Ausschnitt aus EIN QUANTUM BOND 2 (Buch; 2020): Kapitel "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" - TEIL 1[von 2] des Kapitels

 

James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug (1999)

(Originaltitel: The World Is Not Enough; Regie: Michael Apted)

  

 

Ich mach auch auf Gentleman, als ob ich James Bond wär

 

(Textzeile aus dem Song Nein! von Sido – erschienen auf dem Album Ich und meine Maske aus 2008; Die Welt ist nicht genug kann als Film gelten, in dem Pierce Brosnan endgültig in seiner Rolle als James Bond 007 angekommen schien)

 

  

 

Diese Frau verdient ihre Rache. Und wir verdienen den Tod!

 

(Satz -von „Budd“ Michael Madsen- aus Quentin Tarantino’s Eine Frau will Rache-Epos Kill Bill Volume 1 & 2 über „Beatrix Kiddo“ Uma Thurman; in Die Welt ist nicht genug ist die Hauptbösewichtin „Elektra King“ ebenfalls auf einer Art blutigen Rachefeldzug, der sich gegen ihren Vater und gegen „M“ richtet, die sie beide in einer Entführungssache einst als „Lockvogel“ benutzt haben)

 

 

 

JAMES BOND

Das mit dem Ruhestand hat noch ein bisschen Zeit, oder?

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; der Abschied einer wahren James Bond-Legende – „Q“ Desmond Llewelyn geht nach 36 Jahren in der Rolle des „Quartermaster“ & Chef der „Q Branch“, der „research and development division of the British Secret Service MI6“, tatsächlich in den Ruhestand; in der Originalfassung sagt „007“ Pierce Brosnan zu Desmond Llewelyn: „You’re not retiring anytime soon, are you?“)

 

 

M

Wir werden dieses abscheuliche Verbrechen sühnen. Und wenn wir die Mörder bis ans Ende der Welt verfolgen müssen.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „M“ Judi Dench ist, durch die Ermordung ihres langjährigen Freundes „Sir Robert King“, gespielt von David Calder, diesmal persönlich involviert; in der Originalfassung sagt Judi Dench: „We’ll find these people and follow them to the farthest ends of the earth if needs be.“)

 

  

 

We know when to kiss

And we know when to kill

If we can’t have it all

Then nobody will

The world is not enough

But it is such a perfect place to start, my love

 

 

(Ausschnitt aus „The World Is Not Enough“, dem von der US-Alternative Rock-Band Garbage gesungenen Titelsong, Musik: David Arnold – Text: Don Black, zu Die Welt ist nicht genug; für Don Black war „The World Is Not Enough“ bereits der fünfte James Bond-Titelsong, an dem er als Co-Writer beteiligt war – die anderen vier waren Tom Jones‘ „Thunderball“, Shirley Bassey’s „Diamonds Are Forever“, Lulu’s „The Man with the Golden Gun“ und k.d. lang’s Der Morgen stirbt nie-End-Credits-Song „Surrender“; angeblich sollen, laut Aussage des britischen Musik-Magazins Music Week, auch Künstler wie Jamiroquai, Robbie Williams, Björk und Melanie C als Titelsong-Kandidaten gegolten haben – laut David Arnold hatte aber keiner der genannten Stars tatsächlich eine Audition; die Wahl, den Titelsong für Brosnan-Bond-Nummer 3 zu performen, fiel vor allem deshalb auf Garbage, weil David Arnold die Lead-Sängerin der Band, die Schottin Shirley Manson, für eine Art „singende Elektra King“ hielt, die die Hauptthemen des aus der Sicht der Bösewichtin King geschriebenen Songs „The World Is Not Enough“, nämlich „seduction & domination“, überzeugend vermitteln kann; „The World Is Not Enough“ gilt, mit seiner Mischung aus orchestralen Elementen und Rock, genauer: aus „Shirley Bassey-artiger“ James Bond-Tradition und Alternative Rock, durchaus als „first class theme song“, der in diversen Rankings (z. B.: IGN 2011: 9. Platz; Sport- & Pop-Kultur-Blog Grantland: 2. Platz - hinter „Goldfinger“) immer wieder zu den Top 10-James Bond-Theme-Songs gezählt wird; während sich „The World Is Not Enough“ in den US-Charts nicht platzieren konnte, erreichte der Song in Großbritannien den 11. Platz – in Finnland und Norwegen drang er in die Top Ten vor (jeweils Platz 7) und in Island wurde er sogar zu einem Nr. 1-Hit; die kanadische Sängerin Diana Krall coverte „The World Is Not Enough“ für das 2002er-UK-TV-Special The Songs of Bond; Komponist David Arnold hat bei Die Welt ist nicht genug mit einer „James Bond-music-tradition“ gebrochen, indem während des Abspanns weder „a reprise of the opening theme“ zu hören ist noch „a new song“, so wie das bei den drei Vorgänger-Filmen Der Morgen stirbt nie, GoldenEye und Lizenz zum Töten der Fall war; intendiert war ursprünglich aber, dass Scott Walker’s Only Myself To Blame (written by David Arnold & Don Black) während der End-Credits ertönt – davon wurde jedoch, weil Regisseur Michael Apted meinte, dass Walker’s Song „too much of a downer for the end of the movie“ wäre, zugunsten eines David Arnold-Techno-Remixes des James Bond Theme abgesehen)

