FRANZ SANCHEZ
No te preocupes. Wir machen alle mal Fehler.
(aus: Lizenz zum Töten; reichlich sarkastische Aussage von „Franz Sanchez“ Robert Davi und gerichtet an „Lupe Lamora“ Talisa Soto, deren Liebhaber Sanchez gerade von seinen Handlangern, angeführt von „Dario“ Benicio del Toro, umbringen lässt – die Szene spielt in Florida und findet während der Vortitel-Sequenz von Lizenz zum Töten statt; im Original sagt Robert Davi: „No te preocupes. We all make mistakes“; no te preocupes heißt so viel wie „Mach dir keine Sorgen“ auf Spanisch)
FRANZ SANCHEZ
Loyalität bedeutet mir wesentlich mehr als Geld.
(aus: Lizenz zum Töten; „Loyalty is more important to me than money“ - „Franz Sanchez“ Robert Davi zu „Milton Krest“ Anthony Zerbe in Krest’s „Marine Research“-Einrichtung, in der sich Sanchez nach der Flucht aus dem Gefangenentransporter aufhält)
DARIO
Keine Aufregung. Sie verbringt ihre Hochzeitsnacht mit dem Tod.
(aus: Lizenz zum Töten; „Dario“ Benicio del Torro zu „Felix Leiter“ David Hedison, nachdem Leiter ihn und Sanchez entsetzt gefragt hat, was mit seiner Frau passiert ist – wenig später wird Leiter hinunter in das Becken mit dem Haifisch gelassen; im Original lautet die Dialogzeile von Benicio del Toro jedoch anders und enthält sogar eine Anspielung auf die Vergewaltigung von Della Leiter: „Don’t worry, we gave her a nice honeymoooon.“)
So ziemlich der beste „James Bond main villain“ der gesamten 80er-Jahre, der noch dazu, vor dem Auftauchen von „Blofeld“ Christoph Waltz 2015 in Spectre (Regie: Sam Mendes), jahrelang mein persönlicher Lieblings-Bond-Bösewicht war, ist der von Robert Davi gespielte skrupellos-sadistische lateinamerikanische „drug lord“ „Franz Sanchez“.
Robert Davi gilt als „suggestion“ der Broccoli-Tochter Tina Broccoli sowie von Richard Maibaum, der Davi’s Leistung in dem TV-Film Terrorist on Trial: The United States vs. Salim Ajami (1988; Regie: Jeff Bleckner) bewundert hatte, in dem der überzeugte „method actor“ Davi den im Titel genannten „Arab terrorist“ verkörperte, welcher Anlass zu einem intensiven Schlagabtausch zweier brillanter Strafverteidiger (gespielt von Sam Waterston und Ron Leibman) vor einem US-Gericht gibt.
Der von dem New Yorker Davi (weitere Filmographie-Highlights: 1986: Der City Hai mit Arnold Schwarzenegger; 1988: Stirb langsam mit Bruce Willis), dieser war übrigens auch als Opernsänger aktiv, bevorzugte Method Acting-Ansatz kam auch in Lizenz zum Töten zu tragen, denn der Schauspieler setzte sich im Vorfeld nicht nur intensiv mit „Columbian drug cartels“ auseinander, sondern eignete sich, darüber hinausgehend, zusätzlich einen kolumbianischen Akzent für die Rolle an. Laut Eigenaussage hat Davi -der durch seine Pockennarben, wie weiter oben schon erwähnt, tatsächlich für so eine Art Das „Ananas-Gesicht“ Noriega ist wieder da-Effekt in „Licence to Kill“ steht (Anmerkung: „Pineapple-Face“ war tatsächlich der Spitzname für den ehemaligen Panama-Machthaber Manuel Noriega)- die „Franz Sanchez“-Figur, die bis heute zweifellos zu den realistischsten Bond-Gegenspielern überhaupt gehört, als „Spiegelbild“ von 007 kreiert. Als Inspiration für das besagte „mirror image of 007“ diente Davi angeblich aber auch der „character“ des „Le Chiffre“ aus Fleming’s Casino Royale-Roman von 1953, welchen der Mime im Rahmen seiner Vorbereitung auf die „main villain“-Rolle gelesen hatte.
Der damalige „up-and-coming actor“ Benicio del Toro spielt den psychopathischen Sanchez-Handlanger „Dario“, der, unterm Strich, eine nicht minder glaubwürdige Figur ist als sein Chef Franz Sanchez.
