CASINO ROYALE (1967; Regie: John Huston et al.) - TEIL 2.1

 

Black and white a red and blue / Things that look good on you

 

(aus dem Song „Purple Stain“ vom 1999er-Californication-Album der Red Hot Chili Peppers, das, „By the Way“, eines meiner absoluten Lieblings-Musikalben ist; „Casino Royale – 67“ mag vielleicht ein überfrachteter & unterm Strich wenig gelungener „James Bond-spoof-Film“ sein, aber er ist zumindest voll von „Swingin‘ 60s Fashion“, die sich wahrlich sehen lassen kann, denn vor allem die Outfits von „Vesper Lynd“ Ursula Andress machen darin so richtig was her)

 

 

 

 

Wissen Sie, als ich mal ein Orson Welles-Wochenende hatte, da sagte Orson zu mir...er sagte, ich hätte die beste Ton- & Bildwiedergabe, die er jemals gesehen hat

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Haben Sie das Filmemachen auf einer Hochschule studiert?

Nein, ich habe nichts auf einer Hochschule studiert. Die haben mich studiert

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Da fällt mir der klassische Musiker-Witz ein, der in allen meinen Filmen auftaucht, den ich aber zum Schluss immer wieder rausschneide: `Ich versteh nicht viel von Klassischer Musik. Ich hab jahrelang geglaubt, die `Goldberg-Variationen` seien das, was Mr. & Mrs. Goldberg in ihrer Hochzeitsnacht gemacht haben`

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Ich war bei der Alice Cooper-Show. Da kamen sechs Jungs ins Krankenhaus, wegen eingebildeter Schwangerschaft

 

(Zitat 1: aus Woody Allen’s Stardust Memories - Satz, den die Kinobesitzerin zu dem Filmregisseur „Sandy Bates“ sagt, als er bei dem Filmfestival, das eine Retrospektive seiner Werke bringt, ankommt; „Casino Royale – 67“ ist auch ein Werk, bei dem zwei der bedeutendsten Filmemacher überhaupt, Welles & Allen, gleichsam als „Co-Stars“ fungieren; // Zitat 2: aus Stardust Memories; Frage eines Journalisten & Antwort des von Allen gespielten Regisseurs „Sandy Bates“ im Rahmen eines Interviews anlässlich der besagten Retrospektive – die Antwort von „Sandy Bates“ trifft auch auf Allen selbst zu; // Zitat 3: ebenfalls aus Stardust Memories und eher aus der Kategorie „The Best of Woody Allen“ - „Goldberg-Variationen“: von Johann Sebastian Bach, „very famous“ sind die beiden „The Goldberg Variations“-Interpretationen des kanadischen Pianisten Glenn Gould aus den Jahren 1956 & 1982 geworden; // Zitat 4: ebenfalls aus der Kategorie „The Best of Woody Allen“ und aus einer der allerbesten Filmkomödien überhaupt, nämlich Der Stadtneurotiker von 1977, wo „Alvy Singer“ Woody Allen diesen Seitenhieb auf Cooper’s seinerzeitige „Horror-Bühnen-Shows“ liefert)

 

 

 

Der größte Spion aller Zeiten, Gentlemen

 

(aus: Casino Royale – 67; der Deuxiéme Bureau-Mann „Le Grand“ über „Sir James Bond“ David Niven; Originalfassung: „The greatest spy in history, gentlemen“)

 

 

 

Everywhere you turn there is some version of Peter Sellers holding the fate of the world in his hands“- Mit diesen Worten hat Stanley Kubrick einst den „Kern“ seines satirischen Meisterwerks Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (1964; Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb) beschrieben, in dem das „comic genius“ Peter Sellers eben gleich in mehreren Rollen, unter anderem als „Ex-Nazi US Scientist“, zu sehen ist, aber: Den Satz könnte man auch auf die Casino Royale-Verfilmung von 1967 anwenden, denn dort ist quasi „everywhere you turn“ eine Version von „James Bond 007“ zugegen, die, ganz „standesgemäß“ eben, gegen jemanden vorgeht, der das „Schicksal der Welt“ in seinen Händen hält.

Zur Vorgeschichte: Im März 1955 verkaufte Ian Fleming die „film rights“ seines Romans „Casino Royale“ (1953) an den US-Produzenten Gregory Ratoff für 6.000$ (entspricht heutzutage in etwa einem Betrag von über 57.000$). Dieser, Ratoff, hatte die Rechte allerdings schon einmal, nämlich 1954, erworben, und das für nur 1.000$, weil Fleming’s „Casino Royale“ sich bis zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich nur sehr geringer Aufmerksamkeit erfreut hatte, soll heißen: so ganz und gar kein „internationaler Bestseller“ war.