 

 

 

VALENTIN ZUKOVSKY

Warum mach ich mir auf einmal Sorgen, ich könnte unterversichert sein?

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „Valentin Zukovsky“ Robbie Coltrane in Richtung „007“ Pierce Brosnan – als dieser im L’Or Noir Casino in Baku in sein Büro marschiert; in der Originalfassung sagt Robbie Coltrane: „Why am I suddenly worried that I’m not carrying enough insurance?“)

 

 

 

ELEKTRA KING

Wenn man nicht fühlt, dass man lebt, ist das Leben sinnlos.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „Elektra King“ Sophie Marceau teilt „James Bond“ Pierce Brosnan gleichsam ihr „Lebensmotto“ mit – das aber auch das nunmehrige „Lebensmotto“ des Terroristen Renard ist; in der Originalfassung sagt Sophie Marceau: „There’s no point in living if you can’t feel alive.“)

 

 

 

JAMES BOND

Ich treffe immer.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; Aussage von „James Bond“ Pierce Brosnan, nachdem er „main villain“ Elektra King erschossen hat; in der Originalfassung sagt Brosnan: „I never miss.“)

 

 

 

JAMES BOND

I thought Christmas only comes once a year.

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; mittlerweile legendärer „immortal one-liner“, den Bond im Rahmen der Schlusseinstellung und während der Liebesszene mit „Dr. Christmas Jones“, gespielt von Denise Richards, sagt; in der deutschen Synchro funktioniert das Spiel mit der Zweideutigkeit rund um Jones‘ albernen Vornamen natürlich nicht ganz so gut: „Ich dachte, Christmas kommt nur einmal im Jahr.“)

 

 

 

„[…] the least plausible nuclear physicist in the history of movies

 

(ein auf Haupt-Bond-Girl Denise Richards bezogener Satz aus einer 1999 von Pete Debruge verfassten Die Welt ist nicht genug-Rezension des US-Branchenblatts Variety)

 

 

Sean Connery war James Bond 007 von dem Moment an, als 1962 in Dr. No die berühmten Vorstellungsworte „Bond...James Bond“ -im Casino Le Cercle im Les Ambassadeurs Club in London und adressiert an „Sylvia Trench“ Eunice Gayson- das erste Mal über Connery’s Lippen wanderten.

Roger Moore, und das müssen im Nachhinein selbst die schärfsten „Moore-Kritiker“ zumindest irgendwie zugeben, war ebenfalls auf Anhieb 007, gleichsam in dem Moment, in dem 1973 in Leben und sterben lassen das erste Mal die Kamera auf ihn gerichtet war.

George Lazenby und Timothy Dalton, die zusammen gerade mal drei James Bond-Auftritte hingelegt haben, waren nie wirklich James Bond.

Daniel Craig, zweifellos der beste Bond-Darsteller nach Connery, war „der etwas andere James Bond“ vom ersten (Casino Royale-)Moment an.

