Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): Kapitel "James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte"

 

James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte (1977)

 (Originaltitel: The Spy Who Loved Me; Regie: Lewis Gilbert)

 

 

 Sie sind doch der berühmte Simon Templar!?

 

 (Satz eines Polizisten zu „Simon Templar“ Roger Moore in der The Saint-Folge Simon Templar und der Senkrechtstarter, veröffentlicht 1966 im Rahmen der Season 5 von The Saint – kurz darauf erscheint, wie zu Beginn jeder Folge, nachdem von irgendeiner Nebenfigur Templar’s voller Name gesagt wurde, der berühmte „Heiligenschein“ über Moore’s Kopf; die Folge, im Original Flight Plan, Regie: Roy Ward Baker, gilt als eine Art „Simon Templar-Version“ des James Bond-Films Feuerball sowie als eine Folge, im Rahmen derer sich Roger Moore ohnehin als möglicher Sean Connery-Nachfolger empfohlen hat)

 

 

 

 BIG Q

 (Name der Filmfigur, die der „Beißer“ Richard Kiel in dem Hong Kong-Kult-Film Mad Mission 3 – Our Man From Bond Street, erschienen 1984, spielt; die 5-teilige Mad Mission-Reihe mit Sam Hui, Karl Maka und Sylvia Chang, im Original Aces Go Places-Reihe, hat sich inhaltlich immer wieder beim James Bond-Franchise bedient – Teil 3, inszeniert von Star-Regisseur Tsui Hark, kommt allerdings, und das nicht nur wegen der Beteiligung von Richard Kiel, explizit als wüste und völlig überdrehte James Bond-Film-Parodie daher, die sogar über eine Filmfigur verfügt, die ein wenig so aussieht wie Sean Connery in Diamantenfieber und sich als MI6-Agent im „Dienste Ihrer Majestät“ ausgibt)

 

 

 

 Nobody does it better

 Makes me feel sad for the rest

 […]

 I wasn’t looking but somehow you found me

 It tried to hide from your love light

 But like heaven above me

 The spy who loved me

 Is keeping all my secrets safe tonight

 

 (Ausschnitt aus Carly Simon’s überaus erfolgreichem Titelsong zu Der Spion, der mich liebte, betitelt mit Nobody Does It Better; der Song, Musik: Marvin Hamlisch – Text: Carole Bayer Saga, war der erste Song, dessen Titel nicht gleich lautete wie der Titel des dazugehörigen Bond-Films – die Gleichheit zwischen Filmtitel und Name des Titelsongs war seit Liebesgrüße aus Moskau ja Standard gewesen; dennoch kommt der Original-Filmtitel, „The Spy Who Loved Me“, in einer Textzeile des Werkes vor; Nobody Does It Better, den Radiohead-Sänger Thom Yorke einmal den „sexiest song that was ever written“ nannte, untermalt die phantastische und von Maurice Binder gestaltete Titelsequenz des Films, die zweifellos bis zum heutigen Tag eine der besten Titelsequenzen der gesamten Film-Serie geblieben ist – darin ist „James Bond“ Roger Moore selbst zu sehen sowie eine Reihe von Silhouetten von verschiedenen Frauen, die Turnübungen an abstrakten Waffendarstellungen machen; Marvin Hamlisch’s Score zu dem Film, John Barry stand nicht zur Verfügung, weil er aus „steuerlichen Gründen“ damals in Großbritannien nicht arbeiten durfte, und Carly Simon’s Titelsong wurden, unter anderem, auch für den Oscar nominiert – beide mussten sich aber bei den Academy Awards 1978 geschlagen geben, denn Hamlisch verlor gegen Filmmusik-Legende John Williams, der für seine Arbeit bei Star Wars ausgezeichnet wurde, und Simon verlor gegen Debby Boone, die das Oscar-Rennen mit You Light Up My Life machte, dem Titelsong zu Joseph Brooks‘ Heranwachsenden-Drama Stern meines Lebens; Nobody Does It Better war ein großer internationaler Charterfolg, der es fast mit Carly Simon’s größtem Hit, den Chart-Topper You’re So Vain von 1972, aufnehmen konnte, denn der Bond-Song belegte drei Wochen lang den Platz 2 der US-Billboard-Charts und erreichte auch den Platz 7 der britischen Charts; das American Film Institute berücksichtigte Nobody Does It Better auf seiner 100 Years...100 Songs-Liste von 2004 und platzierte das Werk dort auf Platz 67; der Carly Simon-Song, zweifellos einer der besten James Bond-Titelsongs überhaupt, wurde mehrere Male gecovert, so zum Beispiel 1978 von Jazz-Ikone Ella Fitzgerald, 1987 von Julie Andrews, als „birthday present“ für ihren Ehemann Blake Edwards auf ihrem Album Love, Julie, und 1997 von der US-amerikanischen Sängerin-Songwriterin Aimee Mann, nämlich für das James Bond-Tribute-Album Shaken and Stirred: The David Arnold James Bond Project)

 

 

 JAMES BOND

 Wenn man schon Ägypten besucht, sollte man auch versuchen, in seine Geheimnisse einzudringen.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; „James Bond“ Roger Moore zu seinem alten Cambridge-Studienkollegen „Sheikh Hosein“ Edward de Souza angesichts der ägyptischen Schönheit, mit der ihn der „Egyptian Bedouin“ überredet, noch eine Nacht zu bleiben – das „unnamed harem girl“ wird von Dawn Rodrigues gespielt; die Originalfassung dieses denkwürdigen und auch unverblümt sexistischen Bond-Spruchs lautet: „When one is in Egypt, one should delve deeply into its treasures.“; „delve“ – dt.: vertiefen)

 

 

 M

 Moneypenny, wo ist 007?

 

 MONEYPENNY

 Er hält unsere Stellung in Österreich, Sir.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; Dialog aus der Vortitel-Sequenz des Films zwischen „M“ Bernard Lee und „Moneypenny“ Lois Maxwell)

 

 

 LOG CABIN GIRL

 James, ich brauche dich.

