wo sich übrigens "auch noch alle anderen" befinden würden, denn weder der vermeintlich verschüttete Duke noch dessen damalige Begleiter seien wirklich tot!!!

Diese Aussage kostet "Kermit", noch bevor er Weiteres von sich geben kann, das Leben, denn offenbar weiß er zu viel und wird, noch während er mit dem Agenten spricht, erschossen.

 

Und tatsächlich ist Emma Peel im Untergrund gefangen, in einer Art "Stadt unter der Erde", in der offensichtlich eine ganze Zivilisation existiert. Wie immer bleibt sie aber auch in dieser Situation anscheinend völlig "cool" und macht, wie zum Zeitvertreib oder aus Trainingsgründen, Handstände an der Zellenwand!

Allerdings wird sie, beim Blick durch die Gitterstäbe, auch Zeugin einer Hinrichtung, der Erschießung einer einzelnen Person durch eine ganze Reihe von Männern, die wie Soldaten gekleidet sind, aber wie Soldaten, und das ist wichtig und filmhistorisch gesehen irgendwie amüsant, die ein wenig aussehen wie die Feuerwehrmänner in Truffauts legendärer Ray Bradbury-Verfilmung "Fahrenheit 451" (1966). Würde nur noch der geniale Oskar Werner (ein Jugendidol von mir!) als "Montag" fehlen - der ist aber nicht vor Ort :-).

 

Das Gute, eben nicht in Person von Oskar Werner, sondern natürlich in Form von Patrick Macnee als John Steed, scheint einstweiligen im Weinkeller des Dukes des Rätsels Lösung näher zu kommen. Auf Grund von Steeds Beobachtungen steht fest, dass der aktuelle Duke von Benedict wohl unter dem massiven Einfluss von Masgard steht, der anscheinend alles andere als nur sein Verwalter ist.

 

Steed will folglich die "Unterwelt" erkunden, steigt hinunter ins Bergwerk, und wird dabei von Mandy, die letztendlich aber auch nur Teil des ganzen diabolischen Plans ist, begleitet. Als Steed die entscheidende Tür zu der unterirdischen Stadt findet, bedroht ihn Mandy mit einer Waffe und gibt sich so als Mitwisserin und Mittäterin zu erkennen. 

 

Was soll das alles mit dieser ominösen "Stadt unter der Erde", was hat es damit auf sich?

Nun, zunächst klärt der verschollene "Geister-Duke" Emma in ihrer Zelle über ein paar Dinge auf:

Die damals verschütteten Experten werden wie Gefangene gehalten, allerdings sind von den ursprünglich 30 nur mehr 5 übrig, da sie, wenn sie und ihr Wissen nicht mehr gebraucht werden, hingerichtet werden. 1 1/2 Meilen unter der Erde lebt man hier mit künstlichem Tageslicht und einem ausgefeilten Luftversorgungssystem.

 

Masgard, der sich, wenig überraschend, als Kopf der ganzen Operation entpuppt und ebenfalls gekleidet ist, als wäre er gerade Truffauts berühmter Film-Utopie entsprungen, taucht ebenfalls bei Emma in der Zelle auf und gibt sich seinen Eroberungs- und Vernichtungsfantasien hin. Die unterirdische Stadt sei für eine Armee gedacht, für über 20 000 Kämpfer und ihren Familien. Die Kämpfer sollen sich hier vorbereiten - für nur ein Ziel: Die Vernichtung Englands durch Strahlung!

 

Was dann in den nächsten Bildschirm-Minuten folgt, gehört, wie weiter oben schon angedeutet, zu den absoluten Highlights der gesamten Staffeln 5 & 6 und zu meinen persönlichen Lieblingsmomenten der gesamten Serie!

 

John Steed soll, nach dem anscheinend in der Stadt üblichen Ritus, hingerichtet werden! 

Emma sieht das von ihrer Zelle aus und wird von dem triumphierenden Masgard natürlich noch extra darauf hingewiesen.

 

In Emma Peel erwacht nun eine wahre "Kampfgigantin"! 

Klingt jetzt zwar abermals wie eine Werbung für eine Videopremiere in den 80er-Jahren, ist aber in Anlehnung an einen Chuck Norris-"Klassiker" aus den frühen Jahren des besagten Jahrzehnts gemeint ("Der Gigant"/"An Eye for an Eye"; 1981), in dem die amerikanische Kampfkunst-Legende Norris noch ohne Bart herumläuft und reihenweise Bösewichter verkloppt.

 

Zur Chronologie von Riggs außergewöhnlichen Kampf-Szenen: Peel streckt Masgard nieder, in einem atemberaubenden(!) Tempo - natürlich mit einer Reihe von gezielten Karateschlägen.

