Ausschnitt aus dem Buch "EIN QUANTUM BOND" (2020; NEUAUFLAGE): Kapitel "James Bond 007 - Goldfinger"

 

James Bond 007 – Goldfinger (1964)

 (Originaltitel: Goldfinger; Regie: Guy Hamilton)

 

 

  I’m an honorary Sean Connery, born ‘74

There’s only one of me

 Single-handedly raising the economy

 

 (aus dem Song Kids, gesungen von Robbie Williams & Kylie Minogue, geschrieben von Robbie Williams und Guy Chambers; vom Album Sing When You’re Winning aus dem Jahr 2000; Single-handedly raising the economy – so muss sich tatsächlich auch Sean Connery ein wenig 1964 gefühlt haben, angesichts des riesigen Erfolges seines dritten Bond-Films Goldfinger)

 

 

 Goldfinger

He’s the man, the man with the Midas touch

A spider’s touch

Such a cold finger

Beckons you to enter his web of sin

 But don’t go in

 

 (aus dem Song Goldfinger, gesungen von Shirley Bassey, komponiert von John Barry, Text von Leslie Bricusse und Anthony Newley; der berühmte Titelsong war, wie der gesamte Goldfinger-Soundtrack, ein internationaler Bestseller, erreichte den Platz 8 der US-Billboard Hot 100, den Platz 21 der UK-Single-Charts und sogar den Platz 7 der Ö3 Austria Top 40; in den Lyrics wird auf den griechischen König Midas angespielt, der, gemäß des Mythos‘, alles zu Gold macht und somit als Symbol für die Gier schlechthin gilt)

 

 

 JAMES BOND

 Auric Goldfinger. Klingt nach französischem Nagellack.

 

 (aus: Goldfinger; "James Bond" Sean Connery zu seinem US-Kollegen und Freund Felix Leiter, der von Cec Linder gespielt wird, zu Beginn des Films)

 

 

 Q

 Ich scherze nie, wenn es sich um meine Arbeit handelt, 007.

 

 (aus: Goldfinger; „Q“ Desmond Llewelyn empört sich, wie später in der Film-Serie ohnehin üblich, über Bond’s leichtfertigen Umgang mit seiner Arbeit)

 

 

 GOLDFINGER

 Überlegen Sie sich Ihre nächste geistreiche Bemerkung sorgfältig, Mr. Bond! Es könnte Ihre letzte sein.

 

 (aus: Goldfinger; "Auric Goldfinger" Gert Fröbe zu Bond, als er dabei zusieht, wie ein Laser-Strahl dem auf einer goldenen Platte gefesselten Agenten immer näher kommt)

 

 

 JAMES BOND

Sie sind eine tolle Frau, Pussy.

 

 PUSSY GALORE

Ich bin ein sportlicher Typ.

 

(aus: Goldfinger; „Vorgeplänkel“ zu der Kampfsporteinlage und der anschließenden Liebesszene zwischen "James Bond" Sean Connery und "Pussy Galore" Honor Blackman)

 

 

 

Schnell, unterhaltend und anregend“, so lautete seinerzeit, ins Deutsche übersetzt, das Urteil von Derek Prouse von der Sunday Times über Goldfinger, der Verfilmung des gleichnamigen siebten James Bond-Romans (damaliger deutscher Titel: James Bond jagt Goldfinger) von Ian Fleming, der 1959 erschienen ist. In der Tat sollte Goldfinger dann, für sehr lange Zeit, mit seinen 106 Minuten Laufzeit, der letzte „kurze“ James Bond-Film sein, bis Marc Forster mit Ein Quantum Trost schließlich 2008 ein Werk vorlegte, in dem Daniel Craig als 007 lediglich 102 Minuten über die Leinwand berserkerte.

Aber Goldfinger ist so viel mehr als nur ein „kurzer“ und „schneller“ Bond-Film, Goldfinger hat James Bond, die Figur sowie alles, wofür sie filmisch steht, als globales Phänomen installiert und seinerzeit, noch weit mehr als seine beiden Vorgänger, eine „Blaupause“ für alle künftigen James Bond-Filme geschaffen.