 

 JAMES BOND

 England auch.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; Dialog zwischen „James Bond“ Roger Moore und dem im Film-Abspann so genannten „Log Cabin Girl“ Sue Vanner – das „Log Cabin Girl“ ist eine Doppelagentin im Dienste Russlands; der Dialog findet statt kurz bevor Bond die Ski-Hütte in dem fiktiven Ort in den österreichischen Alpen, nämlich „Berngarten“, mit Skiern verlässt und sich eine legendäre Verfolgungsjagd mit russischen Agenten rund um „Sergei Barsov“ Michael Billington liefert; in der Originalfassung sagt Moore: „So does England.“)

  

Even Prince Charles stood up!“ – Das waren die Worte von Charles Juroe, einem Eon Executive, in der 2012er-Doku Everything or Nothing: The Untold Story of 007 (dt. Titel: Alles oder nichts: Die Geschichte hinter 007; Regie: Stevan Riley) und sie beschreiben die damalige Reaktion des britischen Thronfolgers während einer Kinovorführung von Lewis Gilbert’s Der Spion, der mich liebte auf die berühmte „Union Jack-Fallschirm-Szene“, die in „Roger Moore’s bestem Bond-Film“, der vor allem auch „Roger Moore’s favourite Bond film“ war, das wahrlich spektakuläre Ende der Vortitel-Sequenz markiert und schließlich noch, bevor Carly Simon in der kurz darauf beginnenden Titelsequenz Nobody Does It Better zum Besten gibt, von Monty Norman’s elektrisierendem James Bond Theme untermalt wird.

500.000$ soll der besagte Ski-Sprung mit sich öffnendem Union Jack-Fallschirm gekostet haben, der somit einer der teuersten Stunts der Filmgeschichte ist und einer der spektakulärsten und besten Stunts der Bond-Geschichte ohnehin!

Gedreht wurde die Szene, die also James Bond- und Filmgeschichte geschrieben hat, im Juli 1976 am insgesamt über 2000 Meter hohen Mount Asgard in Kanada, der mit seinen relativ geraden Felswänden ideal dafür schien (Anmerkung: Die im Film unmittelbar davor stattfindende, von den Klängen des von Marvin Hamlisch mit Dico- und Bee Gees-Anleihen versehenen Musik-Stücks "Bond’77" untermalte und von dem deutschen Ex-Skirennläufer und Kameramann Willy Bogner Jr. choreographierte, Verfolgungsjagd auf Skiern zwischen 007 und den russischen Agenten, die zu dem Fallschirmsprung hinleitet, wurde hingegen am Piz Bernina im Schweizer Kanton Graubünden in den Ostalpen gedreht).

Allerdings: Fast wäre bei der Durchführung des von insgesamt gleich vier Kameras, drunter auch eine Helikopter-Kamera, gefilmten Stunts etwas schiefgegangen, denn der Fallschirm von Rick Sylvester, jenes Stuntmans, der 30.000$ Gage für den Sprung erhielt, öffnete sich nicht rechtzeitig - was zu einer erheblichen Verlängerung der spektakulären Freifallphase führte!

Die Filmemacher jedenfalls waren zufrieden, denn man hatte eine noch weit bessere Aufnahme als erwartet und Rick Sylvester hatte ganz nebenbei, mit seinem Sprung aus 1100 Metern, einen neuen Weltrekord im Base-Jumpen aufgestellt.

 

 

Der Inhalt von Der Spion, der mich liebte:

Britische und sowjetische Atom-U-Boote verschwinden auf mysteriöse Weise [Anmerkung: Der Film spielt hier, wie schon der thematisch verwandte und ebenfalls von Lewis Gilbert inszenierte Connery-Bond Man lebt nur zweimal von 1967, wiederum mit der Kalten Krieg-Angst vor einem globalen Atom-Krieg, ausgelöst durch die Feindschaft der beiden Supermächte; ähnlich wie in Man lebt nur zweimal, dort sind es Raumschiffe, werden die russischen und amerikanischen U-Boote aber von einer zunächst unbekannten dritten Macht „geschluckt“ – in Man lebt nur zweimal war dies bekanntlich Blofeld und seine SPECTRE-Organisation].

James Bond 007 wird vom MI6 auf den Fall angesetzt, muss aber vorher noch, in Österreich, einer Gruppe sowjetischer Agenten entkommen, die einen Anschlag auf sein Leben verüben wollen. Im Rahmen einer Verfolgungsjagd auf Skiern gelingt es ihm, die Agenten abzuschütteln, er erschießt aber zuvor noch deren Anführer.

Bond reist nach Ägypten, um die Pläne für ein U-Boot-Ortungssystem, die sich auf einem Mikrofilm befinden und auf dem Schwarzmarkt angeboten werden sollen, ausfindig zu machen [Anmerkung: Als Drehorte in Ägypten fungierten das Gayer-Anderson-Museum in Kairo, die Pyramiden von Gizeh sowie die Große Sphinx von Gizeh, die Ruinen von Karnak sowie der dortige Tempel von Amun und der Tempel von Ramses II.]. 007’s Studienfreund Sheikh Hosein bringt den Agenten auf die Spur eines Mittelsmannes namens Aziz Fekkesh [gespielt von Nadim Sawalha], der aber vom „Beißer“, einem riesenhaften Auftragskiller, bei den Pyramiden von Gizeh vor Bond’s Augen getötet wird [Anmerkung: In der Originalfassung stammt die Stimme, die während der nächtlichen „Pyramiden-Veranstaltung für Touristen“ über Lautsprecher zu hören ist, von Charles Gray, der 1967 in Man lebt nur zweimal den MI6-Kontaktmann „Dikko Henderson“ gespielt hatte und 1971 sogar SPECTRE-Chef „Ernst Stavro Blofeld“ in Diamantenfieber – die deutsche Synchronisation übernahm Manfred Schott]. Bei den Pyramiden trifft Bond auch auf die KGB-Agentin Major Anya Amasova, „Triple X“ genannt, die den Mikrofilm-Plänen ebenfalls hinterherjagt. Gemeinsam bemühen sich 007 und Amasova bei dem Geschäftsmann und Club-Besitzer Max Kalba [gespielt von Vernon Dobtcheff] um den Erwerb des Mikrofilms. Kalba wird aber noch vor der Übergabe vom „Beißer“ getötet, der den Mikrofilm an sich nimmt. Bond und Amasova jagen dem „Beißer“ hinterher und können ihm den Mikrofilm schließlich in einem Pharaonen-Tempel wieder abnehmen. Auf einem Schiff, mit dem sie nach Kairo zurückkehren, trickst Amasova 007 mit Betäubungsgas aus und entwendet die Pläne– wenig später trifft Bond überraschenderweise Amasova selbst sowie „M“ und Amasova’s Vorgesetzten, General Gogol, in einer ägyptischen Außenstelle des MI6, wo dem Agenten mitgeteilt wird, dass es in diesem Fall eine Zusammenarbeit zwischen MI6 und KGB geben wird. Als Hauptverdächtiger für die U-Boot-Entführungen wird, anhand einer Spur auf den Plänen, Karl Stromberg, ein Wissenschaftler und Schiffs-Tycoon, ausgemacht.