Bei Pierce Brosnan, der bereits in GoldenEye und Der Morgen stirbt nie zweifellos gute „Bond-Leistungen“ erbracht hatte, ist der Moment, in dem er endgültig zu James Bond 007 wurde, der Moment, in dem er vor allem mich persönlich, als großen Verehrer der Bond-Reihe, davon überzeugt hat, dass er ein sehr guter James Bond war, der aber in dem Hype um Daniel Craig relativ schnell fast wieder „vergessen“ wurde, jener, in dem er, im Rahmen der Vortitel-Sequenz von Die Welt ist nicht genug, für einen kurzen Moment den „007-Killer-Blick“ (Copyright: Ein Quantum Bond I) aufsetzt, nachdem er den Sicherheitsmann eines korrupten Bank-Direktors erschossen hat.

 

 

Der Inhalt von Die Welt ist nicht genug:

In der Vortitel-Sequenz wird man zunächst Zeuge davon, wie James Bond 007 eine Schweizer Bank im spanischen Bilbao betritt, um dort Geld zurückzuholen, das der britische Öl-Tycoon Sir Robert King bezahlt hat, um an einen gestohlenen Bericht des russischen Atomministeriums zu gelangen, der die Identifikation von Terroristen erleichtern soll, die den Bau der King‘schen Öl-Pipeline sabotieren wollen [Anmerkung: Als Drehort in Bilbao dienten die Straßen rund um das dortige Guggenheim-Museum]. Bond möchte darüber hinaus von dem Direktor der Bank, der in seinem Büro von diversen Sicherheitsleuten umgeben ist, den Namen des Mörders eines MI6-Agenten wissen [Dialog zwischen dem von Patrick Malahide gespielten Chef-Banker „Mr. Lachaise“ und Bond in der angespannten Atmosphäre der „Büro-Unterhaltung“: Lachaise: „Ich biete Ihnen die Chance, das Büro mit dem Geld zu verlassen, Mr. Bond“/Bond: „Ich biete Ihnen die Chance, das Büro lebendig zu verlassen“]. Bevor der Banker aber, nachdem Bond dann einige der Sicherheitsleute außer Gefecht gesetzt hat, den Namen nennen kann, wird Lachaise von seiner Assistentin vor 007‘s Augen ermordet. Er selbst kann, indem er sich aus einem Fenster abseilt, aus dem Büro mit dem Geld flüchten. Im MI6-Gebäude in London wird Sir Robert King dann aber durch eine Bombe ermordet, die auch Teile des Gebäudes zerstört. Bond liefert sich mit der vermeintlichen Attentäterin eine Bootsverfolgungsjagd auf der Themse quer durch London – er selbst sitzt dabei in einem bewaffneten Rennboot aus der Q-Abteilung. Beim Millennium Dome [heute: O2-Arena] sprengt sich die Attentäterin, die auch schon Lachaise in Bilbao ermordet hat, in einem gestohlenen Heißluftballon in die Luft. 007, der sich noch an einem Seil des Ballons festgehalten und der Frau Schutz vor ihren Auftraggebern angeboten hat, stürzt hinunter auf das Dach des Millennium Dome und erleidet eine Schulterverletzung [Anmerkung: Die 14-minütige Vortitel-Sequenz ist die längste innerhalb der Bond-Serie und kam zustande, weil den Machern die ursprünglich vorgesehene „Bilbao-Einleitungssequenz“ allein als „glanzlos“ erschienen war; die eindrucksvolle Bootsverfolgungsjagd quer durch London, die gleichsam die „2. Vortitel-Sequenz“ darstellt und Bond vom MI6-Gebäude in Vauxhall Cross weg bis hin zum Millennium Dome nach Greenwich führt, verschlang 6 Wochen Drehzeit, benötigte 35 Boote und 2 Monate Vorbereitung für die Stunts; Gerüchten zufolge haben die britischen Behörden den Dreh beim originalen MI6-Gebäude, auch: SIS Building, in Vauxhall wegen des vermuteten „security risk“ eingeschränkt].