Nachdem es Ratoff (Anmerkung: Dieser hatte als Darsteller sogar Auftritte in Billy Wilder’s Sabrina von 1954 oder in Otto Preminger‘s Exodus von 1960) aber unter der Flagge des US-Hörfunk- & Fernseh-Networks-Riesen CBS gelungen war, 1954 einen rund 50-minütigen Casino Royale-TV-Film auf die Beine zu stellen, der, als Teil der ersten Staffel der CBS-Anthologie-Serie „Climax!“, eine stark „amerikanisierte“ James Bond vs. Le Chiffre-Version präsentierte, in der Barry Nelson als US-Agent(!) James „Jimmy“ Bond und Peter Lorre als Le Chiffre zu sehen waren, stieg das Interesse an „James Bond 007“ auch in den Vereinigten Staaten an und Ratoff kaufte Fleming 1955 die Rechte eben erneut ab, wobei Fleming sowohl die 1.000$ als auch die 6.000$ später als „zu geringen Preis“ für die Rechte an seinem Buch eingeschätzt hat und letztendlich beide Verkäufe mehr als bedauert hat.

Wie auch immer, Ratoff versuchte in den Folgejahren, eine neuerliche Verfilmung von „Casino Royale“ zu realisieren, und beauftragte schließlich den Drehbuchautor Lorenzo Semple, Jr. (gilt als Co-Autor von Filmklassikern wie Papillon, Die drei Tage des Condor, King Kong oder Sag niemals nie, veröffentlicht 1973, 1975, 1976 & eben 1983) damit, die Vorlage dafür zu verfassen. Allerdings hielten Ratoff & Semple, Jr. die Figur des „James Bond 007“ für „unbelievable & stupid“ und wollten James Bond tatsächlich damals schon zu einer „Jane Bond“(!) machen, also zu einem „female agent“ (Anmerkung: Dieses also bereits „uralte Konzept“ wurde ja in No Time To Die zumindest wieder „teilrealisiert“, und zwar durch die von Lashana Lynch verkörperte „00“-Agentin „Nomi“, die sozusagen „James Bond“ Daniel Craig während seiner Abwesenheit ersetzt, und das als „female `007`“).

Als ideale „Jane Bond“-Kandidatin wurde dann sogar Susan Hayward (1917-1975; vielleicht bekanntester Film: 1952: Schnee am Kilimandscharo – nach der Kurzgeschichte von Ernest Hemingway) gehandelt, doch Ratoff, der 1960 verstarb, konnte in den späten 1950er-Jahren keinerlei Finanziers für das Filmprojekt finden.

Charles K. Feldman, der „Casino Royale – 67“ dann wirklich produzieren sollte, kaufte die Filmrechte an „Casino Royale“ schließlich Ratoff’s Witwe ab. Albert R. Broccoli, der spätere „Master of the James Bond 007-Universe“, der seinerseits damals bereits jahrelang mit dem Gedanken spielte, Fleming‘s „Double-O“-Agenten zu einem großen Kinoauftritt zu verhelfen, wollte die Rechte wiederum Feldman abkaufen, aber Feldman, Broccoli und dessen Partner Harry Saltzman konnten, nach längerem Hin und Her, zu keinerlei Einigung finden.

In weiterer Folge plante Feldman, sein Casino Royale-Projekt mit der Regie-Legende Howard Hawks auf dem Regiestuhl und mit Cary Grant als James Bond zu realisieren, wobei die Science Fiction-Autorin und „Queen of Space Opera“ Leigh Brackett, bekannt durch ihre Co-Autorenschaft bei Skripts zu Film- & Howard Hawks-Klassikern wie Tote schlafen fest (1946; The Big Sleep) oder Rio Bravo (1959), als „screenwriter“ hätte fungieren sollen. Dieser Versuch, „Casino Royale“ zu Leinwandleben zu erwecken, scheiterte aber letztendlich daran, dass sich in der Zwischenzeit die Eon-Produktion Dr. No mit „007“ Sean Connery zu einem internationalen Kassenhit entwickelt hatte.

1964 schaltete sich, kurz vor seinem Tod, auch noch Ian Fleming persönlich in die Affäre um „Casino Royale“ ein und investierte 550.000$ in die „Pre-Production“, mit dem Plan, dass daraus doch noch eine Kooperation zwischen Feldman sowie Broccoli & Saltzman werden sollte, aber diverse Streitigkeiten über Aspekte wie „Gewinnbeteiligung“ und „Produktionsstart“ beendeten das Ganze -abermals- vorzeitig.

Nachdem sich Feldman auch noch, wie bereits erwähnt, einen Korb von Sean Connery höchstpersönlich geholt hatte, da er eben nicht bereit gewesen war, diesem die verlangte Gage von 1.000.000$ zu zahlen, damit Connery „007“ auch in „Casino Royale – 67“ spielt (Anmerkung: Wahrlich eine, aus filmhistorischer Sicht, „vertane Chance“: Eine Zusage Connerys damals hätte letztendlich, retrospektiv betrachtet, bedeutet, dass die zwei besten Bond-Darsteller, Connery & Daniel Craig, auch gleichzeitig in den beiden bis zum heutigen Zeitpunkt entstandenen Casino Royale-Kinofilmen die Hauptrolle gespielt hätten), landete Feldman’s „James Bond-Projekt“ dann bei Columbia Pictures.