Auf einer Zugfahrt zu Stromberg’s Hauptquartier in Sardinien werden Bond und Amasova in ihrem Zug-Abteil wiederum vom „Beißer“ attackiert. Bond rettet Amasova vor dem Angreifer und die Rivalität der beiden verwandelt sich in Zuneigung – sie verbringen eine gemeinsame Nacht.

Auf Sardinien gibt sich Bond dann als Meeresbiologe aus sowie Amasova als dessen Frau und gemeinsam besuchen sie Stromberg in seiner riesigen Unterwasserstation namens „Atlantis“. Stromberg identifiziert, mit der Hilfe des „Beißers“, sowohl 007 als auch Major Amasova als Agenten und lässt die beiden dann an Land von seinen Handlangern, rund um den „Beißer“, attackieren. Eine Verfolgungsjagd, bei der Bond und Amasova in 007’s Lotus Esprit, den er von „Q“ erhalten hat, sitzen, entsteht, in der der „Beißer“ abgeschüttelt wird. Um vor dem Helikopter, von dem aus Stromberg’s Assistentin Naomi Schüsse auf den Wagen abgibt, zu flüchten, steuert Bond den Lotus ins Meer, wo er ihn per Knopfdruck in eine Art Mini-U-Boot umwandelt. Der Agent feuert von unter Wasser eine Rakete auf den Helikopter mit der Stromberg-Assistentin ab und dieser explodiert. Danach untersuchen Bond und seine Begleiterin mit ihrem Mini-U-Boot Stromberg’s Unterwasserstation und finden endgültig heraus, dass er tatsächlich der Drahtzieher hinter den U-Boot-Entführungen sein muss. Die Taucher, die daraufhin das Mini-U-Boot attackieren, werden allesamt mit den diversen Waffensystemen desselben außer Gefecht gesetzt. Zurück im Hotel findet Amasova heraus, dass Bond es war, der ihren Geliebten, Sergei Barsov [Anmerkung: Der KGB-Agent „Sergei Barsov“ wird von Michael Billington gespielt, der, wie bereits im Kapitel über Leben und sterben lassen erwähnt, nach Diamantenfieber sogar einige Zeit als „James Bond-frontrunner“ galt, um die Connery-Nachfolge anzutreten], in Österreich im Rahmen der Verfolgungsjagd mit Skiern erschossen hat und sie schwört Bond zu töten, wenn der Auftrag erledigt ist.

Es stellt sich heraus, dass sich die vermissten U-Boote im Innern der „Liparus“ befinden, eines Supertankers der Stromberg-Flotte. Auch das U-Boot des amerikanischen Kapitäns Carter [gespielt von Shane Rimmer] wird, mit Bond und Amasova an Bord, von der „Liparus“ sozusagen „geschluckt“ und die Besatzung gefangen genommen. Stromberg offenbart Bond seinen Plan: Er will unter Wasser eine neue Zivilisation erschaffen – weil er die gegenwärtige als „dekadent“ erachtet. Die gestohlenen U-Boote sollen dabei zu dem Zweck missbraucht werden, einen globalen Atom-Krieg zu entfachen, indem sie Atom-Raketen in Richtung New York und Moskau abfeuern.

Stromberg kehrt mit der gefangenen Major Amasova zurück zur „Atlantis“. Währenddessen gelingt es 007, sich aus der Gefangenschaft zu befreien und ein wildes Gefecht zwischen der U-Boot-Besatzung und den Männern von Stromberg entsteht, das darin endet, dass Bond den Sprengkopf einer Atombombe ausbaut und ihn dafür verwendet, die massiv gepanzerte Kommandozentrale des Schiffes zu sprengen. Nachdem diese eingenommen ist, weist 007 Carter an, den beiden bereits ausgelaufenen U-Booten mit Stromberg’s Mannschaft an Bord die Koordinaten des jeweils anderen U-Boots als "neues Raketen-Ziel" zu übermitteln, damit sich diese gegenseitig zerstören. Als das geschehen ist verlassen Bond und die Überlebenden mit dem verbliebenen U-Boot von Captain Carter die „Liparus“, die kurz darauf sinkt.

Laut Befehl der US-Regierung soll Carter die „Atlantis“ umgehend torpedieren. 007 bittet ihn jedoch um einen kurzen Aufschub, um Amasova zu retten. Carter stimmt zu und Bond macht sich mit einem Jet-Ski aus der Q-Abteilung auf den Weg zu Stromberg’s Hauptquartier, wo er diesen erschießt. Danach bekommt es Bond noch mit dem „Beißer“ zu tun, den er in Stromberg’s Haifischbecken befördert. Carter lässt die „Atlantis“, da die 007 gewährte Galgenfrist verstrichen ist, torpedieren. Der Agent findet und befreit Amasova und kann mit ihr aus der auseinanderbrechenden „Atlantis“ mithilfe einer Art Rettungskapsel fliehen. Auch der „Beißer“ konnte den Hai besiegen und schwimmt an der Wasseroberfläche davon. Amasova will ihr Versprechen einlösen und Bond in der Rettungskapsel, wegen der Tötung ihres Liebhabers Barsov, eliminieren. Sie erliegt aber bald seinem Charme und die Rettungskapsel wird an Bord eines Schiffes geholt, auf dem sich auch die Vorgesetzten von Bond und Amasova befinden [Anmerkung: Unter den Vorgesetzten von Bond findet sich ab Der Spion, der mich liebte auch „Sir Frederick Gray“, der „(fictional) British Minister of Defense“, mit dem Bond einen durchaus freundschaftlichen Umgang pflegt – er wird von Geoffrey Keen gespielt, der die Frederick Gray-Rolle insgesamt sechs Mal spielte und seinen letzten Auftritt dann 1987 im Timothy Dalton-Einstand Der Hauch des Todes hatte].

 

 

 

 JAMES BOND

 Die Dame möchte einen „Bacardi on the rocks“.