Auf dem Begräbnis von Sir Robert King trifft Bond dann das erste Mal auf dessen Tochter Elektra [Anmerkung: Als Location für das „King Family Estate“, in dessen Nähe das Begräbnis stattfindet, diente die Stowe School in Stowe, Buckinghamshire – grundsätzlich soll das King-Anwesen aber in Schottland, genauer: am Loch Lomond, liegen]. Der MI6 benutzt anschließend das schottische Hauptquartier, um die weitere Vorgehensweise im Fall King zu besprechen [Anmerkung: Als „MI6 Headquarters“ in Schottland diente das Eilean Donan Castle in den westlichen schottischen Highlands – eine Location, die auch schon 1986 für den ersten Teil von Highlander verwendet wurde; an den Wänden des Schlosses befindet sich im Film auch ein Porträtgemälde des legendären M-Darstellers Bernard Lee!]. Obwohl Bond durch seine Schulterverletzung beeinträchtigt ist, wird er von der MI6-Ärztin Dr. Molly Warmflash, mit der er eine Affäre hat, für dienstfähig erklärt [„M“ zu 007 – nachdem diese den Bericht von Dr. Warmflash kurz überflogen hat: „Frau Doktor hält Sie also für dienstfähig. Aufgrund ihres bemerkenswerten Stehvermögens“]. Eine eigenmächtige Recherche des Agenten hat zuvor ergeben, dass das Geld, das Bond aus der Bank in Bilbao geholt hat, letztendlich zu dem ehemaligen KGB-Agenten und nunmehrigen „High-Tech“-Terroristen Viktor Zokas, genannt „Renard, the anarchist“, führt, da die Summe genau jener entspricht, die Sir Robert King einst für seine von Renard entführte Tochter Elektra hätte zahlen sollen, was dieser aber, auf Anraten von „M“, nicht getan hat. Als Konsequenz aus einem früheren Anschlag auf sein Leben durch den Bond-Kollegen 009 hat Renard jetzt eine Kugel im Kopf, die seine Sinne zerstört hat und die ihn völlig unempfindlich gegenüber Schmerz macht [„Dr. Molly Warmflash“ Serena Scott Thomas, in Anwesenheit unter anderem von Bond und „M“, über Renard: „Sie [die Kugel von 009] wandert durch das verlängerte Rückenmark und zerstört seine Sinne. Tastsinn, Geschmack und Geruch. Er spürt keinen Schmerz. Er ist belastbarer und zäher als jeder andere Mensch. Irgendwann wird die Kugel ihn töten. Aber bis dahin nimmt seine Stärke von Tag zu Tag zu“]. „M“ beauftragt Bond damit, Elektra King vor ihrem ehemaligen Entführer Renard zu beschützen. 007 fliegt nach Aserbaidschan und sucht Elektra King auf, die gerade den Bau der King’schen Öl-Pipeline überwacht [Anmerkung: Die Hinfahrt Bonds im BMW Z8 zu Elektra King und dem Pipeline-Areal wurde in Wirklichkeit in Spanien gedreht; grundsätzlich entstanden aber auch Aufnahmen in Aserbaidschan’s Hauptstadt Baku und bei den sogenannten „Oil Rocks“, einem Öl-Feld im Kaspischen Meer, das in Aserbaidschan Neft Dashlari genannt wird; für die Außenaufnahmen der Elektra King-Villa in Baku hielt jedoch der Küҫüksu-Palast in Istanbul her]. King und Bond machen eine Ski-Tour im Kaukasus-Gebirge, in einer Region, in der die Pipeline verlaufen soll. Plötzlich werden die beiden in dem Schnee-Areal von Männern mit Paragleitern angegriffen, doch Bond nutzt auf seinen Skiern das Areal und kann sämtliche Angreifer zur Strecke bringen. Er und King werden aber kurz von einer durch eine Explosion hervorgerufene Lawine verschüttet – Bond nutzt aber seine „Jacke mit aufblasbarer Schutzhülle“, die er im schottischen Hauptquartier von Q’s Nachfolger „R“ erhalten hat, und befreit anschließend sich und die vermeintlich in Panik geratene King aus dem Schnee [Anmerkung: Die fast "Retro-artige" und an die Roger Moore-Ära erinnernde „skiing chase sequence“ entstand im französischen Skiort Chamonix, wo es wegen des tatsächlichen Abgangs einer Lawine zu einer Verzögerung der Dreharbeiten kam].

Bond sucht seinen alten Bekannten Valentin Zukovsky in dessen Casino in Baku auf [Anmerkung: Als Drehort der Außen- sowie der Innenaufnahmen von Zukovsky‘s „L’Or Noir Casino“ diente das Halton House am RAF Halton in Buckinghamshire – das Haus wird als Offiziersmesse benutzt], um Informationen über die Angreifer zu bekommen, die, so teilt ihm Zukovsky mit, offenbar von der russischen „Atomic Energy Anti-Terrorist Unit“ waren.