 

  

Die Handlung von Goldfinger:

Die Eingangsszene zeigt Bond, wie dieser in einem nicht näher bezeichneten lateinamerikanischen Land eine Art Drogenlabor in die Luft jagt, zu dem Zwecke, dass mit dem aus dem Drogenhandel lukrierten Geld keine Revolutionen mehr finanziert werden können. Kurz darauf wird Bond selbst Ziel eines Mordanschlages, kann aber den Angreifer töten.

In Miami trifft 007 auf seinen US-Kollegen Felix Leiter, der ihm eine Nachricht von „M“ überbringt. Bond erhält den Auftrag, sich an die Fersen des exzentrischen Milliardärs Auric Goldfinger zu heften, der offenbar in demselben Hotel abgestiegen ist wie er selbst. Kurz darauf bemerkt er, dass Goldfinger, der eine Partie Gin Rummy an einem Tisch in der Nähe des Hotelpools spielt, beim Kartenspielen mogelt und dabei Hilfe von Jill Masterson bekommt, die die Karten-Partie von einem Hotelzimmer-Balkon aus mit einem Fernglas beobachtet und ihrem Chef die Karten seines Gegners über ein Funkgerät mitteilt. Der Agent verschafft sich in der Folge Zutritt zu Masterson’s Hotelzimmer, konfrontiert Goldfinger über Funk mit dessen Betrug und zwingt ihn gleichzeitig, einen höheren Geldbetrag zu verlieren. Kurz darauf landet Bond mit Jill Masterson im Bett. Als er jedoch einen Champagner kaltstellen will, wird er von Goldfinger’s Leibwächter und Faktotum Oddjob von hinten niedergeschlagen. Als Bond wieder aufwacht, findet er nur mehr Masterson’s Leichnam, der völlig mit Goldfarbe übermalt ist, was letztendlich zu ihrem Erstickungstod geführt hat.

Zurück in London erhält 007 eine Rüge von seinem Chef „M“, mit dem Inhalt, dass sein Verhalten in Miami unprofessionell war und er es nur Felix Leiter zu verdanken habe, dass er dort nicht verhaftet worden ist. Dennoch kriegt Bond eine zweite Chance und wird wiederum auf Goldfinger angesetzt, der, wie Bond erfährt, mit seiner Goldschmuggelei im Begriff ist, das internationale Währungssystem zu destabilisieren. Bevor sich der MI6-Agent aber auf den Weg macht, wird er von „Q“ und dessen Abteilung mit Peilsendern ausgestattet sowie mit einem Aston Martin DB5, der voller Gadgets, wie zum Beispiel eingebauten Maschinengewehren oder einem Schleudersitz, steckt.

Auf Goldfinger’s Golfanlage duellieren sich Bond und der Besitzer schließlich in einer Golfpartie, bei der 007 zuvor den Goldbarren, den er von „M“ erhalten hat und der aus dem Toplitzsee im Salzkammergut stammen soll, als Köder dafür eingesetzt hat, Goldfinger überhaupt für die Partie zu gewinnen. Nachdem Bond dabei den Milliardär um 5000 Pfund erleichtert hat, ist dieser nicht mehr an gemeinsamen Geschäften interessiert und warnt 007 davor, ihm nicht auch noch ein drittes Mal in die Quere zu kommen. Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, lässt er seinem „Kammerdiener“ und Leibwächter Oddjob eine Kostprobe von dessen Können geben: Zunächst wirft Oddjob seinen mit einer Stahlkrempe ausgestatteten Hut in Richtung einer Statue und köpft diese damit, dann zerdrückt er mit bloßen Händen noch einen Golfball, den ihm Bond gibt.

Nichtsdestotrotz verfolgt Bond Goldfinger’s Auto mittels Peilsender. Dieses wird per Flugzeug nach Genf transportiert. Bond nimmt ebenfalls einen Flieger und setzt die Verfolgung des Industriellen in der Schweiz fort, wo er, während einer Rast in den Alpen, beinahe von Tilly Masterson, die ihre ermordete Schwester Jill rächen möchte und Goldfinger töten, versehentlich niedergeschossen wird. In der folgenden Nacht belauscht Bond dann Goldfinger auf dem Gelände von dessen Firma „Auric Enterprises A.G.“ und sieht, dass dieser mithilfe seines Autos offenbar Gold geschmuggelt hat, denn die Karosserie des Autos besteht aus Gold. Außerdem wird Bond Zeuge davon, wie Goldfinger und ein Asiate über ein Projekt namens „Grand Slam“ sprechen.