 

 ANYA AMASOVA

 Und für den Gentleman: Wodka-Martini. Geschüttelt, nicht gerührt.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; im „Mujaba Club“ in Kairo kommt es innerhalb der Ära von „James Bond“ Roger Moore also zu einem Comeback des berühmten „Wodka-Martini“, den Bond-Girl „Anya Amasova“ Barbara Bach auch noch korrekt „shaken, not stirred“ bestellt)

 

Der Grund, warum es nach dem vom internationalen Publikum nur mittelmäßig aufgenommenen Der Mann mit dem goldenen Colt ganze drei Jahre gedauert hat, bis 1977 eben, bis der dritte Bond-Film mit Roger Moore in die Kinos kam, Der Spion, der mich liebte, der zu einem wahren Klassiker der Serie wurde, war vor allem darin zu finden, dass es 1975 endgültig zu einer Trennung des Produzenten-Duos Albert R. Broccoli und Harry Saltzman kam. Saltzman, der in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, die allerdings nichts mit der James Bond-Serie zu tun hatten, musste seinen Anteil am Bond-Franchise um 20 Millionen Pfund an Broccoli abtreten.

Aber auch die Drehbuch-Phase zu Der Spion, der mich liebte, Bond-Film Nummer 10, lief nicht ganz ohne Komplikationen ab, wobei wichtig ist zu erwähnen, dass der Autor Ian Fleming mit seinem zehnten Bond-Roman The Spy Who Loved Me seinerzeit, 1962, anscheinend nicht zufrieden war und deswegen verfügt hatte, dass bei einer etwaigen Verfilmung nur der Titel Verwendung finden dürfe, nicht aber die Handlung. Die Fleming-Verfügung führte letztendlich auch dazu, dass beim Film von 1977 Ian Fleming das erste Mal nur als Autor der James Bond-Figur genannt wird und es somit im Vorspann heißt „ROGER MOORE as Ian Fleming’s JAMES BOND 007 in THE SPY WHO LOVED ME“ – damals ein Novum, ab 1981, ab In tödlicher Mission, Standard in der Film-Serie, der nur 2006, bei der Neuverfilmung von Casino Royale (Regie: Martin Campbell), die ja unmittelbar auf Fleming’s Roman basiert, durchbrochen wurde.

Als Drehbuchkandidaten, eben für ein völlig eigenständiges Drehbuch ohne Elemente aus Ian Fleming’s Roman, wurden zunächst Stirling Silliphant (Autor des Sidney Poitier-Klassikers In der Hitze der Nacht von 1967 sowie Co-Autor des Sylvester Stallone-Vehikels Over the Top von 1987), John Landis (später auch Regisseur des Kult-Klassikers Blues Brothers aus 1980 und des 1983er-Komödien-Hits Die Glücksritter mit Eddie Murphy und Dan Aykroyd) oder auch Uhrwerk Orange-Autor Anthony Burgess gehandelt. Letztendlich landete der Stoff aber wieder auf dem Tisch von James Bond-Drehbuch-Ikone Richard „Dick“ Maibaum, dessen Ur-Skript dann von einer Gruppe Terroristen handelte, die durch die Absetzung Blofelds und der damit verbundenen Übernahme von SPECTRE eine neue Weltordnung schaffen will. Abgesehen davon, dass Albert R. Broccoli das Ganze, im Angesicht des damaligen Weltgeschehens und der „Terrorwelle“ der 70er, „zu politisch“ erschien, meldete sich im Zusammenhang mit Figuren wie „Blofeld“ oder der Verwendung der Organisation „SPECTRE“ wieder das alte Copyright-Problem, in dessen Zentrum bekanntlich der schottische Autor Kevin McClory steht, dem einst die Rechte am Feuerball-Stoff zugesprochen worden waren und somit auch an den darin zum ersten Mal im Ian Fleming-James Bond-Universum vorkommenden SPECTRE-Figuren (Anmerkung: Zur Genese dieses Copyright-Konflikts vergleiche auch die Kapitel über Feuerball, Sag niemals nie sowie Spectre im ersten Teil von Ein Quantum Bond).

Um ein erneutes langwieriges Aufflammen des Rechtsstreits zwischen der Eon Productions Ltd. und McClory bei der Produktion von Der Spion, der mich liebte zu verhindern, denn: McClory’s zehnjährige Sperrfrist für ein erneutes Feuerball-Remake war schließlich 1975 abgelaufen und er versuchte längst wieder eine Neuverfilmung auf die Beine zu stellen, sah man davon ab, die Storyline von Der Spion, der mich liebte auf „Blofeld“ oder irgendwelchen „SPECTRE-Associates“ aufzubauen.

Der Regisseur Lewis Gilbert, dieser hatte ja bereits 1967 den Connery-Bond Man lebt nur zweimal inszeniert, ließ das Maibaum-Skript von dem britischen Schriftsteller Christopher Wood überarbeiten, der dann jene Endversion anfertigte, die Raymond Benson im James Bond Bedside Companion, sinngemäß, als „bestes James Bond-Drehbuch der 70er-Jahre“ bezeichnete, wobei beide, Wood und Maibaum, im Vorspann als Autoren genannt werden (Anmerkung: Christopher Wood war dann auch der Erste, der Romanfassungen von Drehbüchern der James Bond-Reihe schrieb – von ihm stammen die beiden „Romane zum Film“ James Bond, The Spy Who Loved Me und James Bond And Moonraker, so die Originaltitel der 1977 bzw. 1979 veröffentlichten Werke).

Lewis Gilbert, der 1966, also ein Jahr vor Man lebt nur zweimal, mit der Michael Caine-Komödie Der Verführer lässt schön grüßen (Alfie; 2004 erschien ein Remake von Alfie mit Jude Law, inszeniert von Charles Shyer) einen der besten britischen Filme aller Zeiten gedreht hatte, war ursprünglich gar nicht die erste Wahl gewesen, Der Spion, der mich liebte zu inszenieren. Sogar der große Bond-Fan Steven Spielberg, der mit Der weiße Hai (Jaws) 1975 das bis dato erfolgreichste Werk der Filmgeschichte abgeliefert hatte, war als Regisseur kurz im Gespräch gewesen, genauso wie wiederum James Bond-Veteran Guy Hamilton, der aber lieber Superman (1978) mit Marlon Brando und Christopher Reeve drehen wollte, ein Werk, das schließlich dann doch nicht er, sondern bekanntlich Richard Donner in Szene setzen sollte.

