HITCHCOCK-"Hidden Bonus Track 2": "GEHEIMAGENT / SECRET AGENT" (TEIL 1.1)

 

GEHEIMAGENT (1936)

(OT: SECRET AGENT)

 

 

He was blinded by the blackness of my long silk stockings [...] /

He took me for a ride and rattled me down to my shoes /

But I found out he was an undercover agent for the blues

&

Wo wollte er denn hin?

In die Schweiz. Eine siebte Reise in vier Wochen

Vielleicht lernt er dort jodeln

&

Einer der interessanten Aspekte des Films ist, dass er in der Schweiz spielt. Ich habe mich gefragt: Was gibt es in der Schweiz? Milchschokolade, die Alpen, Volkstänze und Seen. Mit diesen Elementen, die für die Schweiz typisch sind, habe ich den Film gefüttert

&

Gebunden in goldgewirktes Leinen und sehr schwer hat dieses Buch ungefähr achtzig glanzverspiegelte Seiten, manche dicht, andere durchscheinend, manche aus versilbertem Papier hergestellt und manche mit einer Quecksilberschicht überzogen, die die Seite aufrollt, wenn man sie nicht vorsichtig behandelt. Manche Spiegel zeigen einfach den Leser, andere widerspiegeln den Leser, wie er in einem Jahr sein wird, wie er als Kind wäre, als Monstrum oder als ein Engel

 

(ZITAT 1: aus dem Song „Undercover Agent for the Blues“ von Tina Turner, der Teil ihres Longplayers „Foreign Affair“ aus dem Jahr 1989 ist; nun, während „Pamela“ Madeleine Carroll & „Richard Hannay“ Robert Donat in Die 39 Stufen noch den Status von „Zivilisten, die in eine abenteuerliche Spionage-Affäre geraten“ hatten und der „pfeifende“ Robert Donat höchstens ein „Undercover Agent for the Blues“ war, treffen in Alfred Hitchcock’s Geheimagent eine Menge „Professionals“, soll heißen: „echte Agenten“, aufeinander; // ZITAT 2: Dialog zwischen dem Agenten-Duo „Emma Peel“ Diana Rigg & „John Steed“ Patrick Macnee aus der Mit Schirm, Charme und Melone-Folge „Wo der Hund begraben liegt“ / OT: „The £50.000 Breakfast“ (1967; Drehbuch: Roger Marshall / Regie: Robert Day), wobei „Mrs. Peel“, und das darf im Grunde nicht unerwähnt bleiben, in der TV-Serie als „talentierte Amateurin“(!), als: „talented amateur“, gilt und „John Steed“ der „top professional“ ist; die beiden unterhalten sich über einen nach einem nicht ganz so „zufälligen“ Verkehrsunfall ohne Bewusstsein in einem Krankenbett liegenden „Diamanten-Schmuggler“, der „auffällig oft in die Schweiz“ gereist ist und eine ganze Reihe an „Diamanten“ im Verdauungstrakt hatte; nun, auch Hitchcock’s Geheimagent führt die „agents“ im Laufe der Story von London in die Schweiz; // ZITAT 3: Alfred Hitchcock hält in seinem Gespräch über „Secret Agent“ mit Regie-Kollegen François Truffaut vor allem den soeben angesprochenen Umstand, dass das Werk weitgehend „in Switzerland“ spielt, für „interesting“; // ZITAT 4: Voiceover von „Prospero“ Sir John Gielgud aus Peter Greenaway’s „berauschendem Bilderfest“ Prosperos Bücher aus dem Jahr 1991, das auf William Shakespeare’s „Der Sturm“ beruht und in dem Gielgud [1904 – 2000], der vor allem als einer der bedeutendsten englischen Bühnendarsteller galt, wohl in seiner spektakulärsten „Altersrolle“ zu sehen ist; Gielgud, welcher in Hitchcock’s Geheimagent die „leading role“ spielt, beschreibt mit den hier zitierten Worten tatsächlich „A Book of Mirrors“, ein Buch bestehend aus diversen Spiegeln, welches er gerade vor sich liegen hat und in dem er blättert)

 

 

 

Wer sind Sie? Was hat das alles zu bedeuten?

Das war traurig für Sie

Verzeihung, Sir. Darf ich Ihren Namen erfahren?

Ich bin `R`

`R`...und wie noch?

`R` wir Rhododendron. Hübsche Pflanze

Wie war Ihre Überfahrt?