007 verbringt schließlich eine Liebesnacht mit Elektra King, tötet anschließend, nachdem er sich aus der King-Villa davongeschlichen hat, King’s Sicherheitschef Davidov, der mit Renard kooperiert, und nimmt Davidov’s Platz auf einem Flug zu einer Nuklear-Testbasis in Kasachstan ein [Anmerkung: Die Aufnahmen beim „Flugfeld in Aserbaidschan“ entstanden am wahrlich Bond-Film-erprobten RAF Northolt im Westen Londons; die Außenaufnahmen der „Kazakhstan nuclear facility“ stammen aus der Halbwüste Bardenas Reales in der spanischen autonomen Gemeinschaft Navarra in der Nähe von Bilbao]. Auf dem Gelände der Testbasis trifft Bond, der sich als russischer Nuklearwissenschaftler ausgibt, auf die Nuklear-Physikerin Dr. Christmas Jones. Als er die Einrichtung betreten hat, wird der Agent Zeuge, wie der Terrorist Renard aus einer Nuklearwaffe eine GPS-Tracker-Karte sowie waffenfähiges Plutonium entfernt. Bevor Bond seinen Plan, Renard auf der Stelle zu töten, ausführen kann, taucht plötzlich Christmas Jones auf und entlarvt 007 als Schwindler [Anmerkung: Der deutsche Schauspieler Claude-Oliver Rudolph hat im Rahmen der Kasachstan-Szenen einen kurzen Auftritt als „Colonel Akakievich“ – seines Zeichens Befehlshaber über die Soldaten bei der nuklearen Testbasis; Akakievich kommt in Renard‘s Kugelhagel in der unterirdisch gelegenen Testbasis ums Leben]. Renard gibt Bond, indem er exakt Elektra King’s „Lebensmotto“ [im Original eben: „There’s no point in living if you can’t feel alive“] wiedergibt, einen Hinweis darauf, dass die beiden zusammenarbeiten. Renard flieht daraufhin mit dem Plutonium, Bond und Jones, die die GPS-Tracker-Karte an sich nehmen konnten, entkommen noch rechtzeitig aus der unterirdischen Testbasis, bevor diese durch eine Explosion zerstört wird.

Zurück in Aserbaidschan merkt Bond gegenüber „M“, die mittlerweile, auf Bitten von Elektra King hin, vor Ort weilt [Anmerkung: Als Drehort für die Außenaufnahmen von Elektra King‘s „oil refenery control centre“, in dem sich alle versammeln, diente das Motorola-Building im Groundwell Industrial Estate im südwestenglischen Swindon], an, dass Elektra möglicherweise nicht so unschuldig ist, wie alle denken [Anmerkung: Schon in der Szene zuvor konfrontiert Bond bei seiner Rückkehr King mit dem Vorwurf, sie habe ein „Stockholm-Syndrom“ (psychologisches Phänomen, bei dem Entführungsopfer/Geiseln ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern/Geiselnehmern aufbauen) und arbeite in Wahrheit mit Renard zusammen]. Das Gespräch zwischen Bond und „M“ wird aber durch die Meldung unterbrochen, dass sich die von Renard gestohlene Bombe offenbar auf einem Transport-Gefährt [auch „inspection rig“ genannt] innerhalb der Pipeline befindet. 007 und Jones lassen sich von M’s Vize-Stabschef Charles Robinson [wiederum gespielt von Colin Salmon] vor Ort bringen und steigen in die Pipeline ein. Die beiden versuchen in der Folge die Bombe zu deaktivieren, stellen aber auch fest, dass die Hälfte des Plutoniums fehlt. Bond und Christmas Jones können noch rechtzeitig das Transport-Gefährt sowie die Pipeline verlassen, bevor ein Teil der Pipeline in die Luft fliegt [Anmerkung: Einige Außenaufnahmen der Öl-Pipeline entstanden bei der „Cwm Dyli Hydro Electric Power Station“ in der Bergregion Snowdonia im Nordwesten von Wales – die „oil pipeline explosion“ wurde aber beim Naturschutzgebiet Hankley Common, südwestlich der Gemeinde Elstead in Surrey, gedreht – Hankley Common ist im Besitz des britischen Verteidigungsministeriums]. 007 und seine Begleiterin werden daraufhin für tot gehalten. Im Kontroll-Center offenbart Elektra King dann „M“, dass sie mit Renard zusammenarbeitet und ihren Vater hat töten lassen, als Rache dafür, dass er sie einst als eine Art Lockvogel [in der Originalfassung ist von „bait“, also: „Köder“, die Rede] benutzt hat. Sie nimmt in Folge „M“ als Geisel, da diese schließlich ihrem Vater damals empfohlen hat, das verlangte Lösegeld nicht zu bezahlen, und steckt sie in eine Gefängniszelle im Jungfrauenturm [auch: Leanderturm] in Istanbul [Anmerkung: Es entstanden keinerlei Aufnahmen mit Schauspielern in Istanbul; natürlich wurde der echte Jungfrauenturm im Hafen von Istanbul für einige Außenaufnahmen verwendet – für die Szenen mit Brosnan & Co jedoch wurde „Renard’s hideout in Turkey“ in den Londoner Pinewood Studios nachgebaut].