Auf einer Anhöhe in der Nähe des Unternehmens trifft Bond wieder auf Tilly Masterson. Die beiden werden entdeckt und Masterson wird im Rahmen einer Verfolgungsjagd, durch Oddjob’s Hut, getötet. 007 flüchtet mit seinem Auto, landet aber auf dem Gelände des Goldfinger-Unternehmens damit in einer Sackgasse und kracht dort, weil er einem Spiegel ausweichen möchte, gegen eine Hauswand.

Als Bond das Bewusstsein wiedererlangt, findet er sich gefesselt auf einer großen goldenen Platte wieder. Ein gut gelaunter Goldfinger gibt ihm zu verstehen, dass er weiß, dass es sich bei ihm um den Agenten 007 handelt. In der Folge kommt ein Laserstrahler zum Einsatz, der auch Metall schneiden kann. Bond kann aber Goldfinger in letzter Sekunde, bevor ihn der Laser-Strahl auf der Platte erreicht, davon überzeugen, von seinem Plan, ihn zu töten, abzusehen, da Goldfinger nicht verifizieren kann, ob Bond’s Behauptung, dass er das Hauptquartier über das Unternehmen „Grand Slam“ bereits informiert hätte, wahr ist.

Goldfinger lässt Bond schließlich in die USA schaffen, wo er in einem von Goldfinger’s Privatflugzeugen die Pilotin Pussy Galore kennenlernt. Bond wird letztendlich auf Goldfinger’s Anwesen in Kentucky gebracht, in die Nähe von Fort Knox. Dort kann er zunächst aus seiner Zelle ausbrechen und erfährt Näheres über Goldfinger’s „Grand Slam“-Projekt, das auch die Beteiligung chinesischer Agenten vorsieht. Ziel der Aktion soll es sein, die Goldreserven der USA, die in Fort Knox gelagert sind, mittels einer „schmutzigen“ Bombe radioaktiv zu verseuchen, damit der Wert von Goldfinger’s eigenen Beständen erheblich gesteigert wird. Die Wachposten rund um Fort Knox sollen mit Giftgas, das die Flugzeuge von Pussy Galore’s Flugstaffel verteilen sollen, getötet werden, damit Goldfinger mit seinen Männern in den Stützpunkt eindringen kann. Bond wird, während er den Ausführungen Goldfinger’s lauscht, die sich an diverse Gangster richten, die sein Unternehmen finanziert haben, von Pussy Galore gestellt und wieder zurück in seine Zelle gebracht. Unterdessen lässt Goldfinger sämtliche seiner Finanziers aus der Unterwelt durch Gas töten.

Pussy Galore erliegt aber schließlich Bond’s Charme, was zur Folge hat, dass sie nicht mehr Teil von Goldfinger’s Plan sein will und ihre Flugstaffel nur ein harmloses Gasgemisch über die Soldaten von Fort Knox aussprühen lässt. Da sämtliche Soldaten vorher informiert worden sind, sinken sie nur zum Schein zu Boden. Goldfinger und seinen Männern gelingt es aber, bevor sie von den Soldaten schließlich angegriffen werden, die Bombe im Tresorraum zu aktivieren. Bond bleibt, an die Bombe gekettet sowie zusammen mit Oddjob und eingesperrt in dem Tresorraum, zurück, während es Goldfinger gelingt, in dem Kampf-Getümmel zu entkommen. 007 kann sich aber befreien und tötet Goldfinger’s Leibwächter in einem Zweikampf. Genau sieben Sekunden vor der Detonation wird die schmutzige Bombe entschärft, der Zähler bleibt tatsächlich beim Stand von „007“ stehen.

Bond soll in der Folge für seinen Einsatz vom US-Präsidenten geehrt und mit einem Jet zum Weißen Haus gebracht werden. Während des Fluges taucht aber plötzlich Goldfinger aus dem Cockpit auf, will sich an Bond rächen und sich dann nach Kuba absetzen. Bei dem Kampf, der schließlich zwischen 007 und seinem Widersacher entsteht, wird ein Kabinenfenster zerschossen. Dies führt zu einem Druckabfall im Flugzeug und Goldfinger wird förmlich aus der Maschine gesaugt. Bond kann sich jedoch so lange festhalten, bis sich die Druckverhältnisse wieder ausgleichen. Zusammen mit Pussy Galore, die das Flugzeug gegen ihren Willen hat fliegen müssen, rettet sich Bond mit einem Fallschirm und springt vor dem Absturz des Flugzeugs noch rechtzeitig ab.