Der Puerto-Ricaner del Toro, der seit seinem Nebenrollen-Oscar für den Part des jungen mexikanischen Polizisten „Javier Rodriguez“ in Steven Soderbergh’s mitreißendem „War on Drugs“-Film Traffic – Die Macht des Kartells (2000; Traffic; Hauptrolle: Michael Douglas) zur Schauspielelite Hollywoods gehört, verleiht der „Dario“-Figur, dank seines Könnens, eine „gespenstische Präsenz“ - und die wenigen Dialogzeilen, die man von „Dario“ und somit von del Toro in Lizenz zum Töten zu hören bekommt, wie etwa den an Felix Leiter gerichteten Satz „Don’t worry, we gave her a nice honeymoooon“, der sich auf Leiter’s Frau Della bezieht, können fast mehr „horror“ entfachen als sämtliche Dialogzeilen der über die Jahre angesammelten „James Bond main villains“ zusammengenommen.
Benicio del Toro (Jahrgang 1967) war im Laufe seiner Karriere in zahlreichen filmischen Meisterwerken zu sehen, so etwa, um exemplarisch neben Traffic – Die Macht des Kartells nur zwei weitere zu nennen, in Bryan Singer’s „well constructed“ „neo-noir mystery film“ Die üblichen Verdächtigen (1995; The Usual Suspects; Co-Stars: Kevin Spacey & Chazz Palminteri), der, ähnlich wie The Sixth Sense (Regie: M. Night Shyamalan) von 1999, ein Meisterwerk des „unzuverlässigen Erzählens“ ist, oder in Terry Gilliam’s umstrittener Literaturverfilmung und „psychedelic black comedy“ Fear and Loathing in Las Vegas (1998; literarische Vorlage: Hunter S. Thomson; Co-Star: Johnny Depp).
Lizenz zum Töten ist letztendlich zu einem Bond-Film mit außergewöhnlich vielen Neben-Bösewichten geraten. Zwei davon, die Sanchez-„Associates“ „Milton Krest“ und „Colonel Heller“, gespielt von Anthony Zerbe (Filmographie-Highlights: 2003: Matrix Reloaded & Matrix Revolutions) und Don Stroud (spielte zum Beispiel 2012 „Sheriff Bill Sharp“ in Tarantino’s Django Unchained), werden von Bond praktisch durch den bereits erwähnten und von Yojimbo – Der Leibwächter beziehungsweise Für eine Handvoll Dollar beeinflussten „sabotage“-Aspekt zu Fall gebracht.
„Milton Krest“ wird bekanntlich von Sanchez, da Bond zuvor das von ihm selbst gestohlene Drogengeld dort platziert, als vermeintlicher „Verräter“ in die Dekompressionskammer der „Wavekrest“ gesteckt und sozusagen „zum Explodieren“ gebracht, während der „Isthmian Military colonel and Sanchez’s head of security“ Heller von seinem Boss gegen Ende im „Olimpatec Meditation Institute“ gekillt wird, weil er -wiederum nach einem Hinweis von Bond- herausfindet, dass Heller von der CIA praktisch das Angebot der „Immunität“ erhalten hat (Anmerkung: Die besagte Immunität, die Heller in einem -noch von Felix Leiter persönlich an Pam Bouvier in Florida übergebenen- Brief angeboten wird, den Bouvier dann in Isthmus an Heller weiterleitet, gilt nur unter der Voraussetzung, dass er die beiden Stinger-Raketen retourniert, die Sanchez den „Contras“ in Nicaragua gestohlen hat, um den US-Behörden zu drohen damit ein amerikanisches Flugzeug abzuschießen, sollte die DEA ihren „Feldzug“ gegen ihn nicht beenden; Contras: US-finanzierte und antikommunistisch ausgerichtete „right-wing rebel groups“ im Nicaragua der 80er-Jahre).
So eine Art Neben-Neben-Bösewicht in Lizenz zum Töten gibt noch der korrupte DEA-Agent „Ed Killifer“ ab, der Sanchez, gegen Bezahlung, in Florida zur Flucht verhilft und schließlich von „James Bond“ Timothy Dalton, in einer wahrlich denkwürdigen Szene, samt Bestechungsgeld-Koffer hinunter in das Haifischbecken befördert wird, das sich in Milton Krest’s „Marine Research“-Einrichtung befindet.
Gespielt wird „Ed Killifer“ von Everett McGill, der, wie bereits in der Zusammenfassung des Inhalts von Lizenz zum Töten erwähnt, vor allem durch seine Auftritte in Werken des US-Regiekünstlers David Lynch bekannt wurde – McGill hatte sowohl Rollen in den Lynch-Kinofilmen Dune – Der Wüstenplanet (1984; Dune) und The Straight Story – Eine wahre Geschichte (1999; The Straight Story) als auch in Lynch‘s mittlerweile aus drei Staffeln (1990-1991; 2017: Twin Peaks: A Limited Event Series) bestehendem TV-Meilenstein Twin Peaks, in dem McGill als Tankstellenbesitzer „Ed Hurley“ zu sehen war.
(ENDE von TEIL 4[von 5]; Fassung vom 16.02.2020)