BONUS-Essay zu EIN QUANTUM BOND 1: James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät (Teil 3[von 4])

 

MIA WALLACE (off)

Have you ever fantasized about being beaten up by a girl? 

 

[…]

  

VINCENT VEGA

Emma Peel on „The Avengers“. […]

 

 

(Diana Rigg’s berühmteste Rolle geistert durch Tarantino’sche Pop-Kultur-Bezüge - Ausschnitt aus dem Drehbuch von Quentin Tarantino’s 94-er-Meilenstein Pulp Fiction; „Vincent Vega“ John Travolta äußert gegenüber „Mia Wallace“ Uma Thurman, und das im Rahmen der Kennenlernszene in „Marsellus Wallace’s House“, seine Vorliebe für die einst von dem Im Geheimdienst Ihrer Majestät-Bond-Girl Diana Rigg gespielte Mit Schirm, Charme und Melone-Ikone „Emma Peel“; Anmerkung: Der Dialog ist nur in der englischsprachigen „full length“-Drehbuch-Version von Pulp Fiction, erstmals erschienen 1999 bei Faber and Faber, enthalten und nachzulesen – im fertigen Film kommt der Diana Rigg-Bezug nicht vor, weil Tarantino mit Travolta & Thurman dann eine völlig andere Szene mit völlig anderen Dialogen entwickelt hat)

 

 

 

TRACY DI VICENZO

Kommen Sie immer bewaffnet zu einem Rendezvous?

 

 

JAMES BOND

Gelegentlich. Ich bin etwas Unfall-anfällig.

 

 

(aus: Im Geheimdienst Ihrer Majestät; Dialog zwischen „Tracy“ Diana Rigg und „007“ George Lazenby in Bond’s Hotelzimmer in Portugal – Tracy bedroht 007 dabei mit seiner eigenen Dienstwaffe; im Original lautet Rigg’s Frage „Do you always arm yourself for a rendezvous?“ und Lazenby’s Antwort „Occasionally. I seem to be accident prone.“)

 

 

 

In Im Geheimdienst Ihrer Majestät sagt „007“ George Lazenby zu „Teresa Tracy di Vicenzo“ Diana Rigg, und das ebenfalls in einer der Szenen, die in dem Hotel in Portugal spielen, „Sie sind eine außergewöhnliche Frau“ (im Original: „You’re the most extraordinary girl“).

Nun, eine noch viel „außergewöhnlichere (Film-)Frau“ als die „vulnerable countess“ (Anmerkung: Der Adelstitel stammt, so wie der Tracy-Vater „Marc Ange Draco“, gespielt von Gabriele Ferzetti, „James Bond“ George Lazenby beim ersten Gespräch zwischen den beiden mitteilt, aus einer ehelichen Verbindung Tracys mit einem italienischen Grafen, der dann, samt „Mätresse“, in seinem Maserati tödlich verunglückt ist) „Tracy di Vicenzo“, das Haupt-Bond-Girl des 69er-Films, war sicherlich einst die von Rigg gespielte „Emma Peel“, jene Martial Arts-erprobte Agentin (von einigen Fans auch „Karate Emma“ genannt), die Mitte der 60er-Jahre, an der Seite von „John Steed“ Patrick Macnee, 51 Folgen lang in der britischen „espionage seriesThe Avengers, im deutschsprachigen Raum natürlich besser bekannt als „Mit Schirm, Charme und Melone“, TV-Geschichte geschrieben hat.

Vor Rigg, welche in den „60s“ unter ihrem hartnäckigen „Emma Peel-Image“ dann irgendwann in etwa gleich begonnen hat zu leiden wie Connery unter seinem „James Bond-Image“, hatte ja bereits Honor Blackman den Weg gleichsam weg von Macnee, aus der Avengers-Serie hinaus und in einen Bond-Film angetreten - und war als „Pussy Galore“ Teil des „Goldfinger-phenomenon“ geworden (Anmerkung: Der Mit Schirm, Charme und Melone-Hauptdarsteller Macnee war 1985 dann an der Seite von Roger Moore in Im Angesicht des Todes als MI6-Agent „Sir Godfrey Tibbett“ zu sehen; das ehemalige Model Joanna Lumley, das in Im Geheimdienst Ihrer Majestät eine von Blofeld’s „Angels of Death“, nur bezeichnet als „an English girl“, spielt, war 1976-77 dann als John Steed-Mitstreiterin „Purdey“ in der 26 Folgen umfassenden Neuauflage von Mit Schirm, Charme und Melone zu sehen, im Original betitelt mit „The New Avengers“).