Bond und Jones tauchen bei Zukovsky’s Kaviar-Fabrik im Kaspischen Meer auf und wollen ihm Informationen zu Elektra King entlocken [Anmerkung: Zukovsky’s „caviar factory“ wurde in einem „outdoor water tank“ auf dem Pinewood Studios-Gelände errichtet]. Nachdem 007 erfolgreich den Angriff eines von King’s „Helikoptern mit riesiger Kettensäge“ [auch: „Helicopter Saw“] abgewehrt und einige Handlanger ausgeschaltet hat, erklärt ihm Zukovsky sein Arrangement mit Elektra: Diese bezahlt ihn hin und wieder für das Heranschaffen von "Spezial-Equipment" - so können King und Renard bald ein U-Boot [Anmerkung: Für die Dreharbeiten wurde ein Nachbau des sowjetischen Projekt 671RTM-U-Boots angefertigt – das sogenannte „Shchuka“ war ein nuklearbetriebenes Atom-U-Boot] benutzen, dessen Captain gegenwärtig Zukovsky’s Neffe Nikolai [gespielt von Justus von Dohnanyi] ist und das in Kürze in Istanbul eintreffen soll. In Istanbul wird Jones und Bond der Plan klar, den Renard und Elektra King verfolgen: Wenn Renard das gestohlene Plutonium in den Nuklear-Reaktor des U-Boots einfügen würde, hätte das eine nukleare Explosion zur Folge, die Istanbul zerstören würde – die russischen Pipelines am Bosporus wären allesamt außer Gefecht, Elektra’s Öl-Pipeline aber würde davon profitieren [Anmerkung: Die Öl-Pipeline von Elektra King, die von Aserbaidschan an die türkische Mittelmeerküste führt, fand 2005 sogar in der Realität ihre Entsprechung mit der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline]. Kurz bevor Zukovsky’s Bodyguard Mr. Bullion, der ebenfalls ein King- und Renard-Kollaborateur ist, plötzlich die Kommando-Zentrale, in der sich die Gruppe um Bond befindet, in die Luft jagt, gelangt noch ein von „M“ aus ihrer Gefängniszelle im Jungfrauenturm gesendetes Signal der GPS-Tracker-Karte dorthin – „M“ ist es gelungen, die Karte, die ihr 007 nach seiner Rückkehr aus Kasachstan übergeben hat, mittels Batterie einer kleinen Standuhr zu aktivieren.

Bond und Jones werden von King’s und Renard’s Handlangern gefangengenommen – Jones wird auf das U-Boot zu Renard gebracht, Bond zu Elektra in den Turm, wo diese beginnt, ihn mit einer Garotte [eine „Würgschraube“] zu foltern. Plötzlich taucht aber Zukovsky mit ein paar Gefolgsleuten auf, die mit King’s Handlangern aufräumen. Zukovsky selbst wird aber schließlich von King erschossen – bevor er stirbt, befreit er 007 aber noch mit seiner „Cane Gun“ [eine Art Schusswaffe im Gehstock] aus der Garotte. Bond befreit anschließend „M“ aus ihrer Zelle und erschießt Elektra King. Dann springt er vom Turm hinunter ins Wasser, um zum U-Boot zu gelangen [Anmerkung: Die „Unterwasser-U-Boot-Szenen“ von Die Welt ist nicht genug wurden auf den Bahamas gedreht].