Am Ende sieht man, wie Bond und Galore durch einen Aufklärungshelikopter, in dem sich auch Felix Leiter befindet, gesucht werden. Galore will den Helikopter auf sich aufmerksam machen, aber Bond ist der Meinung, dass die Rettung noch warten kann, zieht Galore zu sich auf den Boden sowie in der Folge den Fallschirm über sich und seine Begleiterin.

 

 

 

Natürlich bleibt es dem Geschmack jedes Einzelnen überlassen, ob man Guy Hamilton’s Werk als „besten Bond-Film aller Zeiten“ oder als „unerreichten Höhepunkt der Serie“ oder dergleichen sieht, aber die Votings, die Goldfinger in der Bond-Film-Hierarchie ganz vorne sehen, sind mehr als zahlreich.

So belegte Goldfinger in den James Bond-Polls von Entertainment Weekly (2006) und des Rolling Stone-Magazins (2012), die hier nur stellvertretend für zahlreiche andere angeführt sind, jeweils den Platz eins.

Die Bond-Experten Siegfried Tesche, Autor des deutschsprachigen Standardwerks Das große James Bond-Buch (1999), und Raymond Benson, von 1996 bis 2003 Verfasser zahlreicher James Bond-Romane sowie Autor des englischsprachigen Standardwerks The James Bond Bedside Companion (1984), betrachten Goldfinger ebenfalls als das maßgebliche Werk der Serie.

Aber auch der von Gert Fröbe gespielte Bösewicht Auric Goldfinger kam zu speziellen Ehren, denn das AFI, das American Film Institute, zählte die Figur zu den besten Schurken der Filmgeschichte und listete sie auf Platz 49 ihrer AFI’s 50 Greatest Villains-Liste von 2003.

 

Selbst dann, wenn man jetzt einmal subjektive Kategorien im Zusammenhang mit Goldfinger beiseitelässt, so spricht allein schon, jenseits der Tatsache, dass der Film einen Oscar erhalten hat, nämlich den für „Beste Toneffekte“ (Preisträger: Norman Wanstall), das damalige Einspielergebnis für sich, denn Bond Nummer drei lukrierte weltweit etwa 125 Millionen US-Dollar, was heutzutage, inflationsbereinigt, einem Einspielergebnis von circa 912 Millionen US-Dollar entspräche. Das heißt, der Film war, so wie sein Nachfolger Feuerball, der finanziell sogar noch erfolgreicher abschnitt, auch nach heutigen Maßstäben, ein absoluter Mega-Hit und galt seinerzeit auch, was ihm einen Eintrag ins Guinness Book of Records einbrachte, als die am schnellsten Geld einspielende Kinoproduktion, die ihre Produktionskosten von geschätzten drei Millionen US-Dollar tatsächlich nach drei Wochen bereits wieder eingespielt hatte.

Diesen gewaltigen finanziellen Erfolg des dritten Bond-Films hat aber auch eine ungewöhnlich intensive Merchandising-Kampagne ermöglicht, die es, im Zusammenhang mit einem Film, bis zu diesem Zeitpunkt, also bis Mitte der 60er-Jahre, in der Form noch nicht gegeben hatte. So wurden zum Beispiel 007-Spielzeug-Pistolen oder Aston-Martin-Modellautos angeboten. Insofern könnte man fast sagen, dass Merchandising-Kampagnen, die in den 70ern für Filme wie George Lucas‘ Krieg der Sterne (1977; Originaltitel: Star Wars) dann so richtig essentiell waren, einst für Goldfinger quasi erfunden wurden.