Ausgezeichnet, danke. Und wie hab‘ ich dann erfahren, dass ich tot bin... [zeigt ihm eine „Newspaper“, die tatsächlich, mit Porträt-Foto, von seinem Ableben berichtet]“

Bedaure, ein schwerer Verlust für uns

&

Bond. Das mag für eine Waffe auf Beinen zu schwer zu verstehen sein. Aber: Arroganz und Selbsterkenntnis gehen nicht oft Hand in Hand

&

Hören Sie auf, diese Rolle zu spielen. Sagen Sie mir, wer Sie sind, wie Sie heißen und warum Sie die Rolle meiner Ehefrau spielen

Ich bin Elsa Carrington. Die übrigen Fragen können Sie sich selbst beantworten

Wollen Sie mir damit sagen, dass `R` Sie mir aufgehalst hat?

Das haben Sie hervorragend ausgedrückt

Wir arbeiten zusammen?

Ja, `R` hat mir mitgeteilt, dass ich hierherfahren und mich `mit meinem Mann` treffen soll. Hier hast du mich, mein Liebling. [verbeugt sich theatralisch vor ihm]“

 

(ZITATE 1: aus: Geheimagent: Dialog zwischen dem bekannten „Romancier“ und „`Soon-to-be-Secret-Agent` namens `Ashenden`“ „Captain Edgar Brodie“ John Gielgud und dem „Geheimdienst-Chef“ „R“ Charles Carson im Büro von „R“ in London, wobei sich Gielgud darüber erstaunt zeigt, dass er, laut Zeitungsbericht, angeblich unlängst an einer Influenza verstorben sei, während er, wir befinden uns zeitlich „during World War I“, „home on leave from the Western Front“ war; // ZITAT 2: ebenfalls aus einem Aufeinandertreffen von „Intelligence-Service-Chief“ & „Agent“: Worte von Geheimdienst-Chefin „M“ Judi Dench an den „British Assassin“ „James Bond 007Daniel Craig in Casino Royale (Regie: Martin Campbell) von 2006, die eine wenig schmeichelhafte „Persönlichkeitsanalyse“ des Agenten transportieren, der offenbar in ihre Wohnung eingebrochen ist und gerade etwas in ihrem Laptop gesucht hat, als sie diese betreten hat; // ZITATE 3: „Come to me now / And lay your hands over me / Even if it’s a lie [...]“ (Copyright: Sheryl Crow) – Dialog in einem Zimmer des „Hotel Excelsior“ zwischen dem „Agenten“ John Gielgud und der „Agentin“ Madeleine Carroll, die gerade, in ein großes Tuch/Handtuch gewickelt, „out of the bathroom“ gekommen ist; Carroll ist, wie aus dem Dialog hervorgeht, von „R“ Charles Carson dazu auserkoren worden, während der gemeinsamen Mission in der Schweiz Gielgud’s Ehefrau zu spielen, also: „Mrs. Ashenden“)

 

 

Die zweite Schwäche des Films ist [...]“ (HITCHCOCK zu TRUFFAUT) – nun, der „Meister der Suspense“ war im Nachhinein wenig gnädig mit seinem Film Geheimagent aus 1936, welcher unmittelbar auf sein „offizielles Meisterwerk“ Die 39 Stufen (1935) folgte, und erkannte darin zahlreiche „der Psyche des Unterhaltungsfilm-geneigten Publikums zuwiderlaufende“ Schwächen.

In Wahrheit jedoch reiht sich der Agentenfilm „Secret Agent“, der tatsächlich eher „rarely seen“ ist und in dem sich wiederum die wunderbare Madeleine Carroll tummelt, die hier von dem legendären Shakespeare-Darsteller John Gielgud sowie von dem nicht minder legendären Peter Lorre (1931: M – Eine Stadt sucht einen Mörder von Fritz Lang) flankiert wird, nicht nur nahtlos in jene Riege von in Großbritannien entstandenen Hitchcock-Movies ein, in denen es dem Regisseur gelang, seine mitunter recht düstere Sicht auf die Welt in Geschichten zu verpacken, die, oberflächlich betrachtet, nichts anderes wollten, als den Zuschauer „zu unterhalten“, sondern er kann getrost zu einer ungebrochenen Serie von „britischen Hitchcock-Meisterwerken“ gezählt werden, die eben mit den 39 Stufen beginnen und dann mit Eine Dame verschwindet (1938) enden, wobei den „Mittelteil“ dieser Serie eben Geheimagent, Sabotage (1936) sowie Jung und unschuldig (1937) bilden.

Secret Agent“ basiert grundsätzlich auf zwei Short-Stories („The Traitor“ & „The Hairless Mexican“) des britischen Erzählers & Dramatikers W. Somerset Maugham (1874 – 1965) rund um den Geheimagenten „Edgar Brodie alias `Ashenden`“ sowie einem Theaterstück von Campbell Dixon, aus dem man sich, sozusagen, die darin integrierte „Love-Story“ „geborgt“ hat.