Im U-Boot befreit Bond Christmas Jones und liefert sich anschließend ein Feuergefecht mit Renard’s Männern [Anmerkung: Die alte Crew um „Captain Nikolai“ wurde von Renard’s Leuten zuvor beseitigt], im Rahmen dessen das U-Boot auf den Grund des Bosporus sinkt. Durch die beschädigte Außenhülle beginnt schließlich Wasser einzudringen. 007 kämpft letzten Endes mit Renard im Reaktor-Raum des U-Boots – der Agent tötet Renard, indem es ihm gelingt, dem Terroristen die Plutonium-Stange, mit der Renard im Reaktor-Raum hantiert, in den Körper zu jagen. Bond und Jones können das U-Boot dann über ein Torpedorohr verlassen. Der geflutete Reaktor detoniert, ohne Schaden anzurichten, unter Wasser.

Am Ende spürt der MI6 007 und Dr. Jones schließlich mittels Satelliten-Überwachung auf: Die beiden verbringen gerade eine Liebesnacht in Istanbul.

 

 

 

 

JAMES BOND

Alles ging immer nur ums Öl, oder?

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „James Bond“ Pierce Brosnan konfrontiert „Elektra King“ Sophie Marceau damit, dass ihr Racheplan wohl auch handfeste geschäftliche Interessen beinhaltet; der gesamte Öl-Aspekt spiegelt sich auch in der abermals von Daniel Kleinman gestalteten Titel-Sequenz wider, in der mit Öl bedeckte Frauenkörper beziehungsweise aus Öl bestehende Frauenkörper vorkommen; in der Originalfassung sagt Pierce Brosnan: „Was this all about the oil?“)

 

 

 

ELEKTRA KING

Ich hätte dir die Welt schenken können.

 

 

JAMES BOND

„Die Welt ist nicht genug".

 

(aus: Die Welt ist nicht genug; „007“ Pierce Brosnan nennt, im Rahmen der Garotte-Folter-Szene, Elektra King das Bond’sche Familienmotto – Nachsatz von Bond in der Originalfassung: „Family motto“; in der englischen Fassung sagt Marceau „I could have given you the world“ und Brosnan „The world is not enough“)

  

 

Im November 1997, kurz vor der Premiere von Der Morgen stirbt nie, sah Bond-Produzentin Barbara Broccoli per Zufall in ABC’slate-night-TV-news“-Sendung Nightline einen Beitrag darüber, dass die großen „Oil-Companies“, angesichts des damals drohenden Kollaps der Sowjetunion, daran interessiert waren, die Kontrolle über die Öl-Reserven im Kaspischen Meer zu erlangen. Broccoli dachte sofort daran, dass der Plan, die Kontrolle über die einzige Öl-Pipeline zu haben, die vom Kaspischen Meer in den Westen führt, eine „angemessene Motivation“ für einen „potential Bond villain“ wäre.

Beeindruckt von deren Vorschlag einer „female villain“, einer Bösewichtin, erhielt das Autorenduo Neal Purvis und Robert Wade von Broccoli den Zuschlag, ein Drehbuch für den 19. Bond-Film zu verfassen. Purvis und Wade waren den Bond-Machern um Broccoli und Michael G. Wilson vor allem durch das Skript für die in den USA entstandene „historical action comedy“ Plunkett & Macleane – Gegen Tod und Teufel (1999; Plunkett & Macleane; Regie: Jake Scott) aufgefallen, in der sich, als Co-Star von Jonny Lee Miller und Liv Tyler, auch der spätere „Renard“-Darsteller Robert Carlyle tummelt. Ab dem 99er-Bond-Film waren Purvis und Wade dann als Writer/Co-Writer an jedem Bond-Film beteiligt - einschließlich des „upcoming“ Daniel Craig-Finales No Time to Die (Regie: Cary Fukunaga).