Um abermals auf den großen Bruce Lee zu kommen, dieser hat, sollte er die Folge jemals in seinem leider kurzen Leben gesehen haben, sicherlich seine Freude und seinen Spaß damit gehabt! 

Emma nimmt sofort Masgards Zellenschlüsselbund an sich, braucht aber einige Zeit, um den richtigen Schlüssel für ihre Zellentür zu finden.

Währenddessen laufen die Vorbereitungen für Steeds Hinrichtung draußen unvermindert weiter (diese Vorbereitungen haben einiges an amüsantem britischen Understatement zu bieten, worauf ich aber jetzt nicht weiter eingehen werde - bitte unbedingt selbst anschauen :-) !).

Als Peel die Tür öffnen kann, kommt es zum zweiten spektakulären Kampfkunst-Moment, denn Emma streckt einen weiteren Mann nieder, versetzt ihm einen Schlag in den Magen, hebt ihn anschließend hoch und wirft den Bewusstlosen auf das Zellenbett! Gewissermaßen ein Super-Magic-Moment innerhalb des Magic Moments - und auch Emmas Gesichtsausdruck verrät, dass sie mit ihren Fähigkeiten/ihren "Skills" zufrieden ist.

Als Nächstes rechnet E. P. dann mit Mandy ab: Die beiden Frauen kämpfen und Emma drückt ihr schließlich mit einem gekonnten Griff die Schlagader am Hals ab, sodass Mandy das Bewusstsein verliert.

Der finale Akt, der gleichzeitig Steeds Rettung bedeutet, hat mit fernöstlicher Kampfkunst allerdings gar nichts zu tun: Emma "ballert" nämlich sämtliche Mitglieder von Steeds Exekutionskommando mit einem Maschinengewehr, das sie einem Soldaten entwendet hat, nieder!

 

Danach entfernt sie dem überraschten Steed die Augenbinde und dieser küsst sie, nachdem er realisiert hat, was sie da eigentlich für ihn getan hat, zum Dank auf beide Wangen!  

Dieser Geste, die der "Mit Schirm, Charme und Melone-Fan" natürlich nur allzu gerne sieht, folgen Steeds Worte: "Dafür bedenke ich Sie in meinem Testament. Das schwöre ich!"

 

Das wunderbare Ende einer wunderbar-unvergesslichen Szenenfolge!

 

Nun aber noch ein paar Worte zu den "neuen Schlussszenen" der Farbstaffel. 

Noch so eine Neuerung: Die Standardschlussszenen der Emma Peel-S/W-Staffel, nämlich dieses finale Sich-Entfernen-Vom-Tatort mit irgendeinem Vehikel, existieren auch nicht mehr.

Vielmehr sind jetzt am Ende jeder Folge gemeinsame Aktivitäten anderer Natur angesagt!

Einige Beispiele: Gemeinsames Ausmalen der Wohnung; Geld, aber leider :-) nur "Pennies", zählen; Vorbereitungen zum gemeinsamen Ausgehen treffen usw.

In der Schlussszene des  "Geist des Duke von Benedict"/"The Living Dead" imitiert E. P. zum Beispiel einen Mann, genauer, einen Automechaniker, der Steeds exzentrischen Wagen zu reparieren scheint. Sie verstellt ihre Stimme und ist, für Steed, auf Anhieb nicht zu erkennen, weil sie in der entsprechenden Mechaniker-Arbeitskleidung unter dem Auto liegt. Aber natürlich kann sie diesen kleinen originellen "Schwindel" nicht, weder gegenüber den TV-ZuseherInnen, noch gegenüber J. S., lange aufrecht erhalten...

 

"Der Geist des Duke von Benedict"/"The Living Dead" ist alles in allem eine absolut sehenswerte Episode, zum einen eben wegen E. P. spektakulären Kampfszenen, zum anderen aber auch einmal mehr wegen der großartigen Kameraarbeit, die uns eine derartig intensive Farbgebung beschert, die man wirklich getrost als wahren Farbenrausch bezeichnen kann!

 

Die beiden insgesamt 24 Folgen umfassenden Emma Peel-Farbstaffeln sind sicherlich voll von Klassikern der Serie, einige davon ("Weekend auf dem Lande"/"The Joker"; "Fliegen Sie mal ohne"/"The Superlative Seven"; "Kennen Sie Snob?"/"The Correct Way To Kill") habe ich schon in anderen Zusammenhängen erwähnt.