Als Gilbert dann den Zuschlag erhielt, wollte er dezidiert, dass die James Bond-Figur wieder ähnlicher der literarischen Vorlage sein sollte, also „very english, very smooth, with good sense of humour“, und nicht eine Art „Sean Connery-Imitat“ - wobei Roger Moore ohnehin schwerlich als „Connery-Imitat“ durchgeht, allein schon wegen des denkbar großen Unterschiedes zu Connery in punkto Aussehen (Anmerkung: Natürlich wurde von Seiten der internationalen Filmkritik damals auch just wiederum jener Automatismus bemüht, der die „acting skills“ von Moore in Frage stellte. So bemerkte zum Beispiel Janet Maslin von der New York Times, dass Moore in Der Spion, der mich liebte als James Bond abermals „gelangweilt“ und „gleichgültig“ wirke, Fritz J. Raddatz in der Zeit hingegen fällte ein etwas weniger vernichtendes Urteil und meinte „[Roger Moore] bemüht sich redlich“).

 

Einen äußerst prominenten Helfer hinter der Kamera bei den Der Spion, der mich liebte-Dreharbeiten hatten auch Set-Designer Ken Adam und Kameramann Claude Renoir (Anmerkung: Für die Unterwasser-Aufnahmen, die in Nassau und zum Teil sogar in Okinawa entstanden, war Bond-Veteran Lamar Boren verantwortlich – für die Ski-Aufnahmen eben Willy Bogner Jr., der in den folgenden Jahren noch zum Bond-Veteran werden sollte), denn beide ließen sich, und das angeblich ohne das Wissen des Produktionsteams, von niemand Geringerem in Beleuchtungs- und Ausleuchtungsfragen beraten als von Regie-Genie Stanley Kubrick (zum Beispiel: 1962: Lolita; 1968: 2001: Odyssee im Weltraum; 1987: Full Metal Jacket). Kubrick soll immer wieder, sozusagen heimlich, die damals größte Filmhalle der Welt, die wahrlich gigantische und 2,5 Millionen US-Dollar teure „007 Stage“, die „007-Halle“, in den Londoner Pinewood Studios besucht haben und vor allem bei der schwierigen Ausleuchtung der Tanker-Szenen behilflich gewesen sein.

Auf dem von Ken Adam designten Filmset, das nicht viel weniger eindrucksvoll war als jenes, das Adam in den 60ern für Man lebt nur zweimal kreiert hatte, befand sich übrigens auch ein Atom-U-Boot-Nachbau im Maßstab von fast 1:1!

Gewissermaßen „überliefert“ ist auch, dass sich die Set-Design-Ikone Adam, der, neben seinen sieben James Bond-Film-Sets (für: Dr. No, Goldfinger, Feuerball, Man lebt nur zweimal, Diamantenfieber, Der Spion, der mich liebte, Moonraker), auch Sets zu Filmen wie Stanley Kubrick’s Kostümfilm-Meisterwerk Barry Lyndon (1975) oder Tinto Brass‘ kontroversiellem Erotik-Film Salon Kitty (1976; Hauptdarsteller: Helmut Berger & Ingrid Thulin) ablieferte, die Inspiration für das großzügige „Open Space“-Büro von KGB-Chef „General Gogol“ aus Werken des russischen Filmvisionärs und Panzerkreuzer Potemkin-Regisseurs Sergei M. Eisenstein holte (Anmerkung: Gogol-Darsteller Walter Gotell, der schon 1963 in Liebesgrüße aus Moskau als SPECTRE-Mann „Morzeny“ zu sehen war, sollte die Rolle des KGB-Chefs insgesamt sechs Mal spielen, und zwar eben durchgehend von Der Spion, der mich liebte bis einschließlich Der Hauch des Todes von 1987).

 

 

 

 

 KARL STROMBERG

 Ich bin nicht an Geld interessiert. Ich werde das Gesicht der Welt verändern.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; die Antwort des von Curd Jürgens gespielten Bösewichts „Karl Stromberg“ auf Bond’s Frage, wie viel Geld er verlangen würde, um von seinem Plan, einen globalen Atom-Krieg zu entfachen, abzusehen)

 

 

 KARL STROMBERG

 Well, well, well. A British agent in love with a Russian agent. Détende indeed.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; Stromberg’s Reaktion auf das Erscheinen von 007 auf der Unterwasserstation „Atlantis“, um Major Amasova zu retten; zur Erklärung: Détende: damaliger Modebegriff für eine Entspannung zwischen Ost und West im Kalten Krieg – vom französischen détendre; in der deutschen Fassung synchronisiert sich Curd Jürgens selbst mit den Worten: „Es ist kaum zu glauben. Ein britischer Agent liebt eine russische Agentin. Das nennt man Entspannung.“)

 

 

 JAMES BOND

 Ein hoffnungsloser Fall.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; reichlich sarkastische Bemerkung von „007“ Roger Moore, nachdem er den kahlköpfigen Beißer-Sidekick „Sandor“, gespielt von Milton Reid, vom Dach eines Hauses in Kairo befördert hat; in dem Daniel Craig-Bond Ein Quantum Trost findet sich 2008 eine Hommage an die Szene – allerdings mit Setting in „Bregenz, Austria“; in der Originalfassung sagt Moore „What a helpful chap“, was darauf anspielt, dass „Sandor“ kurz zuvor 007 noch verraten hat, dass man den Kontaktmann Fekkesh bei den Pyramiden treffen kann)

 

Zunächst war James Mason und nicht der deutsche Weltstar Curd Jürgens (1915-1982; Filmographie-Highlights sind zum Beispiel: 1958: Helmut Käutner’s Der Schinderhannes – literarische Vorlage: Carl Zuckmayer; 1960: Gerd Oswald’s Schachnovelle – literarische Vorlage: Stefan Zweig) im Gespräch gewesen, in Der Spion, der mich liebte die Rolle des Bond-Haupt-Bösewichts „Karl Stromberg“ zu spielen, denn Mason hatte sich den Produzenten dafür quasi durch seine damals bereits über zwei Jahrzehnte zurückliegende Rolle des „Captain Nemo“ in der Jules Verne-Verfilmung 20.000 Meilen unter dem Meer (1954; 20.000 Leagues Under the Sea; Regie: Richard Fleischer) empfohlen – schließlich handelt es sich bei „Karl Stromberg“, wie bei „Captain Nemo“, um einen „zurückgezogenen Größenwahnsinnigen“, nur dass Stromberg eben dezidiert plant, die Welt zu zerstören, um eine neue Zivilisation unter Wasser aufzubauen.

Regisseur Lewis Gilbert war es schließlich gewesen, der für Jürgens votierte, der im Vor- sowie im Nachspann von Der Spion, der mich liebte als „Curd Jurgens“ angeführt ist – Jürgens hatte 1959 in Gilbert’s Film Fähre nach Hongkong (Ferry To Hong Kong) an der Seite von Orson Welles die Hauptrolle gespielt.