Herausgekommen bei dieser „mixture“ aus zwei „Ashenden“-Kurzgeschichten sowie einem „stage play“ ist eben, rein inhaltlich gesehen, ein Beitrag zu jenem Teil des Hitchcock’schen Œuvres, der sich mit der „decadence and perversity“ des Spionage-Geschäfts auseinandersetzt.

 

 

Der Inhalt von Geheimagent:

[„Secret Agents“: Teil 1: „M JUDI DENCH (richtet sich einen Drink, dreht sich um und sieht Bond im Dunkeln ihrer Wohnung stehen): „Wo zum Teufel waren Sie?“ / „JAMES BOND 007 DANIEL CRAIG: „Ich hab‘ den Tod genossen. 007 meldet sich zum Dienst“ / „M“ (schaltet das Licht ein, was auch Bond umgehend „deutlicher sichtbar“ macht, der vor einem Fenster steht): „Wieso haben Sie nicht angerufen?“ / JAMES BOND 007: „Haben Sie meine Postkarte nicht gekriegt? Ja, sollten Sie auch mal versuchen. Einfach abschalten. Verändert die Perspektive“ (aus: Skyfall; Dialog zwischen dem totgeglaubten „007“ Daniel Craig & seiner Chefin „M“ Judi Dench in deren Londoner Wohnung; Bond wurde von „M“ für tot erklärt, nachdem er auf ihren Befehl hin in der Nähe von Istanbul von einem fahrenden Zug „geschossen“ wurde, auf dem er sich mit einem Söldner namens „Patrice“ einen Kampf um einen gestohlenen Datenträger mit den Namen von Undercover-Agenten in Terrornetzwerken geliefert hat; „M“ selbst wird mittlerweile mit einer „alten Sünde“ ihrerseits in der Gestalt des einst von ihr „bei den Chinesen“ zurückgelassenen ehemaligen MI6-Agenten „Raoul Silva“ Javier Bardem konfrontiert und mit der Tatsache, dass in diesem Zusammenhang ein Bombenanschlag auf das MI6-Hauptgebäude verübt wurde, was im Grunde auch jener Umstand ist, der „007“ zur Rückkehr „aus dem Reich der Toten“ bewegt hat)] – die Handlung von Geheimagent setzt an einem „May 10th 1916“, also: „in the middle of WWI“, ein und man wird umgehend Zeuge einer Aufbahrung, bei der sich „honorig“ wirkende Männer, einige davon in Uniform, um einen Sarg herum scharen, um sich von dem „Dead Man“ zu verabschieden.

„Guten Tag“...ein älterer Mann im Anzug spricht einen Mann an, der zwei Abzeichen an der Brust trägt sowie nur mehr einen Arm besitzt und unmittelbar vor der Ausgangstür steht [OLDER MAN: „[...] Dass ein Soldat im Bett stirbt, ist jetzt eine Seltenheit“ / ONE ARMED MAN: „Das Glück haben leider nicht allzu viele. [...]“].

Der „One Armed Man“ erzählt dem „Older Man“, dass der Soldat „unvermutet“ von einem Fieber dahingerafft wurde, als er auf Fronturlaub gewesen sei [Reaktion des OLDER MAN: „Etwas unterscheidet uns. Brodie’s Name wird nicht vergessen. Der Nachruhm eines Schriftstellers hält länger als der eines Soldaten“].

„By the way, when is the funeral?“...nachdem klar ist, dass die Beerdigung des Soldaten & Romanciers „morgen, in aller Stille und auf dem Lande“ stattfindet, verlässt der „Older Man“ den Raum und allmählich tun es ihm auch die anderen „Abschied-Nehmer“ gleich, wobei am Ende drei Frauen, offenbar Angestellte des Verstorbenen, diesem „laying out“-Raum den Rücken kehren. „The three women“ bekommen von dem „Einarmigen“ allerdings noch ein paar „tröstende Worte“ mit auf den Weg geschickt [ONE ARMED MAN: „[...] Ihr werdet schon wieder eine Stellung finden, beim Roten Kreuz oder sonst wo“].

Als alle weg sind, wird der Raum verschlossen und der „One Armed Man“ zündet sich eine Zigarette an. Dann nimmt er das Tuch von dem Sarg und umfasst diesen mit seinem „one arm“, um den „coffin“ wegzutragen, wobei der Deckel des Sarges sich löst, und man sieht...dieser „coffin“ ist in Wahrheit leer!

Da die ganze Aktion „mit nur einem Arm“ schwierig ist, lässt der Mann den Sarg „genervt“ fallen, nimmt die Zigarette aus dem Mund und betrachtet schließlich ein Bild des „verstorbenen“ Captain Brodie, ein an der Wand hängendes Porträt, auf dem der „soldier & writer“ in seiner Militäruniform zu bewundern ist.

 

 

[To be continued...]

 

 

 

(ENDE von TEIL 1.1; Fassung vom 26.07.2025)