 

Bevor der dritte James Bond-Film mit Sean Connery aber überhaupt in Produktion gehen konnte, mussten einige zentrale Fragen geklärt werden. Dass Connery abermals 007 spielen würde, war aufgrund von Connery’s Vertrag, der, wie erwähnt, vorsah, dass der Schauspieler bis 1967 jedes Jahr einen Bond-Film drehen sollte, keine Überraschung. Terence Young jedoch, der Regisseur, der der ganzen Film-Serie mit James Bond – 007 jagt Dr. No und Liebesgrüße aus Moskau einen fantastischen Einstand verschafft hatte, musste den Regiestuhl in Goldfinger an Guy Hamilton abgeben, ganz einfach aus dem Grund, weil Young bei den Vertragsverhandlungen zu hoch gepokert hatte und die Produzenten seinem Wunsch nach einer prozentuellen Beteiligung am Einspielergebnis von Goldfinger nicht nachkommen wollten. Terence Young kehrte jedoch, und das wahrlich triumphal, 1965, für Feuerball, auf den Bond-Regie-Stuhl zurück. Und auch Guy Hamilton hatte nach Goldfinger noch eine längere Bond-Karriere vor sich, denn er inszenierte später auch Diamantenfieber (1971; Originaltitel: Diamonds Are Forever), den letzten offiziellen Connery-Bond, sowie den Roger Moore-Einstand Leben und sterben lassen und schließlich noch Moore’s zweiten Bond-Film Der Mann mit dem goldenen Colt. Wobei man natürlich sagen muss, dass Hamilton mit seinen drei 70er-Jahre-Bonds nicht mehr ganz an die Qualität von Goldfinger anknüpfen konnte.

Für die Rolle des Bösewichts Auric Goldfinger war der deutsche Schauspieler Gert Fröbe zunächst keinesfalls die erste Wahl gewesen. Fröbe, der schon in dem aufwändigen US-Kriegsfilm Der längste Tag (1962; Originaltitel: The Longest Day; Regie: Ken Annakin, Andrew Marton, Bernhard Wicki, Darryl F. Zanuck), im Übrigen eine der letzten großen Schwarzweiß-Produktionen der Filmgeschichte, Teil einer internationalen Großproduktion war, erhielt die Rolle dann schließlich doch, weil die Filmlegende Orson Welles (1941: Citizen Kane – auch Regie; 1949: Der dritte Mann) zu hohe Gagenforderungen stellte und der spätere Columbo-Gegenspieler (in der Folge Todessymphonie aus 1977) Theodore Bikel bei Probeaufnahmen durchgefallen war. Für den fertigen Film wurde Fröbe allerdings, im englischen Original, was, wenn man Goldfinger’s Akzent im Film betrachtet, fast amüsant ist, von Michael Collins nachsynchronisiert. Für die deutsche Fassung hat sich Fröbe selbst synchronisiert, so wie später auch Curd Jürgens in Der Spion, der mich liebte, Klaus Maria Brandauer in Sag niemals nie (1983; Originaltitel: Never Say Never Again; Regie: Irvin Kershner) und Christoph Waltz in Spectre. Der Name „Auric Goldfinger“ ist übrigens eine Art Tautologie (rhetorische Figur, bei der mit einer inhaltlichen Wiederholung gearbeitet wird), denn der Vorname „Auric“, und so war’s von Ian Fleming gedacht, ist vom lateinischen „aurum“, was eben „Gold“ bedeutet, abgeleitet. Das Elementsymbol für Gold lautet „Au 79“. Insofern existiert im Vor- sowie im Nachnamen ein Bezug auf Gold.

Goldfinger’s „Gold-Fixierung“ wird auch in folgender Aussage mehr als verdeutlicht, die Goldfinger gegenüber Bond macht, als dieser, nach seinem Crash mit dem Aston Martin, auf einer goldenen Platte gefesselt aufwacht:

 

 GOLDFINGER

 Das ist Gold, Mr. Bond. Schon mein ganzes Leben lang habe ich seine Farbe geliebt, seinen Glanz, seine göttliche Schwere. Mir ist jedes Unternehmen willkommen, das meinen Vorrat vergrößert.

 

 (aus: Goldfinger)

 

 

Gert Fröbe spielt Auric Goldfinger enorm „giftig“ und schuf eine der ganz großen Schurkenfiguren der Bond-Geschichte, wenn nicht sogar den ultimativen Bond-Bösewicht schlechthin!

Unvergessen ist auch die folgende Dialogsequenz, die definitiv zu den "Greatest Hits" des Drehbuchautors  Richard Maibaum gehört, zwischen „Goldfinger“ Gerd Fröbe und „007“ Sean Connery, die stattfindet, als Bond im Begriff ist, durch einen Laser-Strahl sehr bald in zwei Hälften geteilt zu werden:

 

 JAMES BOND

 Erwarten Sie von mir, dass ich rede?

 

 GOLDFINGER

 Nein, Mr. Bond. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!