Wenn man so will verfügte Jürgens in gewisser Weise auch schon über „internationale Agenten-Film-Erfahrung“, nämlich durch seine Rolle des „Carl von Kessen“ in dem TV-Film Die Karate-Killer (1967; The Karate Killers; Regie: Barry Shear), einem Ableger in Spielfilmlänge der TV-Serie Solo für O.N.C.E.L. (1964-1968; Originaltitel: The Man from U.N.C.L.E.), in der Robert Vaughn bekanntlich so eine Art „kleinen Fernseh-Bruder“ von James Bond spielte, nämlich den Agenten „Napoleon Solo“.

Curd Jürgens‘ „Karl Stromberg“, der Mann, der es grundsätzlich auch ablehnt, einem anderen Menschen die Hand zu schütteln, ist, obwohl ihn die Times 2008 sogar zum „7th-best villain“ der Bond-Geschichte gewählt hat, ein eher schwacher und etwas müder Bond-Gegenspieler geworden, denn vor allem die gemeinsamen Szenen zwischen Jürgens und Roger Moore scheinen nicht so recht zu zünden – ein Phänomen, das Fritz J. Raddatz 1977 in der Zeit dazu bewegte, zu meinen, Jürgens „fehl[e] einfach der Drive“ in der Bösewicht-Rolle (Anmerkung: Man darf im Zusammenhang mit Curd Jürgens aber grundsätzlich nicht vergessen, dass dieser Ende der 70er-Jahre schon stark von seiner Herzerkrankung sowie von diversen anderen gesundheitlichen Problemen gezeichnet war – eine Tatsache, die sich eben dann auch auf der Leinwand abbildete und in gewisser Weise sämtliche späte Leinwandauftritte von Jürgens überschattet).

 

Eine wahre Kultfigur und einer der bekanntesten und beliebtesten James Bond-Bösewichte aller Zeiten ist hingegen zweifellos der „Beißer“, im Original „Jaws“ [dt.: Kiefer; Jaws lautete aber auch der Originaltitel von Spielberg‘s Der weiße Hai] genannt, der von Richard Kiel gespielt wird.

Ursprünglich sollte Will Sampson, bekannt als „Häuptling Chief Bromden“ an der Seite von Jack Nicholson in Milos Forman’s Einer flog über das Kuckucksnest (1975; One Flew Over the Cuckoo’s Nest), den Part dieses „indestructible juggernaut[Koloss] of a henchman“ spielen, den der Neben-Bösewicht „Beißer“ nun mal darstellt, und Sampson wäre mit seinen 2,01 Metern Körpergröße sicherlich auch geeignet für die Rolle gewesen.

Als „Beißer“ für ewig in die Annalen der Bond-Geschichte ging aber dann der 2,17 Meter große Richard Kiel ein, der an einer Hormonstörung, bezeichnet als Akromegalie, litt, die seinen tatsächlich „Riesen-haften“ Wuchs bedingte.

Kiel, der 2014 im Alter von 75 Jahren verstarb und auch Auftritte in Filmen wie Clint Eastwood’s Spätwestern Pale Rider – Der namenlose Reiter (1985; Pale Rider) oder Hal Needham’s Action-Komödie Auf dem Highway ist wieder die Hölle los (1983; Cannonball Run II; einer der Stars von Teil I aus 1981 war Roger Moore) hatte, war beim Testpublikum so beliebt gewesen, dass man den „Beißer“ in Der Spion, der mich liebte eben nicht, wie ursprünglich geplant, sterben ließ und die Figur, im Grunde eine klassische Antihelden-Figur, die sozusagen „Sympathie durch Schwäche“ erringt, 1979 in Moonraker (Regie: Lewis Gilbert) noch einmal gegen Bond in den Ring schickte.

Der „Beißer“, also „Jaws“, der am Ende, beim Untergang von Stromberg’s „Atlantis“, dann noch, irgendwie standesgemäß, mit seinem Stahlgebiss einen Hai erledigt, in dessen Becken ihn 007 mithilfe eines riesigen Magneten befördert hat, ist, trotz der besagten „Fleming-Verordnung“, an den nicht weniger Comic-artigen Character des „Sol Horror“ aus Fleming’s literarischer Vorlage angelehnt, einen Bösewicht mit „steel-capped teeth“. Im Roman hat „Sol Horror“ einen Partner namens „Sluggsy Morant“, der als Mann mit „clear bald head“ beschrieben wird – auch diese Figur hat in Der Spion, der mich liebte eine Entsprechung, nämlich in dem Kurzzeit-Sidekick des „Beißers“, dem von Milton Reid gespielten „Sandor“, der sich mit Bond in Kairo einen Fight auf einem Hausdach liefert, bevor er von dem Agenten von denselben befördert wird.

Der schweigsame, jedoch, wie sich allerdings erst in Moonraker herausstellt, nicht stumme „Beißer“, der bei aller Gnadenlosigkeit eben auch etwas leicht „Tollpatschiges“ hat, wurde 2008 von der Times als „6th-best Bond-villain“ klassifiziert und landete somit auch einen Platz vor „Karl Stromberg“.

Roger Moore hat in diversen Interviews übrigens immer wieder erwähnt, dass er es kaum hat mitansehen können, wie sehr sich Richard Kiel am Set mit dem Stahlgebiss herumgeplagt hat, denn dieses soll tatsächlich bei Kiel regelmäßig zu Brechreiz-Attacken geführt haben – Kiel selbst hat diese drastischen Moore-Schilderungen aber stets abgeschwächt.

 

 

 

 ANYA AMASOVA

 Hör zu! Wenn dieses Unternehmen beendet ist, werde ich dich töten!

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; Versprechen von „Major Amasova“ Barbara Bach an „James Bond“ Roger Moore, nachdem sie erfahren hat, dass 007 für den Tod ihres Geliebten, „Sergei Barsov“, verantwortlich ist; in der Originalfassung sagt Bach: „Then when this mission is over, I will kill you.“)

 

 FELICCA

 Neeein!!!

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; Neben-Bond-Girl „Felicca“, gespielt von Olga Bisera, erliegt fast umgehend 007’s Charme und will plötzlich nicht mehr, dass „Sandor“ Milton Reid den Agenten aus dem Hinterhalt erschießt)

 

 

 JAMES BOND

 Ungeheuer schnittig. Das Boot natürlich.