Angeblich hat Diana Rigg die Rolle in Im Geheimdienst Ihrer Majestät angenommen, weil sie damals gern Teil eines „epic films“ sein wollte. Da die spätere „Mrs. Bond“ in Fleming’s Roman eigentlich als „a blonde“ beschrieben wurde, versuchten die Produzenten zunächst aber auch die beiden französischen Film-Diven Catherine Deneuve und Brigitte Bardot für den Bond-Girl-Part zu gewinnen, doch Deneuve lehnte grundsätzlich ab und Brigitte Bardot war als Darstellerin damals gerade an den bereits erwähnten „Connery-Western“ Shalako gebunden.

Rigg’s „Tracy di Vicenzo/Tracy Bond“ ist nicht nur „the only Bond girl to get a ring on his finger“, sondern gehört, mit ihrer Mischung aus Verletzlichkeit und „courage“, zweifellos zu den „most intriguing“, also: faszinierendsten, Bond-Girls überhaupt, das zusammen mit Lazenby, am Ende von Im Geheimdienst Ihrer Majestät, noch dazu den vielleicht einzig wahren „tear-jerking[rührselig, auf die Tränendrüse drückend] cinematic moment“ der gesamten Film-Serie abliefert.

Für Diana Rigg (Jahrgang 1938) stellte Im Geheimdienst Ihrer Majestät den mit Abstand bedeutendsten Kino-Auftritt dar, denn Rigg’s Filmographie bietet, unterm Strich, nur wenige Highlights.

In Arthur Hiller’s satirischer Ein Chefarzt in der Krise-Komödie Hospital (1971; The Hospital) fiel eine kühne Nackt-Szene, in der „Barbara Drummond“ Diana Rigg den Chefarzt „Dr. Bock“ George C. Scott, durch diverse „verbale Erniedrigungen“, von seiner vermeintlichen Impotenz kurieren sollte, leider der Schere zum Opfer und wurde somit zu einer „jugendfreien“ und völlig harmlosen Szene umgeschnitten.

Ein erwähnenswerter Rigg-Kino-Film ist auf jeden Fall noch die britische Horrorfilm-Satire Theater des Grauens (1973; Theatre of Blood; Regie: Douglas Hickox), in der Rigg „Edwina Lionheart“ verkörpert, die Tochter der Hauptfigur „Edward Lionheart“, die von Horror- & B-Film-Legende Vincent Price (Anmerkung: Price ist auch dadurch eigentlich so gut wie jedem irgendwie bekannt, weil er 1982 das berühmte „diabolische Lachen“ zu dem Michael Jackson-Song „Thriller“ beigesteuert hat) dargestellt wird. Theater des Grauens gilt heutzutage völlig zurecht als wahrer „Kultfilm“, denn Price und Rigg als Shakespeare-Darsteller und „Theater-Kritiker-ermordendes“ Vater- & Tochter-Gespann sind allemal sehenswert! 

Rigg ist sogar noch einmal, wenn man so will, mit „James Bond“ in Berührung gekommen, denn 1994 war sie dann an der Seite von Sean Connery in der Komödie A Good Man in Africa (Regie: Bruce Beresford) zu sehen, ein Werk, das ein wenig auch als „Satire auf die britische Kolonialzeit“ angelegt ist, aber stets mit vernichtenden Kritiken zu kämpfen hatte, mir ganz persönlich jedoch besser gefällt als so manch anderes „Connery-Alterswerk“.

Als erfolgreiche „Diana Rigg-Altersrolle“ hingegen muss man unbedingt ihren „18 episodes“ umfassenden Gast-Auftritt als „The Queen of Thorns Lady Olenna Tyrell“ in der britischen Erfolgsserie Game of Thrones (2011-2019) bezeichnen. 

Das Neben-Bond-Girl „Ruby Bartlett“, eine der „Angels of Death“, mit dem „007/Sir Hilary Bray“ George Lazenby in Blofeld’s Allergie-Klinik im Bett landet, wird von der Britin Angela Scoular gespielt. Scoular nimmt insofern eine absolute Sonderstellung im Bond-Universum ein, indem sie eine der wenigen Personen ist, die in zwei James Bond-Filmen zugegen war, die jedoch von unterschiedlichen Produktionsfirmen hergestellt wurden, denn außer in Eon’s Im Geheimdienst Ihrer Majestät war sie zwei Jahre zuvor, 1967, auch in der von Charles K. Feldman produzierten 007-Parodie Casino Royale (1967; Regie: Val Guest, John Huston et al.) in der Rolle der „Buttercup“ („Butterblümchen“) zu sehen.

Ein Filmographie-Highlight Scoulars stellt sicherlich auch noch ihr Auftritt als „nerviges Society Girl“ in Charlie Chaplin’s einzigem Farbfilm Die Gräfin von Hongkong (1967; A Countess from Hong Kong) dar. Das Werk war auch Chaplin’s letzte Regiearbeit und bot Marlon Brando und Sophia Loren in den Hauptrollen auf.

 

 

(ENDE von TEIL 3[von 4]; NEU ÜBERARBEITETE FASSUNG; Ur-Fassung: 04.01.2020)