 

 (aus: Goldfinger)

 

 

Für das Titeldesign bei Goldfinger war wiederum, wie schon in Liebesgrüße aus Moskau, Robert Brownjohn verantwortlich und nicht die Bond-Film-Titeldesign-Legende Maurice Binder, der erst wieder die Titelsequenz von Feuerball gestaltete und dann eben auch alle folgenden Titelsequenzen bis einschließlich der von Lizenz zum Töten von 1989. Der mit Goldfarbe bemalte weibliche Körper, auf dem im Goldfinger-Vorspann die Filmtitel projiziert werden, während Shirley Bassey einen der berühmtesten und erfolgreichsten Bond-Titelsongs überhaupt interpretiert, stammt übrigens nicht von „Jill Masterson“ Shirley Eaton, sondern von Margaret Nolan, die im Film dann einen kurzen, aber irgendwie unvergesslichen Auftritt als Bond’s Bademasseuse „Dink“ hat. Außerdem war Nolan’s mit Goldfarbe bemalter Körper seinerzeit auch auf einigen Goldfinger-Filmpostern zu sehen.

Gleich zu Beginn des Films, noch vor Brownjohn’s eindrucksvollem Vorspann, also in der nunmehr Bond-Film-obligatorischen Vortitel-Sequenz, merkt man auch, dass die Goldfinger-Macher einen etwas anderen, ironischeren, auf jeden Fall aber amüsanteren Tonfall anschlagen als noch in den beiden Vorgängerfilmen. Exemplarisch ist hierfür beispielsweise auch die Unterhaltung zwischen Bond und der Nachtclub-Tänzerin Bonita, mit der sich der Agent in deren Zimmer sexuell vergnügen möchte, kurz nachdem er das Drogenlabor in dem nicht näher bezeichneten lateinamerikanischen Land in die Luft gejagt hat. Die Tänzerin (gespielt von Nadja Regin, die schon in Liebesgrüße aus Moskau die Geliebte von Ali Kerim Bey gespielt hatte), die sich sehr bald als Verräterin herausstellt, steigt aus der Badewanne und will Bond umarmen, lässt ihn aber gleicher wieder los, weil sie das Metall von Bond’s Waffe, die er in einem Schulterhalfter trägt, offenbar als zu kalt empfindet. Daraufhin sagen die beiden Folgendes:

 

 BONITA

 Wieso trägst du eigentlich immer dieses Ding?

 

 JAMES BOND

 Ich habe einen kleinen Minderwertigkeitskomplex.

 

 (aus: Goldfinger)

 

 

Bond’s Worte „Widerlich! Einfach widerlich!“, die er am Ende der Vortitel-Sequenz von Goldfinger spricht, also unmittelbar bevor die Titelsequenz beginnt und auch Shirley Bassey loslegt, sind dann aber auch ein Beispiel dafür, dass Goldfinger in der deutschen Fassung durch einige „Synchro-Fehler“ an manchen Stellen gewisser Doppeldeutigkeiten sowie „Schärfen“ beraubt wurde. Im Original sagt Connery nämlich, als er noch einen Blick auf den Auftragskiller wirft, der ihn in Bonita’s Zimmer attackiert hat und der mittlerweile tot in der Badewanne liegt, „Shocking! Positively shocking!“, was viel adäquater und treffender klingt.

 

 

 

 JILL MASTERSON

 Wer sind Sie?

 

 JAMES BOND

 Bond...James Bond.

 

 (aus: Goldfinger)

 

 

Jahrelang hat Denver-Clan-Legende Joan Collins behauptet, dass ihr die Rolle der Jill Masterson angeboten wurde, also die Rolle der Goldfinger- und schließlich Bond-Gespielin, die relativ schnell, nach insgesamt nur drei Minuten Leinwandzeit, als vollständig mit Goldfarbe bemalte Leiche endet. Diese Behauptung von Collins, die gleichzeitig stets betonte, dass sie die Rolle damals abgelehnt hat, hat allerdings niemand jemals weder bestätigt noch dementiert. Was aber feststeht, ist, dass nicht Collins, sondern die britische Schauspielerin Shirley Eaton schließlich Teil der ikonischsten und sicherlich legendärsten aller Bond-Film-Szenen geworden ist, denn ihr finaler Auftritt als Leiche mit Goldfarbe hat absoluten filmgeschichtlichen Kultcharakter und zierte sogar seinerzeit das Cover des Life-Magazins.