Beim Thema Klassiker der Serie muss man aber auch unbedingt noch  "Vorsicht, Raubkatzen"/"The Hidden Tiger" (Staffel 5/Folge 8) erwähnen, diese sehr populäre "Diverse Stubentiger verwandeln sich plötzlich in fiese Killer"-Episode, sowie das von James Hill meisterhaft inszenierte "Filmstar Emma Peel"/"Epic" (Staffel 5/Folge 11), ein Werk, das zwar inhaltlich etwas krude sein mag, aber auf der Bildebene symbolisch ungeheuer stark ist und teilweise sogar über regelrecht surreal anmutende magische Momente verfügt. Außerdem bietet "Filmstar Emma Peel" ein Wiedersehen mit Peter Wyngarde, der wieder einmal einen der Bösewichte spielt!

 

 

Zum Abschluss möchte ich noch kurz meine 2 absoluten Favoriten der Emma Peel-Farbstaffeln erwähnen sowie meine persönliche "Hass-Folge". Alle drei Werke stammen zufälligerweise aus der kurzen 6. Staffel, die ja nur 8 Folgen enthält.   

 

Episode Nummer 1, die ich sehr mag und die ich, wie schon erwähnt, sogar zu meiner Lieblingsfolge der Emma Peel-Farbstaffeln erkoren habe ist das vorzügliche "Sie wurden soeben ermordet!"/"You Yave Just Been Murdered!" (Staffel 6/Folge 5);  im Übrigen die erste Folge, die ich damals, vor ein paar Jahren, bewusst auf ARTE verfolgt habe und die sofort mein Interesse für "Mit Schirm, Charme und Melone" ein wenig geweckt hat! 

Originell ist hier vor allem das Ausgangsszenario: Eine Reihe von wichtigen Leuten wird mit den Worten "Sie wurden soeben ermordet!" bedroht, welche ihnen in den verschiedensten Varianten dargeboten werden. Aber erst nach dem dritten Mal, also nach der dritten Drohung, wird der Mord dann tatsächlich ausgeführt!

Außerdem: Das ist die Folge, in der Emma Peel das allerletzte Mal Ledergewand trägt!!!      

Und ihre Kämpfe gegen den Mörder (der allerdings nur ein Scherge des diabolischen Master-Minds hinter der ganzen Aktion ist), zuerst auf einer kleinen Brücke, wo er sie zunächst sogar mit einer Sichel(!) bedroht und attackiert, dann im Gewässer unter der kleinen Brücke, sind fast ebenso sehenswert wie ihre Kämpfe in "The Living Dead".

Toll und originell ist auch folgender Satz von Peel (Buch: Philip Levene) im englischen Original, den sie spricht, nachdem sie den Mörder entwaffnet hat und ihn selbst mit einer Pistole bedroht: "Take me to your leader! Or: Lead me to your taker!"

Eine super Folge - mir ist schleierhaft, warum sie bei einigen "Experten" sowie Fans einen eher niedrigen Stellenwert besitzt! Wie gesagt: Mich hat sie sofort in ihren Bann gezogen!

 

Episode Nummer 2, die mich sofort, also schon beim ersten Mal ansehen, dann allerdings schon auf  DVD, "geflasht" hat, ist "Der wahrgewordene Alptraum"/"Death's Door" (Staffel 6/Folge 2).

Im Zentrum steht hier ein Angstphänomen, nämlich jenes, dass der Initiator einer "Konferenz über die Idee eines vereinten Europas"(!) sich plötzlich nicht mehr traut den Sitzungssaal zu betreten, weil er so etwas wie eine Panikattacke erleidet und schreiend kehrt macht!

Einfach nur großartig, wie realistisch und authentisch diese so genannte Panikattacke inszeniert wurde!

Ich darf daran erinnern: "Der wahrgewordene Alptraum" ist 1967 entstanden, ist aber in der Darstellung solcher Angstphänomene, für die erst viel später fixe wissenschaftliche/medizinische Begriffe erfunden wurden, wieder einmal erstaunlich modern und seiner Zeit voraus.      

 

Ganz anders, was meine Begeisterung betrifft, verhält es sich bei mir allerdings bei dem Avengers-All-Time-Classic "Haben Sie's denn nicht ein bisschen kleiner?"/"Mission: Highly Improbable"!

Der hat nämlich für mich etwas Kindisches, Infantiles, das weit über das hinaus geht, was ich an der Serie schätze und liebe.

Diese "Schrumpf-Sache" (John Steed wird nämlich durch eine absurde Erfindung, eine Schrumpf-Maschine, auf Taschenformat verkleinert und treibt in dieser für ihn wahrlich unkomfortablen Situation so allerlei schräges Zeug) geht nämlich irgendwie entschieden zu weit :-)!

Auch wenn diese Folge bei vielen Fans angeblich sehr beliebt ist und einige das Ganze vielleicht "putzig" oder gar "süß" finden mögen, dass die gute Emma Peel John Steed plötzlich auf ihrer Handfläche tragen könnte, fällt mir dazu nur Folgendes ein: FORGET IT!

 

 

(geschrieben: 2016)