Angesichts der Tatsache, dass, dank Broccoli’s & Saltzman’s Eon-Bond-Serie (die seinerzeit bereits eben auch ein „globales Phänomen“ wie Goldfinger hervorgebracht hatte), „spy films“ Mitte der 60er mehr als „en vogue“ waren, entschieden Columbia und Feldman schließlich, keine „straightforward adaption“ von „Casino Royale“ zu drehen, sondern eine Satire (Anmerkung: Im Grunde ist natürlich auch der 2006er-Casino Royale-Film ganz und gar keine „werkgetreue Adaption“ des Fleming-Romans).

Aber selbst als diese Entscheidung getroffen war, war das „Screenplay Development“ kein einfaches und geprägt von zahlreichen „Umwegen“. So schrieb etwa Ben Hecht (bekannt vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Alfred Hitchcock bei, beispielsweise, Berüchtigt, Cocktail für eine Leiche oder Der Fremde im Zug) mehrere Treatments, die sich aber viel zu nah an der Fleming-Vorlage orientierten, also „far closer to the original `source novel`“ waren, als die chaotische „Spionage-Film-Parodie“, die letztendlich dann dabei rauskam.

Whatever“, nichts von Ben Hecht’s Entwürfen „was ever filmed“, aber dennoch befanden sich in Hecht’s Letzt-Version eines möglichen Casino Royale-Drehbuchs (diese stammt aus dem Jahr 1964 - Hecht’s Todesjahr) zumindest einige Dialogpassagen, die die „Idee von Seiten des MI6“ beinhalteten, dass gleich „multiple agents“ den Namen „James Bond“ tragen sollten, um, nach Bond’s vermeintlichem Tod, „die andere Seite“ zu verwirren.

Nachdem Hecht also verstorben war, arbeiteten Joseph Heller & George Mandel, und das, um genau zu sein, „in early 1965“, für mehrere Wochen an dem Projekt weiter, wobei Heller (lieferte einst die gefeierte literarische Vorlage zu Mike Nichols’ Antikriegsfilm Catch-22Der böse Trick aus 1970 – Starring: Alan Arkin, Anthony Perkins & Orson Welles) von Charles K. Feldman dafür sogar an die 150.000$ an Gage erhielt. Heller und sein Partner lieferten im Endeffekt mehr als hundert Seiten ab, bevor auch diese beiden Autoren „raus“ aus dem Projekt waren – eine Tatsache, die Heller später dazu veranlasste, seine „James Bond & I almost wrote `Casino Royale`“-Experience in einem „Erfahrungsbericht“ mit dem Titel „How I Found James Bond, Lost My Self-Respect and Almost Made $150.000 in My Spare Time“ niederzulegen.

1966 berichtete das Time-Magazine dann sogar, dass die Regie-Legende & das „Comedy-Genie“ Billy Wilder das Casino Royale-Skript umgeschrieben hätte, wobei betont wurde, dass in Wilder’s Version, gleichsam als „zentrales Plot-Element“, tatsächlich jener Aspekt in den Mittelpunkt gerückt wäre, der vorsah, den Namen „James Bond 007“ darin auch einer ganzen Reihe von „other agents“ zuteilwerden zu lassen, da diese quasi den verstorbenen „original 007“ vertreten müssen.

Letzten Endes werden, um das Ganze auf den Punkt zu bringen, neben den „offiziellen Autoren“, die im Vorspann von „Casino Royale – 67“ dann letztendlich angeführt wurden (Wolf Mankowitz, John Law & Michael Sayers), eben stets Leute wie Ben Hecht, Joseph Heller, Billy Wilder, Woody Allen, der Regisseur Val Guest und sogar der „Evelyn Tremble/007“-Darsteller Peter Sellers genannt, wenn es darum geht, festzuhalten, wer bei dem Skript, „to varying degrees“, seine Hände im Spiel gehabt hat.

Sellers „heuerte“ mitten in den Dreharbeiten dann sogar noch Kubrick’s Dr. Seltsam-Co-Autor Terry Southern an (Anmerkung: Southern gilt auch als Co-Autor des Steve McQueen-Klassikers Cincinnati Kid sowie von Easy Rider), und das ausschließlich nur zu dem Zweck, um „Dialog-Parts“ für ihn persönlich zu schreiben, welche die Auftritte von Orson Welles & Woody Allen, die Sellers als „ernsthafte Gefahr“ für ihn betrachtete, „verblassen“ lassen würden.

Die besagten „Script-Problems“ gingen dann aber fast nahtlos über zu „Problemen bei den Dreharbeiten“, denn diese, die „Casino Royale – 67“-Dreharbeiten, gerieten zu etwas, womit Sean Connery in den 80ern dann einmal den Sag niemals nie-Dreh tituliert hat, nämlich zu einer Art von „bloody Mickey Mouse operation“.

 

 

 

(ENDE von TEIL 2.1; Fassung vom 01.12.2020)