Erwähnen muss man allerdings, und das haben schon in den 60er-Jahren einige Mediziner angemerkt, dass die im Film dargestellte Todesursache, nämlich die vollständige und somit eben letale Unterbrechung der Hautatmung durch einen Goldfarbe-Überzug, eher unwahrscheinlich ist.

Aber wie auch immer: Auf jeden Fall zählen die gemeinsamen Szenen von Connery und Eaton zu den vielen Höhepunkten des Films und haben, neben einer Reihe von eleganten Zweideutigkeiten, auch folgende amüsante Aussage Bonds zu bieten, die 007 irgendwie als „aufrechten Konservativen“ und wahren „Snob“ outet:

 

 JAMES BOND

 Mein liebes Kind. Es gibt Dinge, die man nicht tut. Man trinkt zum Beispiel nie einen 53er-Dom Perignon, wenn er eine Temperatur von über 8 Grad hat. Das wär genau so, als wenn man den Beatles ohne Ohrenschützer zuhören würde.

 

 (aus: Goldfinger; Bond’s letzte Worte an Jill Masterson, bevor er vor einem Kühlschrank von Oddjob ausgeknockt wird)

 

Tilly Masterson ist aber unterm Strich auch kein viel längeres filmisches Leben in Goldfinger beschert als ihrer Schwester, deren Tod sie rächen will, denn sie wird das Opfer des Stahl-verstärkten Huts von „Oddjob“ Harold Sakata (Anmerkung: „Oddjob“ heißt so viel wie „Gelegenheitsarbeit“). Die Rolle der Tilly Masterson war bis heute der einzige Leinwandauftritt des Foto-Models Tania Mallet, die stets betont hat, dass sie ihre damalige Gage von 150 Pfund pro Woche für den Bond-Film als zu niedrig empfunden hat.

 

 

 Q

Und im Übrigen wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie ihn [den Aston Martin DB5] samt der anderen Ausrüstung wieder mitbringen würden. Ausnahmsweise mal unbeschädigt, wenn Sie von der Front zurückkommen.

 

 JAMES BOND

Sie wären überrascht, wenn Sie wüssten, wie groß der Verschleiß an der Front ist.

 

 (aus: Goldfinger)

 

Der Aston Martin DB5, den 007 von „Q“ (der in der deutschen Synchro merkwürdigerweise als „K“ bezeichnet wird) in Goldfinger erhält, ist wohl das berühmteste Bond-Auto und vielleicht sogar das berühmteste Auto der Filmgeschichte überhaupt!

Es steckt bekanntlich voller Gadgets und enthält einen ausfahrbaren Panzerschott (hinter der Heckscheibe), Nebelwerfer, eine Ölsprüheinrichtung, Maschinengewehre, 3-fach Wechselkennzeichen und den legendären Schleudersitz, mit dessen Hilfe sich Bond in Goldfinger eines chinesischen Handlangers von Auric Goldfinger entledigt. Der Wagen ist quasi auch das Ur-Modell für diverse andere Bond-Autos, die dem Agenten im Laufe der Jahre auf seinen Missionen mitgegeben wurden, allerdings hat kein anderes Auto 007’s auch nur annähernd so einen Kultstatus erreicht wie der Aston Martin DB5, der, wenngleich dann teilweise in anderen Ausführungen, außer in Goldfinger auch in sieben weiteren Bond-Filmen vorkommt, nämlich in Feuerball, GoldenEye, Der Morgen stirbt nie (1997; Originaltitel: Tomorrow Never Dies; Regie: Roger Spottiswoode), Casino Royale, Ein Quantum Trost, Skyfall (2012; Regie: Sam Mendes) und Spectre.

Als zusätzliche Gadgets aus der Q-Abteilung erhält Bond in Goldfinger außerdem noch zwei „Signalgeber“, nämlich Ortungsgeräte, in kleiner und in großer Ausführung, die am ehesten wie ein heutiges Navigationssystem funktionieren. Das kleine Ortungsgerät passt in einen Schuhabsatz, das große Ortungsgerät ist magnetisch. Mit der Hilfe des großen Ortungsgeräts verfolg Bond dann eine Zeit lang den Rolls-Royce Phantom III (Anmerkung: Dieser war im Übrigen der letzte große Rolls-Royce, der vor dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde) von Auric Goldfinger, den Oddjob damit durch die Gegend kutschiert.