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; „James Bond“ Roger Moore in Gegenwart von „Anya Amasova“ Barbara Bach über die Stromberg-Assistentin „Naomi“, gespielt von Caroline Munro, die 007 und Major Amasova gerade mit einem Boot zu Stromberg’s „Atlantis“ bringen will; in der Originalfassung sagt Moore „What a handsome craft. Such lovely lines“, was weit subtiler daherkommt als die deutsche Synchro)

 

 

An dem Haupt-Bond-Girl von Der Spion, der mich liebte, bei der von Barbara Bach, Tochter eines New Yorker Polizisten, der aber ursprünglich aus Österreich stammte, dargestellten russischen Agentin „Major Anya Amasova“, schieden sich von jeher die Geister.

Janet Maslin von der New York Times, der der Film übrigens schon grundsätzlich „eine halbe Stunde zu lang“ vorkam, meinte seinerzeit, die von Bach gespielte Figur wirke „etwas dümmlich, selbst für Bond-Standards“.

Zeit-Kritiker Fritz J. Raddatz, der, wie bereits angeführt, weder von Roger Moore’s noch von Curd Jürgens‘ Performance etwas hielt sowie offenbar auch den gesamten Film hasste („wie ein hochtechnisiertes Kasperltheater, wie ein Comic-Strip für Bildschirmgeschädigte“), bescheinigte dem Ex-Model Bach, den „Charme einer Kleiderpuppe“ zu haben.

Als Barbara Bach-/“Major Amasova“-Fan outete sich hingegen 2007 James Berardinelli auf seiner Website ReelViews und hielt Bach sogar für das „ideale Bond-Girl“, weil sie „attraktiv, smart, sexy und gefährlich“ rüberkommt.

Barbara Bach, die die Rolle der „Major Amasova“ erhielt, weil Catherine Deneuve aus der Sicht von Albert R. Broccoli zu viel Geld verlangt hatte (de facto wäre Deneuve aber sogar bereit gewesen, für die Bond-Girl-Rolle auf fast die Hälfte ihrer damals üblichen Gage von 400.000$ zu verzichten!), passt eigentlich ganz gut an die Seite der Moore’schen James Bond-Figur, denn beide agieren sozusagen völlig „angstfrei“ und zeigen sich tatsächlich „wenig beeindruckt“ von den Vorkommnissen rund um sie herum, seien diese auch noch so „monströs“ – eine Tatsache, die tendenziell meist dem mangelnden schauspielerischen Können der beiden zugeschrieben wird, die ich persönlich aber irgendwie als passend und auch als schlüssig empfinde.

Barbara Bach, die sich Mitte der 80er aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, ist seit 1981 mit Ringo Starr verheiratet, sie hatte den Ex-Beatles-Drummer bei den Dreharbeiten zu Caveman – Der aus der Höhle kam (1981; Caveman; Regie: Carl Gottlieb) kennengelernt, eine bizarre Slapstick-Komödie, in der sich auch Dennis Quaid und Shelley Long tummeln und in der eine im Grunde für jeden verständliche „Steinzeit-Kunstsprache“ gesprochen wird.

 

Der Bond’sche „Charme-Faktor“, was die diversen Bond-Girls betrifft, scheint in Der Spion, der mich liebte überhaupt ins Unermessliche zu steigen. So sieht „Major Amasova“ Barbara Bach am Ende, entgegen ihrer Ankündigung, natürlich davon ab, 007 zu töten und vergnügt sich mit ihm lieber in der Rettungskapsel, mit der die beiden aus Stromberg’s auseinanderbrechender Unterwasserstation geflüchtet sind.

Ebenso bestechend wie beim Haupt-Bond-Girl Anya Amasova scheint Bond’s Charme auch bei dem Kurzauftritt von Neben-Bond-Girl „Felicca“ zu funktionieren, der Sekretärin von Schwarzmarkthändler „Aziz Fekkesh“, denn diese, gespielt von der italienischen Schauspielerin Olga Bisera (hatte 1969 eine kleine Rolle in Sydney Pollack’s heutzutage fast vergessenem surrealistischem Weltkrieg II-Film Das Schloss in den Ardennen mit Burt Lancaster und Peter Falk), spielt zunächst den Lockvogel für ein Schussattentat auf Bond durch den Stromberg-Auftragskiller „Sandor“, erliegt aber gleich nach der ersten Berührung der Bond’schen Aura und will umgehend, dass Sandor Bond nicht erschießt, was ihr selbst dann das Leben kostet.

Lediglich „Naomi“, ein weiteres Neben-Bond-Girl, gespielt von Caroline Munro, die schon in der eher missglückten Bond-Persiflage Casino Royale (Regie: John Huston, Val Guest u. a.) von 1967 eine kleine Rolle hatte, scheint tatsächlich immun gegen Bond’s Charme-Attacken zu sein, denn die Stromberg-Assistentin versucht relativ bald, den Agenten von einem Helikopter aus mit einem Gewehr zu töten, was 007 dazu nötigt, irgendwann eine Rakete aus seinem Lotus Esprit abzuschießen, die den Helikopter, mit Naomi drin, zum Explodieren bringt.

 

 

 

 Q

 Was ich noch sagen wollte, 007. Ich habe in dieses Wägelchen ein paar nette kleine Extras eingebaut. Gehen Sie vorsichtig damit um!

 

 (aus: Der Spion, der mich liebte; „Q“ Desmond Llewelyn zu „James Bond“ Roger Moore - mit Hinweis auf die „Besonderheiten“ des neuen Dienstwagens, des Lotus Esprit)

 

„Q“ wird in Der Spion, der mich liebte, das erste Mal seit Dr. No, in dem allerdings noch Peter Burton seinen einzigen Auftritt als „Quartiermeister“ hatte, von „Major Amasova“ mit „Major Boothroyd“ angesprochen (Anmerkung: Diese ungewöhnlichen „Namensnennungen“ sind fast ein Kennzeichen von Der Spion, der mich liebte: So wird General Gogol im ägyptischen Hauptquartier des MI6 von „M“ einmal mit „Alexis“ angesprochen, „M“ wiederum umgekehrt von Gogol mit „Miles“) – und das kurz bevor „Q“ Desmond Llewelyn „007“ Roger Moore auf Sardinien den neuen Dienstwagen, den Lotus Esprit, übergibt, den die Times 2008 zum „zweitbesten Auto der James Bond-Serie“ gewählt hat, hinter dem legendären und bekanntlich seinerzeit in Goldfinger eingeführten Aston Martin DB5 versteht sich.