Das von Purvis und Wade verfasste Ur-Skript (Anmerkung: Dieses gilt als „Originaldrehbuch“, entstanden nach einer „Originalstory“, wenngleich das Kidnapping von „M“ bereits Teil des 1968 veröffentlichten offiziellen Bond-Romans „Colonel Sun“ von Kingsley Amis war – das Werk, deutscher Titel: „Liebesgrüße aus Athen“, gilt als erster offizieller James Bond-Fortsetzungsroman, der nach Ian Fleming’s Tod 1964 publiziert wurde) ging dann durch die Hände der beiden „Script-PolisherBruce Feirstein und Dana Stevens. Während der GoldenEye- und Der Morgen stirbt nie-Autor Feirstein dafür zuständig war, an der Bond-Rolle zu feilen, kam Stevens, der späteren Frau des Die Welt ist nicht genug-Regisseurs Michael Apted, der Part zu, an den Frauen-Rollen im Film zu arbeiten und diese gleichsam zu „stärken“. Feirstein wurde im fertigen Film dann neben Purvis und Wade offiziell als Co-Autor genannt, Stevens‘ Beteiligung hingegen galt als „uncredited re-write“ (Anmerkung: Dana Stevens war lange Zeit „the last female screenwriter involved with writing a James Bond film“, bis Phoebe Waller-Bridge für ein „Script-Polishing“ bei dem 2020er-Bond No Time to Die engagiert wurde).

 

Bevor der Brite Michael Apted den Regie-Zuschlag für Die Welt ist nicht genug erhielt, galten auch Gremlins-Regisseur Joe Dante sowie der spätere Der Herr der Ringe-Macher Peter Jackson als mögliche Regie-Kandidaten. Barbara Broccoli soll vor allem Jackson’s psychologischer Thriller Heavenly Creatures (1994; Hauptdarstellerinnen: Kate Winslet & Melanie Lynskey) beeindruckt haben. Nach einer Privat-Vorführung von Jackson’s 1996 entstandener Horror-Komödie The Frighteners mit Michael J. Fox soll Broccoli den Gedanken, den neuseeländischen Star-Regisseur mit der Bond-Regie zu betrauen, wieder aufgeben haben, weil ihr das Werk so überhaupt nicht gefiel. Peter Jackson selbst soll die Eon-Absage von damals angeblich so interpretiert haben, dass die Produktionsfirma lediglich ihrer augenscheinlichen Tendenz nachgekommen sei, eher „weniger berühmte Regisseure“ auf dem James Bond-Regie-Stuhl zu platzieren.

Letztendlich wurde mit Michael Apted (absolutes Filmographie-Highlight: der Drei Leichen in einem Moskauer Park-Kalter Krieg-Thriller Gorky Park aus 1983 mit William Hurt und Lee Marvin) ein Regisseur engagiert, der zu dem Zeitpunkt auch dafür bekannt war, „strong performances“ aus Schauspielerinnen herausholen zu können – wovon die Oscar-Nominierungen für Sissy Spacek (für den Loretta Lynn-Bio-Pic Nashville Lady aus 1980), Sigourney Weaver (für den Dian Fossey-Bio-Pic Gorillas im Nebel aus 1988) und Jodie Foster (für das Drama Nell aus 1994) zeugen.

 

Bond-Film-Nummer 19, mit dem „Millennium-Bond“ Pierce Brosnan, hätte ursprünglich erst im Jahr 2000 veröffentlicht werden sollen. Im Vorfeld kursierten ungewöhnlich viele „title rumours“. So war abwechselnd zum Beispiel davon die Rede, dass das Werk „Bond 2000“, „Fire and Ice“, „Pressure Point“, „Dangerously Yours“ oder „Death Waits for No Man“ heißen werde.

Der endgültige Titel, „The World Is Not Enough“, stammt von der lateinischen Phrase „Orbis non sufficit“ und diese war im wahren Leben das Motto von Sir Thomas Bond (ca. 1620-1685; Anmerkung: Sir Thomas Bond ist aber nicht der offizielle Namensgeber von 007, sondern dieser war der 1989 verstorbene US-Ornithologe, also: Vogelforscher, James Bond[!]), seines Zeichens englischer Landbesitzer und „Comptroller[Controller] of the household of Queen Henrietta Maria“, der Frau des englischen Königs Karl I.

Orbis non sufficit“ gilt aber sowohl in dem 1963 erschienenen Roman Im Geheimdienst Ihrer Majestät als auch in der gleichnamigen Verfilmung von 1969 als „Bond’s family motto“ (Anmerkung: Im 69er-Lazenby-Bond ist das „James Bond-Familien-Motto“ auf einem Wappen zu sehen).

Ian Fleming selbst soll sich bei dem Motto aber vor allem von der Grabstein-Inschrift von „Alexander the Great“ inspirieren haben lassen, die, übertragen ins Englische, lautete: „A tomb now suffices him for whom the world was not enough“.

 

 

(ENDE von TEIL 1[von 2] des Kapitels; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 06.10.2019)