 

 

 

 PUSSY GALORE

 Sie können Ihren Charme abschalten. Ich bin immun.

 

 (aus: Goldfinger; Pussy Galore’s Reaktion auf Bond’s „Flirterei“ mit ihr im Privat-Jet von Goldfinger; später im Film wird sie jedoch Bond’s Charme sozusagen erliegen)

 

 

 GOLDFINGER

 Und werden Sie danach [nach der Operation „Grand Slam“] wieder in England leben?

 

 PUSSY GALORE

 Nein. Ich habe eine kleine Insel in den Bahamas entdeckt. Dort häng ich ein Schild auf: BETRETEN VERBOTEN. Und kehre zur Natur zurück.

 

 (aus: Goldfinger)

 

 

Man stelle sich vor, jemand würde heutzutage eine Frauenfigur in einem Roman oder in einem Film „Pussy Galore“ taufen!

Die Tatsache jedoch, dass die stets tough und sicherlich etwas herb daherkommende Honor Blackman die Rolle der Pussy Galore spielt (laut Ian Fleming’s literarischer Vorlage die einzige Frau in den Vereinigten Staaten, die einer „organized crime gang“ vorsteht), ließ schon in den 60er-Jahren alle Befürchtungen verschwinden, dass die Filmfigur sich womöglich nur in eine Reihe eher naiv agierender Bond-Gespielinnen einordnen würde.

Honor Blackman, Jahrgang 1925, die, als „Dr. Catherine Gale“, noch vor „Emma Peel“ Diana Rigg, einst mehr als emanzipierte Partnerin von „John Steed“ Patrick Macnee in der TV-Serie Mit Schirm, Charme und Melone war, war bereits 39 Jahre alt, als sie zum „Bond-Girl“ wurde. Sie war somit, bis zum Auftauchen von „Lucia Sciarra“ Monica Bellucci (Jahrgang 1964) 2015 in Spectre, das älteste Bond-Girl, das aber, und daran besteht kein Zweifel, ganz ausgezeichnet zu dem um fünf Jahre jüngeren Sean Connery (Jahrgang 1930) passt.

Und tatsächlich durfte Blackman in ihrer Rolle als Goldfinger’s Privatpilotin und Chefin der Flugstaffel Pussy Galore’s Flying Circus durchaus ihr Gesicht wahren und Bond fast „auf Augenhöhe“ begegnen. Dennoch konnten es sich die Drehbuchautoren Richard Maibaum und Paul Dehn nicht verkneifen, in ihr Goldfinger-Skript ein paar Witze einzubauen, die auf die eindeutig sexuelle Konnotation des Namens „Pussy Galore“ anspielen.

Als Bond in Goldfinger’s Privat-Jet erwacht, in dem er als dessen Geisel in die Vereinigten Staaten gebracht werden soll, sieht er, was sozusagen auch durch die subjektive Kamera betont wird, als Erstes gleich Honor Blackman’s Gesicht und es entsteht folgender Dialog:

 

 JAMES BOND

Wer sind Sie?

 

 PUSSY GALORE

Ich bin Pussy Galore.

 

 JAMES BOND

 (dreht sich in seinem Sitz zur Seite und scheint über den eindeutig zweideutigen Charakter des Namens, dabei in sich hineingrinsend, nachzudenken)

 Das muss ein Traum sein.

 

 (aus: Goldfinger)

 

 

Um sich heutzutage auch nur annähernd ein Bild davon machen zu können, welche enorme Begeisterung Bond-Film Nummer drei damals weltweit ausgelöst hat, braucht man sich nur wieder die Vorfälle rund um dessen Uraufführung vor Augen zu führen: Goldfinger, der für viele auch „beste James Bond-Film aller Zeiten“, feierte am 17. September 1964 (im Übrigen in der Abwesenheit Sean Connerys, der bei Dreharbeiten in Spanien weilte) in London seine Welt-Premiere. Vor dem „Odeon Leicester Square“ versammelten sich ungefähr 5000 Fans. Es kam zu tumultartigen Szenen, die massiven Polizeieinsatz erforderten. Sogar die Glastüren des Kinos sind damals zu Bruch gegangen.

 

 

(NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 11.12.2018)