Der Lotus Esprit verfügt nicht nur über diverse „Extras“, wie etwa eingebaute Raketen oder Minen, sondern kann auch in einen „submarine mode“ wechseln, sich also im Wasser in ein Mini-U-Boot verwandeln, was ihn auch mit Abstand zum spektakulärsten Gadget des 77er-Films macht. Für die Verwandlung des Lotus Esprit in ein Mini-U-Boot wurden bei den Dreharbeiten drei Miniatur-Modelle des Wagens verwendet und die kleinen Luftblasen, die das Auto unter Wasser quasi erzeugt, stammten tatsächlich von Alka Seltzer-Tabletten.

Unvergesslich ist aber auch das Wet Bike, das zerlegbare Wassermotorrad, ein Prototyp der Firma Spirit Marine, mit dem Moore sich am Ende zur „Atlantis“ aufmacht, um Amasova zu retten – einer der legendärsten, schönsten und vor allem ikonischsten Momente der gesamten Roger Moore-James Bond-Ära!

Darüber hinaus verwendet Bond, um sich die dem „Beißer“ wieder abgejagten Pläne ansehen zu können, auf dem Boot zurück nach Kairo ein kleines Mikrofilm-Lesegerät, eingebaut in einem vermeintlichen Brillenetui.

In der Vortitel-Sequenz bekommt man noch eine Uhr mit Telex-Empfänger (eine Seiko - Modell 0674) zu sehen, mit der 007 in der Ski-Hütte eine Nachricht vom MI6 in London empfängt, sowie einen Ski-Stock mit Schussfunktion, mit dem Bond seinen Verfolger „Sergei Barsov“ erschießt.

Aber nicht nur der MI6 und Bond verstehen was von Gadgets in Der Spion, der mich liebte, sondern auch der KGB. So hat Major Amasova eine Spieldose mit eingebautem Funkgerät, die sogar die Titelmelodie von Doktor Schiwago (1965; die Roman-Vorlage von Boris Pasternak durfte tatsächlich aber erst 1988 in der Sowjetunion, nach Beginn der „Perestroika“, veröffentlicht werden!) spielt (Anmerkung: Bei der Autopanne von Bond und Amasova in der Wüste wird die Titel-Melodie eines weiteren David Lean-Klassikers angespielt, nämlich diejenige von Lawrence von Arabien aus 1962).

Auf dem besagten Boot, das Amasova und 007 zurück nach Kairo bringt, benutzt die KGB-Agentin dann eine Zigarette mit Betäubungsgas, das sie Bond ins Gesicht bläst, damit sie an die Pläne für das U-Boot-Ortungssystem gelangen kann.

Außerdem bekommt man in der MI6-Außenstelle in Ägypten, untergebracht in einer Pyramide, noch eine Art „Leistungsschau“ der „Q-Abteilung“ zu sehen, in der auch ein auf einem Magnetband laufendes Tablett, mit dem offenbar Restaurantgäste geköpft werden können, sowie eine als Schusswaffe fungierende Wasserpfeife gezeigt werden.

 

 

Die Weltpremiere von Der Spion, der mich liebte fand am 7. Juli 1977 im „Odeon Leicester Square“ in London statt – unter den Anwesenden war auch Prinzessin Anne. Der Film wurde für alle Beteiligten, vor allem für Roger Moore, der damit seinen Ur-Vertrag über drei James Bond-Filme erfüllt hatte und sich für weitere 007-Auftritte empfahl, ein riesiger Erfolg und spielte, bei 14 Millionen US-Dollar Produktionskosten, weltweit rund 185 Millionen US-Dollar ein, 47 Millionen davon allein in den USA. Inflationsbereinigt entspricht das Einspielergebnis heutzutage einem Betrag von etwa 693 Millionen US-Dollar, was den dritten Moore-Bond weiterhin zum siebent-erfolgreichsten Werk der gesamten Serie macht.

 

Was die Rankings betrifft, so ist Der Spion, der mich liebte mit den Jahren, durch das Auftauchen der beiden stets hocheingeschätzten Daniel Craig-Bonds Casino Royale (2006) und Skyfall (2012), ein wenig nach hinten in der Bewertung gerutscht. Entertainment Weekly platzierte den Film 2006 auf Platz 10 der 21 Bond-Filme umfassenden Wertung. Der deutsche James Bond-Experte Siegfried Tesche, das 007-Magazine sowie Pete Travers vom Rolling Stone sahen Lewis Gilbert’s Werk auf Platz 8 ihrer Wertungen, wobei Tesche 2009 nur die 10 besten James Bond-Filme listete und das 007-Magazine und das Rolling Stone-Magazin 2012 insgesamt 24. Bei dem James Bond-Film-Voting auf MI6-HQ.com von 2012 erreichte Der Spion, der mich liebte den 6. Platz, im Poll des Time Out-Magazins, ebenfalls 2012, sogar den 5. Platz. Der Stern hingegen vergab 2012 in seinem Sonderheft „50 Jahre James Bond“ nur 3 Sterne bei insgesamt 5 möglichen Sternen, was der Bewertung „solide“ entsprach.

 

Lewis Gilbert’s „visually impressive“ und „powerfully directed“ James Bond-Film Der Spion, der mich liebte gehört zweifellos, und das obwohl das Formelhafte des Bond-Franchise ab und an darin allzu deutlich hervortritt (man denke nur an den fast schon obligatorischen Zug-Abteil-Fight zwischen dem „Beißer“ und 007!), zu den ganz großen Klassikern der Film-Serie und zählt auch zweifellos zu Roger Moore’s „allerbesten Momenten“ als „British spy James Bond 007“.

Obwohl man den Louisiana-Sheriff „J. W. Pepper“ in Der Spion, der mich liebte, glücklicherweise, hinter sich gelassen hatte, gönnte sich die Film-Serie aber in der Gestalt des „vermeintlich besoffenen Touristen“, oder: „Man with Bottle/Man with Wine Glass“, einen weiteren, wenn man so will, „Running Gag“, dessen Reichweite sich von Der Spion, der mich liebte über Moonraker bis hin zu In tödlicher Mission erstreckte. Die von Victor Tourjansky gespielte Figur, die immer „uncredited“ blieb, nämlich der Tourist, der stets unglaubwürdig auf sein Getränk schaut, wenn Bond im Rahmen einer ungewöhnlichen Aktion auftaucht, erscheint in Der Spion, der mich liebte am Strand, in Moonraker am Markusplatz und in In tödlicher Mission auf einer Ski-Hütte.

 

 

(Neu überarbeitete Fassung; Ur-Fassung: 10.06.2019)